Ein Leben
Es dauerte vier Jahre bis ich anfing zu sprechen. Zuerst hat sich niemand darüber Sorgen gemacht. Aber als ich dann Zwei Jahre alt war, haben sie mich zu einem Arzt gebracht. Und dann zu vielen Ärzten, die alle eine andere Diagnose stellten. Ich denke es gab einfach nicht worüber es sich zu sprechen lohnte. So blieb ich stumm, bis ich ungefähr vier Jahre alt war. Es war ein grauer und sehr verregneter Tag, und ich erinnere mich das meine Mutter einen Song von DonMcLean hörte. Und während sie laut mit sang, schaute ich aus dem Fenster und sagte plötzlich : „Da ist ein Mädchen.“ Ja, ich konnte schon sprechen, hatte es nur nie getan. Das Mädchen, das ich meinte war ich im Spiegel. Natürlich wußte ich das, aber Sie war die erste die mir zu hörte.
Von diesem Tag an, vergötterte meine Mutter DonMcLean. Sie glaubte, das es seine Stimme gewesen war, die mich „geheilt“ hatte. Ich glaube das allerdings nicht. Aber im Allgemeinen war das ganze kein großes Ereignis. Der einzige Grund, aus dem meine Eltern glücklich waren, war der, das sie nun keine Ausreden mehr für die andere Mütter in der Nachbarschaft brauchten.
So, sechzehn Jahre strichen vorbei und gestern habe ich meinen Zwanzigsten Geburtstag gefeiert. Ich habe keine Geburtstagsgrüße, geschweige denn Geschenke von meiner Familie bekommen. Ich glaube, ich bin für sie gestorben als ich Zehn war. Weil genau um diese Zeit, habe ich einen kleinen Bruder bekommen. Und der konnte schon sehr früh sprechen, und tat das auch. Ich glaube, heut zu Tage redet er immer noch mehr als ein Politiker der nicht zum Punkt kommt.
Meine Mutter starb als ich Sechzehn war. Mein Vater macht mich dafür verantwortlich, warum weiß ich nicht. Er sagte immer, wäre ich nicht so ein schreckliches Kind gewesen,. hätte das Herz meiner Mutter länger geschlagen.
Mit Sechzehn bin ich also von zu Hause abgehauen. Mein biologischer Vater merkte das ungefähr eine Woche später, als seine Unterhosen ausgingen.
Eine lange Zeit hing ich einfach nur rum und eines Nachts traf ich Jason. Er war der erste Mensch (außer meinem Spiegelbild), der mir wirklich zuhörte. Wir wurden ein Liebespaar. Es war die schönste Zeit in meinem Leben, und das erste Mal das ich dachte, das jeder sein kleines Happy End im Leben findet. Aber das war falsch.
Eines Nachts kam Jason nicht nach Hause und ich suchte ihn. Ich schaute an gemeinsamen Plätzen nach. Ich fand ihn im Stadtpark. Er lag auf den Boden, sein Haar klebte an seinem Gesicht. Er war ermordet worden, und das nur weil seine Haut dunkel war, nur deswegen, wegen seiner Hautfarbe wurde er getötet. Ich rief die Polizei, doch sie fanden die verdammten Schweine nicht.
Aber ich rappelte mich auf, fand einen Job in einem kleinen Bücherladen und ich konnte mir eine Wohnung mieten. Die Wohnung liegt nah bei der Kirche und jede volle Stunde höre ich ihre großen Glocken. Ich mag dieses Geräusch. Außerdem habe ich einen guten Blick auf die Hauptstraße und oft sitze ich einfach nur da und beobachte Menschen. Gerade jetzt sitze ich auch hier, es regnet heftig, und die Wolken sagen mir, das es auch so bleiben wird. Aber ich mag Regen. Ich mag’s zuzusehen wie die Tropfen in kleinen Rinnsalen auf dem Fensterglas herunter laufen. Und es macht mir wirklich nicht aus, alleine zu sein. Denn wenn ich alleine bin, und das ist meistens so, dann tut niemand so als ob er mich mögen würde. Menschen haben es so an sich, anderen was vorzumachen. Nie oder ganz selten sagen sie was sie wirklich fühlen. Sie schauen sich nicht mal mehr in die Augen Ich tue das, und das ist der Grund, aus dem sie mich nicht leiden können.
Und das ist der Grund dafür, das ich schweige.