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Graues Ende
Alles war so schnell gegangen. Nicht mal eine halbe Stunde hatte es gedauert und ihre 10-Jährige Beziehung war beendet.
Jetzt saß Carla schon eine Stunde zu Hause und weinte. Sie hatte es so gewollt, hatte ihm gesagt, sie wäre nicht mehr glücklich. Immer wieder durchlebte sie den Moment, als sie ihm ihre Entscheidung mitgeteilt hatte. Seine Reaktion war genau die gewesen, die sie erwartet hatte.
„Dann geh doch.“
Sein Gesicht strafte seine gleichgültig klingenden Worte Lügen. Er war verletzt. Oder war es nur einfach gekränkte Eitelkeit? Warum hatte er nicht einmal versucht sie aufzuhalten?
Es war richtig so. Sie wusste, dass ihre Entscheidung die richtige war. All die Jahre, in denen sie diejenige gewesen war, die um die Beziehung gekämpft hatte. Wie oft hatte sie vor Verzweiflung und Wut geheult. Noch immer schmerzte sie der Gedanke daran, wie oft er sie verletzt hatte – mit Worten und den Dingen, die er eben nicht getan hatte.
Ihr Kopf und ihr Herz sagten ihr, dass sie glücklich sein würde in der Zukunft. Sie hatte keine Ahnung, woher diese Gewissheit kam, aber sie vertraute ihrem Gefühl, ihrem Verstand.
Dennoch hatte sich in ihrem Kopf ein Nebel ausgebreitet, der sich um all die Gedanken legte, die ihr Hoffnung geben sollten. Der dumpfe Schmerz des Verlustes drückte auf ihrer Seele. Wenn sie daran dachte, dass er sie nie wieder sehen wollte, war es, als griff eine große Hand nach ihrem Herzen und fing an es zu zerquetschen.
Wieder fing Carla an zu schluchzen. Sie hatte ihm nie weh tun wollen, sie hatte nur einfach keine Kraft mehr zu kämpfen. Warum fühlte sie sich so schuldig? Hatte sie ihm nicht genügend Chancen gegeben?
Aber hatte nicht auch sie ein Recht darauf glücklich zu sein? Alles, was sie gewollt hatte, war ein wenig Zuneigung, sehen, dass sie ihm wichtig war, er sie liebte. War das wirklich zu viel verlangt?
Um sie herum war es grau, sie fühlte grau. Da war keine Freude, „frei“ zu sein. Einfach nur grau – überall.
Wenn doch ihre Entscheidung richtig war, warum tat es dann so weh?