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Harry Potter und der Hausdrachen

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10.05.2004
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Harry Potter und der Hausdrachen

Da lag ich nun. Zwischen vier Schulheften und drei Büchern gefangen. Ein wenig Licht konnte ich auf meiner, neuerdings eisernen Hülle spüren, ehe ich das drohende Geräusch des Reißverschlusses vernahm. Insgesamt schien mir die Zeit sehr langsam zu verlaufen, was natürlich ebenso daran liegen konnte, dass ich seit fast 20 Stunden wach war und es hier drin nichts zu tun gab.
Anfangs war es vielleicht noch recht interessant meinen neuen Körper zu erforschen, doch schon als mein Bruder meinte mich vorläufig in seiner, wohlgemerkt dreckigen Unterwäsche verstecken zu müssen hatte ich keine Lust mehr.
Doch endlich geschah wider etwas. Zunächst der Reißverschluss und dann konnte ich spüren, wie der Rucksack hochgehoben wurde. Während er so lief, mit mir auf dem Rücken, wurde ich ganz schon durchgeschüttelt. Wenn ich nicht das gewesen wäre was ich war, oooh, … dann hätten seine Hausaufgaben nicht allzu gut ausgesehen.

Aber einer Frage brannte mir nun wirklich auf dem Herzen… Was zum Henker hatte er mit mir vor? Ich hatte zwar eine Vermutung, aber nein, das würde er nicht tun, auch wenn er manchmal etwas exzentrisch reagieren konnte, so weit würde er nicht gehen. Er war schließlich erst 11.

In der Schule schließlich tat er nicht viel mit mir. Nur seinem besten Freund, so nem’ 10 jährigem Schnösel namens Lee, den sie alle LeeBee nannten, wurde ich vorgestellt und zum ersten Mal seit Stunden dachte ich wieder daran wie schön es werden würde mal wieder frische Luft an mein Metall zu bekommen, ehe ich mich kurz darauf auf einer Toilette wieder fand… aus war der Traum von Frischluft.

Mein Bruder erzählte Lee, dass er mich auf seinem Schreibtisch gefunden habe, das war zumindest nicht ungelogen, neben seinem Harry Potter-Zauberbuch, auch das war richtig, und das er mich rumzeigen wollte, sich dann aber nur für ihn entschied. „Nur rumzeigen?“ fragte Lee und mein Bruder bejahte… nun wir würden ja sehen…
… und das tat ich. In seiner 6ten Stunde hatte mein Bruder scheinbar bei einem kleinem Hausdrachen Unterricht und seit meines Bruders „Ich habe meine Hausaufgaben nicht“ Geständnisses, war er ständigen Fragen und Piesacken ausgesetzt, bis ich schließlich, mein Bruder kramte gerade in seinem Ranzen nach einem Radiergummi, diesen Hausdrachen auf den Tisch zumarschieren hörte und die Frage „Hast du ein Problem mit meinem Unterricht?“ aus ihrem Mund schoss.

Mein Bruder griff nun nicht mehr nach dem Radiergummi. Stattdessen konnte ich seine fettigen Finger um meinen Griff spüren. Mit einem Ruck zog er mich aus dem Ranzen und hielt dem Drachen meinen Laufausgang vors Gesicht. In diesem Moment schwor ich nie wieder Zauberbücher aus einem Harry Potter Buch zu lesen, geschweige denn so etwas anzufassen.

Der Anblick der sich mir offenbarte war nicht von minderem Abscheu. Mit ihrer Ilona Christen Brille, der Hühnchenfrisur und der Statur eines alten, dürren Weibs, machte es mir mein Bruder nicht gerade leicht nicht von selbst abzudrücken.
Dann hörte ich einen Knall, auf dem Gesicht des Drachens schien geschrieben: „Ich wähle nie wieder einen republikanischen Abgeordneten“, wohl 5 Jahre zu spät.

Nun liege ich hier im Polizeirevier und warte auf meine Abfuhr. Ich habe sie sagen hören, dass ich wohl eingeschmolzen würde, und ich dachte mir einfach nur noch: „Wozu? In 2 Wochen bin ich dann doch nur wieder eine fabrikreife Waffe.“

 

Hallo CuriousJunkie,

etwas seltsam, Deine Geschichte. Zu Beginn fand ich sie allein deshalb spannend, weil ich wissen wollte was genau der Junge war. Dann stellte ich mir die Frage: wie ist der Junge zum Revolver geworden? Irgenwie hängt ja wohl das Zauberbuch von Harry Potter da mit drin. Blieb nur noch eine Frage: wo ist der gesellschaftliche Aspekt der Geschichte? Das hast Du dann ja mit der Kritik an der Zugänglichkeit von Schusswaffen angedeutet - in den USA nehm ich an?. Du siehst also: alle Fragen beantwortet :D

Ein Fehler ist mir aufgefallen:

Zwischen vier Schulhelfen und drei Büchern gefangen.
Schulheften

Liebe Grüße
Juschi

 

Hi Juschi!
Danke für deinen Kommentar! :) Ja, du hast alle Frägelchen beantwortet.
Ein Kumpel von mir verglich diese Geschichte mal mit Kafkas "Verwandlung"... aber so weit hatte ich dabei gar nicht gedacht *g* (und hab auch gar nicht vor, es zu wagen)

LG

Kai

 

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