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Endspurt

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28.03.2023
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Anmerkungen zum Text

Sayn, wird Sein gelesen.
Talem, wie man's schreibt.
Die Geschichte spielt in einer Parallelwelt, daher auch der Dan als Währung.

Endspurt

Blaue Augen huschten unruhig durch die verregnete Gasse. Talems Finger tasteten nach der Glock in seinem Holster, während wir auf einer Bank sassen. Dabei verhielt sich die Menschenmenge wie üblich. Trostlos bahnte sie sich den Weg zwischen den baufälligen Häusern. Nichts deutete auf einen erneuten Lauf hin. Ein kleiner Junge rannte lachend an uns vorbei. Der Fuss von Talem streckte sich nach vorne und platzierte sich vor die hastigen Füsse. Das Lachen erstarb und wandelte sich zu einem Sirenenhaften Weinen, als die Nasenspitze des Jungen den Boden berührte. «Rennen ist hier nicht erlaubt», meinte Talem, dann zog er Rotz in den Rachen und spuckte ihn auf die unebenen Pflastersteine. Eine Frau, mit mehreren Taschen an den Armen hängend, kam und zerrte den Kleinen Ausschimpfen von uns fort. "Ich würde sie am liebsten abknallen, wenn sie wieder auftauchen", sagte er und lehnte die Ellenbogen auf die Lehne.
Widerwillig entriss ich mich den aufgeschürften Händen, die sich nach der Frau ausstreckten.
"Weil sie Geldpäckchen an Obdachlose verteilen?", fragte ich und konnte mir ein spöttisches Schnauben nicht verkneifen.
"Deine Einstellung ist einfach die Falsche. Es ist wie mit dem Rotzbengel da", er zeigte auf das Kind, das er zu Fall gebracht hatte, "wehret den Anfängen. Wenn keiner sie maßregelt, dann rennen hier bald alle. So wie die Rebellen, die waren auch mal wenige. Jetzt nerven sie uns wöchentlich. Hätten wir die Scheiße früher unterbunden, könnten wir uns anderen Sachen widmen."
Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, die Leier von Talem kannte ich schon in- und auswendig.
Meine Aufmerksamkeit verlagerte sich zu einer Frau mit rötlichem Haar. Ihre Haut schien von dem ewig schlechten Wetter ausgebleicht, die Lippen jedoch trugen ein gesundes Rosa. Ein weißes, mit blauvioletten Blumen bestücktes Kleid umhüllte ihren zierlichen Körper und ließ freien Blick auf ihre athletischen Beine.
Meine Güte, ist sie das nicht?
Die flache Hand von Talem klatschte an meinen Hinterkopf. "Hörst du mir überhaupt zu?"
Genervt schnalzte ich mit der Zunge und vermied es, ihm nicht gleich mit einer geballten Faust ins Gesicht zu antworten. "Was ist?", fragte ich und ließ von der Frau ab, die mich für einige Sekunden in ihren Bann gezogen hatte.
"Ich glaub, da geht was."
Die Ohren spitzend lauschte ich, aber nichts, was das Volumen des Schwarms vor mir hätte übertönen können, drang an mich heran. "Ich hör nichts", sagte ich und wandte den Blick wieder in die Richtung, in der ich das mir bekannt-vorkommende-Gesicht entdeckt hatte. Überrascht stellte ich fest, dass sie mich betrachtete.
Himmel, sie ist es!
Augenblicklich dachte ich an den Tag zurück, an dem ich beinahe mein Leben ließ. Das Volk war in Aufruhr, strömte hasserfüllt in die schmalen Gassen, ließen Häuser brennen, zwischen denen sie Parolen riefen, den Staat stürzen zu wollen. Der Befehl zum Angriff kam.
Das ist alles, an was ich mich erinnerte, danach schwärzte eine große Lücke meinen Blick in die Vergangenheit. Bis auf einen winzig kleinen Ausschnitt.

Bei jedem Heben und Senken schmerzte mich der Brustkorb. Ich lag am Boden, hustete den nicht endenden Blutstrom aus meinem Mund. Mein Kopf dröhnte, die Schreie um mich herum kamen aus weiter Ferne. Da stand sie, direkt vor mir. Die Haare zerzaust, die Wangen gerötet, die Augen geweitet. Die schmalen Nasenflügel bewegten sich bei jedem Atemzug. Sie streckte mir ihre zitternde Hand entgegen. Ich wollte sie nehmen, mir aufhelfen lassen. Dann verschwamm die Erinnerung abermals im Nichts. Die smaragdfarbenen Augen vergaß ich nie und allzu oft träumte ich von ihnen, und wenn es dazu kam, dass ich tagsüber an sie dachte, beschleunigte es meinen Puls.

Dann ertönte ein tiefer, unglaublich lauter Bass, der mich zurück in die Realität bugsierte.
Die Menschen blieben stehen, hielten sich die Ohren zu und beobachteten ihre Umgebung. Sie wussten, was gleich passieren würde. Ich auch.
Musik mischte sich unter das rhythmische Donnern, der den Boden unter unseren Füßen erzittern und die Kieselsteinchen darauf tanzen ließ. Ihr Erkennungszeichen, wie ein Kinotrailer, nur im realen Leben, vermutlich um sich selbst zu pushen. Sie hackten dafür die hoch in den Gebäuden installierte Lautsprecher des Staates, die eigens dafür genutzt wurden, um fast täglich neue Gesetze an die Bevölkerung weiterzugeben und vor allem Demonstranten mit höllischem Lärm zu vertreiben, um ein Szenario, wie dieses eine von damals, zu vermeiden. Einst wurden sie vom Strom genommen, um das Kapern zu verhindern, aber die Mittel, die Massen zurückzudrängen waren rar und so vergingen nur wenige Stunden, bis die Menschen sich in die engen Gassen drängten und nur mit größtem körperlichem Einsatz vertrieben werden konnte. Mein kleiner Finger hatte sich damals von mir verabschiedet und die zurückgesprungenen Nervenenden plagten mich noch heute. Trotzdem kein Vergleich zum ersten Push, den ich, so glaubte ich, nur überlebt hatte, dank ihr.

Gleich würden dunkle Transporter heranbrausen, um Läufer zu ihrem Startpunkt zu bringen. Gebannt hielt ich die Straße im Blick und es vergingen keine dreißig Sekunden, bis der erste Van über den Gehweg am Stadtrand schleuderte und zum Stehen kam. Die Musik brach ab, als die Schiebetür von dem Vehikel aufgerissen wurde. Vier vermummte Personen sprangen heraus und rannten jeweils in eine andere Richtung.
Ohne abzuwarten, lief ich dem Auto entgegen und einer der Läufer sprintete direkt auf mich zu. Er war, wie alle anderen Rebellen, dunkel gekleidet, schwarze Hose, schwarze Jacke, mit einer großen Kapuze, die sie sich weit ins Gesicht zogen. Ein dunkles Tuch, manchmal auch ein Schal, der Mund und Nase bedeckte und ein Rucksack, den sie auf der Brust trugen.
Wieso müssen diese Bastarde alle so sportlich sein?, fragte ich mich und zog den Elektroschocker aus der Gürtelhalterung. Der Läufer sah mich und trotzdem änderte er seine Richtung nicht. Er griff in den Rucksack und schmiss einen kleinen, blauen Stoffbeutel einem Obdachlosen zu, der sich mit dem Geschenk sofort aus dem Staub machte.
Obwohl sich unzählige Menschen in den schmalen Gassen aufhielten, stellte sich ihm keiner in den Weg. Im Stillen, das wusste ich, feierten sie die Rebellen. Nur würde es keiner je zugeben, der Staat ahndete die kleinste Sympathie und die Strafen dafür fielen drakonisch aus.

Schnell kam der Läufer näher, ich machte mich bereit, zielte mit dem Elektroschocker genau auf die Brust und drückte ab. Die kleinen Widerhaken preschten nach vorne und krallten sich an ihm fest. Das Gerät entlud sich, als ich den Abzug betätigte, aber der Läufer reagierte nicht wie erwartet, eigentlich reagierte er gar nicht. Er setzte zum Sprung an, ohne dass sich nur ansatzweise Einschränkungen bemerkbar machten. Ungläubig sah ich zu, wie er wie eine Gazelle über die Sitzbank neben mir sprang, mich dabei nicht einmal beachtete, obwohl gerade um die 50.000 Volt durch seine Muskeln jagen musste. Dann hörte ich es, leise und doch so klar, als hätte er neben meinem Ohr gesprochen. “Sayn”, flüsterte er, als wir uns auf gleicher Höhe befanden.
Es gab einen Ruck, dann wurde der Schocker aus meiner Hand gerissen. Klappernd schliff die Plastikpistole dem Jungen hinterher, dessen Spitzen immer noch in seinem Körper stecken mussten.
„Was zum Henker?“, sagte ich leise und starrte kurz in meine leere Hand, dann dem Läufer hinterher.
Die dunkle Kapuze fixierend rannte ich los und da fiel es mir zum ersten Mal auf. Die Leute trugen Schwarz. So viel Schwarz, dass einzelne Punkte darin verschwammen und tatsächlich verschwand der Rebell schon nach kurzer Zeit in der Masse, nur das Schockgerät lag irgendwann mitten auf dem Gehweg. Langsam hob ich es auf und steckte es zurück in den Halter.
Das Funkgerät knackte neben meinem Ohr, es erklang eine männliche Stimme.
„Team fünf von Zentrale, Antworten.“
Ich drückte mit dem Daumen den Knopf und wartete eine Sekunde, bis die Verbindung stand.
„Team fünf, verstanden.“
„Wir treffen uns in der Zentrale.“
„Verstanden, wir treffen uns in der Zentrale“, beantwortete ich den Funk.
„Richtig, Ende.“
Na toll, auch das noch …
Auf dem Weg zum Auto kam mir Talem entgegen, anscheinend hatte auch er keinen Erfolg zu verbuchen. Sein kahl rasierter Kopf leuchtete wie eine reife Tomate und die Anzahl der Furchen auf seiner Stirn hatte sich im mindesten verdoppelt.
„Mein scheiß Schocker hat nicht funktioniert!“, fluchte er und fummelte an der Pistole herum.
„Meiner auch nicht.“
„Meinst du, die haben was auf sich, was das Ding neutralisiert?“
„Gegenstrom, oder was?“
„Würd’s diesen Idioten glatt zutrauen.“
Wo er recht hat, dachte ich.
Über meine Schulter auf die Gasse stierend fragt er: „Hast du was erreicht?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich auch nicht, nicht mal so ein mieses Päckchen habe ich erwischt. Sobald die Penner es haben, verschwinden sie wie Maden im faulen Fleisch. Verdammt nochmal… Als ich gemerkt habe, dass dieses Ding nicht funktioniert, habe ich versucht den Mistkerl festzuhalten. Aber irgend son Schafskopf hat mir ein Bein gestellt. Verfluchte Meute.“
Ob sie Talems Name ebenfalls geflüstert haben, fragte ich mich. Es lag mir aber fern ihn danach zu fragen. Was, wenn nicht?

In einem geräumigen Saal in der Zentrale versammelten sich alle Einheiten, die bei dem neuesten Vorfall in unserem Bezirk zum Einsatz kamen. Und das waren viele, auch wir wurden immer mehr. Mittler weilen gab es gar Polizisten ohne Ausbildung. Ein Crashkurs, mehr lag für sie nicht drin. Bei manchen fragte ich mich, ob sie überhaupt freiwillig eintraten oder ob der Staat nachdrücklich Beihilfe leisten musste.
Kommandant Freikner stand hinter dem Rednerpult, und die rötliche Färbung in seinem Gesicht stand dem von Talem von vorhin im Nichts nach.
„Seid ihr Schwachmaten denn zu überhaupt nichts zu gebrauchen? Hundertfünfundvierzig Polizisten und keine einzige Verhaftung! Ihr wollt mich doch verarschen! Lausige vier Säcke habt ihr eingenommen! Vier verschissene Säcke, von hundertfünfundvierzig verschissenen Polizisten!“
Freikner nahm die vier Stoffbällchen in die Hand und schmetterte sie auf den Boden. Je eine Frucht und fünfzig Dan lagen darin. Schon des Öfteren hatten sich Polizisten selbst an dem beschlagnahmten Gut vergriffen. Die, die man erwischt hatte, sah ich nie wieder.
„Diese Pest wächst wie ein wuchernder Schimmelpilz! Merkt ihr nicht, die verhöhnen uns! Die verhöhnen euch! Jeden einzelnen von euch!“ Sein Schnurrbart tanzte bei der Tirade unentwegt auf und ab und ich kämpfte mit meinen Augen, doch endlich von ihm abzulassen.
„Mein Elektroschocker hat nicht funktioniert…“, rechtfertigte sich eine Polizistin, die neben mir saß und ihre Fingernägel mit ihren Zähnen malträtierte.
„Ist das so? Warum benutzt du dann nicht deine verdammten Hände?!“
Talem räusperte sich. „Es wäre leichter, wenn wir einfach eine Abschusserlaubnis hätten. Muss ja nicht tödlich sein. Ein Schuss in die Weichteile würde schon reichen.“
Einige lachten verhalten, der Kommandant erwiderte nichts, sein Nicken jedoch ließ keinen Zweifel daran, dass er Talems Meinung partiell teilte.
„Auch würde es sie endlich mal abschrecken. Ein weiteres Problem sind die Einwohner, sie tragen Schwarz, die Läufer gehen einfach in der Masse unter“, fügte er an, als Freikner ihm nicht widersprach.
Dem Trottel ist es also auch aufgefallen …
„Ich weiß, ich weiß”, sagte er und ging nachdenklich auf und ab, dann blieb er ruckartig stehen: „Ich sehe, was sich tun lässt. Und jetzt geht mir aus den Augen! Ihr widert mich an.“

„Kommst du noch auf ein Feierabendbier?“, fragte Talem. Ich verneinte mit einem Kopfschütteln und als ich ins Freie trat, regnete es bereits wieder. Ich starrte in die grauen Wolken, ließ die Regentropfen auf mein Gesicht prasseln und atmete tief ein. Warum, fragte ich mich, hatte dieser Idiot noch immer nicht mitgekriegt, dass ich ihn nicht leiden konnte? War ich bisher einfach nicht deutlich genug?
Ein großgewachsener, breitschultriger Mann stellte sich neben mich. Kurze, grau melierte Haare bedeckten seine Kopfhaut, seine Augen verliefen in einem schmalen Spitz zu den Ohren. Die Iris war so dunkel, dass sie fast keine Farbe preisgab und verlieh ihm damit einen intensiven Blick, mit dem er mich gerade studierte. Die dunklen Ringe unter den Lidern wuchteten Jahre auf sein tatsächliches Alter. Seine achtunddreißig glaubte ihm keiner, ohne einen prüfenden Blick auf seinen Ausweis.
„Harter Tag Sayn?“ Noel, ebenfalls Polizist, schlug mir freundschaftlich auf die Schulter.
„Kann man so sagen.“
„Lass uns ein Bier trinken, das hilft immer“, meinte er mit einem leicht ausländischen Akzent, den er seit Jahren in der Schule für alle Fremdsprechenden abtrainieren musste.
„Ein andermal.“
„Besseres vor?“
Ich zuckte mit den Achseln. „Träume von ner rothaarigen und mach's mir selbst“, sagte ich und betrachtete Noel aufmerksam mit meinem rechten Auge, ohne dabei den Kopf zu neigen. Dieser zog die Mundwinkel weit nach oben und ließ seine makellosen Zähne hervorblitzen, das Kinn sank zur Brust, dann ging er zu seinem Streifenwagen und fuhr mit drei weiteren Polizisten, eingenommen Talem, der es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht hatte, davon.
Ist es möglich, dass sie auch Noel gerufen haben, fragte ich mich als ich mit schweren Beinen zu meiner Wohnung lief. Ein Schaudern kroch meinen Rücken hoch, als ich mir die Situation noch einmal vor Augen führte. Woher kannte er meinen Namen und warum hatte er mich gerufen? Und was hatte das alles mit den nicht funktionierenden Schockgeräten auf sich? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen.

Ich wohnte am äußeren Stadtrand in einem heruntergekommenen Block mit acht Etagen, ohne Lift. Es gab einen, aber der Strom ihn zu betreiben fehlte. Die Eingangstür zu meiner Wohnung hing nur noch an einem Scharnier, und gäbe es was zu holen, hätten Einbrecher leichtes Spiel, gab es aber nicht. Die Einrichtung wurde mir vom Staat gestellt und genau so sah sie auch aus. Über dem 2-er Sofa lagen mehrere Decken ausgebreitet, um die Löcher darunter zu verdecken. Die improvisierte Küche stand zusammengeschustert aus Schränken und alten Küchenteilen an der Wand zum Eingang. Eine Fensterfront zog sich durch die ganze Wohnung, also Wohn- und Schlafzimmer. Im Sommer bescherte sie mir einen einzigartigen Ausblick in die Sperrzone aber im Winter brachte sie eine unerbittliche Kälte mit sich.
Der dunkle Boden knarzte bei jedem Schritt und der Schimmel, der sich bis tief ins Mauerwerk gefressen hatte, verpestete die Luft in den kleinen Räumen.

Ich legte meine Waffe auf den Beistelltisch, knüpfte mein Hemd und meine Hose auf, zog sie aus und warf sie in eine Holzkiste, die als Wäschekorb diente, dann stellte ich mich unter die Dusche. Warmes Wasser gab es für das Fußvolk schon lange nicht mehr.
Nachdem ich mich mit einem Handtuch trockengerieben hatte, band ich es um meine Hüfte, holte mir ein Bier aus dem Kühl-Topf aus Ton und ließ mich auf die Couch fallen. Was für ein Tag, dachte ich. Da war dieser Läufer, der mich und meinen Strom komplett ignorierte und wiederum meinen Namen flüsterte, als würde er mich kennen und dann noch diese Frau, die sich in meine Iris gebrannt hatte und nun immer zum Vorschein kam, wann immer ich die Augen schloss.
Angestrengt versuchte ich die spärliche Erinnerung von damals zu rekonstruieren, aber da kam nichts. Sie könnte es, dachte ich. Sie würde die Lücken füllen können und ich mich bei ihr bedanken. Jetzt, wo ich wusste, dass sie sich in meinem Teil der Stadt aufhielt, musste ich sie einfach suchen und bevor ich zu Bett ging, nahm ich mir fest vor, spätestens an meinem freien Tag in die Stadt zu gehen und nach ihr Ausschau zu halten, wenn sie mir bis dahin nicht während der Arbeit über den Weg lief.

So kam es, dass ich freitags, nach vier Stunden schon mehrere Male das Café gewechselt hatte.
Zurzeit saß ich in einem der größten in dieser Umgebung, das Rinderkörbchen.
Ganze fünfzehn Tische fanden darin Platz, besetzt waren im Moment nur die wenigsten. Kein Stuhl glich dem anderen, die Theke war aus alten Paletten zusammengezimmert. Neben ihr lag ein Hundekörbchen mit einem geschnitzten Kalb darin, das aussah, als würde die harte, kalte Welt da draußen seinem Gott gegebenen Schlaf nichts anhaben können.
Die in Staub gehüllten Glühbirnen hingen lose von der Decke und die Flecken auf dem Boden bildeten bereits ein eigenes Muster. Das Fenster, hinter dem ich saß, hatte gefühlt noch nie Seife oder einen Lappen gesehen, so wie jene in meiner Bleibe.

Der Löffel klimperte in der Tasse, als ich den Zucker darin verrührte, während ich die vorbeihuschenden Gesichter prüfte und über den Läufer, der meinen Namen kannte, grübelte.
Was wollte er damit bezwecken? Wollte er mir drohen? Mir sagen, dass er weiß, wer ich bin? Warum klang es dann nicht nach einer? Warum hat er mich noch nicht mal angese...
„Sayn! Was machst du denn hier? Freier Tag?“ Noel, in Uniform, stand so plötzlich neben mir, dass ich beinahe den Tee über mich verschüttete als ich daran nippen wollte.
Mit dem Handrücken strich ich über die Oberlippe. „So sieht’s aus, und du? Vertreibst dir die Langeweile?“
„Sie vermuten einen erneuten Lauf“, sagte er und ließ seinen Blick über die verregnete Gasse schweifen.
„Zwei in einer Woche? Das wäre das erste Mal.“
„Einmal ist immer das erste Mal.”
Er zog den wackeligen Holzstuhl über den selbigen Boden und ließ sich mit einem langgezogenen Seufzer hineinfallen. „Und, hast du schon gehört?“
„Kommt drauf an.“
„Die werden sie zum Abschuss freigeben.“
Mein Kinn zuckte unwillkürlich nach links. „Nicht dein Ernst …“
„Ist es. Gefangenen droht die Todesstrafe.“
Kein einziges Wort fand den Weg auf meine Zunge. Das kann nicht sein, schoss es mir durch den Kopf.
„Jetzt wird’s richtig ungemütlich für die“, fügte Noel an und kratzte sich dabei am linken Schlüsselbein.
„Als ob sie Schwerverbrecher wären ...“
„Für die einen sind sie das.“
„Wenn wir sie mit aller Macht daran hindern, anderen Leuten zu helfen. Dann frage ich mich gerade, ob ich auf der korrupten Seite stehe. Ordnung ja, aber das?“
Noel sah sich verstohlen um, ob ein aufmerksames Ohr unserem Gespräch folgte und erst als er sich sicher sein konnte, dass dies nicht der Fall war, sagte er leise: „Und das merkst du erst jetzt? Aber sag das nicht zu laut. Tu, was sie dir befehlen, sonst bist du bald selbst am Arsch.“ Er sagte es eindringlich.
Ich winkte ab. „Ja, schon klar.“
„Nein Sayn, im Ernst, wenn sie herausfinden, dass du mit ihren Mitteln nicht einverstanden bist, dann sitzt du nicht mal neben den Bettlern hier, sondern liegst irgendwo mit Kopfschuss verscharrt unter der Erde.“ Seine Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen.
„Scheiße, ich vermisse die Welt, wie sie war.“
„Was vermisst du am meisten?“
„Alles … Einfach alles … Seit zwei Drittel der Welt nicht mehr betretbar sind, hockt alles auf einem Haufen. Früher gab es Schichten, Arm, Reich, Mittel, heute gibt es nur noch, am Verhungern, Arm und Unantastbar. Was auch immer ihr Plan war, sie sind gescheitert.“
„Nun, sie wollten die Menschheit auslöschen und auch wenn sie es nicht geschafft haben, 50 % ist doch ziemlich beachtlich. Von gescheitert kann nicht die Rede sein.“
„Du meinst, sie wollten alle töten?“
„Sicher, was dachtest du?“
„Ich hoffe immer noch an das Gute im Menschen, sie wollten Platz schaffen, ein Neuanfang für ein paar wenige, es ist einfach – eskaliert.”
Ein herzhaftes Lachen drang aus Noels Kehle und er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Brust. „Eskaliert … Ach Saynyboy, du bist wahrhaftig unerschütterlich, was? Nein, sie wollten töten Sayn. Sie wollten alle töten. Einschließlich sich selbst.”
Nach einer kurzen Weile, in der ich Noels Worte auf mich wirken ließ, sagte ich: „Das ist doch Quatsch.“
„Ich wünschte, es wäre so.“
„Woher willst du das so genau wissen?”
Noel zwinkerte mir verheißungsvoll zu. „Weil ich ein verdammt cleveres Kerlchen bin.”
„Dann müsste es noch Menschen da draußen geben, die beenden wollen, was sie angefangen haben”, überlegte ich laut.
Noel schüttelte den Kopf. „Wenn, dann nur wenige. Das Gift ... diese Zerstörung ... Ich glaube kaum, dass sie mit ihrem Kamikazeangriff, überlebt haben.”
Ich hob die Augenbrauen. „Du hast doch auch überlebt, mittendrin.”
„Ja, weil ich wusste, was kommen wird und das Glück auf meiner seit war”, nachdenklich schwamm sein Blick umher. „Sieben Jahre später und wir kämpfen immer noch ums Überleben.”

Ich nahm einen Schluck von meinem lauwarmen Tee. „Sie haben meinen Namen geflüstert”, entfuhr es mir. Eigentlich wollte ich es gar nicht ansprechen, aber es sprudelte einfach so heraus.
Noel schreckte hoch. „Was, wer?”, fragte er wobei seine Pupillen mein Gesicht scannten, als wollten sie die Antwort darin lesen.
„Der Läufer, er hat – meinen Namen gerufen, als er an mit vorbeigerannt ist.”
„Siehst du weiße Mäuse Sayn?”
„Sie haben dich also nicht gerufen?”
Noel lehnte sich, mit einem untermalenden Knarzen des Stuhls, nach vorne. „Sie haben auch dich nicht gerufen. Du bist einfach überarbeitet. Nimm dir ein paar Tage frei und die Stimmen verschwinden aus deinem Kopf und bis dahin – halt die Klappe und erzähl’s keinem.”
„Ich glaube nicht, dass ich es mir eingebildet habe”, und genau in dieser Sekunde ging die Frau, wegen der ich eigentlich hier saß, an der Glasfront vorbei. Mit einem Satz sprang ich auf die Beine, klatschte das Geld auf den Tisch, tätschelte Noels Schulter und rannte hinaus. Mein Puls raste, als mein Blick inmitten der Masse nach ihr suchte, ich ignorierte sogar Noel, der gleich neben mir hinter dem Fenster hockte und fragend die Arme hob.
Eilig ging ich die Straße hinab, wo sie entlang gegangen sein musste, aber nicht mehr war. Mehrere Kreuzungen zogen an mir vorbei; ich schaute links, rechts und beinahe hätte ich aufgegeben, als ich bei der nächsten Gabelung nach rechts sah und sofort stehen blieb.
Da stand sie, vor einem heruntergekommenen Obststand, die Haare zu einem lockeren Zopf gebunden, der über ihre Schulter hing. Eine dunkle Regenjacke zurrte sich fest um ihren Oberkörper, dazu trug sie passende Gummistiefel. Sie war ganz klar von der oberen Schicht. Fieberhaft überlegte ich, ob ich es nun wagen sollte sie anzusprechen oder nicht. Doch als ich sie lächeln sah, fiel mir die Entscheidung plötzlich leicht, ich nahm all meinen Mut zusammen und ging zu dem Stand.
Die Wangen zwischen die Zähne ziehend, stellte ich mich hinter sie, konnte sie sich überhaupt an mich erinnern?, fragte ich mich. Die Verkäuferin, eine kleine rundliche Frau, eingehüllt in zerrissene Plastiksäcke, um sich vor dem Regen zu schützen, legte gerade fünf Birnen und fünf Äpfel in ihre Stofftasche.
Fünfzehn Dan, verlangte sie mit ausgestrecktem Arm. Ein Preis, den sich die meisten nur wünschen konnten.
„Danke“, sagte sie und nahm den Stoffsack entgegen. Als sie sich zu mir umdrehte und sich unsere Blicke trafen, hopste ein überraschtes, „Hallo“, über ihre Lippen.
„Hey“, antwortete ich und steckte die Hände in die Taschen. War ihr gerade für einen Moment das Gesicht entglitten? Oder hinterließ der Schreck, dass jemand sich unbemerkt hinter sie gestellt hatte, diese Gesichtszüge? So rasch wie der Ausdruck aus ihrem Antlitz verschwand, so schnell verlor es sich auch aus meinen Gedanken.
„Heute keinen Dienst, Herr Polizist?“, fragte sie und studierte dabei meine Kleidung.
„Nein“, ich sah auf meine olivgrüne Regenjacke, die mir knapp zur Hüfte reichte und die verschlissenen Jeans, die darunter hervorlugte, „heute ausnahmsweise nicht.“
„Keine Rebellen unterwegs?“
„Ich hoffe nicht.“
Die Verkäuferin versuchte derweil fingerschnippend meine Aufmerksamkeit zu erlangen. „Hallooho, der Herr ...“
Fragend drehte ich mich zu ihr um, und wusste beim besten Willen nicht, was sie von mir wollte. „Ja, bitte?“
Sie zeigte auf die Früchte. „Was wollen Sie kaufen?“
„Ach so, ein Apfel. Bitte.“ Ich ärgerte mich, als ich für den Alibikauf vier Dan hinblättern musste, zeigte es aber nicht.
„Ich finde diese Preismachenschaften einfach ungeheuerlich“, sagte die Rothaarige unverblümt und sah der Verkäuferin dabei direkt in die Augen. Diese zuckte ungerührt mit den Achseln. „Ist nicht meine Schuld. Ich mache die Regeln nicht“, sagte sie und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Früchten.
„Das ist einfach nicht fair“, sagte sie mehr zu sich selbst, als ich den Apfel in meine Jacke steckte.
„Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls, darf ich dich ein Stück begleiten?“, fragte ich, mir war es die Sache allemal wert, selbst wenn ich nur ein paar Worte mit ihr wechseln konnte.
„Ich bitte darum.“
„Mein Name ist übrigens Sayn.“
„Freut mich, Sayn, ich bin Jane.“
Seite an Seite traten wir in die Hauptgasse und ließen uns von der strömenden Masse treiben. „Du bist eine Preisverfechterin, ja?“
Sie nickte nachdenklich. „Ich hoffe, das ist kein Verbrechen, aber ja, ich bin kein Freund dieser Preispolitik.“
„Nein, ist es nicht, noch nicht ... Aber was soll man schon dagegen machen?“ Was soll man schon dagegen machen …
„Jap, da gibt's wirklich nicht viel zu rütteln. Es ist einfach, wie es ist. Nicht wahr? Und wohnst du schon lange hier?“
„Ich bin kurz vor dem großen Aufstand hier her versetzt worden. Du – erinnerst dich vielleicht nicht, aber du hast mir damals ziemlich aus der Patsche geholfen.“
Ihr fragender Blick lag auf mir und da war es wieder, diese Unsicherheit in ihren Gesichtszügen.
„Ich – ich, damals bei dem großen Aufstand, da lag ich am Boden, verletzt und du wolltest mir aufhelfen“, ich lachte verlegen, „an mehr kann ich mich leider nicht erinnern. Aber als ich dich gesehen habe, da wollte ich einfach danke sagen. Es war …“
„Knapp“, ergänzte sie. Endlich fiel die Anspannung von ihr ab und meinte: „Du warst wirklich fast hinüber und an mehr erinnerst du dich nicht?“
„Nein, bedauerlicherweise, ich dachte, du könntest meine Lücken vielleicht füllen.“
Sie tippte mit dem Finger auf ihre Nasenspitze, bevor sie antwortete. „Nun, eigentlich gibt es da nicht viel zu füllen, da war einer deiner Kollegen, der dich hinausgetragen hat. Ich glaube, er hieß Noel, sicher bin ich mir aber nicht. Er schien dich sehr zu mögen.“
„Noel?“ Mein Gedächtnis ratterte. Noel hatte nie erwähnt, dass er an meiner Rettung beteiligt war, obwohl wir mehrere Male darüber gesprochen hatten. Am Nacken kratzend, meinte ich: „Ich werde mich wohl auch bei ihm bedanken müssen.“
„Sieht so aus.“
„Noch Lust auf einen Tee?“, fragte ich, als wir uns dem Rinderkörbchen näherten.
„Eigentlich schon, aber ich hab noch was zu erledigen.“
„Kein Problem“, sagte ich und konnte die Enttäuschung nicht so gut verbergen, wie ich es gerne getan hätte.
„Vielleicht ein andermal.“
„Ja, vielleicht ein andermal.“
„Dann bis bald Sayn“, sagte sie, und als sie sich umdrehte und ging, hatte sich die Anspannung wieder über ihr Gesicht gelegt.
Nachdenklich biss ich in den Apfel, ging zurück zu meiner Wohnung und als ich die Haustür öffnete, hörte ich den verräterischen Bass der Rebellen durch die Stadt dröhnen. Schnell ging ich hinein und zog die Türe hinter mir zu.

Der Regen hatte keinen Klang, keine Kälte, keine Nässe. Die Leute schrien mit offenen Mündern, genauso still, wie der lautlose Regen auf die Steine schlug. Ich versuchte im Lärm der Tonlosigkeit etwas zu hören, aber es war zu laut. Jane stand vor mir, streckte mir die zitternde Hand entgegen und neben ihr stand Noel, der seine Ruhige über ihre legte und sie davon abhielt mir zu helfen. Dann drehten sich beide um und verschwanden in der Masse der schreienden Fratzen, die sich nun alle zu mir umgedreht hatten und auf mich zu schlichen.

Die nächste Woche begann mit einer offiziellen Sitzung. Noel pflanzte sich mit verschlafenem Ausdruck neben mich und gähnte herzhaft. „Heute tritt das neue Gesetz in Kraft“, erklärte er mit verschränkten Armen, die Beine weit von sich gestreckt.
Ich schüttelte den Kopf, ich wollte nicht daran glauben, dass die Regierung Menschen zum Tode verurteilte oder gar direkt abschießen ließ, nicht wegen einer Münze und einer Frucht. Das ging selbst für sie zu weit.
„Du wirst sehen ...“, untermalte Noel seine Aussage mit einem langsamen nicken.
Meine Augen verweilten kurz auf Noels Hände. Sie sahen in meinem Traum genau so aus, wie in Echt. Lang und kräftig, mit einer natürlichen Bräune. Wie kräftig das Braun wohl geworden ist, damals als die Sonne noch sichtbar am Himmel stand? Noel bemerkte meinen forschenden Blick und hob die rechte Hand vor mein Gesicht. Dann ließ er seine Finger tanzen und meinte: „Ich kann damit zaubern.“
„Was kannst du damit zaubern?“
„Multiple Orgasmen.“
Ich schnaubte, gerade als Freikner hereintrat und es im Saal still wurde.
„Guten Morgen, die Herren und Damen.“ Er stand in der Front, rieb sich die Hände und grinste, selbst sein Schnurrbart bog sich nach oben.
Unruhig rutschte ich auf dem Stuhl hin und her, deutete es doch darauf hin, dass Noel recht haben könnte.
„Heute, ist ein großer Tag für uns und für die Menschheit da draußen.“
Ach du scheiße, dachte ich und fuhr mir mit der flachen Hand übers Gesicht.
„Die Regierung hat entschlossen, dem Treiben der Rebellen Einhalt zu gebieten und von nun an rigoros gegen sie vorzugehen. Heißt für uns konkret; im Ausnahmefall haben wir das Recht, sie mit scharfer Munition dingfest zu machen. Auch in der Annahme, dass dabei ein Läufer sein Leben verlieren könnte. Die Strafe für Rebellen wurde hochgesetzt, ab heute könnten sie im schlimmsten Fall zum Tode verurteilt werden. Jene, die bereits ein Urteil erhalten haben, wird ein neuer Prozess gemacht, um die Verurteilung neu zu bestimmen. Ach ja, und das Tragen von Schwarz, oberhalb der Hüfte, ist per sofort verboten. Für jedermann. Es sind also durch und durch gute Nachrichten, die ich euch bringe.“
Einige Polizisten jubelten ab seinen Worten, Talem ließ sich sogar zu einem lauten Pfiff hinreißen, andere klatschten Verhalten in die Hände.
„Die Vorschriften geben vor, dass die Zentrale per Funk jeden einzelnen Abschuss genehmigen muss. Die Entscheidung zu schießen, liegt also nicht bei euch, sondern bei mir oder einer meiner Stellvertretern. Die Regierung wird die Menschheit heute um Punkt 10:00 Uhr informieren. Es gelten überall die gleichen Gesetze, ab Punkt 10:00 Uhr. Ich wünsche einen erfolgreichen Tag.“
Ich verdrehte hinter verschlossenen Lidern die Augen. Erfolgreicher Tag am Arsch …

Beim Rausgehen fragte Noel: „Und, was sagt der Dienstplan?“
Schulterzuckend antwortete ich: „Hab noch nicht nachgesehen.“
„Na dann, lass mal schauen …“ Noel fuhr mit dem Finger über die Planungstafel mit den darauf klebenden Magnetschilder, beschriftet mit unseren Namen. „Ha! Sieh einer an, der Tag ist gerettet!“
„Hab ich frei?“, fragte ich und gluckste auf.
„Übertreib mal nicht ja, aber dein Glück, du bist mit mir unterwegs.“
„Auch das noch“, seufzte ich und kassierte dafür ein Ellenbogenschlag in die Rippen.
„Komm schon, das wird toll. Wir, zusammen in der Stadt, hängen rum, trinken Tee, schießen ein paar von den Bastarden ab ...“
„Klingt nach dem besten Tag meines Lebens“, sagte ich und ging mit Noel zu dessen Streifenwagen.
„Du willst doch nur wieder nach der rothaarigen Ausschau halten.“
„Hast du sie gesehen?“
„Ist mir nicht entgangen, wie du wie ein Irrer hinter ihr hergerannt bist und mich, übrigens, einfach hast sitzen lassen. Hast du sie wenigstens erwischt?“
„Habe ich.“
„Und?“
„Sie ist von nahem noch tausendmal hübscher!“
„Oh, du oberflächliche Null …“
„Ich wollte mich bei ihr bedanken, sie hat mich damals aus dem Schlamassel gezogen, bei dem großen Aufstand. Weißt du noch?“
„Klar, hat dich schlimm erwischt.“
„Ja … Dann, danke fürs Rauspauken, Noel.“
Noel hielt inne und mir stockte für einen Moment der Atem als über sein Gesicht die gleiche Beklommenheit huschte wie über Janes.
„Du kannst dich daran erinnern?“, fragte er, setzt sich dabei auf den Fahrersitz und ich mich daneben.
„So halb.“
„Erzähl mal, woran kannst du dich denn erinnern.“
Unsere Blicke, die aufeinandertrafen, waren lang, zu lang, um nicht zu erkennen, dass da was war, was da nicht hingehörte.
„Warum erzählst du es mir nicht“, forderte ich ihn auf.
„Ich will nur wissen, an was du dich erinnerst …“, meinte er und zog einen Mundwinkel nach oben, das ein Lächeln hätte darstellen sollen.
„An alles“, bluffte ich, nur um seine Reaktion zu testen.
„Was willst du dann noch von mir hören …“, quittierte er das Gespräch, der Mundwinkel rutschte nach unten.
Ich biss mir auf die Unterlippe, dann fragte ich: „Was verschweigst du mir?“
„Was soll ich dir verschweigen? Sie hat dich gefunden, ich hab dich rausgetragen. Das ist alles. Willst du ne Heldengeschichte hören? Dann sei enttäuscht, Sayn, die gibt’s nicht.“
„Die ganze Geschichte würde mir schon reichen.“
Noel schnalzte genervt mit der Zunge. „Das ist die ganze Geschichte. Kein Held in schimmernder Rüstung, Sayn, kein Kuss von der Rothaarigen, der dich wieder zum Leben erweckt hat … Du kannst froh sein, dass du überhaupt noch lebst. Dein komisches Röcheln verfolgt mich heute noch im Schlaf und das ist nichts, worauf ich mir einen runterholen würde, verstehst du? Also vergiss es einfach und schau nach vorne.“
„Du träumst von mir?“
„Jede Nacht, Sayniboy“, Er zwinkerte. Die hinteren Türen öffneten sich und drei weitere Leute von unserem Team stiegen ein, dann steuerte Noel das Auto, das mit einem lauten Röhren ansprang, in die Stadt. Aus dem Seitenfenster blickend versuchte ich an meine Erinnerung heranzukommen. Nicht sicher, ob der Traum einen Teil davon darstellte oder nicht. Sicher war ich mir nur, dass irgendetwas hier stank, und zwar bis unter den grauen Himmel. Dabei war Noel einer der wenigen, dem ich vertraute. Einer der ganz, ganz wenigen … Ich öffnete den Reißverschluss meiner Jacke, sie engte mich ein und ich hatte das Gefühl, dass ich schlecht Luft bekam.

Kurz vor der Stadtgrenze trennten sich unsere Wege wieder. Die anderen gingen nach Westen und Noel und ich schlenderten Richtung Norden.
„Machen wir erst kurz eine Kontrollrunde?“, fragte ich, als wir die Pflastersteine betraten, die in die Stadt hineinführten.
Noel hielt es für eine gute Idee und so gingen wir erst einmal die Gassen ab.
Mit lautem Donnern schüttete der düstere Himmel Regentropfen so groß wie Heidelbeeren gen Boden. Vom Wind gepeitscht, trieben einige über die Regenrinnen, hangelten sich an dem rostigen Metall entlang und bespritzen die Schutzsuchenden dennoch.
Ich räusperte mich. „Weißt du, ich weiß nicht mal mehr, was mich damals in die Knie gezwungen hat.“
Noel blieb stehen, mit einem klacken öffnete sich sein Zippo, Funken sprangen in die Höhe und als eine kleine Flamme emporstieg, hielt er seine Kippe hinein, während er das tanzende Feuer mit seiner hohlen Hand schützte. Mit einer schnellen Handbewegung klappte er den Feuerspender zu und ließ ihn in seine Jackentasche gleiten. Er sah in die grollenden Wolken, dann schloss er kurz die Augen, nahm einen kräftigen Zug und blies den Rauch durch die Nase wieder hinaus.
„Wenn ich es wüsste“, meint er, ein wenig gereizt, „würde ich es dir sagen …“,
„Ich würde dir immer eine Hand reichen, wenn du dich nach einer ausstreckst. Ganz egal bei was. Ich hoffe, dass du mich auch nicht liegen lässt.“
Die Zigarette glühte auf, der Rauch verschwand in seiner Lunge und verharrte da, während er mich mit einem forschenden Blick bedachte.

Eine mechanische Stimme dröhnte aus den Boxen über uns. Wie auf Kommando blieb der Schwarm aus Menschen stehen und drehte sich in die Richtung, aus der er beschallt wurde. Sie hörten zu, wie sie mit ohrenbetäubender Lautstärke daran erinnert wurden, dass jeder verpflichtet sei, für sein Geld selbst zu arbeiten. Dass das Teilen von eigenem Gehalt verboten sei und nur in den dafür vorgesehen Geschäften ausgegeben werden darf. Dass, ab heute, das Tragen von dunkler Oberkörperbekleidung untersagt sei. Auch, dass ab jetzt jeder, der sich diesen Regeln widersetzt, zur Not auch mit Waffengewalt aufgehalten werden darf und, dass jeder, der sich noch freiwillig stellen will, für das, was er getan hat, einen fairen Prozess erhalte.
„Ich werde nicht schießen“, meinte ich, als die Stimme verstummte und in meinem Gehör nur ein leises Pfeifen wie ein Mahnmal zurückblieb.
Sofort zogen sich Noels Augenbrauen zu den schmalen Augen, die Funken sprühten. „Junge, wenn du nicht abdrückst, ist das Beihilfe, und dann endest du genau gleich wie sie!“
„Ich weiß nicht ...“
Mit seinem Glimmstängel auf mich zeigend knurrte er: „Mann Sayn, wenn du ein Befehl verweigerst, reiß ich dir eigenhändig den Arsch auf!“
„Drückst du denn ab?“
„Wenn ich den Befehl kriege, augenblicklich! Wenn du weißt, was dir lieb ist, dann tust du besser das Gleiche. Jetzt heißt es sie oder wir. Du kannst der Welt nicht mehr entfliehen.“ Er deutete auf ein kleines Café. „Scheint ruhig zu sein, Durst?“
Ich grunzte zustimmend. Gerade als wir das Café betreten wollten, ging ein Beben durch die Stadt und der Bass der Rebellen schallte an den Betonwänden entlang. Dieses Mal nur kurz.
„Uh, hört sich nach Arbeit an“, meinte Noel und drehte auf dem Absatz um. Wir hielten inne und warteten auf die dunklen Transporter.
„Ich gehe weiter östlich“, erklärte ich.
Noel hielt mich am Ärmel fest und zog mich zurück. „Nein, lass uns zusammenbleiben. Ich will wenigstens einen von ihnen und zu zweit haben wir bessere Chancen.“
Einen Moment später fuhr keine zweihundert Meter von uns entfernt ein dunkler Transporter heran und ließ vier Läufer frei, einer von ihnen schlug erst eine andere Richtung ein, doch als er uns sah, drehte er um und rannte auf uns zu.
Meine geweiteten Augen hefteten sich auf den entgegenkommenden Läufer. „Haben die, die Nachricht nicht gehört?!“
„Doch, aber es ist ihnen egal. Es sind halt Rebellen. Zentrale von Team sieben, kommen“, funkte Noel in das kleine Gerät, an seiner Schulterklappe.
„Tu das nicht, Noel“, flüsterte ich kaum hörbar. Der Speichel in meinem Mund verzog sich fluchtartig, als ich begriff, dass Noel nicht den kleinsten Widerstand hervorbringen mochte. Hier schieden sich also unsere Geister, dachte ich, ich würde nie schießen können. Aber Noel konnte es. So weit hatten sie ihn also schon in Bedrängnis gebracht, dass er lieber abdrückte, als selbst in die Mündung zu blicken.
Mit der trockenen Zunge versuchte ich meine Lippen zu befeuchten, während ich meinen Kameraden anstarrte, der die Brauen tief ins Gesicht zog und mit der Zentrale sprach.
„Hier ist die Zentrale, wir haben verstanden.“
„Ein Läufer kommt direkt auf uns zu. Erbitte Befehl zum Abschuss.“
„Verstanden, Team Sieben erbittet Erlaubnis zum Abschuss, haben sie alles Mögliche versucht, um ihn aufzuhalten?“
„Äh - nein?“
„Abschusserlaubnis freigegeben.“
„Verstanden, Abschuss freigegeben, Ende.“
Wie in Zeitlupe, sah ich zu, wie Noel die Schnalle von seinem Holster öffnete, die langen Finger umfassten den Griff und hoben die Waffe in die Höhe. Die linken Finger legten sich über die Rechten und der Daumen drückte, mit einem leisen Klicken, die Sicherung nach unten.
Ich streckte die Hand nach ihm aus, berührte die angespannte Schulter. Immer wieder huschte mein Blick zwischen dem Läufer und Noel hin und her. Und als dieser nahe genug war, sah ich die jungen Augen die Waffe fixierend, die auf sein Herz zielte. Da knallte es zum ersten Mal. Die Menschen um uns herum zogen die Köpfe ein und stäubten schreiend auseinander. Der Läufer wich nicht. Sein Oberkörper beugte sich nach vorne und er beschleunigte seinen Schritt.
Dreimal drückte Noel kurz hintereinander ab und bei jeder Kugel stockte mir für einen Augenblick der Atem.
Der Läufer zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er rannte zwischen uns hindurch und rammte Noel die Faust in den Magen. Keuchend stütze dieser sich auf die Oberschenkel „Kneift mich mal“, sagte er und sah zu, wie der Rebell hinter eine Ecke verschwand. „Der Typ hat gerade drei Kugeln gefressen und läuft einfach weiter ...!“
„Ist mir nicht entgangen.“
Er stemmte die linke Hand in die Hüfte und streckte sich. „Junge, Junge, was ist bloß mit diesen Leutchen los?!“
Das Funkgerät gab ein Ächzen von sich und eine männliche Stimme erklang.
„Team Sieben von Zentrale, Antworten.“
Noel antwortete: „Team sieben, wir hören.“
„Wie sieht's aus?“
„Ich hab drei Kugeln abgegeben.“
„Und ist der Tod?“
„Nein, der ist weiter gerannt.“
„Haben sie nicht getroffen?!“, schrie es aus dem Funk.
„Es waren drei Kugeln und drei Treffer“, erklärte Noel nüchtern.
„In die Zentrale mit euch, sofort! Ende.“
„Verdammt, das klingt nach Ärger!“, meinte Noel und steckte die Waffe zurück in den Holster. Dann sagte er, ohne aufzusehen: “Das war mein Ernst, Sayn, ziehst du nochmals so ne Nummer ab wie eben, dann zerleg ich dich. Hier sind überall Spitzel, du kannst von Glück reden, dass du in meiner Anwesenheit versagt hast. Ein zweites Mal gibt es nicht.“
“I-ich …”
“Keine Erklärungen, auch keine Widerrede, du bringst uns beide in Schwierigkeiten … Was ist denn da hinten schon wieder los?“, wollte er wissen und richtete seinen wütenden Blick zu einer Menschengruppe.
Ich horchte. „Vielleicht haben sie einen erwischt“, sagte ich und versuchte das Herumwuseln der Menschentraube zu deuten.
Noel streckte den Hals. „Meinst du?“
„Feiernde Polizisten, schweigendes Volk … Jap, die haben ganz sicher einen.“
„Lass mal nachsehen.“
Wir bahnten uns den Weg durchs Gedränge und tatsächlich standen vier Polizisten um einen Läufer, der am Boden lag und sich nicht mehr bewegte.
Sie schrien ihn an und verpassten ihm Hiebe mit den Schlagstöcken. Ich schluckte einmal schwer, als ich die tote Läuferin vor mir liegen sah. Das Tuch, welches einst ihr Gesicht verdeckte, hatten sie heruntergerissen, dunkles Blut lief aus Mund und Nase und die Augen waren so verdreht, dass die Iris beinahe gänzlich hinter dem Lid verschwand.
Scheiße verdammte …
Ein heftiger Fußtritt traf das Mädchen am Unterkiefer, ein lautes Knacken durchbrach die Luft und stellten meine Nackenhaare auf. Magensäure bahnte sich wie ein Feuer den Weg in meinen Mund und ich versuchte es mit meiner spärlichen Spucke zu löschen.
Noel trat ein Schritt vor. „Genug Leute, die ist hinüber“, sagte er und hob die Hand zu einer beschwichtigenden Geste.
„Genug? Die sollen ruhig sehn was passiert, wenn man das Gesetz mit Füßen tritt, es tritt einfach zurück!“ Und nochmals trat er mit voller Wucht gegen den erschlafften Körper.
„Hör auf, Mann, die ist tot.“ Noels Nasenflügel weiteten sich.
„Wo ist dein Problem? Die sind nichts wert, es interessiert sich sowieso keiner für sie. Sie sind Abschaum, hast du gehört!“ Wieder ein Tritt, worauf Noel den Kollegen mit der Hand, die er eben noch zum Beschwichtigen brauchte, am Hals packte und von der Leiche wegdrückte.
„Ich hab gesagt, es reicht, verdammt nochmal!“, brüllte er ihm ins Gesicht. „Die Leute schauen schon alle! Was sollen sie von der Polizei halten, die auf kleine, tote Mädchen einprügelt. Reißt euch mal zusammen, Mann! Und jetzt packt sie ein und bringt sie in die Zentrale und wenn du ihr nochmals eine reinhaust, dann zeig ich dir, was Polizeigewalt bedeutet! Benehmt euch wie verdammte Polizisten und nicht wie scheiß Rebellen!“
Die Ansprache half. Sie packten die Läuferin, nicht gerade zimperlich, in einen Leichensack und brachten sie ohne weiteres Aufsehen fort.
„Ist doch nicht zu fassen. Prügeln die Wichser auf ein Mädchen ein!“, fluchte er im Auto, als wir auf den Rest der Truppe warteten.
„Du kannst ja richtig wütend werden. Wer hätte das gedacht“, bemerkte ich und trommelte mit den Fingern auf meinem Knie herum.
„Wir haben mehr als die halbe Welt verloren, den Leuten geht es schon mies genug. Warum müssen wir es uns noch schwerer machen als es ohnehin schon ist?! Ganz ehrlich Sayn manchmal wünsche ich mir, dass da noch Leute sind, die beenden, was sie angefangen haben ... Wir sind die Pest!“
Ich antwortete nicht. Aber in meinen Kopf erwachte ein Gewitter aus Gedanken.
Ist es möglich, dass Noel einer von ihnen ist? Einer, der die Welt auslöschen wollte? Hatte er mir deswegen nicht geholfen?
Ich versuchte einen Moment aus unserer Vergangenheit zu nehmen, den ihn entlarven würde, aber ich konnte keinen greifen außer diese eine Handlung, bei der ich nicht mal wusste, ob es sich nur um einen Traum handelte oder nicht…
Mach dich nicht selbst wahnsinnig!, ermahnte ich mich.

Die zittrige Hand von Noel suchte das Zigarettenetui in seiner Brusttasche und er machte sich eine Selbstgedrehte an, dann ließ er das Fenster ein Stück herunter. „Tut mir leid für den Ausraster.“
„Bei mir brauchst du dich nicht entschuldigen.“
„Vergiss einfach, was ich gesagt habe.“
„Du hast was gesagt? Tut mir leid, ich war mit den Gedanken bei der rothaarigen Schönheit …“
Noel lachte in sich hinein. „Du bist ein dummer Arsch Sayn, wie kommt's das ich dich so mag?“
„Nennt sich Charme.“
„Genau das wird's sein ... Oh Mann, gleich werd ich mir einen Rüffel anhören müssen.
Erst die Taser und nun die Schüsse ...“
„Aber mal im Ernst, wie ist das möglich?“, überlegte ich laut.
„Weiß nicht, Training?“
Ich hob eine Augenbraue. „Du glaubst, sie tasern sich selbst, um Stand zu halten?“
„Ist doch möglich.“
„Und die Schüsse? Hat er gelernt, die zu absorbieren?“
„Keine Ahnung, Mann“, sagte er, als die drei Kollegen auf uns zu liefen. Wenigstens, dachte ich, sahen sie nicht so aus, als hätten sie wen erwischt. Das entnahm ich Talems nicht hörbarem Gebrüll. Ich warf einen Blick auf Noel, der unseren Teamleiter ebenfalls studierte. Sorgenvoll. Hat er etwa Angst vor ihm, überlegte ich seine Mimik analysierend.
„Gleich wird’s laut“, sagte ich, als die anderen schon fast bei uns angekommen waren.
Noel nickte: „Er wird bald befördert. Freikner mag ihn, er will ihn als seine Stellvertretung.“
Immerhin sind wir ihn dann los. Mehr oder weniger.
In der Zentrale entstand tatsächlich eine Riesendiskussion wegen den abgefeuerten Schüssen, die nichts ausrichteten. Die Verantwortlichen kamen jedoch zum Schluss, dass der Rebell eine schusssichere Weste getragen haben muss. Erfolgreich nannten sie den Tag dennoch, es gab vier tote Läufer und zwei verhaftete, an denen sie, mit Sicherheit, ein Exempel statuieren wollten.

Am Ende der Woche, an einem kalten Samstag, kam ich erschöpft nach Hause, suchte den Wohnungsschlüssel in meiner Tasche und ärgerte mich, dass ich es nicht hinbekam ihn immer am selben Ort zu verstauen.
„Hallo Sayn.“
Unverhofft sah ich auf und blickte um mich. „Jane!“, rief ich aus als ich sie neben dem Haupteingang entdeckte.
„Komm ich ungelegen?“
„Ganz und gar nicht.“
„Dann hast du vielleicht Lust auf einen Tee?“, fragte sie mit einem Leuchten in den Augen.
„Gerne, ich bin nur... Ich komme gerade von der Arbeit. Ich zieh mich nur kurz um. Möchtest du mit hoch? Ich... kann dir ein Wasser oder Bier anbieten.“ Ich rüttelte an dem Schlüssel, der im Loch steckte, weil dieser sich jedes Mal verkantete und ums Verrecken nicht mehr rauswollte.
„Bier klingt gut. Und war es ein erfolgreicher Tag?“
„Ja … nein, nicht wirklich.“ Der Schlüssel gab nach, ich öffnete die Tür und ließ ihr den Vortritt. Überlegte kurz, woher sie wusste, wo sich meine Wohnung befand und kam zu der Überzeugung, dass ich es ihr letztes mal erzählt haben muss.
„Jetzt müsst ihr ihnen nicht mehr hinterherrennen“, meinte sie über ihre Schulter sprechend.
„Ja, na ja, eigentlich bin ich gern sportlich unterwegs.“
„Ist Actionreicher, hm.“
„Ein wenig fairer vielleicht.“
„Welcher Stock?“
„Achter.“
Sie seufzte leise „Verstehe …“
Ich öffnete die Wohnungstür und bat Jane mit einer Handbewegung hinein. „Es ist nichts Besonderes.“
Sie setzte sich auf das Sofa. „Ein Dach über dem Kopf ist schon viel wert, diese Tage.“
„Ich übe mich immer noch in Bescheidenheit. Es fällt mir nicht leicht.“ Ich stellte die Glasflasche vor ihr ab, öffnete sie und ging danach ins Schlafzimmer, um mich umzuziehen.
„Kling als wünschst du dir das alte Leben zurück.“
„Du nicht?“
„Doch, aber es hilft nichts. Es gibt keinen Zeiger, den wir zurückdrehen können. Es liegt jetzt an uns, dieses Mal alles richtigzumachen.“
„Ich habe manchmal Mühe zu unterscheiden, was richtig und was falsch ist. Um ehrlich zu sein.“
„Nicht verwunderlich, seit richtig nicht mehr richtig und falsch nicht mehr falsch ist.“
Ich blieb mit einem frischen Shirt und meiner besten Hose unter dem Türrahmen zum Wohnzimmer stehen. „Ich denke, Noel hielt es ebenfalls für falsch, mich zu retten.“
Janes Stirn legte sich in Falten, als sie ihre Brauen überrascht hochzog. „Wie kommst du darauf?“
„Ich glaube, ich kann mich erinnern. Er wollte dich davon abhalten, mir zu helfen.“
Sie schüttelte leicht den Kopf. „Nein, so war das nicht. Er hat mich nur davon abgehalten, dich hochzuziehen, weil er das selbst machen wollte.“
„Ist das so?“
„Es ist so. Warum sollte er dir nicht helfen wollen?“
Ich ließ mich mit einem Bier in den gegenüberliegenden Ohrensessel fallen. „Ja, warum sollte er das? Warum sollte er das …“
„Das nagt heute noch an dir, was?“
Ich nahm einen großen Schluck aus der braunen Flasche und wischte mir über den Mund. „Der Angriff? Hat Spurenhinterlassen, ja.“ Das kalte Glas auf den Bauch stellend, betrachtete ich Jane, von den rötlichen Fransen über die grünen Augen, die vollen Lippen, die Haarspitzen, die über ihre schmale Schulter glitten, die hervorragenden Schlüsselbeine, die unter ihrem V Kragen zum Vorschein kamen und endeten bei ihren Beinen, die sie übereinandergeschlagen hatte. Dann sank mein Blick gen Boden, wissend, dass sie meinen Augen gefolgt war und doch hatte ich es nicht lassen können.
Als ich mit einem tiefen Atemzug meinen Kopf wieder anhob, lächelte sie, streifte ihre Schuhe ab, zog die Beine auf die Couch, legte den Ellenbogen auf die Lehne und stützte ihren Kopf in die Handfläche. Mein Gehirn arbeitete, während mein Blick ziellos von rechts nach links huschte. „Ich kenne ein gutes Café, keine zwei Straßen von hier.“
Eine Schnute ziehend sah sie aus dem Fenster, der Regen preschte dagegen, der Wind heulte um die Ecken und die Wolken bäumten sich nah ineinander verschachtelt auf.
„Ich bin mit Bier zufrieden. Außer, du hast noch etwas anderes.“
Ich schaute über die Schulter auf den Küchenschrank. „Schwarz gebrannten Scotch?“ Mit einer hochgezogenen Augenbraue drehte ich mich wieder zu ihr um, vernahm ihr verharren und fragte mich im selben Augenblick, ob ich gerade zu offen gehandelt hatte.
„Ist das nicht verboten?“
Ich stand auf und ging zur Küchenzeile. „Möglich?“, antwortete ich und meine verkrampften Muskeln lösten sich erst als sie meinte: „Ich mag Scotch, damit kann man gut feiern.“
„Gibt es denn etwas zu feiern?“, fragt ich, zog den Korken aus der Flasche und füllte zwei Gläschen.
„Das Leben ist gefährlich geworden. Eine falsche Abzweigung und es ist ganz schnell vorbei. Wir sollten so viel feiern wie möglich.“ Ich gab ihr recht. Plötzlich klopfte es an der Tür. Kurz blickte ich zu Jane, die nicht überrascht schien. Nicht so wie ich.
Was zum Teufel?
Angespannt ging ich zur Tür, legte die Hand auf den Knauf und wartete eine einige Sekunden, dann öffnete ich sie einen Spaltbreit. Sofort setzte sich ein schwarzer Stiefel dazwischen. Reflexartig stellte ich meinen Fuß quer hinter die Tür, damit sie nicht weiter aufgedrückt werden konnte. Ich folgte der im Spalt hervorlugenden grünen Chino Hose über das helle Hemd bis zu den dunklen Augen von Noel.
„Noel? Wie bist du unten reingekommen?“
„Dein Nachbar hat mich reingelassen. Kommst du mit mir was trinken? Ich würde gern mit dir reden.“
„Das ist wirklich ungünstig.“
„Wieso? Hast du Besuch?“ Noel drückte mit dem Schuh gegen das knarzende Holz. Ich hielt dagegen.
„Ja, und jetzt geh. Bitte.“ Mit der linken Hand zwängte Noel die Tür weiter auf und linste hinein. Als er Jane erspähte, ließ er los und flüsterte: „Hast du sie noch alle? Sie könnte ein Spitzel sein oder ein verdammter Rebell.“
„Quatsch …“
„Quatsch? Denkst du gerade mit deinem Schwanz? Los, schmeiß sie raus und lass sie nicht wieder rein.“
„Noel, verpiss dich jetzt einfach …“
„Hey!“, rief Noel laut ins Wohnzimmer, „Es ist doch ok, wenn ich mit meinem Kumpel etwas trinken gehe. Ihr könnt euch bestimmt ein andermal verabreden.“ Jane sprang auf, nahm ihre Sachen und stellte sich neben mich. „Kein Problem. Ich kann wieder kommen.“
„Oder du hältst dich einfach fern“, meinte Noel als sie sich an uns vorbei durch die Tür drückte. Sie ging die Treppe hinunter, ohne was zu erwidern.
„Hast du…“, begann ich und musterte ihn, wie er ihr aufgebracht hinterher stierte, „…Angst, dass sie mir erzählt, dass du mir nicht helfen wolltest?“
Endlich hatte ich es ausgesprochen. Als ich es hörte, hielt ich es selbst für bescheuert, aber es wollte mich ums Verrecken nicht loslassen, solange ich keine Antwort darauf erhielt.
„Nicht helfen wollte?“, fragte er irritiert und wandte sich mir zu.
„Als ich da auf dem Boden lag, da wolltest du sie davon abhalten mir hochzuhelfen.“
Noels Augen huschten zwischen meinen hin und her, während er laut Luft aus seiner Nase blies.
„Und das glaubst du, ja?“
„Du erzählst mir ja nichts!“
„Hat – sie dir das versucht zu verklickern?“
„Nein“
„Woher kommt die Scheiße dann?“
„Das ist nur das, an was ich mich erinnern kann.“
Noel beugte sich mir entgegen: „Dann erinnere dich besser richtig!“ Er drehte sich um und folgte Jane die Treppen hinab.
„Wieso kannst du es mir nicht einfach erzählen?“
Ohne anzuhalten, sagte er, bevor er um die Ecke bog: „Ich kann nicht.“
Du willst nicht!
Die Tür knallte gegen den Rahmen, der Riemen brach und dann fiel sie gänzlich zu Boden.
„Scheiße verdammte!“, fluchte ich und stellte sie wieder hin.
Die Stirn an das Holz lehnend verharrte ich, dann rannte ich ebenfalls hinunter in der Hoffnung, dass Jane noch nicht weit gekommen war. Jemand schuldete mir eine Erklärung und ich wusste nicht, ob ich sie von Noel wollte, seit er sich anscheinend dafür entschieden hatte mich zu belügen, oder nie wirklich ehrlich zu mir war.
Unten hielten sich weder Jane noch Noel auf, also ging ich wie so oft ein paar Blöcke weiter, um mein aufgeheiztes Gemüt abzukühlen.
Zwischen den Regentropfen hörte ich ein Streitgespräch. Als ich die Stimmen klar vernehmen konnte, noch bevor ich die Ecke passierte, die den Blick auf die Streitenden freigab, blieb ich stehen und lauschte.
Ich hörte Noel sagen: „Hör einfach auf damit! Ich bitte dich nicht nochmal, lasst ihn in Ruhe!“
Jane antwortete aufgebracht: „Er könnte uns helfen! Du hast selbst gesagt, er gehört zu …“
„Shht! Und nein! Zum letzten Mal.“
„Aber …“
„Jane! Ich will einfach nicht, dass er hineingezogen wird. Kannst du das nicht verstehn?“
„Doch kann ich, aber …“
„Dann kann ich mich auf dich verlassen?“
Ich vernahm keine Antwort, aber als Schritte erklangen, nahm ich die Beine in die Hand und sprang hinter den Müllcontainer an der Hauswand. Noel eilte an mir vorbei, machte sich gerade eine Zigarette an. Er blieb vor meiner Eingangstür stehen, wartete mit gesenktem Kopf, dann plötzlich streckte sich seine Haltung und er ging weiter.

Zurück in meiner Wohnung, wo die Eingangstür neben der Küche lag, nahm ich die beiden Gläser Scotch, killte sie und füllte nach.
Noel kennt sie und das hat er mir nie erzählt? Obwohl er wusste, dass ich nach ihr suche? Wusste er auch, dass sie bei mir ist? Will er sie von mir fernhalten?
Mein Kopf landete in meinen Handflächen.
Die ganze Nacht ließ es mich nicht los. Anstatt Antworten zu bekommen, stellten sich mir nur noch mehr Fragen.
Am Morgen lehnte ich die Tür hinter den Rahmen, mein Blick fiel dabei auf die leere Scotchflasche auf dem Beistelltisch, bevor das Holz sich dazwischen drängte. Ohne Schlaf, mit dröhnendem Kopf stolperte ich die Treppen hinab, mein Körper gehorchte mir nicht ganz so gut wie sonst.
In der Zentrale erhaschte ich Noel, wie er mich von weiten beobachtete und sich sofort wegdrehte, als er meinen Blick auffing. Heute würde ich ihn zur Rede stellen. Heute Abend würde er mir Rede und Antwort stehen, und wenn ich es aus ihm rausprügeln musste! Schluss mit diesem verdammten Spielchen!

Die Musik krachte durch die Stadt und mir wurde mulmig. Ich hoffte inständig, dass sich dieses Mal kein Rebell in unsere Straße verirrte. Aber dann erblickte ich den schwarzen Transporter und zu meiner Verblüffung stiegen nicht vier, sondern sechs Läufer aus.
„Bleib du hier, ich fang sie da drüben ab,“ rief Talem schon im Laufschritt.
Durch den Funk konnte ich mithören, dass alle Fahrzeuge sechs Läufer gebracht hatten. Dann kam der Befehl ganz schnell und ohne Aufforderung: „An alle! Schussfreigabe auf Rebellen ist somit erteilt!“
Meine Hand glitt zu der ledernen Schnalle. Mit dem Daumen ließ ich den Knopfverschluss aufspringen. Meine ermüdeten Finger umschlossen den im Kontrast stehenden, harten Griff der Handfeuerwaffe. Im Augenwinkel konnte ich die Menschenmassen sehen, wie sie von den Seitengassen in die Hauptgasse strömten. Auch aus den Wohnungen kamen sie wie ein aufgeschreckter Wespenschwarm zu uns hinunter und verteilen sich vor-, hinter und neben mir.
Ein Sonnenstrahl spiegelte sich an dem dunklen Metall zwischen meinen angespannten Händen. Die Mündung zeigte auf die Brust des Rebellen. Mehrmals verdeckt durch Zivilisten, die durch die Schussbahn marschierten, niemals aber den Weg des Läufers störten.
Die Sicherung klickte. Der rechte Zeigefinger bewegte sich auf den Abzug.
So wartete ich, die Waffe stets auf den Läufer gerichtet, der direkt auf mich zu rannte.
Bleib stehn …
Meine Hand zitterte, die Waffe lag heute ungewohnt schwer in meiner Hand.
Bleib stehn!
Eine Schweißperle bildete sich unter meiner Schirmmütze und rann über mein Gesicht, während ich versuchte auf das Herz zu zielen. Die Ohren rauschten mir, die Sicht verschwamm immer wieder.
„Stehen bleiben!“, schrie ich, als der Läufer nur noch zehn Schritte von mir entfernt war. Aber ich wurde ignoriert.
„Stehen bleiben!“ Bleib stehen, verdammte Scheiße!
Der Läufer passiert mich so nah, dass ich fast seine Schulter berühren konnte.
„Schieß!“, schrie Talem, der wie eine Furie auf mich zu rannte und die Waffe ebenfalls erhoben hatte. Die Menschen wichen panisch vor ihm zurück, aber nicht alle.
Er meldet mich, wenn ich nicht schieße. Aber ich kann nicht.
Der Regen, der Schwarm, Talem, mein Atem, alle Geräusche vermischten sich zu einem horrenden Brummen.
Ich drehte mich um und zielte auf den Rücken des Rebellen, gleich würden ihn die Leute verdecken.
„Schieß!“, meinte ich Talems Schrei aus dem undefinierbaren Klang heraus zu hören.
Ich lebe, du stirbst. Du lebst, ich sterbe. Wir sind alle schon tot.
Der Rückstoß drückte gegen meine Gelenke, während der Knall alle anderen Geräusche nur für eine Sekunde, die sich für mich wie Minuten anfühlten, überklang. Der Läufer stolperte und ging zu Boden, hielt sich den Oberschenkel. Dann stützte er sich auf dem nassen Boden ab und stand auf wackeligen Beinen auf. Mit einem Sicherheitsabstand hielt ich immer noch die Waffe auf ihn gerichtet. Der Läufer drehte sich zu mir um und riss sich Schal und Kapuze aus dem Gesicht. Zum Vorschein kamen rote Haare.
Mein Puls zog an wie eine Lokomotive, während ich zu sah, wie Jane die Arme ausbreitete.
Augenblicklich stellte sich meine Augenschärfe wieder her und mein Gehör sortierte die Klänge in die kleinsten Einzelteile.
„Wenn du mich töten willst, dann sieh mir wenigstens in die Augen! Schieß auf mein Herz und nicht wie ein Feigling hinter mir her!“, rief sie.
Aber bevor ich etwas erwidern konnte, kam Talem angerast. Jane drehte sich um und rannte, so gut sie eben noch konnte, los.
Wie ein Bulldozer verfolgte er sie, dabei stieß er immer wieder mit Leuten zusammen, die ihm den Weg versperrten. Dann bogen sie um eine Ecke und ich lauschte. Lange. Ich kam zum Schluss, dass sie ihn abgehängt haben musste, dann folgten fünf Schüsse nacheinander. Es gab eine Pause und dann nochmals fünf. Meine wabbeligen Beine bewegten sich von alleine. Die Ecke fixierend, um die sie gerannt waren und als ich bei ihr ankam, taumelte ich in ein Teammitglied.
„Sayn!“, rief er aus und drückte seine Handfläche auf meine Brust. „Gut gemacht, Talem hat sie noch erwischt. Die ist hinüber. Komm, wir gehen zum Auto, ich fahre.“ Meinen Oberkörper gegen seine Hand pressend verharrten wir in der Stellung.
Er erklärte: „Talem fährt mein Auto, damit er die Leiche gleich direkt abladen kann. Er meinte, ihr hättet auf dem Südparkplatz geparkt. Komm.“
„Hast du eine Kippe?“, fragte ich und streckte meine linke Hand aus, wissend, dass er oft mit Noel rauchte. Er reichte mir eine und zündete sie mit einem Streichholz an. „Und Talem hat sie erwischt, ja?“
„Klar, der hat sein ganzes Magazin abgefeuert. Hat aber gleich gemeint, dass du sie zuerst angeschossen hast. Sonst hätte sie wohl möglich fliehen können. Sind einfach schnell, die Bastarde.“
Ich nickte und rauchte. „Ich will sie sehen“, sagte ich und ging vorwärts. Die Hand flatterte abermals auf meine Brust, dieses Mal zäher.
„Talem meinte, dass ich dich und die anderen in die Zentrale chauffieren soll. Ist ein Befehl. Wenn er uns hier rumstehen sähe, dann gäbs n Anschiss. Aber ich bin so nett. Ist das dein erster Toter?“
„Irgendwie …“
„Gratuliere, das ist nicht dein letzter Sayn. Besser, du gewöhnst dich dran. Sei stolz, irgendwann wirst du jeden Abschuss feiern, glaub mir. Irgendwann, wenn sie dir einmal zu oft in die Eier getreten haben und du deine Zielgenauigkeit verbessert hast. Talem ist ein guter Schütze, vielleicht bittest du ihn um Rat.“
Ich nickte und rauchte.
Als ich den restlichen Tabak aus dem Papier drückte und den Filter in die Hosentaschen stopfte, so wie früher, meinte ich: „Gibt mir bitte noch eine.“
Er tat es und als auch dieser Filter in meiner Tasche verschwand, sagte er: „Wir sollten jetzt wirklich gehen. Sonst kommen noch dumme Fragen.“
Im Auto brabbelten alle vom Abschuss. Gratulierten mir, in dem sie mir auf die Schulter schlugen. Ich nickte, die Waffe auf meinem Knie, meine Hand wollte sie nicht mehr loslassen.
Bei der Zentrale angekommen, ging ich die steinernen Stufen empor, an Noel vorbei, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnte. Ich wich seinen Blick aus. Die Waffe in der Hand, den Finger auf dem Abzug.
Wie ferngesteuert lief ich Richtung Klo, setzte mich auf die Schüssel in einer der fünf Kabinen und schloss ab.

Erst hörte ich die Eingangstür, dann hallten Schritte von den gefliesten Wänden. Dann wurde es still.
„Alles klar, Saynyboy?“, fragte Noel genau vor meiner Tür.
Die Ellenbogen auf den Knien, den Kopf in den Händen, das kalte Metall schmiegte sich an meiner Schläfe entlang. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und die Nerven ließen meinen Körper erzittern.
„Verpiss dich …“ Meine Lippen vibrierten, wenn ich sie nicht aufeinanderpressen konnte.
„Es is…“
„Halt die Klappe, Noel.“
„Du musstest das tun …“
„Halt deine verschissene Klappe. Ich – kann mich erinnern.“
„Du kannst dich erinnern?“
„Als ich sie angeschossen habe, da konnte ich mich plötzlich an alles erinnern.“
„Vielleicht reden wir woanders weiter.“
Ich hickste ein Lachen. „Sie wollte mir gar nicht helfen. Sie hatte eine Waffe auf mich gerichtet. Ich habe direkt in den Lauf geblickt. Sie wollte mich töten. Und dann bist du gekommen und hast die Waffe runtergedrückt.“
Ich stand auf und öffnete die Tür, Noel stand an die Waschbecken gelehnt, die eine Hand stütze den rechten Ellenbogen, die Finger des gleichen Armes fuhren permanent über seine Unterlippe. Sein Blick fing die Waffe in meinen Händen auf.
„Lass uns woanders reden …“
„Du hast gesagt, Jane tus nicht.“
Kaum merklich schüttelte er den Kopf. Worauf ich großzügig nickte.
„Du kanntest sie. Schon immer …“, dann drückte sich ein Lachen durch meine Kehle, ohne dass ich es wollte. „Du bist einer von ihnen.“
Noels Kopf wackelte hin und her. Ich trat noch einen Schritt auf ihn zu, die Mundwinkel pressten sich in meine angespannten Wangen und die Halsmuskeln zogen den Kiefer nach unten.
„Du – bist ein beschissener Rebell“, entfuhr es mir so laut, dass ich mir selbst die Hand vor den Mund schob. Und genau in diesem Moment sprang die Klospülung in der letzten Kabine an. Mein Lachen erstarb, nur das Ziehen meiner Muskeln blieb zurück. Ich wandte meinen Kopf nach links aus der Richtung, aus der ich das Geräusch wahrgenommen hatte. Das kleine Fenster der Knopfanzeige hüpfte von Rot auf Grün, der Griff sank nach unten und die Tür ging auf.
Talem trat hinaus, verschloss seinen Gürtel und ging langsam zu den Waschbecken. Drückte den Wasserhahn nach oben, wusch sich die Hände, betrachtete sich dann im Spiegel und strich mit den nassen Fingern seine Augenbrauen glatt. Seine Lippen spitzen sich immer wieder zu einem Kussmund, als würde er auf den vorderen Zähnen etwas kauen. Dann drehte er sich um, lehnte sich neben Noel an die Waschbeckenkannte, seine Daumen klemmte er dabei in den Gürtel nahe der Schnalle.
„Interessantes Gespräch, das ihr Turteltauben da führt. Ihr solltet besser aufpassen, wer zuhört. Nur meine bescheidene Empfehlung.“
Keiner von uns antwortete ihm. Noel sah von ihm abgewandt auf den Boden und ich starrte ihm unentwegt ins Gesicht. Eine greifbare Ohnmacht hatte sich an mir festgebissen.
Was habe ich bloß getan? Schoss es mir durch den Kopf.
Um alles in der Welt, was habe ich bloß getan? Warum konnte ich meine Fresse nicht halten?!
„Rebell, hu?“, fragte er und betrachtete Noel von oben nach unten. „Und was machen wir jetzt mit dem?“, fragte er und blickte mir mit gespitzten Lippen entgegen.
Seine überhebliche Art spülte Wut durch meine Adern. Hitze entstand in meinen Füßen und es trieb wie ein Lauffeuer durch meinen ganzen Körper. Als ob die Entscheidung, wie die Sache ausging, bereits gefallen wäre. Aber ich würde nicht für zwei Tote an einem Tag verantwortlich sein.
Ich hatte Noel in die Scheiße geritten und ich würde ihn wieder da rausziehen. Es tut mir leid, wollte ich Noel sagen, der kaum eine Reaktion zeigte.
Hat er sein Schicksal schon hingenommen? Genau wie Jane, die wusste, dass sie auffliegt, sobald sie ihre Maske runterzieht. Keine Angst Noel, du gehst nicht auf meine verdammte Kappe!
Die Waffe in meiner Hand schwappte nach oben und zielte direkt zwischen die stahlblauen Augen. Ich presste meinen zuckenden Zeigefinger vorne gegen den Abzugbügel, damit sich nicht aus Versehen gleich ein Schuss löste. Noels Hand schnellte vor den Lauf.
„Tzeh“, lachte Talem auf, „dieses Würstchen hat Mumm.“ Ich schaute zu Noel, die Waffe blieb, wo sie war. Er entgegnete mir mit seinen dunklen Augen. Dann drückte er die Waffe hinunter.
„Die Frage ging an mich, Saynyboy“, sagte er und nahm die Waffe aus meiner erschlafften Hand.
Talem setzte sich gut gelaunt in Bewegung und bevor er die Tür zum Ausgang öffnete, meinte er zu Noel: „Vorbei ists mit dem Raushalten. Jetzt heißt es drin oder draußen. Du bürgst für ihn, ich vertraue dir.“ Dann ging er hinaus und die Tür fiel ins Schloss.

 
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Hey @Smoke

Willkommen bei den Wortkriegern. Wenn ich das richtig sehe, hast du neun Texte kommentiert, bevor du einen eigenen eingestellt hast. Das ist eine schöne Art, sich hier ins Spiel zu bringen, und ich wünsche dir viele Rückmeldungen zu deinem Text. Von mir bekommst du nur ein paar Hinweise in Bezug auf sprachliche Details, zu mehr reicht es nicht. Ich hoffe, meine Anmerkungen helfen dir dennoch weiter. Deine Schreibe liest sich insgesamt recht gut, hat aber meines Erachtens noch Luft nach oben. Stichworte: sperrige Formulierungen, Füllwörter, offensichtliche Adjektive.

Wenigstens strahlt die Sonne wieder einmal. Sie sind selten geworden, die Tage, an denen das helle Licht durch die grauen Wolken bricht.
Vor allem das "helle" würde ich streichen, Sonnenlicht ist ja eher selten dunkel. Das "wenigstens" zu Beginn wirkt auf mich irritierend, weil das Wort ja Bezug auf einen vorherigen Satz nimmt, den es hier aber nicht gibt.
Meine Finger tasteten unbewusst nach meiner Handfeuerwaffe, die auffällig im Oberschenkelholster steckte.
Finger sind immer unbewusst :) Wenn du die Finger tasten lässt, ist klar, dass das eine unbewusste Handlung ist. Das "auffällig" erscheint mir ebenfalls unnötig.
Ein Gefühl, dass heute noch etwas passieren würde, beschlich mich und in solchen Sachen trogen mich meine Sinne nur selten.
Sperrig. Vorschlag: "Mich beschlich das Gefühl, dass heute noch etwas passieren würde. In solchen Dingen trogen mich meine Sinne selten."
Die Menschenmasse zog gemächlich durch die nah aneinander liegenden Mauern der baufälligen Häuser.
du meinst enge Gassen? Oder ziehen die Massen wirklich durch die Mauern?
Ganz am Anfang waren es nur einzelne Störenfriede gewesen, keiner schenkte ihnen allzu große Aufmerksamkeit.
die dafür sorgten, dass diese “Aktionen” ein Ende nahmen.
Weshalb die Anführungszeichen? Es handelt sich ja tatsächlich um Aktionen.
„Ich würde sie am liebsten abknallen, wenn sie wieder auftauchen“, meinte Talem, mein Berufskollege.
Offensichtlich.
Hätte ich damals schon gewusst, dass ich ihn als Teamleiter erhalten würde, wenn ich dem Bitten und Betteln von Noel, endlich in ihr Team zu wechseln, nachgab, hätte ich mich mit Händen und Füssen gesträubt.
Sperrig.
Aber damals klang das Angebot, ein paar wenige Ruhestörer durch die Stadt zu jagen, anstatt Bürger, wegen irgendwelchen Kleinstdelikten aus ihren Häusern zu zerren, verlockend.
Sperrig. Achte darauf, Wörter am Satzende nicht vereinsamen zu lassen.
Widerwillig entriss ich mich dem vorbeiziehenden Gesichter-Meer und blickte kurz in die stechend blauen Augen von Talem, die rastlos durch die Straße huschten.
Zeichne das Bild: Blaue Augen huschen rastlos durch die Strasse! :)
„Weil sie Geldpäckchen an Obdachlose verteilen?“, fragte ich und konnte mir ein spöttisches Schnauben nicht verkneifen.
„Du siehst das viel zu locker, diese verdammten Mistkerle untergraben das System. Uns geht’s gut, weils ihnen schlecht geht. Je reicher sie werden, desto ärmer werden wir, klar? Es ist einfach nicht genug für alle da. Und wenn wir nicht aufpassen, sind wir bald einer von ihnen.“
Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, die Leier von Talem kannte ich – zu meinem Leidwesen – schon in- und auswendig.
Erklärdialog. Die machen das ja nicht das erste Mal. Ich denke, es lohnt sich, die Infos indirekter einfliessen zu lassen.
Meine wechselhafte Aufmerksamkeit verlagerte sich zu einer Frau mit rötlichem Haar.
mir bekannt-vorkommende-Gesicht
ohne Bindestriche
Augenblicklich dachte ich an den Tag zurück, an dem ich beinahe mein Leben ließ.
Das Volk war in Aufruhr, strömte hasserfüllt in die schmalen Gassen, ließen Häuser brennen, zwischen denen sie Parolen riefen, den Staat stürzen zu wollen.
die Schreie um mich herum schienen aus weiter Ferne.
Schreie scheinen?
Die smaragdfarbenen Augen, vergaß ich nie
Kein Komma
Dann ertönte ein tiefer, unglaublich lauter Bass, der mich gänzlich zurück in die Realität bugsierte.
Sie hackten dafür, die hoch in den Gebäuden
Kein Komma
Sie hackten dafür, die hoch in den Gebäuden installierte Lautsprecher des Staates, die eigens dafür genutzt wurden, um fast täglich neue Gesetze an die Bevölkerung weiterzugeben und vor allem Demonstranten mit höllischem Lärm zu vertreiben, um ein Szenario, wie dieses eine von damals, zu vermeiden.
Sperrig
Trotzdem kein Vergleich zum ersten Push, den ich, so glaubte ich, nur überlebt hatte, dank ihr.
nur dank ihr überlebt hatte
obwohl gerade um die 50.000 Volt durch seine Muskeln jagen musste.
mussten
Klappernd schliff die Plastikpistole dem Jungen hinterher
schleifte (Schleifen hat zwei Bedeutungen). Ich denke allerdings nicht, dass man allein über den Boden schleifen kann. Normalerweise schleift eine Person einen Sack hinter sich her oder so. Allein rutschen, gleiten, schlittern Dinge eher über den Boden.
So viel mal zum Anfang.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hey @Peeperkorn

Vielen Dank, für deine Rückmeldung.

Vor allem das "helle" würde ich streichen, Sonnenlicht ist ja eher selten dunkel. Das "wenigstens" zu Beginn wirkt auf mich irritierend, weil das Wort ja Bezug auf einen vorherigen Satz nimmt, den es hier aber nicht gibt.
Ich hatte die Geschichte erst aus auktorialer Sicht erzählt und dann umgemodelt. Da hat der Satz nicht mehr richtig funktioniert, was er jetzt noch weniger tut… Ich habe ihn korrigiert.
Finger sind immer unbewusst :) Wenn du die Finger tasten lässt, ist klar, dass das eine unbewusste Handlung ist. Das "auffällig" erscheint mir ebenfalls unnötig.
Richtig, habe ich gestrichen.

Sperrig. Vorschlag: "Mich beschlich das Gefühl, dass heute noch etwas passieren würde. In solchen Dingen trogen mich meine Sinne selten."
Habe ich so übernommen, Danke :)
du meinst enge Gassen? Oder ziehen die Massen wirklich durch die Mauern?
Ja meinte ich … meine Güte, so oft habe ich das einfach überlesen …
Weshalb die Anführungszeichen? Es handelt sich ja tatsächlich um Aktionen.
Ich weiß gar nicht, warum ich das Gefühl hatte, es zwischen die Zeichen setzten zu müssen. Ist korrigiert.
Sperrig. Achte darauf, Wörter am Satzende nicht vereinsamen zu lassen.
„Ich würde sie am liebsten abknallen, wenn sie wieder auftauchen“, meinte Talem. Hätte ich damals gewusst, dass ich ihn als Teamleiter erhalten würde, hätte ich mich mit Händen und Füssen gesträubt. Aber damals klang das Angebot, ein paar wenige Ruhestörer durch die Stadt zu jagen verlockend. Ich hatte es sowieso satt, Bürger wegen Kleinstdelikten aus ihren Häusern zu zerren.

Ich habe das Sperrige versucht zu korrigieren und das offensichtliche weg gelassen.

Zeichne das Bild: Blaue Augen huschen rastlos durch die Strasse! :)
Ich habe das versucht so ein zu bauen hoffe, dass du das so gemeint hast.

Erklärdialog. Die machen das ja nicht das erste Mal. Ich denke, es lohnt sich, die Infos indirekter einfliessen zu lassen.
Wie wahr. Ich werde das noch korrigieren, also löschen und einfließen lassen. Ich muss mir noch gut überlegen, wie ich das genau mache.

Schreie scheinen?
:Pfeif: Ist korrigiert.
nur dank ihr überlebt hatte
schleifte (Schleifen hat zwei Bedeutungen). Ich denke allerdings nicht, dass man allein über den Boden schleifen kann. Normalerweise schleift eine Person einen Sack hinter sich her oder so. Allein rutschen, gleiten, schlittern Dinge eher über den Boden.
So viel mal zum Anfang.
Ist korrigiert.

sperrige Formulierungen, Füllwörter, offensichtliche Adjektive.
Das werde ich mir anschauen. Vielen Dank für den Hinweis.

Ich habe so weit alles übernommen und versuche deine Ratschläge auch im Rest vom Text einfließen zu lassen.

Vielen Dank, Peeperkorn du hast mir auf jeden Fall geholfen.

Gruß Smoke

 
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Hallo @Smoke

Ich lass Dir erstmal nur ein kurzes Feedback da. Es sind eher generelle Anmerkungen, Du musst davon natürlich nichts übernehmen, aber vielleicht ist ja was dabei:

Die Sonne strahlte an diesem Morgen wie schon lange nicht mehr, sie waren rar geworden, die Tage, an denen das Licht sich den Weg durch die dicke Wolkenschicht kämpfte.
An blauen Himmel konnte ich mich schon gar nicht mehr erinnern.
Spielt das Wetter eine wichtige Rolle? Ich würde nicht damit einsteigen. Mit diesen vierzig (!) Worten sagst Du: An diesem Morgen scheint die Sonne, was selten geworden ist. Klar, es sagt schon was aus, aber als Einstieg in eine Kurzgeschichte ist mir das etwas zu wenig, es weckt mein Interesse nicht genug, auch allein deswegen, weil viele Geschichten mit irgendwelchen Wettersachen beginnen. Auch habe ich nach diesen Sätzen noch keine Ahnung, wo ich mich befinde und wo's ungefähr hingeht. Ich denke, das solltest du bisschen mehr Anklingen lassen, damit ich gehookt werde und von Anfang an gespannt bin, wie's weitergeht. Also was nach diesen Sätzen kommt, das ist viel besser. Wenn dir das wichtig ist, dass es nicht mehr viele sonnige Tage gab, würde ich das später irgendwo (in verkürzter Form) einbauen.

streckte das Kinn in die Höhe, um das warme Sonnenlicht mit meinem Gesicht einzufangen. Meine Finger tasteten nach meiner Handfeuerwaffe, die im Oberschenkelholster steckte.
Ich würde Dir empfehlen, auf solche Wiederholungen zu achten. Hier würde es sich ja gut anbieten, zu schreiben 'um das warme Sonnenlicht mit dem Gesicht einzufangen', weil vorher kommt das mit dem Kinn in die Höhe strecken, da ist mir als Leser bereits klar, um wessen Gesicht es sich handelt. 'Meine Finger tasteten nach der Handfeuerwaffe'. Ja, wenn es nicht seine Handfeuerwaffe ist, wessen soll es dann sonst sein? Ich denke, Du merkst, was ich meine.

Mich beschlich das Gefühl, dass heute noch etwas passieren würde. In solchen Dingen trogen mich meine Sinne selten.
An dieser Stelle hätte ich schon ein wenig angeteasert, wieso ihn dieses Gefühl beschlich. Er streckt sein Gesicht in die Sonne, weil es endlich wieder einmal schön ist, und betrachtet die Menge, die sich ruhig verhält. Scheint alles in Butter. Wieso beschleicht ihn da diese Vorahnung? Auf mich wirkt es wie ein Bruch, das kann sicher auch Spannung erzeugen, aber es ist so eben auch nur eine Behauptung, die nicht unterfüttert wird, die ich einfach mal hinnehmen muss.

Die Menschenmasse zog gemächlich durch die Gassen, zwischen den nah aneinander liegenden Mauern der baufälligen Häuser.
Der Satz klingt in meinen Ohren ziemlich schief. Also ich verstehe schon, was Du meinst. Ich finde, man könnte es aber kürzer und treffender ausdrücken, bspw. so: Die Menschenmasse zog gemächlich durch die engen Gassen zwischen den baufälligen Häusern.
Das 'gemächlich' könnte auch weg, weil vorher kommt 'alles ruhig', da geht man automatisch davon aus, dass die nicht rennen, denke ich.

Nicht ohne Grund stand ich hier und hielt Ausschau nach einer ungemütlichen Truppe, die uns in den letzten Jahren immer mehr Ärger bereitet hatte.
Ja, das ist gut, das, und was danach kommt, macht es spannend, aber an der 'ungemütlichen Truppe' störe ich mich etwas, das klingt nicht so richtig bedrohlich, sondern als wären das Leute, die man eigentlich gut in Schach halten kann, aber die sind ja gefährlich, selbst die Regierung hat ja schon Einheiten ausgesandt, um denen das Handwerk zu legen. Dann auch: Die kennen ihre Feinde ja, die warten ja nicht dadrauf, dass die jetzt zum ersten Mal zuschlagen, also will sagen, die haben bestimmt einen Namen, die werden nicht nur 'die ungemütliche Truppe' genannt. Oder was denkst Du?

Ich denke, da stecken schon Dinge drin, die mich interessieren, wo ich erfahren möchte, wie es weitergeht, aber die Verpackung passt für mich noch nicht so recht. Es ist mir zu wenig spannend erzählt, zu umständlich teilweise, bisschen generisch vielleicht, wenn ich es jetzt fies ausdrücken würde. Ich denke, ich habe Mühe einzusteigen, weil mir nach dem ersten Absatz zu wenig klar ist, wohin die Reise ungefähr geht, es fehlen mir irgendwelche Haken, an denen ich mich beim Lesen festbeisse, die mich auch stärker in diese Welt hineinziehen. Hinzu kommt, das deine Geschichte lang ist. Also, versteh mich nicht falsch, ich mache das nicht an der Länge einer Geschichte fest, ob ich die lese, aber je länger sie ist, desto wichtiger ist der Beginn, desto mehr muss mich der packen, sonst lese ich nicht weiter. Aber gute Ansätze sind durchaus zu erkennen, also bleib dran, auch wenn Dir mein Kommentar im ersten Moment vielleicht etwas sauer aufliegen mag, was ich nicht hoffe.

Beste Grüsse,
d-m

 

Hey @deserted-monkey

Danke für deinen Beitrag unter meiner Geschichte.

Spielt das Wetter eine wichtige Rolle? Ich würde nicht damit einsteigen. Mit diesen vierzig (!) Worten sagst Du: An diesem Morgen scheint die Sonne, was selten geworden ist. Klar, es sagt schon was aus, aber als Einstieg in eine Kurzgeschichte ist mir das etwas zu wenig, es weckt mein Interesse nicht genug, auch allein deswegen, weil viele Geschichten mit irgendwelchen Wettersachen beginnen. Auch habe ich nach diesen Sätzen noch keine Ahnung, wo ich mich befinde und wo's ungefähr hingeht. Ich denke, das solltest du bisschen mehr Anklingen lassen, damit ich gehookt werde und von Anfang an gespannt bin, wie's weitergeht. Also was nach diesen Sätzen kommt, das ist viel besser. Wenn dir das wichtig ist, dass es nicht mehr viele sonnige Tage gab, würde ich das später irgendwo (in verkürzter Form) einbauen.
Du hast recht, wahrscheinlich ist es, besser, wenn ich es später in der Story einbringe, da es zwar was aussagt, aber für die Geschichte dennoch irrelevant bleibt.
Ich würde Dir empfehlen, auf solche Wiederholungen zu achten. Hier würde es sich ja gut anbieten, zu schreiben 'um das warme Sonnenlicht mit dem Gesicht einzufangen', weil vorher kommt das mit dem Kinn in die Höhe strecken, da ist mir als Leser bereits klar, um wessen Gesicht es sich handelt. 'Meine Finger tasteten nach der Handfeuerwaffe'. Ja, wenn es nicht seine Handfeuerwaffe ist, wessen soll es dann sonst sein? Ich denke, Du merkst, was ich meine.
Ich weiß, was du meinst. Da gehe ich nochmal drüber. Danke fürs Aufmerksam machen.
An dieser Stelle hätte ich schon ein wenig angeteasert, wieso ihn dieses Gefühl beschlich. Er streckt sein Gesicht in die Sonne, weil es endlich wieder einmal schön ist, und betrachtet die Menge, die sich ruhig verhält. Scheint alles in Butter. Wieso beschleicht ihn da diese Vorahnung? Auf mich wirkt es wie ein Bruch, das kann sicher auch Spannung erzeugen, aber es ist so eben auch nur eine Behauptung, die nicht unterfüttert wird, die ich einfach mal hinnehmen muss
Stimmt, es kommt aus dem Nichts und bleibt auch da. Ich werde hier einen Grund einbringen, was ihn so vermuten lässt.
Der Satz klingt in meinen Ohren ziemlich schief. Also ich verstehe schon, was Du meinst. Ich finde, man könnte es aber kürzer und treffender ausdrücken, bspw. so: Die Menschenmasse zog gemächlich durch die engen Gassen zwischen den baufälligen Häusern.
Das 'gemächlich' könnte auch weg, weil vorher kommt 'alles ruhig', da geht man automatisch davon aus, dass die nicht rennen, denke ich.
Das habe ich direkt so übernommen.
Ja, das ist gut, das, und was danach kommt, macht es spannend, aber an der 'ungemütlichen Truppe' störe ich mich etwas, das klingt nicht so richtig bedrohlich, sondern als wären das Leute, die man eigentlich gut in Schach halten kann, aber die sind ja gefährlich, selbst die Regierung hat ja schon Einheiten ausgesandt, um denen das Handwerk zu legen. Dann auch: Die kennen ihre Feinde ja, die warten ja nicht dadrauf, dass die jetzt zum ersten Mal zuschlagen, also will sagen, die haben bestimmt einen Namen, die werden nicht nur 'die ungemütliche Truppe' genannt. Oder was denkst Du?
True. Ich war bei dem Gedanke, dass sie ihnen keine Namen geben wollen. Wer einen Namen kriegt, der existiert und sie wollten der Bevölkerung möglichst nicht unter die Nase reiben, dass sie sehr viele sind. Was sie ja offensichtlich sind. Ich werde nochmals darüber nachdenken, was hier besser passt.
Ich denke, da stecken schon Dinge drin, die mich interessieren, wo ich erfahren möchte, wie es weitergeht, aber die Verpackung passt für mich noch nicht so recht. Es ist mir zu wenig spannend erzählt, zu umständlich teilweise, bisschen generisch vielleicht, wenn ich es jetzt fies ausdrücken würde. Ich denke, ich habe Mühe einzusteigen, weil mir nach dem ersten Absatz zu wenig klar ist, wohin die Reise ungefähr geht, es fehlen mir irgendwelche Haken, an denen ich mich beim Lesen festbeisse, die mich auch stärker in diese Welt hineinziehen. Hinzu kommt, das deine Geschichte lang ist. Also, versteh mich nicht falsch, ich mache das nicht an der Länge einer Geschichte fest, ob ich die lese, aber je länger sie ist, desto wichtiger ist der Beginn, desto mehr muss mich der packen, sonst lese ich nicht weiter. Aber gute Ansätze sind durchaus zu erkennen, also bleib dran, auch wenn Dir mein Kommentar im ersten Moment vielleicht etwas sauer aufliegen mag, was ich nicht hoffe.
Wenn die Hand vom Leser sich nach der Geschichte ausstreckt und die Geschichte sie nicht greifen kann, ist das sehr schlecht.
Der Anfang ist zu lang, im Allgemeinen ist sie wohl zu lang. Ich werde nochmals mit dem Rotstift drüber gehen. Sehen, was sich alles rausstreichen lässt.

Vielen Dank für deine offene und ehrliche Meinung und deine konstruktive Kritik, deserted-monkey.
Ich nehme das sehr gerne an, damit ich mich verbessern und an der Geschichte weiter arbeiten kann.

Gruß Smoke

 

Hallo @Smoke =)

ich denke, deiner Geschichte fehlt ein bisschen die Storyline. Du schreibst aus der Sicht des Ich-Protagonisten Sayn, der in einem dystopischen Setting als Polizist eine Gruppe an sog. Rebellen töten soll, jedoch in innere und äußere Widersprüche verwickelt ist. Der Text deutet durch das passive, offensichtlich altruistische Verhalten der Rebellen eine willkürliche Auslegung von Recht und Polizeiarbeit durch ein drakonisch agierendes politisches Regime nahe. Durch massiven psychischen Druck bezüglich einer strikten Auslegung von Befehlen im Kontext eines Freund-Feind-Schemas, gefördert durch den etwas mysteriösen und machoistischen Noel, wird Sayn komplizierten, inneren Konflikten ausgesetzt. Somit könnte dein Text den Schwerpunkt auf die psychische Zerrissenheit Sayns legen, die mir als Leser über die Ich-Perspektive unmittelbar skizziert wird.

Ich denke, dass deinem Text letzteres nicht vollständig gelungen ist. Dein Text lässt sich gut lesen, auch die Actionszenen schreibst du nah und intensiv. Dass einige Formulierungen ("Die Sonne kämpft sich durch die Wolken") zur Beschreibung der Szenen abgedroschen klingen, finde ich nicht tragisch, dein Text legt ja den Schwerpunkt auf unmittelbare, sichtliche Handlung und nicht die literarische Darstellung eines speziellen Gefühls beim Sehen einer Masse auf einem Marktplatz. Vielleicht kannst du aber hier und da auf speziellere, sinnliche Eindrücke achten. Sayn schaut z.B. zu Beginn mit dem Gesicht zur Sonne. So etwas liest man oft, es ist auch ein Bild, das jeder an einem ersten Frühlingstag sehen kann. Vielleicht achtet er ja auch einen besonderen Lichteinfall oder auf eine spezielle Luft oder auf den intensiven Gerüche von Äpfel, Oliven und Ziegen auf dem Markt.

Weite Teile deines Textes erfahre ich, was Sayn sagt, aber was er sagt, erzählt mehr über die Welt deiner Geschichte als über Sayn selbst. Chronische wirtschaftliche Probleme scheinen den Alltag der Bewohner zu bestimmen. Sayn lebt in einem heruntergekommenen Block einer 8. Etage:

Ich wohnte am äußeren Stadtrand in einem heruntergekommenen Block mit acht Etagen, ohne Lift. Es gab einen, aber der Strom ihn zu betreiben fehlte. Die Eingangstür zu meiner Wohnung hing nur noch an einem Scharnier, und gäbe es was zu holen, hätten Einbrecher leichtes Spiel, gab es aber nicht. Die Einrichtung wurde mir vom Staat gestellt und genau so sah sie auch aus. Über dem 2-er Sofa lagen mehrere Decken ausgebreitet, um die Löcher darunter zu verdecken. Die improvisierte Küche stand zusammengeschustert aus Schränken und alten Küchenteilen an der Wand zum Eingang. Eine Fensterfront zog sich durch die ganze Wohnung, also Wohn- und Schlafzimmer. Im Sommer bescherte sie mir einen einzigartigen Ausblick in die Sperrzone aber im Winter brachte sie eine unerbittliche Kälte mit sich.
Der dunkle Boden knarzte bei jedem Schritt und der Schimmel, der sich bis tief ins Mauerwerk gefressen hatte, verpestete die Luft in den kleinen Räumen.
Vielleicht wäre es interessant zu wissen, was er an dem Block mag. Züchtet er vielleicht eine Pflanze? Wo ist Sayn und seine Wohnung, was gestaltet er? Warum lebt er so schlecht, wenn er Polizist ist? Vielleicht kannst du auch hier auf Formulierungen achten. Sie wirken etwas umständlich und füllwortinfiziert. Vielleicht sieht er ja von seinem Balkon, wie sich eine alte Frau die Feuertreppe hochmüht. Das ist ein anderes Bild, ein originelleres (obwohl es auch ganz schön larifari wirkt) als eine Beschreibung von einem Lift, der eben nicht funktioniert oder das Erwähnen von der Lage am äußeren Stadtrand. Ich denke, dass das eine Orientierungsmarke für dich sein könnte: Was ist das Besondere an dem Bild? Was ist das Besondere an Sayn, an seiner Sicht von der Welt?

Wieso müssen diese Bastarde alle so sportlich sein?, fragte ich mich und zog den Elektroschocker aus der Gürtelhalterung. Der Läufer sah mich und trotzdem änderte er seine Richtung nicht. Er griff in den Rucksack und schmiss einen kleinen, blauen Stoffbeutel einem Obdachlosen zu, der sich mit dem Geschenk sofort aus dem Staub machte.
Obwohl sich unzählige Menschen in den schmalen Gassen aufhielten, stellte sich ihm keiner in den Weg. Im Stillen, das wusste ich, feierten sie die Rebellen. Nur würde es keiner je zugeben, der Staat ahndete die kleinste Sympathie und die Strafen dafür fielen drakonisch aus.
Ich als Leser erfahre auch wenig, was die Rebellen eigentlich zu Rebellen macht, warum sie die blauen Päckchen zu den Obdachlosen werfen. Was mich etwas verwundert hat, ist, wie normal dieses tödliche Spiel abläuft. Die Rebellen scheinen ja zu wissen, dass sie möglicherweise getötet werden (oder wissen sie das nicht) und trotzdem ändern sie nichts an ihrer Strategie. Mir scheint, dass eine komplizierte Vorgeschichte zum Schießbefehl auf dem Marktplatz führt, die aber dein Text, wenn ich nicht etwas überlesen habe, nicht ausführt. Vielleicht ein Zusammenhang mit der Wirtschaftspolitik?

Ich habe jetzt recht scharf kritisiert, ich hoffe, das ist okay. Aber, das sage ich auch ganz ehrlich, die Ideen, die Themen, die du ansprichst - ich finde das alles ansprechend und interessant. Da öffnen sich ganze Universen an originellen Ideen, dass daraus eine sehr spannende SciFi-Story werden kann. Mich hat der Text, vielleicht auch durch dieses Akzeptieren des Tötens und des Handelns durch die Bevölkerung (sie wird ja nur als gesichtslose Masse beschrieben, die passiv agiert und nicht reagiert) ein wenig an Blade Runner erinnert, vielleicht hast du das ja gelesen, könnte dir auf jeden Fall sehr gefallen, behaupte ich jetzt. Wahrscheinlich müsste man mal an Dialogen und Beschreibungen die Heckenschere ansetzen. Bin also, summa summarum, nah bei deserted monkey.

lg

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @kiroly

Vielen Dank für deine Zeit und dein Kommentar.

ich denke, deiner Geschichte fehlt ein bisschen die Storyline. Du schreibst aus der Sicht des Ich-Protagonisten Sayn, der in einem dystopischen Setting als Polizist eine Gruppe an sog. Rebellen töten soll, jedoch in innere und äußere Widersprüche verwickelt ist. Der Text deutet durch das passive, offensichtlich altruistische Verhalten der Rebellen eine willkürliche Auslegung von Recht und Polizeiarbeit durch ein drakonisch agierendes politisches Regime nahe. Durch massiven psychischen Druck bezüglich einer strikten Auslegung von Befehlen im Kontext eines Freund-Feind-Schemas, gefördert durch den etwas mysteriösen und machoistischen Noel, wird Sayn komplizierten, inneren Konflikten ausgesetzt. Somit könnte dein Text den Schwerpunkt auf die psychische Zerrissenheit Sayns legen, die mir als Leser über die Ich-Perspektive unmittelbar skizziert wird. Ich denke, dass deinem Text letzteres nicht vollständig gelungen ist.
So siehts aus. Als ich das geschrieben habe, war ich nur im Außen unterwegs. Da ich auch "Frei Schnauze" schreibe (Im Grunde ohne Anfang und ohne Ziel), war ich selbst nicht sicher, wohin die Reise geht. Ich kannte nur die Geschichte, was zu diesem Szenario geführt hat, aber nicht wohin es sich entwickeln wird. Ich denke auch das mein Fokus zu sehr auf Noel gelegen hat, mit dem, was ihn bewegt und ich konnte das, trotz mehrmaligen überarbeiten, nie wirklich abschütteln. (er stammt aus der Vorgeschichte, von diesem Szenario) Ich muss mich Sayn nochmal annähern und ihn gänzlich in den Fokus bringen.
Vielleicht kannst du aber hier und da auf speziellere, sinnliche Eindrücke achten. Sayn schaut z.B. zu Beginn mit dem Gesicht zur Sonne. So etwas liest man oft, es ist auch ein Bild, das jeder an einem ersten Frühlingstag sehen kann. Vielleicht achtet er ja auch einen besonderen Lichteinfall oder auf eine spezielle Luft oder auf den intensiven Gerüche von Äpfel, Oliven und Ziegen auf dem Markt.
Ich hatte so oder so vor, oder besser, bin gerade dabei, den ganzen Anfang umzukrempeln. Dein Tipp nehm ich aber dennoch mit und bringe ihn später ein.

Vielleicht wäre es interessant zu wissen, was er an dem Block mag. Züchtet er vielleicht eine Pflanze? Wo ist Sayn und seine Wohnung, was gestaltet er? Warum lebt er so schlecht, wenn er Polizist ist? Vielleicht kannst du auch hier auf Formulierungen achten. Sie wirken etwas umständlich und füllwortinfiziert. Vielleicht sieht er ja von seinem Balkon, wie sich eine alte Frau die Feuertreppe hochmüht. Das ist ein anderes Bild, ein originelleres (obwohl es auch ganz schön larifari wirkt) als eine Beschreibung von einem Lift, der eben nicht funktioniert oder das Erwähnen von der Lage am äußeren Stadtrand. Ich denke, dass das eine Orientierungsmarke für dich sein könnte: Was ist das Besondere an dem Bild? Was ist das Besondere an Sayn, an seiner Sicht von der Welt?
Hier fehlt, denke ich, wieder die Nähe zu Sayn. Das, was in bewegt, ihm wichtig ist, was ihn lenkt und entscheiden lässt. Damit man ihm nachfühlen kann. Ich versuche, das umzusetzen.
Das mit der Feuertreppe finde ich eine gelungene Idee und ein super Bild. Danke dafür. Das werde ich sicher nutzen.

Ich als Leser erfahre auch wenig, was die Rebellen eigentlich zu Rebellen macht, warum sie die blauen Päckchen zu den Obdachlosen werfen. Was mich etwas verwundert hat, ist, wie normal dieses tödliche Spiel abläuft. Die Rebellen scheinen ja zu wissen, dass sie möglicherweise getötet werden (oder wissen sie das nicht) und trotzdem ändern sie nichts an ihrer Strategie. Mir scheint, dass eine komplizierte Vorgeschichte zum Schießbefehl auf dem Marktplatz führt, die aber dein Text, wenn ich nicht etwas überlesen habe, nicht ausführt. Vielleicht ein Zusammenhang mit der Wirtschaftspolitik?
Die Rebellen machen ja eigentlich nicht viel, was sie zur Zielscheibe macht. Sie teilen verbotenerweise ihr Geld und Gut. Nach dem Chaos versucht man rigoros, die Menschen unter Kontrolle zu halten. Mit Gesetzen, die uns absurd vorkommen, aber ganz normal werden in einem Ausnahmezustand. Die Rebellen wissen, dass ihr Leben auf dem Spiel steht, sie wissen aber auch, dass sie nur neue Rebellen an sich binden, wenn die Menschheit sieht, wie weit der Staat gewillt ist gegen ihr gutes Vorhaben vorzugehen.
Der Schießbefehl kommt daher, dass der Staat ahnt, wie viele ihnen da entgegentreten und dass es immer mehr werden, kann das aber schlecht zugeben. Dass auch die Massen, sich immer mehr einmischen, wird für alle mehr und mehr ersichtlich. Dass man ihr System untergräbt, sieht man auch an Talems Team. Am Schluss sollte klar werden, dass sie zu den Rebellen gehören.
Das ich dir das erkläre, spricht nicht für mich oder meinen Text. Ich werde das gründlich aufarbeiten. :D

Ich habe jetzt recht scharf kritisiert, ich hoffe, das ist okay.
Mach dir da mal keine Sorgen, ich habe ein offenes, meist unsensibles Ohr für konstruktive Kritik. Es hat mir Spaß gemacht, deine Sicht und Meinung darüber zu Lesen. Danke dafür.

ein wenig an Blade Runner erinnert, vielleicht hast du das ja gelesen, könnte dir auf jeden Fall sehr gefallen, behaupte ich jetzt.
Habe ich noch nicht gelesen, aber die Empfehlung nehme ich gerne mit.
Wahrscheinlich müsste man mal an Dialogen und Beschreibungen die Heckenschere ansetzen. Bin also, summa summarum, nah bei deserted monkey.
Der Rotstift. Ich werde ihn ansetzen.


Da habe ich noch so einiges vor mir.

Vielen Dank, @kiroly , für deine aufrichtige Kritik, damit ich meinen Text verbessern kann. Danke auch, dass du dir die Zeit genommen hast, die Geschichte zu lesen! Ich werde versuchen, alles zu beherzigen. Ich denke aber auch, dass es noch ein weiter Weg ist mit meiner Story. Falls sie sich überhaupt richtig biegen lässt und wenn nicht, dann war/ist es eine gute Übung. Versuchen werde ich es trotzdem.

Ich wünsche dir einen guten Wochenstart und eine noch bessere Woche.

Gruß Smoke

 

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