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Es ist der Hanno, den Susanne liebt

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19.03.2003
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Es ist der Hanno, den Susanne liebt

Es ist der Hanno, den Susanne liebt.

Es ist doch nur ein Kleid. Ein blaues dazu. Dennoch steht Susanne vor diesem Laden, drückt ihre linke Wange an das Schaufenster. Hört durch das Glas ein Wispern.

Es ist aus Seide. Kühl und glatt umschmiegt es die schmalen Schultern der Anziehpuppe und Susanne wünscht sich ebensolche Schultern.

Schultern, die einladen aufs Dekoltee zu schauen. Dorthin, wo ansehnliche fleischige Brüste aus dem Ausschnitt schwappen. Brüste, die es lieben angestarrt zu werden, weil Blicke sie liebkosen, sie anschwellen lassen.
So ein Kleid weiß, wie man eben solche Brüste macht. Die langen Bahnen des Stoffes verführen die Haut darunter, sich bloßzustellen, weil auch das ein oder andere überflüssige Pfund an den Hüften verzaubert wird.
Susanne liebt dieses Kleid. Ein Kleid, welches sie lieben würde.

Wenn sie es trägt, wird sie eine Prinzessin. Seine.
Susannes Mund spitzt sich zu einem Kuss und...?

Sie weicht von der Schaufensterscheibe zurück. Ein beschlagenes Oval wird immer kleiner.

Seit sie dieses Kleid entdeckt hat, bröselt Susanne ihre Welt weg.
All das Getöse der Hauptstraße hinter ihr verstummt. All das Gequatsche der Leute verzerrt sich, bildet eine Patina innerhalb eines Lidschlages.

Susanne weiß um diese Welt, ihre Traumwelt.

Dort wird Unaussprechliches wahr. Selbstverständlich findet ihr Mund die passenden Worte. Das, was sie gerade doch hätte sagen sollen, wenn sie eben nicht nur einfach Susanne gewesen wäre.

Die einfach nur Susanne sagt:

Dieses Kleid, wunderschön, ist nichts für mich.

Die Susanne aus dem Traum sagt:

Dieses Kleid, ich muss es haben. Es wurde nur für mich gemacht.

Alle sehen die Wandlung der Einfach Susanne in die Traum Susanne, als sie es überzieht.

Sehen ihre Lust am Leben, als ihre Brüste unter den schmalen Schultern aus den Ausschnitt schwappen und ihre Rundungen um die Hüfte appetitlich werden.

Die Traum Susanne schwebt in diesem Kleid über das Parkett, will gedreht werden von dem Mann im Anzug, dessen Gesicht noch nicht zu erkennen ist.

Mit jeder Berührung von Anzug und Kleid wird daraus: Hanno und Susanne.

Traum Hanno, Traum Susanne.

Denn Hanno liebt nicht die Einfach Susanne.

Von dem beschlagenen Oval ist nichts mehr zu sehen. Dort wo der Hugo Boss eine Puppe ziert, prangt fettig ein Kussmund auf Glas.

 

Hallo Goldene Dame,

nun ist deine Geschichte schon so kurz und ich rate dir trotzdem noch zum Streichen. ;)

Grundsätzlich finde ich deinen Traum von Susanne angesichts des Kleides gut erzählt. An einigen Stellen versuchst du es, für mein Gefühl, etwas philosophischer zu gestalten, als es nötig wäre. Das nimmt aber der Geschichte eher Tiefe, anstatt ihr welche zu geben.

Hört hin, durch das Glas, ein Wispern.
Vielleicht in einem Satz? Hört durch das Glas ein Wispern.
Sie spürt, wie die Normalität sie zurückholt.

Die Wände ihrer Welt, außerhalb ihrer Stimmungen, bauen sich wieder auf.

Diese beiden Sätze würde ich aus folgendem Grund weglassen. Du kehrst hinterher wieder zu der Traum Susanne zurück, deren Welt zerbröselt, beschreibst den Kontrast der beiden noch ausreichend. Dieser Hinweise bedarf es nicht.
Ihr Rückzugsgebiet.
Auch diese beiden Wörter würde ich deshalb weglassen. Traumwelten sind immer Rückzugsgebiete. Das bedarf keiner besonderen Erwähnung.
Das was sie eben doch hätte sagen sollen, wenn sie eben nicht nur einfach Susanne wäre.
Das, was sie gerade noch hätte sagen sollen, wenn sie eben nicht einfach nur Susanne gewesen wäre.

Hoffen wir, dass Hanno die Vorzüge der Einfach Sussane kennen- und schätzen lernt.

Lieben Gruß, sim

 

Lieber sim, vielen Dank für die Korrekturvorschläge. Du hast recht gehabt, so liest es sich viel angenehmer.

Lieben Gruß, Goldene Dame

 

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