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Die Wohnung
Der Wecker klingelt, es ist 6Uhr, Freitag.
Isolierung.
Dieses schreckliche Piepen, nein eher kreischen des Weckers macht es noch schlimmer. Ich habe kaum ein Auge zu bekommen diese Nacht, ich muss mich fertig machen für die Arbeit, noch heute und dann ist endlich Wochenende.
Ich schaue in Richtung meiner Jalousien, etwas Sonnenlicht strahl auf mein Gesicht. Mühselig, steige ich aus meinem Bett, meine Wohnung ist leer, leer und kalt.
In der Dusche liegt noch dein Duschgel und dein Geruch ist immer noch in den Handtüchern, vielleicht kann ich dich heute Abend anrufen. Und vielleicht können wir uns auf einen Kaffee treffen, ich zahle auch für uns beide. Das wäre echt super, ich rufe dich nachher an. Oder nicht, alleine ist es besser.
Zorn.
Eine Träne kullert hart wie Stein an meiner Wange herunter, bis diese Träne an meinem Kinn ist und auf den Boden fällt und auf diesen hässlichen Fliesen zerschlägt, diese Fliesen die du ohne mich ausgesucht hast. Ich wäre gerne wieder bei dir, aber dies wird leider nie wieder möglich sein.
Ein eisig kalter Schauer zieht von meinen Schultern runter bis an meine Beine und wirft mich zurück.
Du bist gegangen, nicht ich es war deine Angst und Unfähigkeit, nicht meine Schuld.
Ich schaue in das noch unfertige Arbeitszimmer von uns beiden, dein Geruch lässt mich wütend werden, es kann nicht sein. Wieso Gottverdammt! Es kann nicht sein. Alles nur deine schuld!
Unser Hochzeitsfoto liegt in Scherben auf den Fußboden, dein Gesicht, ein Riss gleitet hindurch und ich trete drauf. Besser wirst du es nie wieder haben, du und diese andere Person werdet doch Glücklich und erstickt in eurer Freude. Ich wünsche euch nicht s, nur das ihr zerfallt.
Zerfallt wie auch wir bereits. Diese Box die du hier hast, mit deinen wichtigen Sachen, ich glaube das gehört in den Müll. Danke für nichts.
Verhandlung.
Ich sitze in einer Ecke, dieses Arbeitszimmers. Die eine Hälfte der Wände ist angestrichen. Die andere Hälfte nicht, wieso streichen wir das Zimmer nicht zusammen? Ich weiß du hast nicht so viel Zeit. Wir können ja immer etwas machen? Oder? Wäre doch cool. Du kannst von mir aus auch einen Freund oder eine Freundin mitbringen, wäre mir recht. Ich will eigentlich nichts Schlechtes für dich. Aber dieses Zimmer ist schon hübsch und zusammen können wir es doch streichen. Oder? Haha, ich weiß schon. Es ist nur eine Idee, aber lass uns doch zusammen das Zimmer streichen. Bitte, danach lass ich dich auch in Ruhe. Noch ein letztes Mal? Vielleicht auch ein zweites Mal? Aber einmal würde es auch reichen. Es reicht auch wenn du kommst und nur deine Sachen abholst.
Depression.
Positive Gedanken, positives, nein. Sowas wird es für mich und uns nicht wieder geben. In all den Jahren wo wir zusammen waren. Sowas gibt es nicht. Sowas gab es nie. Mein Körper fühlt sich nicht richtig an. Ich bin ängstlich, wir konnten keine Kinder bekommen, meine Eltern sind auch fort, ich habe keine Geschwister. Ich bin einsam. Einsamer als ich je zu vor war. Der Held, der ich mal war, er ist Tod. Tod, für immer. Kann es sein, das alles so gewollt war von dir? Meine Krisen, deine Krisen, alles wegen mir. Ich halte es nicht mehr aus. Die Jalousie, es ist kein Licht vorhanden, auch wenn ich diese hochziehe. Regen und Kälte, das Wetter spiegelt meine Gefühle wieder. Gefühle die auch du für mich hast. Tränen, tränen die meinen Augen entströmen, auch die sind kalt.
Akzeptanz.
Aber es ist In Ordnung, ich sollte es für den Moment hinnehmen und Duschen gehen. Es ist bereits 6:45Uhr. Um 7:30 muss ich auf der Arbeit sein. Eine warme, nahezu heiße Dusche würde mir gut tun. Ich benutze heute die Reste deines Duschgels, diese Reste hättest du sicher nicht mitnehmen wollen.
Zeit mich anzuziehen, ein Blick in den Spiegel. Ich sehe gut aus. Ich öffne die Tür und gehe.
„Biep, Biep, Biiiiiiieep.“
„Frau Angel, es tut uns Leid Ihnen das mitteilen zu müssen, doch ihr Mann ist vor wenigen Minuten verstorben. Mein Beileid“