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Ein bodenständiger Toilettenflieger

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27.02.2004
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Ein bodenständiger Toilettenflieger

Ein bodenständiger Toilettenflieger


Als ich mich entschloss, mit meinen beiden Kindern die sechshundert Kilometer zu meinen Eltern mit dem Zug zurückzulegen, ahnte ich nicht, mit welch weisen Erkenntnissen wir dort ankommen würden.
Mein jüngster Sohn, ein vierjähriger Draufgänger, fuhr zum ersten Mal in einem ICE und war entsprechend aufgedreht. Er lief im rekordverdächtigen Zickzackkurs vor mir her durch die Gänge zu unserem Abteil.
Sein großer Bruder, zehnjährig – weltmännisch, saß schon auf seinem Platz und hörte per Kopfhörer Kanal 3.
Kaum hatte ich mir meine lädierten Kniekehlen (die Koffer der Mitreisenden treffen immer an die gleichen Stellen!) massiert, da verspürte das kleine Monster auch schon ein gewisses Bedürfnis und stürzte Richtung Tür. Ich konnte ihn gerade noch daran hindern, die Hose schon auf dem Gang auszuziehen..
Auf dem Örtchen angekommen, sah er sich staunend um, tat das, was er tun musste und drückte auf den beleuchteten Knopf über der Toilette. Er war gerade dabei, seine Unterhose wieder auf ihren angestammten Platz zu zerren, als es laut und vernehmlich zischte. Das erschreckte ihn dermaßen, dass ihm die Hose wieder auf die Knie zurückschlotterte. Das ganze Kind stand zitternd vor Angst da und hörte den Stakkatozischlauten der Toilettenspülung zu.
Draußen angekommen, sagte er nur: „Mensch, hat der mich abba aschreckt!“
Um ihn abzulenken lief ich mit ihm noch ein wenig den Gang, wo er am Fenster stehen blieb und staunend auf die vorbeifliegende Landschaft schaute.
Es war etwa fünf Minuten später, als er verkündete: „Jetzt muss ich abba großes AA machen!“ Auf meine Frage, warum er das nicht eben gleich miterledigt habe, gab der Lümmel keine Antwort. Also, zurück in die Folterkammer.
Dieses Mal nahm er das Gezische mit wahrem Heldenmut zu Kenntnis, auch die Hose blieb da, wo sie hingehörte. Er wusch sich sogar noch in aller Seelenruhe die Hände.
Aber dann stürzte er vor mir her in Richtung Abteil Nr. 5, Platz 15, dort wo sein Bruder völlig abwesend Märchen hörte, riss demselben eine Kopfhörermuschel zur Seite und brüllte ihm in voller Lautstärke folgendes ins Ohr: „Du, da drauß`n, da iss `ne fliegende Toilette, `ne fliegende!“, wobei er seinen rechten Zeigefinger in rascher Folge durch die Luft stieß.
Sein Bruder zuckte völlig überrascht mit dem Kopf zur Seite (ich hätte einen Herzinfarkt bekommen!) und schaute seinen kleinen Monsterbruder mit einem echt ätzenden Blick (10-jährige sind Weltmeister im ätzendblicken) an und sagte ebenso lautstark zu ihm: „Laß`mich in Ruhe, ich höre gerade `Der fliegende Koffer`!“ Worauf der Kleine mit verständnisloser Miene zurückbrüllte: „Nein, nich`n fliegender Koffer, `ne fliegende Toilette, komm`, ich zeig`s dir, komm`mit! Da wird das AA weggezischt, zzzschsch macht das, musst du auch mal?“

Das war der Moment, in dem mir ganz plötzlich einfiel, dass ich irgendeinen Knopf verloren haben könnte, letztes Jahr, in Abteil 327, rechts unten...
Ich krabbelte ein wenig herum und suchte. Den Knopf habe ich dieses Mal nicht gefunden, es ist ja auch so eng unter den Sitzen, besonders eng, wenn einem eine junge Nonne, das Jesuskreuz um den Hals baumelnd irritiert dabei zuschaut. Sie hat die ganze Fahrt über kein Wort mit mir gesprochen. Bis Fulda. Vielleicht war sie ja taub, wer weiß das schon.

Tja, unser großer Sohn hat wohl gespürt, dass sich sein kleiner Bruder verändert hat. Ein toilettenerfahrener, muterprobter und zischgeprüfter Mensch, dem er plötzlich gegenüber stand. Deshalb hat er sich entschlossen, sein eigenes „Bedürfnis“ nach diesem, wie er sagte, `Kleinkindertheater`hinten anzustellen. Vielleicht war das der Grund, warum er, kaum bei seinen Großeltern angekommen, in eine gewisse Richtung stürzte, die Tür aufriss und ich ein erleichtertes „Aahh“ hörte.

Das war die Geschichte vom Fliegenden Koffer, der lieber seine Geschäfte an Land erledigt, und die eines bodenständigen Toilettenfliegers.

 

Hallo filecheker,

danke für Deine Kritik. Das "fliegende" erklärt sich für den vierjährigen dadurch, dass er bei voller Zugfahrt aus dem Fenster schaut und für ihn alles nur so vorbeifliegt.
Die Toilette bei uns zu Hause unterscheidet sich grundlegend von der in einem ICE, oder einem Flugzeug, es zischt nicht...
Vielleicht hätte ich die Geschichte (ist so geschehen),besser in Der Rubrik "Alltag" abgelegt, da sie humortechnisch eher mäßig ist.

 

Hey chriko!

Herzlich willkommen auf kg.de :)

Also, berauschend fand ich deine Geschichte nicht gerade. Meiner Meinung nach war sie nicht wirklich humorvoll (es sei denn für Mütter, die ähnliche Situationen durchlebt haben). Stilistisch gesehen war deine Geschichte in Ordnung. Das Einzige, was mich leicht gestört hat, war einmal der Ausdruck "U-Hose". Klar, man weiß, was gemeint ist, aber gehört das in meinen Augen ausgeschrieben. :)

Vielleicht hätte ich die Geschichte (ist so geschehen),besser in Der Rubrik "Alltag" abgelegt, da sie humortechnisch eher mäßig ist.
Sag einfach Bescheid, dann wird die Geschichte von den Moderatoren hier (sprich Somebody und meine Wenigkeit) nach Alltag verschoben.

Liebe Grüße
Alisha

 

Hallo Alisha,

wie sage ich den Moderatoren "Bescheid"? Ich bin neu hier.
Grüße
chriko

 

Hey Chriko!

Entweder hier im Thread oder, was natürlich besser wäre, du schickst denen eine PM (kannst du entweder über das Profil, "Wer ist online", deine Freundesliste oder über den Button unter einem Beitrag der Person schicken). Was auch gehen würde - "Beitrag an einen Moderator melden".
Liebe Grüße
Alisha

 

Hallo chriko!

Ich würder die Story nicht auf Alltag verschieben, ich finde sie gart nicht schlecht. Ich habe leider nichtv erstanden, was Du mit dem Knopfsuchen meinst, aber ansonsten kann ich nicht die Ansicht teilen, dass sie humorlos sei.

Wie wäre es, wenn Du das Thema noch etwas fortführst? Wenn der kleine Kerl erst wahnsinnige Angst hat, dann das Klo super findet und dann bei den Grosseltern darauf besteht, nur auf ein fliegendes Klo zu gehen? Dann macht er im Auto in die Hose, und später im Zug will er umbeding im Bordrestaurant ganz viel essen, damit er nochmal auf die Supertoilette kann?

Gernot

 

Hallo Gernot,

das mit dem Knopfsuchen solle meine Verlegenheit darstellen, da die Nonne so entsetzt auf mich und die Kinder geschaut hat. Die Geschichte hätte ich vielleicht noch ausführen können, das stimmt. Aber sie ist tatsächlich so geschehen und ich wollte sie nicht zu sehr übertreiben. Chriko

 

Hallo Chriko,
ich teile die Meinung meiner beiden Vorredner. Fliegende Toilette und Knopf suchen habe ich ebenfalls nicht verstanden.
Dein Schreibstil ist hervorragend, aber es hapert eben an diversen Kleinigkeiten. Und der Leser möchte nicht grübeln, sondern leicht und mit Freude lesen.
Lieber Gruß von Renate

 

Noch ein PS:
Geschichten so zu schreiben, wie sie geschehen sind, das sollte nicht unser Anliegen sein. Wir müssen weglassen oder Kleinigkeiten hinzu erfinden, wenn es für die Spannung der Geschichte notwendig ist.
Renate

 

Moin chriko,

Ich fand deine Geschichte leider ebenfalls nicht wirklich gelungen. Das ist wohl einer jener Texte, die einfach nur dann wirken, wenn man beim beschriebenen Ereignis dabeigewesen ist. Du erzählst die Handlung leider einfach nur nach und so kommt beim Leser (zumindest bei mir) keine richtige Atmosphäre auf. Es fehlen mir Details, Ausschmückungen. Die Ideen von Gernot finde ich toll, dem schließe ich mich an.

Sein großer Bruder, zehnjährig – weltmännisch, saß schon auf seinem Platz und hörte per Kopfhörer Kanal 3.
Was ist Kanal drei?
Er war gerade dabei, seine U-Hose wieder auf ihren angestammten Platz zu zerren, als es laut und vernehmlich zischte.
Unterhose würde ich auf jeden Fall ausschreiben. Paßt sonst einfach nicht in den Text.
brüllte ihm in voller Lautstärke folgendes ins Ohr: „Du, da drauß`n, da iss `ne fliegende Toilette, `ne fliegende!“
Ja, gut, aber wie kommt er darauf? Du hast in deinem Kommentar geschrieben, daß die Landschaft am Fenster vorbeiflog. Ist eine mögliche Erklärung, auf die der Leser (zumindest ich) nicht von alleine kommt. Da hätte ich mir eine entsprechende Erklärung schon im Text gewünscht.

Was ich aber ganz witzig fand, war die Szene mit dem Knopf. Da hast du wirklich trockenen Humor gezeigt, der mir ansonsten leider gefehlt hat.

 

Das mit dem Knopf hat mir auch gefallen.

Ansonsten könnt ich aus Muttersicht sage: jo, sowas passiert. Menschen ohne Kinder finden solche Momente wahrscheinlich weniger spannend oder komisch, weil solche Situationen, wie du eine beschrieben hast, sich mit selbst erlebten Momenten verknüpfen und damit eine neue Qualität erfahren.

Grüße,

hexy

 

Hallo chriko,

also mir hat deine Geschichte gut gefallen. Man muss sich das Ganze nur richtig bildlich vorstellen!
Gernots Idee finde ich klasse, aber meines Erachtens kann man die Geschichte auch ohne Weiteres so stehen lassen.
Das mit dem Knopf habe ich zwar nicht auf Anhieb verstanden, aber es ist mir dann irgendwann augegangen... :rolleyes:

LG, sabberbacke

 

Hallo etanera,

Danke für Deine Kritik. Es ist wohl wirklich so, dass, wenn man selbst in so einer Situation ist, Dinge als selbstverständlich ansieht, die sich der Leser erst zusammenreimen muss. Ich werde versuchen, das zu ändern. Gruss, chriko.

 

Hallo sabberbacke,

freut mich, dass Dir meine Geschichte gefallen hat,
Gruss
chriko.

 

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