Die Mutter der SF-Geschichten
Die Mutter der SF-Geschichten
Prolog:
Unendliche Weiten.
Unendliche Tiefen.
Unendliche Höhen.
Unendlichkeit.
Das Weltenall
Das alterwürdige Sehervolk von Chronos XVII: Sie hatten alles miterlebt. Vor jeder anderen Spezies - waren sie. Brachten Geschenke bei der Geburt des Universums. Waren die einzige Spezies, die es vorgezogen hatte, nicht in Technologie, sondern allein in Weisheit und Ehrwürdigkeit zu wachsen. Äonen verfolgten sie die Geschicke der Völker: sahen mächtige Reiche zu Staub werden, Imperien zu Krümeln. Sahen unzählige Male den Fortbestand von ALLEM bedroht durch mancherlei unaussprechliche Bedrohung, und doch hatten sie stets ihre sagenumwobene Gelassenheit bewahrt.- Selbst, als der grauenvolle Sabbelglop seinen fürchterlichen „Plan B“ verfolgte. Doch jedes scheinbare Ende hatte einen neuen Frühling gebracht: kaum war das All bis auf ein paar organische Brösel ausgelöscht, sprossen bald schon wieder hohe Träume, blühten Gigantoperien, schrieb sich Geschichte neu.
Doch in diesen Tagen...
waren sie...
besorgtttt...
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Fahlblaues Licht schimmerte auf dem zerfurchten Gesicht vom obersten Flottengeneral Omnibos dem Unglaublichen. Während die tausendköpfige Crew (es waren sechzigeinhalb Wesen an Bord) noch schlief oder warpisierte, musterte er besorgt die geplante Schlachtordnung auf dem 17-Zoll-Monitor. Seine Schultern hingen herab, als würden sie die Last der Verantwortung spüren. Jahrtausende war er nur für diesen Tag ausgebildet worden, seit die Seher von Chronos XVII die Geburt „des Einen Ohne Zweiten“, des EOZ, vorhergesagt hatten. Während seine Brüder, Schwestern und Mostern unbeschwerte Kindheitstage genossen, voller Lachen und Freude, saß er in den Katakomben und studierte die 17 alten Schriftrollen. Es war kosmische Ironie: er, als Mitglied des lustigsten Volkes, welches jemals das Universum bevölkert hatte, würde nie lachen.
Statt dessen stand seit je her die Zukunft des Universums in dem kindlichen Gesicht geschrieben. Bis heute... Er sollte das letzte Gefecht anführen. Und die Chancen waren ziemlich bescheiden. Er zuckte zusammen, als er daran dachte. Die geballte Militärmacht des halbwegs Guten hatte er versammelt. Komplett. Jedes Volk hatte alles geschickt, was es hatte. Vom O-Flügeljäger bis zum Galaxienpflücker, vom Spa-ce-pelin bis zur Fataldestruktorkolonie hatte sich alles versammelt, um dem Gegner gegenüber zu treten. Und selbst im Weltraum, der sich bekanntlich durch ein großzügiges Raumangebot auszeichnete, kam es zu Gedränge und langen Staus bis zum gewaltigen, vorherbestimmten Kampfplatz. Selbst die Seher von Chronos XVII hatten noch nie so viel vereintes Annihilationspotential erlebt. Es stellte selbst die mythenbehaftete „Bande“ des prästellaren Zeitalters in den Schatten. Und doch war die Situation schier aussichtslos...
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Peter Gkölrzgitsch hastete durch den finsteren Wald. Er wusste, er hatte nicht viel Zeit. Es war höchstwahrscheinlich schon ewig zu spät, und seine Mission schien eh aussichtslos, närrisch und töricht. „Du hast keine Chance – also nutze sie!“ hatte ihm der alte Seher von Chronos XVII noch auf den Weg gegeben und dabei gezwinkert. „Entspann dich! Und denk dran: der Fortbestand des Universums hängt von dir ab!“
Diese Worte waren ihm noch lange nachgehallt, als er nägelkauend im Elektrodengleiter durchs Weltall schoss, auf dem Weg zum geheimen Planeten in der sechsten Dimension. Es war alles glatt gegangen: das Schleichen an Gamma-Centauri vorbei... der holprige Flug über die schwarzen Schlaglöcher bei Pi-Mal-Daumen... die Limericks der Weltraumsirenen, und zuletzt: der Dimensionen-Jump, der ihn - problemverschärfend – ohne Raumschiff, Waffen, Nahrung und Plan auf den geheimen Planeten warf. Viel hatte der alterwürdige Seher ihm nicht über den Auftrag sagen können, da er gerade ein paar Logeleien austüftelte. Nur so viel: „Universum steht vor finalen Ende. Nur du kannst es retten. Flieg zum geheimen Planeten“. Das waren die Eckdaten. Auf die Frage nach dem „Wie“ hatte der Seher nur: „Nicht fragen – Wissen!“ gemurmelt, ohne den Blick zu heben. Das klang zwar cool, aber Peter hatte den Verdacht, dass der Seher ihn nur loswerden wollte. Doch wagte er nicht noch einmal nachzuharken, tja, und nun hastete er durch den finsteren Wald, siehe oben, und verfluchte sich, dass er sich auch zu allem breitschlagen ließ...
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Omnibos’ Tentakel umschlossen den Starbucket mit der schwarzen Brühe. Wie oft hatte sie ihm schon Hoffnung gegeben, wenn selbst Kalendersprüche versagten. Morgens die schwarze Brühe: und es ging weiter. Doch dieses Mal war er nicht mehr sicher, ob es weitergehen würde. Seine Hände begannen, unmerklich zu zittern. Der Knopf, welcher die Ansicht des Gegners auf den Schirm rufen würde, leuchtete in hämischen orange. Schon seit Minuten hatte er nach ihm getastet, nur, um den Tentakel wieder zurückzuziehen...
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Die sechste Dimension war voller Rätsel, ganz anders als die handelsüblichen Dimensionen. Als er genauer hinsah, bemerkte er in seiner Hast durch den Wald, dass er nicht die Bäume selbst, sondern deren NEGATIVEN ABSOLUT-SINN sah! Und auch die Wesen des Waldes schimmerten in potentieller Anti-Universalität, reflektierten in hektischem Wirbel alles, was sie nie sein würden, und gelangten so durch Nicht-Sein doch zu einem paradoxen Sein!!! Peter Gkölrzgitsch, der schon wusste, warum er Philosophie abgewählt hatte, raste kopfschüttelnd weiter und zertrat auf dem Weg einige kleine Schnecken, die das Sein im Nichts in ihren Häusern chauffierten. Zeit und Raum waren hier bedeutungsloser als die Bedeutung selbst, doch er kümmerte sich nicht darum und rannte weiter. Am Horizont sah er bereits ein verheißungsvolles Leuchten...
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Omnibos hatte es doch gewagt, den orangenen Knopf zu drücken, als er die prüfenden Blicke seiner Crew bemerkte. Mit entschlossenem Gesicht wandte er sich dem Bildschirm zu.
Und.
Da.
War.
Er.
Er war klein. Unscheinbar. Und doch bedrohte er das gesamte Universum. Drohte, es aufzusaugen, und in eine nackte Nicht-Existenz zu überführen. Es war... es war der...
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Peter wusste genau: viel Zeit konnte nicht mehr sein. Genauso, wie man mit Hausarbeiten immer gerade so fertig wird, war es mit spektakulären Rettungsaktionen. Die Dramatik schlug sich in der gesamten sechsten Dimension materiell nieder, und tauchte alles in bunte Gerüche und laute Farben. Aber Peter hatte keine Zeit für den Schnickschnack und betrat die leuchtende Hütte am Ende aller Wege. Sie war klein und unscheinbar. Innen stand lediglich ein kleiner Holztisch. Und auf ihm lag eine kleine, rätselhafte Dose...
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Omnibos schaute in die Gesichter seiner Crew. Las in ihnen. Sah Angst. Todesangst. Verzweiflung. Furcht. Bammel. Aber auch: Vertrauen. Hoffnung, ja, Hoffnung. In ihn. In ihren EOZ. Er nickte ihnen zu und schaute wieder auf den Schirm, betrachtete die größte Bedrohung für den gesamten Kosmos.
Es.
War.
DER SINN.
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Hektisch öffnete Peter die Dose. Sein Nicht-Wissen um den Auftrag hatte sich im Sensualreziproken Referenzreversalismus der sechsten Dimension in Wissen verwandelt. Er wusste alles. Die Lottozahlen. Das Wetter von morgen. Wusste, dass DER SINN alles bedrohte. Wusste, dass nur noch der Inhalt dieser Dose eine Antwort liefern würde...
Er schaute hinein. Und er sah: die Lösung! Schimmernd lag dort: DER WUPP! Eilig griff er nach dem WUPP und ließ ihn frei.
Das Universum war mal wieder gerettet!
ENDE