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Die Truhe

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24.04.2003
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Die Truhe

Die Truhe.
Manchmal habe ich das Gefühl, als beobachte sie mich.
In Mexiko, in einer geheimen Höhle, wurde sie von uns gefunden. Grabstätte oder nicht, es fällt dem Professor schwer es gegenüber den Anderen einzugestehen; nicht er selbst, sondern einer seiner Studenten hat den Hohlraum unter dem Hügel ausgemacht und das Loch gegraben.
Keine Grabkammer, oder doch? Die üblichen Verzierungen, Schätze; vielleicht woanders, doch nicht in dieser Höhle. Da stand nur sie, die Truhe.
Drei Meter lang, zwei breit und einen hoch, auf den Zentimeter genau.
Die Musik spielte den ganzen Abend, als wir zurück ins Lager kehrten. Alkohol floss in Strömen. Was für ein Fund!
Ob goldener Reichtum, vielleicht sogar ein Leichnam in ihr liegt? Die Scanner sagen nein. In Anbetracht des fremden Materials lügen sie womöglich und die Verriegelung ist zu kompliziert, um sie ohne nachhaltige Blessuren zu hinterlassen aufzubrechen .
"Wir könnten ja das gesamte Ding in die Luft sprengen", witzelte Frederick. Er hat das Loch gegraben. Der Professor ist daraufhin ausgerastet. Alleine die Überführungskosten - ein Lufttransport am Mitwissen der mexikanischen Regierung vorbei - haben das Institut ein Vermögen gekostet und dann bekommt man die vermeintliche Sensation des jungen Jahrhunderts nicht geöffnet, ohne den unbekannten Inhalt zu beschädigen.
Was das für eine Verriegelung ist? Eine verdammt alte, da sind sich die modernen Geräte der ausgereiften Archäologie einig. Welche Leute solche Sachen damals entwerfen konnten, ist die logischerweise folgende Frage. Überhaupt keine, die Antwort.
Gelegentlich glaube ich, den Deckel der Truhe leicht vibrieren zu sehen, wenn ich nachts alleine im Labor bin und auf den Monitoren nach Hinweisen suche, die uns weiterbringen könnten.
Aber das bilde ich mir bloß ein, weil ich es mir einbilden soll. Die Truhe spielt ihr Spiel mit mir. Was immer sich in ihrem Inneren befindet, ist nicht für menschliche Augen bestimmt; unter Umständen für überhaupt keine Augen.
"Ganz einfach", hauche ich triumphierend dem mitternächtlichen Zwielicht entgegen, das sich seinen Weg durch die Schlitze der heruntergelassenen Jalousien bahnt.
Dann betätige ich einen der kleinen Schalter, die sich an dem Schloss mit seinen seltsamen Symbolen befinden. Anschließend den nächsten und wieder einen. Solange, bis der Deckel der Truhe knirschend hochschwingt; schnell wende ich meinen Blick ab.
Ich habe das Rätsel gelöst und keiner ist hier, um diesen Triumph mit mir zu feiern.
Die Augenbinde ist rasch übergezogen und mit meinen Händen taste ich nach dem verborgenen Mysterium. Mein Herz bebt vor Erregung. Kalter Schweiss bildet sich auf meiner Stirn.

Es fühlt sich weich und warm und pochend an, und...

 

Schade.
Aber das war es leider nicht, Cerberus.
Ich habe schon x besser Storys von dir gelesen - vor allem die kleine mit dem Paradies oder die fünfminütige Diskussion, oder Whiskas... - aber an dieser Story glaube ich zu sehen, dass du sie heute noch erfunden hast, womöglich weil du einfach den Drang hattest zu schreiben. Die Truhe ist nicht origineller als ein Sarg, das namenlose Übel ist zwar normalerweise oft erschreckender als ein Zombie, aber hier bleibt es zu namenlos. Die einzige Pointe besteht darin, dass da etwas warmes und somit lebendiges drin ist. Warum aber bindet sich der Typ die Auten!? Wie kommt er so plötzlich auf den Code?
Auch das 'Gefühl beobachtet zu werden' gibt mir nen verdammtest déjà-x-fois-vu-Gefühl. Und vor allem, wieso hat der Typ den keine Angst davor, wenn er sich beobachte fühlt? Wieso weiss er, dass der Inhalt der Truhe nicht fürs menschliche Auge bestimmt ist?
Der Schluss auch, schade...

Kannst du viel besser. Der Verriss musste jetzt einfach sein.

freundliche Grüsse,

Van

 

Hallo Van!

Hmmm...das Ganze war eher als Horror-Experiment gedacht. Ich wollte einen Text schreiben, der nicht mehr als eine Bildschirmseite in Anspruch nimmt.
Scheinbar ist das Experiment fehlgeschlagen *g*

Der Prot. verbindet sich die Augen, weil er bereits im Bann dieser "Truhe" ist und ja vorher schon sagt, das ihr Inhalt nicht für menschliche Augen bestimmt ist.
Es ist verdammt schwer, innerhalb einer einzigen Seite genügend Spannung zu erzeugen, aber ich habe mir das schon immer mal vorgenommen.
Wenn es diesesmal nichts geworden ist, dann werde ich mich beim nächsten Mal wohl mehr anstrengen müssen, da es sich hierbei um ein Ziel handelt, das ich unbedingt erreichen möchte.
Trotzdem danke für deinen Verriss, so weiss ich jedenfalls, das ich mir da eine große Herausforderung aufgeladen habe.

Beste Grüße

Cerberus

 

Ah so.
Jo, das ist ein schwieriges Experiment. Mein momentanes Experiment lautet: Schaffe ich es eine Story mit weniger als fünfzehn Seiten zu schreiben :D.

Vielleicht hast du auch die falsche Art Horror gewählt? Surreales, Geheimnisvolles, Mysterien etc. fordern für sich allein ja schon viel Text. Da hast ja kaum Raum dein Mysterium dem Leser nahezubringen und ein Bisschen vorkäuen solltest du es ihm schon. Da wäre es vielleicht einfacher, Horror zu nehmen, den das Leben schrieb/schreibt und auf den du nicht allzu sehr eingehen musst. Etwas ganz simples, ein kurzer Vorgang. Meistens liegt der dann wohl im Bereich des Todes oder kurz davor (Folter, Unfall, Gefangenschaft, Verlust des Verstandes...). Natürlich muss das ganze dann noch nett erzählt sein...

 

Ich wollte einen Text schreiben, der nicht mehr als eine Bildschirmseite in Anspruch nimmt.
Scheinbar ist das Experiment fehlgeschlagen
Wieso? Es nimmt doch nicht mehr als eine Bildschirmseite ein, oder?

Zum Textinhalt hat Van schon alles gesagt, was es zu sagen gab, aber dennoch finde ich, daß etwas bei der Sache herumgekommen ist. Durch die selbstauferlegte Beschränkung hast du nämlich die Handlung so stark verdichtet, daß sie - zumindest für mich - sehr angenehm flüssig zu lesen war.

Ich bemängele ja schon seit Ewigkeiten ausschweifende Stile, wo der Autor dreimal hintereinander dasselbe sagt, die Sätze mit Füllwörtern vollpumpt und jeden einzelnen Handgriff seiner Charaktere beschreibt. Manchmal sind auch ganze Dialoge, Ortsbeschreibungen und Gedankengänge entbehrlich.

Hier unterbleibt das alles weitgehend, und auch wenn der Text unfertig wirkt, ist er doch zumindest bis zu seinem plötzlichen Abbruch sehr unterhaltsam und fesselnd.

r

 

nochmal hi!

In Mexiko, in einer geheimen Höhle, wurde sie von uns gefunden.
ist find ich ein bisschen zu kompliziet ausgedrückt. geht auch haben wir sie gefunden.
Außer du willst aus der Sicht der Truhe schreiben

Aber das bilde ich mir bloß ein, weil ich es mir einbilden soll. Die Truhe spielt ihr Spiel mit mir. Was immer sich in ihrem Inneren befindet, ist nicht für menschliche Augen bestimmt; unter Umständen für überhaupt keine Augen.
ich versteh nicht, woher er das jetzt weiß

eine story über das namenlose es. aber hier weiß man wirklich zu wenig.
ich kann mir jetzt ned direkt vorstellen, was da drin war.
meine erster gedanke ein pochendes herz? aber wiso?

dein stil ist flüssig, aber die story hättest du ausbauen können, wenn du verstehst.

Weiterhin viel spaß und gutes gelingen

cu Tama

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Cerberus!

Ich habe diese Geschichte auch deshalb gelesen, weil sie nur eine Bildschirmseite hatte. :)

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass auch mir der extrem verdichtete Plot sehr gut gefallen hat.

Zu den Details:
"in Lufttransport am Mitwissen der mexikanischen Regierung vorbei"
Finde ich etwas merkwürdig formuliert.

"... unter Umständen für überhaupt keine Augen.
"Ganz einfach", hauche ich triumphierend dem mitternächtlichen Zwielicht..."
Ich finde den Wechsel im Absatz zu heftig. Etwas verwirrend und unschön zu lesen.

Aber insgesamt gefiel mit der Text eigentlich ganz gut - im Gegensatz zu all den anderen, wie es scheint.

In diesem Sinne
c

 

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