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Ein besonderer Tag

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07.02.2024
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Ein besonderer Tag

Es war einmal ein Mann, der wohnte ganz allein in einem riesigen Haus. Das Haus war so groß, dass er mit dem Fahrrad fahren musste, um von seinem Schlafzimmer zum Esszimmer zu kommen. Jeden Morgen versuchte er, sich selbst zu überbieten. Seine Bestzeit belief sich inzwischen auf eine Minute und 19 Sekunden. Der Mann war so reich, dass sogar seine Zahnbürste, die er alle zwei Wochen auszuwechseln pflegte, aus purem Gold war.

Selbstverständlich durfte auch ein großer Fernseher in seinem Haus nicht fehlen. Der Mann sah allerdings nur selten fern, weil der Weg zu seinem Fernsehzimmer eine lange Treppe hinaufführte. Und der Mann, der nicht mehr ganz jung war, tat sich täglich etwas schwerer, die Treppe mit dem Fahrrad hinaufzufahren - obwohl er sich zu diesem Zweck extra ein Mountainbike angeschafft hatte.

An diesem Morgen war der Mann sehr zeitig aufgestanden, denn er hatte an diesem Tag etwas ganz Besonderes vor. Wie üblich düste er auf seinem Skateboard zum Badezimmer, wo er am Vorabend sein Fahrrad abgestellt hatte. Nachdem er sich gewaschen und angezogen hatte (das Ankleidezimmer befand sich zum Glück direkt neben dem Badezimmer, sodass er die 50 Meter bequem zu Fuß gehen konnte), holte er aus einer Schublade eine Stoppuhr und eine Schreckschusspistole.

Er schwang sich auf sein Fahrrad, gab sich selbst einen Startschuss und sauste los: den Gang entlang, an den Ritterrüstungen und Gemälden vorbei, die er auf einer Auktion ersteigert hatte, quer durch den Ballsaal, wo er sein Tempo allerdings etwas verringern musste, weil die Tanzfläche sehr glatt war, weiter die wenigen Stufen zur Empfangshalle hinunter, durch das Wohnzimmer ins Esszimmer. Erschöpft und außer Atem blickte er auf seine Stoppuhr: 59 Sekunden! Er hatte seinen eigenen Rekord um ganze 20 Sekunden unterboten. „Dies wird bestimmt ein ganz besonders schöner Tag“, sagte sich der Mann.

Der Frühstückstisch war bereits gedeckt. Das machte der Mann manchmal schon am Vorabend, denn er war ganz allein in seinem großen Haus. Er hatte auch kein Dienstmädchen und keinen Butler wie andere Männer, die in großen Häusern wohnten. Wenn er sich dann morgens an seinen gedeckten Tisch setzte, stellte er sich vor, dass ihn jemand heimlich für ihn gedeckt hatte. Obwohl er wusste, dass er es selbst getan hatte.

Heute Morgen hatte der Mann sein bestes Jackett angezogen, denn heute war sein Geburtstag. Auf dem Tisch standen aber kein Geburtstagskuchen mit Lichtern darauf und auch keine Geschenke. Obwohl der Mann sehr traurig darüber war, dass er allein war, goss er sich wie jeden Morgen ein Glas Mineralwasser ein. Denn der Mann lebte sehr gesund, und er hatte gelesen, dass Mineralwasser am Morgen sehr gut für Geist und Körper sein sollte. Als er gerade zum Trinken ansetzte, läutete es an der Tür. Der Mann erschrak darüber so sehr, dass er das Mineralwasser über sein schönes Jackett ausschüttete. Schnell zog er es aus und legte es zum Trocknen auf die Heizung. Denn obwohl diese nicht an war, dachte der Mann, dass dies ein besonders guter Platz wäre, um sein Jackett zu trocknen. Dann rannte er so schnell er konnte zur Haustür.

Inzwischen hatte es bereits ein zweites Mal geklingelt. Der Mann riss die Tür auf. Draußen stand der Postbote. „Guten Morgen. Ich habe einen Brief für Sie“, sagte der Postbote. „Wirklich? Einen Brief für mich?“, rief der Mann erstaunt. „Was steht denn drin?“ Das wusste der Postbote natürlich auch nicht, und er schlug vor, dass der Mann den Brief öffnen sollte. Das ließ der Mann sich nicht zweimal sagen und riss den Briefumschlag auf. Es war ein Glückwunschschreiben seiner Versicherung. Der Mann freute sich sehr darüber: „Ich habe nämlich noch nie einen Brief zu meinem Geburtstag bekommen.“ „Sie haben heute Geburtstag? Dann gratuliere ich Ihnen natürlich recht herzlich. Sie machen bestimmt ein großes Fest!“ „Leider nein“, seufzte der Mann, „ich bin ganz allein, aber ich danke Ihnen recht herzlich für den schönen Brief, den Sie mir gebracht haben.“ Und dann schloss der Mann die Haustür und ging zurück ins Esszimmer, um sein Frühstück zu beenden.

Der Postbote aber dachte sich: „So ein armer Mann. Er hat Geburtstag und niemand feiert mit ihm. Dagegen muss man doch etwas tun.“ Er beschloss, sich zu kümmern. Zunächst musste er noch einige Briefe austragen. Dabei erzählte er allen Leuten, wie einsam der Mann in seinem großen Haus sei. Besonders großes Mitleid hatte Frau Blümelein, die der Postbote antraf, als sie gerade die Milch für ihre Katzen nach draußen stellte. „Der arme Mann“, sagte sie, „ich finde, wir sollten ihn heute Nachmittag alle besuchen.“ „Das ist eine sehr schöne Idee“, fand der Postbote und erklärte sich dazu bereit, alle anderen in der Gegend über den Überraschungsbesuch zu informieren.

Frau Blümelein ging sofort zum Kaufmann und kaufte einige Flaschen Cola, da sie dachte, dass sicher auch viele junge Leute den Mann besuchen würden. Der Kaufmann des Ortes war leider ein ziemlicher Brummbär, aber nachdem Frau Blümelein ihn von der tollen Idee, den Mann zu besuchen, überzeugt hatte, bot er sich an, für das Fest Fleisch und Kartoffeln zuzubereiten – unter der Bedingung, dass sich die anderen Gäste an seinen Unkosten beteiligten. Frau Blümelein meinte, dass sie das ganz sicher tun würden. Sie selbst holte zu Hause ihr Waffelbackeisen aus dem Schrank und backte den ganzen Vormittag eifrig köstliche Waffeln, die sie anschließend sogar noch mit Puderzucker verzierte.

Der Postbote hatte in der Zwischenzeit bereits den ganzen Ort über die Feier informiert und auch ein wenig Geld gesammelt. Denn was wäre eine Überraschungsgeburtstagsfeier ohne ein Überraschungsgeburtstagsgeschenk? Anschließend ging er zu Frau Blümelein, um mit ihr die Auswahl des Geschenkes zu besprechen. Frau Blümelein und der Postbote überlegten hin und her, was sie dem Mann wohl schenken sollten, als Frau Blümelein eine Idee hatte. Sie sagte: „Ich erledige das mit dem Geschenk. Sorgen Sie nur dafür, dass alle pünktlich um 15:00 Uhr beim Haus des Mannes sind.“

Um 15:00 Uhr standen sie tatsächlich alle vor dem Haus: der Kaufmann, die Bäckerin, der Friseur und die Kinder und Jugendlichen des Ortes, die sich in der Angst zu kurz zu kommen, vorsichtshalber eine Schubkarre mit Hamburgern mitgebracht hatten. Und noch viele, viele andere, die von der Feier bei dem Mann gehört hatten. Der Postbote und Frau Blümelein, die ein kleines Paket in der Hand hatte, stiegen die Stufen zur Haustür hinauf und läuteten. Zunächst rührte sich nichts im Haus, aber nach einer Weile hörten sie Schritte. Dann öffnete sich die Haustür und der Mann schaute heraus. In dem Moment gab Frau Blümelein den Einsatz. Und alle begannen zu singen:

Alles Gute für dich,
alles Gute für dich,
alles Gute, lieber Mann,
liebe Wünsche für dich!​

Wie der Mann sich da freute. Er freute sich so sehr, dass er drei Purzelbäume schlug. Dann lud er schnell alle ein, in sein Haus zu kommen. Es wurde ein wunderschönes Fest, und als Höhepunkt überreicht Frau Blümelein ihm sein Geschenk. Wie gespannt alle um ihn herum waren. Und wie gespannt der Mann erst war. Es war das erste Geschenk in seinem Leben, das er bekam. Vorsichtig öffnete er das Papier - und zum Vorschein kam ein wunderschöner dunkelgrüne Pullover. Da rollten dem Mann ein paar Tränen über die Wangen, und er bedankte sich immer wieder bei seinen Gästen. Denn dies war der schönste Pullover, den er je gesehen hatte. „Sie müssen sich vor allem bei Frau Blümelein bedanken. Sie hat diesen wunderschönen Pullover ausgesucht“, sagte der Postbote.

Sie feierten bis spät in die Nacht, im Haus und draußen im Garten. Als es kühler wurde, zog der Mann seinen neuen Pullover an. Es war eine wunderschöne klare Nacht, und der Mann und Frau Blümelein gingen noch lange im Mondlicht spazieren.

 

Hallo @Eva Holunder und herzlich willkommen hier im Forum.

Anknüpfend an das Ende deiner Geschichte: Und wenn sie nicht gestorben sind, spazieren sie noch heute. Bahnt sich da etwas an? Vielleicht ist der Mann bald nicht mehr alleine in seinem Haus. Aber dann muss er noch ein Fahrrad für Frau Blümelein kaufen.;)

Eine Geschichte, die meiner Meinung nach gut geeignet ist, die kindliche Fantasie anzuregen. Sogar ich wurde dazu verleitet, mir vorzustellen, wie der Mann in seinem Haus hin und her saust. Aber er sollte einen Namen haben, denn der Postbote muss ja schließlich die Briefe zustellen können. Irgendetwas Witziges, das zu Frau Blümelein passt, „Gießkanne“ vielleicht. :D Dann können ihn die anderen auch richtig anreden. „Mann“ klingt so kalt, und das ist er ja gar nicht.

Bemeckern muss ich den Anfang, der mir überhaupt nicht gefällt. Die einzelnen Abschnitte folgen zu sprunghaft aufeinander. Zuerst das große Haus, dann die Fahrradrennstrecke, dann übergangslos der Reichtum mit der goldenen Zahnbürste, dann Fernseher und wieder Fahrrad. Ich würde die Informationen mehr miteinander verknüpfen und in einer passenderen Reihenfolge erzählen. Vom Allgemeinen zum Besonderen. Also zum Beispiel so:

"Es war einmal ein reicher Mann. Er war so reich, dass er sich goldene Zahnbürsten leisten konnte, die er alle zwei Wochen wechselte. Mit seinem vielen Geld hatte er sich ein riesiges Haus gekauft, in dem er ganz alleine wohnte. Um vom Schlafzimmer zum Esszimmer zu kommen, musste er mit dem Fahrrad …"

Das nur so als Beispiel, damit du siehst, was ich meine.

Ansonsten hier noch Kleinigkeiten, die sich leicht beheben ließen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit:

Jeden Morgen versuchte er, sich selbst zu überbieten.
Hier fehlt doch was. Und "sich selbst zu überbieten" klingt zu sperrig und außerdem unterbietet er sich ja eigentlich. Jeden Morgen schwang er sich auf sein Rad und versuchte, einen neuen Rekord aufzustellen.
An diesem Morgen war der Mann sehr zeitig aufgestanden, denn er hatte an diesem Tag etwas ganz Besonderes vor.
Unschöne Wiederholung von "diesem". Am Morgen war der Mann ...
Das machte der Mann manchmal schon am Vorabend, denn er war ganz allein in seinem großen Haus.
Wir wissen ja schon, dass er alleine ist, das könnte also gestrichen werden.
Obwohl der Mann sehr traurig darüber war, dass er allein war, goss er sich wie jeden Morgen ein Glas Mineralwasser ein
Wie? Was hat das Mineralwasser damit zu tun, dass er traurig ist.
Heute war der Mann besonders traurig darüber, dass er alleine war. Wie jeden Morgen goss er sich ...
Sie selbst holte zu Hause ihr Waffelbackeisen aus dem Schrank und backte den ganzen Vormittag eifrig köstliche Waffeln
"buk" fände ich viel schöner. Schade, dass diese unregelmäßigen Formen langsam aussterben.
und als Höhepunkt überreicht Frau Blümelein ihm sein Geschenk.
überreichte
Es war das erste Geschenk in seinem Leben, das er bekam.
Ach? Die anderen Geschenke wurden ihm wohl vorenthalten?;) Unglückliche Formulierung: Vielleicht so: Zum ersten Mal in seinem Leben bekam er ein Geschenk.
Vorsichtig öffnete er das Papier - und zum Vorschein kam ein wunderschöner dunkelgrüne Pullover.
Wie öffnet man Papier? Entfernt man es nicht eher? "dunkelgrüner"

Grüße
Sturek

 

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