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Copywrite Endlich ist der Tag gekommen

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Monster-WG
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15.07.2004
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Endlich ist der Tag gekommen

„Hallo? Momsen hier!“
„Endlich ist der Tag gekommen…“
„Hallo?“
„… an dem ich all den Zweiflern, den Spöttern und Neidern zurufen kann…“
„Papa?“
„… Ich habe es geschafft! Ich, Erwin Palluschke, …“
„Mensch, Papa, jetzt…“
„… Ich, Erwin Palluschke, bin wichtig!“
„Hör mir doch mal zu!“
„Nach jahrelanger Missachtung meines Genies…“
„Jetzt steigere dich da bitte nicht wieder so rein.“
„… nach unzähligen Absagen ignoranter Verlage…“
„Papa, darüber haben wir doch nun schon ein dutzend Mal gespr…“
„… bin ich es nun, der mit seinem gesellschaftskritischen Werk „Der soziale Aufstieg eines Berliner Ghetto-Kindes…“
„Papa, du bist kein Berliner Ghettokind. Nie gewesen. Du bist 82!“
„… mit Migrationshintergrund …“
„Haha! Soll das lustig sein?“
„… nach Missbrauch in einem katholischen Jungeninternat“ die Bestsellerlisten dieses Landes seit Wochen dominiert.“
„So! Es reicht Papa! Wirklich!“
„Gut, in meinem alten Viertel kann ich mich nicht mehr sehen lassen, weil ich die Plattenbaubewohner in einer gut recherchierten Statistik mit halb-intelligenten Kanalratten gleichgesetzt habe…“
„Papa! Wo ist Krystyna?“
„… aber was macht das schon.“
„Eine ganze Menge! Also? Wo ist sie?“
„Die Presse liebt mich! Und dann die Talkshows: Will, Plassberg…“
„Wo-ist-Krys-tyn-a? Ich meine es ernst!“
„… Kerner, Maischberger – bei ihnen allen saß ich schon, kontrovers diskutierte ich mit den Mächtigen und Berühmten…“
„Papa, sei vernünftig und hol bitte mal Krystyna ans Telefon! Hörst du? Krys-tyn-a!“
„… und scheute mich auch nicht, unbequeme Aussagen zur durchschnittlichen Penislänge katholischer Priester zu tätigen.“
„Sag mal, geht es noch Papa!“
„Die Welt hat nur auf mich gewartet!“
„Hast du alle deine Medikamente ge…?
„Erst vorgestern bin ich umgezogen, auf Anraten meines Agenten – ja, wichtige Menschen wie ich brauchen ihre Agenten – …“
„So zum letzten Mal, Papa! Das ist wirklich wichtig! Ruf jetzt deine beschissene Pflegekraft ans Telefon! Sofort!“
„… in einen Szenestadtteil mit hohem Ausländeranteil, weil ich so multi-kulti-tolerant bin.“
„Scheiße! Wofür… verdammt… wofür zahle ich denn eigentlich monatlich diese verfickten 5000 Euro?“
„Und gleich heute kommt ein Fernsehteam, ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, von welcher Sendung mein guter Agent da gesprochen hat, ich war damit beschäftigt, dem jüdischen Kulturverein eine Ausgabe meines neuesten Werkes „We killed Jesus“ zu signieren.“
„Papa! Jetzt hör mir bitte mal zu. Ich bin es. Pia! Deine Tochter! P-I-A!“
„Da klingelt es schon an der Tür und vier nette Menschen in T-Shirts mit dem Logo eines kleinen Privatsenders strahlen mich an. Huldvoll lächle ich zurück…“
„Bitte! Konzentrier dich. Da ist niemand. Alles ist gut. Okay? Da ist kein Mensch an der Tür! Begreifst du das, Papa? Kein Mensch!“
„Nur herein, herein mit Kamera und Licht. Etwas Puder? Ja, ja, umwerbt mich.“
„Okay, bleib einfach dran, hörst du? Ich versuche jetzt Krystyna auf dem Handy zu erreichen. Leg nicht auf. Ja? Gut!“
„Dann diese Frage, die alles ändert: „Was wollen Sie kochen?“
„Gleich, Papa! Gleich! Scheiße! Sie geht nicht ran! Krystyna! Man! Scheiße! Scheiße! Scheiße! Und stell auf keinen Fall den verfluchten Herd an! Hast du das verstanden?“
„Minuten später liege ich auf dem Boden, die Schmerzen in der linken Schulter nehmen immer mehr zu…“
„Papa? Pa-pa! Geht es dir gut. Hast du wirklich Schmerzen, Papa? Stimmt das mit der Schulter? Bist du gefallen? Das ist doch nur wieder eine deiner Fantasien, oder Papa?
„… und ich wünschte mir, endlich aus diesem Albtraum zu erwachen.“
„Man. Bitte! Sag doch was. Nur, ob es dir gut. Bitte! Nur das!“
„Ich, der Literat, der erste Anwärter auf sämtliche Kulturpreise, als stümperhafter Amateur-Gastronom für vier D-Prominente? Zu viel, mein Herz, zu viel.“
„Okay! Warte! Ich bin gleich bei dir! Ich komm sofort! Ja? Ich hol dich ab. Verstehst du? Und dann, dann bleibst du erst mal bei uns, Papa. Versprochen. Du ziehst hier erst einmal ein.“
„Gnädig umfängt mich die Dunkelheit, und während sich die Sanitäter noch mit mir abmühen höre ich die Stimme meines Agenten an meinem Ohr: Titelseite, Erwin.“
„Ich spreche gleich heute Abend mit Stephan darüber. Wir finden schon eine Lösung. Okay, Papa? Ich werde notfalls meine Arbeit reduzieren, um mehr für dich da sein zu können… Hörst du mich, Papa?
„Damit schaffen wir’s nochmal auf die Titelseite.“
„Papa! Papa, es tut mir leid! Es tut mir so leid, Papa!“
„…“
„Papa?“

 

Hey svg!

Ich find's super! Was man aus so einer verkorksten Satire doch alles machen kann...

Sitze nach dem Lesen gerade ungefähr so vor dem Rechner: :D

DANKE!

 

Freut mich, wenn es dir gefällt.

Aber von mir ist nur die Hälfte! ;)

 

Sorry, aber das ist so eine nahe liegende Idee und sie nutzt sich nach den ersten 4 Zeilen ab. Eigentlich ist das nur "Jaja, is ja gut, die Jungs mit dem weißen Kittel kommen gleich" - so eine Allerwelts-Entgegnung, die man ständig hört und selbst sagt.

Also ... hmpf.

 

Ach, Quinn, offenbar wirst du hier kein "Fan" von mir...
das ist aber in Ordnung.
Allerdings, während ich deine durchaus harsche Kritik bei Skylla sehr hilfreich und anregend fand (und ich deshalb die Geschichte auch gerade umkonzeptioniere), ist diese Kritik für meinen Geschmack ebenso dünn wie eventuell die Idee, die dahinter steht.
Mit Jungs in weißen Kittleln hat das weniger zu tun - zumindest ist und war das nicht im Ansatz meine Idee dahinter.
Ich weiß auch nicht, wo du das siehst, es würde mich aber ernsthaft interessieren.

Bis dahin...

LG
svg

 

Hallo svg, das Deprimierende ist ja, dass ich ein Fan von dir bin. "Gedankenfick" ist großartig. Aber die Geschichte hier, da hast du die Vorlage genommen und darauf mit "Die Jungs mit dem weißen Kittel kommen gleich" geantwortet und das hast du richtig in die Länge gezogen. Ich weiß nicht, wie ich die Kritik hier andicken soll. Du hast die Vorlage 1:1 übernommen und sie in eine andere Situation gebracht und das war's dann aber auch schon. Es ist genau ein Schritt hier passiert und der über den langen Raum.

Der Vater reagiert ja gar nicht darauf, was die Tochter sagt, sondern er spielt seinen Text ab und die Tochter ihren. Und der Text, den die Tochter spricht, hat eigentlich nur eine Zeile: "Du bist verrückt."
Das mein ich damit. Der kommt in unterschiedlichen Variationen, aber da steigt und fällt die Kurve doch nicht.
Was soll man da groß zu sagen?

Also ich möchte keinen Ärger machen, ich finde deine alten Geschichten, zumindest die ,die ich gelesen habe, wirklich sehr stark, aber dieser Text hier und so die letzten, die ich gesehen hab, ... ich find's schon enttäuschend einfach, vielleicht wirkt meine Kritik deshalb so "harsch".
Aber ist kein Problem, ich muss das ja auch nicht kritisieren, die Texte sind halt immer so kurz, dass man sie schnell gelesen hat und dann ist die Versuchung groß, was dazu zu sagen.

Gruß
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

@ Quinn

erst einmal, ich habe nicht sgegen harsche Kritiken. Im Gegenteil, fundierte Kritik finde ich sehr sinnvoll und hilfreich - ich möchte da noch einmal auf deinen Beitrag bei Skylla hinweisen, der mir sehr deutlich gemacht hat, was mich selbst bei der Geschichte gestört hat, was ich aber selbst während des Schreibens und unmittelbar danach nicht so fassen konnte. Für die Kritik bin ich dir sehr, sehr dankbar.

Es ist auch nicht so, dass ich jetzt, ob deiner Kritik an dieser Geschichte hier beleidigt bin. Wirklich nicht. Ich bleibe nur dabei, für mich ist der Vater kein Verrückter. Ich stimme dir vollkommen bei dem Punkt zu, dass es kein Gespräch miteinander ist. Der Vater spricht seinen (bzw. penny-lanes Text runter). Seine Tochter reagiert darauf. Unterschiedlich, wie ich finde.

Ich habe den Vater eher als dememet angelegt (nicht verrückt). Ich habe ähnliche Gespräche mit meinem Großvater geführt. Und das was ich lernen musste - und irgendwann richtig faszinierend fand - war der Umstand, dass wir völlig aneinander vorbeigeredet haben. Das war schmerzhafter für mich als für ihn, davon bin ich überzeugt. Und ich habe mich oft ertappt, wie wir als Familie am Ende ein schlechtes Gewissen hatten - tun wir genug, haben wir genug getan, können wir in Zukunft noch mehr tun.

Aus diesem Blickwinkel habe ich mich gegen den Männer-im-weißen-Kittel-Vergleich gewehrt. Wenn es so bei dir angekommen ist, werde ich daraufhin den Text noch einmal genau betrachten müssen.

Ich möchte dir ganz ausdrücklich sagen: Du machst (mir) hier keinen Ärger. Im Gegenteil, ich bin dir für jede - auch harsche ;) bzw. enttäuschte Kritik dankbar. Übrigens, ich bin von dieser Geschichte überzeugter als von Skylla, für unanfechtbar oder brilliant halte ich sie aber keineswegs. Insofern kann, jetzt da du deine Kritik nochmal dezidierter geschrieben hast, auch damit viel anfangen. Und dafür sage ich ehrlich danke.

LG svg

P.S.: Dass dir Gedankenfick (DIE ist selbstverständlich unanfechtbar und brillant ;) :p)gefällt, freut mich natürlich. Und - nicht als Rechtfertigung, nur vielleicht zur Beruhigung - in meine letzten, kürzeren Geschichten habe ich deutlich weniger Zeit investiert. Das merkt man ihnen wahrscheinlich an. Aber manchmal mag ich diese kleinen Schnellschüsse aus der Hüfte. ;)I

 
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Hallo, lieber svg,

erst mal vorweg, ich habe total gelacht über den Anfang der Kopie. Die Zusammenstellung der beiden Redestränge ist schon sehr absurd und hat Spaß gemacht.

bin ich es nun, der mit seinem gesellschaftskritischen Werk „Der soziale Aufstieg eines Berliner Ghetto-Kindes…“
„Papa, du bist kein Berliner Ghettokind. Nie gewesen. Du bist 82!“

Das z. B. gefällt mir total gut.


Es gibt auch weiter hinten noch Stellen, die ich in der Zusammenstellung komisch, ja sogar bissig fand, z. B. das hier

„So zum letzten Mal, Papa! Das ist wirklich wichtig! Ruf jetzt deine beschissene Pflegekraft ans Telefon! Sofort!“
„… in einen Szenestadtteil mit hohem Ausländeranteil, weil ich so multi-kulti-tolerant bin.“
Und sie heißt auch noch Krystina. Den Namen würde ich übrigens hier irgendwo einbauen. Du hast ihn leider schon vorher genannt.

Den Vater habe ich als an Demenz Erkrankten wahrgenommen. Das Tragische an dieser Erkrankung ist, dass der Kranke in seiner Welt lebt, eine Kommunikation nur noch schwer stattfindet. Für Angehörige eine Qual. Und gleichzeitig gibt es urkomische Momente. Letztere oft eher für Außenstehende, oder wenn man mal wieder im Nachhineien eine der Besuchsgeschichten aus dem Altersheim wiedergibt und die Situation galgenhumorisch reflektiert. Was soll man denn sonst machen, als über diese Krankheit lachen, wenn man es jedenfalls gerade mal schafft?
Nur weiß ich nicht, ob die Beispiele immer so ganz passen. Die Leute im Altersheim entwickeln ihre verschrobenen Phantasien eigentlich meistens auf der Grundlage ihres tatsächlich gelebten Lebens.

Beides - die Komik und die Tragik des Vaters (am Ende) ist für mich rübergekommen.
Aber - für mich stimmt die Gewichtung von beidem, einige der Beispiele und die Entwicklung irgendwie nicht so ganz. Leider ist das nur ein Gefühl, ich kann es schwer an den einzelnen Stellen festmachen.

Und - auf die Gefahr hin, dass du dich über mich nun auch noch ärgerst, Quinn hat aus meiner Sicht schon ein Stück weit Recht. Eben hab ich gelesen, dass du das eh nicht tutst, denn deine Antwort übershnitt sich mit meinem Kommentar, aber egal, ich lasse es einfach mal stehen. Du verstehst es bestimmt nicht falsch.
Mir ging nämlich beim Lesen irgendwann auch ein wenig die Luft aus, das soll heißen, ich musste irgendwann nicht mehr lachen, das ist mir selbst aufgefallen. Ich bin dran geblieben, weil du wirklich ein Dialogzauberer bist und einem das Lesen mit diesen kleinen, witzigen Gesprächsfetzchen ungemein erleichterst.
Aber das doofe Gefühl, das war eben auch da. Ich hab überlegt, wann kommt denn jetzt wieder mal ein Knüller. Und den Anfang fand ich richtig knüllerig.
Vielleicht lag es daran, dass ich die Gegenüberstellungen nicht mehr so absurd fand und weil es dann immer dasselbe Muster war. Und für das Traurige, das sich im Telefonat ja dann auch wieder Bahn brach, passten mir die Schnipsel aus dem Ursprungstext nicht zu der Reaktion am Telefon.

Vielleicht ist das ja auch nur Geschmack, das wage ich nicht zu beurteilen. Vielleicht liegt es am Thema, das wie ich finde, echt nicht ganz einfach in diese kleine Geschichte zu bannen ist.
Ich weiß nicht, ob man bei diesem Copygedingse die Ursprungsgeschichte am Ende abändern darf, vielleicht wäre ja das eine Lösung. Vielleicht könntest du da für deine Zwecke neue Impulse reinbringen, indem du Pennys ursprüngliche Geschichte, was das Ende betrifft, abänderst.

Vielleicht ist die Sache ja auch so, dass man (ich zumindest) in deinen Geschichten durchgängige, superwitzige, genau getimte Zwerchfellmassage erwartet und den Anspruchseimer furchtbar furchtbar hoch hängt.

Viele liebe Grüße von Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey svg,

also ... ich habe jetzt nicht so lachen können, wie die Mädels vor mir, was aber mit Sicherheit an meiner Art von Humor liegt, oder dass man so aneinander-vorbei-rede-sachen hier schon so oft gelesen hat. Wird ja gern in der Humorrubrik als humoriges Mittel benutzt. Aber ich kann durchaus verstehen, dass der Text gut funktioniert, wenn man es denn mag. Also, er tut es, weil Du ja weißt, wie es geht. Und gut durch den Text gekommen, bin ich allemal.

Mir dünkte auch der Psychatrieverdacht. Wurde noch verstärkt durch die Pflegerin und die Medikamente, die die Tochter zur Sprache bringt. Erst ganz am Ende drehst Du das Ding ja in die Richtung, in die es eigentlich laufen sollte.
Und bei der Art von Text, den der Papa so spricht, denkt man jetzt auch nicht sofort an Demenz. Ich kenne mich da nicht aus, aber ich dachte immer, die haben eher ein "Vergessenproblem" - als das sie sich selbst so komplett verdreht wahrnehmen. Und wegen meiner Ahnungslosigkeit lese ich diesen Text eben eher in Richtung Schizo und damit lande ich dann wieder in der Psychatrie.

Aber egal. Also, die Geschichte funktioniert gut als eigenständige Geschichte, unterhält, und auch der Ansatz, den Du gewählt hast, den finde ich schon tricky.

Ab von dem Krankheitsbild und weniger lachen können, was ich für mich (oder der Geschichte) jetzt aber nicht als "Problem" ansehe, hat mir das Ende nicht gefallen. Das kommt so aus der Kalten. Ellenlanger Text und aneinandervorbeireden - und dann zack - aha, der Mann ist im Heim und Tochter kommt just jetzt und gleich auf die Idee, ihn da raus zu holen. Also, ich habe der Tochter das nicht abgekauft. Das ist guter und sehr gnädiger Wille des Autors - aber genau so wirkt das auf mich. Ich weiß aber auch nicht, wie man diesen Prozess jetzt geschickt im Text unterbringen könnte. Entweder sagt der Alte am Ende: Wird ja auch Zeit ..., man murgelt ihm das also als geschickten Versuch unter (kann ja der x'te sein) oder die Tochter macht sich so ab und an ein paar Gedanken dazwischen, erzählt so ein bisschen was, was sie sich diesbezüglich nicht schon alles vorgenommen hat. Aber das würde auch wieder den Spaß bremsen und den Text so zerpflücken. Ich weiß eben auch nicht. Aber im besten Fall empfinde ich das allein so, andere lachen herzlich und dann ist ja auch alles gut :).

So Schnellschußsachen - ach, die müssen eben auch mal sein. Mein Reden!

„… und ich wünschte mir, endlich aus diesem Albtraum zu erwachen.“
„Man. Bitte! Sag doch was. Nur, ob es dir gut. Bitte! Nur das!“

fehlt Wort :)

Liebe Grüße Fliege

 

@ Novak und Fliege...

danke für eure Kommentare. Ich muss aber zunächst auf ein Missverständnis hinweisen: die Geschichte ist keines Fall als lustige oder humorvolle Dialoggeschichte gemeint. Wenn das so rüberkommt, muss ich unbedingt noch einmal ran. Am Anfang ist der ein oder andere Schmunzler aufgrund des total aneinander vorbeigehenden Gesprächs okay, aber alles in allem soll die Geschichte nicht lustig wirken.
Nur als Hintergrundinfo: in einer ersten Version habe ich es lustig versucht, da allerdings noch mit anderem Tenor, mehr so als eine Art Ich-habe-mich-verwählt-Anruf. Da habe ich dann aber schnell gemerkt, dass Quinns ohnehin geäußerter Kritikpunkt - die beiden reden ja gar nicht miteinander - noch viel stärker zum Tragen kommt - und eben auch inhaltlich nicht wirklich erklärbar ist. Dann wäre es halt einfach so...

@ Novak...
mit der Gewichtung sprichst du einen Kritikpunkt an, den ich teile. Problematisch für mich war daran, dass ich gern penny-lanes Text 1:1 übernehmen wollte (was für mich das eigentliche Experiment war). Manchmal hätte ich gern noch etwas mehr reingenommen in Erwins Dialog, wäre aber im Rahmen dessen, was ich vorhatte, geschummelt gewesen.
Insofern wollte ich auch am Ende nichts ändern.

Den Knüller wollte ich hier nicht bringen, mehr die Verzweiflung, das schlechte Gewissen und die Hilflosigkeit der Tochter. Möglicherweise ist mir der Anfang zu witzig geraten, dann müsste ich da nochmals ran.

Danke für deine Kritik. Übrigens... Anspruchseimer :D... geiles Wort.

@Fliege
zum Humor sagte ich ja schon oben was ;)...

zum Psychatrieverdacht: Ich dachte gerade durch die polnische Pflegekraft wird die Demenzschiene deutlich. Das ist ja immer mal wieder in der Diskussion, weil es häufig die einzig häusliche Betreuung ist, die sich die Angehörigen leisten können. Medikamente müssen natürlich auch Demenzkranke nehmen.

Demenz wird häufig immer nur mit Vergessen in Verbindung gebracht, ein viel größeres Problem ist aber häufig Verwirrung. Mein Großvater zum Beispiel hat aus heiterem Himmel plötzlich von seinen Kellererlebnissen während der Bombardierung im zweiten Weltkrieg erzählt - und zwar so, als passierte es jetzt gerade und er wäre dabei. Dann gab es kein Durchkommen mehr zu ihm, da konnte man jammern, schimpfen, schreien, bitten, flehen... Es müssen übrigens nicht unbedingt selbsterlebte und - erfahrene Situationen sein, sondern sie können auch durchaus der Fantasie entspringen.
Insofern fand ich penny-lanes Vorgabe geeignet für den Versuch.

Was die "Wandlung" der Tochter anbelangt: ja, ich stimme dir zu, das kommt plötzlich und ist etwas verkürzt (stilistische Gründe dafür habe ich bei der Antwort auf Novaks Text angemerkt - ich wollte penny-lanes Gesichte 1:1 in meiner übernehmen.) Allerdings weiß ich hier aus eigener Erfahrung: Die Angehörigen von Demenzkranken plagt fast immer ein schlechtes Gewissen, wenn sie die Betreuung nicht selbst leisten können. Frag mal in Pflegeheimen nach, wie oft die Diskussion aufkommt, ob Mama oder Papa zuhause nicht doch besser aufgehoben sind. Da spielt auch gerade die Scham eine große Rolle, dass man es nicht packt, ein Elternteil selbst zu versorgen.
Auf die Tochter hier im Text bezogen heißt das: ich glaube nicht, dass sie ihren Vater wirklich zu sich holt. Im Prinzip ist das nichts weiter als ein Versuch, das eigene schlechte Gewissen zu unterdrücken. Freu nach dem Motto: Diesmal, Papa, mach ich es wirklich!“

Auch dir nochmals vielen Dank!

 

Ich dachte gerade durch die polnische Pflegekraft wird die Demenzschiene deutlich. Das ist ja immer mal wieder in der Diskussion, weil es häufig die einzig häusliche Betreuung ist, die sich die Angehörigen leisten können. Medikamente müssen natürlich auch Demenzkranke nehmen.

Naja, das ist gewagt, von polnischer Pflegekraft auf Demenz zu schließen. Es gibt ja auch genügend polnische und russische Putzkräfte. Also, dass sagt eher etwas über das Haushaltsgeld, als über das Krankenbild ;).

Demenz wird häufig immer nur mit Vergessen in Verbindung gebracht, ein viel größeres Problem ist aber häufig Verwirrung. Mein Großvater zum Beispiel hat aus heiterem Himmel plötzlich von seinen Kellererlebnissen während der Bombardierung im zweiten Weltkrieg erzählt - und zwar so, als passierte es jetzt gerade und er wäre dabei. Dann gab es kein Durchkommen mehr zu ihm, da konnte man jammern, schimpfen, schreien, bitten, flehen... Es müssen übrigens nicht unbedingt selbsterlebte und - erfahrene Situationen sein, sondern sie können auch durchaus der Fantasie entspringen.

Spannend! Aber wie gesagt, ich gehöre zu den Ahnungslosen und dann fehlt mir halt die konkrete Erfahrung um es richtig einordnen zu können. Aber jetzt bin ich doch glatt wieder schlauer. Und das wegen Deiner Geschichte!

Den Knüller wollte ich hier nicht bringen, mehr die Verzweiflung, das schlechte Gewissen und die Hilflosigkeit der Tochter.

Die Hilflosigkeit kommt auf jeden Fall rüber. Das hat bei mir gut funktioniert.

LG Fliege

 

Naja, das ist gewagt, von polnischer Pflegekraft auf Demenz zu schließen. Es gibt ja auch genügend polnische und russische Putzkräfte. Also, dass sagt eher etwas über das Haushaltsgeld, als über das Krankenbild .
so gesehen sehe ich es beinahe ein ;)

Spannend! Aber wie gesagt, ich gehöre zu den Ahnungslosen und dann fehlt mir halt die konkrete Erfahrung um es richtig einordnen zu können. Aber jetzt bin ich doch glatt wieder schlauer. Und das wegen Deiner Geschichte!
Da gibst du mir jetzt echt zu denken, da ich deinen Einwand nachvollziehen kann. Beim Schreiben wollte ich es nicht zu offensichtlich machen, habe deswegen den Begriff Demenz komlett rausgelassen. Ich überdenke jetzt mal, ob das so wirklich so clever war. ;)

Danke!

 

Hallo svg,

mein Eindruck war ebenfalls: Du hast eine simple Idee (um es höflich auszudrücken ;) ) schnell umgesetzt. Deine Entgegnung auf Quinns unverblümte Kritik mit dem Verweis auf Demenz und eigene Erlebnisse klingt für meine Ohren nach Rationalisierung und Schönfärberei.

Vielleicht kommt dir ja noch einer dieser genialen Einfälle, die du manchmal hast, und es gelingt dir, dem Text einen intelligenten Plot zu geben.

Freundliche Grüße,

Berg

 

Hallo, lieber svg,
hier bin ich noch mal. Na ja, da bin ich mit meinem Lachen wohl gründlich an deiner Intention vorbei gegangen. Aber das macht nichts, denn es zeigt dir dann wohl auch, dass das, was du ausdrücken wolltest, beim Leser nur teilweise angekommen ist, denn die Idee, dass du uns zum Lachen bringen wolltest, und zwar nur, die hatte ich ja nicht allein.

Insofern finde ich es richtig, was du hier schreibst:

Den Knüller wollte ich hier nicht bringen, mehr die Verzweiflung, das schlechte Gewissen und die Hilflosigkeit der Tochter. Möglicherweise ist mir der Anfang zu witzig geraten, dann müsste ich da nochmals ran.

Im Nachhinein sehe ich es so, dass der Anfang tatsächlich ein wenig in die Irre führt. Ich verstehe jetzt auch das eigenartig unentschiedene Gefühl, das deine Geschichte bei aller gut gemachten Schreibe bei mir hinterlassen hatte.
Die Hilflosigkeit der Tochter kommt rüber, auch der Wahn des Erkrankten, aber beides mehr in der humorvollen Version. Die Tragik kommt, wenn deine Intention so ist wie o.a., für mich zu kurz oder besser gesagt zu spät, weil erst am Ende.

Den Begriff der Demenz würde ich unbedingt einführen, auch da wollte ich dich gerne bestätigen, denn durch deine Info sehe ich, dass diese Erkrankung doch mehr bösartige Facetten zu bieten hat, als ich das bisher mitgekriegt habe.
Ich habe aus eigenen Erfahrungen mit Demenzkranken zu tun, ich kannte den Wahn, also zum Beispiel das Sprechen mit halluzinierten Personen bisher immer nur so, dass es Fantasiepersonen waren, die die Betroffenene gekannt hatten, verstorbene Ehemänner, die nicht anwesenden Kinder. Von daher ist mir deine Info neu, ih würde es auch an deiner Stelle noch mal recherchieren.

Noch eine Info am Rande:
Die 5000 Euro deines Beispiels sind zu hoch gegriffen. Ein Platz im Altersheim kostet (ohne Pflegestufe) circa 2200 aufwärts, eine Pflegekraft um die 16oo Euro, oft sehr viel weniger.

Übrigens denke ich auch immer noch, dass du ruhig schummeln solltest, du weißt schon, was ich meine.
Ih finde deine Idee total interessant, sehr spannend und sehr anspruchsvoll, der Eimer wird gerade zur Wanne :D und da finde ich,darf man ruhig ein bisschen schummeln bzw fände ich es einfach schade, wenn man sich durch zu enge Grenzen selbst Steine in den Weg legt.

Ich wünsch dir ganz viel Erfolg beim Überarbeiten undfreue mich auf weitere Geschichten.
Ganz liebe Grüße
Novak

 

Hallo svg,

ich mag die Idee deines Copyrights. Das vorneweg.

Zur Umsetzung wurde schon viel gesagt. Ich sehe auch das Problem, dass keine echte Entwicklung stattfindet. Bei mir bleibt da nichts hängen, das beschäfftigt mich nicht weiter. Grund für mich: Du schneidest die Thematik der Demenz ja nur kurz an. Die Schuldgefühle werden angedeutet (wobei ich nicht weiß, ob die dem Kranken gegenüber so geäußert werden, ich habe selbst einen Fall in der Familie und da läuft diese Pflegediskussion eigentlich ohne den Betreffenden ab bzw. diesem gegenüber werden keine Schuldgefühle geäußert, um die Situation nicht noch weiter zuverkomplizieren.)
Aber bei deiner Idee, lässt sich da wohl wenig ausbauen.

Demnach nette Idee, nur für das Thema vielleicht nicht die richtige.

Noch was: Du schreibst einmal Krystyna später Krystina.

Gruß,
Kew

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Berg

Du hast eine simple Idee (um es höflich auszudrücken ;) ) schnell umgesetzt.
Hiermit kann ich leben und will das noch nicht einmal bestreiten.
Spontane Idee, schnelle Umsetzung, fertig!


Deine Entgegnung auf Quinns unverblümte Kritik mit dem Verweis auf Demenz und eigene Erlebnisse klingt für meine Ohren nach Rationalisierung und Schönfärberei.
Bei allem Respekt. Das finde ich anmaßend von dir. Wenn es so für dich klingt, kann ich es nicht ändern. Aber ich weiß, dass ich nicht schönfärben wollte. Und ich behaupte mal: Meine Intention beim Schreiben kannst du nicht beurteilen.
Das ist echt ein bisschen ärgerlich - und ich ärger mich nicht schnell, wenn es um meine Texte geht.

Vielleicht kommt dir ja noch einer dieser genialen Einfälle, die du manchmal hast, und es gelingt dir, dem Text einen intelligenten Plot zu geben.
Wer weiß? Kriege ich dann auch eine intelligente Kritik von dir? :p

Bis hierhin danke...

LG svg

Hallo Novak,

Danke für deine Hinweise.
Die "wörtliche" Demenz baue ich irgendwo noch ein. Mir ist duch deinen Kommentar noch einmal klarer geworden, wo es von der Umsetzung her noch Probleme gibt bei der Geschichte.
Das mit den Kosten habe ich (schnell) recherchiert, aber offenbar zu schnell. Ich prüfe das noch mal. Aber scheint ja dann doch günstiger zu sein, als ich angenommen habe.

Nochmals danke

LG svg

@kew
Übereinstimmung. Ich glaube auch, durch die Art, wie ich das Experiment angelegt habe, kommt die Entwicklung zu rasch, zu kurz. Mein Dilemma - ich würde ungern pennie-lanes Text verändern. Also muss ich an meinen Teil ran... Ich weiß allerdings noch nicht so richtig, wie ich das mache ;).
Ich lass mir das mal durch den Kopf gehen. :)
Krystyna wird geändert.
Dir auch danke.

LG svg

 

Grüß dich, svg!

Ich kann auch nichts Neues sagen. Nach drei Zeilen wusste ich, wie der Hase rennt und hatte dann keine Lust, ihm nachzujagen. Hab dann das Ende gelesen und: Joa. Es war so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Dabei fällt mir ein, ich kenne keine andere Geschichte von dir. Muss mal stöbern.

Bis bald!
yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey svg,

irgendwie erwarten alle von dir, dass du lustig schreibst. Wahrscheinlich hast du dir das selbst zuzuschreiben. Humor ist eben deine Stärke! Aber ich denke, du hättest diese Geschichte nicht in die Rubrik "Humor" gestellt, sondern gleich unter das Original. Denn eine Satire ist es ja schon, irgendwie. Jedenfalls finde ich gelungen, was du aus dem Original gemacht hast. So im Nachhinein wirkt das Original so als wäre es für dich geschrieben worden. Du hast dem Original eine neue Stimme gegeben und damit meine ich, eine hinzugefügt. Dabei kommt nichts unbedingt Lustiges raus, aber skurril liest es sich auf jeden Fall. Besonders gut gefallen hat mir die Hilflosigkeit des Sohnes, die hast du authentisch rübergebracht. Beim Lesen habe ich so überlegt, was ich tun würde, hätte mein Vater akute Phantiasis.

„Man. Bitte! Sag doch was. Nur, ob es dir gut. Bitte! Nur das!“

Dialog, dein Werkzeug. Bin ich eher kein Fan von, aber da nicht wirklich eine Handlung vorangetrieben werden muss und das Aneinandervorbeireden gut gemacht ist und den Leser unterhalten kann, ist es hier okay. "Endlich ist der Tag gekommen." Naja, der Titel gefällt mir so gut wie eine Semmel.

Also: Ich hab es gern gelesen, du hast so den locker, flockigen Stil - aber Meisterwerk ist es keines.

Beste Grüße
markus.

PS: Kein Fan von Dialog. Ein bisschen dumm bin ich ja schon. Ich meine: Natürlich sind Dialoge wichtig. Nur könnte ich keine Geschichte schreiben, dir nur daraus besteht. Du scheinst das schon eher hinzubekommen.

 

Hi M. Glass,

sorry, sorry, sorry... ich habe deine Kommentar damals gelesen, keine Zeit gehabt ihn sofort zu beantworten und ihn dann schlicht vergessen (was nicht an der Qualität deines Kommentares liegt, sondern an dem Umstand, dass ich derzeit kaum dazu komme, auf KG.de herumzuschweifen... ;))

danke für deinen Kommentar. Witzig ist, dass ich hier auf KG.de zunächst gar nicht lustig angefangen habe, das Lustige auch lange gar nicht zu meinen Stärken zählte. Freut mich, dass du das ansers siehst.

In diesem Fall beruhigt es mich aber, dass du es eher unter skuril denn lustig einordnest. Lustig soll es nicht sein, auch wenn der Vorgabetext witzige Stellen hat. Insofern passt dein Empfinden hier ganz gut.

Übrigens: So reine Dialoggeschichten gehören auch nicht zu meinen persönlichen Favoriten. Ich mag eigentlich etwas Regieanweisung dazwischen ganz gern. Komme halt ursprünglich vom Theater ;).

LG svg

 

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