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Einsam

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15.08.2003
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Einsam

„Es ist nicht deine Schuld.“
Marie starrt an mir vorbei, ihre dunklen Augen scheinen sich im kalten Weiß des Krankenhauses zu verlieren. Ich möchte ihr übers Haar streichen, sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles wieder gut wird. Oder ihr zumindest zeigen, dass auch ich trauere, dass sie immer noch mich hat. Und ich sie.
Ich lege den Kopf schräg; schaue sie an, wie sie da verloren in ihrem Bett sitzt, die Arme um die angewinkelten Beine geschlungen. Sie schließt mich aus.
„Hörst du? Mach dir keine Vorwürfe.“
Schon während ich spreche, ärgere ich mich über mich selbst. Natürlich macht sie sich Vorwürfe, ganz egal, wie lange ich an sie hinrede.
„Natürlich mach ich mir keine Vorwürfe. Warum denn auch? Sie sind tot. Das Leben geht weiter.“ Ein Blick in ihre Augen, und ich sehe, wie sehr sie kämpft. Ihre nächsten Worte zittern auch nur leicht.
„Ich will dass du gehst. Jetzt.“
Ich bleibe sitzen, warte, dass sie endlich anfängt zu weinen, zu trauern, anstatt sich selbst zu hassen. Aber sie senkt nur den Kopf.
„Geh! Geh doch endlich!“
Chance verpasst. Ich lehne mich zu ihr, möchte ihr einen Kuss geben, entscheide mich dann aber anders. Leise verlasse ich ihr Zimmer.

Auf dem Flur halte ich eine Schwester an und erkundige mich nach Maries Befinden.
„Die Brüche verheilen gut, der Arm sieht noch etwas schlimm aus, aber das sind nur Quetschungen und Schürfwunden“, meint sie achselzuckend. „Ich hab eher den Eindruck, dass Sie sich um ihre Seele sorgen sollten… für ein Mädchen in dem Alter ist es sicher nicht einfach, mit so etwas umzugehen.“
Ich nicke und frage sie nach einem Psychologen, worauf sie mich ins Schwesternzimmer zieht und mir eine Nummer aufschreibt. Mit dem Zettel in der Hand stehe ich eine Weile verloren im Gang. Mein Bus fährt erst in einer Stunde, ich hätte nicht gedacht, dass Marie mich so schnell wieder rauswirft. Jeden Tag verlasse ich sie ein bisschen früher, nur um dann in der Cafeteria zu sitzen, aus dem Fenster zu starren und überteuerten Kaffee zu trinken.

So auch heute. Ich verbrenne mir Zunge und Lippen an dem schwarzen Getränk und unterdrücke einen Schmerzensschrei. Dann starre ich aus dem Fenster und lasse meinen Blick teilnahmslos wandern.

„Mein Leben ist ruiniert“, hatte Marie gesagt, als ich ein paar Stunden nach dem Unfall mit ihr sprach. Immer nur den einen Satz, und ich wusste keine Antwort.
„Warum? Warum durfte ich nicht auch sterben?“ fragten mich ihre dunklen Augen, die ich nur fröhlich kannte. „Warum müssen sie tot sein? Warum muss ich leben?“ Ich konnte ihren Blick nicht länger ertragen und wandte meine Augen von den ihren ab.
Ich schäme mich dafür. Ich habe versagt. In den Minuten, auf die es wirklich ankam, konnte ich ihrem Blick nicht standhalten. Und ihren Schmerz nicht ertragen. Ich hatte sie verraten, so schnell, so einfach, so unwiderruflich.
Sie stieß einen verzweifelten Laut aus, der mir mehr wehtat als alles andere; und dann hatte sie ihre Augen geschlossen.

Sie blieb so die ersten Tage und weigerte sich, aus ihrem Schlaf aufzuwachen, um sich nicht der Wirklichkeit stellen zu müssen. Ich saß stundenlang an ihrem Bett, hielt ihre Hand und redete mit ihr, weil ich mir einbildete, sie würde mir zuliebe zurückkommen. Aber sie wachte erst auf, als ihre Medikamente abgesetzt wurden; der Schmerz war es, der sie in die Welt zurückholte.
Ich konnte es kaum erwarten, endlich wieder mit ihr zu reden, sie im Arm zu halten und ihr zu sagen, wie Leid mir alles tat. Wie Leid sie mir tat. Und wie viel sie mir bedeutete.
Aber Marie ignorierte mich. Sie schien sich kein bisschen anzustrengen, mir auch nur den Hauch einer Chance zu geben. Wenn ich kam, stellte sie sich schlafend, und ich weinte an ihrer Seite.

Aus Langeweile lernte ich irgendwann ihr Zimmer auswendig, kannte jede Steckdose, jedes kitschige Bild an der Wand. Ich begann die Farbe Weiß zu hassen, ertrug sie trotzdem jeden Tag ein bisschen länger, wartete auf Marie.

Irgendwann sah sie mich an.
„Du ekelst dich vor mir“, sagte sie leise. „Schon okay. Ich ekle mich auch.“
Sie sprach wieder. Tränen der Erleichterung stiegen mir in die Augen, und ich begann zu hoffen, dass sie irgendwann wieder so werden würde, wie ich sie kannte. Ich hatte nur darauf gewartet. Die tröstenden Worte, die ich mir in endlosen Stunden mühsam zurechtgelegt hatte, holperten jedoch unbeholfen über meine Zunge, klangen unsicher und falsch in meinen Ohren. Und selbst das war egal. Ohne mich auch nur anzuhören, schloss Marie wieder die Augen.

Aber das Eis war gebrochen, zumindest redete sie wieder. Knappe Sätze. „Bring mir die Zeitung.“ „Du kannst gehen, wenn du willst.“ „Lass mich allein.“

Es besserte sich nichts, es wurde nur anders. Marie war abwesend, sie flüchtete sich vor mir in eine Welt, zu der ich keinen Zugang hatte. Meine Anwesenheit schien ihr nichts zu bedeuten. Jedes Mal wurde ich hilfloser, begann an mir zu zweifeln. Legte sie überhaupt Wert auf meine Gesellschaft? Legt sie überhaupt noch Wert auf irgendetwas? Die Fragen tun mir da weh, wo mich Maries Lachen früher glücklich gemacht hatte. Ich fürchte, ich hasse sie für das, was sie mir antut.

Mein Kaffee ist mittlerweile kalt geworden. Ich wende meinen Blick von den kahlen Büschen ab, die das Gebäude umgeben, und gebe meine Tasse zurück. Wortlos. Wenn Marie schweigen kann, kann ich das auch. Ohne mich umzudrehen, verlasse ich das Krankenhaus.

Mich fröstelt an der Bushaltestelle, ich bin viel zu früh. Als der erstbeste Bus kommt, steige ich ein, obwohl es nicht einmal meiner ist. Der Fahrer grunzt mich an, als ich ihm meine Monatskarte zeige, und ich setze mich auf den ersten Platz am Fenster. Ziellos schweift mein Blick durch die Landschaft, bleibt – natürlich - am Krankenhaus hängen. Ich suche Maries Fenster, aus dem sie nie schaut, versuche, einen Blick von ihr zu erhaschen und weiß aber genau, dass ich nur wieder eine Hoffnung aufbaue, die mich enttäuschen wird. Was sollte sich auch schon ändern. Ich erkenne ihr Fenster ja nicht einmal wieder, es sieht aus wie alle anderen.

Als der Bus losfährt, zwinge ich mich, die Augen zu schließen.

 

Hallo Anea,

eine sehr traurige Geschichte, die du da geschrieben hast.

Die Verzweiflung des Mädchens, weil sie offensichtlich an einem tödlichen Unfall Schuld war. Wie sie sich fühlt, welche Fragen sie sich stellt..
M.E. nach hast du das schon sehr gut eingefangen, bloß denke ich, dass es in Wirklichkeit noch Schlimmer ist. Ich habe einen solchen Fall mal im Bekanntenkreis erlebt...

Die Gefühle des Jungen hingegen schilderst du sehr schön - wie er sich Marie nähern möchte, wie er hofft, dass alles wieder so wird, wie es einmal war und wie er sich langsam aber sicher von ihr abwendet...
Leider fand ich den Jungen trotzdem etwas Ich-bezogen. Er ist zu wenig auf das Mädchen eingegangen, hat zu wenig Verständnis aufgebracht, sondern war immer nur mit der Hoffnung beschäftigt, dass sie bald wieder so wird wie früher...

Am Ende ist mir aufgefallen, dass du zweimal "erstbeste" verwendet hast. Der erstbeste Bus und der erstbeste Platz. Dafür solltest du einmal ein anderes Wort finden.

Ansonsten fand ich deine Geschichte sehr gut. Sprachlich fand ich nichts daran auszusetzen - im Gegenteil: Es gefällt mir wirklich gut, wie du schreibst.

LG Bella

 

Hallo Anea,

auch ich finde die Geschichte gut. Es gibt zwar keine echte Wendung, aber durch das offene Ende doch genügend Spielraum für den Leser, sich das Weitere auszumalen. Und hier möchte ich Bella widersprechen, wenn man das überhaupt so nennen kann. Denn ich habe die Geschichte anders gelesen, meine Interpretation unterscheidet sich von ihrer, wobei natürlich beide richtig sein können. Ich habe nicht den Eindruck, dass der Prot sich von Marie abwendet. Es scheint ja nun doch schon sehr viel Zeit vergangen zu sein seit dem Unfall - anscheinend einige Wochen. Und er geht nach wie vor Tag für Tag ins Krankenhaus, nimmt sich viel Zeit - immer noch, obwohl sie ihn jedes Mal nach kürzerem Aufenthalt darum bittet, zu gehen. Natürlich hofft er, dass alles wieder so wird wie früher, dass Marie wieder so wird wie früher. Aber nicht (allein) für sich. Sondern vor allem für sie selbst. Es zerreißt ihm das Herz, sie so zu sehen: verzweifelt, verkniffener Mund, der doch früher immer lachte. Und er hat permanent Angst, etwas falsch zu machen; er möchte sie in ihrer Trauer nicht noch mehr verletzen, doch genau in dieser Angst sagt er oft das Falsche: abgedroschene Phrasen, die wenig hilfreich sind. Und könnte sich im gleichen Augenblick selbst dafür ohrfeigen.

Ich denke, die Geschichte erzählt vor allem von der Schwierigkeit im Umgang mit Verwandten oder engen Freunden, die in tiefer Trauer sind oder unter extremen Schuldgefühlen leiden. Es ist eine Geschichte der Angst, etwas Falsches zu tun oder zu sagen. Vor allem aber ist es eine Geschichte über die Unsicherheit im Umgang mit geliebten Menschen, die in solchen Extremsituationen auftreten kann, wenn alle Vertrautheit über Bord gespült wird. Und es ist eine Geschichte der Ohnmacht.

In Deiner Geschichte sehe ich einen kleinen Hoffnungsschimmer: Zwar hat es lange gedauert, aber Marie spricht inzwischen wenigstens wieder - wenn auch nur kurze, knappe Sätze. Nach und nach wird es mehr werden, wird sie Stück für Stück ins Hier und Jetzt zurückkehren. Zumindest habe ich mir das offene Ende so weiter vorgestellt. Bis dahin braucht der Prot jedoch noch sehr viel Geduld und Verständnis.


Noch ein paar textliche Anmerkungen:

Natürlich macht sie sich Vorwürfe, ganz egal, wie lange ich an sie hinrede.
den Ausdruck kenne ich nicht; vielleicht besser "wie lange ich auf sie einrede"?
-----
und ich sehe, wie sehr sie kämpft. Ihre nächsten Worte zittern auch nur leicht.
Kommt mir vor wie ein Logikfehler, denn es steht hier so wie ein Kausalzusammenhang; Alternativen:
wie sehr sie kämpft. Und so zittert ihre Stimme auch bei den nächsten Worten
wie sehr sie kämpft. Ihre nächsten Worte zittern - wenn auch nur leicht.
-----
und unterdrücke einen Schmerzschrei
Schmerzensschrei
-----
Sie blieb so die ersten Tage und weigerte sich, aus ihrem Schlaf aufzuwachen, um sich nicht der Wirklichkeit stellen zu müssen. Ich saß stundenlang an ihrem Bett, hielt ihre Hand und redete mit ihr, weil ich mir einbildete, sie würde mir zuliebe zurückkommen. Aber sie wachte erst auf, als ihre Medikamente abgesetzt wurden; der Schmerz war es, der sie in die Welt zurückholte.
Hier wird mE die Ohnmacht des Prot ganz deutlich. Er bemüht sich, so gut er kann, er gibt alles, was er im Moment geben kann, aber es ist alles (zunächst) vergeblich. Doch nach meiner Interpretation wird es sich auf Dauer ja doch auszahlen - auch wenn es sehr lange dauert.


Hat mir gut gefallen. :)

Viele Grüße
Kerstin

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo ihr beiden,

vielen Dank für eure schnellen Kritiken!

@Bella:
auch ich habe einen solchen Fall im Bekanntenkreis erlebt und die Erfahrung gemacht, dass es so gut wie unmöglich ist, sich in eine solche Extremsituation einzufühlen. Deswegen ist der Text auch nicht aus Maries Sicht geschrieben, sondern so, wie sie der Prot (als ohnmächtiger Aussenstehender) erlebt. Und auch er trauert. Vielleicht wirkt er deshalb ein bisschen Ich-bezogen, aber auch er hat Gefühle, mit denen er sich beschäftigt, und die er nicht abstellen kann.

Danke für die Anmerkung, hab's geändert, und vielen Dank für dein Lob!

@ Kerstin

freut mich, dass der Text aus mehreren Richtunge interpretiert wird. Deswegen hab ich ihn auch offen gelassen. Anfangs hatte ich ein "geschlossenes" Ende vorgesehen, hab's dann aber gestrichen, offen fand ich's schöner. Bei meiner eigenen Interpretation bin ich mir selbst unschlüssig, vielleicht ist das als Autor aber auch gar nicht meine Aufgabe.

Das Thema hast du schön erfasst :)


"an jemanden (vergeblich) hinreden" ist mir gängig als ein Versuch, jemandem etwas zu sagen und zu wissen, dass es keinen Sinn macht, weil das Gegeüber sich der Sache verschliesst und das einem das bewusst ist. "auf jemanden einreden" ist mE der einseitige Versuch, jemanden partout von etwas zu überzeugen, ohne davon abzulassen und ohne wirklich mit dem gegenüber zu kommunizieren oder auf ihn einzugehen. Werde es aber nachschlagen...

Die andere Stelle erscheint mir stimmig - sie kämpft mit sich, damit ihre Worte nicht noch stärker zittern und sie eventuell zu weinen beginnt. Das Zittern ist deswegen nur wenig bemerkbar. ("...und ich sehe, wie sehr sie kämpft. Ihre nächsten Worte zittern auch nur leicht - anstatt stark").Werde es aber eventuell doch ändern.

Der Schmerzensschrei wird auf jeden Fall verbessert :)

Auch dir vielen Dank für dein gutes Auge und die intensive Auseinandersetzung!

Liebe Grüsse,

Anea

 

Hallo Anea,
auch ich finde es sehr eindringlich erzählt, prima! Leider sooo traurig! Ich stimme auch eher Katzanos Interpretation zu, dein Prot wirkt sehr unsicher, macht sich Sorgen. Was kann er denn schon tun? Er merkt ja selber, dass seine Worte abgedroschen klingen. Natürlich will er auch seine alte Marie wieder haben, auch verständlich. Schön, dass er eine Entwicklung sieht, dass sie wütend ist, macht sie lebendiger als die Apathie vorher. Ich habe die ganze Zeit überlegt, wer dein Prot ist. Es könnte auch ihr Vater oder ihre Mutter sein, das läßt du offen. Der unterdrückte Schmerzensschrei beim heißen Kaffee fand ich übertrieben. Gut gefallen mir so Ausdrücke, wie "ihre dunklen Augen scheinen sich im kalten Weiß des Krankenhauses zu verlieren", da kommt die Atmosphäre rüber. Ein bisschen fehlt mir ein richtiger Schluss, so ist es mehr eine Momentaufnahme mit Rückblick, als Leser warte ich, was wohl noch kommt.
Gruß
tamara

 

Hallo Anea!

Auch von mir ein großes Lob. Du hast die Charaktere sehr einfühlsam gezeichnet, sie werden vor dem Auge des Lesers lebendig. Diese riegen Schuldgefühle, denen es zu ebgegen gilt, stehen noch unüberwindbar im Raum. Der Wunsch des Mädchens, sie wäre lieber gestorben ist unglaublich spührbar - ích kann mir vorstellen, dass es mir in der Situation ähnlich ginge, dass ich mir ein Leben mit der Schuld nicht vorstellen (wollen) könnte.
Ich habe den Schluss nicht als zu offen empfunden. Er verdeutlicht für mich Zeit. Zeit, die sie noch braucht/ die beide noch brauchen, um begegnen zu können. Ich habe den Erzähler wie Katzano empfunden.
Eine starke Geschichte, die Empfindungen beim Leser hervorruft und nachdenklich macht.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo tamara und maus,

vielen Dank fürs Durchlesen und für eure Kommentare!

@ tamara: Freut mich, dass die die Unklarheit bezüglich des Prots aufgefallen ist. Das einzige, was ihn beschreibt, ist seine Liebe zu Marie - und da gibt es natürlich einige Möglichkeiten (Mutter, Vater, Bruder, Schwester, Freund, Oma, Opa etc.) Ich habe mich bemüht, jegliche Randsequenzen (auch Erläuterungen zum Unfall, zu den Opfern, Verhältnis des Prots zu Marie) zu eliminieren und den Plot auf die Momentanaufnahme und die eine Rückblende auf Maries Verhalten zu beschränken, um nichts zu stören.

@ Maus: Freut mich, dass du versucht hast, dich in Maries Situation zu versetzen. Auch mir erscheinen die Schuldgefühle wie böhmische Dörfer - ich hab den Schluss offen gelassen, weil ich selbst nicht genau wusste, ob diese jemals bewältigt werden (können).

Grüsse an euch beide,

Anea

 

Unfallopfer mit Schuldkomplex. Und ein Freund, der diesem beistehen will. Der nicht recht weiß, wie er helfen kann, Angst hat, etwas Falsches zu sagen, permanent.

Diesen Aspekt der Geschichte halte ich für gut dargestellt. Was mir mißfallen hat, ist die Statik, die Bewegungslosigkeit. Für eine Momentaufnahme ist der Text zu lang, gerade ob des gewählten Themas. Der Leser findet hier keine Geschichte, nicht einmal über das, was zur Situation führte, wird er informiert.

Zumindest am Ende sollte etwas geschehen. Wenn es dort geschieht, wo der Protagonist sich blindlings in eine Richtung ergibt, so halte ich das für zu undeutlich.

Fazit: Gut geschrieben, gut dargestellt aber insgesamt nicht befriedigend.

Noch eine technische Anmerkung:
"Ich möchte ihr über's Haar" - 'übers Haar'

 

Da ich normalerweise eher viel Handlung in wenig Text quetsche, bin ich über die das Verhätnis bei der Geschichte hier ganz zufrieden. Mehr wie eine Momentaufnahme mit Rückblick wollte ich nicht darstellen, und da finde ich knapp zwei Seiten okay.
Ich werde sie aber nochmal durchlesen, vielleicht lässt sich noch was kürzen - danke für deine Meinung!

LG Anea

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo groper,

tu mir den Gefallen und werte die Geschichten für sich :) . Mit dem Leo lässt diese hier sich vom Stil, Thema und Deutung echt nicht vergleichen... Ich kann aber damit leben, dass sie dir nicht gefällt :cool:

Die Darstellung des Verlustes geht nicht tiefer, weil der Prot ja keinen Verlust erlitten hat. Es ist Marie, die mit der Schuld kämpft, und er kann nichts tun (daher gibt es auch wenig Handlung, was kann man denn groß sagen?)
Ich arbeite in einem Krankenhaus und solche Situationen sind leider doch alltäglich - auch, dass die Angehörigen mitleiden (co-krank werden, sozusagen).
Vielleicht wars mir deswegen auch ein Bedürfnis, diesen Text zu schreiben.

Warum niemand sonst über positive Erlebnisse schreibt, weiß ich nicht - vielleicht ist da die Gefahr viel größer, in den Kitsch abzudriften. Vielleicht wird Positives aber auch lieber in Romantik gepostet. Ich bin bei positiven Texten immer viel kritischer, weswegen ich auch viel länger brauche, um welche zu schreiben.

Liebe Grüße,
Anea

 

Hallo Groper:

...ihr schreibt fast nur über Kummer und Sorgen, hier drin, wenn man die Liste rauf und runter geht...das ist aber doch eigentlich gar nicht der Alltag, oder?...da kommt doch mal auch die Sonne raus und es wird was geboren und es heult mal einer, weil er sich freut oder weil er jemanden so sehr lieb hat
Mensch, du sprichst mir aus der Seele! Manchmal habe ich gar keine Lust hier eine Geschichte zu lesen, weil es nur so von Tod und Trauer wimmelt. Klar brin ein bisschen Drama auch Spannung rein, aber immer nur Todkranke, Selbstmörder, Kinderschänder! Puh! Ich möchte es nur nicht so gerne einer Geschichte, die sonst recht gut ist, vorwerfen. Eröffne doch eine Diskussion im Kaffeklatsch dazu!

@Anea: Warum bist du denn bei positiven Geschichten kritischer?
Gruß
tamara

 

@ groper: der Prot tut sich schon leid. Das ist ein Aspekt. Ich hoffe jedoch sehr, dass gut rüberkommt, dass dies aus Mitgefühl mit Marie kommt. Und dass seine Geduld sehr strapaziert ist, weil er die Schuld, die sie trägt, nicht nachempfinden kann. Natürlich will er sie wieder so haben, wie sie war und wünscht sich, er könnte ihr helfen. Es scheint ihm aber so, als könne er das nicht, und das ist ein Zwiespalt, der nicht nur aus Selbstmitleid kommt. Ich denke, das ist relativ deutlich.

@ tamara: Wie schon gesagt, Happy-End Geschichten geraten oft zu kitschig oder zu belanglos, und beides liegt mir irgendwie nicht. Ich kann dir ja mal eins meiner Frühwerke schicken, dann siehst du vielleicht warum es mir so geht. Ich habe vor solchen Geschichten jedenfalls einen großen Respekt, da sie mir so unglaublich schwerfallen.

LG Anea

 

hi anea,

hat ein bisschen länger gedauert, aber ich bin am freitag mit arbeit nur so zu geschi... worden.

das wichtigste zu erst. die geschichte gefällt mir, sprachlich finde ich sie wie immer sehr gut. Gestolpert bin ich lediglich über die Stelle

...ganz egal, wie lange ich an sie hinrede


kenne ich so nicht, klang in meinen ohren falsch, aber offenbar sagt man das ja so. möglicherweise regional bedingt. ich würde es trotzdem ändern, weil man wirklich drüber stolpern kann. (vielleicht stattdessen: ganz egal, wie lange ich auf sie einrede???)

ich finde die geschichte weder kitschig, noch oberflächlich. und schon gar nicht abgedroschen. natürlich gibt es hier viele geschichten, die über tod, schmerz und verlust handeln, aber es gibt eben solche und solche. diese hier gehört eindeutig zu den solchen ;), den guten also....

deshalb, glückwunsch!

grüße sebastian

 

hallo anea,

ich find deine geschichte extrem gut. dein stil gefällt mir wirklich gut. Da ich deinen offensichtlich berühmten Leo nicht gelesen habe, bin ich davon absolut unbeeinflusst.
Ich würde gerne ein wenig an deiner story rumkritteln, weil ich es grundsäötzlich schlecht finde, wenn man immer nur von "gut hast du das gemacht" und "tolle idee" redet, aber leider muss ich in diesem fall meine "wünsche " in dedn hintergrund stellen... es gefällt mir einfach rundum gut!
glückwunsch!

LG,
Columbia

 

@ Sebastian

ich finde die geschichte weder kitschig, noch oberflächlich. und schon gar nicht abgedroschen. natürlich gibt es hier viele geschichten, die über tod, schmerz und verlust handeln, aber es gibt eben solche und solche. diese hier gehört eindeutig zu den solchen , den guten also....

Darüber freue ich mich besonders. Ich denke auch, jedes mögliche Thema ist schon mal irgendwo irgendwie behandelt worden. Den Vorwurf "kenn ich schon" kann man also immer anbringen. Eine Geschichte ist dann gut, wenn sie es schafft, sich von der Masse abzuheben, und ich finde es schön, dass du diese dazuzählst.

@ Columbia

Ich würde gerne ein wenig an deiner story rumkritteln, weil ich es grundsäötzlich schlecht finde, wenn man immer nur von "gut hast du das gemacht" und "tolle idee" redet, aber leider muss ich in diesem fall meine "wünsche " in dedn hintergrund stellen... es gefällt mir einfach rundum gut!

Konstruktive Kritik ist mir sehr wichtig. Aber es ist auch mal schön, hin und wieder so ein Lob zu bekommen.

LG Anea

 

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