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Fabian und der Magier

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15.09.2003
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Fabian und der Magier

„Die Erwachsenen sind weggezaubert, das Dorf gehört uns Kindern!“ Mit diesem Schlachtruf rannten Fabian und seine Freunde jeden Tag aus der Schule. Zugegeben: Weggezaubert waren die Erwachsenen nicht, aber um eine angenehme Vorstellung handelte es sich allemal.
In Wirklichkeit fuhren alle Eltern unter der Woche in die Stadt, um zu arbeiten. Natürlich gab es noch Jugendliche und alte Leute. Aber die hockten alle schwarz gekleidet und missmutig in ihren Zimmern, während sie draußen das beste Wetter zum Spielen vorüberziehen ließen.
Ein einfallsloser Mensch hätte vielleicht gesagt, dass in diesem winzigen Nest sowieso niemand Spaß haben konnte. Besonders groß war das Dorf wirklich nicht. Fabian umrundete es auf seinem Fahrrad in weniger als einer Viertelstunde. Jeder, der Fabian bei einer solchen Rundfahrt begleitete, erkannte aber sofort, was das Dorf Besonderes an sich hatte. Fabian erzählte von den Geistern, die in den leer stehenden Scheunen spukten. Er kletterte unter die Steinbrücke, wo ein listiger Kobold hauste, und suchte nach einem Schatz, der irgendwo in einem Rübenacker vergraben lag.
Fabian war der kleinste von allen, führte die nachmittäglichen Abenteuer trotzdem immer an. Nichts und niemand konnte ihn davon abhalten. Sollten die anderen doch sagen, dass das Spiel aus sei. Sollte die Sonne doch untergehen. Fabian machte alleine weiter. Sein strohblonder Kopf verschwand in einem Weizenfeld, wo die Gespensterjagd oder die Goldsuche so lange andauerte, bis er zu müde wurde und nachhause fuhr.

Seit Fabian in die Schule gekommen war, wurde er deshalb aber gehänselt – besonders von den älteren Kindern.
„Der schaut ja nicht mal Fernsehen.“, flüsterten sie.
„Glaubst wohl auch noch an das Christkind?“, lachten sie.
„Da kommt der Ritter auf dem Drahtesel!“, kreischten sie.

Manche der Kinder machten sich ohne Unterlass über Fabians Fantasie lustig. Dennoch waren auch sie hellauf begeistert, als ein Magier ins Dorf kam. Mit einem Mal vergaßen die Witzbolde, dass es so etwas wie Zauberei doch gar nicht geben konnte.
Der Magier stellte sein großes Zelt bei der Festwiese auf und lud zu einer abendlichen Vorstellung seiner unglaublichen Künste. Alle Kinder kamen, natürlich auch Fabian. Fabian war nur ein wenig über das Plakat des Magiers verwundert, auf dem sich dieser „Meister der Illusionen“ nannte. Fabian wusste nämlich nicht, was das bedeutete. Trotzdem setzte er sich mit überlegenem Grinsen in die erste Reihe. Gespannt wartete er darauf, dass denen, die ihn gehänselt hatten, Hören und Sehen verging.
Fabian musste jedoch lange warten. Als nichts passierte, wurde er schon ein wenig unruhig. Doch plötzlich gab es einen mächtigen Knall! Und gleich darauf breitete sich dicker Rauch auf der Bühne aus! Fabian dachte schon, dass der listige Kobold von der Steinbrücke die Bühne gesprengt hätte. Aus dem Rauch schälte sich dann aber ein Mann, der sich als „Mario der Magier!“ vorstellte.
Zuerst war Fabian ein wenig misstrauisch. Für einen Magier sah der Mann sehr ungewöhnlich aus. Er hatte keinen dichten grauen Bart oder ein weises Runzelgesicht. Seine Haut war von der Sonne gebräunt und seine zurückgekämmten schwarzen Haare glänzten im Licht der Scheinwerfer. Mario der Magier besaß auch keine passende Kleidung. Er trug einen schwarzen Frack und einen Zylinder, aber keinen Umhang, auf dem Halbmonde und Sterne abgebildet waren. So sah er aus wie ein Zirkusdompteur. Nach seinem ersten Zauber zweifelten aber weder Fabian noch der Rest des Publikums an seiner magischen Begabung.
„Wer möchte eine Rose?“, fragte Mario der Magier und zog zwei Papierblätter hervor. Er zerknüllte das Papier, riss Streifen ab und nach einigen flinken Handbewegungen hatte er eine papierne Rose in der Hand. Mit einem strahlenden Gesicht hielt er sie hoch als wäre das schon ein großes Kunststück gewesen. Ein unzufriedenes Murren ging durch das Publikum. Als Mario der Magier das bemerkte, nahm er die Rose zwischen Zeigefinger und Daumen seiner linken Hand. Mit dem kleinen Finger seiner anderen Hand berührte er unten sachte den Papierstengel.
Auf einmal zischte es! Die falsche Blume ging in bunte Flammen auf und war plötzlich eine richtige rote Rose. Mit offen stehenden Mündern wollten die Kinder schon applaudieren, da warf Mario der Magier die Rose hoch in die Luft. Einige sprangen von ihren Sitzen auf, um sie zu fangen. Das war aber kaum möglich, denn die Blume verwandelte sich im Flug in eine weiße Taube. Über die Köpfe der Zuschauer glitt der Vogel durch den Zelteingang ins Freie. Es blieb kurz still, bis die Kinder kräftig zu klatschen begannen.
Auch während der restlichen Vorstellung waren sie schlicht begeistert. Eines der kleinen Gesichter lachte und staunte besonders – nämlich das von Fabian. Nachdem der letzte Vorhang gefallen war, blieb Fabian als einziger sitzen. Er wollte Mario dem Magier ein paar Fragen stellen. Fabian musste nicht lange warten, da kam der Zauberer zurück auf die Bühne. Er trug keinen Frack mehr und suchte mit einer Hand irgendetwas in seinem Hemdsärmel.
„Entschuldigung, ... Herr Magier?“ Erschrocken fuhr Mario der Magier zusammen, wie wenn ihn eine Hexe mit ihren knochigen Fingern auf der Schulter berührt hätte.
„Was machst du noch hier? Die Show ist vorbei!“
Ein wenig verunsichert fuhr Fabian fort: „Ich bin noch da, weil ich ihnen sagen möchte, wie toll das Ganze war. Außerdem hätte ich gerne gewusst, ob sie noch andere Zaubersprüche können.“ Mario der Magier blähte seine Brust auf als wäre ihm gerade ein Orden verliehen worden. „Selbstverständlich kenne ich noch weitere Zaubersprüche.“ Fabians Augen leuchteten auf. „Können sie einen Kobold sichtbar machen?“ Die glatte Stirn des Magiers zog sich in Falten. „Also ... nein. Tut mir leid, das gehört nicht zu meinem Repertoire.“ Fabian kannte das Wort Repertoire zwar nicht, aber er fragte trotzdem weiter: „Aber sie können doch Sterne vom Himmel holen?“ Verwundert antwortete Mario: „Nein, das ist auch keiner von meinen Tricks.“
Das Strahlen in Fabians Augen erstarb. Seine Mundwinkel zogen sich herab so als hingen Bleigewichte daran. Ungläubig fragte Fabian: „Tricks? Das ist nicht echt?“ Mario der Trickser lachte auf: „Ja, was denn sonst. Ich bin ja der Meister der Illusionen.“ Fabian wusste auch nicht genau, was das bedeutete. Aber ihm war klar, dass Mario nur eines sein konnte.
„Du bist ein Betrüger!“, rief Fabian und stürmte davon. Er war so wütend, dass er gar nicht erschrak, als die weiße Taube von vorhin nur wenige Zentimeter über seinem Kopf zurück ins Zelt flog. Kurz drehte er sich um und sah, wie der Vogel neben Mario dem Betrüger landete. Der Meister der Illusionen schaute nun nicht mehr so selbstsicher drein. Verdutzt blickte er Fabian hinterher. Aus dem Ärmel, in dem er vorher etwas gesucht hatte, ließ nun eine rote Rose ihren Kopf hängen.

Am nächsten Tag war das Zelt von Mario verschwunden. Mit ihm schien ein Teil von Fabian das Dorf verlassen zu haben. Ab jetzt gab es unter der Steinbrücke nur noch Schlamm, in den Scheunen nur Staub und in den Äckern waren höchstens Steine begraben.
Die Spottreden über Fabian hielten sich noch einige Zeit. Bald merkten sogar die unverbesserlichsten Spaßvögel, dass es sich nicht mehr lohnte, Witze auf seine Kosten zu machen. Es war kaum reizvoll, jemandem den Spitznamen Märchenonkel zu geben, der gegen diese Flunkergeschichten nur noch Groll hegte. Früher kannten sie einen Fabian, der Märchen so erzählte als hätte er sie selbst erlebt. Jetzt sagte er dazu lediglich: „Märchen sind dumm und falsch. So etwas gibt’s nicht!“
Draußen im Freien hatte ihn auch schon lange keiner mehr gesehen. Viele der Kinder vermissten ihn. Vor allem vermissten sie die Abenteuer, die sie mit ihm erleben durften. Ohne Fabian zog sich die Zeit dahin wie Sirup in einer Sanduhr. Es gab zwar keine Erwachsenen im Dorf, aber leider nutzten die Kinder das nicht mehr aus.

Die Wolken der Langeweile lösten sich erst auf, als nach ein paar Monaten Mario wieder im Dorf auftauchte. Fast alle Kinder besuchten erneut das große Zelt, da es nichts Aufregenderes zu tun gab. Nur Fabian blieb zuhause und starrte immer noch tief enttäuscht an seine Zimmerdecke.
Enttäuscht war auch das Publikum der Abend-Vorstellung. Der stolze Meister der Illusionen musste deshalb sogar seine Show viel früher als geplant beenden. Die Kinder ließen sich kaum begeistern und waren schließlich einer nach dem anderen gegangen. Mario stand irgendwann alleine in seinem Zelt. Verblüfft setzte er sich an den Bühnenrand. Er dachte darüber nach, was schief gelaufen sein konnte. Gedankenversunken stützte er seinen Kopf mit der Hand ab, da stach ihn plötzlich etwas in den Arm.
Mario hatte bei der Rose für seinen Tauben-Trick einen Dorn übersehen. Ärgerlich zog er die Blume aus seinem Ärmel, er hätte sie am liebsten mit einem bösen Blick in Flammen aufgehen lassen. Mario war nicht nur auf die Rose wütend, sondern auch auf sein Publikum. Dann dachte er plötzlich an Fabian. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass er ganz allein am heutigen Misserfolg schuld war. Sein letzter Auftritt hatte offensichtlich doch schlimmere Folgen gehabt, als er angenommen hatte.
Mario musste den angerichteten Schaden wieder gut machen – nicht wegen seinem Ruf, vielleicht ein bisschen wegen seinem Gewissen, aber am meisten, weil er nicht wollte, dass seine Zuschauer mit betrübten Gesichtern durchs Leben gingen.

Mario der Reumütige verließ sein Zelt und fragte die heimtrottenden Kinder auf der Straße: „Wo lebt der Junge, der noch an die Zauberei glaubt?“ Sie wussten nicht, wen er meinte. Mario überlegte kurz und sagte: „Wo lebt der Junge, der früher an die Zauberei geglaubt hat?“ Den kannten sie. Sie führten Mario den Suchenden durch die Nacht, zeigten ihm das Haus von Fabian und auch welches sein Zimmer war.
Fabian schreckte hoch, als er es von draußen an seinem Fenster klopfen hörte. Langsam erhob er sich aus seinem Bett. Während er zum Fenster schlich, spukten mit einem Mal wieder alle Geister durch seinen Kopf, die er früher so gerne gejagt hatte. Er ging in die Hocke und kroch weiter. Vorsichtig spähte er über den Fenstersims und erblickte ... nichts weiter als Mario den falschen Magier.
Fabian wollte gar nicht das Fenster öffnen. Da machte Mario eine Handbewegung und es ging von selbst auf. Zuerst folgte Fabian überrascht dem aufschwingenden Fenster. Dann sprach er verächtlich: „Wieder nur ein Trick!“ Mario achtete gar nicht darauf: „Komm heraus, ich will dir etwas zeigen.“
Nachgiebig fragte Fabian: „Kann ich auch am Fenster stehen bleiben?“
„Bitte, wie du willst. Sieh einfach nur her. Heute werde ich dich mit einem Zauber erfreuen, den mich einer der größten Magier der Welt gelehrt hat.“
Unbeeindruckt stützte Fabian seinen Kopf am Fensterbrett ab. Inzwischen hatte sich Mario die Mülltonne vom Gartentor geholt. Er kletterte auf sie. Würdevoll sah er auf Fabian herab als stünde er im Rampenlicht einer prächtigen Bühne.
„Willst du Sterne haben?“
Er legte seine Hand über einen Teil des Nachthimmels. Fabian sah wie ein oder zwei der leuchtenden Punkte zwischen den gespreizten Fingern funkelten. Mario schloss die Finger. Es wirkte so als hielte er die Sterne fest. Er bewegte seine Hand und die Sterne folgten ihr. Feierlich nahm er seine Hand wieder herunter.
„Et voila!“
Fabian blickte zu dem Teil des Himmels, wo sich die Sterne am selben Platz wie zuvor befanden. Fabian schüttelte den Kopf, Marios breitem Grinsen zum Trotz. Dieser jedoch griff noch einmal in den Himmel. Nun schloss er die Hand um die Himmelslichter. Wie zuvor nahm er seine Hand herunter.

Und tatsächlich: Sie waren verschwunden.

Mario, der anscheinend doch ein Magier war, stieg wie ein König herab von der Mülltonne. Feierlich schritt er zum Fenster. Er nahm ein Säckchen aus schwarzem Samt aus seiner Tasche und wollte gerade den Inhalt aus seiner Hand hineinleeren.
„Sie wünschten ein paar Sterne. Hier bitte, mein Herr!“
Verwundert stieß Fabian hervor: „Halt! Ich möchte sie einmal sehen!“
Da öffnete Mario der Magier seine Hand, in der die Sterne auf seiner Haut glühten als stünden sie am Himmel. Er wartete, bis sich Fabian satt gesehen hatte. Dann ließ er sie in das schwarze Säckchen gleiten. Mit einer Kordel band er es zu und machte einen Knoten hinein.
Fabian nahm es an sich. Ungläubig betrachtete er das Säckchen, während er es in seiner Hand wog. Er blickte auf, um sich zu bedanken. Doch Mario der Magier war verschwunden. Glitzernder Sternenstaub lag auf der Wiese, wo er gestanden hatte. Fabian sah ihn nie wieder.
Seit dieser Nacht trug Fabian immer das samtene Säckchen bei sich. Je älter er wurde, desto mehr Menschen fragten ihn danach.
„Was hat es mit dem Säckchen auf sich?“
„Ein Zauberer hat mir Sterne vom Himmel geholt und sie hineingetan.“
Darauf forderten sie: „Das will ich sehen!“
„Tut mir Leid. Du musst dich schon mit meinem Wort begnügen.“
Doch sie blieben immer hartnäckig: „Warum machst du den Sack nicht auf, damit wir uns vergewissern können, ob Sterne drin sind?“
Fabian wollte das Säckchen aber nicht mehr öffnen, denn es hätte sich ja als ein weiterer gemeiner Trick herausstellen können. Deshalb dachte Fabian lange nach: „Was könnte ich ihnen sagen, damit sie nicht mehr das Innere des Säckchens sehen wollen?“ Zu einer Zeit, als Fabian selbst schon Kinder hatte, fand er eine Antwort.
Er sagte: „Stell dir mal vor, ich löse den Knoten und der Sack ist leer. Was kannst du dann schon jemand anderem erzählen? Doch nur so etwas wie: Hör zu, ich habe Fabian getroffen, der hat mir einen leeren Sack gezeigt.
Löse ich den Knoten aber nicht, kannst du sagen: Hör zu, ich habe Fabian getroffen. Er hat einen Sack bei sich. Ein Magier hat da Sterne vom Himmel hineingetan.“
Die einen antworteten: „Dann halten mich die Leute ja auch für einen Spinner, wie du einer bist!“ Sie gingen lachend weg und verbreiteten böse Geschichten von diesem Fabian, der doch so seltsam war. Die anderen jedoch sagten gar nichts. Sie schenkten Fabian ein Lächeln und schwiegen.

 

hallo markus!
ich finde, dir ist die geschichte recht gut gelungen.
trotzdem hab ich einen klitzekleinen flüchtigkeitsfehler gefunden, den ich dir gerne schreiben will:

„Ich bin noch da, weil ich ihnen sagen wollte, wie toll das Ganze war.
das ihnen wird großgeschrieben....

und:

Tut mir leid, das ist nicht in meinem Repertoire.
meinst du, dass die kinder wissen was "Reportoire" ist?
ich würde mir da ein anderes Wort überlegen!

ansonsten ist mir eigentlich nichts so gleich aufgefallen.

mfg
musicjane

 

Danke für dein Kommentar!

Habe den Fehler bei der Anrede sofort korrigiert.

Zu deiner zweiten Bemerkung:

Mich würde interessieren, was andere Leser dazu sagen.

Vorläufig finde ich es passend. Fabian kennt das Wort "Repertoire" nicht, genauso wie ihm ein "Meister der Illusionen" unbekannt ist. Das sind Künstlerbegriffe, die in Zusammenhang mit wahren Zauberern nicht vorkommen.

Wenn es aber wirklich beim Lesen irritieren sollte, kann ich die Stelle ändern.

mfg,
Markus

 

Hi Markus,


Deine Geschichte hat mir ziemlich gut gefallen. Oder nein, nehmen wir lieber ein "ganz". Und ich würde einfach "gut" schreiben, aber total zufrieden bin ich mit ihr nicht. Sie hatte für mich zu viele Dellen und Kanten, zu weilen für Kinder ziemlich ungeeignete Sprache, und manche Stellen müssten einfach ausgebessert werden...

rief Fabian immer, wenn er mit seinen Freunden aus der Schule gerannt kam (sonst hieße es "als ... kam")

alle Eltern unter der Woche in die Stadt => "unter der Woche" nicht kindersprachlich.

in ihren Zimmern und ließen das schöne Wetter

das Dorf wirklich nicht: (Doppelpunkt) Fabian

Obwohl Fabian der Kleinste von allen war, führte er die nachmittäglichen Abenteuer an. Nichts und niemand hielt ihn zurück. Sollten die anderen doch sagen, das Spiel wäre aus; (Semikolon) Sollte die Sonne doch untergehen - (Gedankenstrich) Fabian machte alleine / oder: auch alleine weiter. Sein strohblonder Kopf verschwand im Weizenfeld (Unbestimmtheit verwirrt hier), wo die Suche nach dem Gespenst oder dem Gold so lange dauerte, bis er zu müde wurde und auch nach Hause fuhr.

Seit die Schule angefangen hatte, wurde Fabian deswegen aber gehänselt.
„Hast du gehört, der schaut nicht mal Fernsehen,“ flüsterten sie.
„Glaubst wohl auch noch an das Christkind,“ sagten sie.
„Da kommt der Ritter auf dem Drahtesel,“ kreischten sie.

Schöne Triade! Meine Lieblingspassage Nr. 1.

Die anderen machten sich aber nur solange lustig, bis zum ersten Mal ein Magier in ihr Dorf kam Dann nicht mehr? Widerspricht sich mit einer kommenden Passage.

Er hatte keinen dichten, (Komma) grauen Bart

Der Magier besaß anscheinend auch keine passende Kleidung, da überflüssig

zweifelte aber niemand mehr an seiner magischen Begabung - "keiner" ist umgangssprachlich und passt nicht zu Deinem übrigen Stil.

riss Streifen ab, ("und" ist zeittrennend, daher Komma) und nach einigen flinken Handbewegungen

Mit dem kleinen Finger seiner Anderen Hand, denn "Hand" ist schon klar, kann gestrichen werden.

Die falsche Blume ging in bunte Flammen - Das die Blume falsch ist, brauchst Du deinen Lesern nicht unter die Nase reiben.

Hier fehlt mir irgendwie ein ... die Kinder schon applaudieren, aber da warf der Magier die Rose hoch in die Luft...

Warum fächerst du das folgende in Absätzen auf, das gehört doch zusammen?: Einige sprangen von ihren Sitzen auf, um sie zu fangen. Das war aber kaum möglich, denn die Blume verwandelte sich in eine weiße Taube...

Auch von der restlichen Vorstellung[/b]

blieb Fabian als Einziger sitzen

Fabian musste nicht lange warten, da kam... - Zwischen langen und kurzen Sätzen so zu wechseln ist nämlich nicht gut.

Erschrocken fuhr er zusammen, wie wenn ihn eine Hexe mit ihren knochigen Fingern auf der Schulter berührt hätte - ja, bildliches Erzählen schön und gut, aber nicht mit dieser Priorität. "wie wenn"- und andere Vergleichfloskeln würde ich kurz und stichig halten.

Ein wenig verunsichert fuhr Fabian fort. Eben hat doch der Zauberer gesprochen. "Fortfahren" passt meines Erachtens nur in Einschiebungen innerhalb desselben Sprechparts.

...Repertoire zwar nicht, aber er fragte... - die Struktur des ersten Teilsatzes ist einfach genug, da brauchst du das Subjekt nicht wieder aufgreifen.

„Tricks? Das ist nicht echt.“ Kein Fragezeichen?

Aus seinem Ärmel ließ eine Rose... - Wieder: Für Unbestimmtheit ist diese Information "Aus Ärmel" nicht wichtig genug.

Mit ihm schien ein Teil von Fabian gegangen zu sein. - Das weist auf eine Freundschaft bis zum Schluss und einen schweren Abschied hin, was ja nicht so ist. Ich würde das streichen.

Ab jetzt gab es unter der Steinbrücke nur noch Schlamm, in den Scheunen nur Staub und in den Äckern waren höchstens Steine begraben.
Wow! Meine Lieblingspassage Nr. 2.

Die Spottreden über Fabian hielten sich noch einige Zeit. Solche Dinge vergehen nie schnell. (da eigentlich unnötig) Doch bald merkten sogar die unverbesserlichsten Witzbolde, dass sie sich über einen anderen Fabian lustig machten. Hier würde ich einen Vorher/Nachher-Kontrast einflechten. Der Fabian, der mit ... keineswegs für wahr kann trotzdem bleiben.

Leider nutzten das die Kinder nicht mehr aus. - das "das" nach "Kinder" ist invertierte Wortstellung und erfährt dadurch eine zu starke Betonung. - Meines Erachtens.

Wie Sirup in einem Stundenglas zog sich die Zeit dahin. - Ich frage mich, wie alt der Leser/Zuhörer sein muss, um diesen Vergleich zu verstehen.

Die Langeweile machte Rast im Dorf und blieb, bis der Magier wieder in das Dorf kam. (Wiederholung; => "wiederkam" zusammengeschrieben; zusätzlich vielleicht "eines Tages"). Alle Kinder besuchten sein großes Zelt des Magiers. (Wiederholung) Nur Fabian blieb zu Hause. Macht's einen Tick spannender: Er starrte die Decke an, genauso wie noch vor einem Jahr.

Es war überhaupt das erste Mal, das so etwas passiert war. - Was denn?

Er fragte die Heim trottenden Kinder...

„Wo lebt der Junge, der noch an die Zauberei glaubt?“
Sie wussten nicht, wen er meinte. Der Magier überlegte kurz.
„Wo lebt der Junge, der früher an die Zauberei geglaubt hat?“
Den kannten sie. Sie führten den Magier durch die Nacht, zeigten ihm das Haus von Fabian und auch welches sein Zimmer war.

Wahnsinn! Meine Lieblingspassage Nr. 3.

Er ging in die Hocke und schlich im Entengang(?) weiter. Vorsichtig spähte er über den Fenstersims und erblickte ... eine durchscheinende Gestalt, die aussah wie ein verwundeter Soldat? - Wieso das? Warum nicht einfach "den Magier", wo doch nach einem Dreipunkt in dieser Funktion sowieso nur ein einfaches Wort hinpasst. Außerdem würde ich ungern einen Zauberer mit einem verwundeten Soldaten vergleichen wollen, auch nicht mit einem nachfolgenden "Nein! ...".

Fabian wollte gar nicht das Fenster öffnen. Empfehlung (verstärkend): Doch da machte der Magier eine Handbewegung und es ging von selbst auf. Zuerst folgte Fabian überrascht dem aufschwingenden Fenster. Dann sprach er verächtlich zu dem Magier.
„Wieder nur ein Trick!“
Der Magier sagte nur: „Komm heraus, ich will dir etwas zeigen.“
Nachgiebig fragte Fabian: (Doppelpunkt) „Kann ich auch am Fenster stehen bleiben?“

Unbeeindruckt stützte Fabian seinen Kopf am Fensterbrett ab. Besser: Der Magier holte sich die Mülltonne vom Gartentor und kletterte hinauf.

„Willst du Sterne haben?“
...
Und tatsächlich: Sie waren verschwunden.

- Prima! Der Erfolg des zweiten Versuchs. Eine kleine Warnung vor zu schneller Aufgabe so ganz nebenbei, das ist richtig gut.

Er stieg wie ein König herab von der Mülltonne und schritt zum Fenster. Er nahm ein Säckchen aus schwarzem Samt aus seiner Tasche und wollte gerade den Inhalt aus seiner Hand hineinleeren(?).

Er wartete, bis sich Fabian sattgesehen hatte. - "Nein, einer wie Fabian würde sich daran nicht satt sehen", würden manche gewiss denken.

Fabian sah ihn nie wieder. - Das passt sehr gut.

sobald Fabian ihnen Folgendes sagte: (Doppelpunkt) "...
Die einen antworteten: (Doppelpunkt) "...

Schöne Moral, wenn ich mich auch frage, wie Fabian dazu gekommen ist. Bisher hat er mir zwar den Eindruck eines überaus phantasievollen, spitzbübischen Kerlchens gemacht, jedoch nicht eines besonders Weisen. So eine Moral wie diese hätte ich - ehrlich! - höchstens vom kleinen Prinzen erwartet. So oder so ähnlich hast du Fabian aber nicht aufgebaut und daher wirkt diese Moral aus seinem Munde unglaubwürdig. Vielleicht hilft es da einfach einzuflechten, dass sie Fabian erst nach einigem Grübeln bewusst geworden ist.

Soweit, sogut. Alles in allem habe ich Deine Geschichte gerne gelesen und bin mir sicher, dass sie auch vielen Kindern gefallen wird - nach der hoffentlichen Überarbeitung bestimmt noch mehr.


Liebe Grüße, FLoH.


PS: Das mit dem "Repertoire" würde ich so lassen, da der Protagonist ja selbst beteuert, dass er es nicht kennt. Ergo fällt auch den Lesern/Zuhörern ein Stein vom Herzen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo floh,
vielen Dank für deine ausführlichen Korrekturvorschläge.

Das ist meine erste Geschichte für Kinder. Ich freue mich sehr über jedes hilfreiche Kommentar. Vor allem, wenn es so genau geschrieben ist und sichtlich viel Mühe dahinter steckt, wie bei deinen Anmerkungen.

Ich habe sie gleich zu einer vorläufigen Überarbeitung herangezogen. Die Geschichte werde ich sicher noch einmal gründlich redigieren. Dazu warte ich aber meistens ein Monat, schreibe oder korrigiere in der Zwischenzeit andere Texte. Aber selbst, wenn ich einige Distanz zu einer Geschichte gewinne, entgehen mir manche Dinge.

Damit meine ich aber nicht die Flüchtigkeitsfehler, die dir aufgefallen sind. Das sollte mir nicht mehr passieren.
(Schande über mein Maturantenhaupt!)

Nochmals: Herzlichen Dank :)

mfg,
mg

 

Lieber Markus,

Deine Geschichte hat mir sehr gefallen. Sie ist ein Loblied auf einen Jungen, der an Wunder glaubt, diesen Glauben verliert und ihn wiederfindet. Solche Kinder, solche Menschen brauchen wir.

Ich liebe den Fabian aus dem Anfang Deiner Geschichte, der nicht fern sieht, sondern draußen spielt und herrliche Abenteuer mit den anderen Kindern erlebt.

Ich fühlte die Enttäuschung des Jungen, der lernen muss, dass es keine echte Zauberei gibt, sondern nur billige Tricks.

Und ich war dankbar dafür, dass es dem Magier gelingt, Fabian aus seiner Verzweiflung herauszuziehen, indem er ihm die Sterne vom Himmel holt.

Ich hätte auch gern ein kleines, schwarzes Samtsäckchen mit einem echten Stern, welches ich nie-, nie-, niemals öffnen würde.

Noch eine kleine Bemerkung: Worte wie Repertoire oder Illusion dürfen gerne in einer Kindergeschichte vorkommen. Wenn ein Kind sie noch nicht kannte, so kennt es sie nach dem Lesen der Geschichte, es hat also, ganz nebenbei, etwas gelernt :D.

Zwei Bemerkungen:
"Außerdem wollte ich wissen, ob sie (Sie groß) noch andere Zaubersprüche können.“" Das ist Dir glaube ich noch ein oder zweimal passiert, vielleicht kannst Du noch mal nachschauen?

"Fabian kannte das Wort Repertoire zwar nicht, aber fragte trotzdem weiter." --> ich finde es klingt besser, wenn Du schreibst "fragte aber trotzdem weiter."

Liebe Grüße
Barbara

 

Hallo,
vielen Dank für dein Lob.

Deine Korrekturvorschläge habe ich gleich beherzigt.

Mir gefällt es sehr Geschichten für Kinder zu verfassen. Ich kann mich täuschen, aber der Leser merkt, so glaube ich, dass ich Spaß beim Schreiben hatte.

mfg,
Markus

 

Hi Markus,

mir hat die Story ebenfals sehr gut gefallen. Zeigt sie den Kindern doch, dass sich sich letztendlich lohnt an das ungewöhnliche zu Glauben.

Was mich etwas stört, ist dass Fabian nach der enttäuschung mit dem Magier gar nicht mehr nah draußen geht. Es ist ja in Ordnung, dass er den Glauben an Zauberei verliert, muss er deswegen aber seinen Lebensmut verlieren und sich ein ganzes Jahr verkriechen. Ich denke es hätte besser gepasst, wenn er sein Verhalten zwar grundlegend verändern würde, aber trotzdem den Kontakt mit den Anderen Kindern aufrecht erhalten würde. Du könntest dann an einigen Beispielen zeigen, wie sich Fabian verändert hat.


Bald bemerkten sogar die unverbesserlichsten Witzbolde, dass sie sich über jemand anderen lustig machten.

Bei diesem Satz kam ich irgendwie ins Stocken. Sie machen sich ja nicht über jemanden Anderen lustig, sondern über jemanden der sich völlig verändert hat.
Wie wäre es mit

Bald bemerkten sogar die unverbesserlichsten Witzbolde, dass sie sich über jemand anderen lustig machen sollten.

oder

Bald bemerkten sogar die unverbesserlichsten Witzbolde, dass es keinen Spass mehr machte, Witze über Fabian zu machen.


Insgesamt eine gelungene Story.:thumbsup:

Gruß
Jörg

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jörg,
den Vorschlag, dieses eine triste Jahr ein wenig mehr Detail zu verleihen, werde ich sicher beherzigen, sobald ich den Text überarbeite.

Derzeit bin ich mit Arbeit überbelastet: Vorbereitung für eine Lesung am Freitag, Zimmer neu streichen und neu einrichten, Abgabetermin Wettbewerb (*eh scho wissen*) nächsten Mittwoch, ... höre besser auf sonst wird dieser Beitrag in den Jammer-Thread verschoben.

Übrigens: Ich habe den einen Satz überarbeitet, der dir aufgefallen ist.

Fabian hatte sich verändert. Die Spottreden über ihn hielten sich zwar noch einige Zeit. Bald merkten sogar die unverbesserlichsten Witzbolde, dass es sich nicht mehr lohnte, Späße auf seine Kosten zu machen. Früher kannten sie einen Fabian, der Märchen so erzählte als hätte er sie selbst erlebt. Es war aber kaum reizvoll, einem Jungen den Spitznamen Märchenonkel zu geben, der gegen diese Flunkergeschichten nur noch Groll hegte.
„Die sind dumm und falsch. So etwas gibt’s nicht!“

OK?

mfg,
mg

 

Hi markus,
habe Deine Geschichte gelesen und gern gelesen.
Sie ist bestimmt für größere Kinder gedacht, denn ich glaube, die Kleinen verstehen den sinnvollen Hintergrund noch nicht so recht.
Es wäre schön, wenn sich jeder Mensch bis ins hohe Alter so ein kleines ungeöffnetes Säckchen bewahren würde.
Für die Überarbeitung sind mir nur noch ein paar Kleinigkeiten aufgefallen:

1. ... kleinen Finger seiner anderen.... (anderen wird klein- geschrieben, weil sich das Wort auf Hand bezieht)
2. Er fragte die heimtrottenden Kinder (Heim groß ist hier falsch)

Viel Spass bei den Änderungen und bei neuen Ideen wünscht
stauni :rolleyes:

 

Hallo Stauni!

Danke sehr, dass du die Geschichte gelesen hast.

Deine Änderungsvorschläge habe ich gleich in die Tat umgesetzt.

Wie bereits oben erwähnt, ist das meine erste Kindergeschichte.

Bei „Fabian und der Magier“ habe ich mir ursprünglich vorgenommen, eine Geschichte zu schreiben, die Erwachsene wie Kinder gleichsam unterhält. Ich werde mir dieses Prinzip bewahren, wenn ich es derzeit auch noch nicht gebührend umsetzen kann.

Gedacht ist der Text einerseits für Kinder, die in ein Alter kommen, in dem Märchen plötzlich nur noch als lächerlich und "kindisch" verschrien werden.

Andererseits richtet sich nach meiner ersten, gründlichen Überarbeitung die Moral am Ende auch an Erwachsene.

Ich würde Kinder aber nie unterschätzen. Schulkindern von 9-10 Jahren traue ich es zu, diesen Text zu verstehen - vermute ich einmal ...

Danke nochmals für deinen Kommentar,
Markus

 

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