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Herbstabend

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04.07.2004
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Herbstabend

Herbstabend

Ein warmer Windhauch strich über mein verschwitztes Gesicht. Ich sah mit verträumtem Blick auf sie herab. Die letzten Strahlen der Sonne tauchten ihr vom duftenden Waldboden umrahmtes Gesicht in ein weiches, goldenes Licht, nur unterbrochen durch die Schatten der letzten Blätter an den Bäumen.
Ich wusste nicht mal ihren Namen. Sie war mir auf meinem Streifzug durch den Herbstwald entgegengekommen und hatte mich mit einem kurzen, aber unglaublich zauberhaften Lächeln bedacht. Ihre arglosen Augen! Ein Mädchen, das man entweder beneiden oder begehren musste. Oder beides. Nein, so ein Traumwesen konnte ich nicht einfach so vorbeigehen lassen. Wirbelndes braunes Haar! Und nun lag sie vor mir. Nackt und nahezu perfekt. Ich betrachtete bewundernd ihre ebenmäßigen Gesichtszüge, während ich abwesend über mein erhitztes Gesicht strich. Über meine Haut, die allmählich anfing zu spannen. Das Blut begann bereits zu trocknen.
Eine schillernde Fliege hatte sich auf ihrem Arm niedergelassen, um sich von dem Fleisch zu nähren. Sie surrte durch die Luft, als ich ihn das kurze Stück zum Körper zurücktrug. Nur, um sich von Neuem auf ihm niederzulassen. Ich schob die Innereien des Mädchens wieder in ihren Bauch. Wie warm die Gedärme noch waren! Noch so erhitzt vom Leben! Ein vollkommenes Bild der inneren Schönheit.
Mein Blick versank in ihren braunen, glasigen Augen. Liebevoll strichen meine blutigen Finger über ihren sinnlichen Mund. Ein letzter Kuss auf diese roten Lippen. Ein kupferner Genuss. Dann zog ich das gezahnte Jagdmesser aus ihrem Brustkorb, mit dem es sich verbissen hatte. Wie sich ihre Rippen wehrten, es loszulassen!
Ich ging zum Fluss, zog meine Kleider aus und glitt in das prickelnde Wasser. Ein hellroter Nebel, der über die glattgeschliffenen Steine hinwegfegte. Noch ein paar Minuten ruhte ich mit geschlossenen Augen am Ufer und ließ mich von der versinkenden Sonne trocknen. Seufzend streifte ich meine Unterwäsche, meine Hose und meine Bluse über, und nahm ihre weichen, braunen Locken an mich, die ich als Andenken an diesen vollkommenen Abend abgeschnitten hatte. Wie gern hätte ich selbst so wunderschönes Haar! Wie ich sie darum beneidet hatte! Aber warum sollte ich weiter darüber nachdenken. Morgen kann ich wieder ein anderes Mädchen beneiden.

 

Tag, Valmont. Und willkommen auf Kg.de.

nur unterbrochen durch die raschelnden Schatten
Schatten können nicht rascheln. Ist hier womöglich nur bildlich gemeint, aber ... naja, passt mM nach nicht so ganz. IN einem anderen Kontext wäre es u.U. möglich, inmitten lauter derartigen Bildern, aber so ...

Bis auf den Schluss gefiel mir das Stimmungsbild eines Mörders, der in seiner bizzaren Gedankenwelt gefangen ist, ansonsten ganz gut. Aber die beiden letzten Sätze kommen zu flapsig, sollen wohl zynisch wirken, lesen sich aber eher, hm, wie missglückter Humor. Und das nimmt dann wiederrum von der Wirkung der vorgerigen Sätze, die eher eine düstere Poesie ausstrahlten. Der Bruch kommt zu krass. Wobei mir leider momentan auch keine passende Alternative einfällt, wie man einen angemessenen schwarzhumorigen Schluss gestalten könnte.

Ginny

 

Hi Ginny,
danke für deine Kritik.
Das mit den raschelnden Schatten ist einfach eine persönliche Assoziation. Wenn ich die Schatten von Blättern sehe, hab ich unweigerlich das raschelnde Geräusch im Ohr.
Bei dem Schluss geht's mir allerdings leider ähnlich wie dir. Hab ihn schon x-Mal umgeschrieben und bin nie zufrieden. Mir fällt einfach nichts Gutes ein :(
Hab's jetzt einfach mal ein bißchen anders versucht, ich bin aber immer noch nicht glücklich damit :heul: Aber vielleicht komm ich ja noch auf das Ei des Kolumbus.
LG Val

 

Hi Valmont!

Auch von mir ein herzlicher Willkommensschrei! (Passt zu Horror, schreien, oder? :D)

raschelnden Schatten
Ist zwar wahrscheinlich auf die Blätter bezogen, trotzdem: es liest sich nicht gut.

Ein kupferner Genuss.
Ein was?

Die Erzählung und Beschreibung des Mörders finde ich gelungen. Wo ich doch ein Freund des Ich-Erzählers bin...
Aber deine Geschichte ist mir zu wenig. Sie hat zu wenig Handlung, als Charakterisierung okay, mehr wolltest du scheinbar nicht, aber ich habe es eben lieber, wenn noch ein paar Dinge passieren, ehe die Zeilen aufhören.
Mach doch mal länger... ich hätte gern weitergelesen.

In diesem Sinne
c

 

hi hallöchen valmont!

letzten Strahlen der Sonne tauchten ihr vom duftenden Waldboden umrahmtes Gesicht in ein weiches, goldenes Licht, nur unterbrochen durch die raschelnden Schatten der letzten Blätter an den Bäumen.
wär an sich ein wunderbares bild, wenn du das rascheln auf die blätter beziehst. also am besten ein bisschen nach rechts verschieben.

Sie surrte durch die Luft, als ich ihn das kurze Stück zum Körper zurücktrug.
wow! das ist gleich mal überraschend!

Ein kupferner Genuss.
im gegensatz zu chazar, find ich das ziemlich gut.

eine supertolle geschichte hast du da geliefert! ein bisschen kurz (für meine verhältnisse), aber trotzdem spannend und vor allem: toll zu lesen.

für deinen einstieg echt klasse!
hoffentlich immer weiter so

Tama

p.s.: ich dachte bis zum schluss, der mörder wär ein kerl.

 

Also erstmal vielen Dank für die lieben Willkommensgrüße, da fühlt man sich gleich wie zu Hause :)
@ Jo

Aber warum sollte ich weiter darüber nachzudenken. Morgen beneide ich wahrscheinlich ein anderes Mädchen.
Gefällt mir auf jeden Fall. Aber ich wollte irgendwie noch mit reinbringen, wie die Figur dann einfach so in ihren Alltag zurückgeht. Das ist nämlich etwas, was mich ziemlich fasziniert: Mörder werden so oft von ihrem Bekannten und Nachbarn als extrem freundlich und höflich beschrieben. Nach dem Motto: "Das hätten wir ihm nie zugetraut!" Aber vielleicht ist das dann eher Stoff für was Neues.

@Chazar

Ein kupferner Genuss.
Ein was?
Blut schmeckt find ich metallisch.

@Tama
Vielen Dank für dein Lob *stolzdiebrustschwell* ;)

p.s.: ich dachte bis zum schluss, der mörder wär ein kerl.
Ätsch, isses aber nich! :sick:


Die Geschichte ist übrigens mit Absicht recht kurz, da ich keine komplizierte Handlung erzählen, sondern hauptsächlich Impressionen beim Leser erwecken wollte, ein flüchtiger Blick in ein krankes Hirn sozusagen.
Jedenfalls schön, dass euch mein Erstlingswerk so halbwegs gefallen hat, das macht Mut für mehr. Die nächste wird dann auch länger, ist schon in Arbeit.
LG Val

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Valmont

Ein hmm, "nettes" Stimmungsbild hast du da gezaubert. Eine KG ist es ja eigentlich nicht, aber so streng wird hier mit den literarischen Begriffen nicht umgegangen. ;)

Blut schmeckt find ich metallisch.
Eisen. Blut enthält größere Mengen an Eisen :klug: . Wie auch immer, ich finde die Forumlierung "Ein kupferner Kuss" seltsam. Wäre nie drauf gekommen, was du meinst, wenn du es nicht erklärt hättest.
Die nächste wird dann auch länger, ist schon in Arbeit.
Da bin ich ja schon mal gespannt :) Aber sei gewarnt, die Erwartungen hängen jetzt ziemlich hoch ;)
Ahjo, auch von mir ein Herzliches Willkomen :D

Kerberos

 
Zuletzt bearbeitet:

@ Kerberos

Eine KG ist es ja eigentlich nicht

Kennzeichen der Kurzgeschichte sind u.a. geringer Umfang, konzentrierte Komposition, Ausarbeitung des Details und Reduktion auf ein Moment inmitten alltäglicher Begebenheiten.
[Doderer, K.: Die Kurzgeschichte in Deutschland. Ihre Form und ihre
Entwicklung. Darmstadt 1980.
Marx, L.: Die dt. Kurzgeschichte. Stuttgart 1985.
Durzak, M.: Die Kunst der Kurzgeschichte. München 1994.]

:klug:

Also bis auf die "alltägliche Begebenheiten" hab ich mich schon so halbwegs dran gehalten, denk ich mal ;)

 

Tagchen Valmont

Das ist nicht fair! :xxlmad: Dein kg (natürlich ist das eine) ist halb so lang und doppelt so gut wie meine (beiden)! :Pfeif:

Zu meckern hab ich nix. Sie ist einfach bitterböse und gut :thumbsup:

Grüße
Texter

 

jaja, ich ziehe meine Behauptung bezüglich Kg oder nicht zurück und behaupte das Gegenteil ;)

Kerberos

 

Hi Texter,
vielen Dank für dein Lob! :kuss:

Hi Kerberos,

jaja, ich ziehe meine Behauptung bezüglich Kg oder nicht zurück und behaupte das Gegenteil
Jaja, so ist's recht :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jo,
ups, danke schön! Hab's grad ausgebessert. Außerdem hab' ich mir erlaubt, doch noch auf deinen Schlussatz-Vorschlag zurückzugreifen. Ist halt doch schöner! :)
LG
Valmont

 

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