Geschmack ist im Fässchen
Ein kleiner Quickie am Vormittag. Nix besonderes, aber ich musste meinem Ärger einfach mal Luft machen ...
Manchmal frage ich mich wirklich, was in den Köpfen von Marketing-Experten und Werbe-Fachleuten vor sich geht. Ich meine, machen die sich nur einen Heidenspaß daraus, uns für völlig dumm zu verkaufen, oder sind die wirklich so dämlich? Wie läuft denn da so ein normaler Arbeitstag ab?
„Hey Leute, ich habe da so einen Kunden, die machen irgendeinen Frischkäse und wollen dem Zeug ein cooles Image verpassen.“
„Es ist Frischkäse.“
„Ja, aber die wollen trotzdem ein cooles Image.“
„Es ist Frischkäse.“
„Egal, die haben Geld wie Heu und wir müssen uns was überlegen.“
„Soll ich es buchstabieren? F-R-I ...“
„Was erwarte ich denn von einem Frischkäse? Als Käufer meine ich?“
„Ja um Himmels willen, was soll ich schon erwarten? Dass er schmeckt natürlich. Wie Frischkäse.“
„Das ist es! Geschmack! Das ist gut. Das ist sogar sehr gut. Frischkäse soll schmecken.“
„Natürlich soll er schmecken. Es ist Käse.“
„Aber das reicht noch nicht. Nein, Geschmack ... hmm ... Geschmack ...“
„Ich hätte Schreiner werden sollen. Wie mein Vater gesagt hat. Ja, Schreiner ...“
„... Geschmack .... ist ... Geschmack ist ... im Fässchen!“
„Wo?“
„Im Fässchen!“
„Äh. Und was macht er da?“
„Na ja, ordinärer Frischkäse kommt aus dem Becher. Aber unser Frischkäse ist im Fässchen!“
„Oder das Hirn im Eimer.“
„Und dann nehmen wir eine Frau mit großen Möpsen, weil Bäuerinnen haben immer große Möpse, das weiß man ja, und die sitzt auf einer Alm rum, weil Käse wird immer auf Almen gemacht und die singt dann.“
„Die tut was?“
„Singen!“
„Warum?“
„Weil ... weil das cool ist.“
„Das ist überhaupt nicht cool. Eine Frau mit dicken Titten, die auf einer Alm rumsitzt und Frischkäse besingt ist alles andere als cool. Das ist furchtbar dämlich!“
„Ist es nicht. Damit können sich die Käufer identifizieren.“
„Klar. Haben ja auch alle eine Alm im Garten. Will ich überhaupt wissen, was sie singt?“
„Geschmack ist im Fässchen, natürlich. Da-da-dadada-dadada-dadada-da-da-da ....“
„Okay. Ich will’s nicht wissen.“
So oder so ähnlich muss es dort zugehen. Oder wie erklären Sie sich die Werbung von Almette? Oder die etwas ältere Kampagne für Fischstäbchen von Käpt’n Iglu, was das betrifft? Ich meine, bin ich der einzige, der es ein klein wenig bedenklich findet, dass ein bärtiger alter Mann an Bord eines großen Segelschiffs eine Horde von kleinen Jungs in Matrosenanzügen fragt, ob sie mal gucken wollen, wie saftig sein Seelachs ist?