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Ein Tag wie jeder andere
Nach 4 sekundiger schwerwiegender Überlegung, entscheidet sich mein Verstand für den Bus und nicht die U-Bahn. Irgendwie muß ich zur Arbeit kommen, ob es mein Körper will oder nicht.
In letzter Zeit, ungefähr seit drei bis vier Jahren, überkommt mich so ein Gefühl von ich weiß nicht so recht, wenn mein gesund eingestellter Körper in der U-Bahn sitzt. Dieses wohlduftende, ruheausstrahlende und unheimlich freiheitsverbreitende Verkehrsmittel kann schon mal bei dem einen oder anderen eine Psychose hervor rufen. Dessen bin ich mir ganz sicher.
Erleichtert über meine Entscheidung, die Großstadt über der Erde zu genießen sitze ich auf einem sehr bequemen Fahrgastsitz. Dieser ist gut gepolstert und lässt mich spüren, das es mit der ewigen Jugend lange her ist.
Ohne ein Funken Ahnung, regestriert mein Gehirn den leeren Fahrgastsitz neben mir.
Die Hoffnung diesen nehme ein gutaussehender, toleranter, treuer, humorvoller Mann passenden Alters ein, wollte nicht in Erfüllung gehen.
Doch etwas anderes nahm Platz neben mir, auf meiner Busfahrt in die Hölle.
Dieses Wesen trug einen schöne, moderne Jeans welche man schon für 9,95€ bekommen kann. Des weiteren schmückte ein Ballermann verdächtiges Safarihemd seinen geschmeidigen bis öligen Körper. Zu meiner Überraschung trug dieses Etwas eine Aldigoldkette an seinem grün bis schimmelig getöntem Hals.
Unauffällig drehte sich mein Kopf zum Fenster raus, er wird schon wissen warum. Plötzlich überkam mich eine unerwartete Taubheit so das ich dem Kommunikationsversuch des neben mir sitzendes Wesens, ohne ein Fünkchen schlechten Gewissens, eine höchst gelungene Ignoration zukommen lies.
Während dessen schickte meine Seele klitzekleine Stoßgebete zum Herrn, welche die Worte, "Oh Gott! lass es zu einem schnellem Ausstieg kommen" beinhalteten.
So du kleines Miststück denkt dieser holde Herr, sonst glaubst du doch auch nicht an mich. Also wird die Busfahrt sehr lang, denn ein kleiner Unfall wird geschehen und dieser wird einen kleinen Stau herbei zaubern, so soll es sein.
Nach einer Stunde stieg ich aus, völlig fertig und genervt, als mir die Frage aufkam, wieso ich mich eigentlich nicht einfach wo anders hin gesetzt habe.
Diese Sache wird mein Therapeut beantworten müssen.
In der Firma angekommen, wartet schon ein riesen Haufen Scheiße auf mich, bei welchem es sich nicht um den Papierstau auf meinen Tisch handelt.
Ein Wasserstoffblondchen namens Karin begrüßt mich herzlich und wie jeden Tag, fragt sie mich mit einer antrainierten Dolly Buster Mundmotorik, ob ich einen Kaffee vertragen könnt. Mit weiblich, kluger Körpersprache antworte ich, Nein Danke !
Mit Beginn des Mittagsdasein ist der Oberboss in meine Nähe geraten und versucht mir zu zeigen wie gut er mit seiner Zigarre umgehen kann. In diesem Augenblick bin ich sehr glücklich hier nicht als Praktikantin tätig zu sein.
Glücklich über den überstandenen Arbeitstag und die Rückfahrt im hochmodernen mit Primaten besetzten Bus, liege ich im Bett.
An schlafen ist noch nicht ganz zu denken, dieses Geschöpf was sich Ehemann nennt will noch schnell eine Tätigkeit an mir ausführen. Glücklicherweise besitze ich die Sicherheit, das es nur zwei minuten dauert.
Es ist eben ein Tag wie jeder andere.