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Forschungsarbeit eines Alpenveilchens

Yvi

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25.07.2004
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Forschungsarbeit eines Alpenveilchens

Forschungsarbeit eines Alpenveilchens

Das Alpenveilchen stand im Sekretariat neben dem riesigen Philodendron und führte ein richtiges Schattendasein.
Die Schönheit des Philodendron wurde ständig gelobt, das Alpenveilchen jedoch, verdeckt von den riesigen Blättern, wurde kaum beachtet. Aus Kummer darüber hatte es längst aufgehört, zu blühen.
Die Sekretärinnen gaben dem Philodendron regelmäßig braunen Dünger zu trinken, und der schmeckte ihm außerordentlich gut. Mit der Zeit war er dauerbenebelt, man konnte sich mit ihm überhaupt nicht mehr vernünftig unterhalten.
Das Alpenveilchen war froh, dass es von diesem klebrigen, braunen Zeugs verschont blieb.
Die blonde Sekretärin trank diesen Dünger auch, ziemlich viel sogar.
Es wäre schon interessant zu wissen, welche Wirkung dieser Dünger auf die Menschen hat. Das Alpenveilchen beobachtete die Blonde ganz genau, aber sie schien nicht zu wachsen.
Doch eines Tages fiel dem Alpenveilchen eine ganz erstaunliche Sache auf, die wohl durch den Dünger hervorgerufen wurde.
Jeden Mittwoch kam der Dünger-Mann ins Büro, die Sekretärinnen nannten ihn: „Cola-Mann“.
Er war klein, hatte einen runden Bauch, kurze Beine und keine Haare auf dem Kopf..
Der Mann hatte bisher jeden Mittwoch, wenn er den Dünger-Automaten aufgefüllt hatte, auf der Stelle eine Dose davon ausgetrunken.
Zuerst hatte das Alpenveilchen auch bei ihm keine Veränderung bemerkt. Doch in der letzten Woche war dieser Mann ganz plötzlich auf unglaubliche Weise verändert, er war in dieser kurzen Zeit ganze 30 cm gewachsen. Und das war nach den Beobachtungen, die das Alpenveilchen seit Monaten anstellte, für einen Menschen wirklich enorm!
Sein runder Bauch war weg, vielleicht hatte er von dort das Zellen-Material für sein Wachstum genommen. Außerdem hatte er wieder Haare auf dem Kopf, sogar eine ganze Menge davon.
Und dies alles innerhalb einer Woche!
Nun ja, der Cola-Mann hatte den Dünger schon über Monate hinweg getrunken. Vielleicht setzt die Wirkung nicht, wie bei den Pflanzen langsam, sondern schlagartig ein?
Auch bei der Sekretärin hatte letzte Woche die lang erwartete Wirkung eingesetzt. Diese wirkt sich bei den Menschen allerdings geschlechtsspezifisch aus. Denn die Sekretärin war nicht in die Höhe gewachsen, sondern ihr waren von einem Tag auf den anderen die Blusen zu eng geworden. Ihre Oberweite hatte sich vergrößert.
Allerdings war diese Veränderung nicht sehr von Dauer, die Vergrößerung fand zwar regelmäßig statt, aber immer nur mittwochs.
Außerdem gab es, wie dem Alpenveilchen aufgefallen war, eine unsichtbare Anziehungskraft zwischen Dünger-Trinkern. Worin diese Anziehung bestand, hatte es nicht feststellen können, aber der Cola-Mann setzte sich jetzt jeden Mittwoch auf den Schreibtisch der blonden Sekretärin und sie tranken beide zusammen eine einzige Dose Dünger aus.
Nun war nur noch die Reaktion der Menschen auf diese Dünger-Reduktion abzuwarten. Die bisherige Ration war schließlich durch das Teilen der Dose halbiert worden.
Auf das Ergebnis dieser Untersuchung brauchte das Alpenveilchen wieder nur eine Woche zu warten.
Die Reduktion machte die Menschen aggressiv.
Die Sekretärin und der Dünger-Mann hatten einen lautstarken Streit. Und plötzlich nahm die Blonde die Dose und düngte dem Mann den Kopf.
Der Mann wurde fürchterlich wütend, wohl, weil seine Haare lang genug waren und er sie nicht noch länger wachsen lassen wollte.
Das Alpenveilchen war gespannt, ob der Mann den Dünger jetzt bei der Blonden auch an Ort und Stelle einsetzen würde.
Und es hatte recht mit seiner Einschätzung der menschlichen Verhaltensweisen. Der Mann nahm die Dose, in der sich noch ein Rest Dünger befand und düngte der Blonden die Bluse. So konnte sie auch sauer sein, weil die Bluse schließlich bei weiterem Wachstum nicht mehr passen würde.
Daraufhin verließ der Dünger-Mann den Raum.
Am nächsten Mittwoch stellte das Alpenveilchen fest, dass er den Dünger wohl ganz abgesetzt hatte, denn sein Aussehen hatte sich verändert und den Ausgangszustand erreicht.
Der Cola-Mann war also wieder 30 cm kleiner, hatte einen runden Bauch, kurze Beine und keine Haare auf dem Kopf.
Somit konnte das Alpenveilchen seine Forschungsarbeit über die Wirkung von Dünger bei den Menschen abschließen und sich neuen Aufgaben zuwenden.

 

Hi Yvi,
äußerst nett geschriebene, interressante Geschichte. :)
Habe mich königlich amüsiert. :rotfl:
Hat mir sehr gut gefallen. :thumbsup:
Liebe Grüße
Susie

 

Oh, das freut mich jetzt aber ganz riesig!!!
Dankeschön!!!


PS: Habe mich erst nicht getraut, weil ich, wie ich bemerkt habe, Schwierigkeiten mit den Zeiten und Wortwiederholungen habe.

 

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