Was ist neu

Geschichte eines Tischtennisballs

Mitglied
Beitritt
21.03.2004
Beiträge
23

Geschichte eines Tischtennisballs

Ich bin ein Tischtennisball und treibe auf dem Meer meiner Emotionen.

Du bist der Wind, der mich über die Wellen pustet. Mal streift mich dein sanfter, zärtlicher Hauch, mal wirst du zum tosenden Orkan, der mich über die Gischt reitet und mich bis zur Besinnungslosigkeit beschleunigt. Du bist die Strömung, die meine Richtung lenkt, der ich mich hingebe, deren Kraft ich nichts entgegenzusetzen habe. Genauso bist du der Regen, der in einem Vorspiel aus feinem Niesel meinen Nacken streift, um dann erbarmungslos auf mich nieder zu peitschen. Du bist die Sonne, die mich beschützend wärmt und mir Wohlbefinden schenkt. Dieselbe Sonne, die mich bis in mein tiefstes Inneres verbrennt.

Du bist alle Naturgewalten, du bist die Welt für mich. Was wäre ich ohne dich? Einfach nur ein Tischtennisball auf einer grünen Spanplatte, der manchmal ein melodisches Klick-Klack-Klick erzeugt.

 

Hallo Zao,

vielen Dank für Deine Gedanken. Ich habe in der Tat zunächst gezweifelt, ob der Text in das Genre Kurzgeschichte passt. Ermuntert haben mich die Worte, die Lord Arion vor langer Zeit einmal auf die Frage, wie kurz eine Kurzgeschichte sein darf, gepostet hat:

Eine "Gute" Kg zeichnet auch aus, dass sei über die "drei Teile", Anfang, Mitte, und Ende(Pointe/Fazit) verfügt, und das in einer Form, welche den Leser in eine neue/fremde/ oder bekannte Dimension entführt, ihn teilhaben lässt und dann nach kurzer Zeit der Fesselung wieder in seine gewohnte (Denk)Welt entlässt.
Wenn ich diese Definition zum Maßstab nehme, dann ist in meinen Augen, alles drin und dran, das zu einer Kurzgeschichte gehört.

Tja, und der Tischtennisball: Ich habe früher selbst Tischtennis gespielt. Aber das ist nicht der Grund. Hast Du mal gesehen, wie traurig und langweilig ein Tischtennisball aussieht, der halb unter einem Schläger auf einer Tischtennisplatte wartend herumliegt? Und wenn Du nächstes Mal bei Wind am Wasser spazierengehst, dann nimm einen Tischtennisball mit und probiere es aus. Du wirst sehen, er fängt an zu leben, obwohl er das naturgegeben eigentlich nicht können dürfte. Mich hat der Kontrast gereizt, der sich auch durch den zweiten Absatz zieht. Die Einflüsse sind in Intensität und Wirkrichtung jeweils unterschiedlich. Ein Stück Treibholz oder ein Blatt hätten sich in ihrer natürlichen, angeborenen, vertrauten Umgebung befunden. Der Tischtennisball ist für eine andere Welt gemacht und bekommt trotzdem die Chance, diese zu erleben.

Irritieren darf der Tischtennisball. Er soll es sogar. Ich hoffe aber, dass er nicht zum Störenfried oder Atmosphärenkiller wird, denn das wäre über das Ziel hinaus geschossen.

Viele Grüße

Lara

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom