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Eine haarige Angelegenheit - Parabel

jbk

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17.06.2003
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Eine haarige Angelegenheit - Parabel

Mein Name ist unwichtig. Ich wuchs auf wie alle Menschen mit kahlen Köpfen: voller Hass auf diejenigen, die eine volle, dichte Haarpracht haben.
Warum dieser Hass in mir und allen anderen von meinem Volk brennt? Wir lassen uns unsere Identität, unsere Kultur, unsere Art zu leben nicht streitig machen! Wir wollen so sein, wie wir sind; nicht anders!
Wir haben diesen Krieg nicht begonnen.
Wir waren zufrieden mit unserem Leben.
Doch das konnten die Haarigen nicht akzeptieren.
Sie wollten uns ihre Lebensweise aufdrängen, wollten uns reformieren, anpassen an ihre Kultur.
Das tun sie bereits rund um unser Land.
Sie verteilen Haarwuchsmittel.
Immer mehr Menschen haben Haare auf dem Kopf. Aber bei Weitem nicht so viele, nicht so dichte wie die Menschen, die von Geburt an Haare haben. Deshalb werden sie auch nie ganz akzeptiert sein. Sie werden immer zwischen diesen beiden Welten leben, niemals mehr ganz zu einer gehören.
Das können wir nicht akzeptieren.
Darum haben wir unsere Organisation gegründet, die sich einen Kampf gegen die umfassende Verhaarung verschrieben hat.
Unser oberstes Ziel: die Haarlosigkeit.
Wir glauben daran! Schon von Geburt an!
Nun ist die Zeit gekommen, unseren Glauben in die Tat umzusetzen!
Wir operieren verdeckt.
In den Ländern der verhaarten Welt haben wir kleine Gruppen.
Um nicht aufzufallen, tragen wir Perücken. Obwohl wir das verabscheuen, muss es so sein.
Nur so bleiben wir unauffällig.
Das gibt uns Handlungsspielraum.
Wir können unser Vorgehen planen.
Bereits in diesem Moment sind in 39 verschiedenen Ländern meine Brüder und Schwestern damit beschäftigt, Enthaarungsgas in den wichtigsten Zentren der behaarten Welt zu platzieren: zeitgleich werden sich dann in den Haarwuchsanlagen, Kopfinstitutionen und weiteren Einrichtungen die Behälter öffnen.
Dabei ist es einerseits wichtig, die Manager der großen Haarkonzerne zu schädigen. Wenn sie dann in den Medien auftreten, wird jeder ihre Glatze sehen. Das ist massenwirksam.
Gleichzeitig muss auch die Zivilbevölkerung den Haarausfall ausgesetzt werden. So verbreitet sich unsere Botschaft auch unter dem einfachen Volk.
Je mehr Haare wir erwischen, desto effektiver wird unser Plan in der Tat wirken.
Um es nochmals zu wiederholen: wir haben nicht damit begonnen, Haarwuchsmittel zu verbreiten.
Wir reagieren nur.
Die haarigen Länder werden sich danach vereinigen. Wahrscheinlich wird ein großflächiger Angriff mit Sprühflugzeugen folgen. Das wird uns einige Opfer kosten. Doch dessen sind wir uns bewusst. Jeder, der dem Haarwuchsmittel zum Opfer fällt, wird in Stein verewigt. Auf Steinen werden niemals Haare wachsen, ganz egal, wie viel des Mittel auch auf sie tropfen wird.
Doch sie können sich darauf einstellen, dass wir nicht aufgeben werden!
Unsere Möglichkeiten sind unbegrenzt. Es werden Einzelaktionen folgen. Mit einer Dose Enthaarungsspray kann man jeden um seine Haare bringen. Jeden und überall.
Ihr wolltet uns behaaren. Wir werden euch enthaaren.
Verlasst euch drauf!

 

Ich muss sagen, durchaus recht amüsant. Der gesellschaftliche Zusammenhang ist natürlich nicht schwer zu erahnen. Zum Glück haben sich hier die beiden Parteien noch nicht so in die Haare bekommen, dass sie sich gegenseitig bebomben. :susp:

 

Wäre die gesellschaftliche Parallele nicht gegeben, würde dieser Text sicherlich auch einen Brüller in der Humor-Rubrik abgeben...

 

@13en:
Auf den Zusammenhang zwischen Creme und Gas sowie Bomben und Anschlägen wäre Haarspalterei... ;)

@Jingles:
Ist das wirklich so witzig?
Aber na gut :D

@Zao:
Zutreffend!

 

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