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Hinter dem Spiegel

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15.07.2004
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Hinter dem Spiegel

Langsam erwachte Isabelle aus einem traumlosen Schlaf.
Blinzelnd ließ sie ihren Blick durch den Raum wandern.
Die kleinen, vergitterten Fenster, der graue Zementfußboden, und die zwei Reihen weiß angestrichener, unbequemer Bettgestelle mit diesen fürchterlich kratzigen, grauen Laken, konnten einen nach einer Weile reichlich abstumpfen.
Sie hörte das gräßlich Quietschen von Metall, das ihr verriet, dass die anderen Mädchen im Raum begannen aufzustehen.
Automatisch stand sie auf und schlüpfte in die grauen weichen Hausschuhe, als sie die „Wärterinnen“ in der Tür erblickte.
Mit einem apathischen Ausdruck im Gesicht, blickte sie aus den Fenstern.
„ Los macht schon, alle in einer Reihe aufstellen!“, erklang der Befehl einer der Wärterinnen.
Sie bestanden darauf, nicht Wärterinnen genannt zu werden, doch alle in der Anstalt nannten sie so. Dagegen konnten sie auch nichts machen, außer sie waren dabei wenn man sie so nannte. Dann konnten sie einen in die Zelle stecken. Die isolierte Zelle in der man manchmal bis zu einer Woche vollkommen alleine sitzen musste, bis man anfing mit der Wand zu reden und seine Verzweiflung in Wutausbrüchen ausdrückte, die meistens mit Elektroschocks gebremst wurden. Deswegen verstummte das Wort Wärterinnen nach einiger Zeit, außer vielleicht in den Köpfen der Insassinnen.
Als alle Mädchen in einer Reihe standen, führten die Wärterinnen sie den langen limonengrünen Flur entlang, bis zu den Waschräumen.
Die Mädchen wurden immer in Vierergruppen reingeschickt um sich zu waschen.
Isabelle wurde mit Jana, Susanna und Christina, die bei allen, die nicht schon total irre waren, als Verrückteste bekannt war, in den Waschraum geschickt.
Als die Mädchen nun vor den Waschbecken standen um sich zu waschen, starrte Christina auf den Spiegel, als würde sie jemanden dahinter suchen, doch ihr Blick war total leer.
Die Mädchen ignorierten dies, weil das bei ihr öfter vorkam.
Als sie aber dann ihren Kopf monoton gegen den Spiegel schlug, blickten sie auf.
Plong, Plong, Plong.
Dieses ständige Geräusch , machte Susanna völlig nervös, bis sie sich ganz verstört die Hände fest auf die Ohren drückte, kurze, schrille Schreie ausstieß und begann im Kreis zu laufen.
Die Situation geriet allmählich außer Kontrolle.
„ Christina?“, fragte Isabelle vorsichtig, doch Christina reagierte nicht.
Plötzlich drehte sie ihren Kopf und sah Isabelle genau in die Augen.
Sie fühlte die Leere und Hilflosigkeit darin und spürte denselben Schmerz, den Christina spürte.
Ohne ein Wort zu sagen, drehte Christina sich wieder dem Spiegel zu und schlug ihren Kopf mit aller Kraft dagegen.
Dann sank sie ohnmächtig zusammen und eine große blutende Platzwunde am Kopf wurde sichtbar.
Isabelle stieß einen spitzen Schrei aus und rief dann panisch nach Jana, die daraufhin aus dem Waschraum lief und nach einer Wärterinnen rief.
Isabelle kniete sich neben Christina und legte ihren Kopf in ihren Schoß.
Und ganz langsam begann sie zu weinen.
Fast schüchtern rollten die Tränen ihre Wangen hinunter.
Sie lächelte – denn lange hatte sie nicht mehr die Kraft gehabt zu weinen.

 

muss entweder leider keine Titel-Vorschläge? oder aber noch besser leider kein Titel-Vorschlag? heissen.
Ich denke, es ist so gemeint: "Leider kein Titel. Vorschläge?"

 

Hallo lella,

Deiner Geschichte fehlt ein Kontext. Du beschreibst Gummizellen, Elektroschocks, Massenschlafsääle und Wärterinnen, die nciht so bezeichnet werden sollen. Wo aber spielt deine Geschichte und zu welcher Zeit? Weder in Krankenhäusern, noch in Gefängnissen oder Mädchenheimen sieht es heute so aus. Von einer Geschichte in Gesellschaft erwarte ich aber, dass sie auch die Gesellschaft definiert, mit der sie sich beschäftigt. Setzt sie sich mit den Heimen des Mittelalters auseinander oder mit der Psychatrie der Jetztzeit? Da dies nciht aus der GEschichte hervorgeht, musst du dir leider den Vorwurf machen lassen, es nur auf grausame Schockeffekte angelegt zu haben. Die Härte verpufft und rührt mich nicht.
Dies auch deshalb nicht, weil du und auf kleinstem Raum vier Protagonistinen bringst, ohne eine auch nur annähernd näher zu charakterisieren. Die Existenz deiner Mädchen (wo auch immer) und die Art der Unterbringung soll alleine für Mitleid sorgen. Das hätte ich auch sicher, wenn mir eines der Mädchen näher gebracht worden wäre, wenn ich das Gefühl hätte, sie kenen gelernt zu haben. Aber eine Ablauffolge alleine reicht da nicht aus. Es wäre schön, wenn du die Geschichte verlängern würdest, wenn du uns wirklich über die Mädchen erzählen würdest, wann sie lebenb, wie sie dort hingekommen sind, wo sie sind. Versuche dich, vorher zu informieren, wo es die von dir beschriebenen Zustände tatsächlich gibt oder zu welcher Zeit es sie gegeben hat. Sonst machst du es uns zu leicht, es wegzuwischen. Wenn das beschriebene Leid ohnehin nicht möglich ist, braucht es einen als Leser ja auch nicht zu kümmern.
Auch stilistisch habe ich einige Vorschäge.
Überdenke bitte die vielen Satzanfänge mit "Als". Sie zerstören die Amosphäre.

Dagegen konnten sie auch nichts machen, außer sie waren dabei als man sie so nannte.
wenn man sie so nannte
dass nach einiger Zeit das Wort Wärterin völlig verstummte,
ein verstummendes Wort? Münder oder Menschen verstummen. Wörter hört man nicht mehr, da die Verstummten sie nicht mehr aussprechen. Wörter sind passiv, verstummen ist eine aktive Tätigkeit.
Sie kniete sich neben Christina und legte ihrem Kopf in ihren Schoß. Und ganz langsam begann sie zu weinen.
Die Wärterin? Ist jedenfalls so, nachdem was du geschrieben hast.

Lieben Gruß, sim

 
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Liebe lella!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen, oder besser gesagt: Sie hat mich sehr mitgenommen...
Ich denke, der Schauplatz Deiner Geschichte ist ein sogenanntes "Erziehungsheim" - besonders das mit dem Zu-viert-duschen-Gehen hat mich darauf gebracht ... damit sich keine etwas tut, was ja an sich schon ein Eingeständnis der Unmenschlichkeit dieser Methoden in solchen Anstalten ist. Das mit den Elektroschocks kommt mir zwar ein bisschen übertrieben vor, aber ich will damit nicht sagen, daß es das nicht auch geben kann - ich weiß, daß es auch in Mitteleuropa viele Dinge gibt, die kaum einer glaubt... Und wenn die Geschichte in Rumänien oder sonstwo spielt, ist es ja nicht weniger schrecklich. :crying:

Weder in Krankenhäusern, noch in Gefängnissen oder Mädchenheimen sieht es heute so aus. Von einer Geschichte in Gesellschaft erwarte ich aber, dass sie auch die Gesellschaft definiert, mit der sie sich beschäftigt. Setzt sie sich mit den Heimen des Mittelalters auseinander oder mit der Psychatrie der Jetztzeit? Da dies nciht aus der GEschichte hervorgeht, musst du dir leider den Vorwurf machen lassen, es nur auf grausame Schockeffekte angelegt zu haben. Die Härte verpufft und rührt mich nicht.
Lieber Florian! Wenn es 1983 bei uns noch städtische Heime dieser Art gegeben hat, gibt es ganz bestimmt noch immer einige kirchliche, die so geführt werden (lies mal wieder Alice Miller ;)). Und daß es 1983 noch sowas gegeben hat, das weiß ich leider durch einen blöden Zufall…

sim schrieb:
ein verstummendes Wort?
Ich nehme an, das ist so gemeint, daß mit der Zeit niemand mehr das Wort benutzte, daher das Wort immer seltener zu hören war, bis es gar nicht mehr zu hören war, eben verstummt ist. ;)

Ein paar Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen, die liefere ich noch nach...;) (Wird noch ein bisserl dauern, hab grad Besuch bekommen. ;))

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Liebe lella!

Mit etwas Verspätung jetzt noch meine Anmerkungen, die nur zu einem sehr geringen Teil aus Fehlern bestehen, alles andere sind nur Vorschläge, die meine persönliche Meinung darstellen. ;)

»Blinzelnd ließ sie ihre Augen durch den Raum wandern.«
– würde nicht die Augen sondern den Blick durch den Raum wandern lassen ;)

»Sie hörte das metallische Quietschen, das ihr verriet, dass die anderen Mädchen im Raum begannen aufzustehen.«
– »das metallene Quietschen«, da die Betten vermutlich tatsächlich aus Metall waren und sich nicht bloß so anhörten, als ob sie aus Metall wären; oder auch »das Quietschen des Metalls«
– »begannen aufzustehen« finde ich nicht so optimal, würde schreiben »dass die ersten Mädchen im Raum bereits aufstanden«

»Automatisch stand sie auf«
– Wortwiederholung aufzustehen/stand auf, Vorschlag: Automatisch folgte sie ihrem Beispiel – oder: Wie ferngesteuert tat sie dasselbe – oder: Automatisch hob sie ihren Oberkörper, schwang ihre Beine aus dem Bett und schlüpfte … – oder: … :)

»als sie die „Wärterinnen“ in der Tür erblickte.
Mit einem apathischen Ausdruck im Gesicht, sah sie aus den Fenstern.«
– den Beistrich (=Komma) nach »Gesicht« kannst Du streichen
– hier könntest Du vielleicht noch ein bisschen mehr beschreiben, eventuell die Gedanken der Protagonistin einfügen (falls sie zu dem Zeitpunkt welche hatte…), die ihr in dem Moment durch den Kopf gehen. Ich würde das vielleicht so schreiben (was nur eine kleine Anregung sein soll):
schlüpfte in die grauen weichen Hausschuhe, eines der wenigen angenehmen Gefühle in ihrem Leben, das auf die Sekunde pünktlich vom Befehl der Ober-Wärterin abgestellt wurde: „Los macht schon, alle in einer Reihe aufstellen!“
(»Ober-Wärterin« hab ich genommen, weil ich nicht annehme, daß sie es im Chor gesagt haben, und vor »Los« ist eine Leeraste zu viel)
– daß sie aus »den Fenstern« (MZ) sah, klingt eigenartig in meinen Ohren, da ich mir den Blick eher starrend vorstelle, wobei sie dann aber wohl eher nur durch ein Fenster schauen würde – wenn Du aber ausdrücken willst, daß ihr Blick nervös zwischen den Fenstern hin- und herhüpfte, dann würd ich das dahingehend beschreiben. ;)

»Sie bestanden darauf nicht Wärterinnen genannt zu werden«
– darauf, nicht

»doch alle in der Anstalt nannten sie so.«
– da Du im Folgenden schreibst, daß der Ausdruck verstummt ist, würd ich hier eher sowas wie »doch im Denken der Mädchen waren sie es« schreiben

»Dagegen konnten sie auch nichts machen, außer sie waren dabei als man sie so nannte.«
– wenn Du meinem obigen Vorschlag folgst, müßtest Du den Satz auch ändern, zum Beispiel den zweiten Teil in »außer, sie waren dabei, wenn jemand es aussprach/auszusprechen wagte.«

»Die isolierte Zelle in der man manchmal«
– Zelle, in

»Deswegen war es verständlich, dass nach einiger Zeit das Wort Wärterin völlig verstummte, außer vielleicht in den Köpfen der Insassinnen.«
– die Wertung (»war es verständlich«) würde ich draußen lassen, einfach »Deswegen verstummte das Wort nach einiger Zeit …«,

starrte Christina auf den Spiegel, als würde sie jemanden dahinter suchen, doch ihr Blick war total leer.
– dieses Bild mit dem Spiegel gefällt mir besonders :)

»Die Situation geriet allmählich außer Kontrolle.«
– würde zumindest das »allmählich« streichen, aber besser fände ich es, wenn Du die Panik oder Hilflosigkeit der anderen Mädchen darstellst, also wie die Situation außer Kontrolle gerät bildhafter darstellen

»„ Christina?“, fragte Isabelle vorsichtig, doch Christina reagierte nicht.«
– Leertaste zuviel vor »Christina«
– fragte sie nicht eher erschrocken als vorsichtig?

»Sie fühlte die Leere und Hilflosigkeit darin und Christina tat ihr plötzlich sehr leid.«
Leid
– »tat ihr plötzlich sehr Leid« finde ich nicht so toll formuliert, eventuell hier die Gedanken, die Isabelle durch den Kopf gingen, also das Leid-Tun vielleicht durch die Gedanken zeigen

Beim Schluß ist mir nicht ganz klar, ob sie denn nun gestorben ist? Vielleicht kannst Du das noch etwas deutlicher machen – aber Du kannst es natürlich auch so wollen, daß das unklar bleibt…

So, das wars. Wie gesagt, die Geschichte hat mir so, wie sie ist, schon sehr gut gefallen, meine Vorschläge sind großteils ja nur solche, die Dir vielleicht noch ein bisschen beim Feilen und Polieren helfen können – wenn Du keine der stilistischen Vorschläge umsetzt, macht es auch nichts. ;)

Zur Frage des Titels hab ich grad keine wirklich gute Idee, falls mir noch was einfällt, schick ich Dir den Vorschlag per PM.

Liebe Grüße,
Susi :)

PS.: Korrigieren kannst Du, indem Du auf "Bearbeiten" klickst. ;)

 

Hey ihr alle!

Danke für eure Kritiken und Verbesserungsvorschläge.
Ich denke, ich mach mich nochmal an die Geschichte und feile sie noch etwas aus.

bis dann
lella

 

Yo!

hab mich jetzt mal an die groben Fehler gemacht, die kreativen Sachen kommen noch...
Der Titel - naja wollt mal ausprobieren wie sich`s anhört :)
- was meint ihr?

mfg
lella

 

Titel geändert.
"Hinter dem Spiegel" schneidet im Vergleich zu "Leider kein Titel-Vorschläge" übrigens besser ab. Nicht nur, weil letzterer ungefähr so schön ist wie... nein, ich sags besser nicht :rolleyes:

 

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