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Die kämpferische junge Biene

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14.10.2001
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Die kämpferische junge Biene

Die kämpferische junge Biene

Eine Biene kam eines Tages in ihrer engen Wachszelle zur Welt. Schon bald musste sie anfangen zu arbeiten. Sie baute Waben und kümmerte sich um ihre noch ungeborenen Schwestern. Aber vieles von dem, was im Bienenstock vor sich ging, verstand sie noch nicht.
„Warum bekommen einige Larven besseres Futter als andere?“, fragte sie zum Beispiel.
„Das sind die zukünftigen Königinnen“, erklärten die anderen Arbeiterinnen. „Jede von ihnen wird eines Tages ihr eigenes Volk haben, so wie unsere Königin.“
Die Königin? War das etwa diese große Biene mit dem auffälligen Hinterleib, die den lieben langen Tag nichts tat und sich von allen Seiten bedienen ließ?
„Wofür brauchen wir eine Königin?“ wollte die junge Biene wissen.
„Jedes Volk braucht eine Königin.“
„Aber wozu? Sie baut keine Waben, sie sammelt keinen Nektar, sie bringt keine Pollen in den Stock. Stattdessen wird sie den lieben langen Tag gefüttert!
„Sie muss kräftig sein.“
„Wieso?“
„Sie muss täglich Hunderte von Eiern legen.“
„Warum brauchen wir diese Eier?“
„Damit wir nicht aussterben.“
Aber die junge Biene konnte die Königin trotzdem nicht leiden.
Und dann waren da noch diese kleinen, plumpen Bienen, die noch nicht einmal einen Stachel besaßen und auch nicht arbeiteten.
„Was nützen die uns eigentlich?“, fragte die junge Biene verächtlich.
„Das sind nur Drohnen. Ein paar von ihnen haben die Königin auf ihrem Hochzeitsflug begleitet. Aber nun brauchen wir sie nicht mehr.
„Und warum sind sie dann noch hier?“
„hab noch ein wenig Geduld. Wir werden sie nicht mehr lange in unserem Bienenstock dulden.“
Tatsächlich stürzten sich bald darauf Tausende von Arbeiterinnen auf diese nutzlosen Esser und trieben sie in einer grausamen Drohnenschlacht hinaus in den sicheren Tod.
Die junge Biene war zufrieden. Inzwischen war sie schon drei Wochen alt und sollte nun auch das Leben außerhalb des Bienenstocks kennen lernen. Sie liebte es zu fliegen, zu suchen, zu sammeln und zu tanzen. Fast tat ihr die Königin Leid, weil sie den ganzen Tag nur faul herumliegen musste. Mit Freude sah sie auch, wie sich die Waben im Bienenstock reich mit Honig füllten.
Eines Tages kam jedoch ein Mann, dessen Gesicht ganz mit einem Schleier verhüllt war, und nahm ihnen ihre süße Speise einfach fort.
„Warum tut er das?“, schrie sie außer sich vor Zorn.
„Weil Menschen auch gern Honig essen.“
„Wieso darf er das?“
„Weil er der Imker ist.“
„Weshalb lassen wir uns das gefallen?“
„Weil er für uns sorgt. Wenn es kalt wird, findet er immer ein warmes Plätzchen für uns. Und in Notzeiten gibt er uns zu essen. Solange er da ist, geht es uns gut.“
„Lasst uns lieber fortfliegen!“, schlug die junge Biene vor. „Wir kommen auch allein zurecht.“
„Aber wir brauchen ihn doch“, warf eine ältere Biene ängstlich ein. „Wo könnten wir leben?“, fragte eine andere voller Zweifel.
„In einem Baumstumpf oder in einer Felsnische wie unsere wilden Schwestern!“ Die junge Biene war begeistert. „Niemand würde uns dort unseren Honig stehlen.“
Aber die anderen Bienen fürchteten sich zu sehr davor, ins Ungewisse zu fliegen.
„Ihr seid dumm“, sagte die junge Biene. „Ich würde lieber hungern und frieren, ich wäre sogar bereit zu sterben, wenn ich dafür frei sein könnte!“
„Du weißt nicht, wie sich Kälte oder Hunger anfühlen, und du kennst den Tod noch nicht“, sagten die älteren Bienen.
„Dann lasst uns doch gegen den Imker kämpfen! Wir könnten ihn vertreiben, so wie wir auch die Drohnen vertrieben haben.“
„Wir wissen nicht genug über ihn!“, warnten die anderen Bienen. „Bisher haben wir noch nicht einmal sein Gesicht gesehen. Vielleicht ist er gefährlich.“
„Aber wir haben Waffen, und er nicht!“
„Auch das wissen wir nicht genau. Bisher hat noch niemand versucht, gegen ihn zu kämpfen.“
„Zusammen würden wir es schaffen!“, rief die junge Biene zuversichtlich. „Gemeinsam sind wir stark. Habt ihr schon vergessen, wie wir neulich die Hornisse getötet haben, die in unseren Stock eingedrungen war?“
So redete die junge Biene Tag für Tag, und schließlich gelang es ihr, viele der Arbeiterinnen auf ihre Seite zu ziehen. Jeden Abend versammelten sie sich, um Pläne zu schmieden. Sogar die Königin hörte aufmerksam zu. Immer lauter, immer böser summte es im Bienenstock, immer verzehrender wurde der Hass auf den gemeinsamen Feind.
Aber auch im Bienenstock nahm der Unfriede zu, denn es gab viele Arbeiterinnen, die dem Imker die Treue halten wollten. Schnell wurde das Zusammenleben beider Gruppen unerträglich.
Und dann, an einem sonnigen Morgen, war es so weit. Ein großer Schwarm rebellischer Arbeiterinnen verließ den Bienenstock, um ihren Feind zu vernichten. In ihrer Mitte befand sich auch die alte Königin. In einer unruhig summenden Traube hingen die Bienen an einem Baum und lauerten auf den Imker.
Es dauerte auch gar nicht lange, bis er erschien. Wie immer war er von Kopf bis Fuß verhüllt und trug ein Holzgestell vor sich her. Dieses hängte er an einem Baum auf.
„Er hat eine schöne, neue Wohnung für uns!“, rief die Bienenkönigin erfreut. „Folgt mir nach!“ Damit flog sie eilig auf das Holzgestell zu.
Erst zögernd und dann immer schneller löste sich eine Biene nach der anderen aus der Traube. Dicht gedrängt flogen sie auf ihre neue Behausung zu. Schon bald machten sich alle emsig darin zu schaffen. Niemand beachtete noch Imker, der sich mit behutsamen Schritten zurückzog.
Nur die junge Biene ließ ihn nicht aus den Augen. Unbemerkt folgte sie ihm in sein Haus. Als er den Hut mit dem Schleier abnahm, stürzte sie sich böse summend auf sein Gesicht. Als er mit der Hand nach ihr schlug, stach sie zu. Doch sie konnte ihren Stachel nicht mehr aus seiner Haut herausziehen. Der Schmerz in ihrem Hinterleib zerriss sie. Tot fiel sie zu Boden.
Der Imker dachte noch einige Zeit an die junge Biene, auch dann noch, als er den Schmerz ihres Stiches nicht mehr spürte.

 

Hallo Jakobe!
Den Freiheitsdrang einer jungen Biene zu beschreiben ist sicher eine schöne Idee. So wie Du das umgesetzt hast, ist es m.E. nicht gut gelungen. Zwei Drittel Deiner Geschichte besteht aus wörtlicher Rede. Es werden Fragen gestellt und Antworten gegeben – jedoch keinerlei Erklärungen. Zum Verständnis muss man einiges über Bienenvölker wissen. Kindern ist es m.E. nicht möglich hieraus den Sinn der Geschichte zu erkennen. Zudem konfrontierst Du kleine Leser damit, dass brutales Töten Normalität ist – Drohnen haben ihre Pflicht getan, sind dann überflüssig, also weg damit.
Auch der (tödliche) Schluss der Geschichte ist so sicher nicht kindergerecht. Auch wenn ein Happy End nicht unbedingt ist, ein wenig Hoffnung sollte doch sein, meine ich.
Konkrete Vorschläge kann ich Dir nicht machen, da es für mich hier nicht an Einzelheiten hapert, sondern am Aufbau an sich.

Lieben Gruß aus Hamburg

Jadro

 

Lieber Jadro,
danke für deine Rückmeldung.
Ich glaube auch nicht, dass sich die Geschichte für Kinder eignet. Eigentlich handelt es sich um eine Fabel, und ich hatte gedacht, dass der Text möglicherweise Jugendliche ansprechen könnte. (Da bin ich mir aber auch nicht sicher.) Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn ich die Geschichte unter "Sonstige" eingestellt hätte.
Viele Grüße!
Jakobe

 

Hallo Jakobe,
Deine Geschichte in eine andere Rubrik zu verschieben ist eine Möglichkeit, andererseits kann ich mir dieses Thema aber auch gut hier vorstellen – wäre nur mit einigem Umbau verbunden.
Eine konkrete Anmerkung habe ich inzwischen doch. Der Schluss der Geschichte kommt sehr plötzlich, ist sehr kurz in sich. Es erweckt den Eindruck, als sollte die Geschichte nun auf Biegen oder Brechen zu Ende geführt sein.

Lieben Gruß

Jadro

 

Lieber Jadro,
wie, meinst du, könnte ich die Geschichte umbauen? Wenn ich sie für kleinere Kinder umschriebe, müsste ich noch mehr Informationen über Bienen geben. Aber ich weiß nicht, ob Kinder die Aussage (Es gibt viele verschiedene Arten von Gewalt) schon verstehen können.
Die wörtliche Rede stört mich nicht so, weil ich finde, dadurch wird eine Geschichte lebendiger.
Das Ende habe ich so knapp formuliert, weil ich hoffte, es würde dadurch eindrucksvoller. Ich wollte so eine Art Schockwirkung erzielen.
Ich werde die Geschichte etwas ruhen lassen und dann noch mal überarbeiten. Wenn du Ideen hast, freue ich mich, wenn du sie mir schreibst.
Vielen Dank und viele Grüße!
Jakobe

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jakobe!
Nein, für Kinder halte ich diese Geschichte kein bisschen. Nicht mal für die älteren. Sie ist mMn ziemlich blutrünstig, es geht sehr viel um Gewalt und Tod.
Kein sehr schönes Thema für eine Kindergeschichte.

War das etwa diese große Biene mit dem auffälligen Hinterleib, die den lieben langen Tag nichts tat und sich von allen Seiten bedienen ließ?
...
Stattdessen wird sie den lieben langen Tag gefüttert!
Liegt nicht soo dicht aneinander, aber diese Formulierung liest man ja nicht unbedingt jeden tag. Und zumindest mir ist es das zweite Mal sehr aufgefallen und ich habe etwas gestutzt.

"Das sind nur Drohnen. Ein paar von ihnen haben die Königin auf ihrem Hochzeitsflug begleitet. Aber nun brauchen wir sie nicht mehr."
"Und warum sind sie dann noch hier?"
"Hab noch ein wenig Geduld. Wir werden sie nicht mehr lange in unserem Bienenstock dulden."
Tatsächlich stürzten sich bald darauf Tausende von Arbeiterinnen auf diese nutzlosen Esser und trieben sie in einer grausamen Drohnenschlacht hinaus in den sicheren Tod.
Die junge Biene war zufrieden.
Das "nur" im ersten Satz verleiht dem Satz einen abfälligen, abwertenden Ton. Ich denke, das war deine Absicht, und eigentlich wäre dagegen ja auch nichts zu sagen. Wäre die junge Biene nicht auch der Meinung, dass diese Drohnen wertlos sind.
Der Satz, der mit "Tatsächlich" beginnt, ist Grausamkeit pur. Meiner Meinung nach. Und der letzte Satz (dass die Biene zufrieden war) macht die Biene alles andre als sympathisch. Für mich ist die Biene grausam, geizig und ziemlich abgebrüht.
Und das sollte der Held/die Heldin einer Kindergeschichte wirklich nicht sein ... oder?

"Aber wir brauchen ihn doch", warf eine ältere Biene ängstlich ein. "Wo könnten wir leben?", fragte eine andere voller Zweifel.
Zwischen den beiden wörtlichen Reden besser einen Absatz machen. Ich ging bei der zweiten wörtlichen Rede davon aus, dass immer noch der erste Sprecher redet.

"Niemand würde uns dort unseren Honig stehlen."
"uns" und "unseren" sind doch sehr ähnlich und es liest sich so dicht hintereinander nicht sehr schön.

"Ich würde lieber hungern und frieren, ich wäre sogar bereit zu sterben, wenn ich dafür frei sein könnte!"
Ein wenig sinn-los, mMn. Denn: wenn die Biene stirbt, damit sie frei sein kann, dann hat sie doch nix mehr davon ... oder?
Vielleicht wäre sie bereit, alles zu tun, um frei zu sein. Aber sterben macht für mich einfach keinen Sinn.

Wir könnten ihn vertreiben, so wie wir auch die Drohnen vertrieben haben."
Wiederholung. Man könnte auch nehmen: verjagen, verscheuchen, vergraulen.

Habt ihr schon vergessen, wie wir neulich die Hornisse getötet haben, die in unseren Stock eingedrungen war?"
Wieder ziemlich blutrünstig...
Das Ende ... der "Held" stirbt. Die Biene ist mir nicht sympathisch, deswegen berührt es mich auch nicht wirklich, dass sie stirbt.

Wie Jadro schon sagte: Entweder verschieben oder komplett umschreiben.
Nehmen wir an, du schreibst die Geschichte um: Mach sie bitte nicht so grausam, die Welt ist doch schon grausam genug, oder? Zumindest das ganze mit dem Tod solltest du streichen.
Der Held/die Heldin sollte ein wirkliche(r) Held/Heldin sein, und das sollte in einer Kindergeschichte einfach kein Wesen sein, das anderen den Tod wünscht.
Die Sache, dass die Drohnen vertrieben und in den Tod geschickt werden sollen, kannst du ja stehen lassen, aber dann lass bitte die Biene dagegen angehen. Lass sie sich dafür einsetzen, dass die Drohnen nicht sterben müssen.
Auch die Verschwörung, den Imker anzugreifen und ihm nicht den Honig zu überlassen, kannst du ja gerne stehen lassen. Aber ich fände es nett, wenn die Biene vielleicht versucht die Verschwörer zu überreden, es sein zu lassen, oder dass sie versucht, den Imker zu warnen.
Und eventuell gibt?s du der Biene ja noch einen Freund/Freundin, mit der die Biene das alles schafft. Freunde sind ja wichtig, und zusammen kann man viel mehr schaffen als allein ;)
Und dann das Ende: Nicht den tapferen Held sterben lassen ;)
Also nicht, wenn der Held/die Heldin der Geschichte zu den Guten gehört. Das erweckt ja einen völlig falschen Eindruck. Dass es nichts bringt, sich gegen etwas zu stellen, mit dem man nicht einverstanden ist.
Ein Happy-End muss es natürlich auch nicht sein. Versteht sich ;)

So, ich hoffe, ich habe dir etwas helfen können!?

Tschüß und viel Spaß beim Überarbeiten (falls du die geschichte nicht verschieben lässt)

 

Lieber Moonshadow,
vielen Dank für die viele Mühe, die du dir mit meiner Geschichte gemacht hast. Du hast auch einige stilistische Mängel gefunden (Wortwiederholungen usw.), die ich bei einer Überarbeitung sicher ausmerzen werde.
Allerdings möchte ich die Geschichte nicht so grundsätzlich ändern, wie du es vorschlägst. Es ist eine Fabel für Jugendliche, und ich glaube, die können mit dieser Darstellung von Gewalt fertig werden. Die sind doch ganz andere Sachen gewöhnt! Außerdem entspricht vieles ja der Wirklichkeit (z. B. was Drohnen, Eindringlinge in den Bienenstock usw. angeht). Die Natur ist grausam, und das braucht man für Jugendliche nicht abzumildern.
Es kommt darauf an, was man unter der Rubrik "Kinder" versteht. Ich hatte im Geiste ergänzt "...und Jugendliche". Wenn die Texte in dieser Rubrik nur für kleine Kinder gedacht sind, müsste die Geschichte tatsächlich verschoben werden. Wenn hier aber auch Texte für "Teenager" eingestellt werden dürfen, könnte die Fabel meiner Ansicht nach stehen bleiben.
Nochmals vielen Dank und viele Grüße!
Jakobe

 

Hey Jakobe!
Es ist nicht ganz einfach zu sagen, welche Geschichten nun hierher gehören, bis zu welchem Alter. Ich gehe zuerst immer davon aus, die Geschichte ist für die kleinen Kinder gedacht, wenn die Geschichte dazu nicht passt überlege ich, ob sie für ältere Kinder geeignet ist. An Jugendliche denke ich dabei nie, weil ich sie nicht mehr unter "Kinder" zähle und deswegen keine Geschichten für Jugendliche in der Kinder-rubrik erwarte.
Klar, wenn du die Geschichte für Jugendliche geschrieben hast, dann ist das mit der Gewalt nicht so sehr schlimm. Ich eben davon ausgegangen, die Geschichte ist für Kinder, und dann sehe ich Gewalt extrem ungern.
Sicher sind Jugendliche heutzutage was ganz andres gewohnt und sie sind manchmal erschreckend abgebrüht... Sei es durch Filme, Computerspiele oder sonst etwas.

Ob die geschichte jetzt in diese Rubrik passt, weiß ich nicht. Ich würde sie verschieben lassen...

schönen abend noch

P.S. und ich bin immer noch weiblich ;)

 

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