Was ist neu

Copywrite Fuks

Seniors
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13.02.2008
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Fuks

Die Fensterscheibe des Reisebusses brummt mich ruhig und taub. Dazu blitzen mir die Scheinwerfer und bunten Lichterketten der Lastwagen aus der Schwärze entgegen. Gerne würde ich die Augen schließen, doch dann leuchtet es in unregelmäßigen Abständen durch die Lider und ich bekomme einen epileptischen Anfall. Wenn ich nur lange genug warte, wird es mir schließlich den Kopf aus dem Gewinde rütteln. Dann wird er auf dem braungefleckten Teppich im Gang herumkullern, bis er schließlich ganz hinten vor den Toiletten zu liegen kommt, die struppigen Synthetikfasern in der Nase. Ein paar Butterkekskrümel und Schmutzflusen bleiben an den geöffneten Lippen hängen.
Mein Trekkingrucksack thront neben mir, ein wahrer Sitzriese. Wenn ich den Arm um ihn lege, beruhigt er mich.

Ich wollte mit Jan nach Schweden, in das Michelhaus meiner Eltern. Um ihm dort tagsüber beim Holzhacken zuzusehen und abends bis zur Tiefenentspannung mit ihm ins Feuer zu glotzen. Um mich bei Tagesanbruch gegen seine Morgenlatte zu drängen und ihn aus dem Halbschlaf zu vögeln. Oder umgekehrt. Aber als ich kam, um ihn abzuholen, hatte er nicht gepackt. Er öffnete mir die Tür, schlurfte wortlos ins Wohnzimmer, wo er sich aufs Sofa setzte und sein Gesicht mit beiden Händen festhielt, als könne es jeden Moment abfallen. Ich dachte, jemand sei gestorben. Dabei wollte er nur nicht mehr mit mir nach Schweden fahren. Und auch sonst nirgendwohin. Etwas in ihm hatte beschlossen, dass er mich nicht mehr wollte.
Zwei Wochen später beschloss Lina, dass ich nicht weiter in meiner Wohnung hocken und in meinen Tee heulen durfte. Ich sollte was Neues erleben. Auf jeden Fall musste es etwas sein, das mich sinnlich überwältigen und von meinen Jangedanken ablenken würde.
Als ich aus dem Flughafengebäude in Delhi trat, als die Taxifahrer mich anbrüllten und versuchten, mir meinen Rucksack aus der Hand zu reißen, als sich die feuchte Hitze wie ein Wischmopp um meine Schultern drapierte, schrieb ich Lina eine SMS: „Die Luft fasst mich an. Ich habe Haarschmerzen“, aber bei ihr war es Nacht. Nachdem ich einen halben Tag durch Delhi gelaufen war, seine Abgase, exotischen Gerüche, Hindi, Urdu, Hupenlärm und grelle Farben in mich aufgesogen und in mir hatte wirken lassen, wünschte ich mir eine Sonnenbrille, Ohrenstöpsel, eine Gasmaske und einen Neoprenanzug. Ich konnte meine Gedanken nicht hören. Ich konnte Jan nicht sehen.

Als ich aussteige, juckt mein Kopf bis in den Nacken. Das Beste daran ist, dass ich meine Wange nicht mehr spüre. Der Kies auf dem Weg vom Parkplatz zum Hoteleingang knirscht laut und tut mir durch die Wanderschuhe hindurch an den Fußsohlen weh.
Wir sind spät angekommen und das Buffet türmt sich bereits auf fünf Metern Tisch in der Mitte des baumbewachsenen Innenhofes. Sogar einen Grill gibt es, an dem weißgewandete Köche den Gästen lächelnd Lammstücke vom Spieß streifen. Ram, unser Reiseleiter und Busfahrer, bietet kulinarische Führungen an, benennt und beschreibt jedes einzelne Gericht. Auch ich lasse mich von ihm an den vielen Näpfchen vorbeileiten. Als sich der Duft von tausend Gewürzen in meine Nasenlöcher zwängt, beginnt mein Magen zu boxen. Da frage ich Ram nach der internationalen Speisekarte. Ich bestelle ein Gericht, das „macroni white sauce“ heißt. Nicht auszudenken, wenn ich noch einmal auf eine Kardamomkapsel beißen würde. Mit meinem farb- und geschmacklosen Mahl setzte ich mich zu der Reisegruppe auf ein Kissenlager. Die Gruppe ist klein. Sie besteht aus zwei befreundeten norwegischen Rentnerpärchen – allesamt Trolle mit liebenswert runzligen Gesichtchen und Rübennasen – und einem stillen japanischen Jüngling mit seiner schönen Mutter. Sie sitzt sehr aufrecht und ist grau wie ein Stein. Ihre Haut hat einen elegant quarzigen Schimmer.
Die gutmütigen Norweger besetzen ihre Teller mit einer Vielzahl hübscher Häufchen, die in zweiten und dritten Runden durch andere Häufchen ersetzt werden. Am Ende bleiben auf jedem Teller ein bis zwei Häufchenenttäuschungen zurück.
Die Japaner essen bloß Hühnchen. Der Jüngling bestreicht es für seine Mutter dick mit Chilipaste. Als er an mir vorbeigeht, um seiner Mutter mehr Fleisch zu holen, zieht er scharf die Luft ein, fast wie ein tiefer Seufzer.

Bald nach dem Essen ziehen Norweger und Japaner sich zurück. Morgen müssen wir früh los, sagt Ram. Damit das Licht auch richtig ist. Das ist ihm ganz wichtig. Ich bestelle ein Glas Wodka, und dann noch eins und sehe den Angestellten dabei zu, wie sie die Reste aus den vielen Näpfchen in einen großen Trog zusammenkratzen. Bei der dritten Wodkabestellung zögert der junge Kellner etwas und bringt das Glas nur halbvoll zurück. Dabei ist das gar nicht nötig. Der Alkohol wirkt nicht. Die Umrisse des Blätterdaches zeichnen sich noch immer scharf vom Himmel ab, wo die Sterne noch immer so hell strahlen, dass ich sie nicht ansehen kann.
Am anderen Ende des Gartens erhebt sich ein Schatten und kommt zu mir herüber. Es ist Ram. Er setzt sich in respektvollem Abstand auf das Kissenlager. Ich rieche nassen Hund und etwas Schärferes, wie frische Metallspäne. „Eine schöne Nacht“, sagt er und legt für einen Moment den Kopf in den Nacken. Ich folge seinem Blick nicht. „Aber du solltest jetzt ins Bett gehen.“
„Ich glaube nicht, dass ich schlafen kann. Es ist zu hell. Die Grashüpfer sind so laut“, antworte ich. Dann fangen meine Augen wieder an zu brennen und ich erzähle ihm von Jan. Davon, dass ihm seine Liebe zu mir einfach abhanden kam und ich meine Liebe zu ihm nun nirgendwo mehr loswerden kann. Dass ich so randvoll mit ihr bin, dass es mich manchmal würgt und ich sie in einem großen Schwall Herzensblut auf den Reisebusteppich kotzen will.
„Es braucht nur Zeit. Du bist so jung. Du wirst wieder lieben“, sagt Ram mit weicher Stimme.
„Nein. Mein Inneres ist tot. Mein Herz ist Stein“, antworte ich trotzig und hoffe, die behauptete Tot- und Steinheit möge sich recht bald einstellen.
„Geh jetzt ins Bett“, wiederholt Ram und ich überlege einen Moment, ob ich den kleinen fünfzigjährigen Reiseleiter mit in mein Zimmer nehmen kann, ob ich seinen schweren Geruch, eine Berührung meiner dünnen Haut durch seine rauen Hände ertragen könnte. Wie es wäre, wenn ich ihn seinen viskosen Altmännerspeichel auf meinen Brüsten und um meinen Nabel verteilen ließe – er würde dort als schimmernde Spur auftrocknen, als sei eine Nacktschnecke über mich hinweggekrochen.
Als ich den Baumgarten verlasse, bemerke ich, dass der japanische Jüngling die ganze Zeit über ganz nah war. Er sitzt in einem großen Korbsessel, der ihn wie eine Baumhöhle verborgen hat. Seine Augen sind geschlossen, doch sein Körper ist gespannt.

Am frühen Morgen finde ich heraus, dass Agra die Vorhölle ist. Nur dass es nicht das Vor zur Hölle, sondern zum Paradies ist, dem Taj Mahal. Aus Denkmalschutzgründen können wir nicht direkt am Eingang parken und müssen deshalb ein Stückchen durch die Stadt laufen. Während es etwas anstrengend war, auf Delhis Straßen zu gehen und Rikscha-, Restaurant- und Souvenirangebote abzuwehren, ist Agra ein regelrechter Spießrutenlauf. Es sind dieselben Angebote, die uns angetragen werden, aber die Stadt ist dreckiger, die Menschen aggressiver. Selbst die Straßenhunde sind bösartiger. Die Reisegruppe bleibt eng zusammen in der Mitte der Straße, wie eine ängstliche Schafsherde. Nur die Japaner streichen unbehelligt an den Hauswänden entlang.
Wenn ich nicht mit der Gruppe unterwegs wäre, hätte ich vielleicht eine Chance, vergewaltigt, in kleine Stücke zerhackt und den Straßenhunden zum Fraß vorgeworfen zu werden. Nur der linke kleine Zeh, den Jan Mausezeh nennt, weil er noch so viel kleiner als der rechte kleine Zeh ist, wird für den DNS-Abgleich mit meiner Zahnbürste übrigbleiben. Später wird Jan mit spitzem Gesicht an meinem Grab stehen, zu trocken um noch zu weinen, wird sich Vorwürfe machen und vergessen, dass er seine Liebe zu mir kurzzeitig verlegt hatte. Er wird eine Rose hinabwerfen, zu meiner Mausezehe, die dort in einer Streichholzschachtel ruht, die er mit Glitzerpapier beklebt hat. „Ich Arsch“, wird er denken und nie wieder glücklich werden.

Als wir vor dem Taj Mahal stehen, erscheint es mir so vertraut wie das Schrebergartenhäuschen meiner Oma. Ram erklärt uns ein paar Sachen: Es ist ein Mausoleum, das Shah Jahan im 17. Jahrhundert seiner Hauptfrau Mumtaz Mahal erbauen ließ, weil er sie so verdammt doll und unsterblich liebte. Damit es weiß bleibt, darf es in der Region keine Industrie mehr geben, was vielleicht auch den Grimm der Anwohner und Hunde erklärt.
Mit besockten Füßen fitsche ich ein paar Runden auf dem noch kühlen Marmorboden herum, während die Norweger lange versuchen, Fotos zu schießen, auf denen das Hauptgebäude sich exakt im Wassergraben spiegelt. Genauso wie auf den Postkarten, die man beim Eingang kaufen kann. Dann bitten sie mich, ein paar Trickfotos von ihnen zu machen. Das sind Fotos, auf denen es so aussieht, als ob sie die Spitze der Kuppel zwischen den Fingern hielten. Sie fragen mich hundertmal, ob es denn jetzt mit diesem Ausschnitt auch ganz genau hinhaue, ob es täuschend echt aussehe. „Ja, ja, die perfekte Illusion“, sage ich und schneide ihnen die Trollköpfe ab. Als sie dann auf gestrickten Socken in Richtung Grab davonschlurfen und sich dabei ganz lieb an den Händen halten, schäme ich mich dafür.
Die schöne Japanerin sitzt mit ihrem Sohn auf einer Marmorbank, den Blick starr auf ihre wohlgesetzten Füße gerichtet. Der Jüngling umfasst ihre gefalteten Hände mit der Linken, reibt sie als seien sie kalt, was mir trotz der Morgenkühle kaum denkbar erscheint. Den rechten Arm hat er um ihren geraden Rücken gelegt und fährt mit den Fingern durch ihr langes Haar. Seine Berührungen erreichen sie nicht. Das Taj Mahal steht hinter ihnen. Genau das richtige Licht, die Spiegelung im Wassergraben perfekt. Ich werde von einer ruhigen Traurigkeit gepackt, ganz anders als der heiße Schmerz um Jan, der mein Inneres wie ein Pflug durchwühlt. Sie kühlt schwer wie ein nasses Handtuch auf sonnenverbrannter Haut.
Mir fällt nichts Besseres ein, als zu fragen: „Soll ich ein Foto von Ihnen machen?“
Da hebt die alte Frau den Kopf und ihre blicklosen Augen, ihr ruhiges Lächeln lassen mich davonstolpern. Ich spüre ein Brennen im Gesicht, und ein Brennen am Arm, wo die Finger des Jünglings mich kurz berührten. Plötzlich steht Ram neben mir und zwingt mich mit strengen Stirnrunzeln einen Schluck Wasser zu trinken. „Du bleibst besser in meiner Nähe“, sagt er.

Die Reise geht weiter: Eine goldene Stadt folgt auf eine blaue Stadt folgt auf eine rosarote Stadt folgt auf einen schneeweißen schwimmenden Märchenpalast. Mittlerweile ist es mir gelungen, eine Sonnenbrille zu kaufen – Ram hat dafür extra am Straßenrand angehalten. Ich esse macroni white sauce oder mash patato. In der rosaroten Stadt, die die buntesten aller Straßenläden und wuseligsten aller Gassen hat, bleiben wir zwei Nächte, weil die Norweger nicht mehr von den Toiletten herunterkommen. Ram bietet mir und den Japanern eine Extratour zum Palast der Winde an, der mit einer ausgeklügelten Luftzirkulation so konstruiert ist, dass man aus seinen Fenstern alles auf den Straßen darunter sehen, hören und riechen kann. Ich nutze den freien Tag lieber, um auf dem Bett zu liegen und mir ein weißes Laken über den Kopf zu ziehen. Ich weiß, dass ich am nächsten Tag wieder feinste Intarsien und magisch verwinkelte Prachtbauten bestaunen muss.

Die letzte Station, bevor wir wieder in den Smog um Delhi eintauchen werden, ist ein Tempel inmitten dichtbewaldeter Berge. Als wir auf die schmutzigweiße Anlage mit ihren Zuckerhuttürmchen zugehen, fragt Ram „schön?“, wie er mich immer fragt, wenn wir vor einer weiteren überwältigenden Sehenswürdigkeit stehen. Und wie immer bestätige ich „wunderschön“, mit einem tapferen kleinen Lächeln. Ich weiß, dass seine Familie tausende Kilometer entfernt in einem Dorf im Süden hockt, während er sich täglich bemüht, mich für die Schönheit seines Landes zu faszinieren. Damit ich ihm vor dem Abflug meine letzten Rupien gebe, die ich ohnehin nicht mitnehmen darf, und er sie vielleicht etwas früher besuchen kann.
Die Gläubigen haben jede der eintausendvierhundertvierundvierzig Säulen des Tempels unterschiedlich gestaltet. Wie soll man dem als Betrachter gerecht werden? Pflichtschuldig würdige ich jedes Monsterköpfchen und Ornament, graphisch wie vegetativ, denke an ihre Schöpfer und gebe mir Mühe, auch die Gesamtwirkung der lichtdurchfaserten Säulenhalle und ihrer Kuppel wahrzunehmen, bis mir schwindelig wird. Ich sehe die schöne Japanerin in der Mitte der Halle stehen, gerade und unbeweglich wie eine eintausendvierhundertfünfundvierzigste Säule. Sonnenlicht bricht sich auf ihrer Quarzhaut und lässt Schatten auf den umliegenden Sandsteinreliefs tanzen. Als der fremde Rhythmus mein Herz ins Stolpern bringt, eile ich auf den strahlenden Ausgang zu. Vollkommen blind trete ich in das gleißende Sonnenlicht hinaus. Eine kühle Hand ergreift die meine und führt mich in eine schattige Nische. Als meine Augen sich den Lichtverhältnissen angepasst haben, steht der junge Japaner vor mir. Jetzt bemerke ich, dass er kein Jüngling mehr ist. Er ist ein junger Mann von knabenhafter Statur, mit einer feinen Haut und Augen wie schwarze Kiesel. Als er lächelt, sehe ich, wie schön er ist.
„Komm, lass uns zu dem anderen Tempel gehen“, sagt er und läuft ein paar Schritte voraus auf ein kleineres Gebäude zu, das bei der Anfahrt von dem großen Tempel verdeckt wurde. Mir fällt auf, dass ich weder ihn, noch seine Mutter jemals sprechen gehört habe. Sie haben mir und den Norwegern immer nur höflich zugenickt. Als er merkt, dass ich noch immer in der Nische stehe, wendet er den Kopf über die Schulter und ruft mir zu: „Ich heiße Kaito“. Da wachen meine Beine auf und ich laufe ihm hinterher.
Viele Tänzerinnen schmücken die Außenhaut des runden Bauwerks. Kaito ergreift abermals meine Hand und zieht mich in den dämmrige Innenraum. Dort stehen wir dann vor zweihundert kugelrunden Apfelbrüsten und hundert erigierten Penissen. Die Gesichter der Liebenden sind trotz akrobatischer Verrenkungen völlig entspannt. Nicht entspannt eigentlich, vielmehr gleichmütig. Der Akt ist ein Ritual. Auf einem Relief wird ein Paar von einem Tier mit ebenso gelassener Miene beobachtet, ein Hund vielleicht.
„Das ist ein Fuchs“, sagt Kaito und drückt meine Hand fester. Bei dieser Berührung ziehen sich meine Beckenbodenmuskeln zusammen und der Steinboden unter meinen Füßen fühlt sich an, als sei er nicht mehr als straff gespannte Ballonseide.
„Ich wusste nicht, dass es in Indien Füchse gibt.“
„Es gibt überall Füchse. Sie reisen viel.“ Seine Stimme ist deutlich rauer geworden, als hätte er nach so langem Schweigen schon zu viel gesprochen. Und auch diese Veränderung spüre ich als Vibration in meinem Unterleib.
„Was hältst du von Füchsen?“
Ich überlege kurz. „Ich weiß nur, dass man keine Brombeeren in Fuchshöhe essen darf. Sonst bekommt man Fuchsbandwurm und der zerfrisst einem Herz und Hirn.“
Kaito lacht kehlig. „Nein, ich meine, was hältst Du von ihrem Wesen?“
„Als kleines Mädchen war ich in den Disney Robin Hood verliebt.“
Kaitos Augen sind wie Löcher, seine Hand ist noch immer eng um meine geschlossen. „Es wird gesagt, dass Füchse Menschen bestehlen. Aber man kann es auch anders sehen. Sie befreien die Menschen von einer Bürde.“
Er steht jetzt so nah, dass ich seinen heißen Atem auf meiner Wange spüre. In diesem Moment erscheint ein Schatten im Eingang. Es ist Ram. Er will uns sagen, dass der Bus gleich losfährt.

Beim Abendessen denke ich wieder an Jan, an seine langen blonden Wimpern, die kitzeln, wenn er meinen Nacken küsst, und daran, wie er in der Küche mit mir tanzt, wenn ein kitschiges Lied im Radio gespielt wird, auch wenn die Fischstäbchen dabei in der Pfanne verbrennen. Vor allem denke ich an sein Schweigen. Nachdem er seine Liste an praktisch-logistischen und weltanschaulichen Trennungsgründen aufgezählt hatte, sagte ich: „Aber da können wir doch dran arbeiten. Da ist Schweden doch gerade richtig. Zwei Wochen nur wir zwei und das Feuer, da können wir reden.“ Und als er nur den Kopf schüttelte, fügte ich noch ernsthaft hinzu: „Das ist doch alles kein Problem, so lange wir uns lieben.“ Aber da schwieg er nur noch fester. Ich wollte ihm eigentlich das scheußliche Potpourri-Glasschälchen seiner Mutter auf dem Kopf zertrümmern, damit er zur Besinnung käme oder es ihm wenigsten ordentlich und schmerzhaft das Hirn erschüttern würde. Stattdessen nahm ich sein Gesicht in beide Hände wie ich es nie zuvor getan hatte, zwang seinen widerspenstigen Blick in meine Augen und sagte: „Das ist doch kein Problem. Ich habe genug Liebe für uns beide.“ Da erblickte ich mein eigenes Spiegelbild in seinen Augen und flüchtete aus der Wohnung. Noch jetzt muss ich die Augen schließen und den Kopf schütteln, wenn ich daran denke. Als ich aufsehe, begegnet mein Blick Kaitos. Er lächelt mit blitzenden Zähnen und hebt kaum merklich die Hand zum Gruß.

Es ist unsere letzte Nacht als Gruppe, bevor wir uns in Delhi wieder trennen werden. Die Norweger lassen sich meine Adresse geben, damit sie ein paar Fotos schicken können. Ram setzt sich zum ersten Mal zu uns an den Tisch und bestellt Tee und klebrige Süßspeisen für alle. Als die Norweger zu Bett gehen, beugt er sich zu mir hinüber. „Du gehst besser früh schlafen. Ich will dich morgen gesund und munter am Flughafen abliefern.“ Ich nicke, dabei fällt es mir nicht leicht, den Raum unter Kaitos Blicken zu verlassen. Als ich in meinem Zimmer bin, überkommt mich jedoch schnell eine angenehme Müdigkeit. Ich nehme ein Bad und sortiere den Inhalt meines Rucksacks um. Als ich die Verschlusskordel zusammenziehe und den Plastikknipser herunterstreife, klopft es an der Tür. Es ist Kaito, mit glitzernden schwarzen Kieselaugen und ungeordnetem Haar. Sein Blick gleitet an meinem Körper hinab und hinterlässt eine heiße Spur. Unter dem Hotelbademantel bin ich nackt.
„Kann ich reinkommen?“ Mit ihm weht ein Geruch wie feuchtes Holz und Pilze ins Zimmer. Die Tür fällt klickend ins Schloss.
„Es ist spät. Schläft deine Mutter schon?“, frage ich, als er zur Bar schnürt, und sich einen Whiskey eingießt.
Er hebt den Kopf. Das Mondlicht sitzt auf seinem hohen Wangenknochen. „Wer? Ach so, ja, sie schläft jetzt. Ich bin gekommen, um dich zu sehen. Du interessierst mich.“
Ich kann gar nicht verhindern, dass meine Wangen rot aufblühen, ärgere mich ein wenig über seine Macht. Er tritt auf mich zu und streift mit zwei kühlen Fingern meinen Unterarm hinauf, gegen den Strich.
„Bitte nicht“, sage ich und rolle den Frotteeärmel wieder herunter, da meine Härchen noch immer hypersensible Meßfühler sind.
„Ich kann dir helfen“, sagt er und küsst mich tief, ohne das Glas aus der Hand zu stellen. Ein Brennen bleibt in meinem Mund zurück, mit einer Spur von Rauch. Ich weiß, dass sie in Japan den besten Whiskey der Welt herstellen. Langsam wird das Brennen zu einem Prickeln, weicht schließlich einer Taubheit – als würde ein eingeschlafenes Bein schmerzhaft ins Leben zurückkehren – nur umgekehrt.
Kaito zieht sich aus. Und obwohl er Schnürschuhe, Jeans und ein Hemd mit Knöpfen trägt, geht das bei ihm so fließend, als müsse er sich nur kurz schütteln, damit er nackt vor mir steht. Wie Angst durchrieselt seine Schönheit meinen Körper. Zwischen meinen Schenkeln wird sie zu Nässe. Er setzt sich auf die Bettkante. Dort im Schatten erscheint die weiße Haut seiner haarlosen Brust nebelgrau, wie ein mit Wasserdampf beschlagener Spiegel.
„Komm her“, sagt er und streckt lächelnd eine Hand aus, „es geht ganz einfach.“
Ich lasse den Bademantel zu Boden fallen und trete zu ihm hinüber. Sein Penis ist hart und weiß wie Marmor, dabei ist die Haut so zart, dass ich meine Wange daran legen möchte. Doch Kaito hilft mir sogleich auf seinen Schoß und gleitet glatt und kühl wie eine Schwertklinge in mich hinein. Sachte wiegt er mich vor und zurück, küsst meinen Hals und meine Schultern mit seinen nadeligen Lippen. Sein langsamer Herzschlag dröhnt in meinem Kopf. Dann dreht er mich geschickt herum, lässt mich auf die Matratze gleiten, ist jetzt über mir, damit er seinen Marmorpenis tiefer und fester in mich hineinstoßen kann. Sein Geruch wird schärfer, durchdringend raubtierartig, und ich höre mich selbst wie eine Fremde, die man vom benachbarten Hotelzimmer aus beneidet. Seine Stöße werden heftiger, werden zum Ziepen, zum Ziehen.
„Kaito, du tust mir weh“, rufe ich und versuche seine Bewegungen zu stoppen. Doch er achtet nicht mehr auf mich und knurrt leise. Ich spüre ein Zerren, als habe er sich in meinen Eingeweiden verhakt. Den Kopf gesenkt, beginnt er, mich bei jeder Zugbewegung von sich wegzustemmen, bevor wir wie durch ein Gummiband verbunden wieder ineinander schnellen. Ich greife in seine Haare, zwinge ihn, mich anzublicken. Es ist Jan. Er sieht mich mit nassen Wimpern an und er lächelt wieder, wie er mich anlächeln soll. Tränen schießen mir in die Augen. In diesem Moment spüre ich, wie etwas in mir reißt, sich ablöst und herausgerissen wird. Es tost und pfeift in meinen Ohren, vielleicht höre ich jemanden schreien wie ein Tier. Dann ist alles still, als hätte man bei einem Sturm ein offengebliebenes Fenster zugeschlagen.
Kaito steigt von mir herunter und gibt mir einen Kuss auf die Stirn, den ich kaum spüre. Dann nimmt er ein Handtuch vom Nachttisch und bettet etwas hinein, das er zwischen meinen Beinen vom Laken aufliest. Mehrere Gewebefetzen, die aussehen wie rohe Leber. Er trägt sie in die gegenüberliegende Zimmerecke. Dort sitzt, fast gänzlich in Schatten gehüllt, seine Mutter auf einem Stuhl. Sie lächelt gleichmütig. Kaito präsentiert ihr die Gewebefetzen auf dem Frotteekissen wie eine Opfergabe: "Kore wa tsumaranai koto desuga, dozo." Nackt sitzt er zu ihren Füßen, während sie die glibbrigen Stücke eins nach dem anderen mit ihren grauen Fingern ergreift und in sich hineinschlürft, ohne zu kauen. Kaito ergreift ihre freie Hand und küsst, nein, leckt sie, reibt sein Gesicht und seinen Kopf daran. Sie sieht ihn. Rosige Flecken erblühen auf ihren Wangen, leuchten kurz auf und beginnen schon wieder zu verglühen.

Zum ersten Mal seit Wochen erwache ich ohne ein janschweres Gewicht auf der Brust. Als ich die dünne Decke zurückschlage, erwarte ich meinen Unterleib zerfetzt zu sehen, zerfetzt zu spüren. Doch das weiße Laken unter mir ist makellos und ich fühle nichts. Meine Ohren sind wattig. Diesiges Licht fällt durch die Fenster. Es scheint, als sei die Smogglocke Delhis heraufgestiegen, um mich abzuholen. Als ich mit dem Rucksack die Treppe hinabsteige, fällt mir auf, dass dieses Hotel nicht schon morgens von Frittierfett- und Gewürzduft erfüllt ist. Ich bin nicht überrascht, am Bus nur die Norweger zu treffen, und Ram, der mir abschiedstraurig entgegenlächelt.

 
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Hallo Feirefiz,

du hast einen ganz tollen Schreibstil. Sehr einfühlsam, sehr sensibel und so, dass es mich an manchen Stellen zu Bildern führte, zu Erinnerungen, die mir fast die Tränen in die Augen trieben.
Deine Geschichte hat mir - besonders am Anfang - total gut gefallen. Die Vorstellung von dem rollenden Kopf, an dem die Schmutzflusen hängen blieben, das ist ein schreckliches Bild, das mich hineingezogen hat in die Geschichte, weil ich unbedingt wissen wollte, was mit dem Icherzähler los ist, dass er sich so fühlt. Dass es eine Sie ist, erfährt man ja gleich darauf. Und die Rückblende, mit der du die enttäuschte Liebe beschreibst, ist auch supergut gelungen.
Es hat mir auch gefallen, wie du Erinnerungen an Jan immer so locker und passend einbaust.

Die junge Frau, die Heldin deiner Geschichte ist sehr vielschichtig, man kann ihren Kummer nachvollziehen und sich mit ihr identifizieren.
Auch die Beschreibung der Mitreisenden ist so detailliert und liebevoll, dass man sie sich genau vorstellen kann.
Und solche Häufchen auf den Tellern - die entstehen bei mir und meinen Freunden auch immer, wenn wir essen gehen. Ivh wusste gar nicht, dass man mit einer derartig kleinen Geste, die nur in die richtigen Worte gefasst ist, so viel Atmosphäre erzeugen kann. Muss ich mir merken.

Das kommt alles so selbstverständlich und stimmungsvoll daher. Ich habe es sehr genossen.

Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich dir noch ein paar besonders gelungene Stellen raussuchen, ich finde so was immer ganz gut, denn die negativen Stellen finden die anderen ja immer schon :D
Mache ich aber vielleicht ein anderes Mal. Die Zeit drückt mich gerade etwas.

Einen Kritikpunkt hätte ich schon:
In der Mitte des Textes (auch an ein paar anderen Stellen) wirds ein bisschen lang. Als Beispiel der Absatz, der mit ...

Die letzte Station, bevor wir wieder in den Smog um Delhi eintauchen werden, ist ein Tempel inmitten dichtbewaldeter Berge.
beginnt.

Ich weiß schon, dass du diesen Absatz brauchst, aber ich denke mal nicht so viele Beschreibungen. Ihr Getriebensein, die Atmosphäre, das Auftauchen des Japaners, das wird auch mit weniger deutlich.

Total überrascht war ich dann vom weiteren Verlauf der Geschichte. Kannte und kenne ja den Originaltext nicht. Sehr eigenartig und fremd - im besten Sinne.

Jaa, sehr schön, hat mich sehr berührt, die Atmosphäre, das Heiße, Schwüle, Fremdartige, all das. Danke für eine kleine Entführung nach Indien an einem grauen tristen Stadtnachmittag

Viele Grüße Novak

PS: Musste jetzt ein bisschen lachen, weil ich sah, dass du fast zeitgleich meine Geschichte am Wickel hattest. Vielen Dank schon mal, hast mir sehr geholfen. Näheres dann bei meiner Geschichte, wenn ich wieder zeit habe.
Liebe Grüße noch mal
Novak

 

Liebe feirefiz,

Fuks also. Vielleicht das Entscheidende gleich vorweg: Mich hat deine Geschichte berührt, ich habe sie nicht gelesen, nicht konsumiert, sondern genossen. Diese verloren gegangene Liebe und der damit verbundene Schmerz … ja, eine Liebeskummergeschichte hast du da geschrieben. Ganz befreit von Konvention und überhaupt sehr kreativ. Dein Stil ist eindringlich, nie aufdringlich und … das Ende kommt überraschend. Zugegeben: Ein bisschen hat es mich verstört. Aber die Auflösung ist Gott sei Dank! rosarot, und nicht rot von Blut. Dieses Übernatürliche gefällt mir sowieso, dieses Metaphysische fast und das hast du in deinem Text gekonnt dazwischen gewebt.

Nun zu den Emotionen deiner Ich-Erzählerin: Die Geschichte lebt von ihren Emotionen und alles scheint ihr Spiegel zu sein. Natürlich die Augen des Japaners, aber sie spiegelt sich in ihrer Umwelt. Ihre Stimmung scheint Wetter, Stimmung und Farbe zu beeinflussen. Sie spiegelt sich sogar in ihren Handlungen und erschrickt von Zeit zu Zeit:

„Ja, ja, die perfekte Illusion“, sage ich und schneide ihnen die Trollköpfe ab. Als sie dann auf gestrickten Socken glücklich in Richtung Grab davonschlurfen und sich dabei ganz lieb an den Händen halten, schäme ich mich dafür.

Ja, das hat mir gefallen.

Bei der Szene mit dem vielen Essen, dem Buffet und so, dachte ich kurz, ich hab mich in einer Speisekarte verirrt. Außerdem hab ich Hunger bekommen! Den hast du mir aber dann ordentlich verdorben, mit dem Schneckenspeichel des alten Mannes. Pfui Teufel! Was ich damit sagen will, ist dass du alles, was in deiner Handlung passiert, in Bilder transformiert wird und satzweise ins Hirn des Leser fliegt. Alles wirkt so greifbar, so wirklich. Man spürt deine Schreibe. Nur …

Und jetzt kommt mein Aber: Dein Stil ist so kraftvoll und reißt den Leser wirklich mit, aber hier ziehst du ihn teilweise zu grob in die bunte Vielfalt der schwarz/ weißen Letter. Ich verstehe, dass der Schauplatz diese Vielfalt und Unübersichtlichkeit fordert, aber teilweise leidet die Geschichte darunter. Du musst bedenken, es ist eine Kurzgeschichte und es wird einfach zu viel angesehen. Wäre da nicht dein Sprache wäre das wirklich eine Qual. Wenn da diese Unordnung nicht wäre, würde dem Text etwas fehlen. Dass wäre dann ja so, als würde man den Schlachtraum von Saw vorher aufräumen. Aber an manchen Stellen habe ich mich gefragt, muss denn das jetzt sein. So lang, so ausführlich, so intensiv? Irgendwie hat das auch Novak angesprochen. Ich hoffe, du verstehst, was ich mir da erdacht habe.

Ein paar Anmerkungen:

Mein Trekkingrucksack trohnt neben mir, ein wahrer Sitzriese.
Deine Sprache gefällt mir ausgeprochen gut. Und: thront.

Das Zimmer ist riesig mit Mamorboden.
Marmorboden

Am anderen Ende des Gartens erhebt sich ein Schatten und kommt zu mir herüber.
Ich liebe diese Stilelemente. Realisten sind dazu nicht in der Lage, aber wenn man der Natur ein wenig Glaubwürdigkeit stiehlt, schenkt man ihr eine Magie, die man eben nur mit Worten beschwören kann.

Natürlich sollte man so etwas einem Busfahrer, der sein Gefährt selbst sauber halten muss, niemals erzählen.
Der Satz ist berechtigt. Trotzdem will ich dir sagen, was mich daran stört. So sinnlich fließen deine Worte dahin und dann kommt unten ein Männchen und schreit: “DAS IST LUSTIG, WEIL ER BUSFAHRER IST!!!” Hahaha. Mach das doch anders. Entweder du machst seinen Beruf in den vorhergehenden Zeilen ein wenig deutlicher oder du kürzt ein bisschen. “Er, der Busfahrer, nickt.” So wie es da steht, gefällt es mir nicht, fällt - wie gesagt - auch aus dem Erzählton.

Wie es wäre, wenn ich ihn seinen viskosen Altmännerspeichel auf meinen Brüsten und um meinen Nabel herum verteilen ließe – er würde dort als schimmernde Spur auftrocknen, als sei eine Nacktschnecke über mich hinweggekrochen.
Ekliger geht’s nicht!

Rikscha-, Restaurant- und Souvenirangebote
Das machst du gerne, nicht wahr? Diese Bindestriche erinnern mich irgendwie an Fachliteratur und nehmen dem der Tristik das Belle. Ich übertreibe schon wieder: Im Grunde ist es egal, ist mir nur aufgefallen.

Die Reisegruppe bleibt eng zusammen in der Mitte der Straße, wie eine ängstliche Schafsherde. Wenn ich nicht mit ihnen unterwegs wäre, hätte ich vielleicht eine Chance vergewaltigt, in kleine Stücke zerhackt und den Straßenhunden zum Fraß vorgeworfen zu werden. Nur der linke kleine Zeh, den Jan Mausezeh nennt, weil er noch so viel kleiner als der rechte kleine Zeh ist, wird für den DNS-Abgleich mit meiner Zahnbürste *übrigbleiben*. Später wird Jan mit spitzem Gesicht an meinem Grab stehen, zu trocken um noch zu weinen, wird sich Vorwürfe machen und vergessen, dass er seine Liebe zu mir kurzzeitig verlegt hatte. Er wird eine Rose hinabwerfen, zu meiner Mausezehe, die dort in einer *buntbeklebten* Streichholzschachtel ruht. „Ich Arsch“, wird er denken und nie wieder glücklich werden.
Diese Szene ist mein persönliches Highlight. Sehr schön charakterisiert sich hier deine Protagonisten. Vergewaltigung, Verstümmelung - mir doch egal. Es ist eh alles Scheiße! Und wenn ich endlich tot bin, wird dieser Arsch von Jan es endlich einsehen. Ich wäre die richtige gewesen. Besser er wird Fußfetischist, dann kann er noch was mit mir anfangen. Die Ideen sind ausgefallen, die Gefühle transparent, ohne aufgezwungen zu werden. Ich habe es genossen. Auch zwei-, dreimal gelesen.
Die markierten *Wörter” schreibt man getrennt, wenn ich mich nicht irre.

Mit besockten Füßen fitsche ich ein paar Runden auf dem noch kühlen Mamorboden
Nix Mamo …

weil die Norweger nicht mehr von den Toiletten herunterkommen. Ram bietet mir und den Japanern eine Extratour zum Palast der Winde an
Herzlich gelacht. =)

tapferen kleinen Lächeln.
Trau dich! Schieb ein Komma zwischen die beiden!

Als meine Augen sich den Lichtverhältnissen angepasst haben
“Als sich meine Augen …”

wie schwarze Kiesel
Schwarzer Kiesel?

trotz akrobatischer Verrenkungen voellig entspannt.
vÖllig

gleichmuetig
gleichmütig

Disney Robin Hood
Kindheitserinnerungen.

In diesem Moment erscheint ein Schatten im Eingang. Es ist Ram.
Jetzt wundere ich mich gerade. Warum schon wieder diese Schattenmetapher? Muss ich überlegen.

vor allem denke ich an sein Schweigen. Nachdem er seine Liste an praktisch-logistischen und weltanschaulichen Trennungsgründen aufgezählt hatte
Klingt gut! Liebeslogistik = Wo steckt man am besten was hin?

Das Mondlich
t

Ich weiß, dass sie in Japan den besten Whiskey der Welt herstellen.
Naja … =)

weiß wie Mamor
Noch einmal …

Ich spüre ein Zerren, als habe er sich irgendwie in meinen Eingeweiden verhakt.
Ziemlich starkes Bild, Respekt!

Ein paar Flüchtigkeitsfehler habe ich wohl noch übersehen.

Leider fliegt mir jetzt die Zeit davon, und die Lehrbücher entgegen.

Vielleicht schreibe ich dir später noch etwas über die Umsetzung. Über das eigentliche Kopieren. =)

Bis dahin ...

Beste Grüße
markus.

 

Hallo feirefiz,

ein starkes Copywrite zu einem ebenso starken Original. Bin gerade hin und weg.

Und habe gar keine Lust, nach Fehlern zu suchen, weil ich mir diesen tollen ersten Eindruck nicht zerstören möchte.

Ich fand's traumhaft!

penny

 
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Hallo Schokofee!

Die Fensterscheibe des Reisebusses brummt mich ruhig und taub, stundenlang
. Mit dem ersten Satz hatte ich so meine Probleme, ab dann gings gut rein :-) Auch wenn es immer komisch ist für mich, wenn ein Jan vorkommt, da bin ich natürlich voreingenommen. Nein, im ernst mal: Da stecken sehr viele gute Sätze und Bilder drin, die zumindest
mich sinnlich überwältigen und von meinen Jangedanken ablenken
Dass du sehr schöne Formulierungen gefunden hast, dass alles bis zum Schluss Hand und Fuß hat, man alles mitfühlen kann, das wollte ich dir sagen. Hab ich jetzt.

Bis zum Schluss, wie gesagt, da muss ich wohl mochmal genauer lesen, weil ich da plötzlich völlig überrascht war und nicht mehr ganz begriffen hab, was da vorgeht. Ich finde auch, dass du so im Mittelteil ein bisschen zu viel Farben und Gewürze und so drin hast, die man nicht unbedingt bräuchte, das war mir ein bisschen unspannend teilweise. Obwohl ich eigentlich total gerne koche und male, damit hat das nix zu tun. Aber so für den Fortgang der Handlung? Es hat dir Spaß gemacht, denke ich und ich lese das auch gerne und ich meckere auf sehr hohem Niveau und ich würde das auch gerne alles so ausdrücken können, was du so manchmal schreibst, als wäre das so nebenbei. Ich meine so Wortschöpfungen oder seltene Wörter oder was das auch immer so ist.

Ich ergänze diesen Kommentar später, wenn ich das Original nochmal gelesen hab. Ist schon länger her. Also: es hat mir insgesamt sehr gut gefallen, dein Copywrite, was aber wohl mehr an deinem Stil liegt als an der Handlung. Zur Interpretation komme ich dann später, wenn ich eine habe.


Lollek

 
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Hallo zusammen!

Und nochmal einzeln:

Hallo Novak,

freut mich, dass die Geschichte Dich so mitnehmen konnte. Besonders, dass der Liebeskummerteil bei Dir angekommen ist und gewirkt hat, da hatte ich nämlich meine größten Zweifel, ob das so funktioniert. Damit hab ich mich selbst nicht ganz wohl gefühlt. Das ist mir persönlich alles ein bisschen fremd. Ich brauchte es nur als Hintergrund für den Fuchsteil, der für mich der eigentlich spannende Teil war. Deshalb bin ich schon ein bisschen enttäuscht, dass der offenbar hauptsächlich Verwirrung auslöst. Wobei ich das gut nachvollziehen kann, wenn man das Original nicht kennt. Ist natürlich auch meine Schuld. Der Liebeskummerteil kommt zuerst und ist recht ausführlich dargestellt, weil ich eben versucht hab es nicht nur zu behaupten, sondern spürbar zu machen. Und jetzt funktioniert er womöglich zu gut, so dass der Fuchsteil nur angeklatscht ist :( Als erste Massnahme hab ich schon mal versucht, den Fuchs vorher ein bisschen mehr einzuflechten. Ich arbeite dran.

Zu den Längen sag ich unten allgemein was. Das haben ja alle bemängelt.

Vielen Dank für Deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut.

Hallo Markus,

erstmal danke für die Korrekturen. Mamor - meine Güte, das kommt davon wenn man eine schlampige Aussprache hat. Den "witzigen" Satz habe ich auch sofort gestrichen. Mit dem war ich mir schon selbst nicht sicher. Ich wollte halt, dass sie ihren eigenen Schmerz auch ein bisschen ins Lächerliche zieht, um damit klarzukommen. Aber das ist eh heikel, wenn man trotzdem will, dass er ernst genommen wird. Und die Tot- und Steinheit wirkt ja schon in diese Richtung.

Jetzt wundere ich mich gerade. Warum schon wieder diese Schattenmetapher? Muss ich überlegen.
Ja, mach mal ;

Ihre Stimmung scheint Wetter, Stimmung und Farbe zu beeinflussen.
Hm, jein. Also der Bezug zwischen Umwelt und Erzählerin ist ganz wichtig, aber ein bisschen differenzierter als reine Spiegelung. es gibt da ja eindeutige Spannungen.

Aber die Auflösung ist Gott sei Dank! rosarot, und nicht rot von Blut.
hehe. Füchse bestehlen die Menschen, aber man kann es auch anders sehen. Oder auch nicht. ;) Rosarot war zumindest nicht geplant, aber ich hab schon ne Ahnung, dass einiges, was ich hier so an Spuren gelegt hab, im Sinnesrausch etwas untergegangen ist.

Also es freut mich, dass auch Du die Bilder mochtest, zur Länge siehe unten.

Vielen Dank auch Dir. Ich würde mich freuen, wenn Du noch was zum Text als Copy sagst.

Hallo Penny,

gut, vielen Dank. Hört man gern.

Hallo Lollek,

gut, Du hast denselben Kritikpunkt wie die anderen. Deshalb richtet sich meine Antwort an Dich an alle. Ich kann den Eindruck voll nachvollziehen und überlege auch schon, was ich dagegen tun könnte, dass das hier so Erzählen um des Erzählens Willen rüberkommt. Ich will nur sagen, dass ich diesen Text eigentlich konzeptionell relativ straff durchgeplant habe. Also zumindest der Intention nach sollen die Beschreibungen nicht um ihrer selbst Willen, als gemütliche Reise durch Indien da stehen, sondern was zum Fuchsthema beitragen, und gerade das Thema der sinnlichen Überwältigung ist da kernmäßig wichtig. Auch beim Thema Essen geht es ja nicht eigentlich um Kulinarisches. Ich werd jetzt nicht sagen, warum, weil ich ja sehen will, ob ein paar Leser den Zusammenhang auch so finden. Wenn das nicht klappt, muss ich mir was anderes ausdenken.

Also im Moment sind die Szenen, die in meinen Augen streichbar wären, vor allem norwegerbezogen. Diese Fotogeschichte vorm Taj Mahal ist für das Thema nicht wichtig und auch nicht der Satz in dem es um die Einkäufe der Norweger geht. Aber ich fand das mit den Trickfotos hübsch und es charakterisiert die Heldin ja auch.

Ich ergänze diesen Kommentar später, wenn ich das Original nochmal gelesen hab. Ist schon länger her. Also: es hat mir insgesamt sehr gut gefallen, dein Copywrite, was aber wohl mehr an deinem Stil liegt als an der Handlung. Zur Interpretation komme ich dann später, wenn ich eine habe.
Ja bitte, guck doch nochmal den Fuchsteil, auch im Vergleich zum Original. Da hab ich schon so ein paar verfrühte Ostereier für den Interpreten versteckt. Die will ich nicht alle alleine essen müssen.

Vielen Dank Euch allen für die Kommentare. Und es freut mich auch sehr, dass der Stil gefällt, nur hatte ich mir diesmal untypischerweise auch Inhalt ausgedacht. Da soll mein doofer Stil sich nicht so breit machen.

lg,
fiz

P.S.: Habe schonmal die Hotelzimmerbeschreibung rausgekuerzt *schluchz*
P.P.S.: Und die Beschreibung der Verkaufsveranstaltungen *schluchz schluchz*. Aber meinen Tempel kriegt ihr nicht!

 
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Hallo fiz!

Der Anfang ist schön schräg sinnlich, da weiß man gleich, wen man liest. Bisschen dick fand ich den epileptischen Anfall und den "zarten" Kotzegeruch.

Ich wollte mit Jan nach Schweden, in das Michelhaus meiner Eltern.

Schön!

Um mich bei Tagesanbruch gegen seine Morgenlatte zu drängen und ihn aus dem Halbschlaf zu vögeln.

Das ist mir zu grell. Ich weiß auch nicht. Vielleicht reagiere ich zu empfindlich auf so ... Wörter. Aber, nunja. Es können ja nicht immer alles nur Schmetterlinge sein, wo kämen wir da hin? Trotzdem liest es sich so banal irgendwie. Egal.

Aber als ich kam, um ihn abzuholen, hatte er nicht gepackt. Er öffnete mir die Tür, schlurfte wortlos ins Schlafzimmer, wo er sich aufs Bett setzte und sein Gesicht mit beiden Händen festhielt, als könne es jeden Moment abfallen. Ich dachte, jemand sei gestorben. Dabei wollte er nur nicht mehr mit mir nach Schweden fahren. Und auch sonst nirgendwohin. Er hatte beschlossen, dass er mich nicht mehr wollte.

Das ist eine schöne Szene. Nur der letzte Satz wirkt kraftlos, durch das "wollte", das hast du ja vorher auch schon. Vielleicht hilfts, das "mich" kursiv zu setzen, dann hätte man eine Betonung drin und einen Kontrast zum "wollte" Satz weiter vorne.

Als ich aussteige, kribbelt und juckt mein Kopf bis in den Nacken. Das Beste daran ist, dass ich meine eigene Wange nicht mehr spüre, sie wie die Wange eines anderen anfassen kann.

Das wirkt lustlos. Als hättest du irgend einen Vergleich gebraucht und so lange an irgendwelchen Haaren gezogen, bis einer da war. Außerdem ist der Satz nicht schön durch die Auslassung. "..., sie wie die".

Der Kies auf dem Weg vom Parkplatz zum Hoteleingang knirscht laut und tut mir durch die Wanderschuhe hindurch an den Fußsohlen weh.

Wo sonst?

Ram, unser Reiseleiter und Busfahrer, bietet kulinarische Führungen an, beschreibt den Inhalt jedes einzelnen Gerichts.

Da frage ich Ram nach der internationalen Speisekarte. Ich bestelle ein Gericht, das „macroni white sauce“ heißt. Tatsächlich ist Weißheit das einzige sinnlich erfassbare Charakteristikum der Sauce.

Auch das ist irgendwie lustlos. Da ist ein Gag, das mit der internationalen Speisekarte, und dann lässt du ihn fallen, bevor er lustig werden kann und erzählst weiter, dass sie bestellt und hahaha, Weißheit.

Ich bin beeindruckt, nicht auszudenken, wenn ich noch einmal auf eine Kardamomkapsel beißen würde.

Der Satz ist schräg. "nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ...

Die gutmütigen Norweger besetzen ihre Teller mit einer Vielzahl hübscher Häufchen, die in zweiten und dritten Runden durch andere Häufchen ersetzt werden. Am Ende bleiben auf jedem Teller drei bis vier Häufchenenttäuschungen zurück. Aber die Quote ist gut.

Das finde ich schön trocken dargestellt. Gefällt mir. Ich habe das Gefühl, sie ist einfach überhaupt nicht gerne da, und im Gegensatz zu den anderen Gästen empfindet sie nicht einmal die Vorfreude - sie war vorher schon enttäuscht.

Morgen müssen wir früh los, sagt Ram, damit das Licht auch richtig ist. Das ist ihm ganz wichtig.

Hä? Das erste Mal habe ich das falsch gelesen: Er sagt es, damit das Licht richtig ist. Mach doch einen Punkt. Morgen müssen wir früh los, sagt Ram. Damit das Licht richtig ist.

„Geh jetzt ins Bett“, wiederholt Ram und ich überlege einen Moment, ob ich den kleinen fünfzigjährigen Reiseleiter mit in mein Zimmer nehmen kann, ob ich seinen schweren Geruch, eine Berührung meiner wunden Haut durch seine rauen Hände ertragen könnte. Wie es wäre, wenn ich ihn seinen viskosen Altmännerspeichel auf meinen Brüsten und um meinen Nabel herum verteilen ließe – er würde dort als schimmernde Spur auftrocknen, als sei eine Nacktschnecke über mich hinweggekrochen.

Hübsch! Dieses Hin und Her, diese Alternative, die ja keine ist, dieser Versuch, die Erinnerung in Ekel zu ertränken.

Wenn ich nicht mit ihnen unterwegs wäre, hätte ich vielleicht eine Chance(Komma) vergewaltigt, in kleine Stücke zerhackt und den Straßenhunden zum Fraß vorgeworfen zu werden.

Sie hat sicher keine Chance vergewaltigt. :)

Als sie dann auf gestrickten Socken in Richtung Grab davonschlurfen und sich dabei ganz lieb an den Händen halten, schäme ich mich dafür.

Schön! Langsam kommst du (und die Geschichte) in Fahrt. Ich hab nicht mehr den Eindruck, dass du stotterst und zögerst. Wie ein Motor, der warm geworden ist.

Bei dieser Berührung ziehen sich meine Beckenbodenmuskeln zusammen

Ist das so? :)

„Ich wusste nicht, dass es in Indien auch Füchse gibt.“

Würd ich streichen.

„Als kleines Mädchen war ich in den Disney Robin Hood verliebt.“

:D Ohjeohje steht die neben sich.

Kaitos Augen sind wie Löcher, seine Hand ist noch immer eng um meine geschlossen.

Mhmhm, das hätte aktiv mehr Kraft. Und man kann es dann sogar gut steigern: "seine Hand drückt meine fester"

„Das ist doch kein Problem. Ich habe genug Liebe für uns beide.“ Dann erblickte ich mein eigenes Spiegelbild in seinen Augen und flüchtete aus der Wohnung. Noch jetzt muss ich die Augen schließen und den Kopf schütteln, wenn ich daran denke.

Nett.

Ich nehme ein Bad und sortiere dann den Inhalt meines Rucksacks um.

Streichen. "Dann" ist so ein böses Wort, das schleicht sich immer rein und infiltriert, dabei ist es oft so unnötig. Wie ein Kropf.

Mit ihm weht ein Geruch wie feuchtes Holz und Pilze ins Zimmer.

Mir widersträubt ja der Geruch wie Pilze. Schöner fände ich: Ein Geruch nach feuchtem Holz und Pilzen.

Und obwohl er Schuhe, Jeans und ein Hemd mit Knöpfen trägt, geht das bei ihm so fließend, als müsse er sich nur kurz schütteln, damit er nackt vor mir steht.

Das Bild mag ich.

Wie Angst durchfährt seine Schönheit meinen Körper und endet in der Nässe zwischen meinen Schenkeln.

In dem Satz sind mir zu viele Eindrücke. Es muss schnell gehen, und Knappheit ist schnell. Der Satz ist zu lang.

Ich lasse den Bademantel zu Boden fallen und trete zu ihm hinüber.

Braucht man nicht.

Er trägt sie in die gegenüberliegende Zimmerecke.

Das ist ein schönes Copywrite, das auch alleine funktioniert. Mir wars am Anfang zu langatmig, da könnte entweder mehr Tempo rein, oder du kürzt was. Das Sehenswürdikeitengeschwafel meine ich. Von irgendwo nach der Mitte ab wirds dann viel flüssiger, gewinnt an Fahrt und die Geschichte entfaltet sich.
Ich finde deine Interpretation schön, du hältst dich ja vom Thema her sehr am Original, nur deine Leute sind anders, aber auch bei dir geht es um die Erlösung von einer Qual - bei dir eine unglückliche Liebe.

Was mir gefeht hat in deiner Geschichte, das ist die Antwort auf die Frage: Warum passiert das? Im Original habe ich mich das nicht so sehr gefragt, ich habe eher das Gefühl gehabt, das Fuchsmädchen wäre immer da und würde jede Reisegruppe ausrauben. Das hat mir gefallen.
Hier ist es anders. Vielleicht liegt das an der Szene mit dem Brunnen und dem steinernen Fuchs im Original, die "Entführung" ist dort deutlicher dargestellt. Zumindest hab ichs so in Erinnerung.

Du hast diese skeptische Art zu schreiben, bei dir habe ich das Gefühl, die ganze Welt ist etwas Absurdes, das man nur mit absurden Bildern beschreiben kann. Ich mag das sehr. Ohne Scheiß! :)

Machs gut!
yours

 
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Hallo Feirefiz,
hier bin ich noch mal, weil ich ein Missverständnis ausräumen wollte. Ich weiß nicht, wie deppert ich mich ausgedrückt hatte, so jedenfalls wollte ich nicht verstanden werden:

Deshalb bin ich schon ein bisschen enttäuscht, dass der offenbar hauptsächlich Verwirrung auslöst. Wobei ich das gut nachvollziehen kann, wenn man das Original nicht kennt. Ist natürlich auch meine Schuld. Der Liebeskummerteil kommt zuerst und ist recht ausführlich dargestellt, weil ich eben versucht hab es nicht nur zu behaupten, sondern spürbar zu machen. Und jetzt funktioniert er womöglich zu gut, so dass der Fuchsteil nur angeklatscht ist Als erste Massnahme hab ich schon mal versucht, den Fuchs vorher ein bisschen mehr einzuflechten. Ich arbeite dran.

Ich habe den Fuchsteil nie als angeklatscht empfunden. Sondern den/die Japaner als Verkörperung eines Mythos, nämlich den eines Seelen- oder Teilseelen raubenden Fuchses, der in diesem Falle das Mädchen von ihrem Liebeskummer erlöst. Das war für mich dann auch das Entscheidende. Es war nur fremd - das aber im guten Sinne. So wie ein eigenartiges Horrorelement sich in etwas Alltägliches hineienwebt. So wie ein guter Vampir, der einem mit dem ausgesaugten Blut einen bösen Virus raubt. Naja, vielleicht spar ich mir die Vergleiche, bevor du den Doktor holst. Ich fühlte mich einfach mitgenommen auf eine eigenartige Reise, auf der sich Bilder vor mir entfalteten von Essen, Gerüchen, Stein, Farben und Leid und die dann für mich sich zu einem Sinn fügten.

Später an Lollek glaub ich schreibst du noch:

Also zumindest der Intention nach sollen die Beschreibungen nicht um ihrer selbst Willen, als gemütliche Reise durch Indien da stehen, sondern was zum Fuchsthema beitragen, und gerade das Thema der sinnlichen Überwältigung ist da kernmäßig wichtig. Auch beim Thema Essen geht es ja nicht eigentlich um Kulinarisches. Ich werd jetzt nicht sagen, warum, weil ich ja sehen will, ob ein paar Leser den Zusammenhang auch so finden. Wenn das nicht klappt, muss ich mir was anderes ausdenken.

Ich schreib dir einfach mal, wie ich die Farben, das Essen, den Japaner, die Japanerin sehe. Ich habe das Original immer noch nicht gelesen. Und ich bin nun echt keine Interpretationskünstlerin, vielleicht kannst du ja an meiner Beschreibung und Deutung erkennen, ob das, was du wolltest, funktioniert. Ich habe nämlich ein bisschen Schiss, dass du vor lauter Versuch, es dem nach Kürzung schreienden Leser Recht zu machen, tolle und wichtige Sachen rauskickst.
DAS HÄTTE ICH NICHT GEWOLLT.

Sorry vorweg, ich habe bei Zusammenfassungen immer so eine schnoddrige Art, das darfst du bitte nicht falsch verstehen, ich mach das einfach immer so, ganz egal, was für eine Geschichtenperle ich zusammenfasse, es klingt immer so.
Also: Eine junge Frau reist nach dem Ende einer Liebe nach Indien. Sie ist total unglücklich, regelrecht blockiert, kann an nicht anderes denken. Sie empfindet sich selbst als abhängig von dieser Liebe zu Jan, wie wenn sie sich selbst weggeben hätte, oder nur noch daraus bestünde, deutlich in dem Bild, als sie seinen Kopf in den Händen hält und sagt, sie hätte Liebe für beide und sich dann selbst sieht und sich nicht mehr versteht, sich geemütigt fühlt.
Die Freundin schickt sie nach Indien. Viele Farben, viele Gerüche, viele Bilder, das wird sie schon auf andere Gedanken bringen. Die Sinneseindrücke, auf die das Mädchen nun stößt, sind für sie aber eher eine Qual. Sie kann und will nichts aufnehmen. In ihr steckt zuviel Traurigkeit, als dass sie etwas Neues wirklich wahrnehmen oder gar sich darauf einlassen könnte. Sie ist wie blockiert, kann nichts an sich ranlassen, akute Sinnesallergie. Sogar essen kann sie nicht, sie isst das Reizloseste, Unsinnlichste, was es überhaupt gibt und stopft sich damit voll. Und das Zeug ist auch noch weiß, also Farbe der Trauer (Indien) und auf keinen Fall will sie auf etwas Neues sinnlich Erfahrbares stoßen, das ihre Traurigkeit "beflecken" könnte. Auf eine Kardamomkapsel, die einen Gewürzflecken auf ihre Traurigkeit machen könnte. Alles, was sie isst, ist glaub ich weiß oder zumindest sehr hell. OK, später isst sie auch Rotes, glaub ich, aber auch das ist reizlos, bzw. rot wie Herzblut. An einer Stelle spricht sie auch davon, dass sie ihr Leid wie Herzblut auf den Teppich kotzen könnte. Zurück zum Weiß. Sie selbst ist wie das weiße T. Mahal, das Grabmal für eine unsterbliche Liebe, daher empfindet sie es auch so beknnt wie das Schreberhäusel ihrer Oma. Die Trauer, ist also etwas, das ganz tief in ihr drin steckt. Das wie beim T. Mahal nicht befleckt werden darf, mit dem sie sich bedeckt und abschirmt (Szene Laken).

Der Fuchs ist für mich das Paar, das auf der Suche nach Menschen ist, die gerne einen Teil ihrer Seele hergebn. Besonders der Mann wird wie der mythische Fuchs beschrieben, er wittert ja richtg wie ein Tier, als er die junge Frau das erste Mal sieht. Er shnürt, futtert Hühnchen, ist gespannt wie ein Tier. Ist aber auch steinern. Er hat einen Penis weiß wie Marmor. Die Mutter ist wie Stein nur in Grautönen geschildert. Und auch sie essen anders als die anderen - weiß und rot, so wie das Mädchen. Auch bei ihnen diese wiederkehrenden Symbolfarben.
Dieser Mann wittert ihre Trauer von Anfang an und in dem Tempel mit dem Fuchsbild beginnt dann auch der allerletzte Teil, der eigentliche Liebeskummerraub. Weshalb die Füchse hier auf der Reise auftauchen? Na auf Reisen gibt es jede Menge Liebeskümmerer, das weiß man doch. Schickt ja die Freundin unsere Trauernde auch extra auf eine Reise. Der/die Füchse wollen etwas aus der Seele holen und auf Reisen finden sie ihre "Opfer". Durch den Liebesakt befreit der Männerfuchs die Frau von ihrem Leid, schneidet den Kummer aus der Frau wie etwas Rotes heraus und gibts der Mutter und die kanns gut gebrauchen, weils Herzblut ist und wird ein bisschen rosa.
Am nächsten Morgen erwacht die junge Frau befreit vom Liebekummer, das einzige, was ich vermisst hab, war, dass sie ein ganz kleines bisschen einen sinnlichen Geruch wahrnehmen kann. Als Beispiel dafür, dass sie ihre vom Kummer verursachte Sinnesallergie, das Nichts-an-sich-heranlassen, anfängt los zu werden. Aber vielleicht wär das ja auch zu platt.

Ich muss mich echt noch mal entschuldigen für meine Art der Zus. Ich bin echt immer so rotzig, klingt furchtbar und wenn man eine ernsthafte Geschichte geschrieben hat, denkt man, ich nehms nicht ernst. Ist aber nicht so.

Mein Anliegen war wirklich, dass du an mir noch mal erkennen kannst (da ich ja sozusagen auch weiß bin, aber jetzt mehr im europäischen Sinne unschuldig von zu viel Wissen über Originageschichtenlfüchse) ob deine Geschichte in der von dir beabsichtigten Zielsetzung funktioniert und stimmig ist.
Ich hoffe, es hat dir was gebracht.

Falls du Fragen hast, nur zu.

Liebe Grüße Novak

 
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Hey feirefiz,


Wenn ich nur lange genug warte, wird es mir schließlich den Kopf aus dem Gewinde rütteln. Eine Weile wird er dann auf dem braungefleckten Teppich im Gang hin- und herkullern, bis er schließlich ganz hinten vor den Toiletten zu liegen kommt, die struppigen Synthetikfasern und ihren zarten Kotzegeruch in der Nase. Ein paar Butterkekskrümel und Schmutzflusen bleiben an den geöffneten Lippen hängen.

Oh, ich liebe diesen vom Gewinde gerüttelten Kopf!

Ich wollte mit Jan nach Schweden, in das Michelhaus meiner Eltern.

in das Michelhaus :)

Er hatte beschlossen, dass er mich nicht mehr wollte.

Solche Sätze mag ich ja gern in Deinen Geschichten. Die klingen immer so lapidar, dabei vermitteln sie großen Drama.

Zwei Woche später beschloss Lina, dass ich nicht weiter in meiner Wohnung hocken und in meinen Tee/ mein Müsli/ meine Tomatensuppe heulen durfte.

Jan und Lina - die beiden beschließen da eben so Sachen, mit denen die Ich-Erzählerin dann leben muss. Das erzeugt eine schöne Abhängigkeit. Unfähig allein zu entscheiden, wird für sie entschieden. Das kommt am Ende ja nochmal, wenn der Japaner mit ihr schläft, dass lässt sie ja auch mehr oder minder einfach mit sich geschehen.

sollte nicht länger aussehen wie ein Nacktmull,

:)

... wünschte ich mir eine Sonnenbrille, Ohrenstöpsel, eine Gasmaske und einen Neoprenanzug. Ich konnte meine Gedanken nicht hören. Ich konnte Jan nicht sehen. Und das machte alles noch viel schlimmer.

Sie will das alles gar nicht. Sie will eine Schutzhülle unter die sie sich kuscheln, in der sie in Ruhe ihrem Jan hinterhertrauern kann.

Als sich der Duft von tausend Gewürzen in meine Nasenlöcher zwängt, beginnt mein Magen zu boxen.

Ja, all das sinnlich Andere fühlt sich eher wie eine Bedrohung an - zwängen und boxen - sie empfindet es wie eine gewaltsame Übernahme, denn als exotische Reize. Oha - da kommt er ja schon, der Fuchs vom Ende ...

Die gutmütigen Norweger besetzen ihre Teller mit einer Vielzahl hübscher Häufchen, die in zweiten und dritten Runden durch andere Häufchen ersetzt werden. Am Ende bleiben auf jedem Teller drei bis vier Häufchenenttäuschungen zurück.

Ich hab noch nie eine Buffettschlacht so liebevoll gestrickt gelesen!

Als der Jüngling an mir vorbeigeht, um seiner Mutter mehr Fleisch zu holen, zieht er scharf die Luft ein, fast wie ein tiefer Seufzer.

So in der Rückschau wittert er hier wohl die Fährte.

„Nein. Mein Inneres ist tot. Mein Herz ist Stein“, antworte ich trotzig und hoffe, die proklamierte Tot- und Steinheit möge sich recht bald einstellen.

Ja, man wünscht es ihr fast, so wie sie leidet.

„Geh jetzt ins Bett“, wiederholt Ram und ich überlege einen Moment, ob ich den kleinen fünfzigjährigen Reiseleiter mit in mein Zimmer nehmen kann, ob ich seinen schweren Geruch, eine Berührung meiner wunden Haut durch seine rauen Hände ertragen könnte. Wie es wäre, wenn ich ihn seinen viskosen Altmännerspeichel auf meinen Brüsten und um meinen Nabel herum verteilen ließe – er würde dort als schimmernde Spur auftrocknen, als sei eine Nacktschnecke über mich hinweggekrochen.

Hier war ich verwirrt. Erst lehnt sie alles ab, hat ja einen wahren Gefühlskollaps und dann das. Sie stellt sich vor, wie ein alter Mann Besitz von ihrem Körper ergreift. Auch wenn die Vorstellung abartig für sie ist - aber das sie sie überhaupt hat und zulässt? Klar, die Szene bereitet die spätere Übernahme vor - aber ne - mir will sie nicht gefallen, wie sie ist.

Aus Denkmalschutzgründen können wir nicht direkt am Eingang parken und müssen deshalb ein Stückchen durch die Stadt laufen. Während es etwas anstrengend war, auf Delhis Straßen zu laufen und Rikscha-, Restaurant- und Souvenirangebote abzuwehren, ist Agra ein regelrechter Spießrutenlauf.

Es ist ein Mausoleum, das Shah Jahan im 17. Jahrhundert seiner Haupfrau Mumtaz Mahal erbauen ließ,

Hauptfrau

weil er sie so verdammt doll und unsterblich liebte. Damit es weiß bleibt, darf es in der Region keine Industrie mehr geben, was vielleicht auch den Grimm der Anwohner und Hunde erklärt.

Ja, die Liebe von Shah Jahan und ihrer Wahrung - das führt zu nichts Gutes in der Region. Wie bei ihr. Ihre Liebesbeteuerung lähmt sie auch.

Es wird gesagt, dass Füchse Menschen bestehlen. Aber man kann es auch anders sehen. Sie befreien die Menschen von einer Bürde.“

Boah fiz, dass ist das märchenhafte an Deinen Geschichten. Du meinst es wirklich gut mit Deinen Helden. Während es im Original noch eine Art feindliche Übernahme ist, schreibst Du was von Bürdenbefreiung :).

Nachdem er seine Liste an praktisch-logistischen und weltanschaulichen Trennungsgründen aufgezählt hatte,

weltanschauliche Trennungsgründe - warum fällt mir so was nie ein! Großartig!

Das Mondlicht fängt sich silbern auf seinem hohen Wangenknochen.

Huch, das klingt nicht nach fiz. Das klingt ... sehr glänzend.

Die Sexszene, die mag ich gern. Auch wenn er mit Mamorpenis und Schwertklinge und Widerhaken ausgestattet ist. Und trotzdem wirkt sie auf mich sinnlich.

Dann nimmt er ein Handtuch vom Nachttisch und bettet etwas hinein, das er zwischen meinen Beinen vom Laken aufliest, mehrere Gewebefetzen, die aussehen wie rohe Leber.

Und hier wird das Weiß-Trauer-Motiv aufgehoben. Während sie zu den früheren Farben außer Weiß keine Verbindung aufbauen kann, kommt nun eine Farbe aus ihrem Inneren. Sie befleckt kurz das Weiß des Lakens und wir dann entfernt und weitergereicht. Es ist ja irgendwie Jan, den sie abstösst oder der aus ihr herausgezogen wurde, wie auch immer.
Ich mochte diesen Moment sehr, weil er einen Bruch in der Erzählung darstellt.

Er trägt sie in gegenüberliegende Zimmerecke. Dort sitzt, fast gänzlich in Schatten gehüllt, seine Mutter auf einem Stuhl. Sie lächelt mich gleichmütig an. Kaito präsentiert ihr die Gewebefetzen auf dem Frotteekissen wie eine Opfergabe. Nackt sitzt er zu ihren Füßen, während sie die glibbrigen Stücke eins nach dem anderen mit ihren grauen Fingern ergreift und in sich hineinschlürft, ohne zu kauen. Kaito ergreift ihre freie Hand und küsst, nein, leckt sie, reibt sein Gesicht und seinen Kopf daran. Rosige Flecken erblühen unter der grauen Haut ihrer Wangen, leuchten kurz auf und beginnen schon wieder zu verglühen.

Das war dann schon schwieriger. Ich finde die Szene toll, aber so richtig in ihrer Bedeutung will sie sich mir nicht erschließen. Die Mutter schluckt die Bürden der Anderen und bekommt dadurch ein wenig Farbe auf die sonst aschgraue Haut. Sie wird belebt durch etwas, was andere lähmt. Wieso? Da fehlt mir der Bezug irgendwie. Aber schön ist es trotzdem.

Soweit zu meinem Leseverständnis.

So Trennungspärchen - ich musste so schmunzeln als ich die ersten Sätze las. Aber ich mag die gern von Dir.

Schönes Copy, schöne Geschichte. Gern gelesen! Für meinen Teil hättest Du das Fuchsmotiv ruhig deutlicher einbringen dürfen, es verliert sich ja schon zwischen all dem Herzschmerz. Ich denke, die Szene in dem Nebentempel, die dürfte etwas mehr Raum erhalten, da sie mir doch sehr wichtig erscheint. Also, ich hätte da gern mehr.

Lieben Gruß Fliege

 
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Ladies first!

Novak, ich danke Dir. Danke, dass Du mir nochmal so eine detaillierte Rueckmeldung zu Deinem Textverstaendis gibst. Ich war schon ein bisschen unzufrieden, weil ich dachte, irgendwie haut das alles nicht hin mit den Zusammenhaengen, die ich mir da ausgedacht habe. Aber nach Deinem und Flieges Kommentar geht es mir wieder besser. Zwar fehlt noch so eine letzte Drehung am Ende, aber dafuer hast Du Dinge gefunden, die mir gar nicht aufgefallen waren. Das ist spannend!

Im Einzelnen:

Sie empfindet sich selbst als abhängig von dieser Liebe zu Jan, wie wenn sie sich selbst weggeben hätte, oder nur noch daraus bestünde, deutlich in dem Bild, als sie seinen Kopf in den Händen hält und sagt, sie hätte Liebe für beide und sich dann selbst sieht und sich nicht mehr versteht, sich geemütigt fühlt.
Ja

Viele Farben, viele Gerüche, viele Bilder, das wird sie schon auf andere Gedanken bringen. Die Sinneseindrücke, auf die das Mädchen nun stößt, sind für sie aber eher eine Qual. Sie kann und will nichts aufnehmen. In ihr steckt zuviel Traurigkeit, als dass sie etwas Neues wirklich wahrnehmen oder gar sich darauf einlassen könnte. Sie ist wie blockiert, kann nichts an sich ranlassen, akute Sinnesallergie. Sogar essen kann sie nicht, sie isst das Reizloseste, Unsinnlichste, was es überhaupt gibt und stopft sich damit voll.
Ja, Sinnesallergie trifft es ziemlich gut. Ich hatte mir das so als Hauptsymptom ihres Liebeskummers gedacht, so eine hypersensible Duennhaeutigkeit. Wobei ich denke, dass ihr Problem nicht ist, dass sie nichts aufnehmen kann, sondern dass sie nicht aufnehmen will, sich davor aber nicht schuetzen kann, weil sie Reize verstaerkt wahrnimmt. Und genau so, wie Du sagst, habe ich mir das mit der Essensszene gedacht. Also sie isst, was am wenigsten was etwas schmeckt. Die Norweger sind normal und neugierig (bezahlen spaeter dafuer mit dem beruechtigten Delhi-belly), und auch die Fuechse essen aus einem bestimmten Grund wie sie essen.

Diese Rot-Weiss Symbolik, die Du und Fliege da gefunden habt, hab ich nicht bewusst da reingesteckt, finde ich aber eine absolut legitime und spannende Lesart. Ja, weiss ist die Farbe der Trauer, nicht nur in Indien, sondern auch in Japan und lange Zeit in Europa. Fuer mich war es hauptsaechlich der Gegenpol zur Buntheit.
Die schreberhausartige Bekanntheit des Taj Mahal, das war so ein Effekt den ich selbst erlebt hab. Ist ja ein derartig ikonisches Bauwerk, dass man es schon zu kennen glaubt, wenn man zum ersten Mal davor steht. Aber klar, ihr ist es durch ihre Seelenlage noch naeher.

Der Fuchs ist für mich das Paar, das auf der Suche nach Menschen ist, die gerne einen Teil ihrer Seele hergebn.
Ja, einen bestimmten Teil ihrer Seele.

Dieser Mann wittert ihre Trauer von Anfang an und in dem Tempel mit dem Fuchsbild beginnt dann auch der allerletzte Teil, der eigentliche Liebeskummerraub. Weshalb die Füchse hier auf der Reise auftauchen? Na auf Reisen gibt es jede Menge Liebeskümmerer, das weiß man doch. Schickt ja die Freundin unsere Trauernde auch extra auf eine Reise. Der/die Füchse wollen etwas aus der Seele holen und auf Reisen finden sie ihre "Opfer". Durch den Liebesakt befreit der Männerfuchs die Frau von ihrem Leid, schneidet den Kummer aus der Frau wie etwas Rotes heraus und gibts der Mutter und die kanns gut gebrauchen, weils Herzblut ist und wird ein bisschen rosa.
Ja, so war's gedacht. In Indien kann man damit rechnen auf passende Opfer zu stossen.
Also das Ende, ich hab's schon bei Markus gesagt, das ist eigentlich gar nicht so rosarot gedacht, wie er, Du, yours und Fliege es gelesen habt. So suess bin ich nicht. DAs ist alles hinterhaeltiger und ambivalenter. Und der Schluessel liegt eigentlich genau in der Schlussszene, die fuer Dich irritierend war
Am nächsten Morgen erwacht die junge Frau befreit vom Liebekummer, das einzige, was ich vermisst hab, war, dass sie ein ganz kleines bisschen einen sinnlichen Geruch wahrnehmen kann. Als Beispiel dafür, dass sie ihre vom Kummer verursachte Sinnesallergie, das Nichts-an-sich-heranlassen, anfängt los zu werden.
Und auch Flieges Irritation, wie die graue Frau Energie aus Kummer zapfen kann.

Also nochmal ganz herzlichen Dank fuer Deine Rueckmeldung.

Hallo Fliege,

ein paar Sachen, die Deine Lesart betreffen, stehen schon in der Antwort an Novak. Es freut mich natuerlich ungemein, dass Dir ein paar Stellen so gut gefallen haben. Auch Du hast diese sinnliche Ueberwaeltigung, diese Uebernahme gesehen, und wie der Fuchs ihren Liebeskummer wittert. Das beruhigt mich schonmal.

Hier war ich verwirrt. Erst lehnt sie alles ab, hat ja einen wahren Gefühlskollaps und dann das. Sie stellt sich vor, wie ein alter Mann Besitz von ihrem Körper ergreift. Auch wenn die Vorstellung abartig für sie ist - aber das sie sie überhaupt hat und zulässt? Klar, die Szene bereitet die spätere Übernahme vor - aber ne - mir will sie nicht gefallen, wie sie ist.
Ja, kann ich nachvollziehen. Ich hatte mir das eben so gedacht, dass sie da ihre Phobie, bzw. Allergie da quasi mit Konfrontationstherapie bekaempfen will. Dass sie es dann nicht tut, dass der Ausbruchsversuch schon in der Imaginationsphase scheitert, betont ja eigentlich noch die Macht des Problems.

Ja, die Liebe von Shah Jahan und ihrer Wahrung - das führt zu nichts Gutes in der Region. Wie bei ihr. Ihre Liebesbeteuerung lähmt sie auch.
Das ist auch so ein Zusammenhang, der mir selbst nicht klar war. Finde ihn aber sehr schoen.

Boah fiz, dass ist das märchenhafte an Deinen Geschichten. Du meinst es wirklich gut mit Deinen Helden. Während es im Original noch eine Art feindliche Übernahme ist, schreibst Du was von Bürdenbefreiung .
Also das ist noch so ein bisschen der Knackpunkt wo Eure Interpretationen und meine Intention auseinandergehen. Das ist ja ein gerissener Fuchs, der das sagt, und ihr geht ihm alle ein bisschen auf den Leim. Ich will nicht sagen, dass er luegt, aber er stellt die Tatsachen schon in seinem Interesse so dar.
Uebrigens weiss ich gar nicht, wie ich den Ruf erworben habe, so zuckersuess in meinen Geschichten zu sein.

Ich finde die Szene toll, aber so richtig in ihrer Bedeutung will sie sich mir nicht erschließen. Die Mutter schluckt die Bürden der Anderen und bekommt dadurch ein wenig Farbe auf die sonst aschgraue Haut. Sie wird belebt durch etwas, was andere lähmt. Wieso?
Ja, das haengt eben mit oben zusammen und mit unten, mit dem letzten Absatz.

Vielen Dank auch Dir fuer die schoene Interpretation.

Und nun zu Dir, mister!

Um mich bei Tagesanbruch gegen seine Morgenlatte zu drängen und ihn aus dem Halbschlaf zu vögeln.
Das ist mir zu grell. Ich weiß auch nicht. Vielleicht reagiere ich zu empfindlich auf so ... Wörter. Aber, nunja. Es können ja nicht immer alles nur Schmetterlinge sein, wo kämen wir da hin? Trotzdem liest es sich so banal irgendwie. Egal.
Du Herzchen! Also mir ist gerade die Banalitaet hier romantisch. Das ist auch ein sehr schmaler Grat, Liebeskummer glaubhaft darzustellen und dabei nicht zu suess zu werden. Diese und andere Stellen sollen dem entgegenwirken.

Nur der letzte Satz wirkt kraftlos, durch das "wollte", das hast du ja vorher auch schon. Vielleicht hilfts, das "mich" kursiv zu setzen, dann hätte man eine Betonung drin und einen Kontrast zum "wollte" Satz weiter vorne.
Finde ich grade nicht. Ein schlichtes "ich will dich nicht" ist in der Liebe so ziemlich der kraftvollste Satz, den man aussprechen kann, mit oder ohne kursiv (Fliege hat das ja auch so gesehen). Und die Wiederholung ist absicht, um die Steigerung der Ablehnung auszudruecken.

Zitat:
Als ich aussteige, kribbelt und juckt mein Kopf bis in den Nacken. Das Beste daran ist, dass ich meine eigene Wange nicht mehr spüre, sie wie die Wange eines anderen anfassen kann.
Das wirkt lustlos. Als hättest du irgend einen Vergleich gebraucht und so lange an irgendwelchen Haaren gezogen, bis einer da war. Außerdem ist der Satz nicht schön durch die Auslassung. "..., sie wie die".
Nee, das war andersrum, der Gedanke war zuerst da, ist mir auch wichtig, weil er unten wieder aufgegriffen wird. Und ich hab ihn nicht ganz gluecklich ausgedrueckt. Das hab ich jetzt geaendert. Aber das "lustlos", kommt unten ja nochmal, kannst du Dir von der Backe putzen. In diesem Text ist kein Komma lustlos gesetzt (oder vergessen) worden.

Der Kies auf dem Weg vom Parkplatz zum Hoteleingang knirscht laut und tut mir durch die Wanderschuhe hindurch an den Fußsohlen weh.
Wo sonst?
Jo, aber was soll der Geiz? Ein bisschen Emphase kann hier nicht schaden. Ist ein wichtiger Satz.


Ich bin beeindruckt, nicht auszudenken, wenn ich noch einmal auf eine Kardamomkapsel beißen würde.
Der Satz ist schräg. "nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ...
find ich nicht, das kann man gut so verknappen

Auch das ist irgendwie lustlos. Da ist ein Gag, das mit der internationalen Speisekarte, und dann lässt du ihn fallen, bevor er lustig werden kann und erzählst weiter, dass sie bestellt und hahaha, Weißheit.
Wiew weit muss man einen Gag denn reiten, bis er lustig wird? Ausserdem ist es ganz und gar kein Gag, sondern ungemein wichtig fuer sie (siehe dazu Novak und Fliege)

Ich nehme ein Bad und sortiere dann den Inhalt meines Rucksacks um.
Streichen. "Dann" ist so ein böses Wort, das schleicht sich immer rein und infiltriert, dabei ist es oft so unnötig. Wie ein Kropf.
Ja. Ist weg.

Mir widersträubt ja der Geruch wie Pilze. Schöner fände ich: Ein Geruch nach feuchtem Holz und Pilzen.
Mir widerstaeubt es nicht. Das andere faende ich ein bisschen lahm.

Wie Angst durchfährt seine Schönheit meinen Körper und endet in der Nässe zwischen meinen Schenkeln.
In dem Satz sind mir zu viele Eindrücke. Es muss schnell gehen, und Knappheit ist schnell. Der Satz ist zu lang.
Ja, kann sein, dass der Satz ein bisschen beladen ist. Ich arbeite noch dran. Vielleicht mach ich einfach zwei Saetze draus.

Mir wars am Anfang zu langatmig, da könnte entweder mehr Tempo rein, oder du kürzt was. Das Sehenswürdikeitengeschwafel meine ich.
Also am Anfang wird nichts mehr gekuerzt jetzt. Hoechstens mehr Fuchs rein. Sehenswuerigkeiten werden in diesem Text, wenn man mal genau hinsieht und zaehlt, in erstaunlich wenigen Saetzen beschwafelt. Dort wo es geschieht, geht es nicht um sie, sondern um die Protagonistin. Der Zusammenhang mit dem Taj Mahal wurde entdeckt, der mit dem Palast der Winde ist nicht zufaellig, die Reaktion auf die Saeulenhalle ist wichtig und die Bedeutung der Reliefs im kleinen Tempel duerfte offensichtlich sein.

Ich bin beeindruckt, nicht auszudenken, wenn ich noch einmal auf eine Kardamomkapsel beißen würde.
Der Satz ist schräg. "nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ...
find ich nicht, das kann man gut so verknappen

Ich finde deine Interpretation schön, du hältst dich ja vom Thema her sehr am Original, nur deine Leute sind anders, aber auch bei dir geht es um die Erlösung von einer Qual - bei dir eine unglückliche Liebe.
Dazu siehe oben

Was mir gefeht hat in deiner Geschichte, das ist die Antwort auf die Frage: Warum passiert das? Im Original habe ich mich das nicht so sehr gefragt, ich habe eher das Gefühl gehabt, das Fuchsmädchen wäre immer da und würde jede Reisegruppe ausrauben. Das hat mir gefallen.
Hier ist es anders. Vielleicht liegt das an der Szene mit dem Brunnen und dem steinernen Fuchs im Original, die "Entführung" ist dort deutlicher dargestellt. Zumindest hab ichs so in Erinnerung.
Ja, hier ist es eindeutig verraetselter. Das liegt auch daran, dass ich mich beim Original gefragt hab: warum erzaehlt sie ihm das eigentlich? Nur damit der Leser es weiss?
Warum die beiden in Indien jagen, hat Novak ja erklaert. In sofern ist die Strategie vielleicht sogar etwas spezifischer als das Warten des Fuchsmaedchens bei Kew, die dort aber durch die Naehe zum steinernen Geliebten begruendet ist. Ihre Unfaehigkeit en Ort zu verlassen wird ja auch nochmal thematisiert. Das fand ich schoen, wollte es aber grade anders machen.
Also ich guck nochmal drauf, ob ich da was deutlicher machen muss/ will. Fliege meinte ja auch, die Szene im Tempel koennte ausgebaut werden. Ansonsten ist es eben ein etwas unselbststaendiges copywrite und man muss die Erlaeuterungen zum steinernen Geliebten aus Kews Geschichte als Erklaerung fuer die Vorkommnisse hier nehmen. Sie passen naemlich.

Auch Dir vielen Dank. Auch fuer die Maengelliste, ein paar Aenderungsvorschlaege habe ich uebernommen.

lg,
fiz

 

Grüß dich!

fiz schrieb:
Also das Ende, ich hab's schon bei Markus gesagt, das ist eigentlich gar nicht so rosarot gedacht, wie er, Du, yours und Fliege es gelesen habt. So suess bin ich nicht.

Dass der Fuchs hinterhältig ist, das kommt schon rüber. Und dass er sie am Ende evtl. von mehr befreit ist, als nur von ihrem Liebeskummer, das deutest du durch das Fehlen von Gerüchen an. Trotzdem hat sie noch Gefühle, sie fühlt sie frei, unbelastet, ist froh, und so weiter.
Sie empfindet den Zustand als schön und ich begleite sich durch die Geschichte, ich identifizieren mich mit ihr, ich lebe in ihrer Gedankenwelt - daher empfinde ich das Ende ebenfalls als etwas Gelöstes. Weil sie es tut.

yours

 

Ich nochmal:

Uebrigens weiss ich gar nicht, wie ich den Ruf erworben habe, so zuckersuess in meinen Geschichten zu sein.

Du bist nicht süß! Zwischen süß und liebevoll, da liegen Welten und Ozeane und Sonnensysteme.

Oha. Also die selbe Fuchsmotivation wie im Original. Also stehlen sie doch die Liebe ... Okay, sie trägt ja auch Liebe für zwei in sich. Das erklärt natürlich die roten Wangen der Mutter. Aber - dann hat mich die Bürdenbefreiung auf die falsche Fährte gelockt. Aber klar, Herr Fuchs muss sie ja anlügen, sonst dürfte er ja nicht.

Und das der Fuchs im Relief nur den Beobachter spielt. Der sollte da lustig mitmischen, denke ich.

Zum ersten Mal seit Wochen erwache ich ohne ein janschweres Gewicht auf der Brust. Als ich die dünne Decke zurückschlage, erwarte ich meinen Unterleib zerfetzt zu sehen, zerfetzt zu spüren. Doch das weiße Laken unter mir ist makellos und ich fühle nichts.

Und das liest sich für mich schon eher nach Befreiung, als nach Leere. Auch Leere, aber nicht so bewusst. Weil der Text ja sehr auf ihr Leiden um Jan gewichtet ist und die Absichten des Fuchses so vage eingestreut dazwischen liegen. Dann vielleicht doch ein Proportionsproblem.

Lieben Gruß

 

Hallo Fliege und yours,

danke fuer Eure Rueckmeldungen. Ich werd auch noch was dazu sagen. Nur jetzt noch nicht, weil ich eh das Gefuehl hab, schon zu viel gesagt zu haben, und moegliche weitere Kommentatoren nicht zu sehr beeinflussen will.
Das "froh" hab ich mal rausgemacht. Das kam mir zwar relativ lau vor, aber stimmt schon, dass ist da nicht ganz so listig gesetzt.

Bis dahin,

lg,
fiz

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo feirefiz,

es ist ganz blöd, ich muss ein bisschen schnell machen, weil in meiner Zeitplanung gerade so ein Riss aufgetaucht ist, aus dem die Minuten immer schneller herauszurinnen scheinen.

mir gefällts vom Fuks-Titel bis zum verschwundenen Fuks-Pärchen am Ende im Großen und Ganzen sehr. ich mag die Idee, die ich dahinter entdeckt zu haben glaube. sehr.
Kaito und seine von ihm vergötterte Ma sind für mich übernatürliche Wesen, die die Liebesenergie anderer rauben, um sich dadurch ihre Jugend und Schönheit zu erhalten.
ein nurmehr blinddarmiger Liebesknoten. das ist es, was er aus ihr extrahiert hat, deswegen hatte die namenlose Erzählerin das Empfinden, etwas verhakt sich in ihren Eingeweiden, wie ein zu langer Katzenpenis. daher sein spezielles Vorgehen beim Sex, dieses Wegstemmen, um sie von der nunmehr kontraproduktiven Liebe zu befreien: was für das dann doch recht harmlos anmutende Ziehen und Ziepen verantwortlich war.
ich bin ja Fan des fitschen Stils, der soll sich ruhig in den Geschichten breit machen und die rotmarmorierten Erzählsäulen mit feinziselierten Intarsien dekorieren; das Stinkende und Eklige neben dem Witzigen und Absurden. eine sehr reiche Welt, in der es trotz der relativ kurzen Geschichte eine Menge zu sehen gibt, auch viele Kontraste - die zwei Ekelstellen sind eins A gelungen.
beim genauen Zwischendenzeilenlauschen kann man fast hören, wie sich die Härchen aufrichten - sensible Antennen für alle möglichen Ereignisse und Besonderheiten, die von der Erzählerin in ihre spezielle Bilderwelt übersetzt werden. -> genießen und betrachten oder links liegen lassen: und sich schlicht auf den Weg selbst konzentrieren.
ich persönlich ziehe eine scheinbar ziellose Gravitation um verschiedene Kraftfelder wie in dieser einen Geschichte vor, das ist als Konzeption einfach näher an irgendwas Tollem dran. aber darum ging es hier natürlich nicht, ich sehe das ein.
wichtig fände ich, das Leiden glaubwürdiger zu gestalten. wir befinden uns ja, wenn ich das richtig abspeicherte, in der Jetzt-Zeit von Jan-Verarbeitung und -Loswerdung.
da soll es noch ganz laut und nah sein, oder? sie ist von ihm aussortiert worden und findet es furchtbar schlimm. erdrückend riesiger Liebe fehlt Projektion! es ist furchtbar genug, dass es für zwei Wochen Heulen reicht, dass ihr eine gezielte Sinnesüberwältigung verordnet wird. und du schreibst ja auch die richtigen Wörter und Wendungen, aber da ist meist noch so eine flapsig-fluffige Gegenstimme. ich habe dir ein paar Beispiele dazu gezeigt, keine Indizien um dem Text den Prozess zu machen, sondern um hoffentlich anschaulich zu machen, was ich meine. also du hast ganz starke Sätze drin, die das Leid fühlbar machen und die zwingend scheinen, aber dann kommt öfter was locker aus der Hüfte Geschossenes, das diesen Eindruck wieder kaputt macht und das den Glaubwürdigkeitsrahmen des Fuks etwas zu weit ausdehnt. vielleicht habe ich da auch stellenweise übergenau gelesen und dem ganzen zuviel Gewicht gegeben, na ja, zuerst wars auch nur ein Gefühl beim Lesen, das ich an ein paar Textstellen festmachte.

Die Fensterscheibe des Reisebusses brummt mich ruhig und taub, stundenlang

stundenlang bitte streichen

Eine Weile wird er dann auf dem braungefleckten Teppich im Gang hin- und herkullern, bis er schließlich ganz hinten vor den Toiletten zu liegen kommt, die struppigen Synthetikfasern und ihren zarten Kotzegeruch in der Nase

hier fiels mir zuerst auf. das ist mir zu sehr ausgemalt, um zur Schmerzintensität zu passen. aber auch: zarter Kotzegeruch? geht für mich nicht zusammen. das Bild an sich großartig.

Mein Trekkingrucksack thront neben mir, ein wahrer Sitzriese. Wenn ich den Arm um ihn lege, beruhigt er mich.

gefällt mir auch sehr gut. auch inhaltlich, dass der nur in ihrer Vorstellung Belebte das einzig echt Beruhigende ist.

Um ihm dort tagsüber beim Holzhacken zuzusehen und abends bis zur Tiefenentspannung mit ihm ins Feuer zu glotzen. Um mich bei Tagesanbruch gegen seine Morgenlatte zu drängen und ihn aus dem Halbschlaf zu vögeln. Oder umgekehrt

was habe ich übersehen? ist das der Jan, dessen Verlust sie so sehr schmerzt?

wo er sich aufs Bett setzte und sein Gesicht mit beiden Händen festhielt, als könne es jeden Moment abfallen

yeah!

Er hatte beschlossen, dass er mich nicht mehr wollte.

klingt nach einem rationalen Typ. du beschreibst ihn kaum, er wirkt aber eher planlos, irgendwie unentschlossen, wie er da durch die Wohnung schlurft und dann sein Gesicht verbirgt.
natürlich ist er Nebenfigur, aber außerdem ist er ihre Reisemotivation, der geheime Antrieb der Geschichte. wenn er aber so ein Kerl wäre, der ohne echten Grund beschließt, sie nicht mehr zu wollen, was für eine Person ist denn sie, sich davon so mitnehmen zu lassen? ließe sich das womöglich mit ein paar anders gesetzten Strichen ändern? oder willst du die so haben? mein Vorschlag hier wäre:
Etwas in ihm hatte beschlossen, dass er mich nicht mehr wollte.
Das hätte doch dieses Element einer größeren Macht, die gegen den eigentlichen Willen der Figuren wirkt. So kann auch die gescheiterte Liebe romantisch bleiben. beide wollen, können aber nicht. ansonsten stimme ich dir zu, dass die schlichte Feststellung, nicht gewollt zu werden, gerade wegen der Schlichtheit größte Kraft hat. das unbedingt erhalten.

Auf jeden Fall musste es etwas sein, das mich sinnlich überwältigen und von meinen Jangedanken ablenken würde.

sollen die so gezielt taktieren? ist schon erstaunlich kaltblütige Selbstmanipulation für die so gefühlvoll Behauptete.

Die Luft fasst mich an. Ich habe Haarschmerzen“, aber bei ihr war es Nacht

ganz groß der SMS-Einschub. doch welchen Widerspruch leitet das aber ein? dass Lina nicht antworten oder die SMS lesen wird? warum nicht, ich dachte nicht daran, dass ...?

Abgase, exotischen Gerüche, Hindi, Urdu, Hupenlärm und grelle Farben in mich aufgesogen und in mir hatte wirken lassen, wünschte ich mir eine Sonnenbrille, Ohrenstöpsel, eine Gasmaske und einen Neoprenanzug. Ich konnte meine Gedanken nicht hören. Ich konnte Jan nicht sehen. Und das machte alles noch viel schlimmer.

auch stark. also was hier auf so kleinem Raum versammelt ist, das ist schon klasse. ich wünschte, der letzte Satz wäre nicht da.

mit seiner schönen Mutter. Sie sitzt sehr aufrecht und ist grau wie ein Stein; Haare, Gesicht, Augen. Ihre Haut hat einen elegant quarzigen Schimmer.

grau wie ein Stein - was für eine Art Schönheit ist das? da komm ich nicht hinter. auch die Aufzählung hinter Stein; ... was soll das bewirken?

Am Ende bleiben auf jedem Teller drei bis vier Häufchenenttäuschungen zurück. Aber die Quote ist gut. Die Japaner ignorieren die Vielfalt und essen bloß Hühnchen, das sie dick mit Chilipaste bestreichen.

fein chiffriert! zu fein für mich.

vielen kleinen Töpfchen

Diminutive verkleinern darf man nicht

das Glas nur halbvoll zurück

sind Liebeskranke Optimisten?

„Nein. Mein Inneres ist tot. Mein Herz ist Stein“, antworte ich trotzig und hoffe, die proklamierte Tot- und Steinheit möge sich recht bald einstellen.

das Ich nimmt das nicht soooo ernst, oder? :) du schreibst auch trotzig. das bringt natürlich eine kindliche Nuance mit hinein, die mE nicht passt. proklamiert ist hier auch ein Problem für mich. in deinen sonstigen Texten find ich das schick, wenn Fremdwortsprengsel den Text bereichern, wenn sie das Gemeinte auf den Punkt bringen. aber hier stört mich eben, dass die Ich-Erzählerin in Jetzt-Zeit leiden sollte. ausreichend leiden, dass sie sich diese Reise zumutet. an Liebe leiden muss, die ihr ein Fuchs stehlen soll, der Experte für echtes Gefühl ist, schließlich lebt er vom Diebstahl desselben. wenn das hier eine Stelle wäre, würde ich nicht so viele Zeilen darum verlieren. aber hier gibt es eben mehrere, die eine Distanz der Erzählerin zu sich und ihrem Gefühl implizieren, die zu der Gefühlssituation, in der sie stecken soll, nicht so ganz passen.

Von der Altmännersexvision bin ich ebenfalls begeistert, die Idee an sich ist gut eingefügt und die Umsetzung sehr kraft- und fantasievoll.

Er sitzt in einem großen Korbsessel, der ihn ganz verborgen hat.

Einführen und wiederholtes Auftauchen des Androgynen technisch richtig gut gemacht. für ihn hätte ich mir ein bisschen des Zaubers erhofft, den die Welt durch der Erzählerin Augen bisweilen bekommt. aber das sind schon Luxuswünsche.

dass Agra die Vorhölle ist. Nur dass es nicht das Vor zur Hölle, sondern zum Paradies ist, dem Taj Mahal

find ich nicht kreativ. find ich nur nicht zueinander passend. :)

aber die Stadt ist dreckiger, die Menschen aggressiver. Selbst die Straßenhunde sind bösartiger.

Korinthe gefunden! was soll das 'selbst' da - das wäre doch inhaltlich in dieser Folge nicht richtig verwendet. und du brauchst das doch nicht mal.

Wenn ich nicht mit ihnen unterwegs wäre, hätte ich vielleicht eine Chance, vergewaltigt, in kleine Stücke zerhackt und den Straßenhunden zum Fraß vorgeworfen zu werden

klingt jetzt sicher komisch, aber das vergewaltigt stört mir das ansonsten (zwar & klar übertriebene) Nachvollziehbare. sie wünscht sich den Tod, um Jan damit erreichen zu können, ihm etwas von dem Schmerz zufügen zu können, den sie wegen ihm erleiden muss.

den Jan Mausezeh nennt, weil er noch so viel kleiner als der rechte kleine Zeh ist, wird für den DNS-Abgleich mit meiner Zahnbürste übrigbleiben.

:lol:

dass er seine Liebe zu mir kurzzeitig verlegt hatte

sollte er nicht vergessen, was gefühlstechnisch behauptet wurde? mir ist der Unterschied zwischen 'kurzzeitig verlegt' und 'mich nicht mehr wollte' etwas zu groß.

Als wir vor dem Taj Mahal stehen, erscheint es mir so vertraut wie das Schrebergartenhäuschen meiner Oma

das zeigt die Größe ihrer enttäuschten Liebesfähigkeit. auf der anderen Seite so flapsig.

Mit besockten Füßen fitsche ich ein paar Runden auf dem noch kühlen Marmorboden herum, während die Norweger lange versuchen, Fotos zu schießen, auf denen das Hauptgebäude sich exakt im Wassergraben spiegelt. Genauso exakt wie auf den Postkarten, die man beim Eingang kaufen kann.

wie der eine Maler, der in millimetergenauer Kleinarbeit Pollocks Action Paintings kopierte. so was ist einmal konzeptuell interessant, aber viele Leude machen das immer wieder. viele Leude sind lustige Leude.

blaue Stadt

kenn ich! gabs letztens in einer Doku zu sehen! mit Hochfeste und Raubvogelgeschwadern, so was von beeindruckend!

Ich weiß, dass ich am nächsten Tag wieder feinste Intarsien und magisch verwinkelte Prachtbauten bestaunen muss.

sie hat einen ganzen Tag für sich, an dem sie sich zurückzieht, ja okay, aber die Quintessenz des Alleinbleibens ist das? tut mir leid, ich fürchte, du wirst das nicht gerne lesen. aber es ist der Wahrheit, wie ich ihn sehe.

denke an ihre Schöpfer und gebe mir Mühe, auch die Gesamtwirkung der lichtdurchfaserten Säulenhalle und ihrer Kuppel wahrzunehmen, bis mir ganz schwindelig ist.

das schwindlig darfst du nicht nehmen. so wird doch schon dem Erzähler in der einen Geschichte an einer Stelle, als er sich etwas vorzustellen versucht. das geht nicht, dafür bist du zu kreativ und schreibst zu wenig.

Dort stehen wir dann vor zweihundert kugelrunden Apfelbrüsten und hundert erigierten Penissen.

man muss ja da immer vorsichtig sein mit Symbolen. aber bei Penissen muss ich immer denken, dass das Phallussymbole sein könnten! aber was soll das bedeuten? Sex, oder?
nicht gut finde ich, dass die Frauen doppelt so viele Symbole haben. da lass dir die Emanzipation mal nicht zu Kopf steigen. wir können das jederzeit rückgängig machen. :)

Die Gesichter der Liebenden sind trotz akrobatischer Verrenkungen völlig entspannt. Nicht entspannt eigentlich, vielmehr gleichmütig.

:) wie die Abbildungen im Kamasutra!, oder wir kaufen das Literaturpersonal manchmal bei derselben Agentur

drückt meine Hand fester. Bei dieser Berührung ziehen sich meine Beckenbodenmuskeln zusammen und der Steinboden unter meinen Füßen fühlt sich an, als sei er nicht mehr als straff gespannte Ballonseide.

super Bild! so was find ich total geil wenn du das machst!
straff gespannte Ballonseide ... mhm, wie das schon klingt. Ballonseide ... opulenter Klang

„Als kleines Mädchen war ich in den Disney Robin Hood verliebt.“

du ahnst ja schon, dass ich mich mit Füchsen null auskenne. aber was ist denn das bitte für eine Antwort? so was von niedlich das Thema verfehlt!

Sie befreien die Menschen von einer Bürde.“

eh nicht so deutlich eh! (bittesehr)

Nachdem er seine Liste an praktisch-logistischen und weltanschaulichen Trennungsgründen aufgezählt hatte, sagte ich:

oh, der ist ja doch vernünftig! find ich schwer vorstellbar, einen vernünftigen Mann so sehr zu lieben. bevorzugte Schuhmarke? auf jeden Fall muss er schon sehr weit von Liebeähnlichem entfernt gewesen sein, wenn er gleichwelche Vernunftgründe als Trennungsverursacher angibt. schlimm Streiten oder still Schleichen! aber so daherreden, das geht gar nicht beim Schlussmachen von Liebe. entweder die Figuren müssten so wie sie sind ein paar Meter durch die Dimensionen geschoben werden oder ich sehe nicht, was diese Figurenzeichnung beabsichtigt.

Noch jetzt muss ich die Augen schließen und den Kopf schütteln, wenn ich daran denke

ja. sehr gern gelesen und mitgeschüttelt.

Als ich die Verschlusskordel zusammenziehe und den Plastikknipser herunterstreife

ich würde eine Alltagsgeschichte von dir richtig dufte finden, in der die Figuren die ganze Zeit nur so Schrubbseitenstruktursachen machen. :)

und hinterlässt eine heiße Spur.

etwas härter - irgendwas mit verbrennt

als er zur Bar schnürt, und sich einen Whiskey eingießt.

in Indien soll man ziemlich easy Opium kriegen können.

Ich bin gekommen, um dich zu sehen. Du interessierst mich.“

ja

hypersensible Meßfühler sind.

das gefällt mir

noch zwei richtig Gute:

Ich greife in seine Haare, zwinge ihn, mich anzublicken

während sie die glibbrigen Stücke eins nach dem anderen mit ihren grauen Fingern ergreift und in sich hineinschlürft, ohne zu kauen

Mir liegt ein Schlusswort auf der Zunge, sozusagen, aber ich muss jetzt echt. Wüsste eh nicht, was ich schreiben sollte.
Ist eine gute Geschichte, keine Frage, mit sehr guten Momenten; die Geschichte gehört aber nicht zu deinen Besten, denke ich, weil mich die emotionale Beteiligung der Figuren nicht ganz überzeugte. War aber ein verdammt großes Vergnügen, endlich mal wieder fiz-Stil lesen! :)

LG,
Kubus

 

Dann will ich auch mal was schreiben:

Also mir hat es gefallen. War spannend für mich, zulesen wie du meine Geschichte umdeutest. Etwa die Wahl der Ich-Erzählerin. Ich selbst fürchte mich ja immer ein wenig vor dieser Perspektive. Umso schöner ist es zu sehen, wie gut sie funktionieren kann. Du benutz sie ja auch, um der Figur etwas wie einen Hintergrund zu geben: sprich die Vergangenheit mit Jan. Was ja bei stärker im Hintergrund liegt bzw. fehlt.

Auch dass der versteinerte Fuchs (bei dir ja Füchsin) als Figur auftaucht gefällt mir. Könnte für meinen Geschmack aber noch ausgebaut werden. Liegt vielleicht daran, dass ich aus "Das Hausmädchen" eine Figur kenne, die mir perfekt dazu zu passen scheint und ich daher ein für mich sehr klares Bild habe.
Jedenfalls liegt für mich in dieser Figur ein starkes Kontrollelement. Sie scheint zu beobachten, alles zu sehen, ohne Teil zu haben. Während der Japaner quasi ihr Arm ist, der handelnde Teil. Da könnte für mich noch etwas stärker eine Bedrohnung heraus gearbeitet werden. (Ist aber nur meine Meinung. Es funktioniert auch so sehr gut.)

Aus reiner Neugierde: Weshalb Indien? Warst du da? Gefällt dir das Land besser?

Damit das Ganze nicht nur Lobrederei wird, ein wenig Kritik:

Am Anfang passiert mir zu wenig. Da wird sehr lange nur Hintergrund und Setting ausgebreitet: Ihr Liebeskummer, die Busfahrt, die Reiseerlebnisse. Das ist alles sehr schön beschrieben, aber es wirkt auf mich ein wenig viel. Dabei könntest du da recht leicht nachhelfen. Bei dir ist ja der Fuchs Teil der Reisegruppe. Lass ihn doch früher präsent werden. Gib ihm mehr Handlung. Dadurch könntest du den Rest beibehalten, hättest gleichzeitig aber ein stärkeres Handlungselement. So wirkt es auf mich ein wenig, als würdest du zu Beginn erstmal ein Seelenpanorama ohne Handlung ausbreiten und später die Handlung bringen.
Beides gleichzeitig fände ich spannender.

Ob die Geschichte für sich funktioniert, kann ich dir nicht sagen. Ich bin da ja zu vorbelastest. Aber die anderen scheinen das ja so zu sehen. Wird also passen.

Ob positiv? Defenitiv. Für mich wirkt das Ende nicht sehr ambivalent. Sie wird ihre Last los - Punkt. Klar, man kann es auch so sehen, dass jetzt ein Teil von ihr fehlt. Aber das muss ich mir selbst dazu basteln. Aus dem Text kommt das nicht raus.

Detailanmerkungen gibt es diesmal keine. Haben ja andere schon gemacht.

So viel dann auch für jetzt. Weiß ehrlich gesagt nicht, was ich noch schreiben soll. Falls du mehr willst, sag bescheid. Dann gebe ich mir nochmal Mühe.

Gruß,
Kew (der dein Copywrite genossen hat.)

 

Wegen Umbaus geschlossen!

Bitte nicht anfassen!

Dank an alle Kommentatoren! Ich denke, arbeite und melde mich.

feirefox

 
Zuletzt bearbeitet:

Wieder geoeffnet!

Hallo Leute, ich habe umgearbeitet und hoffentlich verbessert. Also ich find's besser.

Hallo Kubus,

ich mag die Idee, die ich dahinter entdeckt zu haben glaube. sehr.
Tjaha, das ist natuerlich elegant gemacht. Und unten ist Dir dann was zu explizit. Jetzt weiss ich natuerlich nicht, ob das irgendwas mit meiner Intention zu tun hat. Also zur umstrittenen Phase nach rosa oder schwarzem Ende. Nur dann koennte ich mir das Lob anheften.

die zwei Ekelstellen sind eins A gelungen.
fein! freut

erdrückend riesiger Liebe fehlt Projektion!
Ist das so? Das waere literarisch schade, vor allem fuer mich, weil ich dann noch weniger drueber schreiben kann. Deine Liebeskranken loesen sich doch auch an den Raendern auf.

und du schreibst ja auch die richtigen Wörter und Wendungen, aber da ist meist noch so eine flapsig-fluffige Gegenstimme. ich habe dir ein paar Beispiele dazu gezeigt, keine Indizien um dem Text den Prozess zu machen, sondern um hoffentlich anschaulich zu machen, was ich meine. also du hast ganz starke Sätze drin, die das Leid fühlbar machen und die zwingend scheinen, aber dann kommt öfter was locker aus der Hüfte Geschossenes, das diesen Eindruck wieder kaputt macht und das den Glaubwürdigkeitsrahmen des Fuks etwas zu weit ausdehnt. vielleicht habe ich da auch stellenweise übergenau gelesen und dem ganzen zuviel Gewicht gegeben, na ja, zuerst wars auch nur ein Gefühl beim Lesen, das ich an ein paar Textstellen festmachte.
Ja, da ist eine flapsige Gegenstimme. Und vielleicht bin das eher ich als die Protagonistin, das waere nicht gut. Ich hab jetzt auch uneimlich viel Flapsiges ausgekaemmt, nur die Tot- und Steinheit ist mir zu wichtig.

das Ich nimmt das nicht soooo ernst, oder? du schreibst auch trotzig. das bringt natürlich eine kindliche Nuance mit hinein, die mE nicht passt. proklamiert ist hier auch ein Problem für mich. in deinen sonstigen Texten find ich das schick, wenn Fremdwortsprengsel den Text bereichern, wenn sie das Gemeinte auf den Punkt bringen. aber hier stört mich eben, dass die Ich-Erzählerin in Jetzt-Zeit leiden sollte. ausreichend leiden, dass sie sich diese Reise zumutet. an Liebe leiden muss, die ihr ein Fuchs stehlen soll, der Experte für echtes Gefühl ist, schließlich lebt er vom Diebstahl desselben.
Aber sie ist auch jung. Jan war ihre erste grosse Liebe. Und dann kommt so ein erfahrener Mann und sagt was, was stimmt, wofuer man ihm in dem Moment aber auf die Schnauze hauen will. Da wird man trotzig. Und die Steinheit wuenscht sie sich echt.
Proklamiert kam mir als erstes. Ich hab's jetzt durch "behauptet" ersetzt, ist auch ein schoenes Wort.

stundenlang bitte streichen
nein! Das ist der Text der nachgeschobenen Satzfetzen!

aber auch: zarter Kotzegeruch? geht für mich nicht zusammen.
na so einer nach dem man immer schnueffeln muss, um sicher zu sein, weil er nur so am RAnde der Wahrnehmung vorbeihuscht. Egal, yours fand's auch doof und ich hab jetzt den gesamten Text ein bisschen schlichter.

Um ihm dort tagsüber beim Holzhacken zuzusehen und abends bis zur Tiefenentspannung mit ihm ins Feuer zu glotzen. Um mich bei Tagesanbruch gegen seine Morgenlatte zu drängen und ihn aus dem Halbschlaf zu vögeln. Oder umgekehrt
was habe ich übersehen? ist das der Jan, dessen Verlust sie so sehr schmerzt?
Genau. Mit wem ausser seinem Jan koennen solche schlichten Tage zum hoechsten Glueck werden. Und jetzt sag nicht, Du musstest bei "Morgenlatte" auch heulen!

Er hatte beschlossen, dass er mich nicht mehr wollte.
klingt nach einem rationalen Typ. du beschreibst ihn kaum, er wirkt aber eher planlos, irgendwie unentschlossen, wie er da durch die Wohnung schlurft und dann sein Gesicht verbirgt.
natürlich ist er Nebenfigur, aber außerdem ist er ihre Reisemotivation, der geheime Antrieb der Geschichte. wenn er aber so ein Kerl wäre, der ohne echten Grund beschließt, sie nicht mehr zu wollen, was für eine Person ist denn sie, sich davon so mitnehmen zu lassen? ließe sich das womöglich mit ein paar anders gesetzten Strichen ändern? oder willst du die so haben? mein Vorschlag hier wäre:
Zitat:
Etwas in ihm hatte beschlossen, dass er mich nicht mehr wollte.
Das hätte doch dieses Element einer größeren Macht, die gegen den eigentlichen Willen der Figuren wirkt. So kann auch die gescheiterte Liebe romantisch bleiben. beide wollen, können aber nicht. ansonsten stimme ich dir zu, dass die schlichte Feststellung, nicht gewollt zu werden, gerade wegen der Schlichtheit größte Kraft hat. das unbedingt erhalten.

Wird genommen. Das trifft meine Intention auch besser. Manchmal zerrinnt die Liebe ja einfach, ohne dass man etwas dagegen tun kann. Dass ist auch fuer die Janseite schlimm. Das sollte schon rauskommen. Also er verlaesst sie aus einem guten Grund: weil ihm die Liebe abhanden gekommen ist.

Auf jeden Fall musste es etwas sein, das mich sinnlich überwältigen und von meinen Jangedanken ablenken würde.
sollen die so gezielt taktieren? ist schon erstaunlich kaltblütige Selbstmanipulation für die so gefühlvoll Behauptete.
Das ist ganz klar indirekte Rede Lina. Fliege hat die Passivitaet der Heldin besprochen.

sie hat einen ganzen Tag für sich, an dem sie sich zurückzieht, ja okay, aber die Quintessenz des Alleinbleibens ist das? tut mir leid, ich fürchte, du wirst das nicht gerne lesen. aber es ist der Wahrheit, wie ich ihn sehe.
Ich will da nicht noch einen Liebesschmerzbeschrub. Der Zusammenhang zwischen Sinnlichkeit und Trauerweissheit ist doch deutlich genug so spaet im Text. Oder so, fuer Dich: Das ist eine Leerstelle, eine Lakenleinwand auf die der Leser jetzt mal Liebesschmerz projizieren darf. Sprachlosen, nicht bildlich-projizierenden Liebesschmerz!

ich wünschte, der letzte Satz wäre nicht da.
*ping* fairy-fiz hat Deinen Wunsch erfuellt.

fein chiffriert! zu fein für mich.
Jo, fuer alle anscheinend.

grau wie ein Stein - was für eine Art Schönheit ist das? da komm ich nicht hinter. auch die Aufzählung hinter Stein; ... was soll das bewirken?
Also wenn Quazhaut nicht schoen ist, weiss ich auch nicht. Ausserdem ist sie auch sehr gerade. Die Aufzaehlung, na ja, normalerweise denkt man bei einem grauen Menschen nur an die Haare, aber na ja, mit der Quarzhaut ist es nicht unbedingt noetig.

das schwindlig darfst du nicht nehmen. so wird doch schon dem Erzähler in der einen Geschichte an einer Stelle, als er sich etwas vorzustellen versucht. das geht nicht, dafür bist du zu kreativ und schreibst zu wenig.
Schwindelig ist ein Allerweltswort und fuer jemanden wie mich mit schwachem Blutdruck ein Alltagsgefuehl. Das kann ich nicht so exklusiv halten, zumal ich mich gar nicht erinnere, wo ich's zuletzt hatte. Ich hab aber jetzt noch andere Sachen dazugetan.

vielen kleinen Töpfchen
Diminutive verkleinern darf man nicht
Boeh! Ich rede immer so. Habe aber jetzt Toepfechen durch vergessene Lieblingsworte ersetzt.

Korinthe gefunden! was soll das 'selbst' da - das wäre doch inhaltlich in dieser Folge nicht richtig verwendet. und du brauchst das doch nicht mal.
Manchmal verstehe ich eure Erbsen nicht.

sollte er nicht vergessen, was gefühlstechnisch behauptet wurde? mir ist der Unterschied zwischen 'kurzzeitig verlegt' und 'mich nicht mehr wollte' etwas zu groß.
Ja klar ist da ein Unterschied. soll auch. Also, sie denkt sich eben, dass er mit ihrem Tod wieder entdeckt, dass er sie eigentlich noch geliebt hat, dass er die Liebe eben nicht verloren sondern nur verlegt hat.

oh, der ist ja doch vernünftig! find ich schwer vorstellbar, einen vernünftigen Mann so sehr zu lieben. bevorzugte Schuhmarke? auf jeden Fall muss er schon sehr weit von Liebeähnlichem entfernt gewesen sein, wenn er gleichwelche Vernunftgründe als Trennungsverursacher angibt. schlimm Streiten oder still Schleichen! aber so daherreden, das geht gar nicht beim Schlussmachen von Liebe. entweder die Figuren müssten so wie sie sind ein paar Meter durch die Dimensionen geschoben werden oder ich sehe nicht, was diese Figurenzeichnung beabsichtigt.
Ach, Du verstehst ihn einfach nicht richtig, den armen Jan. Was soll er denn tun? Einfach sagen, ich liebe dich nicht mehr. Er versucht es sich und ihr doch nur einfacher zu machen mit diesen Pseudogruenden.

wie die Abbildungen im Kamasutra
ja

Also vielen Dank, hat mir schon weitergeholfen. Also manchmal hattest Du Recht. Freut mich auch, dass Du es gerne gelesen hast.

Hallo Kew,

Etwa die Wahl der Ich-Erzählerin. Ich selbst fürchte mich ja immer ein wenig vor dieser Perspektive. Umso schöner ist es zu sehen, wie gut sie funktionieren kann.
Ich hatte urspruenglich ueberlegt, um deinetwillen in der dritten Person zu erzaehlen. Aber das kann ich wiederum nicht.

Auch dass der versteinerte Fuchs (bei dir ja Füchsin) als Figur auftaucht gefällt mir. Könnte für meinen Geschmack aber noch ausgebaut werden. Liegt vielleicht daran, dass ich aus "Das Hausmädchen" eine Figur kenne, die mir perfekt dazu zu passen scheint und ich daher ein für mich sehr klares Bild habe.
Jedenfalls liegt für mich in dieser Figur ein starkes Kontrollelement. Sie scheint zu beobachten, alles zu sehen, ohne Teil zu haben. Während der Japaner quasi ihr Arm ist, der handelnde Teil. Da könnte für mich noch etwas stärker eine Bedrohnung heraus gearbeitet werden. (Ist aber nur meine Meinung. Es funktioniert auch so sehr gut.)
Am Anfang passiert mir zu wenig. Da wird sehr lange nur Hintergrund und Setting ausgebreitet: Ihr Liebeskummer, die Busfahrt, die Reiseerlebnisse. Das ist alles sehr schön beschrieben, aber es wirkt auf mich ein wenig viel. Dabei könntest du da recht leicht nachhelfen. Bei dir ist ja der Fuchs Teil der Reisegruppe. Lass ihn doch früher präsent werden. Gib ihm mehr Handlung. Dadurch könntest du den Rest beibehalten, hättest gleichzeitig aber ein stärkeres Handlungselement. So wirkt es auf mich ein wenig, als würdest du zu Beginn erstmal ein Seelenpanorama ohne Handlung ausbreiten und später die Handlung bringen.
Beides gleichzeitig fände ich spannender.
Also, das war jetzt der Hauptteil der Ueberarbeitung. Mehr Fuechse schon in die erste Haelfte. Das sollte auch mehr Spannung! bringen und mehr Zusammenhalt und weniger Gemecker ueber Sehenswuerdigkeitsgeschwafel. Ob das jetzt wie in "Das Hausmaedchen" ist, weiss ich nicht.

Aus reiner Neugierde: Weshalb Indien? Warst du da? Gefällt dir das Land besser?
Ja, ich war da und wollte nicht ueber ein Land schreiben, dass ich nicht kenne. Aber ich finde es passt auch - so als Inbegriff von Sinnlichkeit, Sinnsuche etc. Und Japaner hab ich gewaehlt, weil die im Schnitt einfach sexier sind als Koreaner oder Chinesen (der Fuchsmythos ist ja fast panasiatisch). Und ich lebe mit einer Japanologin zusammen.

Ob positiv? Defenitiv. Für mich wirkt das Ende nicht sehr ambivalent. Sie wird ihre Last los - Punkt. Klar, man kann es auch so sehen, dass jetzt ein Teil von ihr fehlt. Aber das muss ich mir selbst dazu basteln. Aus dem Text kommt das nicht raus.
Ihr macht mich fertig! Seid ihr etwa alle naive 20jaehrige Maedchen wie die Heldin? Ich habe noch minimal am Ende geschraubt und and den Fuechsen. Wer jetzt immer noch nicht sieht, dass es an allen Enden traurig ist ...

Vielen Dank fuer Deinen Kommentar. Wuerde mich freuen wenn Du nochmal auf die zusaetzlichen Fuechse guckst.

lg,
fiz

 

Hallo nochmal.

Die schöne Japanerin sitzt mit ihrem Sohn auf einer niedrigen Marmormauer, den Blick starr auf ihre wohlgesetzten Füße gerichtet. Der Jüngling umfasst ihre gefalteten Hände mit der Linken, reibt sie als seien sie kalt, was mir trotz der Morgenkühle kaum denkbar erscheint. Den rechten Arm hat er um ihren geraden Rücken gelegt und fährt mit seinen schlanken Fingern durch ihr langes graues Haar. Seine Berührungen erreichen sie nicht. Das Taj Mahal steht hinter ihnen. Genau das richtige Licht, die Spiegelung im Wassergraben perfekt. Ich werde von einer ruhigen Traurigkeit gepackt, ganz anders als der heiße Schmerz um Jan, der mein Inneres wie ein Pflug durchwühlt. Sie kühlt wie ein schweres, nasses Handtuch auf sonnenverbrannter Haut.
Mir fällt nichts Besseres ein, als zu fragen: „Soll ich ein Foto von Ihnen machen?“
Da hebt die alte Frau den Kopf und ihre steingrauen, blicklosen Augen, ihr ruhiges Lächeln lassen mich davonstolpern. Ich spüre ein Brennen im Gesicht, und ein Brennen am Arm, wo die Finger des Jünglings mich kurz berührten.
Dieser Zusatz hat mir sehr gut gefallen. Da tritt die Frau schön in Erscheinung - Tauer und Geheimnis werden schön verbunden. Dazu kommt noch der Gegensatz zu Jan - statt Schmerz beinahe Gefühlslosigkeit (passt ja auch zu deinem Bestreben, das ganze negativ zugestalten. Wobei ich immer noch zu sehr Mädchen bin, um das Ende als wirklich schlecht zu empfinden.)

Die Sonne reflektiert auf ihrer Quarzhaut und schießt mir vielfarbige Blitze in die Augen, bis die Säulen zu pulsen beginnen.
Aber das hier - ne, ließt sich wie eine Beschreibung aus der Biss-Reihe. Ist mir viel zu viel. Würde ich wieder streichen.

Insgesamt: Ja mehr Fuchs ist besser. Aber: Der Anfang ist mir immer noch zu statisch. Da passiert nichts. Da wird nur rekapituliert, was passiert ist. Und dazu ein bisschen die Umgebung eingeführt, die Rahmenbedingungen. Aber für mich sollte da Handlung stattfinden. Muss ja nicht der Japaner sein. Kann auch Ran sein. Aber irgendwer der mir das Gefühl gibt, da gibt es ein vorwärts gerichtetes Element, nicht nur Erinnerung. Denn auch, wenn die Erinnerung wichtig ist und der Geschichte eine angenehme Tiefe gibt, als alleiniger Träger am Anfang zieht das bei mir nicht.
Mein Vorschlag: Schiebe einen Dialog zwischen ersten und zweiten Absatz. Das würde, denke ich, helfen.
Ist jetzt nur meine Meinung und kann man sicher anders sehen.

Wegen Japaner und Indien: Passt eigentlich gut. Denn in Korea steht der negative Aspekt der Fuchsgestallt im Vordergrund, während in Japan eher die positive Seite überwiegt. Bei dir wird ja konkret von Befreiung gesprochen.

Gruß,
Kew

 

Hallo Kew,

danke, dass Du nochmal draufgeschaut hast.

Aber das hier - ne, ließt sich wie eine Beschreibung aus der Biss-Reihe. Ist mir viel zu viel. Würde ich wieder streichen.
Oh, nee, das wolln wir nicht und wenn es da so isoliert steht, sieht es tatsaechlich garstig aus. Ich hab's nochmal geandert. Ueberhaupt ist das Kubussens Schuld, denn ihm war ein einfacher Schwindel ja irgendwie nicht fancy genug. Haette ich mal nicht auf ihn gehoert.

Also mit mehr action am Anfang kann ich mir im Moment nicht so richtig vorstellen. Ich weiss auch nicht, ob ich das tatsaechlich gut faende. So ne Art von Geschichte ist es einfach nicht - die Urgeschichte ja eigentlich auch nicht. Da treiben die Figuren so durch. Und irgendwie ist dieses bewegungsunfaehige Treiben ja auch das Thema. Und wenn man jetzt alles kurz und klein kuerzt und mit Oberflaechenhandlung versieht, kriegt man das Gefuehl fuer die Protagonistin vielleicht einfach nicht mehr hin.
Ich hoffe einfach, dass die Raetselhaftigkeit der vermehrten Fuechse den Leser da bei der Stange haelt.

Mit Dialog ist bei mir immer schwierig. Das ist nicht so mein bevorzugtes Darstellungsmittel. Ich hasse es, Figuren Dinge sagen lassen zu muessen. Das ist keine grundsaetzliche Ablehnung, ich kann's nur nicht so gut.
Zwischen erstem und zweiten Absatz, bevor sie aus dem Bust steigt, meinst Du? Hmmmm. Mit wem soll sie denn da reden? Sie kennt die anderen ja kaum, das koennte ja bloss oberflaechliches Zeugs sein. Sie sucht ja auch nicht wirklich menschlichen Kontakt da. Die Norweger koennten nur Urlaubszeug reden und die Fuechse sprechen nicht. Ram kommt spaeter.
Denk ich nochmal drueber nach.

Aber danke nochmal fuer die Rueckmeldung.

lg,
fiz

 

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