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Eine laue Sommernacht

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14.10.2004
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Eine laue Sommernacht

Eine laue Sommernacht


Es war letzten Sommer, ich hatte Urlaub, 3 Wochen Urlaub. Eine wirklich schöne Zeit. Tagsüber Sonne ohne Ende, es war schon eher zu warm und nachts auch noch um die 20 Grad. Ich ging eines Abends bereits kurz nach Mitternacht zu Bett (was für die Urlaubszeit nun wirklich früh ist). Frieden im Herzen, Entspannung im Geiste, mit der Welt vollkommen im Einklang, gar nix konnte mir etwas. Als ich das Licht ausmachte lauschte ich noch dem Gesang der Natur, das Rauschen der Blätter, eine Mücke, die friedevoll herumsurrte, das lebensfrohe Gelächter auf einem Nachbarbalkon, das Aufgehen des Mondes, wunderschön.

01:37 Uhr
Die Blätter haben ihr Rauschen eingestellt, der Mond ist aufgegangen, meine Nachbarn sind nach drinnen verschwunden – Nur diese Scheißmücke denkt nicht daran schlafen zu gehen. Ich gebe ihr noch 10 Minuten Zeit von alleine mit dem Krach aufzuhören.

02:10 Uhr
Es reicht! Ist es nicht so, dass Mücken Ruhe geben, wenn sie sich satt getrunken haben? Ich schlage die Bettdecke zurück und ziehe mein Shirt aus. So liege ich mit nacktem Oberkörper da und rufe „Komm! Nimm mich und dann geh endlich auch schlafen!“.
Zwecklos, sie macht weiter.

02:23 Uhr
Ich werfe meine pazifistischen Grundsätze über Bord und beschließe zur Tat zu schreiten. Ich mach die Nachttischlampe an und sofort Tür und Fenster zu. Das Summen ist verstummt, sie ahnt wahrscheinlich die Gefahr. Ich lasse meinen Blick schweifen und tatsächlich, was sehe ich da? Auf meinen Nachttisch hat sie sich niedergelassen. Mit zwei Schritten wäre ich bei ihr, dann ein Schlag mit der Hand und aus – Sudden death. Einziger Hacken, mein Nachttisch ist rein statisch gesehen nicht gerade stabil, die Gefahr den Tisch und Nachtischlampe mit einem festen Schlag zum Umstürzen zu bringen ist zu groß. Also greife ich mir ein Blatt Papier, rolle es zusammen und versuche es damit. Diese Entscheidung stellt sich im weiteren Verlauf der Nacht aufgrund des daraus folgenden Zeitverlustes als ein folgenschwerer Fehler heraus. Die Mücke hat anscheinend gemerkt, dass ich sie entdeckt habe und ist bei meiner Rückkehr zum Tisch weg, alles Absuchen des Zimmers bringt nichts.
Nur zweimal sollte ich sie noch in dieser Nacht sehen (aber noch öfter hören).

02:37 Uhr
Ich versuche es mit psychologischer Kriegsführung. Werden Mücken nicht vom Licht angezogen? Ich gehe also in den Flur und schalte das Licht an, Festbeleuchtung und warte ein, zwei Minuten. Dann mache ich das Licht wieder aus, laufe blitzschnell in mein (dunkles) Schlafzimmer zurück schließe die Tür und lege mich wieder ins Bett. In mir verspüre ich die Gewissheit, dass die menschliche Intelligenz den niederen Insekteninstinkten doch überlegen ist.

03:00 Uhr
Ich bin fast am Einschlafen und staune darüber, wie sich manche Geräusche doch ins Gedächtnis einbrennen können. Noch immer vermeine ich dieses Summen zu hören „Tssssstssssstssss....“, es ist wirklich erstaunlich, manchmal wird es sogar lauter und leiser.

03:07 Uhr
Oh nein, die schreckliche Wahrheit wird mir bewusst, es war keine Einbildung. ES ist wieder da.
Mir fällt wieder ein, was ich letztens gehört habe: Noch stärker als von Licht werden Mücken von menschlichen Duftstoffen, also Hormonen eben, angezogen. Ich gelobe feierlich, nie wieder im Bett zu furzen.
Nun gut, sie hat den Kampf gewollt sie soll ihn haben! Ich schalte das Licht wieder an, mache Türen und Fenster zu und sitze im Schneidersitz mit einem zusammengerollten Stück Papier in der Hand auf dem Bett. Meine Augen tasten über die Wände, über die Tür, den Schlafzimmerschrank – vergebens, das Biest hat sich irgendwo versteckt, ein echter Profi. Egal, jetzt kann ich auch warten, warten, warten....

Später
Da ist es wieder, dieses Geräusch „Tsssstssssstssss.....“. Beim erneuten, lautlosen Kontrollblick erblicke ich sie dann tatsächlich. Sie fliegt in der Nähe der Schlafzimmertür hin und her. Ich stehe vorsichtig auf, meine Hände zittern leicht, Schritt für Schritt, jetzt nur keine hektischen Bewegungen. Da, jetzt bin ich ganz nahe bei ihr, komm setz dich doch, ruh dich etwas aus. Du bist viel geflogen, jetzt hast du dir etwas Ruhe verdient.
Tatsächlich, sie tut es, auf der Schrankwand lässt sie sich nieder, ein ungünstiger Schlagwinkel zwar, aber diesmal, diesmal werde ich nicht zögern und ihr eine Atempause verschaffen. Ich hole aus, schlage zu und – daneben, nein, nein, das darf nicht wahr sein, nur ein Streifschuss, meine Papierrolle erweist sich als zu leichte Artillerie.
Ich gehe in die Küche und schreibe „Schrotflinte“ auf meinen Einkaufszettel. Beim Verlassen der Küche fällt mein Blick auf ein Küchenhandtuch, ja das ist besser. Wieder im Schlafzimmer warte ich auf meine nächste Chance.

03:43 Uhr
Es ist unfassbar, ich kriege sie nicht mehr zu Gesicht. Ab und zu höre ich sie noch einmal, aber vielleicht hat sich diese Bestie in Mückengestalt mittlerweile mit Tarnfarben eingerieben. Das Licht mal aus, mal an, Patrouillengänge durchs Zimmer, alles vergebens. Inzwischen erwächst in mir sogar so etwas wie Ehrfurcht vor diesem natürlichen Feind. Ein würdiger Gegner. Ich werde jetzt nicht aufgeben!
Okay, also Plan B, genauer gesagt Plan Aral. Einer der herausragenden Standortfaktoren meiner Wohnung ist, das es nur knapp zwei Autominuten bis zur nächsten 24-Stunden-Tankstelle sind. Ich ziehe mich also an, setze mich uns Auto und hole mir zwei Bier und eine Packung Zigaretten.

03:56 Uhr
Wieder zuhause gehe ich, nein, nicht ins Schlafzimmer. Ich mache die Schlafzimmertür lediglich auf, begebe mich allerdings in die Küche, wo ich erstmal ein paar Kerzen anzünde. Ich schließe die Balkontür, öffne mein erstes Bier, zünde mir eine Zigarette an, lasse einen fliegen und warte, das Geschirrtuch griffbereit neben mir. Zeit spielt nun keine Rolle mehr, ich bin bereit bis zum Äußersten zu gehen, irgendwann wird sie schon kommen.

04:08 Uhr
Das erste Bier ist fast leer, da höre ich wieder diesen Klang, erdenfremd und doch so traut. Ich warte noch etwas, lasse ihn lauter werden, bis ich ganz sicher bin, dass SIE es ist und sich in diesem Raum befindet. Nun schließe ich die Tür und mache das große Licht an. Ooh, da ist sie, sie fliegt an der weißen Außenwand entlang. Ich habe es gar nicht mehr eilig, ein leicht irres Kichern kommt aus meinem Mund, ich setze mich wieder und rauche gemütlich meine Zigarette zu Ende, SIE natürlich stets im Auge behaltend. Ich weiß nun, alles wird gut. Ich hasse sie nicht, vielmehr fühle ich der Mücke irgendwie verbunden.
Da setzt sie sich auf die weiße Wand in ungefähr 2 Metern Höhe, auf 11 Uhr. Der Augenblick ist da, ich drücke die Zigarette aus, nehme das Handtuch und gehe ganz ruhig zu ihr rüber. Vom Ausholen bis zum Zuschlagen ziehen noch einmal die letzten Stunden dieser Nacht an mir vorüber, dann erschallt ein Knall in der Küche, Aufschlag! Ihr Körper wird in mehrere Stücke zerfetzt, an der Wand fließt Blut, mein Blut, in einem Rinnsal herunter, ein Teil ihres vorderen Körpers bleibt unnatürlich verrenkt an der Wand kleben.
Eine Weile hallt der Schall des Aufschlags noch nach, dann ist Ruhe, Ruhe, Ruhe. Ich fühle mich ganz nahe bei mir selbst.

04:17 Uhr
Nachdem ich mein zweites Bier ausgetrunken habe gehe ich zu Bett, in der Gewissheit zwar eine harte Nacht hinter mir aber trotzdem Urlaub zu haben und daher genügend Schlaf zu bekommen.

08:58 Uhr
Der Lärm von Handwerkern, die an der Außenfassade des Nachbarhauses arbeiten, weckt mich und lässt mich nicht wieder einschlafen. Ich gehe in die Küche und unterstreiche „Schrotflinte“ zweimal.

 

Moin Streifdecken,

Erstmal Willkommen auf KG.de

Deine Geschichte war zwar meiner Meinung nach gut geschrieben und ein zwei nette Gags waren auch drin (den Schluß fand ich toll), aber insgesamt war das Ganze für meinen Geschmack zu seicht, um richtig lustig zu sein.
Geschichten über nervtötende Mücken gibt es zuhauf und so habe ich die meisten Aspekte deiner Geschichte schon mal irgendwo gelesen (abgesehen von der Sache mit dem Pupsen). Insofern fehlte mir hier ein wenig die Innovation.
Insgesamt bleibt eine stilistisch schöne Geschichte, die zwar recht unterhaltsam war, mich allerdings nicht wirklich zum Lachen gebracht hat.

auschte ich noch dem Gesang der Natur, das Rauschen der Blätter, eine Mücke, die friedevoll herumsurrte, das lebensfrohe Gelächter auf einem Nachbarbalkon, das Aufgehen des Mondes, wunderschön.
dem Rauschen, einer Mücke, dem Gelächter - und wie man dem Mond beim Aufgehen zuhören kann, kapier ich nicht ;)
Ich mach die Nachttischlampe an und sofort Tür und Fenster zu.
Besser: "Ich mache"
Noch besser: "Ich schalte die Lampe ein und schließe die Tür"
Einziger Hacken, mein Nachttisch ist rein statisch gesehen nicht gerade stabil,
Haken
Da setzt sie sich auf die weiße Wand in ungefähr 2 Metern Höhe, auf 11 Uhr
Die Zahlen täte ich ausschreiben
an der Wand fließt Blut, mein Blut, in einem Rinnsal herunter, ein Teil ihres vorderen Körpers bleibt unnatürlich verrenkt an der Wand kleben.
Da hab ich beim ersten Lesen gedacht, der Protagonist hätte sich beim Schlag verletzt. Daß hier das bereits getrunkene Blut gemeint ist, war für mich zunächst etwas unklar.

 

Moin, moin

gnoebel schrieb:
Moin Streifdecken,

Erstmal Willkommen auf KG.de


Danke dir!

gnoebel schrieb:
dem Rauschen, einer Mücke, dem Gelächter - und wie man dem Mond beim Aufgehen zuhören kann, kapier ich nicht ;)

Letzteres war als Witz gemeint, allerdings etwas versteckt, wie ich zugebe ;)

gnoebel schrieb:
Zitat:
an der Wand fließt Blut, mein Blut, in einem Rinnsal herunter, ein Teil ihres vorderen Körpers bleibt unnatürlich verrenkt an der Wand kleben.

Da hab ich beim ersten Lesen gedacht, der Protagonist hätte sich beim Schlag verletzt. Daß hier das bereits getrunkene Blut gemeint ist, war für mich zunächst etwas unklar.


War für mich ganz klar, aber für den Lesenden wohl in der Tat missverständlich.

Danke für deine Meinung.

Schöne Grüße
Heiko

 

Letzteres war als Witz gemeint, allerdings etwas versteckt, wie ich zugebe
Naja, für einen Gag finde ich das eher schwach ehrlich gesagt.
Aber ich meinte eigentlich noch was anderes: deine Aufzählung war meiner Meinung nach Grammatikalisch inkorrekt -> statt "(lauschte) das Rauschen der Blätter" müßte es "(lauschte) dem Rauschen" heißen, wenn ich nicht irre.

 

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