Er
ER
Sie merkt, wie sich seine kalten Finger begierig nähern. Langsam liebkosen sie erst ihr nacktes, frei liegendes Äußeres. Dann öffnen sie mit geübtem Griff den einzigen Knopf und entblößen sie völlig. Er berührt sie zärtlich und liebevoll, während sein Blick jedes Detail, jede Rundung und jeden Winkel in ihn aufzieht.
Sie war seine langjährige Geliebte und begleitet ihn jetzt schon ein halbes Leben lang. Obwohl ihre Beziehung schon mal wesentlich enger und intensiver gewesen war, kam er doch immer noch nicht gänzlich ohne sie aus. Wusste sie gerne in erreichbarer Nähe.
Sie war immer für ihn da. Immer für seine Hände bereit. Egal, wer auch immer in sein Leben treten würde, sie würde immer an ihrem zugewiesenen Platz seiner harren.
Sie war nicht sonderlich groß. Nicht sehr auffällig, denn sie war leicht zu verbergen hinter Stoff, Fassaden oder geschickten Worten.
Früher hatte er sie oft gebraucht. Dann hat er sie getragen wie ein Stützkorsett, das ihn zusammen und aufrecht hält. Da hat er ihre Macht und Abhängigkeit gespürt.
Sie hatten sich zu einer Nutzgemeinschaft zusammen getan, weil SIE alleine unbrauchbar war und ER dieses Gefühl der Macht wollte; ER sehnte sich danach, nicht (mehr) angreifbar, nicht ohnmächtig zu sein.
Sie war nichts ohne ihn.
Aber er: Was oder Wer war er ohne sie?
Was wollte er sein?
Was konnte er sein?
Langsam und bedächtig bekleidet er sie wieder mit ihrem Holster; lösen sich seine Gedanken wieder aus der Geschichte.
Er kann sie ablegen. Braucht das Korsett nicht mehr.
Er braucht sie nicht mehr!!!
Er braucht sie nicht!
Er braucht sie?!
Er braucht…
Er