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Er

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29.07.2004
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ER

Sie merkt, wie sich seine kalten Finger begierig nähern. Langsam liebkosen sie erst ihr nacktes, frei liegendes Äußeres. Dann öffnen sie mit geübtem Griff den einzigen Knopf und entblößen sie völlig. Er berührt sie zärtlich und liebevoll, während sein Blick jedes Detail, jede Rundung und jeden Winkel in ihn aufzieht.

Sie war seine langjährige Geliebte und begleitet ihn jetzt schon ein halbes Leben lang. Obwohl ihre Beziehung schon mal wesentlich enger und intensiver gewesen war, kam er doch immer noch nicht gänzlich ohne sie aus. Wusste sie gerne in erreichbarer Nähe.
Sie war immer für ihn da. Immer für seine Hände bereit. Egal, wer auch immer in sein Leben treten würde, sie würde immer an ihrem zugewiesenen Platz seiner harren.
Sie war nicht sonderlich groß. Nicht sehr auffällig, denn sie war leicht zu verbergen hinter Stoff, Fassaden oder geschickten Worten.
Früher hatte er sie oft gebraucht. Dann hat er sie getragen wie ein Stützkorsett, das ihn zusammen und aufrecht hält. Da hat er ihre Macht und Abhängigkeit gespürt.
Sie hatten sich zu einer Nutzgemeinschaft zusammen getan, weil SIE alleine unbrauchbar war und ER dieses Gefühl der Macht wollte; ER sehnte sich danach, nicht (mehr) angreifbar, nicht ohnmächtig zu sein.
Sie war nichts ohne ihn.
Aber er: Was oder Wer war er ohne sie?
Was wollte er sein?
Was konnte er sein?

Langsam und bedächtig bekleidet er sie wieder mit ihrem Holster; lösen sich seine Gedanken wieder aus der Geschichte.
Er kann sie ablegen. Braucht das Korsett nicht mehr.
Er braucht sie nicht mehr!!!
Er braucht sie nicht!
Er braucht sie?!
Er braucht…
Er

 

Hm, ich seh das nicht so positiv wie Jo. Das Thema an sich finde ich ja ganz interessant, aber ich mag es grundsätzlich nicht, wenn Gegenstände personifiziert werden, so dass der Leser zunächst im Glauben gelassen wird, es handele sich um einen Menschen. Das hat was von ... billiger Effekthascherei. Im ersten Absatz (und auch noch in weiten Teilen danach) kann man unmöglich erahnen, dass es sich um eine Waffe handelt und genau das ärgert mich eher, als dass es mir gefällt.

Ginny

 

Danke ihr beiden!

Ich hatte schon befürchtet, auf gar keine Resonanz zu stoßen.... :confused:

Die Geschichte war ein erster Versuch, "professionell" zu schreiben. Würde halt gerne wissen, wie sie auf andere Geschichtenschreiber wirkt.

Freu mich über jedes feedback...
odyssea

 

Friedvolle Grüße

und auch von mir ein herzliches Willkommen auf KG.de.

Ich kann mich bei meiner Kritik weder Jo noch Ginny anschließen, sondern sehe mich zwischen ihren Meinungen. Ich habe nicht gleich gemerkt, dass es sich nicht um eine Frau handelt, das ein Gegenstand personifiziert wird, sehe ich aber nicht als Problem an.

Die Geschichte hat eine gute Grundidee, doch die Ausarbeitung ist zu dürftig, zu kryptisch. Ein paar mehr Informationen, eine klarere Herausarbeitung des Protagonisten ER könnte nicht schaden. So zum Beispiel die von Jo angesprochene Frage, warum er sich plötzlich von seiner Waffe trennen kann. Und warum er sie zuvor so dringen brauchte.

Eines würde mich aber mal interessieren - wie definierst Du professionelles Schreiben?

Kane

 

Hi Kane

Ja, vielleicht sollte ich mich nochmal an die Geschichte dran setzen und sie in den angesprochenen Punkten überarbeiten...
Könnte aber noch ein Weilchen dauern....

Aber dafür hab ich sie ja schließlich hier rein gestellt. Denn unter professionellem Schreiben verstehe ich u. a., die eigenen GEschichten von Leuten mit mehr Erfahrung und anderen Ideen "auseinander" nehmen zu lassen, und dadurch (hoffentlich) den eigenen Schreibstil zu verbessern.

Deshalb danke für deine Kritik
odyssea :)

 

Hallo Odyssea,

doch, nette Geschichte, und ich bin anfangs auch voll drauf reingefallen.
Aber die Frage, warum er die Waffe sein Leben lang gebraucht hat, hat sich mir garnicht erst gestellt, genausowenig, warum er sie jetzt ablegen kann.

>>ER sehnte sich danach, nicht (mehr) angreifbar, nicht ohnmächtig zu sein<<

Dieses "mehr" in Klammern hat für mich die Frage nach dem ersten warum geklärt. Entweder, er war früher in der Schule der berühmte Prügelknabe, oder er hatte irgendwann mal ein traumatisches Erlebnis, z.B. ist überfallen worden oder sowas. Nähere Begründung fand ich eigentlich nicht notwendig.

Und er löst sich ja garnicht so plötzlich von ihr.
>>Obwohl ihre Beziehung schon mal wesentlich enger und intensiver gewesen war, kam er doch immer noch nicht gänzlich ohne sie aus<<

Ich denke, dass es sich hier lediglich um das Ende eines längeren Prozesses handelt. Vermutlich hat er sich die Frage, was er ohne seine Waffe ist, schon länger gestellt, und hat halt wegen der Unsicherheit nicht den "kalten Entzug" mitgemacht, sondern langsam immer weiter versucht sich zu lösen.

Sehr schön gelungen finde ich das Spiel mit dem Satz "er braucht sie nciht mehr" am Ende, das ganz klar mit dem ER endet.. er ist frei, er ist ein Mann, auch ohne seine Waffe... und dennoch in diesem Prozess kurz nochmal die Unsicherheit "Er braucht sie?!"

Liebe Grüße,

Fee

 

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