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Thema des Monats Hass aus Liebe

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31.05.2013
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Hass aus Liebe

Nichts währt ewig. Nicht einmal die Liebe.
David stöhnte auf, seine Augen geschlossen, sein Körper zuckend, sein Herz rasend. Alex fuhr langsam mit seinen Fingerspitzen über Davids zitternden Oberkörper, bis seine Hände auf den Schultern ruhten, und küsste David. Als Alex sich wieder von ihm löste, flüsterte David: "Ich liebe dich."
Alex lächelte, und seine Hand wanderte auf den Nachttisch, wo er einen kleinen Schlüssel ergriff, mit dem er die Handschellen öffnete, die David an die Bettpfosten fesselten.
"Weißt du, immer, wenn du das sagst, habe ich nur einen Gedanken."
"Dass du der glücklichste Mann auf der Welt bist?", fragte David grinsend.
"Eigentlich, dass ich gut im Bett bin, aber das auch!"
David lachte, während er sich die Handgelenke rieb.
"Hab ich dir weh getan?", fragte Alex unsicher.
David schüttelte grinsend den Kopf. "Denk dir nichts. Geh lieber duschen, wir müssen in 'ner Stunde im Café sein."
Alex zuckte mit den Schultern. "Scheiß drauf. Ich will kuscheln!"
Er legte sich auf seinen Geliebten und schob seine Arme unter dessen Rücken.
"Ich auch. Aber wenn wir zu spät kommen, sind Anna und Nora wieder enttäuscht", flüsterte David. "Und das wollen wir ja nicht."

David legte seinen Arm um Alex' Schultern, nachdem die beiden ihr Wohnhaus verlassen hatten. Alex hatte die frierenden Hände in seine Jackentaschen gesteckt. Während sie den Bürgersteig entlang gingen, begann es zu regnen.
"Scheiß Wetter", murmelte Alex.
"Ich dachte, du liebst Regen?", erwiderte David überrascht.
"Im Sommer, oder wenn er gegen die Fenster trommelt und wir mit Bier vorm Fernseher sitzen."
David lächelte. Vier Jahre, und doch wusste er noch lange nicht alles über seine große Liebe. So blieb es wenigstens interessant. Und der gute Sex half auch.
Nach zehn Minuten Fußmarsch kamen die beiden im Café an. Anna und Nora saßen bereits an einem Tisch beim Fenster und diskutierten eindringlich, und als sie David und Alex erblickten, begannen die Damen, eifrig loszureden: "Ihr müsst uns helfen. Anna ist der blödsinnigen Meinung, dass 'Deep Space Nine' die beste Star Trek-Serie ist."
"Und Nora besteht irrsinnigerweise darauf, dass 'Die Nächste Generation' besser ist. Dabei weiß jeder, dass die ersten zwei Staffeln richtig mies sind."
Während die Frauen anfingen, abwechselnd Argumente für und wider die beiden Fernsehserien aufzuzählen, warf Alex David einen augenrollenden Blick zu. Zwar mochte er Star Trek, konnte sich aber nie so dafür begeistern wie Anna, Nora und David.
"Schon wieder Star Trek", flüsterte Alex, während die Männer langsam auf den Tisch zugingen.
"Komm, wird ja vielleicht lustig."
"Na gut. Aber wenn ich was Falsches sage und die Mädels unangenehm werden, hilfst du mir gefälligst."
David lächelte. "In Ordnung, aber du schuldest mir was."


Nach drei Stunden, von denen sich zwei (zu Alex' großer Freude) um angenehmere Themen drehten, verließen die Männer gut gelaunt das Café. Es war bereits dunkel und der Regen war stärker geworden. Schon nach wenigen Metern bemerkte David, dass Alex zitterte. "Willst du meine Jacke?"
"Ich hab eh eine an."
"Die viel zu dünn ist", erwiderte David lächelnd.
Alex schüttelte den Kopf. "Geht schon. Zuhause darfst du mich dann wärmen."
David nickte lächelnd. Er wollte zwar nicht, dass sich Alex erkältete, doch David kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er stur war. Das war auch der Grund, warum David mit dem Rauchen aufgehört hatte: Alex mochte das nie.
Auf halbem Weg nach Hause blieb Alex unvermittelt stehen und sah auf die andere Straßenseite hinüber.
"Was ist?", fragte David.
"Da, unterm roten VW."
David folgte Alex' Blick und sah, dass unter dem Auto, nur schwach von der Straßenlaterne erleuchtet, ein kleines Kätzchen saß, zitternd und offensichtlich durchnässt.
"Wahrscheinlich 'ne Straßenkatze."
Alex nickte. "Die erfriert noch."
"Katzen sind hart im Nehmen", sagte David, doch Alex schüttelte den Kopf.
"Ich lass das arme Ding nicht im Regen. Nehmen wir sie mit."
David seufzte. "Du magst Katzen doch gar nicht. Außerdem erlaubt unser Vermieter keine Haustiere."
"Ich will sie ja nicht behalten. Nur über Nacht, bis es wieder trocken ist, dann ist sie wieder draußen."
Bevor David ein Gegenargument bringen konnte, ging Alex schon über die Straße. "Bin gleich wieder da."
David seufzte und schüttelte den Kopf. Er wollte kein nasses, haariges Tier in der Wohnung haben, von Alex abgesehen.
Dieser ging vor dem roten Auto in die Knie und streckte seine Hand unter das Fahrzeug. Nach ein paar Sekunden stand er langsam wieder auf und drehte sich in Davids Richtung um; mit dem nassen Tierchen in seinen Händen. "Sie hat gar keine Angst. Wahrscheinlich ist ihr zu kalt, um misstrauisch zu sein."
David sah sich um und bemerkte, dass etwas weiter entfernt ein blauer Kombi um die Kurve kam, aber sehr langsam fuhr, weshalb sich David keine Gedanken machte. Alex ging gemächlich über die Straße, den Blick fest auf das Kätzchen gerichtet, welches er halbherzig streichelte. Und dann hörte David einen heulenden Motor. "Alex!", brüllte er, doch der blaue Kombi war plötzlich enorm schnell, und als Alex versuchte, aus dem Weg zu springen, war es zu spät.
Ein Knall, ein Knirschen, welches den prasselnden Regen übertönte, und quietschende Reifen, als der Kombi nach dreißig Metern zum Stehen kam.
David rannte über die nasse Straße zu dem regungslosen Körper seines Partners und kniete sich hin. Das Kätzchen war fort, Alex' Arme und Beine unnatürlich verdreht, und seine Augen weit geöffnet und völlig leer.
Das Prasseln des Regens wurde stumm, das Licht der Laternen dumpf, und die Kälte verschwand. David strich mit zitternden Fingern über Alex' Wange, doch er spürte nur Nässe, keine Wärme, kein Zucken, keinen Atem. Davids Gedanken waren leer. Alles, was zu existieren schien, war das leblose Gesicht und die leblosen Augen eines Mannes, den er liebte.
Nach einer Ewigkeit der Stille riss eine Stimme David in die verregnete Realität zurück: "Bitte sag, dass das nur 'n blöder Hund is'!"
David blickte zur Seite. Der blaue Kombi stand schräg auf der Straße, die Fahrertür offen, und ein Mann mit blondem Haarschopf, schwarzem Vollbart und grüner Jacke kam in langsamem Zick-Zack auf David zugewackelt. Als der Mann erkannte, dass ein Mensch auf der Straße lag, weiteten sich seine trüben Augen. Schnell drehte er sich um, fiel kurz hin, stand unbeholfen auf und lief zu seinem Auto zurück. Die Fahrertür knallte zu und der Wagen verschwand um die nächste Kurve.
Davids Blick wandte sich wieder dem Körper zu, der vor ihm lag. Langsam griff er nach seinem Handy, wählte den Notruf, und erklärte ruhig, was geschehen war. Als er auflegte, wurde ihm kalt, doch nicht vom Regen. Und nach und nach wurde seiner Seele bewusst, was gerade geschehen war, und David brach weinend zusammen.

David legte mit brennenden Augen sein Handy zur Seite. Stundenlang hatte er bei der Polizei gesessen, hatte alles erklärt, aber weil David nur eine grobe Beschreibung abliefern konnte und er sich das Nummernschild nicht gemerkt hatte, gab es wenig Hoffnung, den betrunkenen Fahrer zu finden. Anschließend war David nach Hause gegangen und hatte Alex' Eltern angerufen. Er hatte befürchtet, während des Telefonats zu weinen oder wütend zu werden. Aber nein. Er blieb die ganze Zeit ruhig. Nun saß er auf dem Sofa, starrte ins Leere, doch er war ruhig. In seinem Inneren waren Kälte und Schmerz, doch David blieb ruhig.
Kaum, dass er das Handy aus der Hand gelegt hatte, klingelte es. Er sah nicht einmal nach, wer anrief. Das Handy verstummte. Und klingelte erneut. Und wieder. Und immer wieder. Irgendwann im Laufe der Nacht verstummte das Handy dann endgültig. Und als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster drangen, saß David noch immer auf dem Sofa. Und blieb ruhig. Schließlich griff er zu seinem Handy. 23 Anrufe in Abwesenheit, mehr als 40 Textnachrichten. Er musste etwas tun. Die meisten Freunde wussten es wahrscheinlich noch gar nicht. Aber er wollte nicht telefonieren, wollte keine Nachrichten ins Handy tippen, die zu Gesprächen führen konnten. Also ging er zu seinem Computer, startete ihn und ging ins Internet. Im sozialen Netzwerk etwas zu schreiben, musste reichen. Keine Gespräche, keine tränenreichen Beileidsbekundungen, kein ständiges "Wie geht es dir?".
Gerade, als David anfing, einen kurzen Text zu schreiben, fiel sein Blick auf ein Foto, welches einer seiner Freunde am Abend zuvor gepostet hatte, scheinbar von einer Feier oder einem Fest. Im Hintergrund war verschwommen ein Mann mit blonden Haaren und grüner Jacke zu sehen.

David blinzelte. Das konnte nicht sein. So große Zufälle konnte es nicht geben. Seine Hände zitterten, als er auf den Text, der über dem Foto stand, klickte. Ein Haufen Leute waren darauf markiert, nicht jedoch der Mann mit der grünen Jacke. Aber im Text stand, von welcher Feier das Bild stammte. Und für diese Feier gab es eine Veranstaltungsseite. David durchsuchte auf dieser Seite die Liste der Leute, die für die Feier zugesagt hatten. Und neben einem Namen war das Profilbild eines Mannes mit blonden Haaren und schwarzem Vollbart.
David durchstöberte das Profil des Mannes und fand zwei Fotos. Auf dem Ersten trug der Mann eine grüne Jacke. Auf dem Zweiten war ein blauer Kombi zu sehen.

Während er auf die Bilder starrte, griff David zu seinem Handy und wählte die Nummer, die ihm einer der Polizisten am Tag zuvor gegeben hatte. Doch plötzlich verschwand die Kälte in seinem Inneren. Und etwas anderes machte sich breit. Hitze stieg in David auf, begleitet von düsteren Gedanken.
"Hallo?", drang die Stimme des Polizisten aus dem Handy. David legte schnell auf und nahm den Akku aus seinem heraus. Er wusste, was er jetzt tun musste. Er würde diesen Mann, dieses Schwein, welches ihm Alex genommen hatte, nicht dem Gesetz überlassen.

Drei Stunden später hatte David sich eine Stange Zigaretten gekauft und ein Auto gemietet. Er hatte im Internet herausgefunden, wo der Mann arbeitete. Mit dem Mietauto war David in zwei Stunden dort. Vor dem Gebäude stand der blaue Kombi. Nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte, stieg David aus, ging zu dem Kombi und musterte ihn. In der Motorhaube war eine kleine Beule, das Nummernschild und die Stoßstange waren ein wenig verbogen; aber davon sah man dem Auto nicht an, dass damit Tags zuvor ein Mensch überfahren worden war.

David setzte sich wieder in den Mietwagen und zündete sich die nächste Zigarette an. Er würde warten, bis der Mann von der Arbeit kam und ihm nach Hause folgen, und wenn er vor seiner Haustür aus dem Auto ausstieg, würde David das Gaspedal durchtreten. Zwei Stunden vergingen, in denen die Hitze in David unerträglich zu werden schien; ehe der Mann mit blonden Haaren, schwarzem Vollbart und mit der gleichen, grünen Jacke aus dem Gebäude kam und sich in den Kombi setzte. David startete den Motor des Mietautos. Es war so weit.
"Was tust du?", fragte Alex auf dem Beifahrersitz.
"Ich lasse das Schwein nicht damit davonkommen", flüsterte David.
"Dann fahr nach Hause und ruf die Polizei", sagte Alex mit sanfter Stimme.
David schüttelte den Kopf, während er losfuhr, dem blauen Wagen hinterher. "Was werden die machen? Ihm den Führerschein abnehmen und ihn vielleicht ein, zwei Jahre ins Gefängnis werfen. Das reicht nicht."
"Es muss reichen." Alex seufzte. "Der Typ wollte mich wahrscheinlich nicht mal umbringen."
"Scheißegal", erwiderte David, "wegen ihm bist du nicht mehr da."
"Du bist müde. Traurig. Und wütend. Ich wünschte, du hättest im Bett mal so viel Aggression gezeigt", meinte Alex kopfschüttelnd.
"Wieso willst du's mir ausreden?"
"Ich will nicht, dass du mit so 'ner unüberlegten Verzweiflungstat dein Leben wegwirfst."
"Du bist mein Leben!", rief David zitternd. "Du warst ..."
Der blaue Kombi fuhr auf die Autobahn, David folgte ihm mit gerade genug Abstand, um nicht aufzufallen. Er zündete sich wieder eine Zigarette an.
"Das Zeug bringt dich noch um", sagte Alex mit erhobenem Finger.
"Wird es nicht."
"Stimmt", erwiderte Alex, "der Knast wird das noch vorher erledigen!"
David schüttelte den Kopf. "Ich geh nicht ins Gefängnis."
"Was glaubst du, was passiert, nachdem du ihn getötet hast?", fragte Alex laut.
David hielt seinen Blick steif auf die Straße gerichtet, während eine Träne über seine Wange lief.
"Nein ...", flüsterte Alex, "tu das nicht."
"Warum? Was hab ich ohne dich noch?", fragte David mit erstickter Stimme.
Alex schüttelte den Kopf. "Du beschissener Idiot! Du hast Freunde, Familie, du hast ein Leben!"
"Du warst mein Leben!", brüllte David, wobei ihm die Zigarette aus dem Mund fiel. "Scheiße."
Er versuchte gar nicht, die Zigarette aufzuheben, sondern zündete sich eine Neue an.
"Da vorne ist die Ausfahrt nach Hause. Fahr ab! Schlaf zumindest mal, bevor du entscheidest, wen zu töten", bat Alex.
David schüttelte erneut den Kopf. "Ich werd nur noch eine Ausfahrt nehmen. Die Ausfahrt, die er nimmt."
"Vielleicht nimmt er keine Ausfahrt, sondern fährt bis zum Ende der Autobahn", flüsterte Alex. "Schon mal daran gedacht?"
David schrie auf. Dann stieg er aufs Gas. "Scheiß drauf, scheiß drauf, scheiß drauf!"
"David, beruhige dich. Sonst baust du noch 'nen Unfall."
Der blaue Kombi kam immer näher.
"David, hör auf!"
Gleich würden die Autos zusammenprallen.
"Wenn du nicht sofort aufhörst, fessle ich dich wieder!"
David stieg vom Gas. "Was?"
Alex seufzte erleichtert, als der Kombi wieder etwas Abstand gewann. "Das hat dir gestern gefallen, oder?"
David schüttelte den Kopf. "Wieso fängst du jetzt damit an?"
"Und die Diskussion im Café? Es war anstrengend, aber du hast es genossen!"
David schluchzte. "Hör auf."
"War es gestern, bis ich die Katze gefunden habe, nicht ein grandioser Tag?"
"Aber jetzt bist du tot!", schrie David.
Alex nickte. "Ja. Ich bin gestorben. Am Ende eines wunderbaren Tages, nach wunderbaren Jahren, die wir beide hatten. Mehr konnte ich mir für meinen Tod nicht wünschen."
Der blaue Kombi fuhr auf die Abbiegespur für die nächste Ausfahrt. David wollte ihm nachfahren.
"Wir hatten eine wunderbare Zeit miteinander", flüsterte Alex.
David begann, zu weinen. "Es hätte länger sein müssen!"
"Nichts währt ewig, David. Wir nicht, nicht einmal die Liebe. Es sei denn, es ist noch jemand da, um sich zu erinnern."
Davids Tränen versiegten und er hörte auf, zu weinen. Der blaue Kombi bog ab. David fuhr geradeaus weiter.
Alex atmete erleichtert durch. "Gottseidank." Er blickte die qualmende Zigarette in Davids Mund an. "Das Zeug kann dich aber noch immer umbringen."
David fuhr auf den Pannenstreifen und hielt an. Dann nahm er die Zigarette aus seinem Mund und warf sie aus dem Fenster. Den Blick auf die vorbeifahrenden Autos gerichtet, fragte er: "Wieso bist du auf einmal die Stimme der Vernunft?"
Alex gluckste. "Ich war dir noch was schuldig, schon vergessen?"
David lächelte. "Ich liebe dich, Alex."
"Und ich liebe dich, David."
Doch als David sich umdrehte, um Alex zu küssen, war dieser fort. Dennoch musste David lächeln. Er öffnete das Handschuhfach und nahm sein Handy heraus, setzte den Akku wieder ein und rief den Polizisten an.

 

Hallo,

Auch ich finde die Geschichte toll.

Manche haben ja gesagt, dass es etwas dehergeholt ist, dass er den Mann im Internet vorgeführt bekommt. Was ich viel viel viel unglaubwürdiger fand, ist: dass sich zwei Frauen mit zwei männlichen Homosexuellen drei Stunden über Star Trek unterhalten - echt jetzt? :D

im ernst: schöne trauriger Geschichte.

Gruß
pantoholli

 

Hallo NerdLion,

auch bei deiner Geschichte ist ja schon alles gesagt und angemerkt worden.
Am Anfang war ich voll dabei, wollte wissen wie es weitergeht, du hast Spannung aufgebaut.
Die Diskussion über Star Wars, da hab ich dann angefangen drüberzufliegen, fand ich überflüssig.

Aber danach wurde es mir einfach zu kitschig, zu klischeehaft, zu dick aufgetragen.

War nicht so meins, sorry.

lG aus Tirol
Luigi

 

Hallo NerdLion,

eigentlich ist das eine nette, schmalztriefende Geschichte, wenn man zu derjenigen Leserschaft gehört, die sowas mag.
Ich habe manchmal solche Phasen, in denen ich Schmalzstullen mampfe, aber meist fühle ich mich danach schwer, dick und die Stirn glänzt unangenehm.

Ich will daher deine Geschichte gar nicht niedermachen, weil sie nicht in mein Lesebeuteschema passt.

Dennoch muss ich ein paar kritische Anmerkungen loswerden, denn man kann ja nun wirklich nicht alles auf die sog. "Das ist dann eben dein Geschmack"-Schiene schieben.

Du schrammst an einigen Stellen deiner Geschichte schwer an der Kitschwand entlang und dabei hättest du das gar nicht nötig, wenn du weniger dem Leser vorschreiben würdest, was er hinter den Zeilen zu entdecken hat und mehr den Fokus auf saubere Dialoge gelegt hättest.

Nur mal ein Beispiel als Stellvertreter für viele andere Stellen:

"War ich zu wild?", fragte Alex mit besorgter Stimme.
David schüttelte grinsend den Kopf. "Mach dir keine Gedanken. Sieh lieber zu, dass du unter die Dusche kommst. Wir müssen in 'ner Stunde im Café sein."
Alex zuckte mit den Schultern. "Scheiß drauf. Ich will kuscheln!"

Die Frage "War ich zu wild?" soll also Sorge ausdrücken. In der Realität würde man diese Frage so stellen können und ALLEIN durch die Betonung würde man heraushören, wie es gemeint war. "War ich zu wild" könnte ja auch bedeuten, dass man gelobt werden möchte und man geschickt dem anderen ein Negativurteil vorlegt, damit dieser leugnen und das (lobende) Gegenteil behaupten kann.
Wenn du mehr Infos in die wörtliche Rede packst, wird sie lebendiger und zugleich anschaulicher.

Da wir das, was man in der Realität (raus-) hören kann, jetzt irgendwie in Worte fassen müssen, macht es doch absoluten Sinn, es gleich mit in die wörtliche Rede zu packen. Damit erreicht man nicht nur eine lebendigere und natürlicher wirkende Handlung, sondern es erübrigt auch oftmals ein Hinweis auf diejenige Person, die da gerade redet. Es lohnt also, auf einen passenden und zwar exakt passenden Dialog hohe Anstrengungen zu verwenden.

Dabei ist natürlich die erste Erkenntnis, dass das, was wir als Dialog bezeichnen, mit demjenigen, was wir in der Realität hören, nichts zu tun hat. Wir bilden als Autoren einen künstlichen Dialog, der nicht nur das enthält, was man ansonsten im real life hören könnte, sondern auch das weglässt, was wir im normalen Leben allzu oft minutenlang ertragen.

Und da ist noch ein dritter Aspekt, der in einer wörtlichen Rede gelungen in Erscheinung treten kann: der Charakter des Sprechenden.

"Mach dir keine Gedanken, ..." ist so eine im Grunde genommen nichtssagende Antwort. Hat dieser Prota keine Eigenheiten, die sich auch in seiner Art zu reden, herausstellen lassen?

Was für Typen sind die beiden? Reden sie viel und gern, sabbeln sie manchmal zuviel? Mögen sie ironische Sätze oder haben sie den Schalk im Nacken, vielmehr auf der Zunge? Sind sie wortkarg oder gar redefaul, gehemmt, müssen sie ständig alles wiederholen und nochmals mit andern Worten sagen oder reden sie wie ein Helmut Schmidt, der alles an Worten in seinen Antworten vorher eingedampft hatte, was nicht unbedingt dazu gehörte? Du hast viele Möglichkeiten, jemandem innerhalb seiner Sätze einen Charakter zu geben. Eine zwar einfach, aber durchaus legitime Möglichkeit wäre z.B. bestimmte Ticks zu verwenden. Zum Beispiel, wenn jemand laufend Wortverbindungen neu erfindet oder eine bestimmte niveaulose Sprache hat, einen Dialekt und so weiter.

Nun zur Szene im Cafe:
Ein Wort für Wort wieder gegebener Dialog würde in einer Geschichte, aber auch in einem Roman dazu führen, dass man einfach als Leser aufhört, sich das weiter anzutun.

Und damit komme ich zu dem Dialog, den die beiden Frauen führen. Einmal abgesehen davon, dass sich mir nicht erschließt, was die Begegnung mit den beiden überhaupt für eine Funktion in der Geschichte haben könnte, denn immerhin benötigst du für deinen Plot nur, dass die beiden Protas vor die Tür gehen müssen, sonst nix, ist die Unterhaltung der beiden Frauen unerträglich langweilig.

Klar, du nutzt diese Situation ansich geschickt aus, indem du auch die beiden Protas vor Langeweile fast sterben lässt, aber was verschenkst du bloß alles dabei. Was hat dich gehindert, wenn es denn schon eine Begegnung mit anderen Personen sein musste, innerhalb einer pfiffigen und für den Leser interessanten Unterhaltung immer wieder deutlich zu machen, wie sehr sich deine beiden Protas lieben. Das hätte der Geschichte eine hohe Dichte gegeben und die Tragik des weiteren Handlungsverlaufs spannender, weil ergreifender gemacht.

Du verschenkst das Potential auf einen super guten Plot.

Die Idee mit der Katze, dem tödlichen Unfall und dem dann folgenden inneren Dialog des Überlebenden finde ich gut, wenn auch sie nicht unbedingt als Neuheit zu bezeichnen ist. Aber ich finde, das passt alles zusammen und daran habe ich auch nichts auszusetzen.

Man kann nicht laufend das Rad neu erfinden, wie man so schön sagt, von daher ist es vollkommen in Ordnung einen Plot zu ersinnen, der so oder so schon xmal irgendwo geschrieben wurde.
Nur wenn man das tut, ist man gezwungen, seine eigene Version mit viel mehr Sorgfalt und zugleich Esprit zu formen, weil ja der Leser sowas alles schon gelesen hat. Das ist immer die Kehrseite der Medaille, wenn man einen gängigen Plot wählt.


Insgesamt fehlt mir also in deiner Geschichte deutlich die präzise Arbeit an den Dialogen und somit eine gehörige Portion Tiefe.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo NerdLion,

Deine Geschichte ist zwar aus altbekannten Ideen zusammengesetzt, und ist mir stellenweise ein bisschen zu klischeelastig bzw. drückt zu sehr auf die Tränendrüse, aber die wichtigsten Dinge, die man braucht damit so eine Geschichte funktioniert, hast du erreicht. Die Handlung ist spannend, die Beziehung von David und Alex wirkt glaubwürdig, und ich finde es gut, dass sich die Geschichte deutlich gegen Selbstjustiz ausspricht. :)

Beim Aufbau der Geschichte gibt es eigentlich nur ein Problem, aber soweit ich sehe, hast du das ohnehin schon auf deine Überarbeitungsliste gesetzt. Das Treffen mit den beiden Freundinnen und das Star Trek-Gespräch ist einfach viel zu lang ausgewalzt. Wenn ein Leser nicht selbst eine sehr starke Meinung zu diesen Themen hat, ist die Frage, wer der coolste Captain ist oder welche Serie am besten war, einfach nicht sooo interessant, zumindest nicht in der Länge. Die Funktion von der Szene ist es, denke ich, zu zeigen, was Geister-Alex am Ende sagt: Dass es in Davids Leben noch andere Menschen gibt, die ihm was bedeuten. Das würdest du auch erreichen, wenn du sagst, dass sie da einen netten Abend verbringen und sich angeregt unterhalten, und nur einen kurzen Dialogteil einbaust, der zeigt, worüber sie diskutieren.

Ansonsten habe ich nur noch ein paar Textanmerkungen:

Während sie den Bürgersteig entlang gingen, begann es, zu regnen.
begann es zu regnen, ohne Komma. Deine Variante geht glaube ich auch, aber ich finde, ohne Komma liest es sich flüssiger.

"Immerhin stimmen wir alle darüber ein, dass Kirk der beste Captain ist."
Das geht so nicht. Korrekt wäre "stimmen wir alle darin überein", das ist aber Schriftsprache, für so eine Diskussion unter Freunden finde ich das etwas zu abgehoben. "sind wir uns alle einig" würde gut passen.

David strich mit zitternden Fingern über Alex' Wange, doch er spürte nur Nässe, keine Wärme, kein Zucken, keinen Atem.
Wärme würde er noch spüren. So schnell wird ein Körper nach dem Tod nicht kalt.

Er blieb die ganze Zeit ruhig. Nun saß er auf dem Sofa, starrte ins Leere, doch er war ruhig. In seinem Inneren waren Kälte und Schmerz, doch David blieb ruhig.
Ist das Absicht? Wiederholung kann man als Stilmittel einsetzen, um eine Aussage zu verstärken, aber ich fände es glaube ich besser an der Stelle, wenn du eine andere Formulierung benutzen würdest, statt "ruhig" dreimal zu verwenden.

In der Motorhaube war eine kleine Beule, das Nummernschild und die Stoßstange waren ein wenig verbogen; aber davon sah man dem Auto nicht an, dass damit Tags zuvor ein Mensch überfahren worden war.
aber abgesehen davon

Grüße von Perdita

 

Hallo NerdLion,

Deine Geschichte hat mit gefallen, sie fängt so harmlos an und dann wird jäh die 'Heile Welt' zerstört. Das Thema des Monats ist mit der letzten Ausfahrt ins Schwarze getroffen und ein Happy-End-Fan bin ich auch :Pfeif:

Einige Kleinigkeiten sind mir beim Lesen durch den Kopf gegangen, vielleicht hilft Dir etwas davon:

kleinen Metallschlüssel
Ein Schlüssel aus Metall ist für mich Standard. Sonst kenne ich nur welche aus Plaste, dass würde ich dann betonen. Auch dass der Schlüssel Klein ist würde ich weglassen, da es dem Leser dann im folgenden klar ist.

Plüschhandschellen
Finde ich schöner als Plüsch-Handschellen

David und Alex
Ich konnte "die beiden" Protagonisten schwer auseinander halten. Zum Anfang bin ich zurück gesprungen und habe nochmal gelesen und dann als 'der eine Mann' und der 'andere Mann' (ebenso bei den Frauen) weiter gelesen. Vielleicht die Protagonisten unterschiedlicher machen? Die Erzählperspektive "die beiden" ist sehr schön, um die Enge des Paares zu betonen, aber mit der ICH-Erzählperspektive doch einfacher umzusetzen?

Anna hier ist der blödsinnigen Meinung
Das "hier" finde ich unpassend und kann ich schwer laut vorlesen in der gesprochenen Rede. Weglassen?

dass Die Nächste Generation besser ist
Meinst Du "Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert", im Original "Star Trek: The Next Generation"? Dann würde ich in der wörtlichen Rede erwarten: "dass 'Next Generation' besser ist" Und in einfache Anführungszeichen setzen? Später 'Deep Space Nine' auch?

regungslosen Körper seines Partners
"seines Partner" fällt hier das erste mal und störte mich, einfach weglassen?

blondem Haarschopf, schwarzem Vollbart
Gibt es blonde Haare und einen schwarzen Vollbart? Einen dunklen Vollbart hätte ich Dir abgekauft. Oder blondierte Haare.

Hass aus Liebe
Den Titel finde ich nicht wirklich passend. Der Hass ist, auf die gesamte Story gesehen, doch nur eine Phase? Ich hau mal drei Ideen rein:
  • Das Kätzchen
  • Vier Jahre
  • Unser letzter Tag

lg
oheim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey NerdLion

Ich hatte deine Geschichte schon vor einiger Zeit gelesen, jedoch kam ich nie dazu, einen Kommentar zu hinterlassen. Irgendwie juckt es mich aber derart in den Fingern, doch noch meinen Senf dazuzugeben, dass ich das jetzt gerne nachholen will.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich die Idee der Geschichte selbst sehr gelungen finde. Trotzdem stört mich irgendetwas an den Einzelheiten der Story. Manches klingt für mich schon fast etwas plump oder erzwungen.

Im Detail:

"War ich zu wild?", fragte Alex mit besorgter Stimme.

Für mich wirk dieser ganze Dialog nach der "Sexszene" irgendwie total künstlich. Auf mich wirkt es so, als wolle der Autor krampfhaft Lockerheit vermitteln, was aber zum Gegenteil führt. Teilweise rutscht das Ganze für mich etwas ins Lächerliche ab. Das meine ich nicht abwertend, sondern mehr dahingehend, dass ich mich in diese Szene absolut nicht reinversetzen kann, weil ich dir nicht abkaufe, dass sich eine ähnliche Szene tatsächlich so abspielen würde, mit diesem künstlichen Dialog.

Die ganze nachfolgende Szene im Café fand ich, ehrlich gesagt, einfach nur sehr langweilig. Ihr Nutzen ist mir klar, so bekommen deine Protagonisten Farbe und Charakter, trotzdem bin ich mir sicher, dass du diese Szene viel interessanter gestalten könntest. Zudem spielen die übrigen Charaktere in dieser Szene für den Fortlauf der Geschichte absolut keine Rolle, weshalb ich hier einfach krass kürzen würde.

Alex schüttelte den Kopf. "Geht schon. Zuhause darfst du mich dann wärmen."
David nickte lächelnd. Er hatte zwar Angst, dass Alex sich erkälten könnte, doch David kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er stur war.

Auch hier wieder: Klar, du willst zeigen, wie sehr sich die beiden Männer lieben. Aber auf mich wirkt auch dieser Dialog völlig unglaubwürdig. Würde ein Mann - selbst ein schwuler Mann - seinen Partner tatsächlich derart bemuttern, dass er "Angst" hat, dass dieser sich erkältet? Ich kann es mir schwer vorstellen. Auf mich wirkt das fast etwas "höhnisch", sozusagen, schwule Männer = Weicheier = mütterlich und sonst haben sie gerne geilen Sex. Natürlich ist mir klar, dass du das nicht so im Sinn hattest (ich hoffe es zumindest). ;) Trotzdem finde ich es einfach nicht ganz gelungen und nicht glaubwürdig, wie du deine Protagonisten darstellst.

Er wollte kein nasses, haariges Tier in der Wohnung haben, von Alex abgesehen.

Ist Alex ein nasses, haariges Tier? :)
Auch in dieser Szene stört es mich wieder, das Schwulen-Klischee. Er sieht ein süsses Kätzchen und will es natürlich retten, klar. Dass er deswegen nicht auf die Strasse schaut und deshalb angefahren wird, ist ja an sich plausibel, aber bisher liest sich die Geschichte für mich einfach wie eine Aneinanderreihung von Klischees. Sorry.

Gerade, als David anfing, einen kurzen Text zu schreiben, poppte ein kleines Kästchen auf: Personen, die du vielleicht kennst. Darin die Profilbilder einiger Freunde von Freunden. Auf einem dieser Bilder ein Mann mit blonden Haaren und schwarzem Vollbart. David blinzelte. Das konnte nicht sein. So große Zufälle konnte es nicht geben.

Richtig, so grosse Zufälle kann es wirklich nicht geben. Und wenn doch, eignen sie sich wohl nicht für eine Geschichte, welche möglichst realitätsnah wirken soll.

Während er auf die Bilder starrte, griff David zu seinem Handy und wählte die Nummer, die ihm einer Er wusste, was er jetzt tun musste. Er würde diesen Mann, dieses Schwein, welches ihm Alex genommen hatte, nicht dem Gesetz überlassen.

Also, ich möchte nochmals festhalten. David hatte noch ein paar Absätze vorher Angst, dass sich sein Freund erkälten könnte, er ist also eher auf der Softie-Seite anzusiedeln. Jetzt wandelt er sich zum brutalen Rächer? Eine für mich nicht glaubwürdige Wandlung. Für mich kommt das Ganze zu schnell. Falls eine solche Wandlung stattgefunden haben soll, müsste diese gezeigt, beschrieben, gefühlt werden.

Doch als David sich umdrehte, um Alex zu küssen, war dieser fort. Dennoch musste David lächeln. Er öffnete das Handschuhfach und nahm sein Handy heraus, setzte den Akku wieder ein und rief den Polizisten an.

Der Schluss an sich gefällt mir, etwas zu moralisch vielleicht, aber schön-schnulzig, passend zur restlichen Liebesgeschichte. Ich persönlich hätte den Dialog zwischen David und Alex wohl ohne "Erscheinung" des Toten gelöst, aber an sich finde ich die Idee ganz gelungen. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Männern ist gut konstruiert und sehr gefühlvoll erzählt, viele Dialoge sind jedoch unglaubwürdig und viel zu klischeebehaftet. Ich würde mir wünschen, dass auch eine Geschichte zwischen zwei schwulen Männern ohne Kätzchen und Fesseln auskommt :D

Herzlich, nevermind

 

Als Erstes ein großes Sorry dafür, dass die Überarbeitung so lange auf sich warten ließ, besonders, wo ich sie doch schon letztes Jahr fertig haben wollte.

Und ebenfalls sorry, dass ich solange keinen Kommentar mehr beantwortet habe. Aber jetzt geht's los:


Hallöchen pantoholli,

Auch ich finde die Geschichte toll.

Freut mich sehr, danke.

Manche haben ja gesagt, dass es etwas dehergeholt ist, dass er den Mann im Internet vorgeführt bekommt. Was ich viel viel viel unglaubwürdiger fand, ist: dass sich zwei Frauen mit zwei männlichen Homosexuellen drei Stunden über Star Trek unterhalten - echt jetzt?

Es sollen schon seltsamere Dinge vorgekommen sein :-D
Danke für deine Zeit und deinen Kommentar.

Hallöchen Luigi,

Die Diskussion über Star Wars, da hab ich dann angefangen drüberzufliegen, fand ich überflüssig.

Nun, es war eigentlich Star Trek ;) aber die Diskussion hab ich von wenigen Zeilen abgesehen gestrichen, weil sie wirklich nichts zur Geschichte beigetragen hat.

Aber danach wurde es mir einfach zu kitschig, zu klischeehaft, zu dick aufgetragen.

Das tut mir leid. Ich hab versucht, den Kitsch zu entschärfen, ganz werd ich das aber wohl nicht schaffen - auch, weil ich von Anfang an ein bisschen Kitsch drin haben wollte.

Lieben Dank für deine Zeit und deinen Kommentar.

Hallöchen lakita,

Ich will daher deine Geschichte gar nicht niedermachen, weil sie nicht in mein Lesebeuteschema passt.

Würde ich auch nie unterstellen :shy:

Du schrammst an einigen Stellen deiner Geschichte schwer an der Kitschwand entlang und dabei hättest du das gar nicht nötig, wenn du weniger dem Leser vorschreiben würdest, was er hinter den Zeilen zu entdecken hat und mehr den Fokus auf saubere Dialoge gelegt hättest.

Wie gesagt, ein bisschen Kitsch wollte ich drin haben. Aber ich hab den Kitsch bereits zu entschärfen versucht, und nehme mir den Fokus auf saubere Dialoge zu Herzen, werde daran arbeiten.

Die Frage "War ich zu wild?" soll also Sorge ausdrücken. In der Realität würde man diese Frage so stellen können und ALLEIN durch die Betonung würde man heraushören, wie es gemeint war. "War ich zu wild" könnte ja auch bedeuten, dass man gelobt werden möchte und man geschickt dem anderen ein Negativurteil vorlegt, damit dieser leugnen und das (lobende) Gegenteil behaupten kann.

Hab versucht, die Stelle besser zu machen, ich hoffe, es ist mir gelungen.

Und da ist noch ein dritter Aspekt, der in einer wörtlichen Rede gelungen in Erscheinung treten kann: der Charakter des Sprechenden.

Werde stark daran arbeiten. Ich bin mir aber unglücklicherweise nie sicher, ob ichs da nicht übertreibe, so dass die Dialoge dann erst recht völlig unglaubwürdig klingen.

"Mach dir keine Gedanken, ..." ist so eine im Grunde genommen nichtssagende Antwort. Hat dieser Prota keine Eigenheiten, die sich auch in seiner Art zu reden, herausstellen lassen?

Habe ich geändert, hoffentlich zum Besseren.

Deine Tipps zu den Dialogen habe ich mir sogleich in mein Notizbuch herausgeschrieben, damit ich sie künftig beim Schreiben immer leicht zur Hand habe, Danke für die vielen Tipps :shy:

Nun zur Szene im Cafe:

Ist zu 90 Prozent gestrichen, weil sie der Story wirklich nichts brachte.

Die Idee mit der Katze, dem tödlichen Unfall und dem dann folgenden inneren Dialog des Überlebenden finde ich gut, wenn auch sie nicht unbedingt als Neuheit zu bezeichnen ist. Aber ich finde, das passt alles zusammen und daran habe ich auch nichts auszusetzen.

Freut mich :)

Insgesamt fehlt mir also in deiner Geschichte deutlich die präzise Arbeit an den Dialogen und somit eine gehörige Portion Tiefe.

Ich hoffe, die überarbeitete Version ist besser, werde weiterhin daran arbeiten; sowohl allgemein als auch an dieser Geschichte.

Vielen lieben Dank für deine Zeit und deine vielen Tipps.

Hallöchen Perdita,

Deine Geschichte ist zwar aus altbekannten Ideen zusammengesetzt, und ist mir stellenweise ein bisschen zu klischeelastig bzw. drückt zu sehr auf die Tränendrüse, aber die wichtigsten Dinge, die man braucht damit so eine Geschichte funktioniert, hast du erreicht. Die Handlung ist spannend, die Beziehung von David und Alex wirkt glaubwürdig, und ich finde es gut, dass sich die Geschichte deutlich gegen Selbstjustiz ausspricht.

Vielen Dank für das Lob.


Das Treffen mit den beiden Freundinnen und das Star Trek-Gespräch ist einfach viel zu lang ausgewalzt.(...)Das würdest du auch erreichen, wenn du sagst, dass sie da einen netten Abend verbringen und sich angeregt unterhalten, und nur einen kurzen Dialogteil einbaust, der zeigt, worüber sie diskutieren.

Habe ich geändert.


begann es zu regnen, ohne Komma. Deine Variante geht glaube ich auch, aber ich finde, ohne Komma liest es sich flüssiger.

Hast Recht, hab ich geändert.


Wärme würde er noch spüren. So schnell wird ein Körper nach dem Tod nicht kalt.

Das stimmt natürlich, nur meinte ich nicht körperliche Wärme. Werde ich entweder klarer machen oder streichen.


Ist das Absicht? Wiederholung kann man als Stilmittel einsetzen, um eine Aussage zu verstärken, aber ich fände es glaube ich besser an der Stelle, wenn du eine andere Formulierung benutzen würdest, statt "ruhig" dreimal zu verwenden.

Ist Absicht, und obwohl ich gerne andere Formulierungen benutzen würde, fällt mir leider trotz Kopfzerbrechen keine wirklich passende ein.

Vielen Dank für deine Zeit und deinen Kommentar, es freut mich immer, wenn du eine meiner Geschichten kommentierst.


Hallöchen oheim,

Deine Geschichte hat mit gefallen, sie fängt so harmlos an und dann wird jäh die 'Heile Welt' zerstört. Das Thema des Monats ist mit der letzten Ausfahrt ins Schwarze getroffen und ein Happy-End-Fan bin ich auch

Freut mich sehr, vielen Dank.


Ein Schlüssel aus Metall ist für mich Standard. Sonst kenne ich nur welche aus Plaste, dass würde ich dann betonen. Auch dass der Schlüssel Klein ist würde ich weglassen, da es dem Leser dann im folgenden klar ist.

Hab ich geändert.


Finde ich schöner als Plüsch-Handschellen

Die Handschellen hab ich als Teil der (hoffentlich erfolgreichen) Klischeeverminderung zu normalen Handschellen geändert.


David und Alex
Ich konnte "die beiden" Protagonisten schwer auseinander halten. Zum Anfang bin ich zurück gesprungen und habe nochmal gelesen und dann als 'der eine Mann' und der 'andere Mann' (ebenso bei den Frauen) weiter gelesen. Vielleicht die Protagonisten unterschiedlicher machen? Die Erzählperspektive "die beiden" ist sehr schön, um die Enge des Paares zu betonen, aber mit der ICH-Erzählperspektive doch einfacher umzusetzen?

Ich hab mich bewusst gegen die Ich-Perspektive entschieden, da ich mir mit dieser allgemein zwar leichter tue, ich sie aber irgendwie restriktiv empfinde, falls das Sinn ergibt. Werde mich daran machen, den Beiden mehr Unterschiede zu geben.


Das "hier" finde ich unpassend und kann ich schwer laut vorlesen in der gesprochenen Rede. Weglassen?

Habe ich geändert.


Meinst Du "Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert", im Original "Star Trek: The Next Generation"? Dann würde ich in der wörtlichen Rede erwarten: "dass 'Next Generation' besser ist" Und in einfache Anführungszeichen setzen? Später 'Deep Space Nine' auch?

Habe ich gemacht.


"seines Partner" fällt hier das erste mal und störte mich, einfach weglassen?

Ich finde leider keinen passenderen Ausdruck; sein Mann passt iwie nicht, sein Freund ist zu unpersönlich, sein Geliebter erhöht den Schmalzfaktor. Weglassen will ichs aber iwie auch nicht ... werde nachdenken und evtl. streichen.


Gibt es blonde Haare und einen schwarzen Vollbart? Einen dunklen Vollbart hätte ich Dir abgekauft. Oder blondierte Haare.

Ich dachte es wäre selbsterklärend, dass sich der Typ Haare und/oder Bart gefärbt hat. Werde ich ändern.


Den Titel finde ich nicht wirklich passend. Der Hass ist, auf die gesamte Story gesehen, doch nur eine Phase? Ich hau mal drei Ideen rein:
  • Das Kätzchen
  • Vier Jahre
  • Unser letzter Tag

Mit Titeln tu ich mir immer schwer. Und was deine Vorschläge betrifft (danke dafür :shy:), die sind doch auch alle nur eine Phase der Geschichte...?
Werde mir aber definitiv Gedanken über einen besseren Titel machen.

Vielen Dank für deine Zeit und deine Vorschläge.

Hallöchen nevermind,

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich die Idee der Geschichte selbst sehr gelungen finde. Trotzdem stört mich irgendetwas an den Einzelheiten der Story. Manches klingt für mich schon fast etwas plump oder erzwungen.

Ersteres freut mich, zweiteres versuche ich zu bessern.


Für mich wirk dieser ganze Dialog nach der "Sexszene" irgendwie total künstlich. Auf mich wirkt es so, als wolle der Autor krampfhaft Lockerheit vermitteln, was aber zum Gegenteil führt. Teilweise rutscht das Ganze für mich etwas ins Lächerliche ab. Das meine ich nicht abwertend, sondern mehr dahingehend, dass ich mich in diese Szene absolut nicht reinversetzen kann, weil ich dir nicht abkaufe, dass sich eine ähnliche Szene tatsächlich so abspielen würde, mit diesem künstlichen Dialog.

Habe den Dialog geändert, hoffe, er wirkt nun weniger gekünstelt - falls nicht, werde ich noch genauer daran arbeiten.


Die ganze nachfolgende Szene im Café fand ich, ehrlich gesagt, einfach nur sehr langweilig.

Da kann ich nicht widersprechen, deshalb ist die Szene großteils rausgeflogen.


Auch hier wieder: Klar, du willst zeigen, wie sehr sich die beiden Männer lieben. Aber auf mich wirkt auch dieser Dialog völlig unglaubwürdig. Würde ein Mann - selbst ein schwuler Mann - seinen Partner tatsächlich derart bemuttern, dass er "Angst" hat, dass dieser sich erkältet? Ich kann es mir schwer vorstellen. Auf mich wirkt das fast etwas "höhnisch", sozusagen, schwule Männer = Weicheier = mütterlich und sonst haben sie gerne geilen Sex.

Habe ich etwas geändert, hoffe, das es jetzt besser ist. Nebenbei: an der Kombination aus mütterlich und geilem Sex ist ja nichts auszusetzen ;)


Ist Alex ein nasses, haariges Tier?

Unter den richtigen Umständen ;)


Auch in dieser Szene stört es mich wieder, das Schwulen-Klischee. Er sieht ein süsses Kätzchen und will es natürlich retten, klar. Dass er deswegen nicht auf die Strasse schaut und deshalb angefahren wird, ist ja an sich plausibel, aber bisher liest sich die Geschichte für mich einfach wie eine Aneinanderreihung von Klischees. Sorry.

Habe ich abgeändert, ich hoffe, es wirkt nun weniger klischeehaft.


Richtig, so grosse Zufälle kann es wirklich nicht geben. Und wenn doch, eignen sie sich wohl nicht für eine Geschichte, welche möglichst realitätsnah wirken soll.

Habe den Zufall glaubwürdiger gemacht (so hoffe ich zumindest).


Also, ich möchte nochmals festhalten. David hatte noch ein paar Absätze vorher Angst, dass sich sein Freund erkälten könnte, er ist also eher auf der Softie-Seite anzusiedeln. Jetzt wandelt er sich zum brutalen Rächer? Eine für mich nicht glaubwürdige Wandlung. Für mich kommt das Ganze zu schnell. Falls eine solche Wandlung stattgefunden haben soll, müsste diese gezeigt, beschrieben, gefühlt werden.

Du glaubst ja gar nicht, wozu Softies manchmal fähig sind :-)
Aber du hast vermutlich Recht, die Wandlung muss genauer gezeigt werden, mache mich daran.


Der Schluss an sich gefällt mir, etwas zu moralisch vielleicht, aber schön-schnulzig, passend zur restlichen Liebesgeschichte. Ich persönlich hätte den Dialog zwischen David und Alex wohl ohne "Erscheinung" des Toten gelöst, aber an sich finde ich die Idee ganz gelungen.

Es freut mich sehr, dass dir der Schluss gefällt, auch wenn er schnulzig ist. Die "Erscheinung" des Toten, ob jetzt Übernatürlich oder Halluzination, schien mir die effektivste Möglichkeit für das Ende zu sein.


Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Männern ist gut konstruiert und sehr gefühlvoll erzählt, viele Dialoge sind jedoch unglaubwürdig und viel zu klischeebehaftet.

Ersteres freut mich, dass mir gelungen ist, Zweiteres habe ich hoffentlich bereits entschärft und werde weiter daran arbeiten.


Ich würde mir wünschen, dass auch eine Geschichte zwischen zwei schwulen Männern ohne Kätzchen und Fesseln auskommt

Ohne Kätzchen? Kein Problem. Ohne Fesseln? Ist ja langweilig ;)

Vielen Dank für deine Zeit und deine Hinweis.


Und Danke an alle, die kommentiert haben, noch einmal Entschuldigung, dass die Antwort so Lange auf sich warten ließ. Ich hoffe, dass die erste große Überarbeitung die Geschichte verbessert und nicht verschlechtert hat, und bedanke mich noch einmal für eure vielen, wertvollen Hinweise und die Zeit, die ihr in das Verfassen selbiger investiert habt.

Mit freundlichen Grüßen,
NerdLion

 

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