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Happy End ?

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27.08.2003
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Happy End ?

Happy End ?


Sein heisser Atem, der sich eben noch mit ihrem vermischte, verebbte langsam auf ihrem Gesicht und entzog sich ihr schließlich ganz, als er sich auf die andere Seite des Bettes drehte.
Das Nächste das sie wahrnahm, war das hörbare Tappen seiner Finger auf dem Nachtkästchen. Er klang genervt. „Sag mal, weißt Du wo meine Kippen sind ?“
Nach ein paar Sekunden vergeblichen Wartens auf eine Antwort quälte er sich aus dem Bett
und stellte sich aus den herumliegenden Klamotten eine Notstands-Garderobe zusammen.
„Hey Lucy, sprich mal mit mir. Du warst doch vorhin nochmal unten. Hast du da beim Reinkommen vielleicht irgendwo meine Zigaretten rumliegen sehen ?“
Wegen der zurückgeschlagenen Bettdecke wurde ihr plötzlich kalt. In Fötus-Stellung zusammengekrümmt, die Arme fest um das Kopfkissen geschlungen, versuchte sie das
letzte bischen Wärme bei sich zu halten. Durch das Daunenmaterial klang ihr Stimme gedämpft und verstärkte den Eindruck, dass es ihr schwer fällt zu sprechen, zu antworten.
Beide Hände in die Hüfte gestemmt bellte er zurück: „O.k., O.k., Du hättest mir ja auch gleich
sagen können, dass du keine Ahnung hast ! Mist, dann geh' ich jetzt selbst mal nachsehen.“
Als er seinen Blick beim Eintreten in das Nebenzimmer fieberhaft über die Schränkchen, Tischchen und anderen Möbelchen schweifen ließ, war das einzige das er entdeckte, die Tatsache, dass ihm die Hotel-Unterkunft genau so wenig passte, wie alles was er bisher
in seinem Urlaub zu Sehen bekam. Aber zu seinem Bedauern war es seine Idee, diesen
Europa-Trip zu machen. Um wenigstens ein bischen spannendes Material bieten zu können,
beschloss er, sich für seine Kollegen ein paar aufregende Geschichten auszudenken. Doch
dafür war jetzt keine Zeit. Seine Gedanken fokussierten sich wieder auf sein Suchtmittel. “Sie wird doch nicht in ihrem bemutternden Nicht-Raucher-Wahn die Schachtel versteckt haben. Nein, das würde sie nicht wagen.“ Als er merkte, dass ihn weder Suchen noch Nachdenken dem heissersehntem Nikotin näher brachten, rief er ins Schlafzimmer: „Hey, ich geh' nochmal
kurz raus, vielleicht finde ich irgendwo einen Automaten.“ Sanft schlängelte sich ihre Stimme
durch den Raum: „Bleib doch bitte, ich möchte jetzt nicht allein sein.“
Mit einem Lachen erwiderte er: „ Du kannst ja den Zimmer-Service rufen, falls Du Unterhaltung brauchst.“ Für diese geniale Antwort klopfte er sich wieder einmal, breit grinsend, selbst auf die Schulter. Ohne Nachzusehen wusste er, dass sie seine Bemerkung wohl nicht so komisch fand und ihn höchstens, wie so oft, mit ihren grossen, blauen Augen so seltsam ansehen würde. „Was solls ?“, dachte er achselzuckend, und mit ihrem wunderschönem Gesicht in seiner Vorstellung machte er sich lächelnd auf den Weg.
Als er scheppernd die Zimmertür hinter sich zuwarf, öffnete sie leicht die Augen und ihr Blick
fiel auf die grünlich, matt schimmernden Ziffern ihres Reiseweckers. 00.10 Uhr.
So angenehm sie jetzt die Entspannung auch fand, ihre Gedanken wollten sich nicht dem ruhiger werdenden Herzschlag anpassen. Die Fragen nach ihrer Zukunft zerschnitten das eben
einsetzenden Wohlempfinden, wie Regentropfen die warme Luft von ersten Sommertagen.

- 1 -
Verärgert schlug er gegen die Glasscheibe der Drehtür des Hotels, die ihm mit einem wehmütigen Knarzen, den Weg ins Freie öffnete. Es brodelte in ihm. „Verdammt, was ist
das für ein Laden, wenn sie einem nicht mal Zigaretten besorgen können ?“
Skeptisch musterte er die Leute, die ihm draussen entgegenkamen. Den verlockenden Einfall,
jemand erstmal um eine Kippe anzuschnorren, wischte er gleich wieder beiseite. „Sowas ist
irgendwie assozial, das kann ich mir gerade noch verkneifen. Außerdem sehen die meisten hier
eh' nicht danach aus, als ob sie meine Sprache sprechen würden.“ Also musste er sich auf die
Suche begeben. Er fühlte sich als einsamer Kämpfer in einer fremden Welt. Ein kühler
Wind pfiff ihm um den kahl rasierten Kopf, so dass er sich nach einer Zeit den Kragen seiner
Lederjacke hochschlug. Danach bliess er noch kurz heisse Luft in die geballten Fäuste um sie dann gleich wieder in den Jackentaschen verschwinden zu lassen. Dabei stiess er gegen den eingesteckten Zimmerschlüssel. Bei diesem Geräusch fiel ihm blitzartig ein, dass er für den verdammten Automaten ja Kleingeld brauchen würde. Fiebrig suchte er mit beiden Händen in den Taschen seiner Jeans nach Münzen. Zwischen Zeige- und Mittelfinger zog er als Ergebnis einen grünlichen Schein hervor, auf welchem gross eine 50 zu sehen war. „Oh Mann, was mach ich jetzt mir dir, du kleines, hässliches Stück Papier ?“ Dass einige Leute stehen blieben und ihn ansahen, als er laut „Fuck !“ rief, nahm er gar nicht wahr. Als er aber beim Hochsehen bemerkte, dass er bei seiner Suche nicht auf den zurückgelegten Weg geachtet hatte, blickte er hilfesuchend in ihre Gesichter. Die jedoch wandten sich entweder kopfschüttelnd, oder mit einem klopfenden Zeigefinger an ihrer Stirn, von ihm ab.
Die Unterarme auf den Knien liegend, sass sie vornübergebeugt, mit gefalteten Händen da und
starrte auf die weiss durchschimmernden Knöchel der Gelenke. Die Decke hatte sie sich über die Schultern geschlungen. Alles war still um sie herum. Die einzige Bewegung im Raum schien der ihres Kiefers zu sein. Bedächtig biss sie sich abwechselnd mal in die Zunge, mal in die Oberlippe. Sie konnte nicht sagen dass ihr diese Situation vertraut wäre, es summierten sich lediglich Erinnerungen an Momente wie diesen. Langsam, fast widerwillig ließ sie ihre Augenlider zufallen, entzog sich der Außenwelt um sich der inneren zu stellen. Zuerst war dort nur Leere. Doch nach und nach bemerkte sie, dass da eine schlanke Linie um das Nichts gezogen war, welche sich leicht wellenförmig im Kreis bewegte. In ihrer Vision schien sich ihr Gesichtsfeld immer mehr zu vergrößern, so dass der eben noch kräuselnde Rand zu einem
glänzenden Reif wurde, von dem sie sich allmählich wegbewegte. Das Gefühl des Zurück-
gezogenwerdens wurde immer stärker. Es steigerte sich ins Unerträgliche. Ihr Arm schnellte
vor, um nach dem Ding zu greifen, es festzuhalten. Sie wusste nicht wie lange es dauerte.
Vielleicht einen Augenaufschlag später, blickte sie auf die gespreizten Finger ihrer Hand und
den goldenen Ring, den ihr Steve, kurz vor ihrer Reise, mit einer Frage auf den Lippen,
ansteckte. „Wie unglaublich schön er doch ist.“

- 2 -


Herumstehende Strassenlaternen zeichneten für Sekunden schemenhafte Gestalten auf den Boden. In Gedanken versunken bemerkte er wie ein Schatten den seinen kreuzte. Erschrocken
blickte er hoch und sah in ein tränenüberströmtes Gesicht, in Augen, die Angst und Entsetzen
widerspiegelten. Sie war höchstens 30, also ungefähr in seinem Alter und wirkte als wäre sie
schon ihr ganzes Leben auf der Flucht. Für einen Moment öffnete sie ihre Lippen, doch was ein Wort werden sollte, wurde nur ein tiefer Atemzug. Ruckartig wandte die Frau sich um,
biss sich dabei in das Daumengelenk und verschwand wieder so plötzlich wie sie erschien.
Blut rauschte in seinem Kopf und er rang nach Luft. Was ihn am meisten geschockt hatte, war
der blutverschmierte Verband, welcher lose um die Hand gewickelt war. Und irgend etwas schien an der Hand zu fehlen. Als er sich das Bild nochmal in Erinnerung rief, wusste er was es war. Der Ringfinger. Zutiefst getroffen sank er in sich zusammen. Um den drohenden Sturz entgegenzuwirken, schleuderte er seine Arme nach hinten und fiel dabei einem Passenten in die Hände, der ihn jedoch nicht auffing, sondern eher verärgert beiseite stiess. Ein Schmerz
durchzuckte seinen Rücken, als er auf dem harten Asphaltboden aufschlug. Der Mann kümmerte sich nicht darum, rief der weglaufenden Frau etwas Unverständliches nach und legte noch einen Schritt zu.
Es gab Tage, da wünschte sie sich die Zeit würde schneller vorbei gehen. Da spürte sie die
Sekunden und Minuten, die an ihr vorbeiflossen fast körperlich. „Aber unsere Beziehung war
nicht immer so.“ Nach diesem Gedanken verharrte sie für einen Moment. Sie meinte von irgendwo her Gelächter zu hören. Doch da war nichts. Wahrscheinlich hatte sie sich getäuscht.
Sein Antrag und der Verlobungsring hatten sie überrascht. Die Erinnerung daran traf sie
in Blitzlichtern aus allen möglichen Perspektiven. Wer diese Szene im Zusammenhang mit ihrer vorausgehenden, gemeinsamen Zeit, gesehen hätte, würde sie glattwegs als grotesk bezeichnen. So wurde das Lächeln, das damals ihre Lippen umspielte, wohl auch eher von
makabrer Belustigung gezeichnet, als von Glück. Doch dies merkte er natürlich nicht. Er nahm es als dankbares “Ja“ an, genauso wie er es mit Sicherheit erwartet hatte. Es schmerzte sie.
Ihre Stirn legte sich in Falten und ihre sonst so vollen, weich geschwungenen Lippen, wurden
zu einem harten Strich. Wie lange habe ich jetzt schon darauf gewartet, dass er sich vielleicht nochmal ändert ?“
Die Augen im Rückspiegel blickten ihn mitleidig an. Er gab ziemlich sicher im Moment keine
besonders gute Figur ab. Seufzend ließ er sich in die Polster des Rücksitzes sinken. Er wollte
sich nicht länger selbst betrachten.Wieder und wieder liess er in Gedanken das durchspielen,
was er Lucy sagen möchte. Das Taxi kam zum Stehen. Gleichzeitig die Tür öffnend drückte
er dem Fahrer den Schein mit der 50 in die Hand und sprang aus dem Wagen. Nach der
Überwindung der Drehtür stürmte er durch die Halle. Den verschreckten Herrn an der Rezeption grüssend zwängte er sich gerade noch durch eine sich schließende Fahrstuhltür.
Die Augen geschlossen, lehnte er sich an das kühle Stahl einer Wand und atmete tief durch.
Die Last die auf ihm lag, liess ihn gebückt zu ihrer Zimmertür schleichen. Langsam öffnete er das Schloss und drückte die Tür so leise ein, dass nur ein leichtes Kratzen am Teppichboden zu hören war. Ansonsten war es still. Licht brannte. „Lucy !!“ Stille. Keine Antwort.
Steve's Blick fiel auf das Nachkästchen.. Da lagen seine Camel !
„Und ich wollte doch jetzt Aufhören zu Rauchen.“

- 3 -

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Simpel

Die Idee für deine Geschichte finde ich gut. Du beschreibst schön einerseits die Sucht und Gier von Steve, andererseits die Verzweiflung von Lucy.

Um die Geschichte für den Leser einfacher zu machen, solltest du unbedingt die Abschnitte überarbeiten. Einige wichtige fehlen
z.b.:
Ein Schmerz
durchzuckte seinen Rücken, als er auf dem harten Asphaltboden aufschlug. Der Mann kümmerte sich nicht darum, rief der weglaufenden Frau etwas Unverständliches nach und legte noch einen Schritt zu.
Es gab Tage, da wünschte sie sich die Zeit würde schneller vorbei gehen. Da spürte sie die

hier solltest du unbedingt vor "Es gab Tage,..." einen einsetzten, da der Leser sonst verwirrt ist und aus der Geschichte "fliegt", andere solltest du jedoch wegnehmen.

Falls du möchtest, kannst du mir ja per PM oder hier eine Antwort hinterlassen, ich würde dir dann gerne meine "Abschnitt-Version" zusenden/zeigen.

Lieber Gruss
Muchel

 

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