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Forschers Glück

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Beitritt
12.04.2007
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Forschers Glück

FORSCHERS GLÜCK,

FROSCHES LEID

Ein Märchen
mit leisen Anmerkungen im Anhang

"Die Wiesenkirche ist eine gotische Hallenkirche von überwältigender innerer Logik der Maße: weit, hell und klar; die Dienste steigen an den schlanken Säulen ohne Kapitell zu den Rippen, alte und gute Glasmalerei gibt die farbige Tönung zu dem weichen Grün des Steins". Theodor Heuss bei der Wiedereinweihung der Wiesenkirche am 15.10.1950

Unter der fettgedruckten Überschrift
„Sensationeller Nachweis des Hörsystems bei Spinnen“
findet sich in der Ausgabe der Blödzeitung vom 22. Mai 2007 der folgende, hier ungekürzt wiedergegebene Bericht:
“Freiburg. Dem Schüler M. (Name ist der Redaktion bekannt) aus dem westfälischen Soest ist im Rahmen des diesjährigen Wettbewerbs „Jugend forscht“ gelungen, woran ganze Generationen von Forschern sich die Zähne ausgebissen haben. Für den Nachweis, dass Spinnen mit ihren Beinen hören, erhielt er den ersten Preis in der Kategorie Biologie durch die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frau Dr. Schavan."

Eher zufällig als gezielt und methodologisch korrekt hat ein junger Mensch, der in Soest nahe St. Maria zur Wiese - der Wiesenkirche - wohnt, das Hörsystem der Spinnen entdeckt. Der praktizierende Christ M., dessen Verhaltensweisen und äußeres Erscheinungsbild keine Rückschlüsse auf perverse Neigungen zulässt, - leichtfertig und wie zur Rechtfertigung bemerkt der Volksmund in ähnlichen Fällen, wie von dem hier dargestellten, man könne einem Menschen nur vor’n Kopf gucken , und mancher Nachbar hätte sich den ordentlichen und unbescholtenen jungen Bürger durchaus für sein Kind als künftigen Ehegatten gewünscht, - dieser wohlgelittene Jungbürger hatte also einfach einem sadistischen Gefühl nachgebend einer gemeinen Hausspinne ein Bein ausgerissen. Seiner Aufforderung „Renn!“ folgte das arme Tier und versuchte, so schnell als es nur konnte auszureißen –

um genau in die Hand seines Peinigers zu rennen. Dessen Neugier war geweckt und unser junger Bekannter zupfte der armen Kreatur ein nächstes Bein aus, um festzustellen, dass sie seiner neuerlichen Aufforderung zu laufen folgte. Wieder und wieder wurde sie eingefangen und weiter verstümmelt. Wurd’ ihr befohlen zu laufen, so lief sie, wenn auch immer mühseliger und langsamer. Als das letzte Bein ausgerissen war, reagierte das Geschöpf auf den Ruf „Lauf!“ und die umfangreichere und ungeduldige Wiederholung „Nu lauf endlich!“ nicht mehr. Der junge Forscher stieß mit seinen Fingern den Torso an und meinte wohlwollend „Nun ma' ma', dann kannste gehn“, und mit großzügiger Geste „Un’ frei biste! “ -Was die Spinne wohl nicht richtig verstand. Nichts ging mehr. Die Hausspinne hörte einfach nicht mehr auf die Worte unseres Bekannten, dass der Jungforscher sie von sich schnippte mit der Bemerkung „Na, denn nich .“

Folgeerscheinung war nun, dass der zufällige Entdecker zu Höherem sich berufen fühlte und sich vornahm, bei seinen Forschungen systematisch vorzugehen - (kann aber auch sein, dass er Spaß daran gefunden hat, seinen sadistischen Gefühlen nachzugeben). Das Experiment mit der Spinne wurd’ einige Male mit gleichen, zumindest aber ähnlichen Ergebnissen wiederholt. Gewissenhaft zeichnete der Schüler seine Beobachtungen auf mit dem Schluss, dass Spinnen offensichtlich mit ihren Beinen hören, und sendete seine Aufzeichnungen an die Redaktion und Jury von „Jugend forscht“.

Heute, nur wenige Tage nach der Prämiierung, fängt er auf einer Spielwiese - auf der gerade mal kein Ballspiel betrieben wird - eine Kirchenmaus ein. Kurz entschlossen widmet er eine Mausefalle zu einem Fallbeil um und entfernt mit einem präzisen Beilhieb nicht den Kopf, sondern ein Vorderbein und stellt verwundert fest, dass die Maus seinem Ruf „Lauf!“ - wenn auch humpelnd - folgt. Das Spiel führt er wie zuvor mit gekonnter Hiebfolge fort. Mit einem letzten Bein läuft das arme Tier nur mehr im Kreis herum, was er auch schon bei Spinnen beobachtet hatte. Nach dem das letzte Beinchen abgehackt ist, zuckt die Maus nur noch nervös, bewegt sich aber nicht mehr auf des Jungforschers Aufforderung hin fort, bis sie schließlich verblutet und verreckt ist. Der junge Mensch stutzt, hat er doch bisher geglaubt, was in Schulbüchern steht: Mäuse hörten mit den Ohren. Was, wenn nun auch Säugetiere mit den Beinen hörten? Spricht das Ergebnis seines Experimentes nicht dafür?

Darüber wird unser junges Menschenkind reif für die Klapsmühle und bekommt soeben eine Zwangsjacke übergestreift. –

EPILOG

Über dieses Ergebnis murrt das Publikum und der geneigte Leser/Hörer sieht die Aufgabe unvollständig und damit wenig überzeugend gelöst. Das Publikum fragt sich, wo denn der Begriff Fußball bleibe und erst recht der in der Überschrift genannte Frosch.

Zum einen ist Fußball unser Leben und damit aus unsern Köpfen nicht mehr wegzudenken und in der Moral des Märchens verborgen, die abschließend in einen Rat an die freigesetzten Henker und deren Knechte gekleidet sei: abgehauene Köpfe mögen sich zum Kegeln eignen, nicht aber zum Fußball. Der Frosch hingegen ist kein König, wie’s das Märchen uns weismachen will, sondern hätte vielmehr nicht nur der Forschung gedient, sondern auch in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie als Delikatesse verwertet werden können.

 

Weiß ich gar nicht mehr, aber so alt ist sie auch noch nicht,

Möchtgern (schräger Deckname!),

aber ich schau mal nach.

Bis dann

Friedel

 
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Sag ich doch, dass dieser Text gar nicht so alt ist,

Möchtegern,

denn die Daten lassen sich nachvollzieh'n: der Prolog unter # 7 lässt sich mit realen Daten füllen. Am 10. wurde das (Kinder-)Spiel von unter normalen Umständen durchaus ernst zu nehmenden Personen betrieben und am 24. Mai 2006 war die nun bekannte Fassung - da natürlich in derrichtigen Reihenfolge Prolog, Märchen, Epilog, Anhang. -

Wie hab ich doch den Lennon-Titel "All You Need ..." fälschlich mit der Zeile versehen "Nothing you can say that isn't said" ...

Kein Kniefall, keine Randgruppe (warum auch?)!

Gruß

Friedel

 

Das ist aber hart grenzwertig. Man bemerkt als Leser nicht, dass hier bestimmte Worte vorgegeben waren. Ich drücke mal ein Auge zu.
Also genaugenommen sollte die Story gelöscht werden, aber damit will ich jetzt wegen dieses Formfehlers nicht ankommen, nach der ganzen Zeit und nachdem sich schon so eine lange Diskussion entwickelt hat.

 
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Hallo nochmal!

Das Experiment, das ich hier sehe, ist nicht in der Wortreihenfolge, die Friedrichard angegeben hat, begründet! Das mag sein persönliches Experiment sein, für den Leser sicherlich nicht nachvollziehbar. Das Besondere dieser Kurzgeschichte ist dagegen die Zusammensetzung aus verschiedenen Textsorten: Bericht, wissenschaftlicher Artikel, Satire / Parodie, Epilog, Märchen – und ich traue dem Autor ohne weiteres zu, das Spiel mit den verschiedenen Textsorten und dem jeweiligen Stil im vollen Bewusstsein vollzogen zu haben.
Der Witz als ein bekannter ist irrelevant – das Experiment findet auf formaler Ebene statt!


Gruß
Kasimir

PS Sehe grad, die letzte Aussage widerspricht meinem allerersten Kommentar - man wird weiser mit der Zeit.

 

Hallo Leif,

die Vorgeschichte findet sich im Prolog, also unter # 7.

Grüß Dich, Kasimir,

mancher wird mit der Zeit weiser, nicht aber ich. Auf jeden Fall dank ich Dir noch einmal - auch für Deine Analyse.


Friedel

 

Ich finde die geschichte "Forschers Glück" sehr schön - aber ich frage auch nicht nach den üblichen Kurzgeschichtenkriterien dabei. Für mich ist sie eine gelungene Wissenschaftskritik. Sie veranschaulicht, dass die bloße korrelation eines Zustandes (die Spinne hat keine Beine) und eines zweiten Zustandes (sie folgt den befehlen nicht) zu falschen Schlüssen führen kann (sie hört mit den Beinen), wenn der dahinterliegende kausale Zusdammenhang nicht ausreichend verstanden ist (hat sie überhaupt Befehle beachtet? Warum läuft sie nicht? Wie funktioniert die Kette hören - gehorchen - laufen?). Genauso funktioniert Wissenschaft.
Die Satire hat einen Vorläufer, der ebenfalls die neigun g, von Korrelationen auf Zusammenhänge zu schließen, auf sehr witzige Weise vorführt. Unter dem pseudonym Murdock Pencil erschien 1976 in einer Fachzeitschrift der Artikel "Salt Passage Research", der sich damit beschäftigt, wie es zusammenhängt, dass die Äußerung "Please pass the salt" und die Bewegung eines Salzstreuers über den Tisch in vielen Versuchsanordnungen korrelieren, in manchen jedoch nicht. (http://academic.csuohio.edu/kneuendorf/c53107/saltpassage.pdf). Der Artikel ist lang, konsequent als wissenschaftliche Veröffentlichung gestaltet und voller schwarzem Humor. Viel Spaß damit.

 

Hallo Setnemides

& herzlich willkommen auf kg.de!

Es freut mich, dass Du den Text schön findest - ich hoffe, in all seiner Chaotik, denn Prolog & Anhang gehören ja dazu. Gut ist der kurze Hinweis auf korrektes wissenschaftliches Arbeiten, ohne dass Du "belehrend" wirst (die Gefahr ist in der Thematik schon vorgegeben). Aber was mir besonders gefällt ist das Zitat in Deinem Steckbrief ...

Leider kann ich die von Dir angegebene Adresse unter den hiesigen Bedingungen des Internetcafes nicht öffnen. Aber da ich selbst versessen bin auf absurde Dinge, kann ich Dir versichern, dass ich an anderer Stelle versuchen werde, dort hineinzukommen.

Wird es nicht immer Dinge geben, die man glaubt, in dieser oder einer ähnlichen Weise schon einmal erlebt/gesehen/gelesen/gehört zu haben? -Vgl.hierzu auch # 23, vorletzter Satz.

Ich dank Dir!

Friedel

 
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Hallo Friedel,
ich hoffe, Du kannst es nehmen, noch ein paar Anmerkungen zum von Dir satirisch beschriebenen wissenschaftlichen Arbeiten, eigentlich nur, weil mich das Thema so fasziniert:
Dass zwischen Korrelation und Kausalverknüpfung grundsätzlich zu unterscheiden ist, wird zwar in vielen populären Veröffentlichungen und Zeitungsartikeln unterschlagen, ist aber eigentlich anerkannt. Besonders in der Medizin werden einfachste Fehler gemacht; da heißt es dann z.B.: Vegetarier haben seltener Krebs. Hat man untersucht und statistisch berücksichtigt, dass nur wenige Vegetarier rauchen? Usw.
Die kausale Verknüpfung ist grundsätzlich nicht statistisch beweisbar.
Veranschaulicht wird dies bei uns z.B. durch die Korrelation zwischen dem Rückgang der Störche und der sinkenden Geburtenrate. Daraus könnte man folgern, dass die Störche die Kinder bringen. Oder dass der Pestizideinsatz nicht nur den Fröschen und damit auch den Störchen die Nahrung, sondern auch den Menschen die Fertilität nimmt. Oder oder...
Die Engländer sind mehr auf Deiner Wellenlänge, sehr schwarz: in Kendall u. Stuart, Advanced Theory of Statistics, wird eine Veröffentlichung von 1926 zitiert, in der eine exakte Korrelation zwischen der Selbstmordrate in England und der Mitgliederzahl der Church of England dokumentiert wird. Die naheliegende Erklärung, dass die Church of England insgeheim eine radikale Selbstmordsekte ist, ließ sich nicht bestätigen. Vielleicht haben Angst und Depression im ersten Weltkrieg und in der Weltwirtschaftskrise die Menschen zu Gott getrieben, auf unterschiedlichen Wegen. Ein weites Feld...

Gruß

Setnemides

 

Hallo Friedel!

In meiner Zeit als Student hab ich vor allem eins gelernt: Es könnte durchaus so sein, aber auch ganz anders ... Das ist wirklich die Essenz meines Studiums gewesen, denn ich glaubte danach weniger zu wissen als vorher. Zumindest war ich mir bei Vielem nicht mehr so sicher. Aber das war eine große Bereicherung für mein Leben, weil ich dadurch gelernt habe, dass alles aus verschiedenen Blickwinkeln ganz anders aussieht und trotzdem für den Betrachter Wirklichkeit sein kann. Das hört sich vielleich bisschen flach an, aber genau darum geht es für mich. Beim Geschichten schreiben und auch bei deiner Geschichte hier. Wahrscheinlich geht es dir auch um eine gewisse Kritik an der Wissenschaft und an den Forschungsmethoden, aber im kern geht es doch darum, dass man Zusammenhänge irgendwie bewertet und das jeweils immer aus dem eigenen Blickwinkel heraus. Schiebt man ein Unglück Gott in die Schuhe (der hat ja große Schuhe) oder berechnet man es physikalisch etc. Darum geht es wirklich oft und ich finde, wenn man das beherzigt, den Blickwinkel der Menschen, und dass sie irgendwie auch zu dieser Sicht gekommen sind, ohne es vielleicht beabsichtigt zu haben, dann hat man es leichter auch schräge und absurde Ansichten von Menschen zu tolerieren. So.
Was hab ich mich aufgeregt über Verfechter des einen oder anderen Ansatzes, weil es immer bloß darum ging, die eigene Theorie als richtig darzustellen, anstatt die praktisch nutzbaren Vorteile verschiedener Theorien zu einem Vorteil für alle Forscher zusammenzubasteln. Keine Ahnung, ob das jetzt verständlich war.
Jedenfalls war dieser Text von dir verständlich und ich war etwas sauer darüber, dass du deine Ideen ansonsten eher verschlüsselt im Forum einstellst, denn in dieser Form hatte ich wirklich Freude am Lesen.
Sicher bist du nicht verwundert, wenn ich schreibe, dass ich das trotzdem nicht als typische Kurzgeschichte sehe, was du hier geschrieben hast. Ist ja auch ein Experiment.
Ich hab das wirklich gern gelesen und auch verstanden, glaub ich.

Gruß

Jan

 

Lieber Friedel

Der Frosch als Gleichnis zur Forschung lässt mir Paul Feyerabends Thesen zur Wissenschaftstheorie auferstehen. Wie eine Offenbarungsgeschichte von dir, die sich hier aus der Mottenkiste inkarnierte.

Das Spinnen über die Beine hören sollen, ist eine märchenhafte Offenbarung, in Anbetracht, dass sie doch meist zwei kleine Taster und acht Augen nebst ihren acht Beinen besitzen. Doch überraschend ist der Forschungsgegenstand eigentlich nicht, gibt es doch beim Menschen analoge Erkenntnisse; Gehörlose nehmen Musik über die Füsse wahr. Schwingungen sinds, also eine homologe Gleichheit.

… dessen Verhaltensweisen und äußeres Erscheinungsbild keine Rückschlüsse auf perverse Neigungen zulässt, …

… doch den Anschein weckt, dass Kretschmers Typenlehre noch immer in den Köpfen rumgeistert. Es sei den Fussballkopflastigen zugespielt, dass bei derart überbordend kindlicher Neugierde (Forschungstrieb mit sadistischer Komponente), hypothetisch neurotische Angstentwicklung im Vordergrund steht, Verhaltensweisen, hinter denen unverarbeitete Ängste vermutet werden.

Bedenklich erscheint aber dass Jury und Redaktion von „Jugend forscht“ den Mangel an wissenschaftlicher Methodik nicht bemerkte. Kein Tier, das normalerweise mit Beinen ausgebildet ist, kann auf einem oder mit keinem Laufen. Es hätte ihm sicher zu neuer Erkenntnis gereicht und weitere Untaten verhindert.

Darüber wird unser junges Menschenkind reif für die Klapsmühle und bekommt soeben eine Zwangsjacke übergestreift. –

Erfolgreich wäre eine Bewerbung beim Prix de Gourmet sicher auch gewesen, der Goldene Froschschenkel-Pokal und ein Gutschein von McDonald zudem bekömmlicher.

Der Frosch hingegen ist kein König, … hätte … nicht nur der Forschung gedient, sondern auch … als Delikatesse verwertet werden können.

Also doch, Erkenntnis setzte sich durch. Wenn dies nun nicht dichte(rs) Forschung ist!

Die Offenbarung, welche sich mir in Konklusion erschloss, eine typische Friedel-Geschichte, mythisch verwoben und sinngeschwängert abstrakt.

Mit horrorunguten Gefühlen, aber doch gern gelesen.

Gruss

Anakreon

 

Hoppela, was grabet Ihr mir da für ein altes Schätzchen aus!

In meiner Zeit als Student hab ich vor allem eins gelernt: Es könnte durchaus so sein, aber auch ganz anders ...,
was bei mir ähnlich verlief, wobei ich als Lehrling (Neudeutsch: Azubi, nur Mittlere Reife, Opfer des Zweiten Bildungsweges) in eine marxistische Grundschulung ging und kurz darauf das hiesige Rathaus für drei Tage besetzte und exakt vor 43 Jahren Springer in Essen blockierte... Naturlement beides nicht allein ... So waren die 1967-er ff., was dann schon ein Weltbild verfestigte, das auch im Arbeitsleben immer wieder durchkam. Keine Bange, ich hab Herrn Großmann nicht in seiner Meditation gestört ...

Deine Erfahrungen,

lieber Jan,

prädestinieren Dich geradezu zum Dramatiker, der ja auch alles aus andern Blickwinkeln erkunden muss und mit Deiner Bewertung der kleinen Geschichte(n) hastu sicherlich recht, zumindest kein Unrecht (allerdings würd ich dieses unbekannte höhere Wesen niemals benennen - will ja selbst nicht benannt werden oder dass ein Bild angefertigt werde). Und geben wir es zu: bei mir kann jeder machen, was ich will! Aber sauer solltestu nicht sein, es ist schön, dass Du Dich getraut hast! Das ist mutig. Zudem dank ich Dir, den Text entdeckt und quasi ausgegraben zu haben! Und ich setz mal dagegen: Du verstehst im Grund viel mehr, als Du Dir selbnst eingestehst. Wir leben doch alle unter Unsicherheit und jeder geht auf seine Weise damit um.


Der Frosch als Gleichnis ...,

ieber Anakreon,

ist ein schönes Bild aber kein neutestamentarisches. Ebenso schön, vor allem aber gut find ich die kurze & fachmännische Charakterisierung

Bedenklich erscheint aber dass Jury und Redaktion von „Jugend forscht“ den Mangel an wissenschaftlicher Methodik nicht bemerkte.
Jetzt, da Du es sagst, fällt's mir auch auf, dass ich schon fast fürchte, einer wie Karl Theodor Auf und da Von könnte durch Frau Schavan (die gibt's ja immer noch!) begünstigt worden sein. Aber Leute, die gerade noch Gott A-Ton, pardon, besser Dativendung, angebetet haben, und ihn nunmehr auf den Müllhaufen der Geschichte werfen sind halt so und morgen anders, fast so wie Mode und mainstream, denen wir drei nicht unbedingt nachlaufen, schon gar nicht nachtrauern.

Ich dank Euch fürs (wieder)Entdecken und die Anneliesen, jedem auf sein Weise!

Gruß & schöne Tage diese Tage (hier isset zu warm & zu trocken, was auch nicht so schön ist ...)

Friedel

 

Vielen Dank,

liebe Memorie &

herzlich willkommen auf kurzgeschichten.de.

Da hastu Dir zur Einführung ein hübsches Stückchen ausgesucht, das freilich noch zwei Teilstücke unter den Beiträgen # 5 (Epilog) & # 7 (Prolog) hat (Du erkennst, ich bin ein kleiner Bakunin und seh wohl auch aus - wie sein Konkurrent), bedingt durch die gar heftige Auseinandersetzung mit Jo, der ich immer noch dankbar bin zu dieser Meisterleistung.

Schön, dass Du Spaß daran gefunden hast und bin mir sicher, dass Du ihn weiterhin finden wirst!

Gruß aus'm sonningen Ruhrpott wünscht

Friedel

 
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Mein lieber Sch’wan, da ist mir ja einiges durchgegangen!,

liebe Annette und vor allem

lieber Kasimir,

endlich kommt’s zur Reparatur des Genitiv-s, die Du mir einen Tag nach Michelangelos Geburtstag vor mehr als fünf Jahren angezeigt hast -

dank Dir, Kasimir, für den Hinweis!

Hallo Leute,

es ist Zeit der Wiedergutmachung und sich mit dem eigenen Frühwerk zu befassen, von der fehlerbehafteten Zeichensetzung bis hin zu Annetten!

Vor Kurzem wurde bekanntermaßen eine enge Freundin von Mutti zurückgetreten, der ich seinerzeit – als der Titel hier zur Welt kam – den Doktortitel im Voraus aberkannte oder doch korrekt, gar nicht erst einsetzte. Ich hab also der netten Anne Unrecht getan, das ich heute wieder gutmachen will, indem ich ihr nun den inzwischen aberkannten Titel ordnungsgemäß für einen Text aus 2007 wieder spendiere. Dem Satz

... Für den Nachweis, dass Spinnen mit ihren Beinen hören, erhielt er den ersten Preis in der Kategorie Biologie durch Frau Schavan",
wird nun gegen Ende die korrekte Formulierung
… durch die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frau Dr. Schavan."

Gleichzeitig ist die Gelegenheit, selbstentdeckte Fehler in der Zeichensetzung (ja, da war der Bart noch dunkel und nicht hell wie heute) zu korrigieren. Dass man (fast) alles selber machen muss, weiß ich ja. Kein Grund zur Klage, fünf Jahre nicht im Korrekturzentrum bei Wasser und trocknem Brot überleben zu müssen. Die Korrekturen geb ich aber nicht im Einzelnen an.

Mit einem nachträglich einzufügenden Dialog tu ich mich schwer. Wer würde schon freiwillig einen Empfehlung riskieren?

Der Anhang / Epilog wurde übrigens mit dem Beitrag vom 9. 2. 2008 angehängt, der Prolog sechs Tage später

Bis dann und viel Spaß!. wünscht der

Friedel

 

„Renn!“

Lieber Friedell,

das ist doch der Befehl aller, die wollen, dass man dies möglichst nicht tut. So sehe ich Deinen Jugendforschter als Sinnbild der Bürokratie. So werden Schüler in der Schule ermutigt, kreativ zu sein, getadelt aber, wenn sie im Kunstunterricht das Wasser rot statt blau (Donau), eventuell noch grün (Isar) malen. Was die Zeichensetzung angeht, ist Kreativität streng verdudent, Verhaltensweisen, die den strengen Normen nicht entsprechen, werden abtrainiert oder exinstitutionalisiert.
Überträgt man dies auf die Politik, so wird man als Jungsozialistliberalerchristdemokarischergrünerlinker ja nicht prämiert, wenn man neue Ideen verkündet, sondern wenn man den Alten aufs Maul schaut, echot und nur so „kreativ“ wird, dass man, um stillezuhalten, einen bedeutenderen Posten kriegt.
Die Wiesenkirche (Erscheinung? „Auf der grünen Wiese“?) als Stein gewordene Institution hebt den Menschen in himmlische Höhen, und dazu braucht er keine Beine. Die bösen Gedanken liegen im Beichtstuhl herum, in Ewigkeit; Amen.
Deshalb nicht nur eine lustige Geschichte, sondern eine treffende Satire.
Herzlichst
Wilhelm

 

Eine allumfassende Deutung,

lieber Wilhelm,

was könnt' ich da noch mehr sagen, als mich bescheiden und stumm genießend auf dem Klappstuhl hier im Internetcafé zurückzulehnen und hoffen, dass er nicht zusammenklappe.

Dank Dir fürs Lesen und Kommentieren!,

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Ja, das kann leicht passieren, wer erhöht wird, fällt auf das Linoleum,
lieber Friedel,
und da möchte ich noch einen Gedanken hinzufügen: "Die Theorie entscheidet, was man beobachtet" sagt Einstein, und die Allgemeingültigkeit war ihm möglicherweise gar nicht bewusst, wenn er die Bemühungen in physikalischen Labors bedachte. Das gilt auch hier, und die Schwierigkeiten der Theoriebildung zeigt ja auch die umfassende, in die gleiche Richtung zielende Forschungssatire, auf die ich schon hingewiesen habe: "The Salt Passage Research". Dort wird deutlich, dass der Ansatz, konsekutiv beobachtete Zusammenhänge seinen auch unmittelbar kausal verknüpft, scheitern muss.
Ein weiterer Aspekt ist, soweit es um die Erforschung des menschlichen oder tierischen Verhaltens geht, dass der Forscher immer von sich ausgeht: was er versteht, wie er selbst agieren würde, so soll es auch sein Untersuchungsobjekt tun. Da wird stundenlang herumgerätselt, welchen Vorteil die chinesischen Flussdelphine davon haben, wenn sie den Fischern die Fische in die Netze treiben, und keiner kann sich vorstellen, dass sie es vielleicht nur aus Spaß machen, aus Freude am Spiel. Der Forscher ist fast immer begrenzter als sein Objekt. Die Ethnologie hat vielfach ähnliche Begrenzungen erfahren - schon der Ansatz, die von der Völkerkunde untersuchten Völker seien primitiv, sozusagen per definitionem, sonst würden sich ja Historiker und Kulturwissenschaftler um diese kümmern, hat den Blick verengt. Da fragt ein Ethnologe Frauen eines Südseevolkes, woher die Kinder kommen, und sie antworten: aus dem Meer, und der Ethnologe schreibt in sein Tagebuch: die Zusammenhänge von Zeugung und Geburt sind unbekannt, weil er die mythische Symbolik nicht versteht: die Seelen kommen aus dem Atman. Die Frauen habe so geantwortet, weil sie natürlich an die mythische Bedeutung gedacht haben und nicht an die körperliche; dass der weiße Mann sie so etwas triviales fragt, mochten sie nicht glauben. So gehen wir immer von uns aus, je mehr wir uns öffnen, desto mehr können wir erfahren. Vor 100 Jahren gingen Europäer voller Angst und Aggression auf Gorillas zu, diese reagierten entsprechend ängstlich und drohend, und schon fielen Schüsse. Heute gehen manchmal Kamerateams an Gorillas ohne Angst heran, und diese reagieren neugierig und freundlich: unvergesslich die Aufnahmen, wie eine Frau sich dem Silberrücken auf den Schoß setzt, an seiner Schulter kuschelt und der stolz die übrigen mustert - bei einer Gorillagruppe, die sonst keinen Menschenkontakt hat.
Es gibt also Fortschritte bei der Annäherung an das bewusste Leben anderer Spezies, vielleicht stoßen wir bald an die endgültig unüberwindliche Grenze, die darin besteht, dass das von uns untersuchte Tier komplexer und intelligenter ist als wir. Die Aufnahmen von einem Delphin, der mit der Schnauze in schneller Folge die Ikons auf einem wasserdichten I-Pad antippt, lassen ahnen, welche Schmach uns noch bevorsteht. Da steht der Forscher vor dem Delphin wie ich vor Friedels Geschichten, die auch aus einer höheren Welt zu kommen scheinen und sich mir nicht entschlüsseln.

Gruß Set

 

„Angenommen, wir stießen bei einer unserer Weltraummissionen tatsächlich einmal auf intelligente Wesen – Wesen, deren genetischer Code mit dem unseren zu mehr als 98 Prozent identisch ist. Wie viel Geld gäben wir wohl aus, um sie zu erforschen? Es gibt solche Wesen. Sie leben auf der Erde, und wir lassen es zu, dass sie für immer ausgelöscht werden.“ Irven DeVore*

"Die Theorie entscheidet, was man beobachtet" sagt Einstein ..
da fährstu aber für eine kleine (wenn auch dreiteilige – Prolog und Epilog führen ja unterm Publikum ein relatives Eigenleben, wie potetentielle Fußnoten als Endnoten einen abgesonderten Text mit Eigenleben erfüllen)
Geschichte gewaltiges Geschütz auf,

lieber Set,

bis an unsere Grenzen:

[d]er Forscher ist fast immer begrenzter als sein Objekt.

Erste Erfahrungen damit machte ich vor 40 Jahren im soziologischen Seminar mit den „Arbeitslosen von Marienthal“, die wiederum 40 Jahre zuvor veröffentlicht wurden. Da war der Truppe um Lazarsfeld/Jahoda aufgefallen, dass es nicht nur so etwas wie die Unschärferelation Heisenbergs in den Naturwissenschaften sondern auch in den Sozialwissenschaften (und nicht nur im eurozentrischen Blick des Ethnologen) gibt: Während der teilnehmenden Beobachtung(en) wurde das Forschungsobjekt, eben die große Zahl der Arbeitslosen, von den Forschern beeinflusst. Aber nicht nur das: die Außenwelt - kein Forscher ist ein Robinson und auch nur für einen Augenblick allein mit seinem Objekt der Begierde - auch, weil insbesondere die Gendarmerie das Treiben der Gruppe (Fremde, Juden, eher dem linken Spektrum zugeordnete Forscher) nicht nur misstrauisch beobachtete (der beobachtete Forscher als beobachtetes Objekt), sondern ihrerseits beeinflusste.
Selbst dem naivsten Interviewer sollte klar sein, dass die Antworten, die er erhält, nicht die reine Wahrheit sind. Da sollte dann auch einleuchten, dass Objektivität bestenfalls Intrasubjektivität ist –

was selbstverständlich nicht nur für den Wissenschaftsbetrieb gilt.

Da steht der Forscher vor dem Delphin wie ich vor Friedels Geschichten, die auch aus einer höheren Welt zu kommen scheinen und sich mir nicht entschlüsseln –

Aber was gäb’s da zu entschlüsseln?

Woll’n ma’ nich’ übertreiben, gelle, ich koch auch nur mit Wasser …

Ich dank Dir für’s nochmalige Hineinschau’n und kommentieren!

Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Also ich bin wirklich froh, dass die Geschichte nicht gelöscht wurde, denn ich finde sie super. Ob sie nun allen Anforderungen an eine Kurzgeschichte erfüllt und richtig eingeordnet ist, sei mal dahin gestellt, ich persönlich finde das auch nicht so wichtig. Auf jeden Fall ist deine Geschichte zum einen sehr unterhaltsam - und das ist für mich wichtig - und regt zweitens auch zum Nachdenken an, indem sie einfach und kurz zusammen fasst, wie es in der Welt der Wissenschaft nun mal oft aussieht. Ich bin selbst Wissenschaftler und habe mich bzw. meine Arbeit im Allgemeinen in deiner Geschichte sofort wieder gefunden. Dort werden oft falsche Schlüsse gezogen, sei es aus Unachtsamkeit oder auch einfach weil man eben noch am Anfang steht und noch zu wenig wirklich weiß. Diesen Sachverhalt gleichzeitig so humorvoll und dennoch auch etwas mahnend darzustellen, finde ich schon eine wirklich tolle Leistung. Ich jedenfalls konnte mir dadurch nochmal ins Gedächtnis rufen, wie wichtig es ist, all seine Ergebnisse ausreichend zu überprüfen, bevor man sie veröffentlicht und damit evtl. sehr vieles in eine komplett falsche Richtung zu lenken. Und wenn man dabei dann trotzdem nicht den Spaß daran verliert umso besser!

 

Also ich bin wirklich froh, dass die Geschichte nicht gelöscht wurde,
und ich erst,

liebe Ranny -
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Ja, so geht's nicht nur im Wissenschaftsbetrieb zu, wenn Du bedenkst, dass der politische Moloch seine aktuelle ("alternativlos") Haushalts- und Finanzpolitik einer fehlerhaften us-amerikanischen Studie aufgesessen ist und dennoch daran festhält

Und wenn man dabei dann trotzdem nicht den Spaß daran verliert umso besser!,
mein ich auch.

Dank Dir für's Lesen und Kommentieren und ich wünsch Dir weiterhin viel Freude hierorts, an Literatur, in Beruf und Leben überhaupt!

Friedel

 

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