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Ein Abschied für immer?!
Schweißgebadet und mit heißen Tränen in den Augen wachte Miriam auf. Sie sah auf die Uhr. Acht Uhr. In dieser Nacht hat sie wenig Schlaf gefunden. Ihr Gesicht war immer noch nass geweint. Sie liess nochmal den gestrigen abend in Gedanken passieren.
Sie war richtig gut drauf. Ihr Freund Engjel, und das war sein richtiger Name, hat sie angerufen, um sie ins Kino einzuladen. Ihr herz klopfte als sie ihn die U-Bahnrolltreppe hochkommen sah. Und sein Grinsen! einfach der Wahnsinn.
Der Kinofilm war eher mittelmässig bis schlecht. Aber Miriam und Engjel wussten sich zum Glück anderweitig zu beschäftigen. Sie waren jetzt drei Monate zusammen und waren richtig glücklich.
Nachdem der Kinofilm zu Ende war gingen Miriam und Engjel in seine neue Wohnung. Miriam war sofort begeistert, als sie diese riesen Fensterfront sah. München bei Nacht fand sie einfach total romantisch.
Während sie noch eine Weile am Fenster stand und die Aussicht genoss, kam Engjel auf einmal ins Zimmer. Sie drehte sich um und sah sofort, dass etwas nicht stimmte. "Was ist los? ist irgendetwas nicht in Ordnung?", fragte sie verwirrt. Ihr Gefühl sagte ihr, dass irgendetwas nicht stimmte und ihr Gefühl trügte sie eigentlich nie.
Als er auf einmal anfing zu weinen, war sie ziemlich geschockt. Miriam nahm ihn den Arm und wartete bis er anfing irgendetwas zu sagen. Nach einer ganzen Weile schluchzte er: "Es tut mir so leid, mein Schatz. Du musst mir glauben. Ich liebe dich überalles!"
"Sag doch bitte was los ist!" fragte Miriam total unruhig.
"Das ist nicht so ganz einfach dir das zu erklären.", fing er an, "versprichst du mir was?"
"Wie soll ich dir was versprechen? Ich hab doch keine Ahnung was los."
"Ok. Ich hab letztes Jahr ziemlich viel Scheiße gebaut. Ich hab Leute beklaut und mit Drogen gedealt. Ich hatte einfach die falschen Freunde. Bitte glaub mir1 Seit ich dich vor einem halben Jahr kennengelernt hab, weiß ich erst, was es heißt geliebt zu werden.", sprudelte es aus ihm heraus.
Miriam sah ihn nur mit großen Augen an. Sie verstand die Welt nicht mehr. In ihrem Kopf hämmerte es. Alles drehte sich um sie. Erst als er weiter redete, wurde sie aus dieser Art Hypnose herausgerissen.
"Miriam, wir müssen jetzt zusammenhalten. Ich liebe dich. Also, ich hab vor einem Monat einen Brief gekommen, vom Gericht. Ich werde nächste Woche nach Albanien abgeschoben.", erzählte er unter Tränen.
Nun brach sie auch in Tränen aus. Die Tränen brennten auf ihrer Haut wie Feuer. Engjel nahm sie sofort in den Arm, doch Miriam riss sich los und lief nach draussen. Es regnete. Die Regentropfen vermischten sich mit ihren salzigen Tränen. Sie lief die Strasse hinauf ohne zu wissen, wo sie eigentlich war. Wie ein kleines Kind irrte sie in dem dunklen viertel herum.
"Miriam. Wo bist du? Bitte. Ich liebe dich!", hallte Engjels Stimme durch die Strasse. Als er sie fand nahm er sie in den Arm. Diesmal wehrte sie sich nicht. Miriam liess sich von ihm nach Hause bringen.
Als sie im Bett lag, wurde ihr bewußt, was heute abend geschehen war. Er wird sie verlassen und sie wird ihn nie wieder sehen. Weinend schlief sie erst in frühen Morgenstunden ein.
"What I feeling, it´s never been so easy, when I´m dreaming...." dröhnte es aus ihrem Radiowecker und riss sie aus dem Tagtraum.
Sofort schoßen ihr die Tränen wieder in die Augen. "was soll ich bloß machen? Wenn ich ihn heirate? Dann könnte er hier bleiben. Aber ich bin doch erst 19. Mein ganzes Leben liegt noch vor mir", grübelte sie.
Langsam kroch sie aus dem Bett. Sie musste Andie, ihre beste Freundin, anrufen. Sie musste unbedingt mit jemanden reden. Auch Andie wusste nicht, was man machen könnte um die Abschiebung zu verhindern. "Hör zu, mach jetzt keinen Schmarrn.", warnte sie Miriam.
Nachdem Miriam den Hörer augelegt hatte, klingelte es an der Tür. Sie ahnte schon, dass es Engjel ist. Als sie die Tür öffnete, blickte sie in die trüben, dunklen Augen, die sonst so strahlten.
"Miriam, ich weiß, dass du mir das nie verzeihen kannst. Ich liebe dich! Für mich ist das genauso schwer wie für dich. Ich tue alles, um wieder bei dir zu sein!", schluchzte er.
"Ich liebe dich auch, aber es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen, bis du fliegst.", versuchte Miriam mit ruhiger Stimme zu sagen, aber ihre Stimme zitterte.
Engjel nickte und gab ihr noch einen Kuss auf die Wange. Nur langsam drehte er sich um und ging.
Miriam schloss die Tür und barch weinend zusammen.
Sie wusste sie würde nie mehr kommen. Ihre große Liebe.