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Die Mücke !!!

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06.07.2001
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Die Mücke !!!

Der Tag wird gut. Er wird gut, weil man früh aufsteht, einen Kaffee trinkt und sich klar macht, daß es mal wieder Zeit wird, ein neues Stück Lebensgeschichte zu schreiben. Alle wichtigen Ereignisse, Aufgaben und Termine werden in Sekundenschnelle durchdacht.

Der Tag ist gut. Er ist gut, weil man gefordert wird und diese individuellen Anforderungen ehrgeizig in Angriff nehmen darf. Man freut sich über Erfolge, und versucht Mißerfolgen etwas positives abzugewinnen (Intelligenz ist, aus Fehlern zu lernen).

Der Tag war gut. Er war gut, weil es ihn in dieser Form noch nie gegeben hat. Weil jeder Tag doch anders verläuft, wie man es vielleicht am Morgen geplant hatte. Besondere Situationen läßt man Revue passieren, scheinbar unwichtige hat schon längst wieder vergessen.

Liest man nur bis zu dieser Stelle, muß man mich für den glücklichsten Menschen auf Erden halten. Ein winziges Detail müßte man dann aber unterschlagen: Wie der Wind den Spreu vom Weizen und die Landesgrenze den Mediterraniden vom Orientaliden trennt, so trennt die Nacht den guten vom schlechten Tag. Warum, so fragen sich jetzt wahrscheinlich die meisten, warum macht die Nacht aus dem guten Tag einen schlechten Tag? Die Antwort liegt nicht in der Nacht begründet.
Der Grund dafür steht im Schneider-Lexikon für 10-14jährige zwischen den Wörtern Mozart und Mühle und im Herdes-Lexikon aus dem Jahre 1952 zwischen den Wörtern Mucius und Muckermann.

DIE MÜCKE!!!!!!!!!!!!

Mücken sind zweiflügelige Insekten. Am bekanntesten unter ihnen ist die
echte oder gemeine Steckmücke, die nur das Blut von Wirbeltieren, in diesem Falle auch von Menschen, trinkt. Es besteht immer Zweifel daran, was neben Ihrer Eigenschaft, Krankheiten zu übertragen, an ihr lästiger ist: ihr durchdringendes helles Kriegsgesumm, besonders in stiller Nacht, oder ihr blutsaugerischer Stechrüssel. Man kann sehen, wie ihr durchsichtiger Leib bei ihren langen Saugschlucken immer dicker und dunkler wird.

Absichtlich habe ich die Definition aus dem Schneider-Lexikon gewählt, aber auch hier wird das Insekt viel zu milde beschrieben. Dieser grauenhafte, entsetzliche Vampir dürfte eigentlich gar nicht in die Kategorie "Tier" oder "Insekt" gehören. Vielmehr müßte man es in die Kategorie: "Die größte Plage nach Ernst August von Hannover" einstufen. Wobei Ernst August eigentlich noch harmlos ist,
denn: Der Welfenprinz verhaut nur ein paar Journalisten und ärgert die Türken. Die exzentrische Stechmücke hingegen schreckt nicht davor zurück, die ganze Welt zu terrorisieren.

Mich schauderts, wenn ich an die Erzählung meiner ehemaligen
Erdkundelehrerin zurückdenke. Sie sagte es kann in einigen skandinavischen Ländern sehr gut vorkommen, daß ein Hut, den der Wind vom Kopf eines Menschen weht, nicht auf der Erde landet, weil Millionen von Stechmücken, die um diesen Menschen herumschwirren den Hut vor dem Kontakt mit der Erde bewahren.

Ich bin mir im Moment noch nicht ganz sicher, ob ich die zu bewundernde Intelligenz der Mücken hervorheben oder ihre lächerliche Dummheit
beschreiben soll. Was mir auf jeden Fall Respekt einflößt ist zum einen Ihren Orientierungssinn (wie kommt die Mücke sonst aus irgendeinem abgelegen Teich aus Buxtehude in genau mein Zimmer) und zum anderen Ihre Ausdauer. Angenommen die Mücke findet gegen 10:00 Uhr morgens den Weg in mein Zimmer. Ich jedoch komme erst gegen abend nach Hause und lege mich auch erst gegen 23:00 Uhr hin. Wenn meine Spekulation soweit stimmt müsste diese eine Mücke also mindestens 13 Stunden ohne Nahrung, in diesem Fall ohne mein begehrenswertes Blut ausgekommen sein. Ich lege mich also hin. Jedes normale Tier hätte sich wahrscheinlich blutrünstig und halbverhungert
(halbverdurstet?) auf mich gestürzt. Nicht so die Mücke. Sie wartet
mindestens eine halbe Stunde, bis Sie vermutet ich würde nun den Schlaf der Gerechten schlafen, um mich dann langsam zu attackieren. Nur da, und jetzt könnte man schon langsam auf die Dummheit zu sprechen kommen, hat die Mücke die Rechnung ohne mich gemacht, denn ich bin von Natur her eine Person, die ziemlich lange braucht um einzuschlafen. Jedenfalls hätte ich absolut nichts dagegen, wenn sich die Mücke, im folgenden nur noch Scheißviech genannt, an irgendein Körperteil ziemlich weit weg von meinen Sinnesorganen insbesondere meinen Ohren positionieren würde und von mir aus das Hundertfache ihres eigenen Körpergewichts von meinem kostbaren Blut konsumieren würde. Aber das Scheißviech hat anscheinend erst mal nichts besseres zu tun als stundenlang mit 100 Dezibel Kriegsgesumme
um meinen Kopf herumzuschwirren. Ist dann kurze Zeit Pause weiß ich auch schon was als nächstes kommt: Werte Mücke hat mit der Vorspeise begonnen und hält es - aus sozialer Rücksichtnahme nehme ich an - für unbedingt notwendig, die Einstichstelle mit Ihrem körpereigenem Speichel zu versehen was nach medizinischer Deutung eine Blutgerinnung beschleunigen soll. Ich habe zwar noch nie davon
gehört, dass jemand an einer 0,0087 mm großen Wunde verblutet ist, aber werte Mücke möchte hier anscheinend kein Risiko eingehen. Schließlich braucht sie mich ja lebend. Jedenfalls hat diese rührende Geste erst mal zur Folge, dass das große Jucken beginnt, und es ist zwecklos der großen Versuchung des Kratzens an der Wunde zu wiederstehen. Die Folgen kennt jeder und deshalb werde ich da auch nicht näher drauf eingehen.

Spätestens jetzt gibt es absolut keine Möglichkeit entspannt einzuschlafen. Ich stehe auf um erst einmal alle möglichen Desinfektionsmittel wie Deodorant, Ice-Spray, After-Shave und Melkfett auf die juckende Wunde zu schmieren, in der Hoffnung das würde den Heilungsprozess fördern. Da dem aber in der Regel nicht so ist beginnt nun meine gnadenlose und hasserfüllte Jagd auf das kleine Monster. Das ist dann meistens so gegen 1.00 Uhr morgens.

M öglicherweiser wirkt sich die Tatsache der fortgeschrittenen Uhrzeit
auch auf meine Beobachtungsgabe und mein Reaktionsvermögen aus. Jedenfalls brauche ich in der Regel mindestens 20 Minuten um den Feind zu erspähen obwohl er normalerweise keine 2 m von meinem Bett in Deckung gegangen ist. Ich glaube zwar an überirdische Dinge aber ich kann es mir trotzdem nicht erklären, warum die Mücke ausgerechnet in dem Moment, wo ich sie mit meinen Augen erblicke, wie von Taranteln gestochen, blitzartig ihr Versteck verlässt, um mit unglaublicher Geschwindigkeit hakenschlagend ins Zimmerzentrum zu fliegen, genau dahin, wo mich das Licht meiner Zimmerlampe dermaßen blendet, dass ich binnen weniger Sekunde keinen Schimmer mehr habe, wo sie sich aufhalten könnte. Woher, dass ist dann meine unmittelbar nächste Frage, woher hat sie gewusst, dass ich sie entdeckt habe. Ich habe weder hektische Bewegungen gemacht, noch habe ich laut gebrüllt oder vor Freude geheult. Die einzige Erklärung wäre: Mücken sind Visionäre und haben telephatische Kräfte mit denen sie unsere Gedanken lesen können. Oder aber mein Körper produziert aufgrund meiner inneren Anspannung irgendwelche Hass-Hormone die derartig aufputschend auf meinen Feind wirken, dass dieser fluchtartig den Rückzug antritt.

Um das ganze jetzt nicht unnötig in die Länge zu ziehen: Es gibt kein Happy-End!!! Es ist ein ungleicher Kampf:

Ich gebe auf.

 

Die Story zeigt mal wieder, dass man aus den banalsten Alltagssituationen eine wahrlich humoristische Geschichte machen kann. Man muss (meist) ein guter Beobachter sein, und der Witz liegt auch oft darin, dass der Leser die beschriebenen Situationen selbst genau kennt (so arbeitet auch Stand-up-Comedy).

Und diese Geschichte ist eine echte Perle. Habe mich amüsiert!
Die Scheißviecher sind wirklich eine Plage. Das erinnert mich daran, dass mich schon seit ewigkeiten keine mehr belästigt hat. Glück gehabt.
Obwohl es ein wahnsinnig befriedigendes Gefühl ist, so ein Biest endlich zu erwischen und einfach draufzuschlagen und nochmal und nochmal...

 

Hehehe,

eine ziemlich belustigende Geschichte. Habe mich köstlich amüsiert beim Lesen.
Ist wahrlich ein Wunder der Natur, wie eine klitzekleine Fliege soviel Unbeholfenheit bei dem noch so geschicktesten Menschen heraufbeschwören kann.

Hat mich übrigens an meine letzte Nacht erinnert, in der ich abermals zum Lichtschalter greifen mußte... <IMG SRC="smilies/cwm25.gif" border="0">


Gruß,
Hendek

 

Der Planet ist doch sowieso hauptsächlich von Insekten bevölkert. Wir können froh sein, dass die zu blöd sind, sich gegen uns zu organisieren. Ich meine, die doofen Fliegen kommen ja nicht mal mehr aus dem Zimmer raus, auch wenn das Fenster einen Spalt weit offen steht.

 

Ja Ben, da haben wir in der Tat Glück!
Unser aller Ende wäre besiegelt, würden sich die Insekten zu organisieren wissen.
Hm, wie würden wir uns da wohl wehren? Könnt ihr nicht eure dreckicken Fühler von meinem Körper nehmen, ihr blöden Insekten? oder andersrum, Zeigt ihnen wie Fliegen kämpfen!
Schauderhaft, der Gedanke, indeed...

 

Wenn dir zehntausend Fliegen in den Rachen, die Nase, die Ohren und in die Augen fliegen... dann sprechen wir uns wieder. Nicht zu schweigen von Bienen. Oder Hornissen...

 

Fliegen Fliegen Fliegen nach?
Fliegen fliegen Fliegen nach.

I agree, sire.
Ich weiß gar nicht, was du hast. Ich habe dir doch nur beipflichten wollen...

 

Haha!
Unschuldsbeteuerungen und um Gnade winseln nützt dir nun nichts mehr! Auf ihn, meine Heuschreckenhorden! Hahahahahahahahahahaaahhhh!!!

 

Nette Geschichte, die ich absolut nachempfinden kann. Wie oft bin ich schon aufgestanden, um auf Mückenjagd zu gehen und konnte nicht einschlafen?! :-)

Vor ein paar Monaten hatte ich allerdings ein selten dummes Exemplar im Zimmer. Es kam auf die Idee, sich meine rechte Kopfseite als Ziel der Erkundung auszusuchen.

Was tat ich? In der eigentlich irrigen Annahme, ich könnte sie im Liegen durch schnelles Herumdrehen auf meinem Kissen erdrücken, schwenkte ich meine Kopf nach rechts.

Und es klappte. Das dumme Ding summte noch einmal kurz und das wars. Und ich lachte.

Nicsmix

 

Heute war sogar ein kurzer Text in der Tageszeitung über derartige Biester, die einem im Schlaf belästigen...
Ein heißes Eisen in unserer Gesellschaft, solch Mücken. :D

 

Anhand der Resonanz auf meine Geschichte merke ich ganz deutlich , dass ich nicht der einzige bin, den diese Viecher den letzten Nerv töten.

Das ist gut, denn bekanntlich ist ja geteiltes Leid, halbes Leid.

 

Hi, amorphist!
Stimmt, deine Geschichte kann jeder gut nachvollziehen, der Nachts schon mal dieses gewisse Summen vernommen hat... :)

P.S.: Bist du Fan von Amorphis?

 

Hi Ben,

Amorphis gehören für mich zu einer der besten Bands überhaupt. Ich bin aber trotzdem überrascht das Du sie kennst, da Amorphis in Deutschland eigentlich relativ unbekannt ist.

Jedenfalls kommt die Band aus Skandinavien, und da fühlen sich die Hauptdarsteller meiner Kurzgeschichte ja ganz wohl....deshalb werde ich mir wohl niemals ein Live-Konzert in Finnland antun :-))

 

Hi, Amorphis-Fan.

Die Skandinavier machen ohnehin oft gute Musik (und auch sehr oft ein wenig extravagant und krank).
Apocalyptica, Refused, Waltari und Sentenced fallen mir da noch ein. :)

 

Hi Amorphist,
ich wollte heute eigentlich gar keine Kritik mehr schreiben (weil ich grad vom Cocktailtrinken heimgekommen bin :drool: , da kann ja nix gscheits mehr bei rauskommen *hicks*), aber jetzt muss ich mal sagen: JA! SCHEISSVIECHER!!! Hab nämlich die letzten beiden Nächte jagenderweise verbracht und das Mistvieh immer noch nicht erwischt - Moment, muss mich mal kurz kratzen... Fliegengitter sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Hab mich aus obigen Gründen gut amüsiert, die Surr-Frequenz dieser blöden Viecher ist ja echt pure Folter :(
Ansonsten solltest du die Geschichte nochmal durchkucken, weil du ein paar unnötige Absätze reingetippt hast (mitten im Satz).

von Jo:
Das heißt... halt, nicht ganz:Zitat:
die Einstichstelle mit Ihrem körpereigenem Speichel zu versehen was nach medizinischer Deutung eine Blutgerinnung beschleunigen soll.
genau das Gegenteil ist der Fall, die Gerinnung wird verhindert.
Wollt ich auch noch anmerken, aber da war ich wohl zu spät(-> Sonst verstopft der Rüssel ;) ).
Mißerfolgen etwas positives
Misserfolgen; Positives (glaub ich zumindest; in Groß- und Kleinschreibung bin ich kein Meister)
M_öglicherweiser wirkt sich die Tatsache
das ganze
Ganze

So, das waren die paar Kleinigkeiten, die mir in meinem Zustand noch aufgefallen sind :wein: . Ansonsten musste ich solidarischerweise lachen/grinsen.
Ich such jetzt mein Insektengift raus und leg mich auf die Lauer - Scheißviecher!!
LG Val

 

Hallo amorphist,

jetzt begebe ich mich mal in die Rolle der Mücke und sichele ein wenig: Jeder kennt die Situation, die Du beschreibst. Man ist sich auch schon auf die Idee gekommen, eine Mücke "Scheißviech" zu nennen und hat gemerkt, wie sehr das Gesumm nervt. Also nichts Neues.
Passagen wie die folgende finde ich unnötig lang:
Zitat:
Liest man nur bis zu dieser Stelle, muß man mich für den glücklichsten Menschen auf Erden halten. Ein winziges Detail müßte man dann aber unterschlagen: Wie der Wind den Spreu vom Weizen und die Landesgrenze den Mediterraniden vom Orientaliden trennt, so trennt die Nacht den guten vom schlechten Tag. Warum, so fragen sich jetzt wahrscheinlich die meisten, warum macht die Nacht aus dem guten Tag einen schlechten Tag? Die Antwort liegt nicht in der Nacht begründet.
Der Grund dafür steht im Schneider-Lexikon für 10-14jährige zwischen den Wörtern Mozart und Mühle und im Herdes-Lexikon aus dem Jahre 1952 zwischen den Wörtern Mucius und Muckermann.

Ich finde den Text nicht schlecht zu lesen, doch mir fehlen Rasanz und Überraschungen, die zur Komik führen.

LG,

tschüß... Woltochinon

 

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