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Gold Dollar

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21.02.2004
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Gold Dollar

GoldDollar

Carlos, nur begleitet von dem Schein der lodernden Flammen der Laternen, schlendert - oder taumelt wohl eher durch das Stadttor. Die Wachen betrachten ihn argwöhnisch, aber lassen ihn passieren.
Carl bleibt stehen, dreht sich zu ihnen, dann grinst er und ruft den zwei gutaussehenden und kräftigen Männern zu: „Schöne -“, er sucht kurz gedanklich nach dem Wort, „Robe – Oh verzeiht – schönes Kleid. Warum ist Euer Gesicht nicht passend gefärbt? Ihr schaut aus wie ein Zebra...“, Carlos blickt zwischen den Beiden hin- und her, „...dem das Schwarz fehlt.“
Er hofft auf eine Antwort, doch die Zwei schütteln nur, beinahe synchron, leicht den Kopf.
„Na dann - Adieu meine -", er hält nochmals inne, um die beiden zu mustern. Nach wenigen Sekunden beendet er: „Damen."
Carl dreht sich, wie er es bei der Marine gelernt hat, auf den Fersen seiner Lederstiefel und schlendert weiter auf das Rathaus zu.
An jeder Lampe schaut er auf und beobachtet kurz die Kerzenflamme und den leichten Rauch, der über dem Laternengehäuse schimmert.
Dann tänzelt er im Steppschritt weiter auf das Rathaus vor ihm zu.
Dort angekommen setzt Carlos sich auf die Bank eines Fensters um seinen Flachmann aus der Innentasche des Jacketts zu nehmen. Er mustert ihn, dreht ihn herum und schraubt ihn letztendlich auf und setzt an.
Nach einer Handvoll kurzer, bitterer Schlucke setzt er ab und mustert das silbern schimmernde Ding abermals.
„Schön...", flüstert Carl seinem Spiegelbild zu.
Ein Paar stolziert umschlungen an ihm vorbei und nicht freundlich grüßend. Carlos wirft den Beiden einen verachtenden Blick zu und schaut wieder auf sein Spiegelbild. Er nimmt nochmals einen kurzen Schluck.
Ein Streuner - nein, eher ein Penner sucht zwischen Bleicheimern und kleineren Bergen mit Abfall nach etwas essbarem.
Carlos schaut dem heruntergekommenen Mann kurz zu, steigt dann von dem Fensterbrett und marschiert auf ihn zu. Das Laternenlicht zeigt nur andeutungsweise sein Gesicht: Eine tiefe Narbe, vielleicht die Kuppe eines Daumens breit ziert seine Stirn. Sein Haar ist gepflegt und nach hinten gekämmt.
„Was suchst Du, Alter?", Carlos schaut den Penner missmutig an und bleibt, für einen Moment von dem Gestank der ihm entgegenkommt überwältigt, kurz stehen.
„Waß glaubst Ihrs denn?", der Penner scheint nicht ein Jahr jünger als sechzig zu sein. „Ich suche etwaß, dash mein Hunger stillt. Ich bitte um Verzeihung, wenn ich Euch störe, Gnädigschter."
Carlos kramt in seiner Tasche, an derselben Stelle stehend. Als er nach kurzer Zeit eine Münze aus seinem Jackett nimmt geht er langsam weiter auf den weiter stöbernden Mann zu.
„Bitte - fahrt doch nur fort. Wenn Ihr einer Spende nicht würdig seit, dann bekommt es der -", und schon wieder sucht er nach dem passenden Wort. „-Geier...ja, der Geier soll's fressen."
Der Alte blickt gierig auf den Mann, der ihm als einzigster heute eine Spende geben vermag und ihn so anders behandelt, als die Meisten, die ihm entgegentreten. Eines seiner Augen scheint deutlich kleiner als das andere zu sein und seine Zähne sind braun und gelb - jeder einzelne hat seinen eigenen Farbton. Sein mittellanges Haar sieht fürchterlich aus; es ist wüst und fettig, genau wie sein Vollbart.
Langsam geht er auf den edlen Spender zu, er mustert sein Gegenüber sorgfältigst.
Carl streckt die Hand mit der goldenen Münze in die Richtung des Penners.
„Hier mein lieber Freund - erm, wie war noch Ihr Name?", er zieht seine Hand wieder zurück.
Ebenso bleibt der Alte kurz stehen um Carlos in die Augen zu schauen. Zögernd und lispelnd antwortet er: „F-, Frederick", er reuspert sich. „Hohenkaempf"
Carl steht vor ihm, schaut ihm tiefgründig in die verwahrlosten Augen, die Hand immer noch wie festgenagelt an sich gezogen, mit dem Goldtaler darin.
„So, so - Frederick. Wie mein Vater. Ich habe eine Bitte an Euch."
Der Hauslose dreht sich abgeneigt um. Doch Carl hält ihn an der Schulter und zerrt ihn ruppig zu sich.
„Was soll das? Ich habe Euch die Spende versprochen und Ihr werdet sie bekommen. Aber Ihr müsst für -", er öffnet die Hand langsam und zeigt ihm den Taler. „diesen hübschen Golddollar eine Kleinigkeit tun."
Auf den Dollar starrend fragt der Alte leise: „Waß verlangt Ihr?" Bevor Carl antworten kann fügt er hinzu: "Ich laß mich gar nicht auf Geßindel ein, dash Männerspiele liebt."
Sein Gönner schaut den Streuner an, der weiter auf den Taler starrt und fällt in Gelächter. Schon nach wenigen Sekunden stoppt er abrupt und antwortet auf die Frage: „Ich verlange doch lediglich eine kleine sportliche Aktivität. Ihr seht mir nicht allzu runtergemagert aus, alsdass Ihr so etwas nicht noch überlebt.", ein Lächeln zeichnet sich auf Carlos' Gesicht ab.
Der Alte ist ein wenig gerührt von der Art, wie der Herr ihm gegenüber redet. Diese Art von Freundlichkeit in Form einer Bitte hatte er selten erlebt. Sonst hieß es bloß: „Verpiss Dich Du verfluchter Penner!"
„Ja - ich verstehe. Nun, wash wollt Ihr nun von mir?"
„Ich möchte, dass Sie einmal um diesen Block -", Carl zeigt auf eine Häuserreihe zu seiner Rechten. "- rennt. So schnell wie nur irgend möglich. Verstanden?" Er wartet nicht auf eine Antwort, sondern fährt fort: "Wenn Ihr das schafft, bevor ich die zwanzig gesprochen habe, so seit Ihr der Besitzer dieses Geldes."
Zögerlich, aber dann, ohne mit der Wimper zu zucken, nickt der Penner. Doch eine Frage tut sich in seinem unterdurchschnittlichen Hirn auf: "Waß geschieht, wenn ich esh nicht schaffe?"
Carlos rollt die Augen träge und antwortet flüsternd: "Nichts - absolut nichts!“ Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: „Fertig?“
„Einen Moment, bitte...“, der Fremde streift seinen schweren, dreckigen Mantel ab um ihn ein paar Schritte hinter ihm in vermeintliche Sicherheit zu bringen. Er versucht erst gar nicht Carls zu fragen, da er selbst weiß, wie verwest er riecht und aussieht. „Fertig!“
Carls Arm zeigt dem Penner, dass er starten kann, was er, nach einer kurzen Stille in seinem Spatzenhirn, auch macht.
„Eins – zwei – drei – fünf – sechs ...“ Und der Penner verschwindet schnaubend hinter der Häuserreihe. Carl lächelt, während seine Füße auf der Stelle hin- und her wippen.
Nach wenigen Augenblicken ertönt ein lautes Husten aus der Richtung eines düsteren Altbaus. Auch der Rest der Stadt ist, bis auf die Laternen, stockdunkel; nur der Mond zaubert einen kleinen Schein auf die Stufen jedes einzelnen Hauses. Der Alte kommt mit einem schmerzverzerrten Gesicht neben dem Altbau hervor.
Carl öffnet die Arme um ihn zu begrüßen und ruft: „Zwanzig!“
Immer noch hustend kommt der Penner auf ihn zu. Sein Gang ist schleppend und seine Stirn mit kaltem Schweiß bedeckt. Er stöhnt ein „Oh Gott!“ aus, während er auf seinen Mantel zu geht, der verwahrlost zwischen Müll liegt.
„Wunderbar – Ihr habt es tatsächlich geschafft! Nun, hier ist der Golddollar den ich Euch versprochen.“ Er streckt den Arm mit dem Taler um ihn dem Alten, der auf ihn zu kommt, in die Brusttasche zu stecken.
„Ich denke, Ihr habt es verdient.“, Carl verbeugt sich vor ihm mit einem Knicks und fährt dann fort: „Einen schönen Abend noch, Frederick Hohenkaempf.“ Abermals kehrt er auf der Ferse um und schlendert weiter, hinaus in die Dunkelheit.
Der Alte, erschöpft schnaubend, lässt sich neben einer Tonne, auf einem Haufen gebrauchter Sachen nieder und packt sich schmerzerfüllt ans Herz. Seine frierende, verdreckte Pfote fährt weiter zur Brusttasche und grabscht nach dem Dollar. Er nimmt ihn nahe an sein Auge um den im Mondschein glänzenden Taler zu prüfen, und nach ausgiebiger Untersuchung beisst er auf das Ding und bestätigt leise vor sich: „Echt“
Der alte Mann spielt mit dem Goldstück und lehnt sich erfreut zurück gegen ein steinhartes Stück Brot. Minutenlang sitzt er still mit geschlossenen Augen da, bis ihn ein Rascheln unter ihm aufschreckt. Ein Tier mit langem Schwanz und schrecklich verschmutzten Fell kreuzt Fredericks Blick. Doch seine Augenlider schließen sich ernüchtert wieder, denn er kennt den Anblick einer Ratte.
Doch diese Misttiere geben keine Ruhe. Eine Ratte krabbelt Fred auf den Kopf und kratzt ihm drei tiefe, parallele Rillen in die Stirn. Reflexartig wirft er das fette Tier von seinem Kopf, doch schon wartet ein halbes Dutzend an seinen Füßen um sich auf den Penner zu stürzen. Die Scharr vergrößert sich um ein weiteres Dutzend – weiß der Himmel woher all dieses Ungeziefer kommt – und krabbelt auf Fredericks Körper. Ein paar beißen sich am Mantel oder an unbekleideten Körperstellen fest. Er schreit auf und versucht sich zu erheben, doch seine Muskeln scheinen sich strickt zu weigern und immer wieder fällt er zurück in den Morast. Eine riesige Ratte fällt auf das Gesicht des Alten und beißt sich mit seinen vermoderten Zähnen fest und quietscht laut, während sie weiter auf den Fleischfetzen herumkaut die sie im Maul hat. Ein scheinbares Gelächter dröhnt um den Mann herum; Ratten wohin man schaut, überall auf dem Körper und alle fressen, als ob es ein Wettlauf wäre.
Der dumme Penner versucht immer wieder, verzweifelt heulend, Rattenwülste von sich zuwerfen, doch unersättlich stürzen sich für zwei weggestoßene vier neue auf ihn. Eines dieser Tierchen knabbert, freudig quieckend an den Augenlidern des Ernährers; ebenso werden dessen Lippen von einer hässlichen Ratte mit braunem, stinkenden Fell, zermartert.
Der Alte kann nicht mehr. Blut fließt aus all den Wunden über sein Gesicht und erschwert ihm das Atmen. Die Ratten, mit ihren vollgefressenen Körpern, drücken ihn zu Boden und sehr bald sind auch seine letzten Kräfte dahin. Seine Brust bewegt nur langsam und bald bleibt sie mehr still am Boden.
Auch nach seinem Tot kauen die Ratten – es müssen inzwischen mindestens hundert sein – auf dem noch warmen Fleisch ihres Opfers. Im Blutrausch bemerken sie ebenso wenig wie all die schlafenden Menschen, dass sie beobachtet werden: Carlos steht unter einer Laterne und beobachtet die Tragödie mit einem finsteren Lächeln auf seinem feuchten Gesicht.
„Danke meine Kleinen -“, flüstert er vor sich. „- einer weniger....einer weniger, der die Stadt verschmutzt.“
Still schaut er weiter zu, wie die Ratten inzwischen auf dem blanken Schädelknochen nagen und Reste von Blut und Fleisch minutiös verschlingen.
Ein Gelächter schallt durch die Straßen der verwahrlosten Stadt – und Carl? Verschwunden im Nebel und in der schützenden Dunkelheit.

 

Anmerkungen:
- Laut meinen Recherchen wurden die ersten Dollarmünzen (nicht Scheine!) 1794 in Philadelphia ausgegeben. Es gab zu dieser Zeit einen Gold-Dollar und einen Silber-Dollar.
- Die Glühbirne wurde erst um 1882 wirklich eingesetzt.
- ca. 1650 Wörter

damit wären "logik-Fragen" erledigt ;)

 

Hallo MaD110!

Interessante Geschichte, die sicher zu Unrecht noch nicht kommentiert wurde.

Der Stil ist gewöhnungsbedürftig, obwohl ich den Präsens liebe, wenn es sich um dicht erzählte Texte liebe. Wenn man sich dran gewöhnt hat:D (zum Glück schafft man das nicht ganz), dann kann man deinen Gedanken schön folgen, und das lohnt sich!

Deine Intonation dürfte klar sein, Probleme habe ich mit dem Beginn. Meines Erachtens ist er überflüssig und sogar schädlich für die Zeichnung der Figur des Carlos.

Ich glaube hier haben wir eine gute Kurzgeschichte vor uns, die diesen Namen verdient (was natürlich die Qualität der anderen Geschichten nicht schmälern soll!)

Der Schluss ist konsequent und folgerichtig. Auch wenn die Orgie mit den Ratten für mich ein wenig aufgesetzt wirkt (subjektiv!)

Sehr schön, weiter so!

Viele Grüße von hier!

 

Hi Du

nett, dass wenigstens einer hier sich die mühe gibt die story zu lesen :(

nur was meinst du mit "Auch wenn die Orgie mit den Ratten für mich ein wenig aufgesetzt wirkt (subjektiv!)"?

bin kein inteligenzbolzen :D

danke!

 

Hallo!

Sei beruhigt, es lesen viel mehr die Story, als sie kommentiert wird. Allesrdings hilft es, um im Gespräch zu bleiben, andere Geschichten zu kommentieren.

Die Ratten haben mir insofern nicht gefallen (ist ein zu starker Ausdruck, weils mir nur auffiel), weil sie im Gegensatz zum Rest der Story doch sehr explizit daherkamen. Zumindest die Beschreibung der Handlungen.
Aber, wie gesagt, kann sein, dass andere das anders sehen. Mal warten.

Viele Grüße von hier!

 

„Schöne -“, er sucht kurz (gedanklich) nach dem Wort, „Robe – Oh verzeiht – schönes Kleid. Warum ist Euer Gesicht nicht passend gefärbt? Ihr schaut aus wie ein Zebra...“, Carlos blickt zwischen den Beiden hin- und her, „...dem das Schwarz fehlt.“
Die erste Unterbrechung konnte ich noch verkraften, die zweite hat dem Lesefluß dann aber den Rest gegeben. Ich würde sie weglassen, zumal sie keine relevante Information enthält. Außerdem nach Robe einen Punkt, und das "gedanklich" weg (wo sonst soll er suchen?):
„Schöne -“, er sucht kurz nach dem Wort, „Robe. - Oh verzeiht: Schönes Kleid! Warum ist Euer Gesicht nicht passend gefärbt? Ihr schaut aus wie ein Zebra, dem das Schwarz fehlt.“
Dann tänzelt er im Steppschritt weiter auf das Rathaus vor ihm zu
Teilsatzwiederholung. "weiter auf das Rathaus zu" hattest du erst kurz zuvor geschrieben.
Dort angekommen setzt Carlos sich auf die Bank eines Fensters
Ich habe die Passage zweimal lesen müssen, um zu verstehen, wo das jetzt ist und wie das wohl aussieht. Habe aber gerade keine Idee, wie es besser zu formulieren wäre.
und nicht freundlich grüßend
Heißt das unfreundlich oder gar nicht?
Ein Streuner - nein, eher ein Penner
Ist ein Streuner nicht ein Hund?
cht zwischen Bleicheimern und kleineren Bergen mit Abfall nach etwas essbarem
Ähm... wo ist denn da jetzt eine Müllkippe? Doch nicht etwa auf dem Rathausplatz?
Im übrigen dienen Absätze der Strukturierung und nicht der Zierde. Nach "essbarem" sollte keiner kommen, dafür vor "Ein Streuner".
Carlos schaut dem heruntergekommenen Mann kurz zu
Es mag Teil der Geschichte sein, und mich erinnert das alles an Italo-Western, wo durch gezielte Verzögerei und stets etwas längeres Schweigen als nötig sowas wie Spannung aufgebaut wird. - Aber in einem geschriebenen Text machen mich diese Dinge ganz unruhig bis irre.
Das Laternenlicht zeigt nur andeutungsweise sein Gesicht: Eine tiefe Narbe, vielleicht die Kuppe eines Daumens breit ziert seine Stirn. Sein Haar ist gepflegt und nach hinten gekämmt
Wen beschreibst du da jetzt? Carl oder den Penner?
"zierte" ist vielleicht nicht die rechte Wortwahl zur Beschreibung einer Narbe (außer in ironischen/sarkastischen/lustigen Texten).
"die Kuppe eines Daumens breit": Wieder muß die Hirnmaschine des Lesers auf Hochtouren arbeiten. Narben mißt man doch in der Länge, und wie groß zur Hölle ist eine Daumenkuppe (von wo bis wo wird die gemessen)?
und bleibt, für einen Moment von dem Gestank der ihm entgegenkommt überwältigt, kurz stehen
Irgendwie kann ich mich mit "für einen Moment" und "kurz" gleichzeitig in diesem Schachtelsatz nicht anfreunden.
Verbesserungsvorschlag:
Der ihm entgegenwehende Gestank läßt ihn kurz innehalten
der Penner scheint nicht ein Jahr jünger als sechzig zu sein
Sehr umständlich formuliert (wie jeder dritte Satz im Text, aber das ist bisher top).
Waß glaubst Ihrs denn
Bisweilen ist es durchaus sinnvoll, eine spezielle Aussprache in der wörtlichen Rede zu verdeutlichen. Aber inwiefern wird "waß" anders ausgesprochen als "was"?
Carlos kramt in seiner Tasche, an derselben Stelle stehend
An derselben Stelle wie der Penner oder wie die Tasche? Einen Sinn ergibt gottlob keins von beiden...
Als er nach kurzer Zeit eine Münze aus seinem Jackett nimmt geht er langsam weiter auf den weiter stöbernden Mann zu
Neben der Verzögerei durch ständiges Stehenbleiben, Warten etc. und den umständlichen Formulierungen hier ein gutes Beispiel für den dritten Irrsinnigmachfakor in deinem Text: Das explizite Beschreiben uninteressanter Hand- und sonstiger Bewegungen.
Schreib doch einfach:
Der Penner stöbert weiter. Carlos nimmt eine Münze aus dem Jackett und kommt nun ganz nahe heran.
Laß das Gekrame in der Tasche, das Stehen, das "langsam", die "kurze Zeit" usw. - Bitte!
Der Alte blickt gierig auf den Mann, der ihm als einzigster heute eine Spende geben vermag und ihn so anders behandelt, als die Meisten, die ihm entgegentreten
Ich sehe, du versuchst so etwas wie Sozialkritik hier einzubauen, aber ich frage mich, ob das nötig ist, zumal der Satz in meinem Leserhirn hoffnungslos überladen unter der Last der teilweise altertümelnden Wörter zur Gänze zusammenbricht.
Und sollte der Penner nicht eher die Münze gierig anblicken als den Mann?
"Einzigst" gibt es übrigens nicht. "Einzig" ist nicht steigerbar.
Eines seiner Augen scheint deutlich kleiner als das andere zu sein
Wieso nur scheint? Ist es kleiner oder nicht? Siehste.
und seine Zähne sind braun und gelb - jeder einzelne hat seinen eigenen Farbton
Schöne Beschreibung, aber nicht so interessant, daß es sie doppelt bräuchte. du solltest dich für eine Variante entscheiden.
Sein mittellanges Haar sieht fürchterlich aus; es ist wüst und fettig, genau wie sein Vollbart
Dito, wobei ich hier definitiv eher auf das "fürchterlich" verzichten würde als auf die präzisere Beschreibung.
Langsam geht er auf den edlen Spender zu, er mustert sein Gegenüber sorgfältigst
Schon wieder Zeitlupen-Stil.
Der Hauslose
:rotfl:
Ich möchte, dass Sie einmal um diesen Block
Anredefehler.
Seine frierende, verdreckte Pfote
Pfote? Werwolf?
Der dumme Penner
Dumm aus wessen Sicht? Der Erzähler sollte seine Figuren nicht werten.
an den Augenlidern des Ernährers
Ernährers?
Scharr / strickt / zuwerfen
Fehlerchen zwischendurch.
Eine riesige Ratte fällt auf das Gesicht des Alten und beißt sich mit seinen vermoderten Zähnen fest
Wie kann die Ratte sich mit den Zähnen des Penners festbeißen?
einer weniger....einer weniger, der die Stadt verschmutzt
Ah, einer von der Stadtreinigung. - Und was ist mit den Müllbergen und den Ratten?

Die Story war in der Wurzel okay, zum stilistischen siehe die Detailanmerkungen.
Es bleiben natürlich ein paar Fragen offen, aber es ist schon in Ordnung, wenn nicht alles toterklärt wird.
Das einzige, was mir nicht gefällt, ist eine gewisse Unausgewogenheit. Du hast Carl recht genau beschrieben, ich hab schon fast das Gefühl, ihn persönlich zu kennen, hehe. Insofern hätte es mich mehr gegruselt, wenn IHM etwas übles zugestoßen wäre, als dem Penner, dessen Schicksal mir nicht gar so wichtig war.
So wie das jetzt ist, könnte es übrigens der "Pilotfilm" einer Serie sein. Der mysteriöse Wanderer oder so ähnlich.

r

 

Ach ja, Hanniballs Kommentar ist übrigens sehr wichtig. So wichtig, daß ich es nochmals aufgreife: Wenn du mehr kommentiert werden willst, kommentiere selber viel. Noch ist es zwar so, daß man für 3 geschriebene Kommentare nur einen zurückbekommt, aber wenn jeder mehr kommentieren würde...

r

 

Hallo, Mad!

Ich hasse Ratten! Aber deine Geschichte mag ich. Besonders diesen "old-american background". Interessanter Gedanke, dass da jemand die Strassen von Pennern sauberhält, auch wenn es natürlich auf ziemlich böse Weise geschieht.

Liebe Grüsse
Arry

 

hallo
die geschichte gefällt mir irgendwie recht gut, obwohl ich nicht gerade ein rattenfan bin. auch diesen "zeitlupenstil" mag ich, vielleicht liegt das daran, dass ich gern western sehe. :)
nein, im ernst. ich finde, dass du damit die spannung gut ausbaust, sie fast zum geht-nicht-mehr überdehnst (-> positiv gemeint).

das ist wohl sowas, wie der nebenjob des rattenfängers von hameln? :D
liebe grüsse

 

Erstmal danke für die ganzen Kommentare! War lange nicht mehr hier, weil ich's immer wieder vergessen hatte.

Ich werde relysiums Anmerkungen so bald wie möglich editieren und die Story noch ein Mal selbst begutachten.
Ich denke niemand mag Ratten - deshalb die Story in der Art (hätte man diesen Viehchern denn zugetraut, dass sie Kinder retten? - Nö, also bleiben wir beim bekannten Vorurteil. ;) )

Zu "Wer liest eigentlich storys?": Jo - ist mir schon klar, dass alle mal öfters schreiben sollten, um das "Geschäft" am laufen zu halten. Werde dran arbeiten :)

danke vielmals - bis bald!

 

Hi, MaD110

Also die Idee dieser Story, finde ich ganz schick; bitterböse Art die Stadt aufzuräumen.:)
Was mir besonders gefällt ist, dass du Carlos (Carl? warum nicht mit Carlo abkürzen? Finde ich schicker nmM) so hochgestochen quatschen lässt und der Alte durch seine Sprache deutlich macht das er nicht ganz in der selben Liga spielt. Gefällt mir.

Was mir ein wenig aufgestossen hat:
Hannibal hat es bereits gesagt der Anfang. Irgendwie passt der nicht. Vielleicht ändern, oder rauswerfen.

Kurze Frage am Rand: Meinst du wirklich Bleicheimer oder Blecheimer(also Ascheimer/Mülltonen)? "...zwischen Bleicheimern und kleineren Bergen mit Abfall..."
Wenn Bleicheimer, klärt mich dann einer auf was ich mir darunter vorzustellen habe?

"...geht er langsam weiter auf den weiter stöbernden Mann zu..."
schick ein "weiter" in die Wüste z.B. so ...auf den immer noch stöbernden Mann...

r hat ja dich ja schon darauf hingewiesen das du oft in "Zeitlupe" schreibst und das dies den Lesefluss stocken läßt. An sich ist die Sache mit der Zeilupe ja eine schöne Idee aber dann solltest du diese "Zeitlupen" Passagen noch mal überarbeiten, so stockt mp die Geschichte zuviel.

"Der Alte, erschöpft schnaubend,..." solche Stellen hast du öfter, da gehst du in ein totalles Standbild. Ich würd 's lassen mp haben diese Stellen richtig aufgestossen.

Also mach was draus, die Story hat 's wirklich verdient, dass du sie dir nochmal zur Brust nimmst.;)
Ach ja, auf was für 'ner Tastatur schreibst du?

HAND Nice

 

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