Feierabend
Noch eine halbe Stunde. Wieder sah er auf die Uhr, nein, nur noch neunundzwanzig Minuten. Neunundzwanzig ganze, lange Minuten. Er gähnte. Arbeit machte müde. Er betrachtete seine Zimmerpflanze, die dem Wuchs nach schien, als wollte sie aus dem grauen Büro hinaus zur Sonne hin fliehen. Seufzend stand er auf, füllte die kleine Gießkanne mit Wasser und begann die Pflanze langsam und umsichtig zu gießen. Noch fünfundzwanzig Minuten. Tick-tack. Die Uhr ging ihm auf die Nerven. Zurück in seinem Drehstuhl starrte er vor sich hin, ehe eine Mücke seine Aufmerksamkeit erweckte. Er folgte ihr mit den Augen, aber bald wurde ihm schwindlig. Eine leichte Aufgeregtheit kam über ihn. Die Vorfreude auf den Feierabend. Endlich nichts mehr tun müssen und einfach die Seele baumeln lassen! Herrlich! Eine Viertelstunde noch. Daheim würde es jetzt wundervoll sein. Missmutig beäugte er den Stapel Akten, den er morgen noch erledigen musste. Es klopfte. Aufgeschreckt ließ er ein heiseres „Herein!“ hören und setzte sich gerade auf. Der Chef kam herein. Wie weit die Akten seien. Pflichtbewusst nickte der Büromensch und packte artig einige Akten in seine Tasche. Die werde er daheim nochmals genau prüfen. Er bekam sein Lob, der Chef ging. Schöner Feierabend. Noch zehn Minuten. Er konnte nicht mehr sitzen, also ging er in dem kleinen Zimmer auf und ab. Heizung abdrehen, Rollladen zu, Computer aus. Wo war der Schlüssel? Nach kurzem Suchen schloss er die Tür ab und ging, die Tasche unterm Arm, den Flur entlang. „Schönen Feierabend!“ Jedem, dem er begegnete, lächelte er zu. Noch fünf Minuten. Am Ausgang machte er kehrt und schlenderte zurück, den Flur entlang, mit einem ernsten und eiligen Gesicht. Noch zwei Minuten. Er bückte sich, band seine Schuhe. Punkt 16.00 Uhr verließ er das Gebäude und setzte sich ins Auto.
Daheim angekommen zog er seinen Anzug aus, schleuderte die Tasche in die Ecke und setzte sich in den Sessel. Zufrieden lächelte er. Endlich Feierabend. Einige Minuten blieb er so sitzen, dann wurde er unruhig. Er stand auf, ging in die Küche, schmierte sich ein Brot, setzte sich wieder in den Sessel. Es war so still, er schaltete den Fernseher ein. Ohne den Bildschirm wahrzunehmen, starrte er vor sich hin. 17.00 Uhr. Herrlich. Keine Arbeit.
Um 18.30 Uhr holte er die Tasche aus der Ecke, nahm die Akten, setzte sich an seinen Schreibtisch und begann die Akten zu kontrollieren. Gegen 22.00 Uhr ging er zu Bett, er musste ja ausgeschlafen zur Arbeit erscheinen