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Die Wüste
Hier die überarbeitete Version
Die Wüste
Die Wüste – endlose leere, brennende Hitze tagsüber im Wechsel mit scharfer, trockener Kälte Nachts. Er schleppte sich weiter – nur nicht aufgeben. Zu gerne wäre er sitzen geblieben, einfach ausruhen, nicht mehr weiter gehen, im Sand verkriechen, sterben, ganz egal, nein nicht aufgeben – noch nicht.
Er fühlte sich elend und allein. Vor allem allein. Erinnerungen stiegen in ihm auf, ja es hatte mal Zeiten gegeben, da hatte man ihn gemocht. Ein Bild von seiner Mutter lächelt ihn an, Sascha, sein Vater, Sven und Julia, ja Julia! Die schöne Julia. Aber das war vorbei, schon lange vorbei. Das letzte mal, dass er einen Freund gesehen hatte war vor zwei Jahren gewesen. Zu lange her. Es zehrte an ihm, es frass ihn von innen heraus auf, und jetzt hatte es ihn in die Wüste getrieben, er verdammte seine Sturköpfigkeit.
Nur nicht schlapp machen, einfach weitergehen, nicht stehenbleiben. Er hatte sich nicht geirrt, er konnte sich nicht irren, die Karte zeigte es und Kompass und Karte irrten sich nie.
Er hatte es ausgerechnet und die Mathematik ist eine absolute Wissenschaft. Das einzige, was nicht stimmte war die verdammte Realität, das verdammte Detail, das er nicht schon vor zwei Tagen die rettende Oase erreicht hatte, das er sich immer noch vorwärts kämpfte und dass er sich vor allem zunehmend unsicher wurde, wo denn nun das richtige Vorne sei.
Die Wüste veränderte sich, wo vor ein paar Wochen noch eine hundert Meter hohe und Kilometer lange Düne gewesen war konnte jetzt schon wieder endlose Weite sein und umgekehrt. Aber er hatte sich strikt an die Richtung gehalten, war nicht abgewichen, nicht ein Mal. Was konnte passiert sein?
Er würde bestimmt bald ankommen, bald würde sich vom Horizont eine kleine Stelle lösen, wie ein Dunst, ein kleines grünes Fleckchen, es würde größer werden und größer, er würde neue Kraft schöpfen. Ja, wenn er nur die Oase von weitem sehen könnte! Und wenn sie noch so weit weg wäre, sie würde ihm Kraft geben, sie würde ihm Mut machen, ihn vorantreiben, ja er musste einfach daran glauben. Er versuchte Mut zu fassen, beherzter auszuschreiten, machte ein paar weitere Schritte, stolperte, stürzte. Er wälzte sich im heißen Sand – nicht liegen bleiben, aufstehen, noch nicht, nicht aufgeben, weitergehen, aufstehen, nicht einschlafen, Augen auf!
Seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen, seine Knie versagten den Dienst, noch einmal versuchte er sich hochzustemmen, knickte einfach ein.
Ja in der Oase wäre alles wundervoll, in der Oase gäbe es Wasser, soviel, dass er darin baden könnte! Alle würden lachen und sich an Feigen un Datteln und Honig und allerlei wunderbaren Sachen laben und er wäre unter ihnen! Ja in der Oase, da wäre alles wundervoll, da würde er auch schlafen können, solange er wollte, in einem Zelt, das tagsüber Schatten und nachts Wärme spenden würde. Er könnte den Sand aus seiner Kleidung schütteln und er könnte soviel trinken wie er wollte!
Da wäre alles warm und weich und kuschelig, rund und angenehm und was war das? Er grub sein Gesicht in duftendes Haar und hörte sie schläfrig fragen: „Bist Du wach?“
„Nein, Du?“ und kuschelte sich noch enger an sie.