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Ein schrecklicher Tag
Es geschah im Jahr 1983. Ich arbeitete vorübergehend in einem Bratwurststand, da ich eine Familie zu ernähren hatte. Zwei Kinder waren es damals, 9 und 12 Jahre alt. An diesem Tag stand ich, wie jeden Montag, morgens um 10 in »meinem« Stand und verkaufte »die leckersten Bratwürste von ganz Köln«, wie mein Chef immer sagte. Er war ein netter Kerl, ... ist nun auch schon vier Jahre tot.
Ich verdiente zu der Zeit nicht viel, aber wie gesagt, irgendwo musste Geld herkommen.
Ein Jahr zuvor musste ich, aufgrund eines Tumors für längere Zeit ins Krankenhaus und wurde daraufhin von meiner alten Firma gefeuert. Damit bin ich dann vor Gericht gegangen, aber der ehrenwerte Herr Backstedt (mein damaliger Chef) bekam Recht und so stand ich dann da und musste mir bei meiner Schicht von halb zehn bis zwei anhören, dass die Leute »eine Wurst mit extra viel Senf« haben wollten.
Der Arbeitsalltag war sehr trist und ich hätte gerne mal eine Abwechslung gehabt.
Doch, dass die »Abwechslung« so tragisch sein würde ... nein ... das wollte ich nicht! Es war an eben diesem Montag. Ich aß gerade eine Banane und trank Orangensaft, da ich kurz Pause machte, als ich hörte wie jemand »Hallo!« rief. Ich guckte mich um und sah nur noch, wie ein schwarzer Opel (ich kenne mich zwar nicht mit Autos aus, aber damals hatte ich denselben Opel in Blau) genau diesen Menschen, der mich rief, mit der Stoßstange frontal erwischte. Ich stand erst wie angewurzelt da, das war wohl der Schock, fasste mich dann aber wieder und lief so schnell ich konnte zur Unfallstelle. Dort waren auf einem Kanaldeckel ein paar Blutspritzer.
Ich sah niemanden, es war als ob ich ganz alleine mitten auf der Straße stünde.
Doch dann bemerkte ich etwas.
In einem Gebüsch direkt neben der Fahrbahn lag ein weisser Turnschuh. Ich eilte zu dem Gebüsch und schrie nur noch, ich weiss nicht mehr wie lange ich schrie ...
Was ich dort sah konnte ich nicht begreifen, ich dachte ... ich hoffte, dass es nur ein Traum war.
Doch es war Realität ... grauenhafte Wirklichkeit. Ich sah meinen jüngsten Sohn, meinen kleinen Mark. Er lag dort, blutete am ganzen Körper und bewegte sich nicht. Dieses Bild habe ich auch heute noch oft im Kopf ... mein Sohn, sein Gesicht blutrot, sein linker Arm gebrochen ... ich sehe es in Träumen, in Alpträumen.
Ich kniete mich neben meinen Sohn und schüttelte ihn, »Mark, Mark wach auf, ich bin's, Papa!!!«, schrie ich. Irgendwann hörte ich auf zu schreien und zu schütteln und starrte ihn nur noch an. Meine Augen füllten sich mit Tränen, die mir an den Wangen herunter liefen und auf den Boden tropften. Blitzschnell kamen mir alle möglichen Bilder in den Kopf, von Marks Geburt, seinen ersten eigenen Schritten, wie er seinen ersten Zahn verlor, seine Einschulung, wie ich mit ihm gespielt hatte... Ich war so stolz auf ihn gewesen und nun ... ich konnte es nicht glauben, ich wollte es nicht glauben!
In der Hoffnung, dass er noch lebe legte ich zwei Finger an seinen Hals um seinen Puls zu fühlen.
Doch ich fühlte nichts ... ausser dem wässrigen Blut, das mir über die Hand lief...
*Bratwurststand, Banane, wässrig, Kanaldeckel, blutrot*