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Ein schlechter Tag

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25.08.2004
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Ein schlechter Tag

In einer fernen Zukunft ist die Menschheit durch einen Kometeneinschlag degeneriert und in mittelalterliche Zustände zurück gefallen...

*​

Ganter drehte sich um und spähte durch den lichten Wald. Er keuchte. Schweißperlen standen auf seiner Stirn, obwohl es für diese Jahreszeit sehr frisch war. Sein Blick suchte die nähere Umgebung ab, erforschte Büsche und Dornengestrüpp.
Da! Vor ihm im Wald knackten Äste und Zweige, und Ganter konnte hören, das die Geräusche irgendwo aus seine Nähe kamen. Die Bestie verfolgte ihn weiterhin!
Er drehte sich um und hechtete los. Seine Lunge brannte bereits wie Feuer, trotzdem setzte er seine Flucht fort. Wenn die Bestie ihn erwischte, war es um ihn geschehen. Das wusste er. Also rannte er um sein Leben.
Hinter ihm war bereits das Keuchen der Bestie zu hören und Ganter wagte es nicht, sich nochmals umzudrehen. Er jagte durch Dornen und Unterholz, riss sich dabei Arme und Beine auf. Egal.
Die Bestie war dicht hinter ihn, Ganter würde es nicht schaffen, das wusste er.
Da! Rechts vor ihm erblickte er den Eingang einer kleinen Höhle. Er schlug einen Haken und rannte auf den Eingang zu. Er verschwand darin und wäre um ein Haar gegen eine rostige Wand gerannt. Das war das Ende! Er war in eine Sackgasse geraten und hinter ihm verdunkelte die Bestie bereits den Eingang der Höhle mit ihrem Umriss. Eine schreckliche Gestalt.
Aus, dachte Ganter noch, als sich die rostige Wand zur Seite schob und er in den Raum dahinter fiel. Sofort schloss sich die Wand wieder und Licht flammte auf.
Draußen hämmerte der riesige Wolfshund gegen die verschossene Tür und gebärte sich wie wild.
„Verdammte Bestie“, keuchte Ganter und zitterte noch immer vor Anstrengung.

*​

Als sich sein Pulsschlag etwas erholt hatte und er sicher war, das die Bestie das Tor nicht durchbrechen konnte, begann Ganter sich umzusehen.
Er befand sich in einem kleinen kahlen Raum, etwa in der Art eines Flures. Möbel oder sonstige Einrichtung konnte er nicht entdecken.
„Bitte geh’ weiter nach hinten und dann durch die Türe durch.“
Die Mädchenstimme schien von oben zu kommen, nur konnte Ganter niemanden im Raum entdecken.
„Wer bist’n du?“, fragte er gaffend.
„Geh’ durch die Tür, dann erklär’ ich dir alles. Oder ich lass dein niedliches Kuscheltierchen rein...“
Draußen kratzte der Wolfshund an der Metalltür und versuchte noch immer hinein zu kommen.
„Gut.“, wehrte Ganter ab und ging durch den Raum, wo sich im hinteren Teil eine kleine Tür öffnete. „Ich komm’ ja.“
Er ging durch die Tür und augenblicklich flammte das Licht an. Die Tür, durch die er gerade gekommen war, schloss sich und rastete ein.
Ganter rüttelte an der Klinke, aber er brachte sie nicht mehr auf.
„Ich hab’ sie verschlossen, wir wollen es uns doch gemütlich machen.“, kicherte die Mädchenstimme durch den Raum.
„Aber wo biste denn?“ Ganter konnte nach wie vor niemanden entdecken.
Er musterte seine Umgebung. Im hinteren Teil stand ein rosarotes Sofa. Auf der anderen Seite befand sich ein Tisch mit zwei Stühlen und in der Ecke stand ein Bett. Neben der Tür entdeckte er eine seltsame glatte Säule.
Ganter musste von der trockenen, abgestandenen Luft husten. Es stank ein wenig.
„Oh, entschuldige. Ich bin keinen Besuch mehr gewöhnt. Augenblick, ich lass mal frische Luft rein.“
Ein leises Brummen war jetzt zu hören und Ganter spürte einen leichten Windzug.
„Bist du ein Händler? Ich hab’ gesehen, das du einen Planwagen dabei hattest, als das Tier plötzlich hinter dir her war.“
„Ja, bin fliegender Händler, aber was zum Teufel...“
Seine Angst verschwand allmählich, dafür jetzt wurde er wütend.
„Was soll’n das? Wo bist’de denn und wo sin’ wir hier eigentlich?“
„Na ich bin hier, direkt hinter dir! Kuckuck!“
Das Mädchen gluckste vor Vergnügen.
Ganter drehte sich um und wäre fast gegen die glatte Säule gestoßen, die neben der Tür stand.
„Wo denn, zum Henker? Ich seh’ nix!“
Er ballte die Fäuste. Heute war wirklich einer der Tage, an dem man besser hätte liegen bleiben sollen.
„Siehst du die Säule denn nicht? Das bin ich. Na jedenfalls bin ich da drin.“
Ganter betrachtete die Säule skeptisch und kräuselte die Stirn. Was zum Henker...
„Dein Kuscheltier ist übrigens gerade abgezogen und entfernt sich vom Mausoleum.“
Dem fliegenden Händler fiel ein Stein von Herzen. Vielleicht konnte er heute doch noch das nächste Dorf erreichen und das eine oder andere Teil an den Mob verkaufen.
„Gut, dann lass mich jetzt raus. Danke, das du mir geholfen hast. Aber jetzt muss ich wieder los. Bevor noch jemand meinen Wagen findet und plündert. Verdammtes Pack!“
Ganter versuchte erneut, die Tür zu öffnen.
„Das geht nicht. Du bist jetzt mein Gast, seit über 40 Jahren war niemand mehr mein Gast...“
Der Händler drehte sich um und begann, an der Säule zu rütteln.
„Ich sag’ du lässt mich jetzt raus! Sonst hol’ ich dich, wenn du wirklich da drin steckst.“
Plötzlich sah er das Mädchen neben sich stehen. Sie hatte ein altmodisches rotes Kleid an und besaß viele fein geflochtene Zöpfe. Ihr Alter mochte ungefähr 12 Jahre betragen.
Was Ganter dann doch etwas stutzig machte war, das er durch sie hindurch sehen konnte und irgendwie flackerte das ganze Mädchen auch wie eine Kerze im Wind...

*​

„Dämonenwerk! Was ist mit dir? Du bist kein Mensch!“
Ganter taumelte zurück, wäre fast gestürzt. Das Mädchen lächelte ihn an und spielte mit ihren Zöpfen.
„Da hast du wohl recht. Ich bin auch nicht real, nur ein Abbild.“
Ganter erbleichte und bekreuzigte sich.
„Außerdem scheint der Holo-Projektor etwas defekt zu sein. Na ja, die ganze lange Zeit, die schon vergangen ist, kein Wunder...
Ich bin schon seit über 500 Jahren tot und seit dieser Zeit befindet sich ein Abbild meiner Gedanken in diesem Computer hier.“
Sie zeigte auf die Säule.
„Mein Vater war sehr wohlhabend, und als ich damals erkrankte und die Ärzte ihm sagten, ich könne nie wieder gesund werden, und müsse bald sterben, da hat er kurz vor meinem Tod das Gedankenabbild erstellen lassen und dieses Mausoleum gebaut. Um mich nicht völlig sterben zu lassen, mich, seinen Sonnenschein. Er hat wohl gehofft, mir eines Tages irgendwie einen neuen Körper besorgen zu können.“
Ganter stieß an den Tisch.
„Vater hat allerhand Kameras und Mikrophone in der näheren Umgebung anbringen lassen, damit ich den Überblick behalte. Leider funktioniert nicht mehr alles und mein letzter Wartungsroboter hat den Geist schon lange aufgegeben.“
Ganter taumelte weiter, bis er auf das Bett fiel. Alter Staub wirbelte auf und etwas klapperte unter der Decke. Das Hologramm-Mädchen ließ sich nicht beirren und plauderte munter weiter.
„Leider kann ich hier nicht mehr aufräumen, wie gesagt, die Wartungsroboter sind kaputt. Das Bett müsstest du selber aufräumen, um darin zu schlafen. Bist du schon müde?“
Ganter schlug die Bettdecke zurück um zu sehen, was sich darunter befand.
„Wie schon gesagt ist es lange her, das ich Gäste hatte, aber jetzt hab’ ich ja wieder Gesellschaft. Wir werden fein zusammen spielen und uns schnell aneinander gewöhnen. Das wird ein Spaß! Heißa! - Kennst du Blinde Kuh?“
Ganter schrie aus Leibeskräften als er den Haufen menschlicher Knochen unter der Decke fand. Der Totenschädel daneben schien ihn grinsend anzuglotzen. Wirres strähniges Haar fiel von ihm ab. Ein zerknülltes Bündel Kleidung lugte unter den Knochen hervor.
„Ja“, sagte das Mädchen, „das war Henrich, mein vorheriger Gast. Aber der war langweilig. Wollte immer nur hier raus. Sag’ mal, hast du eigentlich Durst? Was für eine schlechte Gastgeberin ich doch bin. Übrigens, ich heiße Klara und wie ist dein Name...?“
Ganter rannte zur Tür und rüttelte daran wie ein Berserker...

 

Hallo Nordwind,

oh je, da hat Ganter ja wirklich einen schlechten Tag.
Durch den Titel deiner Story ist der Schluss vorhersehbar, aber das ist nicht schlimm. Mir hat die Geschichte gefallen.
Aber ich bin über ein paar Fehler gestolpert. Besser gesagt mehrmals der gleiche Fehler: Das "?" gehört immer direkt an den letzten Buchstaben des Satzes, du hast ein paar mal einen Freiraum gelassen. Das irritiert ein wenig.

Gruß
Shinji

 

Hallo Shinji-Chibi,

danke!

Aber ich bin über ein paar Fehler gestolpert. Besser gesagt mehrmals der gleiche Fehler: Das "?" gehört immer direkt an den letzten Buchstaben des Satzes, du hast ein paar mal einen Freiraum gelassen. Das irritiert ein wenig.

Ah, stimmt ja!
Ist schon eine etwas ältere Geschichte von mir. Ursprünglich Fan-Fiction, bevor ich sie umgeschrieben habe. Werd' das gleich mal mit den Fragezeichen korrigieren.

Gruß, Frank

 

Hallo Nordwind,

hat Spass gemacht, Deine Geschichte zu lesen. Eine nette Idee.

Was mich allerdings verwirrt hat: der kursive Satz am Anfang der Geschichte öffnet eine Welt mit mittelalterlichen Zuständen, die sich nach einem Kometeneinschlag ergeben haben.
In der Geschichte wird aber nicht mehr wirklich Bezug darauf genommen. Im Grunde genommen funktioniert die Geschichte nicht nur ohne dieses Intro, sondern das Intro verwirrt mich eher noch. Ich habe immer darauf gewartet, dass sich irgendetwas abspielt, was damit zu tun hat.

gruss,
p.

 

Hallo Phillip,

ich sagte ja schon. Diese Geschichte wurde für eine Romanserie geschrieben und handelt in diesem Universum. Hab' sie ein wenig umgestellt und den einleitenden Satz als Erklärung eingefügt, um die momentanen Verhältnisse auf der Erde kurz zu umreissen. Ich hoffe, das stört nicht allzu sehr ;)

Gruß, Nordwind

 

Hallo Nordwind

Jo jo, eine gute kleine Geschichte mit einer recht zynischen Pointe. Auch wenn die Story vielleicht etwas älter ist, ist sie mMn die beste, die ich bisher von dir gelesen ab: Wirkt nich unnötig bemüht und überanstrengt, einfach leicht dahin erzählt. Sehr schön :D

Mit dem einleitenden Satz halte ich es genauso wie Phillip. Der stört eher, als dass er hilft. Dennoch müsstest du den technolgischen Wissensunterschied zwischen dem Mädchen und Ganter mehr herausheben, damit es klarer wird, dass es einen gibt.

Auf jeden fall weiter so ;)


mfg
Hagen

 

Hi Hagen,

zwei Lobs hinter einander, das ist fast mehr, als ich verkraften kann :) Danke!
Die Geschichte ist ungefähr 6 Wochen alt und nimmt im Original an diesem Wettbewerb teil. Hier kann sich jeder anmelden und voten. Oder sich ebenfalls mit einer Geschichte beteiligen. Ich würde mich freuen :)

Gruß, Nordwind

 

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