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Gut und Böse
Gut und Böse 1.2
Mary Stevens war alleine zu Hause. Ihr Mann Horacio war zum Einkaufen in die Stadt gefahren. Die Frau mit den langen blonden Haaren und dem Gesicht eines Engels zog es lieber vor Zuhause zu bleiben, da sie sich kurz vor der Geburt ihres Kindes befand. Jeden Tag konnte es soweit sein, denn Mary war schon über dem Termin. Ein Lächeln lag in dem Gesicht der werdenden Mutter, ihr Traum von einer kleinen Familie würde sich in den nächsten Wochen erfüllen. Nichts konnte dieses Glück zerstören. Für die Zukunft war gesorgt. Horacio verdiente mit seinem Job, in einer Londoner Kanzlei, genügend Geld um die Familie zu ernähren. Er war ein erfolgreicher Anwalt, dem es schon gelungen war, so manchen kniffligen Fall für sich zu entscheiden. Dies blieb nicht unbeobachtet und so waren seine Klienten eher im wohlhabenden Bereich angesiedelt. Schon oft hatte er das Angebot bekommen sich Selbstständig zu machen, doch er konnte sich noch nicht zu diesem Schritt durchringen. Für Mary war dies ok, sie waren jung und hatten noch alle Zeit der Welt ihre Träume zu vewirklichen. Jetzt zählte erst einmal die Geburt ihres Sohnes.
Das laute Klopfen an der Haustür riss Mary aus ihren Gedanken. Wer mochte da kommen? Horacio war noch nicht lange fort, er konnte es nicht sein, außerdem hatte er einen Schlüssel für die Tür. Wieder klopfte es laut. Mühsam erhob sich Mary aus ihrem Sessel und begab sich zur Tür. Durch den Spion konnte sie einen Mann erkennen. Er hatte braune Haare und ein Gesicht, was auf Mary hässlich wirkte. Es sah schon ziemlich verlebt aus. Dicke Augenbrauen waren über seinen Augen gewachsen und er hatte eine spitze Nase. Neben ihm stand ein kleiner blonder Junge, der vielleicht 10 bis 12 Jahre alt war. Es gab eigentlich keinen Grund misstrauisch zu sein, dennoch öffnete Mary nur vorsichtig die Tür, ließ aber die Kette noch stecken, so dass sie sich nur einen kleinen Spalt weit öffnete.
„Guten Tag! Was kann ich für sie tun.“
„Oh Mrs. Stevens. Ich grüsse sie!“, sprach der Mann. Seine Stimme klang neutral.
„Woher kennen sie meinen Namen?“
„Der steht doch hier auf dem Schild. Ich war mit meinem Sohn hier in der Gegend unterwegs, und nun haben wir eine Reifenpanne. Irgendjemand hat sie uns zerstochen.“
„Oh, das tut mir leid. Jetzt wollen sie sicher den Notdienst rufen, oder?“
„Ja, das wäre nett. Kann ich auf ihre Hilfe bauen?“ Das erste Mal seit sie den Mann sah, zeigte sein Gesicht eine freundliche Reaktion, indem er Mary ein Lächeln schenkte. Mary war kein Unmensch. Wenn jemand Probleme hatte, half sie gerne. Sie entfernte die Kette von der Tür und öffnete sie nun komplett. Dieser Mann war harmlos. Er war einfach nur ein Vater, der einen Ausflug mit seinem Sohn gemacht hatte.
„Natürlich, könnten sie reinkommen. Allerdings ist die Gegend hier echt ungünstig für eine Autopanne. Ein Notdienst würde Stunden brauchen, wir sind hier immerhin mitten auf dem Land. Wenn sie einen Moment Zeit haben, könnten wir auf meinen Mann warten und er schaut sich ihr Auto mal an. Ich denke schon, das er es mit ihnen zusammen schafft, den Reifen zu wechseln.“
„Das wäre echt nett von ihnen. So jemanden wie sie, trifft man nicht oft. Die Menschen sind längst nicht mehr so hilfsbereit. Die meisten denken nur noch an sich selber.“
"Da haben sie nicht Unrecht.!"
Marys Blick fiel auf den kleinen Jungen. „Na, mein Kleiner! Wie ist denn dein Name?“
„Vincent. Und ich bin schon groß.“
Mary lächelte Vincent an. „Und hat der große Junge Lust auf einen Kakao?“
„Oh ja, bitte Daddy! Können wir reingehen?“
„Wenn es ihnen nichts ausmacht, Mrs. Stevens.“
„Natürlich nicht! Drinnen können wir genauso gut warten. Außerdem kann ich in meinem Zustand nicht lange stehen. Horacio müsste auch in spätestens einer halben Stunde zurück sein. Mr….? Wie war doch gleich ihr Name?“
„Oh entschuldigen sie meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Arthur. Arthur van Almsick.“
„Na dann, kommen sie mal rein.“
Die Drei setzten sich ins Wohnzimmer. Vincent bekam seinen Kakao. Für sich und Arthur holte Mary Kaffee, dann setzte sie sich zu ihm.
„Wann ist es denn soweit, Mrs. Stevens?“, wollte Arthur wissen.
„Noch in diesem Monat. Es soll ein Junge werden.“
„Es ist immer etwas Besonderes ein Kind in die Welt zu setzen, vor allem wenn sich diese in einem Umbruch befindet.“
„Versteh ich nicht. Wie meinen sie das?“
„Sehen sie, es gibt nicht nur das Gute in der Welt, sondern auch das Böse.“
„Sie meinen den Krieg. Den wird es immer geben, da können wir leider nichts dran ändern. Vorallem nicht wenn in den USA eine Regierung an der Macht ist, die drauf aus ist unnötige Kriege zu führen. Und unsere Regierung unterstützt dies auch noch. Da habe ich echt Angst mein Kind in die Welt zu setzen.“
„Nein, nein. Das meine ich nicht. Ich rede vom Bösen. Ich spreche vom Teufel.“ Ein Grinsen huschte über Arthurs Gesichte. Er hatte seine Maske fallen lassen und zeigte nun sein wahres Ich. Mary verstand nicht, was der Mann ihr damit sagen wollte. Er musste verrückt sein und so einer fuhr mit einem kleinen Kind durch die Gegend, dies wollte ihr nicht in den Kopf. Sie wollte grade etwas antworten, als für einen kurzen Augenblick etwas in seinen Augen rot aufleuchtete. Das war nicht mehr normal. Sofort rückte sie mit dem Stuhl ein Stück zurück.
„Was war das? Oh mein Gott! Ihre Augen! Was hat das zu bedeuten?“
Arthur sprach jetzt etwas lauter. Er schrie sie fast an.
„Das bedeutet, das dass Böse zu ihnen gekommen ist, um sich zu holen was ihm zusteht. Satan, mein Meister, hatte eine Vision und deshalb sind wir hier. Wir wollen ihren Sohn haben. Er darf so nicht geboren werden, denn er wird das Gleichgewicht zwischen dem Guten und dem Bösen zerstören. Deshalb sind wir gekommen, um ihn zu verändern, damit unsere Macht erhalten bleibt. Das Licht darf nicht mächtiger als die Dunkelheit werden. Es wäre nicht gut. Nicht in dieser Zeit, wo sich die Welt grade zu unseren Gunsten entwickelt. Nicht mehr lange und die Menschheit wird sich selbst zerstört haben. Dies bedeutet viele unschuldige Seelen für den Antichristen.“
„NEIN! NEIN! NEIN!“ Mary war starr vor Angst. Irgendwas hinderte sie daran sich zu bewegen. Arthur schien sich mit seinem Blick in ihren Kopf zu bohren. Wieder sah sie das rote Aufflackern seiner Augen. In ihnen schien das Höllenfeuer zu brennen. Sie verstand den Sinn seiner Worte nicht, wusste aber, dass dieser Kerl etwas von ihrem Kind wollte. Das durfte nicht geschehen. Sie und Horacio hatten sich doch schon einen Namen überlegt. Er sollte Nick heißen. Für einen kurzen Moment hatte sie den Sohn, dieses Bastards vergessen. Plötzlich schnellten die Hände von Vincent nach vorne und zerrissen ihr Kleid im Bauchbereich. Sie hatte keine Zeit mehr zu reagieren. Zu sehr war sie gebannt von den Worten seines Vaters. Nun lagen seine Hände auf ihrem nackten Bauch und auch seine Augen leuchteten rot auf. Ein merkwürdig warmes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus. Arthur ergriff wieder das Wort.
„Helfer der Hölle. Meister der Unterwelt. SATAN!!! SATAN!!! Wir habe es geschafft. Nimm Kontakt auf mit diesem Kind. Pflanze ihm deinen Keim ein. Sorge dafür, dass es seinen Weg auf die Dunkle Seite findet. Denn das Gute darf nie das Böse besiegen. Wir müssen eine Ausgleich schaffen. Nimm dich seiner Seele an und sorge dafür das er auf seinen Weg geschickt wird. “
Mary wurde schwarz vor Augen. Das letzte was sie sah, war eine hässliche gelbe Fratze, die in ihrem Bauch aufleuchtete und sie anstarrte, dann verlor sie das Bewusstsein.
„Mary! Mary! Oh Gott! Mary, so wach doch auf. Bitte! Bitte!“, Horacio war nach Hause gekommen und hatte seine Frau bewusstlos auf dem Boden vorgefunden. Mary gab ein leises Stöhnen von sich. Horacio war erleichtert, seine Frau lebte noch.
„Was ist hier passiert, Mary!“
„Ich…ich…hatte Besuch.“
„Von wem, Mary? Von wem?“
„Vom Teufel!“
Horacio konnte nicht glauben, was seine Frau grade gesagt hatte. In den nächsten Minuten hörte er von ihr eine unglaubliche Geschichte. Er schaute auf ihren Bauch. Alles schien noch normal zu sein, bis auf das zerrissene Kleid. Er glaubte seiner Frau. Auch ihm war klar, dass es mehr zwischen Himmel und Hölle gab. Es galt nun eine Entscheidung zu treffen.
„Mary! Du musst jetzt ganz stark sein. Wir dürfen den Jungen nach der Geburt nicht behalten. Es wäre nicht gut. Er ist nicht mehr unser Kind.“
„NEIN!“, schluchzte Mary. Ihr war klar, dass Horacio Recht hatte. Aber sie wollte sich nicht damit abfinden. „Er ist doch mein Baby!“
„Es muss sein. Es wäre zu gefährlich für uns.“
Mary wollte es nicht begreifen und schrie ihren Mann an.
„Aber er ist doch mein Kind.“
„Ein Kind, in dem der Keim der Hölle eingepflanzt wurde. Wir müssen…“ Horace erschrak für einen Moment vor seinen Gedanken. Er dachte tatsächlich ans Töten, das konnte er aber seiner Frau nicht antun. Sie würde daran zerbrechen.
„Lass es uns wenigstens zur Adoption frei geben, dass es eine Chance auf Leben hat, falls es doch nicht alles zutrifft.“
„Ich fühle mich zwar nicht wohl bei dem Gedanken. Aber du hast Recht. Wir können das Kind ja nicht einfach töten. Ich und du wir würden das nie fertig bringen.“
„Also Adoption.“
Mary und Horacio umarmten sich. Beiden kamen die Tränen. Wussten sie doch, dass sie an diesem Abend, ihren noch nicht geborenen Sohn für immer verloren hatten. Wie mochte die Zukunft der Welt wohl aussehen? Hoffentlich taten sie das richtige.
Noch am selben Abend musste Mary ins Krankenhaus gebracht werden und gebar einen gesunden Sohn. Sie selbst überlebte die Geburt nicht. Die Ärzte konnten sich nicht erklären, was schief gegangen war. Horacio gab das Kind zur Adoption frei, er wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Eine Woche später fand man ihn tot in seinem Büro vor. Er hatte sich eine Kugel in den Kopf geschossen.