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"Ding Dong!"

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30.05.2004
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"Ding Dong!"

„Ding Dong!“
...
„Ja?“
„Guten Tag, wir wollten mit Ihnen gern über die Bibel sprechen!“
„Ähm...“
„Wenn es Ihnen jetzt nicht passt, können wir auch ein anderes Mal wiederkommen!“
„Nein, es ist schon gut. Kommen Sie rein – einen Kaffee vielleicht?“
„Nein, das wäre zu viel. Aber herzlichen Dank für das Angebot!“
„Bitte, bitte. Nehmen Sie Platz. Hasso, runter vom Sofa!“
„Wuff.“
„So is brav. Also: Sie wollten mit mir über die Bibel sprechen, ja?“
„Ja. Und über das Christ – Sein in der heutigen Zeit, darum...“
„Moment – beginnen wir erstmal mit der Bibel. Worum geht es da?“
„Wie bitte?“
„Naja – ich habe sie nie gelesen. Angefangen ja, aber als dann nur noch Namen kamen habe ich es aufgegeben. War ziemlich am Anfang.“
„Äh... die Bibel kann man nicht lesen wie ein Buch...“
„Aber in der Werbung hieß es ‚Das Buch der Bücher‘. Allerdings ziehe ich Michael Crichton vor. Zu viele Autoren verderben den Brei, das wissen Sie ja.“
„W- wie meinen Sie das?“
„Nun – an der Bibel haben ja wohl mehrere Autoren mitgeschrieben, oder nicht? Ein Moses, ein Jesaja, ein Johannes und so weiter.“
„Ja, das stimmt, aber wieso...“
„Und ich finde, daß die eindeutig zu viel gemacht haben. Jeder hat irgendwas geschrieben und wollte seinen Stil durchsetzen. Ein ganz fürchterliches Ergebnis!“
„Aber es geht doch nicht um den Stil! Es geht um den Inhalt!“
„Aha. Und der wäre?“
„Bitte was?“
„Naja – der Inhalt! Ich habe es doch nicht gelesen, Sie anscheinend schon, oder nicht?“
„Doch, natürlich! Ich lese täglich darin!“
„Oh. Dann haben Sie es wohl auch noch nicht durch. Schade.“
„Sie verwirren mich! Wieso.. WAS ist schade?“
„Ich hatte gehofft, Sie könnten mir eine Inhaltsangabe geben.“
„Eine Inhaltsangabe zur Bibel?“
„Naja, was passiert denn da so? Vielleicht fange ich es ja noch mal an und überspringe einfach ein paar Seiten.“
„Der Inhalt ist die Grundlage unseres Glaubens!“
„Ich habe ‚Timeline‘ von Crichton gelesen und glaube immer noch nicht an Zeitreisen. Aber er ist ein wesentlich besserer Autor!“
„Das ist doch wohl etwas völlig anderes!“
„Aha. Dann fassen Sie doch bitte mal zusammen soweit Sie gelesen haben.“
„Das... wie Sie wollen! Im Neuen Testament wird uns berichtet von der Jungfräulichen Empfängnis der Maria...“
„Ach... Wie in Star Wars Episode Eins?“
„Ich bitte um Verzeihung, wie meinten Sie?“
„Die Mutter von Annakin Skywalker hat ihn auch so empfangen – also durch die Macht.“
„Hargn... Ja, es war die Macht Gottes, die Maria empfangen ließ, und zwar Jesus, unseren Herrn.“
„Ich fand das ja schon in Star Wars etwas weit hergeholt, aber erzählen Sie ruhig weiter!“
„... und Jesus ward geboren in einer Zeit, als Herodes...“
„Wer ist Herodes?“
„Herodes war der Herrscher über Palästina zur Römerzeit. Er befahl eine Zählung seines Volkes...“
„Also wie Kohl in den Achtzigern, ja?“
„Wie bitte?“
„Na, die Volkszählung in den 80er Jahren, daran erinnern Sie sich doch noch? Sagen Sie mal, sagt Ihre Kollegin eigentlich gar nichts?“
„Meine Schwester im Glauben schaut uns nur zu und lernt.“
„Aha. Möchte sie vielleicht eine Tasse Kaffee? Nein? Dann nicht. Also Volkszählung, weiter bitte.“
„Jesus ward geboren in Bethlehem und drei Weise aus dem Morgenland kamen um ihn zu preisen...“
„Wie jetzt? Nicht nur zählen sondern auch Preise schätzen?“
„Verzeihung?“
„Entschuldigung, erinnerte mich nur gerade an ‚Der Preis ist heiß‘, ich wollte Sie nicht unterbrechen, fahren Sie bitte fort.“
„Ich... als Jesus zwölf Jahre alt war, war er bereits in der Lage mit den Priestern im Tempel zu diskutieren und zeigte die Weisheit, die ihm von Gott, seinem Vater...“
„Ich denke, er hatte keinen Vater?“
„Natürlich hatte er einen Vater – Gott selbst...“
„Das verwirrt mich jetzt wirklich!“
„Das... das ist eines der Mysterien, ebenso wie seine Taufe...“
„Aha. Und wer war sein Pate? Al Pacino? Entschuldigung, ich werde albern.“
„Er hatte keinen Paten. Johannes der Täufer taufte ihn und der Heilige Geist kam über ihn und... Nein, vergessen Sie das. Später sammelte er Jünger um sich, zwölf um genau zu sein und zog durch die Lande um zu predigen und Wunder zu wirken.“
„Moment – zwölf Jüngere? Wie alt war er denn da?“
„Nicht Jüngere! JÜNGER! Die späteren Apostel des Glaubens! Und er war ungefähr dreissig zu der Zeit.“
„Also erst wird er geboren, dann ist er plötzlich schon zwölf und dann auf einmal dreissig? Etwas lückenhaft das Ganze... Und er zog also mit zwölf Jungs durch die Lande. Was predigte er denn so?“
„Zum Beispiel die Nächstenliebe, aber...“
„Also war er schwul?“
„Wie? Nein, er war nicht schwul! Wie kommen sie denn darauf?“
„Naja... Nächstenliebe, zwölf Jungs um sich... War er pädophil?“
„NEIN! JESUS WAR NICHT PÄDOPHIL! Auch wenn er sagte, lasset die Kinder zu mir kommen...“
„Wow! Ich glaube, ich muß das Buch doch noch mal lesen! Scheint ja richtig versaut zu sein! Sie beide wirken eigentlich nicht so, als ob sie auf so was stehen würden!“
„WAS MACHT DENN IHR HUND JETZT?“
„Er praktiziert Nächstenliebe. HASSO! Runter von dem Bein des armen Mannes! Nein, die Frau läßt Du auch in Ruhe! Böser Hund!“
„Hätten... hätten Sie eventuell einen Schluck Wasser für mich?“
„Kaffee hätte ich noch da, Mineralwasser ist alle. Soll ich Ihnen beiden ein Tässchen bringen? Ich sperre den Hund dann auch gleich in die Küche – tut mir Leid wegen Ihrer Hose.“
„Das macht nichts... einen Kaffee, ja, wir nehmen einen Kaffee!“
„So, bitte sehr... Milch und Zucker? Bitte..“
„Danke sehr. Wo war ich stehengeblieben?“
„Bei dem schwulen Pädophilen und seinen Jungs.“
„Hrghnnnn! ALSO: Jesus predigte die Nächstenliebe und die Liebe Gottes. Und deshalb wurde er auch gekreuzigt!“
„Oh. Was heißt das?“
„Das die Römer ihn wegen seiner Predigten an das Kreuz nageln ließen – er wurde hingerichtet. Er starb für unsere Sünden!“
„Wohl eher für seine... Die armen Jungs!“
„DAS... das ist jetzt unerheblich. Er wurde in einem Felsengrab beerdigt und drei Tage später, als Maria Magdalena...“
„Also seine Mutter?“
„Nein, nicht seine Mutter. Eine bekehrte Hure, die ihm auf seinen Wanderungen folgte.“
„Ach. Eine Prostituierte hatte er auch mit dabei? Das wird ja immer schlimmer!“
„Ja, eine Prostituierte. Sie betrat drei Tage nach Jesu Tod sein Grab und wollte ihm die letzte Ehre erweisen, doch sein Grab war leer, denn er war wiederauferstanden.“
„Also stand er da als Zombie rum?“
„NEIN! Sein Grab war leer!“
„Dann stand er woanders rum?“
„So in der Art... Er predigte noch weiter und fuhr einige Zeit später auf zu seinem Vater in den Himmel...“
„Wie jetzt? Hatten die damals schon Rolltreppen?“
„KEINE ROLLTREPPEN!“
„Kein Grund, gleich so laut zu werden. Ich verstehe es nur nicht.“
„Christi Himmelfahrt ist eines der Mysterien unseres Glaubens!“
„Also mysteriös finde ich das Ganze wirklich. Nein, das Buch lese ich dann doch nicht.“
„BITTE?“
„Ich lese das Buch garantiert nicht. Und wissen Sie was? Ich gebe Ihnen mein Exemplar mit. Ich möchte nicht, daß meine Kinder so was lesen.“
„...“
„Ich meine, wenn das hier rum steht und sie lesen es womöglich heimlich und.. Nein, aus dem Haus damit! Und Ihnen scheint es ja wohl gefallen zu haben.“
„Das glaube ich jetzt nicht...“
„Huch! Ach du meine Güte! Und ich glaube nicht, wie spät es schon ist! Ich muß Sie jetzt bitten zu gehen, ich habe noch viel zu tun. Und vergessen Sie das Buch nicht! Hier bitte...“
„Danke. Wir danken Ihnen für Ihre Gastfreundschaft. Und wir werden Sie auch NIE WIEDER belästigen!“
„Ach, das war doch keine Belästigung! Ganz im Gegenteil! Aber wenn Sie weiter Werbung für Bücher machen wollen, sollten Sie sich mal ein besseres vornehmen. Möchten Sie vielleicht mal '‚Timeline‘ lesen?“
„Nein, ich glaube nicht. Einen schönen Tag noch!“
„Ja, einen schönen Tag noch! Ich muß mich nun sputen! ... Was für nette Menschen, Hasso! Schade, daß sie so einen schlechten Geschmack haben, was Bücher angeht. Aber jedem das Seine, nicht wahr?“

ENDE

 

Moin Hesine. :thumbsup: Ich fand's klasse. Der Anfang wa noch etwas lasch, doch es steigerte sich immer weiter. Ich liebe Comedy-Sachen, die aus reinen Dialogen bestehen. Lustig.

Imp

 

Hehe, ihr Süssen, ihr fangt jetzt hier aber keinen Glaubenskrieg unter dieser Geschichte an, oder? :D

Für sowas gibt es die PMs! :teach:

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich melde mich dann auch mal kurz zu Wort:

1. Klingeln an meiner Tür nicht nur Zeugen Jehovas, sondern auch andere christliche Gruppen, die mich missionieren wollen.

2. Die Geschichte war eigentlich für einen Wettbewerb von mir geschrieben worden, der als Vorgabe hatte, eine Satire über's Christentum zu verfassen - schusselig wie ich bin habe ich vergessen, sie einzusenden.

3. In meinen jungen Jahren, als ich es noch witzig fand, mich mit Haustürvertretern des christlichen Glaubens auseinanderzusetzen, hatte ich durchaus eine Begegnung wo man mir sagte, daß die zweite Person nur zum Lernen mitgekommen wäre.

4. Ich habe in der Tat keine Ahnung von den Lehren der Zeugen Jehovas - sie interessieren mich allerdings auch nicht mehr oder weniger als die anderer christlicher Vereinigungen, Glaubensrichtungen, Sekten, Einkauspassagenstehern oder jener seltsamer Gestalten, die sich regelmäßig mit Plakaten skandierend vor den Konzerthallen einfinden wo genau die Bands spielen, die ich mag. Jesus kann mich ja gern lieben, aber ich halte Distanz ^^

5. Danke für die Reviews!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Hesine,

bei einer solchen Geschichte ist es natürlich schwer, eine Kritik zu schreiben, ohne auf die Inhalte einzugehen, zumal sie als formal als witzige Dialogstory ja auch flüssig und unterhaltsam geschrieben ist.
Alles, was ich dazu schreiben kann, ist also reine Geschmacksache. Trotzdem versuche ich mal zusammenzufassen, was mich an deiner Geschichte stört.
Es wird (unter einer Satire erwarte ich das) nicht deutlich, was du kritisieren möchtest.
Die Menschen mit Überzeugungen oder den oberflächlichen Prot, der Überzeugungen (egal welcher Natur) erst gar nicht an sich ran lässt, zum Selbstschutz auch niemanden erst ausreden lässt und das, was ihm mitgeteilt wird, sicherheitshalber noch einmal verdreht.
Als Christ könnte man meinen, du hast ungewollt über diesen Prot die größte Qualität der Bibel beschrieben. Sie ist aktuell.
Dazu hast du zwar auf die sattsam bekannten Klischess zurückgegriffen (Jesus ist also schwul oder mehr noch, Päderast), aber letztlich gelang es deinem Prot immer wieder, die Inhalte der Bibel zu den ihn bekannten Themen zu bringen.
Ja, der Plot der Bibel kann mit jedem modernem Kinoschinken mithalten, alle Themen der Literatur kommen darin vor. Was ist daran lächerlich?

Dein Prot ist mir in seiner Art nicht konsequent genug gezeichnet. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass es dir eher um die assoziative Aneinanderreihung von Gedankenketten und Wortspielen ging, als um Inhalte und Handlungen.

„Moment – beginnen wir erstmal mit der Bibel. Worum geht es da?“
„Wie bitte?“
„Naja – ich habe sie nie gelesen. Angefangen ja, aber als dann nur noch Namen kamen habe ich es aufgegeben. War ziemlich am Anfang.“
Das ist so eine Stelle, die ich meine. Es erscheint auch bei einem Atheisten in einem derart christlich geprägten Umfeld zweifelhaft, dass jemand tatsächlich nicht weiß, worum es in der Bibel grundlegend geht. Diese Sätze entlarven deinen Prot für mein Gefühl, als jemanden, der seine Gäste von Beginn an nur verarschen möchte. Damit nimmst du der Satire natürlich die Schärfe, denn es ist eher so eine Art Selbstbeweihhräucherungsanekdote nach dem Motto "Schaut her, wie ich es den Idioten gezeigt habe", wie man sie oft genug an Stammtischen in Kneipen zu hören bekommt, wenn sich Menschen mit ihrer Courage (gegen wen eigentlich?) oder ihrer argumentativen Intelligenz brüsten wollen.
Natürlich bieten sich Menschen, die ihre Überzeugung von Haustür zu Haustür tragen für Scherze an, schon weil wir sie vielleicht darum beneiden, an etwas so fest zu glauben. Ich lästere auch gern über die gläubigen FDP-Wähler, die von ihren wirtschaftsscientologischen Aussagen überzeugt sind. ;)
Aber ist das nicht eher eine anbiedernde Art, die Lacher auf seine Seite zu bekommen?
„Äh... die Bibel kann man nicht lesen wie ein Buch...“
„Aber in der Werbung hieß es ‚Das Buch der Bücher‘. Allerdings ziehe ich Michael Crichton vor. Zu viele Autoren verderben den Brei, das wissen Sie ja.“
„W- wie meinen Sie das?“
„Nun – an der Bibel haben ja wohl mehrere Autoren mitgeschrieben, oder nicht? Ein Moses, ein Jesaja, ein Johannes und so weiter.“
„Ja, das stimmt, aber wieso...“
Hier wird im Grunde kommunikationstechnisch gesehen Unsicherheit erzeugt, in dem man jemanden nicht ausreden lässt.
Ich persönlich empfinde es nicht als Aufgabe, sich derartig verbalem Nonsens (auf den Prot bezogen) wirklich argumentativ zu stellen. Das Ergebnis ist leider eben immer nur: Lächerlich erscheint dabei der, der nicht zu Ende reden darf.
zu Illus Anmerkung: Hier wird zwar "Buch" geschrieben, aber gemeint ist sicherlich eher "Roman". Die Bibel wird ja in der Tat selten von vorne bis hinten in einem Zug durchgelesen. Dazu ist sie viel zu gehaltvoll. ;)
„Und ich finde, daß die eindeutig zu viel gemacht haben. Jeder hat irgendwas geschrieben und wollte seinen Stil durchsetzen. Ein ganz fürchterliches Ergebnis!“
Das kann dein Prot doch gar nicht beurteilen, wo er nach eigenem Bekunden schon irgendwo am Anfang aufgehört hat, weil ihn die vielen Namen verwirrten.

In der Folge geht es so wieter. Der Witz basiert darauf, dass dein Prot seine Gesprächspartner nciht ausreden lässt, sondern gleich mit seinen Assoziationen konfrontiert. Dabei setzt er vorraus, dass diese überhaupt wissen, worum es da geht.

„Aha. Und wer war sein Pate? Al Pacino? Entschuldigung, ich werde albern.“
Das wird er nicht erst da, sondern das ist er die ganze Zeit. Und das macht die Geschichte natürlich oberflächlich amüsant, macht sie gut lesbar, aber es verhindert, dass eine gute Satire daraus wird, denn dazu müsste sie sich eben mit Aussagen auseinandersetzen, zu denen du es gar nicht erst kommen lässt. Satirisch beleuchtet finde ich eher den Menschen, der die Christen hinein bittet.

So, das waren eine Menge Gedanken zu deiner Geschichte. Ich hoffe, du kannst mit dem einen oder anderen etwas anfangen.

Lieben Gruß, sim

 

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