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Gefallene Engel
"Großvater?" Der kleine Engel starrte aufs offene Meer hinaus.
"Ja, mein Junge?"
"Was ist das da auf meinen Flügeln?" Er deutete auf einige grosse rote Flecken auf seinen beiden winzigen weißen Flügeln.
"Die Menschen nennen es Blut. Hab keine Angst, es wird verschwinden.Deine Flügel aber werden sich schwarz färben." Der Alte strich seinem Enkel behutsam über den Kopf.
"Aber warum?" Der kleine Engel sah seinen Grossvater erschrocken an.
"Es ist eine Sünde. Der Herr will dich strafen, weil du etwas unrechtes getan hast."
"So ist es Sünde, einen Menschen vor einem schrecklichen Leben retten zu wollen? Ihm seine Qualen nehmen und ihm einfach nur helfen zu wollen?"
"Nein, aber die Art wie du ihn 'retten' wolltest... Gott will das nicht. Er hat die Menschen auf die Erde geschickt und behält sich das Recht vor, sie auch wieder zu sich zu nehmen. Wir Engel werden zu den Menschen gesandt, ihr Leben zu erleichtern, ihnen ihre Qualen zu nehmen, aber nicht, um Gottes Willen aus uns heraus zu vollstrecken."
Die Sonne war nun schon fast untergegangen und tauchte alles ein letztes Mal in goldenes Licht, bevor sie endgültig hinter dem Horizont verschwand
Der letzte Sonnenuntergang, den der kleine Engel je sehen würde, das wusste er. Und er sog jeden einzelnen Sonnenstrahl in sich auf, wollte einfach nicht vergessen wie schön das war.