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Serie Giraffen-Gang: Ein haarsträubendes Erlebnis

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21.05.2003
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Giraffen-Gang: Ein haarsträubendes Erlebnis

Ein haarsträubendes Erlebnis

Die Giraffen-Gang gammelte am Tümpel herum. Alle Viere von sich gestreckt, kauten sie gleichmäßig auf Grashalmen herum und lauschten dem Geplapper der Papageien im Baum.
„Der berühmte Friseur Kakadu ist wieder da!“ zwitscherte eine Vogeldame ihrer Freundin zu.
„Der Vogel, der jedem Tier eine Starfrisur verpasst?“
„Genau der! Wer wirklich etwas auf sich hält, geht zu ihm und lässt sich von ihm frisieren!“
Die Lauscher nach oben gerichtete, hörten die Giraffen ganz genau zu.
„Also, ich bin mit meiner Frisur vollstens zufrieden“, sagte die kleine dicke Giraffe und strich sich über`s Fell. Die anderen nickten stumm.
Kurz darauf stand die immerhungrige Giraffe auf und verabschiedete sich von ihren Freunden.
„Ich habe auch noch Essen auf dem Herd!“, sagte eine andere und trottete ebenfalls davon.
Eine dritte Giraffe blickte auf die Uhr.
„Herrje, so spät ist es schon. Gleich kommt die Tagesschau, ich muss nach Haus!“
Und so verschwanden nach und nach alle Tiere vom Teich. Jedem fiel plötzlich etwas anderes ein, was er vergessen hatte. Die ganz kleine wollte noch dringend Baden gehen, die ganz große musste noch Wäsche waschen und die ganz braune Giraffe wollte Fahrrad fahren.
Die immerhungrige Giraffe, die als erste gegangen war, schlich geduckt durchs Dickicht hindurch. Niemand sollte sehen, dass sie auf dem Weg zum Kakadu war. Die Giraffeneinheitsmähne war sie schon lange leid, nun war es Zeit für etwas anderes.
Beim Friseur angekommen, setzte sie sich auf einen Stuhl und wurde vom Meister höchst persönlich begrüßt.
„Nee, wen haben wir denn da?“, krähte er mit ohrenbetäubender Stimme, „Schatz, Deine Mähne ist ja völlig ruiniert. Zuviel Sonne und das falsche Shampoo dazu! Aber mit ganz viel Glück kann ich noch etwas retten!“
Der Kakadu klatschte mit den Flügeln in die Luft und kurz darauf eilten seine Gehilfen mit Lockenwicklern, Bürsten und Scheren herbei.
Der immerhungrigen Giraffe blieb der Mund offen stehen. Und ehe sie es sich versah, wurden ihre Haare frisiert. Hinten ganz kurz und vorne eine Dauerwelle.
Begeistert flatterte der Kakadu in die Luft, dann hielt er seiner Kundin den Spiegel hin.
„Und das ist jetzt der neuste Trend?“, fragte die Giraffe zweifelnd und begutachtete sich entsetzt.
„Aber natürlich, meine Liebe, das ist im Moment ganz angesagt!“
Die immerhungrige Giraffe verabschiedete sich und suchte sich erst einmal etwas zu fressen. Auf diesen Schock brauchte sie dringend Wipfelklee.
So fürchterlich schrecklich hatte sie noch nie ausgesehen. Da sie die anderen Giraffen so keinesfalls erblicken durften, schlich die immerhungrige Giraffe wieder geduckt durch´s Gras. Als sie tief unten über den Boden robbte, kam ihr jedoch die rettende Idee. Sie rupfte sich ein paar Savannenbuschblätter und nähte daraus eine Giraffenkopfmütze.
Bis zum nächsten Tag versteckte sie sich im Gebüsch und überlegte, was sie den anderen erzählen könnte.
Vielleicht, dass Mütze tragen wieder ganz schick war oder dass sie eine Sommergrippe bekommen hätte? Etwas richtig Gutes fiel ihr jedoch nicht ein, und deshalb ging sie am nächsten Morgen nur zögernd zum täglichen Tümpeltreffen.
Doch als sie die anderen Gangmitglieder sah, brach sie in grölendes Gelächter aus.
Denn nicht nur sie, sondern auch alle ihre Freunde trugen irgendwelche Mützen. Sonnenhüte, Tücher oder Baseballkappen zierten die Köpfe der Giraffen am Teich.
Als die Immerhungrige lachte, fingen auch die anderen an und nahmen nach und nach ihre Kopfbedeckungen ab. Danach konnte sich keine von ihnen mehr halten.
Die kleine Giraffe trug nämlich eine glanzlose Glatze, die große eine Vokuhila-Frisur, die braune eine krausel-grausel Dauerwelle und die dicke haarsträubende schwarze Strähnchen im Fell.
So fürchterlich hatten sie wirklich noch nie ausgesehen, aber auch noch nie so komisch und witzig dazu. Deshalb gingen sie kichernd zum Fotografen und machten ein Bild zur Erinnerung.
Noch lange danach lachten sie über ihre Haare, zum Kakadu gingen sie jedoch nicht noch mal. Denn eine Giraffe, die wirklich etwas auf sich hält, braucht dazu keinesfalls solch eine lächerliche, teure Frisur.

 

Hey sumsebiene!
Eine wirklich süße Geschichte! Hat mir sehr gut gefallen.
Die Vorstellung, wie die Giraffen durchs Gras schleichen, ist ein zu herrlich :D Oder wie die wohl mit ihren "super tollen" Frisuren aussehen ... *lach*

Mein persönliches Highlight:

„Schatz, Deine Mähne ist ja völlig ruiniert. Zuviel Sonne und das falsche Shampoo dazu! Aber mit ganz viel Glück kann ich noch etwas retten!“
:lol:

Doch als sie die anderen Gangmitglieder sah, brach sie in grölendes Gelächter aus.
"Grölen" finde ich nicht so schön. Ich persönlich fände "laut" oder "schallend" schöner.

das wars aber auch schon.
schönen tag noch :)

 

Schön, dass Dir die Geschichte gefallen hat. `Grölend`passt vielleicht wirklich nicht so gut, aber mir gefiel es wegen der Alliteration. Vielleicht fällt mir ja noch ein anderes Wort mit ´g´ ein.

Grüsse

Sabine

 

Hallo Sabine!

ich kann mich Moony nur anschließen, auch mir hat die neue Episode der Giraffen gut gefallen!
Einfach herrlich, sich vorzustelllen, wie die Giraffen durch die Steppe "schleichen" :lol:
Flott und witzig erzählt - nix zum meckern. :)

schöne Grüße
Anne

 

Hallo sumsebiene,

nachdem ich diese Geschichte gelesen habe, musste ich sofort alle (!) Giraffen-Gang-Geschichten lesen. Du hast dafür ja schon ganz viel Lob bekommen, und auch ich finde die Geschichten gut geschrieben und einfach nur witzig!!!

Bitte bald mehr von der immerhungrigen Giraffe und ihren Freunden (oder Freundinnen?; sind die nun weiblich oder männlich?).

Liebe Grüße

Andrea

 

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