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Die Rede des betrunkenen Bundeskanzlers

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26.08.2002
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Die Rede des betrunkenen Bundeskanzlers

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Rede des volltrunkenen Bundeskanzlers am 1. August 2004 vor dem deutschen Bundestag (vierzehn Abgeordnete anwesend, davon drei im Tiefschlaf und einer beim Kreuzworträtseln), die erst nach fünfeinhalb Minuten unterbrochen werden konnte und live auf Phönix gesendet wurde. Ungekürzte Fassung.

[Der Bundeskanzler wankt entschlossen zum Rednerpult, umfasst das Mikrofon und grinst breit; anfängliche Probleme mit dem Mikro bringen ihn – das Oberhaupt der deutschen Führungselite – natürlich nur kurz aus der Fassung].

"Krchz ... mnn, oh aber von mir – aus, meine Damen und Herren. So, jetzt also ich schon wieder! In Anbetracht von schon wieder irgendso einer polifi ... po ... profiti ... pofilitischen Situation, die wwwir jetzt schon wieder mal aus irgendwelchen Gründen ha-ben, soll ich jetzt schon wieder irgendwas entscheiden, Scheißdreck, wo ich nixcht die geringste Ahnung habe, worums geht! Ich sags euch Ärschen, ich habs allmählich gründlich satt, diese Scheiße hier den ganzen Tag! Aber gut - gut, wenn es ihr es so (rülpst) haben wollt ... dann sag ich euch, was ihr kriegen wollt. Alscho: Alles ist...: o.k., genau so wie immer!", er umfasst zitternd das Mikrofon, "wie Sie alle sowieso wissen brauchen wir nur weiter regieriere ... regu ... regurieren mit unseremm ruhigen Hand und diesen Solidaritäts-dings und so weiter und so weiter und", er rülpst, "von mir aus können wir auch wieder irgendwelche Gesetze machen, wenn euch nix Besseres kommt", er grinst breit, "sofufagen wenn's euch anderst nicht besser kommt, ha!, und den liieben Freunden vom der Opposion wollt ich noch sagen: Ich habs vielleicht satt, von hier oben aus in eure hirntoten Visagen zu schauen, ich kanns euch gar nicht anderst sagen, ihr kotzt mich vielleicht an, wo ihr von ganssch genau denselben Leuten bezahlt werdet wie wir doch auch, oder? Aber was Besseres sein wollen!", er schaut sich ängstlich um, "Aber ... aber wichtiger ist es", er besinnt sich kurz, "gemeinsam und veramt ... verwortlich für dieses Land unsere ruhige Hand in die Dings, in die Verantwortung zu nehmen, dass wir uns verantwortlich ... (Pause)... sind!

Und außerdem bin ich der Buntesmini ... der Bundesdings ... der Kanzler, und ich habe gestern die Solidarität beschossen ... nnn ... beschlossen, in Freiheit und wir wo ... also die Freiheit und die Dumokra ... die Dämo ... die Demokrie ... oder - ach was! Und nebenbei bemerkscht ist es vielleicht dermaßen zum Kotzen, dass alle Krieg führen dürfen, die Amu ... die Amikikaner und alle undn bisschen rumbomben und so Operationen durchführen und Suppen ... öchz-nö ... Truppen verlagern wos geht und nur ich immer nicht, verdammt! Aber damit muss Schuss sein! Schluss, meine ich! Weil wir auch die Zivilistion sind, oder?! Und nich immer nur die andern! Ich hab schießeslich auch eine Wehr ... eine Macht, eine Dings ... eine Verteidigungsdings, die wo ich wohin schicken kann, wo ich will, oder!?"

Und sein Blick schweift in die Ferne: "Und ihr, mein Volk! Haha ha ha, das Volk!", er lacht Tränen, "das Volk ", er biegt sich im Lachkrampf, "die Wähler!", er klappt am Pult zusammen, kommt aber noch mal hoch, "wobei habt ihr denn jetzt die Wahl!? Häh? Oh mein Gott, ist das witzig! Ich halts nicht mehr aus", wieder biegt er sich lachend, "aber", er wischt sich die Tränen, "egal, mir ists sowieso wurscht! Wir produzieren so viel wie noch nie, scheißen auf die Umwelt, bauen Paläste - und ihr, die Wähler!, müsst den Gürtel enger schnallen, (rülpst ausgiebig) obwohl ihr den Dreck ganz allein bezahlt, und das glaubt ihr auch noch!? Ihr glaubschts in echt, oder?", er schaut sich um: "Sie glaubensch doch noch, oder? Und sie glauben, die Zahl der Arbeitslosen wird irgenwowann wieder sinken, oder? Natürlich glaubens sies! Genauso wie sie an die Geknechtig ... Gekne ... Gerechigkeit ... glauben, die armen Wichser! Aber...", er wird ernst, "diese absoluude Sache ist die Solidirarität, das schlag ich euch! Wir müssen unter allen Umständen soliddarisch sein, und zwar vor allem: (Pause) mit uns selber! Hahahahaha! Ist das nicht komisch!"

[Nun bekommen ihn zwei Saalordner zu fassen, um ihn, nun, da er am Pult abrutscht, hinaus zu geleiten; Schweigen im Saal, das durch seine schwächer werdenden Rufe unterbrochen ist].

"Aber ich habsch euch gesagt, die Globulo ... Globabu ... Globialisierung wird's euch zeigen! Sie zeigts euch noch, ihr Ärsche ... ihr kleinen! Sie ist größer als ihr alle und sie wird euch --- ! Und sagt nahcher nicht, dass ich es euch nicht gleich geschagt hab! Ich habsch euch ... dann ... geschagt!"
[Ende der Übertragung].

Der Bund der Steuerzahler meinte zu dem Vorfall, auch ein Politiker sei ein Mensch. Leider dürfen aber schon seit Jahrtausenden nur Hofnarren die Wahrheit sagen, ohne gesellschaftlich ausgeschlossen zu werden - deshalb müsse er sofort zurücktreten. Aber wen interessiert schon, was der Bund der Steuerzahler sagt?

 

Hallo Flic Flac

Also erstmal, bin ich mir nicht sicher, ob das hier unbedingt die richtige Abteilung ist, vielleicht wäre Satire oder so besser gewesen, aber darüebr kann man sowieso immer streiten. Denn die Geschichte lebt ja gerade von seinen realätziätsbezogenen Humor und seiner eindeutigen Überzeichnung des Bundeskanzlers.
Auch wenn sir mir sicher keine neuen Einsichten, oder Erkentnisse üebr Poltiker oder eben den Bundeskanzler gegeben hat, so hab ich mich doch an vielen Stellen gut amüsiert. Besonders das hier fand ich sehr gelungen:

"wie Sie alle sowieso wissen brauchen wir nur weiter regieriere ... regu ... regurieren mit unseremm ruhigen Hand und diesen Solidaritäts-dings und so weiter und so weiter und"
Jaja, der alte Kanzler Kohl hat immer alles ausgesessen, der andere schwingt über alles seine ruhige Hand. ;)
Die "Betrunkenensprache" fand ich auch gut umgesetzt, besonders war sie mal etwas anderes und machte das ganze um so witziger.

Aber natürlich hab ich auch kritikpunkte. Den Absatz wo er über das Volk lacht find ich einfach zu typisch. Dieses Haltungen der Politkier und ja auch gerade die Wortwahl ist bestimmt schon Hundertmal genau so abgehandelt wurden. Dies gibt der Geschcihte leider einen etwas faden, abgegriffenen Beigeschmack.
Den letzen Satz hätte man vielleicht weglassen können, auch wenn er sicher genaustens die realität wiederspiegelt.

Aber trotzdem, gesamt gesehen eine gelungene Geschichte. :)

 

Danke für die Resonanz; war wirklich unsicher, inwieweit das überhaupt noch lesbar ist. Ob der Kanzler das Wort 'Wichser' nicht in seinem Wortschatz hat - keine Ahnung. Für mich ist es lediglich die Geringschätzung, die damit zum Ausdruck gebracht wird, Jo_oder_so.

Gruß von Flic

 

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