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Es geht mir gut

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03.11.2003
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Es geht mir gut

Es geht mir gut

Warum auch nicht, schließlich hatte ich gestern Abend, kurz bevor mir die Augen zufielen, nicht vergessen, den Wecker zu stellen, und die Kapazität seiner Batterien reichte aus, um so lange auf mein Gehör einzutrommeln, dass ich wach wurde.
Leider dauerte dieser Zustand nicht lange an, meine Gehirnströme flachten ab und plätscherten kurz darauf wieder leise schnarchend vor sich hin. Mit dem Gesicht, bequem auf der laminierten Bettkante gebettet und der Hand auf dem Wecker, sorgte ich dafür, dass die Beleuchtung des Ziffernfeldes einen Sonnenuntergang simulierte und zwar zeitlich synchron mit der Entladungskurve einer Varta – Batterie.

Zwei Stunden später.. ich habe es geschafft aus eigener Kraft aufzustehen und tapse benommen in der Küche herum. Weil mein Wecker, aus mir unerfindlichen Gründen während ich schlief, verlebt ist, suche ich die Zeit jetzt an der Wand. Es dauert ein wenig, bis sich meine Augen soweit justieren, dass ich die Uhr überhaupt erkennen kann und etwas später - das grelle Licht macht mir sehr zu schaffen, denn meine verbohrten Pupillen lassen immer noch viel zuviel davon in meinen hohlen Kopf fallen - erkenne ich die Stellung der Zeiger.
„Verdammt, 10 Uhr“, ich schlurfe am Garderobenschrank vorbei ins Bad. Nach einigen Schritten bleibe ich jedoch etwas irritiert stehen. Ich lege den Rückwärtsgang ein. Der Schrank ist innen wie außen verspiegelt, und aus dessen Facetten blickt mich der Hund von Baskerville an. Er hat ein blondes, stark zerzauseltes Toupet auf dem Kopf, welches aussieht, als hätte es die Strecke von Berlin nach Moskau an der Lauffläche eines LKW Reifens miterlebt. Auf seiner Wange heben sich zwei dicke, rote Striche deutlich vom eher blassen Teint ab und zwischen diesen kann man ebenso deutlich die Maserung von „Eiche rustikal“ erkennen. Ich hatte schon viele Bilder von Leichen auf einschlägigen Internetseiten gesehen, aber so übel war, glaube ich, noch keine zugerichtet. Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass ich morgens fast nie zum Scherzen aufgelegt bin und ich habe auch schon so´n Psychokram probiert aber es hilft nichts. Langsam gebe ich mich mit der Diagnose ab, ein klassischer Morgenmuffel zu sein. Nicht das es mir an Energie und Einfaltsreichtum gefehlt hätte, an diesem Zustand etwas zu ändern, nein, dass konnte man wahrlich nicht behaupten. Zum Beispiel habe ich versucht, mich, mit schönen Gedanken an Sonne und Sex sowie Sex in der Nacht, in die magische Stimmung zu bringen, von der in dem Buch „nie mehr Muffeln“ die Rede war, doch es nützte nichts. Warum musste mein Geldgeber auch die Arbeitszeit so ungünstig verteilen, dass sie genau in meine reguläre Schlafphase fällt? Und was, wenn meine kreative Phase nie geweckt wird weil sich meine derzeitige Schlafenszeit faul darüberbrezelt? Ich schüttele den Kopf und begebe mich völlig demotiviert und verärgert über mein Aussehen ins Badezimmer. Roboterartig beginne ich die Chipsreste von gestern Abend aus den Zähnen zu bürsten. Anschließend versuche ich noch schnell, mit Hilfe der sich von der letzten Gel - Aktion auf meinem Kopf befindlichen Wachsklumpen und etwas Wasser die Haare gleichmäßig zu verteilen, um weniger brutal aussehend die Wohnung zu verlassen.

Ich schlendere zu Straßenbahn, lächele, haue dem nächsten Passanten freundschaftlich aufs Kreuz und frage ihn warum er so ein Gesicht zieht, wo die Sonne doch so schön scheint. Frohlockend lasse ich ihn dann mit seinen Gedanken alleine und verrate ihm um keinen Preis „wie ich das nur mache“.

 

Hallo Mät,

das gelle Licht macht mir sehr zu schaffen,
grelle
Er hat ein blondes, stark zerzauseltes Toupet auf dem Kopf, welches aussieht, als hätte es die Strecke von Berlin nach Moskau an der Lauffläche eines LKW Reifens miterlebt. Auf seiner Wange heben sich zwei dicke, rote Striche deutlich vom eher blassen Teint ab und zwischen diesen kann man ebenso deutlich die Maserung von „Eiche rustikal“ erkennen.
Den Teil finde ich besonders gut gelungen.
Ingesamt eine lustige, wenn auch sehr kurze Geschichte.
Ja nicht anmerken lassen, dass man gar nicht so fröhlich ist, wie man tut. Die Idee ist toll. ;)
Habe mich gut unterhalten gefühlt. :D
Liebe Grüße, die Kürbiselfe Susie

 

Hi Kürbiselfe,
"gelle" hat mir die Rechtschreibprüfung nicht angekreidet und ist mir deshalb so rausgerutscht.
Toll, dass es dir insgesamt gefallen hat, obwohl ich die von dir hervorgehobene Passage eigentlich wegnehmen wollte, weil sie zu dick aufträgt.
Thank's für die schnelle Antwort

 

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