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Errungenschaften

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13.09.2004
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Errungenschaften

In einer engen, zugigen Höhle irgendwo in den Gletschergebirgen auf Ardon V kauerten zwei Gestalten und zitterten vor Kälte. Die beiden Männer, sicherlich Wissenschaftler oder ähnliches, trugen nur dünne Metaplast-Anzüge, sicherlich praktisch in einem gut geheizten Labor, aber wertlos in der auf Ardon V vorherrschenden Schnee- und Eiswüste. Ein paar Kilometer von der Höhle entfernt stieg eine schmale Rauchsäule hinter einer gedrungenen Bergkuppe auf und markierte die Absturzstelle eines einst gut ausgestatteten Forschungsgleiters.

„Leidig.“, sagte der eine der Beiden, ein etwas stämmigerer Mann mit dunklem Vollbart und sich lichtendem, braunen Haaransatz. „Weist du noch, was das Ding gekostet hat? Und welche Vorträge zum sparsamen Wirtschaften man uns gehalten hat auf der Akademie?“ Er weiß mit der Hand nach draußen Richtung des Qualms.
Der andere nickte stumm.
„Und jetzt ist alles Schrott. Verdammter Reaktor. Ich wusste doch, dass wir auf das dritte Upgrade hätten warten sollen. Aber nein….“
Sein Begleiter nickte erneut und sagte wieder nichts.
„Na, ich hoffe, dass sie wenigstens unseren Notruf aufgefangen haben. Sie werden uns sicher bald holen.“ Er fröstelte. „Erbärmlich kalt, dieser Frostklumpen von einem Planeten.“

Endlich brach auch der zweite Wissenschaftler sein Schweigen. „Wir sollten uns ein Feuer anzünden, solange wir auf die Rettung warten. Sonst war das hier die letzte Forschungsmission.“
Er griff nach einem kleinen Packen auf dem „Notfallausrüstung“ stand und suchte darin nach dem zusammengeklappten Phasenheizer.
„Verdammt, sieh dir das an. Zerbrochen. Den können wir wegwerfen.“, stellte er schließlich mit einigem Ärger in der Stimme fest.

„Wir sollten anregen, solche Dinge bei zukünftigen Missionen besser zu verstauen. Diese Pfuscher in der Akademie sind wirklich zu nichts zu gebrauchen.“ Der bärtige Forscher tastete nach einem Stoffknäuel, das er schon seit einiger zeit als Rückenlehne benutzte. „Das hier sind glaub ich Decken oder so. Die müssten doch brennen. Und Steine gibt es auch genug, um einen Funken zu schlagen. Das sollten wir doch irgendwie hinkriegen.“
Er warf alles in die Höhlenmitte.

Sein Begleiter nickte wieder und fuhr sich mit der Hand durch den ergrauten Scheitel. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Feuer machen müsste wie einer aus der Steinzeit.“ Er begann, zwei herumliegende Steine kräftig aneinander zu schlagen.

„Weil du gerade die Steinzeit erwähnst, so wie auf diesem Planeten muss auch die letzte Eiszeit auf der Erde gewesen sein. Irgendwie unglaublich, das es die Menschheit trotzdem geschafft hat, zu überleben.“ Er kratzte sich am Bauch. „Langsam bekomm ich Hunger.“

Der Grauhaarige bearbeitete weiter die Steine. „Denk nicht immer an deinen fetten Bauch, irgendwann werden sie dir sowieso einen genetischen Appetitzügler einimpfen, bevor du platzt. Aber mit den Menschen, da hast du recht. Nicht umsonst nennt man uns die Krone der Schöpfung, nicht wahr?“

„Wir sind die Krone der Schöpfung. Und mein Bauch ist nicht fett, ich bin halt ein echter Genießer.“ Der beleibtere Wissenschaftler setzte ein schelmisches Grinsen auf. „Wenn man bedenkt, wie sich die Menschen von den Tieren abzuheben begannen. Zuerst lernten wir, das Feuer unserem Willen zu unterwerfen, dann kamen Keulen und Schwerter.“

„Ja, ja Keulen und Schwerter. Was ist mit der Kultur, du Banause? Die Pyramiden, die hängenden Gärten, die Mona Lisa. All die Texte und Erfindungen, die Musik?“ Vor sich hin brummelnd schlug er weiterhin die Steine aufeinander. „Das alles ist dir egal, richtig?

Der Angesprochene grinste wieder. „Alter Mann, nimm das nicht zu ernst. Das alles ist Ewigkeiten her. Sieh uns an, wir sind in lichte Höhen geklettert, die niemand vor uns für Möglich gehalten hätte. Weist du noch, der erste Marsflug? Da war ich noch gar nicht auf der Welt, aber ich hätte es zu gerne gesehen.“

Sein Gegenüber strahlte ihn mit einem feinen, gedankenverlorenen Lächeln an. „Ja, ich kann mich erinnern. Ich war, glaub ich, sieben Jahre alt oder so. Es war so erhaben, sie haben alles live im Internet übertragen. Das gab’s damals noch.“ Der ältere Wissenschaftler schien sich in einer besonders angenehmen Erinnerung zu suhlen. „Red Mars! No Greens!“, rezitierte er anschließend die Titelzeilen einer der damaligen Tageszeitungen. „Da hat sich das menschliche Potential gezeigt, keine Frage.“

Der Bärtige dachte selber kurz nach. „Und was ist mit dem ersten Hyperraumsprung? Das war erst der Hammer. Das war mit Abstand die größte Leistung, die jemals vollbracht wurde. Ist kaum 30 Jahre her und jetzt überwinden wir 100 Lichtjahre in gerade mal einer Woche. Das ist was gewesen.“
Er bemerkte, wie es ihn immer stärker zu frösteln begann.

„Ha, ja, ich hab damals schon bei der ESA gearbeitet. Die Amerikaner haben sich bestimmt grün und blau geärgert darüber. Aber unser Quantenfenster war eben stabiler als ihres. Das war noch zur Zeit des Wettrüstens.“ Der Grauhaarige schlug die Steine nun schneller aneinander, denn auch ihm kroch die Kälte langsam in die Glieder. „Die ersten Kolonien auf Rubikon, oder der Solarschirm in der Tannenberg-Kolonie. Das waren noch Zeiten.“

„Ja, man kann mit Fug und Recht sagen, das die menschliche Zivilisation jegliches Hindernis beseitigt hat. Wir sind bereit, den Kosmos zu erobern!“, stimmte der Bärtige seinem Kollegen zu. „Und wir sind den Außerirdischen mit Sicherheit weit überlegen, wenn wir jemals welche treffen sollten.“ Er begann mit einer Aufzählung der irdischen Erfindungen der letzten 20 Jahre. „Plasmaschilde für Raumschiffe, Stringkommunikation, atomare Prozessoren für Computer, Terra-Net, die Mondkolonie, die Terraformer auf dem Mars….“

„… Nicht zu vergessen die Wetterkontrollstation auf den Malediven, die Raumwerft auf Io, die Iridiumminen im Asteroidengürtel, Bionische Gliedmaßen….“
Die Steine in seinen Händen schienen, etwas an Gewicht zuzunehmen, während er sie immer noch aufeinanderprallen ließ.

„.Ha, ja, und natürlich die Gedächtnisspeicherungen, die Züchtung erwachsener Klone….“ Ein wenig Stolz blitzte in den Augen des dicklichen Forschers. „Weist du, unsere Uhrahnen haben sich beim Anblick eines brennenden Baumes nach einem Gewitter vor Angst in ihre Höhlen verkrochen. Wir sind ihnen so überlegen, mit all unseren Fähigkeiten würden wir für sie wirken wie Gott.“

Der Alte nickte zuerst zustimmend, dann plötzlich wurde seine Miene starr und seine Augen suchten die Steine in seinen kältestarren Händen. „Weist du, in diesem Moment unterscheidet uns nur eins von den damaligen Höhlenbewohnern auf der Erde.“

Der Bärtige blickte verdutzt, bedachte die Felsenwände ihres Unterschlupfes mit einem zittrigen Nicken und zog wärmesuchend seine Beine enger an den Körper. „Ja, ich weiß. Eine Höhle. Und was ist jetzt in deinen Augen der Unterschied? Unser Intellekt?“

„Nein, entgegnete der Grauhaarige und die Steine polterten ihm aus den vor Kälte kraftlos gewordenen Fingern. „Sie wussten, wie man Feuer macht.“

Die Kälte wurde unerträglich.

 
Zuletzt bearbeitet:

Heyho Uklandor,

etwas umständlich geschrieben, aber die Pointe ist nett. Gefällt mir. Ebenso wie die Tatsache, dass du sie nicht einfach in den Raum wirfst, sondern dir Zeit nimmst, um sie einzuleiten. Sehr lobenswert.

Ein paar elementare Probleme, auf die du achten solltest:

Die beiden Männer, sicherlich Wissenschaftler oder ähnliches,

Goldene Regel: show, don't tell. Dass es sich um Wissenschaftler handelt, kannst du in den Dialogen viel schöner herausarbeiten. Dieser Einschub ist einfach nur plumb und lustlos.

aber wertlos in der auf Ardon V vorherrschenden Schnee- und Eiswüste

Ungelenk. Besser: "aber wertlos in den Schnee- und Eiswüsten von Ardon V".

„Leidig.“, sagte ...

Was ist "leidig"? Übrigens wird in der direkten Rede kein Punkt gesetzt, wenn du mit "sagte er" weitermachst. Also: "Leidig", sagte ...

einem kleinen Packen auf dem „Notfallausrüstung“ stand

Päckchen?

Sein Begleiter nickte wieder ...

Gib den beiden doch einfach Namen. So langsam werden diese Einleitungen lästig.

Er begann mit einer Aufzählung der irdischen Erfindungen der letzten 20 Jahre

Und noch einmal: show, don't tell.

Cheers

 

hoi wendigo :)

danke für deine beurteilung, klang sogar ein bissal nach lob *lechz*

ich hab mir lange überlegt, ob ich den beiden namen geben sollte, aber ich bin ein grottenschlechter namenserfinder, da hab ichs gelassen.... mir sind allerdings schäön langsam die umschreibungen ausgegangen für die beiden...

das mit "show, don't tell" werd ich mir merken, das ist eine sehr gute stilistische idee :)

( ich bin ja erst anfänger, wra meine zweite kurzgeschichte überhaupt )

ich denke packen ist richtiger, weil es kein geschlossener behälter ist, sonder eigentlich ein zusammengeschnürtes bündel mit allerlei sein soll, auf dem irgendwo ( auf einem ettiket z. B. ) zu lesen steht: "Notfallausrüstung"

danke nochmal für die aufrichtige kritik :)

 

ich hab mir lange überlegt, ob ich den beiden namen geben sollte, aber ich bin ein grottenschlechter namenserfinder, da hab ichs gelassen

Nenn sie wegen mir John und Bill - ist auf jeden Fall besser, als diese ständigen, umständlichen Umnschreibungen.

ich denke packen ist richtiger, weil es kein geschlossener behälter ist, sonder eigentlich ein zusammengeschnürtes bündel mit allerlei sein soll, auf dem irgendwo ( auf einem ettiket z. B. ) zu lesen steht: "Notfallausrüstung"

Und ich denke, dass "Packen" höchstens in einem Dialog angebracht ist, da sehr flapsig und umgangssprachlich. Wenn dir "Päckchen" nicht gefällt, dann mach einen "Beählter" oder ein "Paket" draus. Aber "Packen" ist schrecklich ...

ich bin ja erst anfänger, wra meine zweite kurzgeschichte überhaupt

Gerade dann ist sie wirklich in Ordnung. Darfst ruhig noch ein paar schreiben ... ;-)

 

@wendigo

Ungelenk. Besser: "aber wertlos in den Schnee- und Eiswüsten von Ardon V".
Ja ja, der Dativ ist dem Genitiv sein Tod :)

@uklandor
Ich wird 's so lassen (siehe oben)

Gerade dann ist sie wirklich in Ordnung. Darfst ruhig noch ein paar schreiben
Dem kann ich zustimmen. :)

Zwar ist die Geschicht nicht umwerfend neu, spannend, witzig , beliebige andere Adjektive hier einsatzen aber doch recht unterhaltsam.

Auch hat mir die Pointe gefallen. Die worte, die du deinen Prots in den Mund legst, rechnen schön mit der omnipräsenten Überheblichkeit ´der Menschheit ab. Gut gemacht :)

das mit "show, don't tell" werd ich mir merken, das ist eine sehr gute stilistische idee
Das ist nicht nur eine gute Idee für nebenbei, das ist die hier vorherrschende Schreibmaxime, die unbedingt beachtet werden sollte, um hier auf einen grünen Zweig zu kommen ;)


Textstelle:

Die beiden Männer, sicherlich Wissenschaftler oder ähnliches, trugen nur dünne Metaplast-Anzüge, sicherlich praktisch in einem gut geheizten Labor
das is zweimal sicherlich drinne. eines davon bitte entfernen.


mfg Hagen

 

Du kannst ja, wenn dir keine Namen einfallen, knackige Bezeichnungen für die beiden Wissenschaftler nehmen, wie z.B.
"der Alte"/"der Grauhaarige"
und "der Dicke"

aber nette Pointe, fand ich auch. Hat Spaß gemacht zu lesen :)

 

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