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Thema des Monats Hippiekacke

Seniors
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13.02.2008
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Hippiekacke

Seit Ina menstruiert, ist alles scheiße. Die Jungs sagen, es seien ihre Brüste, aber die haben keine Ahnung. Alle möglichen Mädchen haben alle möglichen Brüste, oft sogar schönere als Ina. Aber seit Ina menstruiert, hat sie diese Haut. Die ist golden und spannt sich ganz straff um ihren Körper. Sie spannt sich natürlich auch um die Brüste, mag sein, dass die Verwechslung da herkommt, aber genauso sind es die Beine und vor allem die Arme, die so sind, dass man sie immer anfassen möchte, um ein bisschen hineinzudrücken und zu fühlen, wie warm die Haut ist und wie sie zurückspringt. Wenn Ina gerade aus dem Urlaub zurückkommt, ist es am schlimmsten.
Seit ich menstruiere, habe ich auch eine Haut. Aber die ist nicht wie Inas. Meine neue Haut hat rote Striemen auf den Hüften, und an den Beinen und am Busen ist sie durchsichtig, damit die Adern blau hindurchgucken können. Dabei konnte ich es kaum erwarten, endlich mit Ina zu menstruieren. Eines Tages hab ich sie sogar aufs Mädchenklo geschleppt, wo ich eine blutige Binde im Mülleimer gefunden hatte. „Es ist soweit!“
Da hat Ina mich ganz fest gedrückt. „Komm, wir gehen ein Eis essen, zur Feier des Tages. Du hast echt Glück gehabt, dass du beim ersten Mal ne Binde dabeihattest. Ich hab mir die ganze Hose versaut.“
Deshalb konnten wir nicht zusammen feiern, als ich wirklich meine Tage bekommen habe.
Früher haben uns die Leute oft gefragt, ob wir Schwestern oder sogar Zwillinge sind. Seit wir menstruieren, tut das keiner mehr.

Wir sitzen Arm an Arm hinten im Bus, wo man den Motor am besten spürt. Alles riecht nach Chlor und Ina bürstet ihre Haare jetzt schon seit zehn Minuten. Schräg gegenüber sitzt Jens, der auch eine Folge von Inas Haut, also ihrer Menstruation ist. Jens ist blond und hat nicht mal sein T-Shirt angezogen. Überm Hosenbund hat er ein paar Haare, die in schnellem Rhythmus aufglänzen, wenn der Bus durch eine Allee fährt.
Neben Jens sitzt Adrian und fummelt an der Gummiabdichtung der Fensterscheibe herum, bohrt seine Fingernägel hinein, riecht an ihnen und porkelt weiter.
„Nun hör doch endlich mit dem Gefrickel auf. Das macht einen ja wahnsinnig“, sage ich. Adrian guckt erschrocken hoch, und schon tut er mir leid, mit seinen roten Haaren und der Zahnspange, um die er die Lippen nie ganz schließen kann.
Jens lacht und haut Adrian auf den Hinterkopf, wie er es immer tut. „Hör auf zu Fummeln, Makowski, du Perversling!“
„Lass ihn doch mal, Jens“, sagt Ina, die immer ein Herz für die Schwachen und Geknechteten hat. Das habe ich grundsätzlich auch, aber Adrian macht es einem schwer.
So lange wir zu viert waren, ging es einigermaßen. Wir haben Schweinchen gespielt, mit Adrian in der Mitte, aber irgendwann musste Jens Ina natürlich zum Sprungturm ziehen, und ich blieb allein mit Adrian zurück. Adrian traut sich nicht zu springen und ich habe Jens’ elegante Köpper schon hundertmal gesehen.
Ich hab mir sehr viel Mühe gegeben und Adrian tausend Fragen gestellt: „Warum zum Henker lässt du dich vom Jens immer hauen?“, „Findest du, die Amis sollten da jetzt Bomben draufschmeißen?“, „Was ist dein Lieblingsbuch?“, „Was hältst du vom Seifert?“, „Was hast du am Wochenende gemacht?“, „Magst du Katzen oder Hunde lieber?“, „Kennst du gute Witze?“, „Was ist dein Lieblingsessen?“
Adrian machte: „hm“, „weiß nicht“, „hm“, „weiß nicht“, „nix“, „weiß nicht“, „nee“, „Kartoffeln“.
Da hab ich mich auf den Bauch gedreht und mein Buch aufgeschlagen.
Wenn ich Adrian jetzt so angucke mit seinem offenen Mund, seinen Blick schon wieder gierig auf das Fenstergummi gerichtet, tut er mir leid. Aber ich tue mir auch leid. Wir sitzen in derselben Patsche. Wir sind Geiseln von Inas Menstruation.
Seit Ina menstruiert, geht sie auch lieber in die Raucherecke als in den Wald. Seit der fünften Klasse sind wir in jeder Mittagspause mit Martin und Johannes, den Ötzen, in den verbotenen Schulforst gegangen, um morsche Bäume umzurempeln, Puffpilze plattzutrampeln und erbitterte Diskussionen zu führen: Blut versus Öl, Monarchie versus Kommunismus, Elberfeld versus Ronsdorf. Ina und ich waren immer auf der Idealistenseite (bzw. für Elberfeld) und die Ötze haben die Pragmaten gegeben, bis wir vor Wut brüllten und sie lachten. Wenn Ina jetzt mal mitkommt, debattieren wir über Rauchen versus Nichtrauchen und da kann ich nicht auf ihrer Seite sein. Es ist einfach zu unlogisch.
Wenn man mit den Ötzen schwimmen geht, ist man mehr unter als über Wasser und die Lungen tun weh, wenn man sich endlich auf den Beckenrand robbt. Die Ötze sind ziemlich uncool und haben seltsame Ansichten zum Sozialstaat, aber mit ihnen hätten wir bestimmt einen schöneren Tag verbracht als mit Jens und Adrian.
„Das machen wir bald wieder, ne?“, sagt Jens und legt seine Hand auf Inas goldenen Oberschenkel.
Ich habe meine Füße auf meinen Rucksack gestellt, damit meine Oberschenkel nicht auf der Sitzfläche aufliegen und dick aussehen, wie Quark mit Heidelbeeren.
„Das ist doch nur Babyspeck. Das verwächst sich“, sagt meine Mutter, wenn ich wieder heulend und zeternd in irgendeiner Umkleidekabine stehe. Aber das ist Schwachsinn, denn der Speck ist nagelneu, der kam nämlich mit der Haut. Und wenn ich das sage, sagt meine Mutter „Das ist doch nicht das Wichtigste im Leben“, als wüsste sie nicht, dass ich viel zu gut in der Schule bin, um mir auch noch Fettheit erlauben zu können.
Mein Vater ist da anders, der weiß Bescheid. Als er mich letztens zum Wochenende abgeholt hat, hat er so auf meine Oberschenkel geguckt, die ich leichtsinnigerweise nicht hochgestellt hatte, und gefragt: „Fühlst du dich so eigentlich wohl?“
„Ja“, hab ich gelogen und mir ist ganz heiß geworden dabei.
„Aber den Jungs gefällt das glaube ich nicht so, oder?“
Zur Strafe, für mich und für ihn, hab ich an dem Tag die Gänsekeule nicht gegessen, die er extra für mich von der Oma geholt hatte.
Ina schiebt Jens’ Hand von ihrem Bein und bindet ihre Haare zu einem Pferdeschwanz hoch. „Mal gucken.“
Seit einem Jahr ist sie unentschlossen zwischen Tobias und Jens. Tobias ist dunkel und grüblerisch. Jens ist blonder Turmspringer. Ich bin für Tobias, weil sein bester Freund nicht ganz so schlimm ist wie Adrian.
„Ok, dann tschö, Prinzessin“, sagt Jens und schwingt sich elegant aus dem Bus. Adrian wuselt hinterher, ohne irgendwas zu mir zu sagen. Das kann man ihm wenigstens zugute halten.
Ina und ich vibrieren eine Weile schweigend über dem Busmotor, dann flüstert sie: „Die Nicole hat’s mit dem Michael gemacht. Im Schulforst. Es hat wehgetan, hat sie gesagt.“
Seit Ina immer in der Raucherecke steht, weiß sie solche Sachen. Ich stelle mir Michael und Nicole in den Puffpilzen vor. Ob er sich auf den Rücken gelegt hat, damit sie es bequemer hat? Nein, nicht der Michael, dem ist sowas egal. Vielleicht hat es vor allem deshalb wehgetan, weil sich der riesige Michael mit seinem ganzen Gewicht auf die winzige Nicole gelegt hat, ohne sich um die Stöcke und Steine unter ihr zu scheren. Michael ist eh ein Arsch, das hätte Nicole eigentlich auch wissen können. Aber Nicole hat nicht so die Wahl. Sie hat keine Haut wie Ina und mit ihren Pferdezähnen muss sie nehmen, was sie kriegen kann. Bei Ina wird es ganz anders sein. Jens/Tobias wird ihr Rosenblätter aufs Bett streuen und Teelichte in Herzform drumherum stellen, deren Flammen sich in ihrer Goldhaut spiegeln werden. Das volle romantische Kitschprogramm eben. Am fairsten wäre es eigentlich, wenn es eine Wand gäbe, mit Löchern drin. Da können sich die Mädchen auf die eine Seite legen und die Jungs ihre Pimmel von der anderen Seite reinstecken. Da würde sich alles gerecht verteilen, nicht der Jens und der Tobias auf die Ina und der Michael auf die Nicole und der Adrian auf mich. Und im Grunde wäre es dann auch egal, weil man ja eh niemanden sehen und sprechen müsste. Das wäre praktisch.
Ina packt ihren Discman aus und reicht mir einen Ohrstöpsel. So rütteln wir noch ein paar Haltestellen weiter, bevor wir raus müssen.
„Du hast noch deine Jacke bei mir im Rucksack“, sagt Ina und wühlt eine Weile. „Jetzt weiß ich nicht, welche deine ist und welche meine.“
„Meine ist die mit dem Ketchup-Fleck vorne drauf“, sage ich, aber da hat sie es schon auseinanderklamüsert und zieht ihre Jacke über. Sie ist weiß mit hellblauem Surf vorne drauf. Wir haben die Jacken zusammen auf der Badminton-Freizeit gekauft. Inas Haut leuchtet mit dem Weiß um die Wette, aber meine Jacke sieht irgendwie grau aus. Wahrscheinlich hat meine Mutter wieder schwarze Socken mitgewaschen.
„Soll ich dir auch noch so einen Zopf wie mir machen?“, fragt Ina.
Obwohl ich es liebe, wenn sie mir die Haare kämmt, sie ganz stramm zusammenfasst und das Haargummi mit einem Schnacken drumrum wickelt, schüttele ich den Kopf.

Am nächsten Tag gehe ich zum Saturn und kaufe mir einen gelben Punkrock-Sampler, mit dem ich eine Weile üben muss, bevor ich ihn mögen kann. Ich kaufe auch rote Schnürsenkel für meine Docs, denn gegen Nazis bin ich ganz fest. Auf der Gesamtschule gibt es weder Nazis, noch Punks und auch nur wenige Ausländer. In der Klasse haben wir eine Isländerin und eine Marokkanerin, die nichts darf. Mit der Anarchie ist es komplizierter als mit dem Antifaschismus, die ist den Ötzen mit ihrem Pragmatismus schwer zu erklären.
Von nun an lasse ich mich jeden Tag von Michael und seinen Freunden als „linke Bazille“ beschimpfen, aber das ist besser als „Streber“. In der Stadt werde ich zum ersten Mal als „Zecke“ beschimpft, leider nicht von einem Nazi, sondern von einem Türken. Der hat die roten Schnürsenkel offensichtlich nicht verstanden. Wenn ich jetzt mit Ina unterwegs bin, fragt niemand mehr, ob wir Schwestern sind und die meisten glauben nicht mal, dass sie meine Freundin ist. Das liegt aber weder an Haut noch an plus oder minus Babyspeck, sondern an meinen Haaren. Die sind jetzt raspelkurz und meine Mutter hat sie mit Henna knallrot gefärbt.
Zum Punksein fehlen mir nur die Punks.

Es dauert ein paar Monate, bis ich einen finde, der beim Altstadtfest auf dem Kopfsteinpflaster hockt und Ukulele spielt. Drei Mal laufe ich um den Marktplatz und beobachte aus dem Augenwinkel, wie er mit Omis, Hunden und Kindern schäkert. Er hat einen grünen Iro, der ihm über das rechte Auge hängt, und trägt eine rot-weiße Absperrkette um den Hals. Bei meiner vierten Marktplatzrunde bleibe ich beim Zuckerstand stehen und kaufe eine Waffel. Damit trabe ich schnurstracks auf den Typen zu, obwohl mein Herz mir so in den Hals klopft, dass ich Angst habe, mich auf seine Ukulele zu übergeben, wenn ich nur den Mund öffne.
„Willst du Waffel?“, frage ich und rupfe ihm drei Herzen ab.
„Geil, Waffel“, sagt er.
„Wie heißt du?“, frage ich.
„Ich bin der Sascha. Wie kommt’s, dass ich dich hier noch nie gesehen habe?“
Ich mache „och“, „ach“, „Schule woanders“, da packt Sascha seine Ukulele in eine Plastiktüte und steht auf.
„Kommste mit zum Bahnhof? Die anderen sind auch da.“
Die anderen heißen Jan und Mira und fläzen sich in einer Kachelnische des Bahnhofgebäudes. Vor ihnen steht ein Kassettenrekorder, der eine Art von deutscher Punkmusik scheppert, die mir unbekannt ist. Jan hat Büschel algenfarbener Wolle auf dem Kopf.
Ich frage: „Wie hast du das gemacht? Hast du dir Lockenwickler in die Haare gedreht?“
Da guckt er beleidigt und Mira fällt vor Lachen fast aus der Nische. Dann sagt sie, ich soll mich hinsetzen und erzählt eine Geschichte, wie sie den Schuldirektor mit ihren schnellen Sprüchen zum Weinen gebracht hat. Ich sitze da, in meiner mit Filzstiften bemalten Jeans und bewundere ihre Schlagfertigkeit und ihren Mut ebenso wie ihre enge Leopardenhose.
Später kommt ein großes Mädchen mit Nasenring und braunem Pferdeschwanz dazu. Das ist Kati. Sie setzt sich bei Jan auf den Schoß und die beiden fangen an zu knutschen. Ich denke, wenn die Mädchen mit den langen Haaren, die auch auf der Schule jemanden finden könnten, jetzt mit den Punk-Jungs zusammen sind, bleibt für die Punk-Mädchen nicht viel übrig.
„Die beißen sich in den Kopf“, sagt Mira.
„Hippiekacke“, sagt Sascha und dann zu mir: „Komm, wir jagen dir ein paar Mercedessterne.“
Auf dem Parkplatz hinter der Provinzial finden wir ein paar Mercedesse. Selbst meine Mutter nennt sie Bonzenkarren, wenn sie unsere Ente schnibbeln. Sascha zeigt mir, wie ich das Metall auf seine Stahlkappe legen und drauftreten muss, damit ich einen Armreif und einen Stern rausbekomme.
Abends im Bett kann ich nicht schlafen, weil ich vor Glück glühe.

Ein Jahr später

Seit ich den Babyspeck ausgezogen habe, schlottern meine alten Hosen. Dafür habe ich neue Lieblingsknochen. Das sind die Schlüsselbeine. Kati ist mit nach Köln gekommen, um mich mit meinem Geburtstagsgeld ganz neu auszustatten. Danach hat sie bei mir übernachtet und meine kalten Füße zwischen ihren Beinen gewärmt. Und als sie wegen Jan geheult hat, habe ich meinen Kopf an ihren Busen gelegt, bis sie wieder atmen konnte. Mit Kati ist das Leben wunderbar.

"Wir rasseln voll laut", sagt Kati, als wir mit unserem neuen Geschmeide zum Remscheider Bahnhof hinaufklettern. Jan und Sascha sind schon da. Mira lässt uns wie immer warten.
„Sie schminkt sich wohl noch“, sagt Kati böse.
Dabei dürfte das nicht lange dauern. Miras neues Make-up besteht daraus, dass sie sich mit einem Kajal ein paar Pandaaugen und eine Joker-Fresse bis an die Ohren malt. Spätestens nach einer halben Stunde hat sie sich alles unter die Nase geschmiert und schert sich den ganzen Abend nicht mehr darum.
Ich habe mir exakte Katzenaugen gezeichnet und den grünen Lidschatten auf die Haarfarbe abgestimmt. In meiner Lederjacke habe ich alles dabei, was man für Retuschen braucht.
Der Zug, den wir uns rausgesucht haben, fährt ein und ohne uns wieder aus. Ohne Mira würde Jan nicht mitkommen. Also haben wir eine halbe Stunde für den Bahnhofsimbiss. Das reicht allerdings immer noch nicht, um meinen Wochenenddöner zu mümmeln.
„Du isst wie mit Vollprothese“, sagt Jan.
„Fick dich!“, antworte ich, es ist nämlich nur vorausschauend gedacht. Wenn ich den Wochenenddöner in den frühen Morgenstunden wieder auskotze, möchte ich nicht an unzerkautem Pressfleisch ersticken. Und wenn man außerdem nur einen Döner pro Woche darf und ansonsten bloß den täglichen Salat aus der Schulkantine, tut man eh gut daran, sich so lange wie möglich daran zu erfreuen.
Kurz bevor der nächste Zug eintrifft, kommt Mira entspannt herangeschwoft.
„Wir wären jetzt ohne dich gefahren“, sage ich.
Mira zeigt auf meinen neuen Tartan-Minirock. „Wenn ich so kurze Beine hätte wie du, würde ich sie nicht noch so betonen.“
Mira hat so kurze Beine wie ich und krumm sind sie noch dazu. Ich kenne jeden Makel an ihrem Körper: die schwarzen Haare auf den Unterarmen, die stummeligen Finger, den flachen Arsch, den schmutzigen Hals, die großen Zähne, die ihre untere Gesichtshälfte etwas nach Affenschnauze aussehen lassen und den schiebenden Gang, an dem man sie schon auf hundert Meter erkennt. Kati und ich haben eine Skizze von Mira angefertigt, auf der alles kartographiert ist.
„Mir gefällt’s so“, sage ich lahm und ärgere mich, dass ich dabei rot werde.
Mira ist schnell und treffsicher. Wenn man am Morgen eine halbe Stunde damit verbracht hat, den Pickel auf der Stirn abzudecken und noch eine Haarsträhne drüber zu zwirbeln, ist das erste, was Mira sagt, wenn man zur Tür reinkommt: „Setz dich da drüben hin! Ich will nicht in der Nähe sein, wenn das Ding hochgeht.“ Und als ich meinen Arsch noch unter weiten T-Shirts verstecken musste, sagte sie: „Beleg nicht die ganze Matratze mit deinem fetten Arsch.“
Bevor wir in den Zug steigen, werfe ich den Restdöner auf die Schienen.

Im Zug sind zwei Vierer frei, so dass auch der Armeerucksack mit dem Bier sitzen kann.
Jan hat den Kasi mitgebracht und der spielt: Komma lecker, komma lecker, komma lecker unten bei mich bei. Pack mich da an, wo es stinkt, dann kauf ich Pommes für uns zwei. Aber Pommes esse ich ja eh nicht.
„Apropos, wie läuft’s mit der Alten?“, fragt Jan.
Sascha wohnt jetzt bei einer Frau, die ein zweijähriges Kind und einen enormen Arsch hat. Er wiegt nachdenklich den Kopf. „Na ja, ist halt n bisschen, wie ne Salami durch’n Hausflur werfen.“
Ich spanne meine Beckenbodenmuskulatur an. Ich habe zwar kein Kind geboren, aber wer weiß, vielleicht bin ich trotzdem Hausflur, genetisch gesehen. Wenn man innen so vermurkst wäre, könnte man wohl nicht viel dran machen.
„Vielleicht liegt’s auch daran, dass die Salami nur ne BiFi ist“, sagt Mira.
Sascha macht einen Kussmund. „Du kannst es gerne ausprobieren.“
Mira schüttelt sich angewidert.
An der nächsten Haltestelle steigen ein paar Prolls ein, die schon auf dem Bahnsteig böse gucken. Kurz darauf rascheln sie in ihren Jogginganzügen an uns vorbei, mit Zungenschnalzen und Schlitzaugen, um ihrer Abscheu Ausdruck zu verleihen. Der letzte und kleinste in diesem Gänsemarsch zischt leise: „Zecken!“
„Wirtstiere!“, ruft Sascha zurück.
Da erschreckt sich der letzte Proll und stolpert einen Schritt nach vorn, so dass es eine Karambolage mit dem zweitletzten Proll gibt, der überrascht stehengeblieben ist. Alle drehen sich um und wurschteln sich für einen Moment im engen Gang umher. Dann dackeln sie weiter und rotzen noch einmal verächtlich aufs PVC, bevor sie im Gelenk der Bahn verschwinden.
Eine Station bevor wir raus müssen, steigen die Prolls aus. Jetzt sind sie wieder großmäulig, rufen „Zecken“ und „Missgeburten“ und boxen an die Fenster. "Wirtstiere, Nachgeburten" grölt Sascha und will ihnen seinen Arsch zeigen, wickelt sich aber nicht schnell genug aus den Gürteln.

Als wir ankommen, läuft das Konzert schon und es wird viel getanzt. Kati will mich direkt ins Gewühl ziehen und Sascha quengelt, dass wir Schnaps trinken sollen, aber ich muss erstmal eine Runde drehen. Es ist wichtig, die Linie zu ziehen, wenn man noch halbwegs nüchtern ist, sonst muss man sich am nächsten Morgen schämen.
„Schöntrinken ist scheiße“, sagt Kati immer, aber das trifft die Sache nicht genau. Es gilt nur in Bezug auf die Männer. Wenn ich erstmal festgelegt habe, wer von ihnen grundsätzlich in Frage kommt, ist das Schöntrinken der nächste Programmpunkt. Meistens dauert es eine Flasche Sekt oder sechs Bier, bis es so weit ist. Ich merke es daran, dass ich auf den Toiletten in den Spiegel gucke und mich nicht mehr erkenne. Wenn da nur noch große schwarze Augen und rote Lippen sind, kann das Spiel beginnen: Man ortet einen der Infragekommenden, der noch nicht an einer anderen rumleckt, und stellt Kontakt her: man will am Kicker mitspielen, einen Schluck Bier abhaben, auf dem Schoß sitzen, beim Tanzen auf die Schultern genommen werden, wissen, ob Typen aus Bottrop/Duisburg/Wermelskirchen gut küssen. Sowas halt. Es ist zu einfach. Einmal haben Sascha und ich gewettet, ob ich den Sänger dieser Band klarmachen könnte. Er hat verloren.
Aber an einen hab ich mich bisher nicht rangetraut, das ist Chucky, der schönste Mann der Welt. Der schönste Mann der Welt ist Skinhead. Ich habe schon ein paar Mal von seinen Hosenträgern geträumt, aber noch nie mit ihm gesprochen. Mira hat mit ihm gesprochen und ich stand daneben und habe seine Koteletten bewundert, die im genau richtigen Winkel zu seinen Wangenknochen stehen. Wenn ich Chucky ansehe, ziept es in mir. Aber Chucky ist schwierig, weil er trinkt, ohne jemals betrunken zu sein, weil er nett und lustig ist, ohne dabei seine Ernsthaftigkeit zu verlieren, weil er tanzt, ohne sich auf die Fresse zu legen. Jetzt gerade steht er lotrecht an der Bar und beobachtet die Tänzer.
„Uh, da ist Chucky“, sagt Kati und hält mir einen Sambuca vor die Nase. „Trink schnell, bevor er weg ist.“
„Ich hasse Sambuca, der macht mich außen und innen klebrig.“
„Schnauze halten, schlucken!“, befiehlt Kati und ich gehorche, auch wenn es mich ordentlich schüttelt. Dann drängt sie mir noch ihr eigenes Pinnchen auf. Ich schlucke wieder und steppe einen kleinen Ekeltanz.
Kati nimmt mein Gesicht in beide Hände und drückt mir einen dicken Kuss auf den Mund. „Und jetzt ran an den Mann!“
„Aber ich bin noch nicht schön genug, ich muss noch mehr trinken“, sage ich, obwohl mir schon ziemlich schwummrig ist, aber eben nicht schwummrig genug für Chucky.
„Du bist wunderschön, Schatzi“, sagt Kati und klapst mir auf den Arsch.
Ich gehe rüber zur Bar, aber nicht direkt zu Chucky, sondern zum Barmann, von dem ich ein Bier ordere, das jetzt natürlich auch fürchterlich schmeckt. Kati macht mir böse Grimassen. Also schiebe ich mich langsam an der Bar entlang auf Chucky zu. Auf den letzten Metern kommt mir zu Gute, dass ein Tänzerknäuel gegen die Bar fegt, so dass ich in Chuckys Richtung ausweichen muss und nun direkt neben ihm stehe.
„Na“, sage ich.
„Na“, sagt er, ohne den Blick von der Bühne zu wenden.
„Keinen Bock zu tanzen?“, frage ich und mache dazu ein paar Ska-Bewegungen, für die ich mich sofort schäme.
„Doch“, sagt er.
„Aha“, sage ich ratlos.
Da wendet er sich zu mir um und stützt sich auf die Bar. „Ich hab ein neues Zungenpiercing“, sagt er „aber dem geht’s nicht so gut. Ich habe Schmerzmittel genommen und Antibiotika. Und ich habe Bier getrunken. Jetzt versuche ich einfach, nicht umzufallen.“
„Verstehe“, sage ich und bin sauer. Jetzt ist der schönste Mann der Welt einmal so betrunken, dass ich mich nicht vor ihm fürchten muss, aber dafür hat er eine entzündete Zunge. Das Leben ist ungerecht!
Er lacht. „Na ja, immerhin habe ich keine Schmerzen mehr.“
„Das ist gut“, sage ich, „dann kannst du es ja einweihen.“
Chucky schüttelt verwirrt den Kopf. „Was einweihen?“
„Das Piercing.“
„Und wie soll ich das einweihen?“
Chucky ist wirklich schwierig.
„Mit mir sollst du das einweihen“, du Trottel, „ich wollte schon immer mal wissen, wie das ist, jemanden mit Zungenpiercing zu küssen.“
Ich weiß natürlich, wie es ist, jemanden mit Piercing zu küssen. So avantgarde ist Chucky ja nun nicht.
Chucky hebt eine seiner weltschönsten Augenbrauen. „Das willst du also wissen?“
„Ja, das will ich“, sage ich und da küsst er mich endlich. Es schmeckt vor allem nach medizinischer Mundspülung.
„Und wie ist es?“, fragt er.
„Sehr gut“, sage ich. „Tut es doll weh?“
„Nicht genug, um aufzuhören.“
"Na dann ..."
Wir bleiben also an der Bar stehen und machen rum. Dabei darf ich Chucky durch die kurzen Haare fahren, mit und gegen den Strich, und meine Hände unter seine Hosenträger schieben. Das ist alles sehr sehr gut. Die ganze Zeit hat er einen Arm ganz eng um meine Taille und den anderen um meine Schultern gelegt. Manchmal streicht er meine Haare zurück und beißt mir ein bisschen in den Hals. Das ist auch sehr sehr gut. Einmal kommt Sascha an die Bar, um Schnaps zu kaufen. Er sagt „Hippiekacke“ und freut sich für mich. Alles ist perfekt.
Chucky hat Heimspiel. Wir sind in Oberhausen und er ist Oberhausener, kennt dementsprechend jeden im Laden, auch den Typen hinter der Bar. Und der sagt irgendwann: „Ihr könnt ja auch hoch gehen.“ Wahrscheinlich, damit wir den Leuten nicht beim Bierkaufen im Weg stehen.
Das ist natürlich sehr exklusiv und macht Chucky noch ein bisschen schöner, als er als schönster Mann der Welt in meinen Armen ohnehin schon ist.
Wir dürfen hinter die Bar gehen und uns durch eine niedrige Tür ducken. Dahinter ist eine steile Treppe. Ich schwanke gefährlich und Chucky muss mir helfen, damit ich mir nicht den Hals breche. Oben stößt er eine schwere Eisentür auf. Der Raum dahinter ist riesig, aber fast leer. Vorne bei der Tür sind ein paar leere Getränkekästen gestapelt und hinten, in einem Viereck, das der Mond durch eine Dachluke wirft, steht ein räudiges Sofa, mit einem Haufen Decken darauf. Als die Tür hinter uns ins Schloss fällt, hört sich die untere Etage wie unter Wasser an. Chucky nimmt meine Hand und zieht mich Richtung Mondlicht. Der Beton unter meinen Füßen fühlt sich weich an, als sei er nur die Cellophanhaut der Unterwasserwelt – wie das Meer der Augsburger Puppenkiste. Im Gehen scheuchen wir ein paar Staubmäuse vor uns her. Chucky baut uns ein Nest: Er zieht die Polster vom Sofa, klopft sie einmal aus und guckt, welche Seite schöner ist, damit die nach oben liegt. Dann breitet er noch eine Decke darüber. „Das ist alles, was ich dir bieten kann.“
„Sieht doch gemütlich aus“, sage ich und setze mich zu ihm auf das Lager, das zart nach zu oft benutztem Handtuch riecht.
Wir machen weiter rum, wie unten, aber jetzt wandern Chuckys Hände dabei überall auf meinem Körper herum. Unter mein T-Shirt und unter den BH, okay, das kenne ich, doch er zwängt sie auch unter den Bund der Strumpf- und der Unterhose, was neu ist. Mein Körper scheint sich allerdings besser auszukennen als ich und reagiert darauf sofort mit Hitze und Nässe. Ich bin ganz überrascht, dass ich so gut funktioniere.
Dann setze ich mich auf und schnüre meine Stiefel auf, was Chucky zum Anlass nimmt, ebenfalls seine Stiefel auszuziehen. Wir müssen lachen, als wir so nebeneinandersitzen und minutenlang an den Schnürsenkeln herumfummeln. Ich ziehe nur die Strumpfhose aus, aber Chucky streift sich die Hosenträger von den Schultern und zieht sein Polohemd über den Kopf. Dann knöpft er seine Hose auf.
„Was ist damit?“, fragt er und zupft an meinem Top.
„Das ist doch nicht im Weg“, sage ich, was auch für meinen Rock gilt, den man schließlich hochschieben kann.
Chucky zuckt die Schultern und legt sich auf mich. Ich fasse ihn nicht viel an, nur mal an den Schultern oder in den Haaren, aber mehr scheint auch nicht nötig zu sein, so hart wie er sich unten gegen mich drängt.
„Das ist aber im Weg“, sagt er und zieht mir die Unterhose aus. Dann sucht er zwischen seinen Sachen rum, bis er ein Kondom findet.
„Dann passiert es also jetzt“, denke ich und schließe die Augen für einen Moment. Als ich sie öffne, ist Chucky wieder über mir. Er macht irgendwas mit seinen Fingern und dann drückt und bohrt er in mich hinein. Ich halte die Luft an, aber es tut nicht weh. Ich klammere mich an seinen Schultern fest und beobachte, wie sein weißer Arsch hoch und runter geht. Ich stelle mir vor, wie wir von oben aussehen und denke die ganze Zeit: „Jetzt habe ich also Sex.“
„Willst du oben sein?“, fragt Chucky, aber ich schüttele den Kopf. Ich wüsste nicht, was ich oben machen sollte, wo er nichts zu tun hat, als mich anzusehen. Da wird er schneller. Auch das tut nicht weh, aber es tut auch sonst nicht viel, jedenfalls weniger als das, was er vorher mit seinen Fingern gemacht hat. Ich weiß nicht, ob ich Geräusche machen soll. Ich würde gerne das Schmatzen und das Klatschen mit irgendwas übertönen, aber Chucky macht auch nicht viele Geräusche, so dass ich mir affig vorkommen würde.
Während ich noch über Geräusche nachdenke, stemmt Chucky sich plötzlich hoch und umfasst meine Hüften, so dass er ganz weit weg von mir ist und wir uns nicht mehr küssen können. Er sieht mich auch nicht mehr an, sondern guckt dahin, wo er in mich hineinstößt. Das geht eine Weile so, dann kneift er die Augen zusammen und legt den Kopf in den Nacken, so dass der Mond ihm direkt ins Gesicht scheint. Sein Gesicht sieht ganz nackt aus in diesem Moment. Dann lässt er sich schlaff auf mich sinken.
Er liegt auf meiner Brust und atmet viel. Als ich seinen Rücken anfasse, ist der ganz nass. Ich bin erleichtert, dass ich offenbar nicht unter Hausflur-Syndrom leide.
Chucky greift nach unten und zieht sich aus mir heraus. Er macht einen Knoten in das Kondom und wirft es in eine Ecke, bevor ich genauer sehen kann, was außen dranklebt und drinnen rumschwimmt.
Dann legt er sich neben mich, seine Nase ganz nah an meiner. Jetzt riecht es wieder nach medizinischer Mundspülung. Ich sehe nasse Augen und fahle Mondhaut. Ich kann sein nacktes Gesicht nicht vergessen.
Chucky betrachtet mich, fährt mit den Fingerspitzen die Kontur meines Kiefers nach und lächelt. „Eigentlich heiße ich Philipp.“
„Chucky gefällt mir besser.“
Ich setze mich auf und wühle in dem Kleiderhaufen nach meiner Unterhose. Dann steige ich in meine Stiefel. Die Strumpfhose stopfe ich zusammengerollt in meine Jacke.
„Ich glaub, wir sollten mal wieder runter. Ich hab keinen Bock, dass die anderen ohne mich abhauen.“
„Du kannst auch mit zu mir kommen. Ich hab sturmfrei“, sagt Chucky. „Oder ich komm mit zu dir. Dann musst du nicht alleine fahren.“
„Das würde meine Mutter nicht erlauben“, lüge ich.
Chucky rafft seine Sachen zusammen.
Als ich die Treppe wieder hinunterklettere, fühle ich Chucky zwischen meinen Beinen und in meinem Nacken.
Wenn ich das am Montag in der großen Pause Ina erzähle, wird sie mich küssen und alle Details wissen wollen. „Das müssen wir feiern, mit einer Flasche Sekt", wird sie sagen und Chuckys Art voll süß finden.
„Soll ich uns Bier holen?“, fragt Chucky und lässt die Hosenträger auf die Schultern schnacken.
Ich nicke, ohne ihn anzusehen.
„Ja, ich geh raus, die anderen suchen.“

Die anderen stehen um eine Tonne, in der ein Lagerfeuer brennt. Sie grinsen, als sie mich mit nackten Beinen heranstapfen sehen.
Mira pfeift sogar ein bisschen. „Das hat ja lange gedauert. Hat wohl keinen hochgekriegt.“
„Doch, alles einwandfrei“, sage ich und schlage ein, als Sascha seine Hand zum High-Five hebt.
Kati testet, wie lange sie ihre Hand über eine Flamme halten kann. „Glückwunsch. Aber du darfst jetzt nicht immer in Oberhausen abhängen. Das erlaube ich nicht.“
„Warum sollte ich in Oberhausen abhängen?“
Kati zieht ihre Hand mit einem Zischen zurück und schüttelt sie kühl.
„Na, Chucky ist doch niedlich. Und guck, er bringt dir Bier. Was will man mehr.“
Chucky kommt tatsächlich mit zwei Flaschen um die Ecke.
„Das wäre doch nicht nötig gewesen“, sagt Sascha und schnappt ihm eine davon weg.
Chucky lacht und prostet ihm mit der verbleibenden Flasche zu. Neben Sascha und Jan sieht er ziemlich kurz aus und irgendwie glatt. Er reicht mir seine Flasche, doch als ich einen Schluck nehme, steigt er mir direkt wieder den Hals hoch. Ich reiche das Bier an Kati weiter. Chucky legt mir von hinten die Arme um die Taille und hinterlässt einen sehr feuchten Fleck an meinem Nacken.
„Meine Zunge tut übrigens sauweh“, flüstert er.
„Dann solltest du sie jetzt wahrscheinlich schonen“, sage ich und schüttele ihn ab. Da geht er mit Sascha neues Bier holen, verteilt es in der Runde und steht etwas verloren umher, den Blick stier ins Feuer gerichtet.
Jetzt wo wir so viel zu trinken haben, kommt auch der Krombacher zu uns rübergelatscht, um sich seinen Anteil abzuholen. Der Krombacher hat einen falbfarbenen Filziro und Zähne, die aussehen, als seien sie mit Schmelzkäse bestrichen. Das wäre an sich nicht so schlimm, wenn er einem nicht immer so auf die Pelle rücken und fragen würde, ob man mitkommen will in sein besetztes Haus in Asseln. Er erzählt einen Schwank aus seiner Jugend: Hausräumung mit Molotowcocktails. Mira kontert mit einer ihrer Angebereien, eine wilde Geschichte von einer Nazikeilerei. Sie erzählt wie immer packend und ich bin auch ganz fasziniert, bis sie mich so anguckt, als warte sie auf etwas. Da wird mir klar, dass ich bei den Ereignissen, die sie da besingt, selbst anwesend war, und sie nun bestätigen soll. Der Tag, an dem man uns aus einer Nazikneipe ein halbes Schnitzel hinterherwarf und wir flitzen gingen, ist nun der Tag, an dem wir uns mit zehn schrankgroßen Faschos eine blutige Straßenschlacht lieferten.
Jan nickt eifrig und dichtet noch ein paar Miraheldentaten hinzu.
Kati hat natürlich keinen Bock auf die Mirashow feat. Jan und so beginnen wir unser eigenes Gespräch darüber, wie Männer aussähen und gehen müssten, wenn sie so dicke Eier wie Rattenmännchen hätten.
Mittlerweile ist aber wieder der Krombacher dran und der kann es nicht leiden, wenn man seinen Geschichten aus der Zeit, als man sich den Iro noch mit Pflanzendünger färbte und mit Zuckerwasser stellte, nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenkt.
„Habt ihr eigentlich schon mal Hunger gehabt?“, brüllt er uns plötzlich an.
„Ich habe seit einem Jahr Hunger, Krombacher“, sage ich.
Da schimpft er „Euch geht’s doch allen zu gut“, und zieht von dannen.
Mira macht keinen Spruch und auch sonst sagt keiner was. Nur Chucky sieht mich an und hebt eine Augenbraue. Er sieht aus, als würde er gleich Händchen halten wollen.
"Wenn wir die letzte Bahn noch erwischen wollen, müssten wir jetzt mal lositzen", sagt Mira und ich bin erleichtert. So viel hilft es allerdings auch wieder nicht, denn Chucky will unbedingt noch mit zum Bahnhof kommen. Also stürme ich mit Kati vorneweg – wir wollen den Zug ja nicht verpassen – und Chucky muss sich auf dem Weg mit Mira unterhalten. Soll sie ihn doch mit ihrer Heldendichtung beeindrucken. Mir ist das egal.
Als wir die Unterführung zum Bahnhof erreichen, wird mir schwindelig vor Anstrengung und so kotze ich meinen gutzerkauten Wochenenddöner auf die Fliesen. Meine Kotze glitzert im Halogenlicht und verläuft langsam bergab.
„Du hast ein Hakenkreuz gekotzt“, sagt Sascha und zeichnet die Form in der Luft nach.
„Sorry, muss sowas wie ein Atavismus sein.“
Dann diskutiere ich mit Sascha, was meine Kotze über die politische Ausrichtung meiner Großeltern aussagt. Er zeichnet ein Kreuzungsschema an die Wand der Unterführung und schreibt nach meinen Angaben Gertrud, Heinrich, Ilse und Ludwig in die erste Reihe.
„Das kannst du aber nicht aus einem einzigen Phänotyp ableiten. Du weißt ja nicht mal, ob das dominant oder intermediär läuft. Es könnte ja auch Polygenie sein“, sage ich und lehne mich zur Sicherheit an die Wand.
„Du bist echt bescheuert“, sagt Chucky, „aber ich find dich süß, also ruf mich an.“ Damit steckt er mir einen Zettel in die Brusttasche und verschwindet in der Dunkelheit. Alle machen Winkewinke und ich rufe ihm hinterher: „Was bist du eigentlich für ein Skinhead? Du bist ein verdammter Hippie! Lass dir mal die Haare wachsen!“

 

Salü feirefiz

was ist denn das für 'ne Hippiekacke. Erst lese ich die Geschichte an, dann komme ich wieder und sie ist viel länger, ok drucke ich sie mir aus, damit ich mir übers Wochenende Bemerkungen machen kann und nun ist das Ding wieder ohne die 16.
:D

Ich hab's echt genossen, deine Figuren sind so authentisch - soweit ich als Endvierziger das beurteilen kann - und dann dein Erzählstil, es gibt so schöne Formulierungen:

Ina und ich vibrieren eine Weile schweigend über dem Busmotor
So waren wir morgens fit genug, uns alle umsonstenen Museen anzugucken
Wenn ich den Wochenenddöner in den frühen Morgenstunden wieder auskotze, möchte ich nicht an unzerkautem Pressfleisch ersticken.

und hier mein Liebling:
Der Beton unter meinen Füßen fühlt sich weich an, als sei er nur die Cellophanhaut der Unterwasserwelt – wie das Meer der Augsburger Puppenkiste.
Passt wie Nutella auf dick mit Butter bestrichen Weissbrot!

Kleinkram:

Von nun an lasse [ich] mich jeden Tag von Michael und seinen Freunden ...
ein paar Mercedesse
Sagt man das so? In der Mehrzahl bleibts eigentlich bei vielen Mercedes.
Ich weiß natürlich, wie es ist, jemanden mit Piercing zu küssen. So avantgarde ist Chucky ja nun nicht.
Das fand ich erklärend, nur für den Leser geschrieben. Würde ich streichen, kann ich mir schon denken.

Zum Schluss: Ich finde das total spannend, wie du erst den Krombacher Teil als zentral bewertest und nachdem das Fleisch schön abgehangen, zack, mit einem Streich (wieder) abgehauen hast. Aber das zeigt auch die Entwicklung, die man mit so einem Text durchmacht. Was man im ersten Moment toll findet, verblasst mit zunehmendem altern, um dann völlig über die Klippe zu rutschen.

Ach, ich laber rum. Es hat einfach Spass gemacht, Stella (deren Name ja nun wieder Geschichte ist) bei ihrer Wandlung vom nacheifernden Girlie-Ideal zum selbstbewussten Punk zu begleiten, ihren verkorksten Sex, der entgegen aller Klischees nicht schmerzerfüllt, hingegen unbarmherzig ernüchternd abläuft, und wenn ich nochmal fünfzehn wär und das hier mit Spannung verschlungen hätte, "die Geschichte der Menstruation ist eine Geschichte voller Missverständnisse", bekäme mein junges Weltbild ganz schön Schlagseite.

Danke feirefiz,
sehr[,] sehr gern gelesen. ;)
Gruss dot

 

Mies,

liebe menstruierende fiz,

ich habe mir Notizen gemacht, und um mich zu orientieren, habe ich dieses Mal nicht die Absätze genommen, sondern die Einteilung mit 14 und 15, die ja jetzt weg sind. Der Fachbegriff „menstruieren“ erzeugt eine wahnsinnige Wirkung am Anfang, weil es auch sprachlich ein Fremdwort ist, wie es auch für die Mädchen ein Fremdphänomen ist. Mein weiß ja nicht mehr, ob die dann die dann 14 oder 15 sind, oder 12. Ich glaube, bei dir ist sie 14 gewesen. Es ist ja, denke ich, nicht so, dass sich ein Mädchen total verändert nach der Menarche, also freilich verändert sich alles, aber nicht so urplötzlich, so punktgenau. Für deine Ich-Erzählerin hat dieses Ereignis ganz besondere Bedeutung und sie nimmt es sich irgendwie zum Anlass, sich zu verändern, obwohl sie es ja nicht ganz schafft, so wie es niemand schafft, sich ganz zu verändern, aber es ist eine Entwicklung, eine teilweise bewusste auch.

Ein paar Anmerkungen:

um ein bisschen hineinzudrücken und zu fühlen, wie warm die Haut ist und wie sie zurückspringt.
Da sind echt verdammt viele Formulierungen zum Loben drin!

„Nun hör doch endlich mit dem Gefrickel auf. Das mach einen ja wahnsinnig“
macht

Ina und ich waren immer auf der Idealistenseite (bzw. für Elberfeld) und die Ötze haben die Pragmaten gegeben, bis wir vor Wut brüllten und sie lachten.
Ötzen

Am fairsten wäre es eigentlich, wenn es eine Wand gäbe, mit Löchern drin. Da können sich die Mädchen auf die eine Seite legen und die Jungs ihre Pimmel von der anderen Seite reinstecken. Da würde sich alles gerecht verteilen, nicht der Jens und der Tobias auf die Ina und der Michael auf die Nicole und der Adrian auf mich. Und im Grunde wäre es dann auch egal, weil man ja eh niemanden sehen und sprechen müsste. Das wäre praktisch.
Die Definition von Glory Hole. Hier aber nicht im pornographischen, sondern im pragmatischen Sinne. Echt interessant, was du da mit ihren Gedanken machst. Einfach wegen der gerechteren Verteilung. Nicht nur wegen der Anonymität. Hier hätte ich mir vielleicht Inas Gegenstimme gewünscht.

Mein Vater ist da anders, der weiß Bescheid. Als er mich letztens zum Wochenende abgeholt hat, hat er so auf meine Oberschenkel geguckt, die ich leichtsinnigerweise nicht hochgestellt hatte, und gefragt: „Fühlst du dich so eigentlich wohl?“
„Ja“, hab ich gelogen und mir ist ganz heiß geworden dabei.
„Aber den Jungs gefällt das glaube ich nicht so, oder?“
Das fand ich herrlich. Die Vorstellung, wie ein Vater so etwas zu seiner Tochter sagt, den offensichtlichsten Makel anspricht, eigentlich feinfühlig, aber im Grunde bloß patzig.

Auf der Gesamtschule gibt es weder Nazis, noch Punks und auch nur wenige Ausländer.
Das Komma braucht es hier, so glaube ich, nicht.

Abends im Bett kann ich nicht schlafen, weil ich vor Glück glühe.
Richtig gut!

Das liegt aber weder an Haut, noch an plus oder minus Babyspeck, sondern an meinen Haaren.
Ich dachte, man braucht bei „weder noch“ kein Komma.

Englisches Brot ist perfekt. Wenn man die Rinde abgerissen und den Tauben vorgeworfen hat, kann man es zu einem faltenlosen Teigball verdichten. Der wird zwischen Daumen und Zeigefingern zu einem exakten Würfel geknetet, von dem man dann kleine Teigfetzen abrupft, die man wiederum zu Kügelchen rollt. Diese Kügelchen lösen sich unter der Zunge langsam auf und machen die Zähne klebrig. Man kann auch ganz anders anfangen, und die Scheibe zu einem elastischen Lappen pressen, den man wie eine Biskuittorte aufrollt, um kleine Schnecken davon abzubeißen. In jedem Fall liefert eine Scheibe Brot mindestens zwanzig Minuten Unterhaltung.
Das ist urtypisch für fiz’sche Unterhaltungskunst! Einwandfrei dargestellt, mir kleben sogar ein bisschen die Zähne nach den Zeilen.

Ich habe auch neue Lieblingsknochen. Das sind die Schlüsselbeine.
!

Mira zeigt auf meinen neuen Tartan-Minirock. „Wenn ich so kurze Beine hätte wie du, würde ich sie nicht noch so betonen.“
Das ist Anarchie!

„Setzt dich da drüben hin! Ich will nicht in der Nähe sein, wenn das Ding hochgeht.“
Setz dich?
Oder Setzt euch?

Sascha wohnt jetzt bei einer Frau, die ein zweijähriges Kind und einen enormen Arsch hat.
„enormen Arsch“ – das gefällt mir nicht. Findest du das treffend?

Ich spanne meine Beckenbodenmuskeln an. Ich habe zwar kein Kind geboren, aber wer weiß, vielleicht bin ich trotzdem Hausflur, genetisch gesehen. Wenn man innen so vermurkst wäre, könnte man wohl nicht viel dran machen.
Auch gut! Vorschlag: Beckenbodenmuskulatur statt Beckenbodenmuskeln.

„Vielleicht liegt’s auch daran, dass die Salami nur ne BiFi ist“, sagt Mira.
Sehr geschickt gekontert!

Der letzte und kleinste in diesem Gänsemarsch zischt leise: „Zecken!“
„Wirtstiere!“, ruft Sascha zurück.
Das grenzt schon an Beleidigungsfechten!

Das ist natürlich sehr exklusiv und macht Chucky noch ein bisschen schöner, als er als schönster Mann der Welt in meinen Armen ohnehin schon ist.
Der einzige Satz, bei dem ich wegen der Satzstellung gestolpert bin.

Wir dürfen hinter der Bar hergehen und uns durch eine niedrige Tür ducken.
Verstehe ich nicht. Wird hier „Bar“ personalisiert, im Sinne „sie folgen der Bar?“???

Chucky nimmt meine Hand und zieht mich Richtung Mondlicht.
Auch sehr geschickt gelöst. Hier wird „Mondlicht“ synonym zu „Sofa“ verwendet, so klingt das Tierische fast romantisch.

Mein Körper scheint sich allerdings besser auszukennen als ich und reagiert darauf sofort mit Hitze und Nässe. Ich bin ganz überrascht, dass ich so gut funktioniere.
Irgendwie finde ich ihr Selbstbild traurig. Sie menstruiert und das ist irgendwie eine Lizenz für sie, eine Erlaubnis, ein Etikett – ein rotes Siegl auf einer Binde. Sie hat Angst, dass ihre Vagina nicht zu eng ist, Hausflur-Syndrom nennt sie das, über das Transsudat, das sie bei Erregung sezerniert, freut sie sich, weil sie funktioniert. Gewiss macht man sich darüber Gedanken und das ist auch bei dem anderen Geschlecht so, aber sie begreift sich als eine Art Maschine, selbst ihre Handlungen funktionieren nach einem „Ursache-Wirkungs-Prinzip“, wie sie Männer dazu bringt, sie zu küssen, beispielsweise, das ist ein erlernter Automatismus.

Ich klammere mich an seinen Schultern fest und beobachte, wie sein weißer Arsch hoch und runter geht. Ich stelle mir vor, wie wir von oben aussehen und denke die ganze Zeit: „Jetzt habe ich also Sex“.
Schon beim ersten Satz ist sie nicht dabei, sondern über sich. Sie schwebt über den Dingen und verpasst eigentlich alles, das Leben zieht an ihr vorbei.

Er macht einen Knoten in das Kondom und wirft es in eine Ecke, bevor ich genauer sehen kann, was außen dranklebt und drinnen rumschwimmt.
Bildstark!

Ich mochte die Geschichte, deine bildliche Sprache, auch die Wörter, die so selten benutzt werden von anderen, dabei so lustig und interessant klingen, die vielen feinen Beobachtungen, die du stets witzig und ironisch rüberbringst, aber nie die Ernsthaftigkeit dabei verlierst, das alles macht deine Erzählung sehr lesenswert. Es sind entscheidende Schritte in der Entwicklung eines Mädchens, einer Frau, die du hier beschreibst, aber irgendwie ging mir die Entwicklung manchmal zu schnell, manchmal zu langsam, sie ist auch ein wenig verwirrt deine Ich-Erzählerin und es kommt mir vor, dass sie das alles spielt, sie ist eigentlich gar nicht, sie selbst, die Entscheidung „Ich bin jetzt Punk“, das ist schon etwas unheimlich, ist so etwas doch ein Prozess und keine Entscheidung, sie ist ein Punk, bevor sie einer wird, das ist ein bisschen komisch, aber schon okay. Sie spielt das alles, und glaubt, es nicht zu tun, aber sie fühlt sich nie richtig wohl, das ist auch eine ganz unangenehme Geschichte, wenn man sie aus den Augen der Protagonisten betrachtet. Erst am Ende ist sie so, wie sie eigentlich ist, und sie ist ein bisschen überrascht, dass das keinen stört. Hippiekacke. Alles Hippiekacke, es ist so eine Sinnsuche, eigentlich eine Schlacht der Belanglosigkeiten, aber ich hätte noch weitergelesen, was sie aus sich macht, und warum, und vor allem wie. Schlacht der Belanglosigkeiten muss ich vielleicht noch einmal erklären, weil das so abwerten klingt: Es sind verdammt wichtige Sachen, um die es in dem Text geht, aber sie hakt die nur so ab, „Erstes Mal Binde vollbluten“ – Check, „Erstes Mal Zungenkuss mit einem, der einen Piercing hat“ – Check, „Erstes Mal Sex“ – Check, das ist wie eine Liste, die sie abarbeitet, aber sie lebt ihr Leben nicht, sie betrachtete es nur – nicht besonders glücklich.

Mich hat bloß ein wenig der Übergang gestört, diese Mehrgliedrigkeit deiner Geschichte hätte ja auch erlaubt, eine noch größere Geschichte daraus zu machen und so war mir das fast zu episodenhaft, aber das nur als kleines Kritikpünktchen – den Hippies wegen.

Beste Grüße
markus.

 
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Hey feirefiz,

Mann, endlich komme ich mal dazu, deine Geschichte zu kommentieren. Vorweg: Ich fand die erste Fassung, die du hier hereingestellt hast, auch nicht übel. Gut, da fehlten vielleicht bisschen Ecken und Kanten, aber ich habe sie trotzdem mit einem Grinsen im Gesicht gelesen. Alleine diese Jugendpunkszene - da hast du ein Stein im Brett bei mir. Auch bei dieser Story jetzt wieder. Habe in meiner Jugend (gut, so alt bin ich jetzt auch nicht, aber diese ich-bin-15-Jugend) auch viel Zeit in solchen Klubs und Bahnhofsdingern und solchen Konzerten verbracht, das hat schon viele Erinnerungen an solche Abende wachgerüttelt. Und solche irren Mädels wie deine Prot. gibt es wirklich, ich nahm der ihre Rolle ab. ;)

Zu dieser Story:
Habe die vorherigen Kommentare jetzt erstmal nicht gelesen, bekommst also eine frische Lesermeinung. Wobei - so frisch ist die auch nicht mehr, habe das das erste Mal gelesen, als du es hereingestellt hattest.
Aber: Die Stroy ist auf jeden Fall besser geworden. Du hast ein paar Szenen aus der alten Geschichte übernommen und gekürzt, z.B. auch die Zugfahrt und so, hast noch ziemlich viel und auch anderes drum herum gestrickt; finde ich gut.
Jo, im Allgemeinen hat es mir echt Bock gemacht zu lesen - das ist natürlich auch deinem Schreibstil zu verdanken, der ist ziemlich locker, witzig, manchmal auch giftig - aber der liest sich einfach so von der Hand weg. Passt natürlich auch zu so einem Jugenderlebnis, dass das lässig und lustig erzählt wird.
Was ich ein bisschen schade fand, ist, dass man die zwei Figuren aus dem ersten Teil der Story (Jens und Adrian) gar nicht mehr gesehen hat - klar, das solle eine Hinführung zur eigentlichen Story sein, ein deswegen-bin-ich-so-geworden-und-habe-meine-scheißdrauf-Einstellung - aber die Zwei fand ich echt witzig ... insgesamt ist das ja echt eine längere Hinführung auf deswegen-bin-ich-Punk, keine Ahnung was ich gerade davon halten soll - beim ersten Lesen fand ich das bisschen zu lange, aber mittlerweile fand ich das ganz amüsant zu lesen, mhm. Vielleicht solltest du dir darüber nochmal Gedanken machen, diese Anfangs- /Hinführungsszene etwas zu verdichten und zu verkürzen, die kam mir halt so wie eine Story in der Story vor ... oder du machst natürliche ein eigene Geschichte aus diesen Figuren. Weiß auch nicht, ist dein Ding. Ich kann mir eben vorstellen, dass die Geschichte dichter und längenloser (gibt's das Wort?) wäre, wenn du dich bloß auf dieses Konzert konzentrieren würdest, die anderen Dinger, die du erzählen willst (sprich: warum bin ich so geworden, wie habe ich die Punks kennengelernt) nur kurz bzw. kürzer anreißt; ist aber nur meine persönliche Meinung. Wie schon gesagt habe ich mir die anderen Kommentare jetzt nicht groß angesehen, keine Ahnung wie die das finden.
Der Höhepunkt ist dann natürlich die Entjungferungsszene: Da hat sich alles irgendwie hinentwickelt, es geht ja hier viel um Ästhetik, Schönheit, weil man auch mal einen Typen abbekommen will; und der Sex ist dann natürlich das Highlight, storytechnisch zumindest, sie hat sich ja zu diesem Punkding hingezogen gefühlt, weil sie sich im Umgang mit normalen zu hässlich fand; insofern passt das schon, auch mit den Hinführungsteilen. Wie gesagt, ich weiß gerade nicht, was ich von dem Anfangs-/ Hinführungsding halten soll, ob ich finde, dass es zu ausführlich ist, oder nicht ... aber vielleicht gibt das dir ja einen Gedankenanstoß, oder so.


Noch bisschen Zeug, was mir aufgefallen ist:

Sie spannt sich natürlich auch um die Brüste, mag sein, dass die Verwechslung da herkommt,
heißt es nicht dass die Verwechslung daher kommt? Kein Plan, ohne Gewähr.

Alles riecht nach Chlor und Ina bürstet ihre Haare jetzt schon seit zehn Minuten.
vor lauter Brüsten im vorigen Abschnitt musste ich da echt dreimal drüberlesen, bis ich das Wort bürstet entziffern konnte :D

„Nun hör doch endlich mit dem Gefrickel auf. Das macht einen ja wahnsinnig“, sage ich.
Gefrickel, keine Ahnung was das ist, kennt man bei uns zumindest nicht

Adrian machte: „hm“, „weiß nicht“, „hm“, „weiß nicht“, „nix“, „weiß nicht“, „nee“, „Kartoffeln“.
das fand ich ziemlich witzig, vorallem mit den Kartoffeln zum Schluss

Jens/Tobias wird ihr Rosenblätter aufs Bett streuen und Teelichte in Herzform drumherum stellen,
Teelichter

„Geil, Waffel“, sagt er
sagt er.

Das reicht allerdings immer noch nicht, um meinen Wochenenddöner zu mümmeln.
okay, das ist das zweite Wort, das ich nicht kenne: mümmeln. Sagt mir jetzt irgendwie nichts, obwohl es eigentlich nicht schlecht wäre zu wissen, wie die Prot. jetzt mit dem Essen umgeht.

Kurz bevor der nächste Zug eintrifft, kommt Mira entspannt herangeschwoft.
geschwoft sagt mir auch nichts

Jan hat den Kasi mitgebracht und der spielt: Komma lecker, komma lecker, komma lecker unten bei mich bei. Pack mich da an, wo es stinkt, dann kauf ich Pommes für uns zwei.
haha, Mann, muss echt gerade lachen, Eisenpimmel, oder? Nicht schlecht.

Als die Tür hinter uns ins Schloss fällt, hört sich die untere Etage wie unter Wasser an.
dieses untere ... unter hat sich irgendwie nicht schön gelesen, fand ich, vielleicht findest du da etwas Besseres.

„Jetzt habe ich also Sex“.
da ist dir der Punkt rausgerutscht.


Fazit: Das hört sich jetzt vielleicht nach gemecker an, ist aber gar nicht so gemeint; ich habe das Ding echt gerne gelesen, war amüsant dieses Teenie-Mädels-Ding von wegen oh Gott wie sehe ich aus, ich habe überall Macken zu lesen: Und da kannst du dir bisschen was drauf einbilden, weil ich normal überhaupt nicht auf so Zeug stehe, aber der witzige Stil hat das eben schmackhaft gemacht und irgendwie auch getragen, finde ich.
Jo, das mit der Hinführungs-/ Londonstory kannst du dir ja mal durch den Kopf gehen lassen, kein Plan, vielleicht gefällt das auch vielen, dass das ausführlich beschrieben wird; wie gesagt, es war jetzt kein No-Go, kein scheiße hat mich das genervt! oder so, ich könnte mir nur eben vorstellen, dass es vielen Lesern gar nicht auffällt, wenn du da verdichtest.
Hoffe mal, ich habe nicht allzuviel schon Geschriebenes wiederholt, und du kannst was mit meinem Feedback anfangen.

Grüße!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey dot,

was ist denn das für 'ne Hippiekacke. Erst lese ich die Geschichte an, dann komme ich wieder und sie ist viel länger, ok drucke ich sie mir aus, damit ich mir übers Wochenende Bemerkungen machen kann und nun ist das Ding wieder ohne die 16.
Das ist doch keine Hippiekacke sondern pure Anarchie (= voll punkrock). Ja nee, das war son bisschen meine Befürchtung, dass grundsätzliche Veränderungen ganz grundsätzliche Verwirrung auslösen könnte.

Ich hab's echt genossen, deine Figuren sind so authentisch - soweit ich als Endvierziger das beurteilen kann
Das freut, egal wie alt der Leser ist! Authentizität ist auch immer echt schwer, für mich zumindest. Weil Jugendliche ja nun echt nicht alle gleich sind und was dem einen glaubwürdig scheint, wirkt dem anderen aufgesetzt.

Passt wie Nutella auf dick mit Butter bestrichen Weissbrot!
Yeah! Ich mag das auch, auch wenn ich mich damit ein bisschen selbst plagiiere, weil ich schon mal einen Boden aus straff gespannter Ballonseide hatte. Aber hier ist für mich so der Moment, wo sie sich auch mal ein bisschen Romantik erlaubt, besoffene Romantik zwar, aber immerhin.

Sagt man das so? In der Mehrzahl bleibts eigentlich bei vielen Mercedes.
Ja, eigentlich schon, aber praktisch sag ich meist "Mercedesse". Mein Zugeständnis an flapsigen Jugendstil.

Das fand ich erklärend, nur für den Leser geschrieben. Würde ich streichen, kann ich mir schon denken.
Jo, das muss da nicht unbedingt stehen. Aber ich dachte, in dem Moment holt sie ihn sich so ein bisschen vom Sockel. Ich denk drüber nach.

Zum Schluss: Ich finde das total spannend, wie du erst den Krombacher Teil als zentral bewertest und nachdem das Fleisch schön abgehangen, zack, mit einem Streich (wieder) abgehauen hast. Aber das zeigt auch die Entwicklung, die man mit so einem Text durchmacht. Was man im ersten Moment toll findet, verblasst mit zunehmendem altern, um dann völlig über die Klippe zu rutschen.
Genau! Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Ich hab allerdings ein paar Stellen, die mir wichtig waren, die dichtende Mira und auch den Krombacher in den zweiten Teil implantiert. Der Rest ließ sich abschneiden, nicht weil ich denke, dass die nicht verbunden sind, aber man kann sich ja aussuchen, wie lange man einer Entwicklung folgen will. Ich hätte ja theoretisch weiterschreiben können, bis Stella in Rente geht und das hätte immer noch zusammengehangen. Aber ich hab halt eingesehen, dass man das alles nicht so gut in ne Kurzgeschichte kriegt.

Es hat einfach Spass gemacht, Stella (deren Name ja nun wieder Geschichte ist) bei ihrer Wandlung vom nacheifernden Girlie-Ideal zum selbstbewussten Punk zu begleiten, ihren verkorksten Sex, der entgegen aller Klischees nicht schmerzerfüllt, hingegen unbarmherzig ernüchternd abläuft, und wenn ich nochmal fünfzehn wär und das hier mit Spannung verschlungen hätte, "die Geschichte der Menstruation ist eine Geschichte voller Missverständnisse", bekäme mein junges Weltbild ganz schön Schlagseite.
Danke! :D Manchmal glaub ich auch, dass undramatischer Sex viel dramatischer sein kann als dramatisch schlechter Sex.

Danke für Deinen Kommentar und für's Gernelesen und Bockssprünge mitmachen.

Hallo Markus,

liebe menstruierende fiz
ok, das hab ich mir wahrscheinlich verdient, mit all dem Menstruations-Geschwätz, aber gewöhn Dir lieber nicht an, Frauen so anzusprechen. :D Zum Text, der dem Leser unterm Arsch weggezogen wird - schieb's einfach auf Hormonschwankungen.

Der Fachbegriff „menstruieren“ erzeugt eine wahnsinnige Wirkung am Anfang, weil es auch sprachlich ein Fremdwort ist, wie es auch für die Mädchen ein Fremdphänomen ist. Mein weiß ja nicht mehr, ob die dann die dann 14 oder 15 sind, oder 12. Ich glaube, bei dir ist sie 14 gewesen. Es ist ja, denke ich, nicht so, dass sich ein Mädchen total verändert nach der Menarche, also freilich verändert sich alles, aber nicht so urplötzlich, so punktgenau.
Ja, ich mochte diesen medizinisch-sachlichen Klang. So geht sie ja auch mit ihrem Körper um, sieht den sehr funktional-biologisch (Deshalb ist sie auch später so ein Bio-Freak) Spätestens als sie merkt, dass mit der Menstruation auch nichts Magisches passiert, wie sie sich das erhofft hätte.

Für deine Ich-Erzählerin hat dieses Ereignis ganz besondere Bedeutung und sie nimmt es sich irgendwie zum Anlass, sich zu verändern, obwohl sie es ja nicht ganz schafft, so wie es niemand schafft, sich ganz zu verändern, aber es ist eine Entwicklung, eine teilweise bewusste auch.
Ich hab mir das schon als etwas später vorgestellt. Sie erduldet ja erstmal eine Weile die neue Scheiß-Zeit neben der glänzenden Ina bevor sie die Schnauze voll hat. Aber wenn der Entschluss dann einmal gefasst ist, geht sie sehr zielstrebig, fast schon mechanisch vor.

Ötzen
Du korrigierst mir meine Insider? Nein, es heißt "ein Ötz" "zwei Ötze". Sorry.

Die Definition von Glory Hole. Hier aber nicht im pornographischen, sondern im pragmatischen Sinne. Echt interessant, was du da mit ihren Gedanken machst. Einfach wegen der gerechteren Verteilung. Nicht nur wegen der Anonymität. Hier hätte ich mir vielleicht Inas Gegenstimme gewünscht.
Ja, es ist ein glory hole ganz anders gedacht. Inas Gegenstimme wäre gut, aber dafür müsste die Erzählerin ja vor ihr zugeben, dass sie sowas denkt und ihre Eifersucht im selben Zug voll entblößen. Das würde sie glaub ich nicht tun. Aber ich hab das jetzt so gemacht, dass zumindest ein Gegenkonzept integriert ist. Unromantischer Sex mit Michael - romantischer Sex mit Jens/Tobias - und pragmatischer Sex mit Löcherwand. Und den romantischen Sex nennt sie hier schon Kitsch, wie der Fuchs, der die zu hohen Traueben einfach als sauer erklärt. Dann macht das auch ne Verbindung zur späteren Hippiekacke.

Das ist Anarchie!
Das ist Mira-Monarchie. Die herrscht knallhart mit der Waffe des Körpers. Aber die Geknechteten schlagen mit den gleichen Waffen zurück.

Auch gut! Vorschlag: Beckenbodenmuskulatur statt Beckenbodenmuskeln.
Ja, das passt besser.

Verstehe ich nicht. Wird hier „Bar“ personalisiert, im Sinne „sie folgen der Bar?“???
Da war Fliege auch schon verwirrt. Ich meine die gehen hinter die Bar. Werd ich klarer machen.

Irgendwie finde ich ihr Selbstbild traurig. Sie menstruiert und das ist irgendwie eine Lizenz für sie, eine Erlaubnis, ein Etikett – ein rotes Siegl auf einer Binde. Sie hat Angst, dass ihre Vagina nicht zu eng ist, Hausflur-Syndrom nennt sie das, über das Transsudat, das sie bei Erregung sezerniert, freut sie sich, weil sie funktioniert. Gewiss macht man sich darüber Gedanken und das ist auch bei dem anderen Geschlecht so, aber sie begreift sich als eine Art Maschine, selbst ihre Handlungen funktionieren nach einem „Ursache-Wirkungs-Prinzip“, wie sie Männer dazu bringt, sie zu küssen, beispielsweise, das ist ein erlernter Automatismus. [...] Schon beim ersten Satz ist sie nicht dabei, sondern über sich. Sie schwebt über den Dingen und verpasst eigentlich alles, das Leben zieht an ihr vorbei.
Genau so, wie Du das gelesen hast, war es gedacht. Richtige Kopfmenschen haben ja oft nicht son guten Draht zum Körper. Wenn der Körper dann auch noch unperfekt und störrisch ist und dem vermeindlichen Glück im Weg steht, gibt es Krieg. Essstörung ist ja auch irgendwie so ein Kontroll-Ding. Ein Machtkampf zwischen Kopf und Körper.

Es sind entscheidende Schritte in der Entwicklung eines Mädchens, einer Frau, die du hier beschreibst, aber irgendwie ging mir die Entwicklung manchmal zu schnell, manchmal zu langsam, sie ist auch ein wenig verwirrt deine Ich-Erzählerin und es kommt mir vor, dass sie das alles spielt, sie ist eigentlich gar nicht, sie selbst, die Entscheidung „Ich bin jetzt Punk“, das ist schon etwas unheimlich, ist so etwas doch ein Prozess und keine Entscheidung, sie ist ein Punk, bevor sie einer wird, das ist ein bisschen komisch, aber schon okay. Sie spielt das alles, und glaubt, es nicht zu tun, aber sie fühlt sich nie richtig wohl, das ist auch eine ganz unangenehme Geschichte, wenn man sie aus den Augen der Protagonisten betrachtet.
Ja, da geht vieles schnell und unorganisch in dieser Entwicklung, weil die halt mehr beschlossen wird, als dass sie wächst. Wie Du das auch sagst mit dem Abhaken. Sie ist ja auch ein ziemlicher Hau-Ruck-Mensch, der recht gnadenlos mit sich selbst ist. Die hat ja total viel Angst, Sascha anzusprechen, Sex zu haben - aber dann zwingt sie sich einfach dazu. Auch die glory hole Idee ist ja ziemlich brutal eigentlich.

Erst am Ende ist sie so, wie sie eigentlich ist, und sie ist ein bisschen überrascht, dass das keinen stört. Hippiekacke. Alles Hippiekacke, es ist so eine Sinnsuche, eigentlich eine Schlacht der Belanglosigkeiten, aber ich hätte noch weitergelesen, was sie aus sich macht, und warum, und vor allem wie.
Genau! Damit hat sie nicht gerechnet. "Hippiekacke" ist natürlich auch einfach ein Weg, das abzuwerten, was sie glaubt, nicht haben zu können.
Und was die weitere Entwicklung angeht, da musst Du Dich jetzt bei den anderen beschweren, denen es zu viel war. Ihr macht mich noch ganz wirr!

Mich hat bloß ein wenig der Übergang gestört, diese Mehrgliedrigkeit deiner Geschichte hätte ja auch erlaubt, eine noch größere Geschichte daraus zu machen und so war mir das fast zu episodenhaft, aber das nur als kleines Kritikpünktchen – den Hippies wegen.
Da hatte ich echt Krieg mit, mit diesem Format. Voll kompliziert.

Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich hab das Gefühl, Du hast die Geschichte ziemlich so gelesen, wie sie gemeint war. Über die rausgepickten Highlight freu ich mich und bei den Detailkritiken guck ich nochmal.

Hallo zigga,

ich glaub da haben wir uns beim Kommentieren überschnitten.

Mann, endlich komme ich mal dazu, deine Geschichte zu kommentieren. Vorweg: Ich fand die erste Fassung, die du hier hereingestellt hast, auch nicht übel. Gut, da fehlten vielleicht bisschen Ecken und Kanten, aber ich habe sie trotzdem mit einem Grinsen im Gesicht gelesen. Alleine diese Jugendpunkszene - da hast du ein Stein im Brett bei mir. Auch bei dieser Story jetzt wieder. Habe in meiner Jugend (gut, so alt bin ich jetzt auch nicht, aber diese ich-bin-15-Jugend) auch viel Zeit in solchen Klubs und Bahnhofsdingern und solchen Konzerten verbracht, das hat schon viele Erinnerungen an solche Abende wachgerüttelt. Und solche irren Mädels wie deine Prot. gibt es wirklich, ich nahm der ihre Rolle ab.
Das hilft natürlich echt, wenn man da auch noch was persönliches mit verbinden kann. Und ja, an verrückten Mädchen herrscht kein Mangel dort. Aber auch nicht an gestörten Jungs. Ist halt schon auch son Misfits-Magnet, die Szene. Aber das meine ich im absolut besten Sinne. Wobei: Ich hab am Freitag einen Freund besucht, den ich seit 10 Jahren nicht gesehen hatte und der hat Videoaufnahmen von den Parties damals. Da ist mir klargeworden, dass das alles unmöglich in Worte zu fassen ist. Und ich frag mich auch, wo unsere Eltern eigentlich immer waren?

Aber: Die Stroy ist auf jeden Fall besser geworden. Du hast ein paar Szenen aus der alten Geschichte übernommen und gekürzt, z.B. auch die Zugfahrt und so, hast noch ziemlich viel und auch anderes drum herum gestrickt; finde ich gut.
Jo, im Allgemeinen hat es mir echt Bock gemacht zu lesen - das ist natürlich auch deinem Schreibstil zu verdanken, der ist ziemlich locker, witzig, manchmal auch giftig - aber der liest sich einfach so von der Hand weg. Passt natürlich auch zu so einem Jugenderlebnis, dass das lässig und lustig erzählt wird.
Das freut mich. Ich beneide ja auch oft Leute, die mit weniger Tamtam und ohne Witz schreiben können und es trotzdem spannend halten. Aber das muss ich noch üben.

Was ich ein bisschen schade fand, ist, dass man die zwei Figuren aus dem ersten Teil der Story (Jens und Adrian) gar nicht mehr gesehen hat - klar, das solle eine Hinführung zur eigentlichen Story sein, ein deswegen-bin-ich-so-geworden-und-habe-meine-scheißdrauf-Einstellung - aber die Zwei fand ich echt witzig ... insgesamt ist das ja echt eine längere Hinführung auf deswegen-bin-ich-Punk, keine Ahnung was ich gerade davon halten soll - beim ersten Lesen fand ich das bisschen zu lange, aber mittlerweile fand ich das ganz amüsant zu lesen, mhm. Vielleicht solltest du dir darüber nochmal Gedanken machen, diese Anfangs- /Hinführungsszene etwas zu verdichten und zu verkürzen, die kam mir halt so wie eine Story in der Story vor ... oder du machst natürliche ein eigene Geschichte aus diesen Figuren. Weiß auch nicht, ist dein Ding. Ich kann mir eben vorstellen, dass die Geschichte dichter und längenloser (gibt's das Wort?) wäre, wenn du dich bloß auf dieses Konzert konzentrieren würdest, die anderen Dinger, die du erzählen willst (sprich: warum bin ich so geworden, wie habe ich die Punks kennengelernt) nur kurz bzw. kürzer anreißt; ist aber nur meine persönliche Meinung. Wie schon gesagt habe ich mir die anderen Kommentare jetzt nicht groß angesehen, keine Ahnung wie die das finden.
Dieses Episodenhafte war ja bisher einer der Hauptkritikpunkte. Allerdings wollte noch keiner den Anfang gekürzt haben, eher ausgefaltet als verdichtet. Und für mich ist das jetzt erstmal die wichtige Grundlage um zu zeigen, warum Sex mit dem schönsten Mann der Welt trotzdem so schwierig ist. Aber so lange es beim Lesen nicht genervt hat, geht es ja eigentlich. Und Du hast es ja auch so gedeutet, wie es gemeint war.

heißt es nicht dass die Verwechslung daher kommt? Kein Plan, ohne Gewähr.
Da hab ich selbst bestimmt ne halbe Stunde drüber nachgedacht. Ich weiß es auch nicht. Muss ich vielleicht mal recherchieren.

vor lauter Brüsten im vorigen Abschnitt musste ich da echt dreimal drüberlesen, bis ich das Wort bürstet entziffern konnte
Die meisten haben auch "Jens' eleganter Körper" statt "Köpper" gelesen. Aber ich mag solche freudschen Verleser.

Gefrickel, keine Ahnung was das ist, kennt man bei uns zumindest nicht
Rumgefummel ist das

okay, das ist das zweite Wort, das ich nicht kenne: mümmeln. Sagt mir jetzt irgendwie nichts, obwohl es eigentlich nicht schlecht wäre zu wissen, wie die Prot. jetzt mit dem Essen umgeht.
Hasen und Kaninchen mümmeln. Deshalb heißen die ja auch "Mümmelmann". Es geht also um kleine, knabbernde Bisse.

haha, Mann, muss echt gerade lachen, Eisenpimmel, oder? Nicht schlecht.
Dass Du das noch kennst. Das war ja schon zu meiner Zeit nicht neu. Generationenüberspannender Klassiker. Ham wir letztens noch bei oben genannten Freund gehört und zu dritt ziemlich heftig gefeiert. Ich bin dann noch auf so ne fremde Parallelparty im Haus gegangen (Studenten der Düsseldorfer Kunstakademie, keine Möbel, nackte Betonwände und -boden, Elektromusik und strenge Menschen) und hab von da so ein Bürschchen mit hochgenommen. Der wollte immer Speedmetal spielen und hat sich beschwert, dass er das bei uns nicht durfte: "Nix Anarchie, das ist krasse Autokratie hier!" Da ham wir gesagt: "Ok, dann such du dir was aus. Aber es muss von Eisenpimmel oder den Kassierern sein!"
War ein guter Abend.

Das hört sich jetzt vielleicht nach gemecker an, ist aber gar nicht so gemeint; ich habe das Ding echt gerne gelesen, war amüsant dieses Teenie-Mädels-Ding von wegen oh Gott wie sehe ich aus, ich habe überall Macken zu lesen: Und da kannst du dir bisschen was drauf einbilden, weil ich normal überhaupt nicht auf so Zeug stehe, aber der witzige Stil hat das eben schmackhaft gemacht und irgendwie auch getragen, finde ich.
Das ist schön. Das ist nämlich eigentlich auch nicht mein Ding, solche Chick-Themen wie "mein Arsch ist zu dick". Ist aber trotzdem Realität für viele Mädchen und ich hoffe da den richtigen Ton zwischen Witz und Ernsthaftigkeit gefunden zu haben, um das ein bisschen frisch zu machen. Und ich glaub, junge Männer sind da ein gutes Publikum, an dem man sehen kann, ob das geklappt hat.

Danke auch Dir für Deinen Kommentar. Hab mich gefreut!

lg,
fiz

 

Hallo!

Sorry, ich hab jetzt nicht alle Kommentare gelesen, nur ein paar wenige überflogen und hoffe dass dadurch jetzt nichts doppelt gesagt wird oder so.

Mir hat die Geschichte gut gefallen. Sie lässt sich gut und flüssig lesen, ich bin nirgendwo gestolpert. Trotzdem kam sie mir recht unvollendet vor und wirft viele Fragen auf. Wo genau ist der Zusammenhang mit dem Anfang? Ich meine klar, man bekommt erklärt wieso dein Protagonist so ist wie er ist aber irgendwie hat mich dieser plötzliche Übergang verwirrt. Ich hätte mir ein wenig mehr die Gedanken und Gefühle des Protagonisten gewünscht. Wieso genau handelt er so wie er handelt; was ist seine Absicht dahinter? Wie ist die Beziehung zu Ina später? Hat er sich vollkommen von ihr abgegrenzt?
Das sind halt so Sachen die haben mich verwirrt. Ich dachte die ganze Zeit es kommt noch was.
Anderseits regt es auch zum Nachdenken an. Was ist eigentlich genau die Handlung der Geschichte? Ich konnte dem roten Faden der Geschichte recht gut folgen, dennoch ist mir der Sinn des Verlaufs noch nicht ganz klar. Vielleicht muss ich nur noch mal drüber nachdenken.

Ansonsten, wie gesagt, eine schöne Geschichte, viel Erfolg bei der Challenge :)

LG
Marley

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Marley,

erstmal danke, dass Du als Nicht-Teilnehmerin die Challenge so tatkräftig unterstützt!

Ich hätte mir ein wenig mehr die Gedanken und Gefühle des Protagonisten gewünscht. Wieso genau handelt er so wie er handelt; was ist seine Absicht dahinter?
Vielleicht lösen sich einige Fragen schon, wenn ich verrate, dass die Hauptperson ein Mädchen und kein "er" ist? ;)

Ja, zum Zusammenhang: Du hast recht, es soll zeigen, warum sie in der Situation mit Chucky so ist wie sie ist und warum sie Punk wird und warum das ihr Problem nicht löst. Ist natürlich schade, dass Dir der Zusammenhang im Einzelnen nicht so deutlich geworden ist, aber für meine Verhältnisse denkt und fühlt die Protagonistin gerade im ersten Teil schon ziemlich viel. Das wär jetzt sehr untypisch für mich, wenn ich sie expliziter überlegen ließe: "Hmm, Ina ist viel schöner als ich und die Jungs mögen mich nicht, weil ich eine Streberin bin. Was soll ich jetzt tun? Ich könnte mir die Haare abschneiden und damit die Vergleichbarkeit rausnehmen. Außerdem hab ich ja auch Angst, dass mich keiner liebhat. Da werd ich am besten Punk, weil ich meine Verletzlichkeit hinter Härte verstecken und die Nähe, die ich mir wünsche als Hippiekacke abkanzeln kann. Das wär auch ein hübscher Kontrast zu meinen guten Noten."
Ich muss zugeben, damit hab ich echt nen Tick. Ich will nicht, dass meine Figuren für die Leser denken und als Leser mag ich es auch nicht, wenn die Figuren anderer Autoren für mich denken.
Menschen handeln ja auch oft, ohne dass ihnen die Gründe dafür so klar sind. Das Mädchen hier ist sich bei aller Cleverness sicher nicht bewusst, warum genau sie reagiert wie sie reagiert. Deshalb kann sie das auch nicht deutlicher erklären, sondern nur so diffus spüren. So ist das doch voll oft im Leben, dass Menschen, man selbst eingeschlossen, irgendwie handeln und man sich die Gründe dahinter eigentlich nur zusammenreimen kann. Wobei, im Unterschied zum echten Leben, meine ich schon, dass im Text alle Teile des Puzzels vorhanden sind. Aber Puzzeln muss der Leser schon selbst, das stimmt.
Das seh ich jetzt noch nicht unbedingt als "unabgeschlossen" an. Was dann eher in diese Kategorie fällt, ist die Tatsache, dass das Ende so offen ist, dass das Problem ungelöst bleibt (nachdem die Mehrzahl der Leser den Ursprungstext zu lang fanden) und dass einige Figuren (Ina, Jens, Adrian, die Ötze) so zurückgelassen werden. Das scheint bei mehreren Lesern nicht so gut anzukommen. Kann ich auch verstehen. In der Ursprungsversion wurde wenigstens Ina noch mal aufgenommen. Vielleicht nehm ich sie wieder rein, wenn mir ne gute Stelle einfällt. Im Moment ist es in dem Sinne keine hübsch "runde" Geschichte, sondern eine, die ich mir eher wie so nen Pfeil nach vorne vorstelle.

Also ich kann den Leseeindruck schon nachvollziehen, freue mich aber umso mehr, dass es offenbbar trotzdem nett zu lesen war. :)

lg,
fiz

 

Hallo!

Klar, mach ich gerne. (Um ehrlich zu sein rede ich zu viel und hier kann ich mich dann wenigstens mal mehr oder weniger nützlich machen)

Vielleicht lösen sich einige Fragen schon, wenn ich verrate, dass die Hauptperson ein Mädchen und kein "er" ist?

Hm, da habe ich mich falsch ausgedrückt, das "er" kam von "der Protagonist", also ich war mir dessen bewusst dass es ein Mädchen ist. Artikel sind nicht so meins. ;)

Ich muss zugeben, damit hab ich echt nen Tick. Ich will nicht, dass meine Figuren für die Leser denken und als Leser mag ich es auch nicht, wenn die Figuren anderer Autoren für mich denken.

Naja, da hast du schon recht, ich bin bei mir immer selbst der Meinung, dass meine Figuren viel zu viel denken. Und wenn ich das schon meine, dann denken sie wirklich zu viel. Ist wahrscheinlich einfach Geschmackssache.

Das Mädchen hier ist sich bei aller Cleverness sicher nicht bewusst, warum genau sie reagiert wie sie reagiert

So habe ich das noch gar nicht gesehen, ja, das macht natürlich Sinn.

Aber Puzzeln muss der Leser schon selbst, das stimmt.

Das erklärt natürlich alles, ich kann mich nicht erinnern jemals ein Puzzle gepuzzelt zu haben. Wenn es mehr als 50 Teile in deiner Geschichte gibt, wird es kritisch ;D

In der Ursprungsversion wurde wenigstens Ina noch mal aufgenommen

Ja, ich glaube jetzt auch nicht dass die anderen Charaktere noch mal auftauchen müssen, über Jens, Adrian, die Ötze etc. erfährt man ja nicht soo viel, die Beziehung zu Ina ist da für mich persönlich interessanter.


Wie gesagt (hab ich das überhaupt schon gesagt?), es ist halt auch Geschmacks- und Ansichtssache. Deine Geschichte ist halt auch ziemlich frei und individuell interpretierbar. Hat auch was. Kommt eben drauf an was einem gefällt.

In diesem Sinne
LG
Marley

 

So, feirefiz, jetzt musste verdammt tapfer sein, denn jetzt kommt wirklich harter Stoff...

Ich bin absolut von den Socken, wollte dir das eigentlich auch schon viel eher schreiben, bin aber bisher aus zeitlichen Gründen nicht dazu gekommen. Deshalb jetzt umso deutlicher: Ich finde diese Geschichte großartig, sie wird von Mal zu Mal besser, wenn ich sie lese und ist ein Grund, warum ich auch fast die zweite Frist der Challenge hätte verstreichen lassen, weil zumindest ich das Ding hier eh nicht toppen kann. Um noch einen draufzusetzen: Für mich gehört "Hippiekacke" zu den fünf... nee... drei besten Geschichten, die ich bei KG.de gelesen habe. Hut ab.

Tja, was soll ich jetzt schreiben, im Prinzip könnte ich fast den ganzen Text kopieren, wenn ich meine Lieblingsstellen raussuchen müsste. Keine Sorge mache ich nicht, deshalb nur gefühlte um die 50 Best-Of Stellen, gemischt mit zwei, drei Sachen Textkram:

Seit Ina menstruiert, ist alles scheiße. Die Jungs sagen, es seien ihre Brüste, aber die haben keine Ahnung. Alle möglichen Mädchen haben alle möglichen Brüste, oft sogar schönere als Ina. Aber seit Ina menstruiert, hat sie diese Haut. Die ist golden und spannt sich ganz straff um ihren Körper. Sie spannt sich natürlich auch um die Brüste, mag sein, dass die Verwechslung da herkommt.
1. Großartiger Einstieg, ich war sofort gefesselt, was auch an dem für mich sehr exotischen Thema liegt, da ich bislang über die Regel nicht viel mehr wusste, als die Tatsache, dass die Geschichte der Menstruation ist eine Geschichte voller Mißverständnisse ist.
2. Bei allem Lob, es muss meines Erachtens nach "daher kommt" heißen, denn sonst hieße es "daherkommt", was eine andere Bedeutung hätte, aber ganz sicher heißt es nicht, "da herkommt". Aber vielleicht liege ich auch ganz falsch... ;-)
Seit ich menstruiere, habe ich auch eine Haut.
:D
Dabei konnte ich es kaum erwarten, endlich mit Ina zu menstruieren.
Okay, gemeinsame Toilettengänge waren mir bekannt, aber das hier...:D :D
Schräg gegenüber sitzt Jens, der auch eine Folge von Inas Haut, also ihrer Menstruation ist.
:D :D :D

„Lass ihn doch mal, Jens“, sagt Ina, die immer ein Herz für die Schwachen und Geknechteten hat. Das habe ich grundsätzlich auch, aber Adrian macht es einem schwer.
Schöner, fieser Einschub am Ende.


Ich hab mir sehr viel Mühe gegeben und Adrian tausend Fragen gestellt: „Warum zum Henker lässt du dich vom Jens immer hauen?“, „Findest du, die Amis sollten da jetzt Bomben draufschmeißen?“, „Was ist dein Lieblingsbuch?“, „Was hältst du vom Seifert?“, „Was hast du am Wochenende gemacht?“, „Magst du Katzen oder Hunde lieber?“, „Kennst du gute Witze?“, „Was ist dein Lieblingsessen?“
Adrian machte: „hm“, „weiß nicht“, „hm“, „weiß nicht“, „nix“, „weiß nicht“, „nee“, „Kartoffeln“.
Da hab ich mich auf den Bauch gedreht und mein Buch aufgeschlagen.
Sehr amüsant.

Blut versus Öl, Monarchie versus Kommunismus, Elberfeld versus Ronsdorf.
Blut, Kommunismus und… ähm… ich war noch nie in Wuppertal, musste aber mal ein Referat drüber halten :-D

Ich habe meine Füße auf meinen Rucksack gestellt, damit meine Oberschenkel nicht auf der Sitzfläche aufliegen und dick aussehen, wie Quark mit Heidelbeeren.
„Das ist doch nur Babyspeck. Das verwächst sich“, sagt meine Mutter, wenn ich wieder heulend und zeternd in irgendeiner Umkleidekabine stehe. Aber das ist Schwachsinn, denn der Speck ist nagelneu, der kam nämlich mit der Haut. Und wenn ich das sage, sagt meine Mutter „Das ist doch nicht das Wichtigste im Leben“, als wüsste sie nicht, dass ich viel zu gut in der Schule bin, um mir auch noch Fettheit erlauben zu können.
Mein Vater ist da anders, der weiß Bescheid. Als er mich letztens zum Wochenende abgeholt hat, hat er so auf meine Oberschenkel geguckt, die ich leichtsinnigerweise nicht hochgestellt hatte, und gefragt: „Fühlst du dich so eigentlich wohl?“
„Ja“, hab ich gelogen und mir ist ganz heiß geworden dabei.
„Aber den Jungs gefällt das glaube ich nicht so, oder?“
Zur Strafe, für mich und für ihn, hab ich an dem Tag die Gänsekeule nicht gegessen, die er extra für mich von der Oma geholt hatte.
Großartige Stelle, bei der ich beim Lesen gedacht habe, mehr geht aber nicht mehr und du setzt mit dem Vater noch mal echt einen drauf. Habe das Grinsen kaum mehr wegbekommen.

Das kann man ihm wenigstens zugute halten.
Ein Wort: zugutehalten

Am fairsten wäre es eigentlich, wenn es eine Wand gäbe, mit Löchern drin. Da können sich die Mädchen auf die eine Seite legen und die Jungs ihre Pimmel von der anderen Seite reinstecken. Da würde sich alles gerecht verteilen, nicht der Jens und der Tobias auf die Ina und der Michael auf die Nicole und der Adrian auf mich. Und im Grunde wäre es dann auch egal, weil man ja eh niemanden sehen und sprechen müsste. Das wäre praktisch.
Allein für Stellen wie diese, würde sich der Text lohnen...


Gleiches gilt für

In der Klasse haben wir eine Isländerin und eine Marokkanerin, die nichts darf.
und
In der Stadt werde ich zum ersten Mal als „Zecke“ beschimpft, leider nicht von einem Nazi, sondern von einem Türken. Der hat die roten Schnürsenkel offensichtlich nicht verstanden.
Einfach :rotfl:

Es dauert ein paar Monate, bis ich einen finde…
Eine der wenigen Stellen, an der ich ein bisschen was zu meckern habe. Ich finde hier den zeitlichen Sprung zu krass, keine Ahnung warum, vielleicht, weil du alles im Präsens erzählst und ich einfach das Gefühl habe, ich verpasse jede Menge guten Stoff. (Jammern auf hohem Niveau ;-))

Abends im Bett kann ich nicht schlafen, weil ich vor Glück glühe.
sehr schönes Ende für Teil eins
Ein Jahr später
Hier stört mich der Zeitsprung überhaupt nicht. Wahrscheinlich bin ich einfach blöd ;-)

Englisches Brot ist perfekt. Wenn man die Rinde abgerissen und den Tauben vorgeworfen hat, kann man es zu einem faltenlosen Teigball verdichten. Der wird zwischen Daumen und Zeigefingern zu einem exakten Würfel geknetet, von dem man dann kleine Teigfetzen abrupft, die man wiederum zu Kügelchen rollt. Diese Kügelchen lösen sich unter der Zunge langsam auf und machen die Zähne klebrig. Man kann auch ganz anders anfangen, und die Scheibe zu einem elastischen Lappen pressen, den man wie eine Biskuittorte aufrollt, um kleine Schnecken davon abzubeißen. In jedem Fall liefert eine Scheibe Brot mindestens zwanzig Minuten Unterhaltung.
Und wieder so ein geiler Einstieg. Ein bisschen Neid kommt auf.

So waren wir morgens fit genug, uns alle umsonstenen Museen anzugucken – für die mit den Folterausstellungen haben wir sogar extra bezahlt.
Genauso habe ich es damals auch gemacht.

Mira zeigt auf meinen neuen Tartan-Minirock. „Wenn ich so kurze Beine hätte wie du, würde ich sie nicht noch so betonen.“
Mira hat so kurze Beine wie ich und krumm sind sie noch dazu. Ich kenne jeden Makel an ihrem Körper: die schwarzen Haare auf den Unterarmen, die stummeligen Finger, den flachen Arsch, den schmutzigen Hals, die großen Zähne, die ihre untere Gesichtshälfte etwas nach Affenschnauze aussehen lassen und den schiebenden Gang, an dem man sie schon auf hundert Meter erkennt.
In der Londoner Jugendherberge haben Kati und ich eine Skizze von Mira angefertigt, auf der alles kartographiert ist.
:aua: großer Sport in wenigen Zeilen aufs Papier gebracht

Komma lecker, komma lecker, komma lecker unten bei mich bei. Pack mich da an, wo es stinkt, dann kauf ich Pommes für uns zwei.
Ach ja, die Poesie von Eisenpimmel


Sascha wohnt jetzt bei einer Frau, die ein zweijähriges Kind und einen enormen Arsch hat. Er wiegt nachdenklich den Kopf. „Na ja, ist halt n bisschen, wie ne Salami durch’n Hausflur werfen.“
Ich spanne meine Beckenbodenmuskulatur an. Ich habe zwar kein Kind geboren, aber wer weiß, vielleicht bin ich trotzdem Hausflur, genetisch gesehen. Wenn man innen so vermurkst wäre, könnte man wohl nicht viel dran machen.
Großartig, aber sind das wirklich Mädchen-Ängste. Ich sehe das alles jetzt mit ganz anderen Augen

„Verstehe“, sage ich und bin sauer. Jetzt ist der schönste Mann der Welt einmal so betrunken, dass ich mich nicht vor ihm fürchten muss, aber dafür hat er eine entzündete Zunge. Das Leben ist ungerecht!
Herrlich, du kannst es einfach.

Wir machen weiter rum, wie unten, aber jetzt wandern Chuckys Hände dabei überall auf meinem Körper herum. Unter mein T-Shirt und unter den BH, okay, das kenne ich, doch er zwängt sie auch unter den Bund der Strumpf- und der Unterhose, was neu ist. Mein Körper scheint sich allerdings besser auszukennen als ich und reagiert darauf sofort mit Hitze und Nässe. Ich bin ganz überrascht, dass ich so gut funktioniere.
Sehr souverän gelöst, wie ich finde.

Ich bin erleichtert, dass ich offenbar nicht unter Hausflur-Syndrom leide.
Das gönne ich deiner Prot von Herzen

„Du bist echt bescheuert“, sagt Chucky, „aber ich find dich süß, also ruf mich an.“ Damit steckt er mir einen Zettel in die Brusttasche und verschwindet in der Dunkelheit. Alle machen Winkewinke und ich rufe ihm hinterher: „Was bist du eigentlich für ein Skinhead? Du bist ein verdammter Hippie! Lass dir mal die Haare wachsen!“
Schönes (durchaus offenes) Ende

So, wie gesagt, ich bin geflasht.
Um auch mal was Kritisches zu schreiben: Ich finde den ersten Teil einen miniwinzigkleinen Tick besser als den Zweiten, vielleicht aber auch nur deshalb, weil ich die Personen daraus vermisse und es schade finde, dass die gar nicht mehr vorkommen. Ist durchaus konsequent und auch nicht unrealistisch in einem Jahr kann viel passieren, aber zumindest ein kurzer Gedanke an Ina und Co. stünde deiner Prot gut zu Gesicht.
Aber bevor du das irgendwo kurz einbaust, schreib doch lieber den Roman dazu.
Ich würde ihn kaufen.
LG, ein Fan ;-)

P.S.: Eine Empfehlung hierfür ist dir von meiner Seite aus sicher, ich warte allerdings noch den Ausgange der Challenge ab, nicht das es heißt, Wettbewerbsverzerrung und so...

P.P.S.: Meine Kontonummer lautet... ;-P

 
Zuletzt bearbeitet:

Ok, jetzt hab ich ein paar Tage getanzt und kann nun antworten...

Hallo svg,

Ich bin absolut von den Socken, wollte dir das eigentlich auch schon viel eher schreiben, bin aber bisher aus zeitlichen Gründen nicht dazu gekommen. Deshalb jetzt umso deutlicher: Ich finde diese Geschichte großartig, sie wird von Mal zu Mal besser, wenn ich sie lese und ist ein Grund, warum ich auch fast die zweite Frist der Challenge hätte verstreichen lassen, weil zumindest ich das Ding hier eh nicht toppen kann. Um noch einen draufzusetzen: Für mich gehört "Hippiekacke" zu den fünf... nee... drei besten Geschichten, die ich bei KG.de gelesen habe. Hut ab.
Also ich bin auch ziemlich von den Socken. Vor allem, dass die Geschichte es unter Deine all time favourites geschafft hat, das hat mich ziemlich geflasht. Zumal ich mich mit diesen Text ja echt mal abgequält hab: Erstversion gelöscht - - öffentliches Frustrationsgeheule - schreckliche teenage-flashbacks - nächtlicher Schreibwahn - Trotzanfälle - Amputation ohne Anästhesie. Der ein oder andere hat es vielleicht mitbekommen :Pfeif:
In den Lieblingsstellen suhle ich mich natürlich auch sehr gerne - mehrfach!

Blut, Kommunismus und… ähm… ich war noch nie in Wuppertal, musste aber mal ein Referat drüber halten :-D
Jaha, Wuppertal ist eine sehr spannende Stadt, mit wichtigen Söhnen, Töchtern und Elefanten. Und die evangelikalen Sekten nicht zu vergessen. Ronsdorf wurde ja von Elias Eller gegründet, der auch so ein irrer Guru war. Der wollte ein neues Zion gründen und ist dann mit seiner Ellerschen Rotte aus Elberfeld (=Sodom) wegmaschiert. Und so ein Glück, sorry, ich meinte göttliche Fügung, schon nach ein paar Stunden hatte er das gelobte Land (=Ronsdorf) erreicht, so dass er dort pünklich zu Abend essen konnte. Wär ja auch lästig und anstrengend gewesen, so jahrelang in ner Wüste rumzustromern. Der Disput reicht also schon lange zurück und man kann sich vorstellen, wie trefflich Ronsdorfer und Elberfelder Teenies sich damit noch heute dissen können. Vielleicht hast Du das im Referat ja schon behandelt, aber das ist einfach so ne coole Geschichte. Die wollte ich hier noch mal erwähnen. Da könnte man mal was für "Historik" drüber schreiben...

In der Stadt werde ich zum ersten Mal als „Zecke“ beschimpft, leider nicht von einem Nazi, sondern von einem Türken. Der hat die roten Schnürsenkel offensichtlich nicht verstanden.
Einfach :rotfl:
Also ich hab mich über alle Stellen gefreut, die Du lustig fandest, aber über die besonders, weil ich die im Stillen auch ziemlich cool finde. Ich hab auch so ne Freundin, die jetzt in Berlin wohnt und sich ständig gegen Gentrifizierung engagiert, damit die Türken und so nicht aus ihren Quartieren vertrieben werden. Und die vertreidigten Türken wollen natürlich so gar nichts mit diesen schmutzigen Hippies zu tun haben.

Eine der wenigen Stellen, an der ich ein bisschen was zu meckern habe. Ich finde hier den zeitlichen Sprung zu krass, keine Ahnung warum, vielleicht, weil du alles im Präsens erzählst und ich einfach das Gefühl habe, ich verpasse jede Menge guten Stoff. (Jammern auf hohem Niveau ;-))
Ja, verpasst Du auch. Das war halt mein Hauptproblem, dass ich so viel Stoff hatte, aber nur eine Geschichte Platz dafür. Das mit den Zeiten ist mir auch so aufgefallen. Ich hab da lange mit rumexperimentiert, weil ich nicht so viel als Rückblende erzählen wollte, aber im Präsens sind solche Raffungen einfach ungebräuchlich. Fällt mir im Moment keine gute Lösung zu ein.

Hier stört mich der Zeitsprung überhaupt nicht. Wahrscheinlich bin ich einfach blöd ;-)
Juppieh! Den fand ja bisher glaub ich jeder doof.

Ach ja, die Poesie von Eisenpimmel
trägt man halt für immer im Herzen

Großartig, aber sind das wirklich Mädchen-Ängste. Ich sehe das alles jetzt mit ganz anderen Augen
Ich weiß nicht. Vielleicht nicht diese spezielle Angst, die hab ich mal frei erfunden, aber irgendwas anderes in die Richtung. Ne Freundin von mir hatte panische Angst, dass sie zu feucht sein könnte, und wenn sie dann das Bettlaken besudelt ... Irgendwas ist doch immer. Und ich schätz mal, Jungs haben auf ihre Art auch irgendwelche absurden (oder auch nicht so absurden) Versagensängste.

Sehr souverän gelöst, wie ich finde.
Wer? Der Chucky?

Um auch mal was Kritisches zu schreiben: Ich finde den ersten Teil einen miniwinzigkleinen Tick besser als den Zweiten, vielleicht aber auch nur deshalb, weil ich die Personen daraus vermisse und es schade finde, dass die gar nicht mehr vorkommen. Ist durchaus konsequent und auch nicht unrealistisch in einem Jahr kann viel passieren, aber zumindest ein kurzer Gedanke an Ina und Co. stünde deiner Prot gut zu Gesicht.
Aber bevor du das irgendwo kurz einbaust, schreib doch lieber den Roman dazu.
Ich würde ihn kaufen.
Der erste Teil ist ein bisschen frecher und freier noch. Und damit auch witziger. Danach kämpft sie halt einfach ziemlich viel mit sich selbst rum, ist unheimlich verkrampft, und es wird auch ein bisschen tragisch. Aber ich find mit dem Schluss geht es eigentlich, der ist so zwischen frech und ängstlich, zwischen Drama und Witz.
Ina werd ich aber wieder einbauen. Denn die ist nicht weg und eigentlich auch ne prima Freundin. Ist ja nicht ihre Schuld, dass sie so geil ist. Einen Roman würd ich niemals riskieren. Da wär der Nervenzusammenbruch vorprogrammiert.

Also echt vielen Dank. Du hast mir eine große Freude gemacht mit Deinem Kommentar. Besonders gut finde ich es auch, wenn es mir gelingt, so einen Mädchenkram auch an Nicht-Mädchen zu verkaufen. :)

lg,
fiz

P.S.

P.P.S.: Meine Kontonummer lautet... ;-P
Zu spät. Musste grad Winterkompletträder kaufen.

 
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feirefiz,

effektvoll der erste Satz. was auf den ersten Blick wie die Folge von Derbheit anmutet, ist auf den zweiten Blick eher so eine ungewohnte Offen- und Direktheit. Seit Ina menstruiert, ist alles scheiße. ach nee, Scheiße ist schon derb, aber auf jeden Fall passt das. wie auch danach das Weiterziehen zu so was Mythischem, diese goldene Haut. kann mich nicht dran erinnern das so oder ähnlich mal erlebt zu haben, es gibt Härchen die im Sonnenlicht gülden glänzen, Haut indes sah ich noch nie so. aber so in der Geschichte, da nehme ich das hin und kann es akzeptieren. es gibt eine geheimnisvolle Veränderung des Physischen, die das ganze Leben ändern soll? die goldene Haut ist nur das äußere Zeichen dieses Phänomens, das irgendwie tiefer liegt, durch die Zeiten und Gefühlsschichten auf ichweißnichtwas verweist. ein monatlich wiederkehrender Zyklus des Blutens, der überhaupt mal die Reproduktion der menschlichen Rasselbande ermöglicht. mächtig mächtig.

Seit wir menstruieren, tut das keiner mehr.

intressanter input, das trennende Moment. denk ich grade drüber nach

Schräg gegenüber sitzt Jens, der auch eine Folge von Inas Haut, also ihrer Menstruation ist.

schönes Beispiel für typisch weiblichen Chauvinismus :)

Jens ist blond und hat nicht mal sein T-Shirt angezogen.

hat nicht mal sein T-Shirt an? hat nicht mal was an obenrum?
mglw ists ja nur mein Blick und auf jeden Fall ne Kleinigkeit, aber so geschrieben lenkts mich erst mal auf die falsche Spur. so im Stil von: welches T-Shirt? warum und wann hat ers ausgezogen? das klärt sich danach gleich mit den Haaren überm Hosenbund, die für mich total nachvollziehbar aufglänzen ...

Das habe ich grundsätzlich auch, aber Adrian macht es einem schwer.

so menschlich und nachvollziehbar

weiß nicht“, „hm“, „weiß nicht“, „nix“, „weiß nicht“, „nee“, „Kartoffeln“.

Kartoffeln eh, das ist mal ein Gesprächshöhepunkt

Martin und Johannes, den Ötzen

Ötzen? hm, das macht neugierig, was gibt es in diesem Wort zu finden?

Puffpilze plattzutrampeln

ah schön

Ich habe meine Füße auf meinen Rucksack gestellt, damit meine Oberschenkel nicht auf der Sitzfläche aufliegen und dick aussehen, wie Quark mit Heidelbeeren.

Quark mit Himbeeren sieht dick aus, hä? was ist denn das für ein Blick?

„Das ist doch nicht das Wichtigste im Leben“

finde ich sehr gut diese zwei Sätze der Mama! wer so bedingungslos liebt und immer für einen einspringt und aushelfen will, egal was es gibt, auf den kann man sich absolut verlassen und die Treue schätzen, aber als Ratgeber taugt die nicht, weil die müssen ja auch mal unangenehme Wahrheiten rausgeben.
so knapp und treffend.

hat er so auf meine Oberschenkel geguckt, die ich leichtsinnigerweise nicht hochgestellt hatte, und gefragt:

okay, das ist dann so eine Situation wie oben, als sie ihre Füße auf den Rucksack stellt, hm, da musste ich schon mal extra überlegen, wie man Oberschenkel hochstellt.
also ich suche nicht bewusst nach dem Haar in der Suppe, aber so diese Beschreibung von Körperlichkeit hier schon zweimal, das kannste bestimmt noch anders.

Zur Strafe, für mich und für ihn, hab ich an dem Tag die Gänsekeule nicht gegessen, die er extra für mich von der Oma geholt hatte.

ach nee, so gefällt's ihr jetzt auch nicht, diese Offenheit vom Vater. aber das ergibt Sinn, da fühlt sich jemand ernsthaft unwohl in seiner Haut

Ich bin für Tobias, weil sein bester Freund nicht ganz so schlimm ist wie Adrian.

hä? wie geil die Begründung :D oh, jetzt versteh ich

Ina und ich vibrieren eine Weile schweigend über dem Busmotor

brrrrrummmm .. ein sprechender Satz ..

Das volle romantische Kitschprogramm eben.

ih, weg mit dem Satz!

Das wäre praktisch.

Frauen sind so unromantisch, hauptsache Ficken

Ina packt ihren Discman aus und reicht mir einen Ohrstöpsel.

ah so war das. wenn man ganz vorsichtig und gut eingespielt war, konnte man die auch während des Gehens gemeinsam hören

Obwohl ich es liebe, wenn sie mir die Haare kämmt, sie ganz stramm zusammenfasst und das Haargummi mit einem Schnacken drumrum wickelt, schüttele ich den Kopf.

bloß nicht noch als missglückter Klonversuch von Ina rumlaufen!

In der Stadt werde ich zum ersten Mal als „Zecke“ beschimpft, leider nicht von einem Nazi, sondern von einem Türken.

ja schwierig

mich auf seine Ukulele zu übergeben, wenn ich nur den Mund öffne.

perfekte Initation eigentlich, also wenigstens auf so einer Metaebene

und rupfe ihm drei Herzen ab.

versteh ich nicht, erklär mal. was sind das für Herzen, die sie wo abrupft? na, vllt suche ich doch das Haar in der Suppe, bei so einer geilen Angebergeschichte. Kurzgeschichtenstreber :)

„Wie hast du das gemacht? Hast du dir Lockenwickler in die Haare gedreht?“

ah wie geil, da musst ich laut lachen. schrecklich der Pragmatismus mancher Frauen, da fühlt mann sich bisweilen so denk- und prinzipienbehindert und manchmal einfach - erwischt .. und das dann vor allen Leuden, outsch

Selbst meine Mutter nennt sie Bonzenkarren, wenn sie unsere Ente schnibbeln.

Ente schnibbeln, hui!

Die Touristen waren begeistert, denn bisher hatten sie die legendären Londoner Punks nur auf Postkarten gefunden.

sehr gut :)

„Na ja, ist halt n bisschen, wie ne Salami durch’n Hausflur werfen.“

also geschichtenmäßig passt das schon und dröhnt schön, aber ehrlich, habe noch nie einen Typen so reden hören, ne Typin auch nicht.

„Wirtstiere!“

ha, wie gut!

Aber Chucky ist schwierig, weil er trinkt, ohne jemals betrunken zu sein, weil er nett und lustig ist, ohne dabei seine Ernsthaftigkeit zu verlieren, weil er tanzt, ohne sich auf die Fresse zu legen

„Schnauze halten, schlucken!“, befiehlt Kati

ist nicht schon Mira so drauf?
Suppenhaar IV: in einer utopisch perfekt-unperfekten Punkgeschichte fehlte mir noch so ein Adrian als Punker

Ich schlucke wieder und vollführe einen kleinen Ekeltanz.

ih, vollführe, so ein Unwort sprachlicher Nichtort

„Aber ich bin noch nicht schön genug, ich muss noch mehr trinken“, sage ich

hihi

„Aha“, sage ich ratlos.

:D

Oben stößt er eine schwere Eisentür auf.

ja klar ;) die hatten wir auch vor der Küche bevor ich die umhängte vors Bad

in einem Viereck, das der Mond durch eine Dachluke wirft, steht ein räudiges Sofa, mit einem Haufen Decken darauf.

aha. doch etwas Kitschromantik, nur eben punkig-abgerockt. freut mich

„Das ist alles, was ich dir bieten kann.“

Das alles kann ich dir bieten!

„Sorry, muss sowas wie ein Atavismus sein.“

kein Swastika?

wow, tolles Teil fiz, ich bin begeistert, hast die Zeit gut genutzt, bin froh dass man euch hier allein lassen kann, habe es schon vermutet, aber genau weiß man so was ja nie. ich sitze jetzt hier sehr koole eineinhalb Stunden und ich fühle mich nur ein bisschen verschaukelt, dass ich nicht mehr über das Geheimnis der Menstruation erfahren durfte. da habe ich sehr drauf spekuliert, da wird so viel aufgebaut zu Beginn und dann kommt ein zweiter Teil und alles ist anders? ich meine okay, das sind auch zwei völlig verschiedene Abschnitte ihres Lebens, aber warum nicht mal so ein kleiner Ausblick, wie sie Ina irgendwie trifft mit ihrem neuen Selbstbewusstsein und wie vllt der Lack dann ab ist von der goldenen Haut, weil die Ina jetzt mit so einem gelackten Stecher unterwegs ist, und Ich-Erzählerin erlebt so das eigene andere Verhältnis zu sich und der Welt im geänderten Verhältnis zu Ina gespiegelt? und was ist mit den Eltern? könnte man wenigstens so peripher einbauen, ohne dem Punk seine Kraft zu nehmen. also das ist was mir so auffällt mit dem elendigen bisschen Wissen übers Schreiben das sich nicht vermeiden ließ. so als Leseerfahrung auf jeden Fall eine stromgebende Geschichte mit viel Kraft und Humor und scharfen Blicken und klug-koolen Sprüchen. hat viel Spaß gemacht, Titel geht in Ordnung.

kubus

 

Hallo feirefiz,

das ist jetzt eine etwas eigenartige Leseerfahrung, weil ich die Geschichte in mindestens drei Versionen kenne. Version 1, die Chaostage. Version 2, Inas Menstruation und Chucky und die Chaostage. Version 3, Inas Menstruation und Chucky. Es ist mir nicht möglich, unvoreingenommen was zu diesem Text zu sagen, ich behaupte jetzt trotzdem ein paar Sachen vor mich hin:

1) Handwerklich ist diese dritte Version die "rundeste". Auf alle Fälle ist Version 3 weniger sperrig als Version 2. Immer noch episodisch und immer noch pfeifend auf Figurenökonomie, aber im Vergleich weniger episodisch und ökonomischer :D Was als Kritik zu Version 2 kam, dass Personal und Schauplätze zu oft wechseln - das hat Version 3 bis jetzt am besten gelöst. In der Geschichte jetzt gibt es nur noch zwei Teile, erstens das Leben der Erzählerin in der Clique um Ina, zweitens das Leben der Erzählerin in ihrer Phase als Punk. Dass sich zwischen diesen beiden Lebensabschnitten das Figurenpersonal komplett austauscht und die Schauplätze sich ändern: jo, lehn dich zurück und sag, das ist gewollt und notwendig, denn es sind ja zwei Lebensabschnitte, die scharf voneinander abgegrenzt sind. In der alten Clique und ihrer alten Umgebung passt die Erzählerin nicht mehr rein, weil die beste Freundin Ina und überhaupt alle "Freunde" sich durch die Pubertät in eine andere Richtung entwickeln als sie. Also sucht sie sich was ganz Neues, wo sie sich (vorübergehend) zugehörig fühlen kann.

2) Die Ess-Störung der Prota hab ich am Anfang erst auf den dritten Blick oder so gesehen. Dass sie vorhat, den Döner zu erbrechen, hatte ich damals immer so verstanden, dass Binge-Drinking geplant war und sie sich deswegen sicher war, ihr Essen nicht behalten zu werden. Inzwischen versteh ich nicht mehr, wie ich das jemals übersehen konnte. Da sind paar neue Sätze drin, ne? Dass sie nur einen Döner die Woche darf und ansonsten muss es der Salat in der Schulkantine sein und sowas ...?
Also, das kommt inzwischen viel besser raus. Mich hat allerdings gewundert, warum du es überhaupt dabeihaben wolltest, denn so viel Bedeutung für die Geschichte hat die angedeutete Essstörung nun auch nicht. Eigentlich gar keine Bedeutung.

3) Die Chucky-Szene fand ich super.

4) Ich weiß nicht, wie viel davon Absicht war, aber die Geschichte hat sich inhaltlich vollkommen von dem wegentwickelt, was sie in Version 2 noch erzählt hat. Rein durch das Abschneiden der zweiten Hälfte. Version 1 und 2 waren "ich und meine Freunde" - Geschichten, in Version 3 lese ich jetzt eine Geschichte über "das erste Mal". Ist keine Kritik, nur eine Feststellung. Die Sex-Szene ist in der aktuellen Version ganz anders gewichtet. Aber das steht ihr auch gut, finde ich :)

Sprachwitz fand ich - wie meistens bei dir - einfach klasse, auch sonst wenig zu meckern am Stil oder so. Nur das hier:

Neben Jens sitz Adrian und fummelt an der Gummiabdichtung der Fensterscheibe herum, bohrt seine Fingernägel hinein, riecht an ihnen und porkelt weiter.
So blödsinnig das auch ist, ein Un-Wort durch ein anderes verbessern zu wollen, aber ich bin mir sicher, das muss prokeln heißen :D

Lesen hat großen Spaß gemacht, hab fast dauergrinsen müssen!

 

Hej feirefiz,

tolle Geschichte.

Ich hab die anderen Kommentare nicht gelesen (nur den von Möchtegern überflogen) weiß also nicht, was Du alles geändert hast und was wer schon angemerkt oder gelobt hat. Deswegen will ich nur ein paar Eindrücke loswerden, sorry, falls es schon gesagt wurde:

Am fairsten wäre es eigentlich, wenn es eine Wand gäbe, mit Löchern drin. Da können sich die Mädchen auf die eine Seite legen und die Jungs ihre Pimmel von der anderen Seite reinstecken. Da würde sich alles gerecht verteilen, nicht der Jens und der Tobias auf die Ina und der Michael auf die Nicole und der Adrian auf mich. Und im Grunde wäre es dann auch egal, weil man ja eh niemanden sehen und sprechen müsste. Das wäre praktisch.
Die Worte "fair" und "gerecht" und "praktisch" wirken auf mich kindlicher als die Protagonistin sonst, bis hierher. Seltsamer Effekt.

Im Nachhinein braucht es die ganze Ina-Einleitung für mich nicht, obwohl ich vieles darin unheimlich gut fand (Heidelbeeren mit Quark z.B.). Liegt an mir, ich mag Kurzgeschichten möglichst in einem Rutsch und ohne Zeitsprünge. Aber das ist eher 'ne Formsache/Geschmacksfrage.

Dass Chucky als Skinhead bezeichnet wird, verlangt mMn Hintergrundwissen, dass vllt nicht jeder hat.

Ich habe auch neue Lieblingsknochen. Das sind die Schlüsselbeine.
Richtig gut. Nur zwei Knochen und zack! - man sieht sie.

aber wer weiß, vielleicht bin ich trotzdem Hausflur, genetisch gesehen.
Wieso genetisch? Das versteh ich nicht. Wenn sie den Beckenboden anspannt, passiert das doch auf körperlicher Ebene.

weil er nett und lustig ist,
Merkt man nicht sooo sehr.

„Und wie soll ich das einweihen?“
Chucky ist wirklich schwierig.
Bisschen euphemistisch. Auf-dem-Schlauch-stehen könnte man es bei aller Sympathie auch nennen.

„Mit mir sollst du das einweihen“, du Trottel, „ich wollte schon immer mal wissen, wie das ist, jemanden mit Zungenpiercing zu küssen.“
Da hast Du die Anführungszeichen stehen lassen (und ich hör jetzt auf mit Details).

Ich wüsste nicht, was ich oben machen sollte, wo er nichts zu tun hat, als mich anzusehen.
Diese ganze Erstes-Mal-Sex-Szene fand ich gut. Ich les das aber (vielleicht interpretiere ich das auch falsch) nicht erste-Liebe-mäßig, sondern als ein sich ausprobieren. Es geht darum "es" zu tun, bzw getan zu haben. Gleichzeitig hat sie Probleme mit sich und ihrem Körper, einen bestimmte Distanz ist in allem spürbar und danach will sie ihn irgendwie loswerden.
„Eigentlich heiße ich Philipp.“
„Chucky gefällt mir besser.“
Er sieht aus, als würde er gleich Händchen halten wollen.

Dann diskutiere ich mit Sascha, was meine Kotze über die politische Ausrichtung meiner Großeltern aussagt.
Ich dachte ja zuerst auch, dass sie etwas mit Sascha anfängt.

Hat Spaß gemacht.

LG
Ane

 
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So, noch fix die Bude aufräumen, bevor es in den Urlaub geht.

Hallo Kubus,

ich freu mich natürlich total, dass Dich die Geschichte so gut erwischt hat. Als sie noch einen Teil 3 hatte meinte Juju, die würde von der Stuktur her Deinen Geschichten etwas ähneln und auch sonst irgendwie. Aber gut, dass Du hier und da auch noch gemeckert hast, denn zu Gemecker lässt sich meist mehr sagen als zu Lob. Da kann man nur artig danken.

die goldene Haut ist nur das äußere Zeichen dieses Phänomens, das irgendwie tiefer liegt, durch die Zeiten und Gefühlsschichten auf ichweißnichtwas verweist. ein monatlich wiederkehrender Zyklus des Blutens, der überhaupt mal die Reproduktion der menschlichen Rasselbande ermöglicht. mächtig mächtig.
Das tiefe ichweißnichtwas unter der mythischen Goldhaut ist glaub ich tatsächlich Sex/Reproduktion. Aber diese goldene Haut gibt es echt, auch ganz unmetaphorisch. Novak kennt die ja auch.

hat nicht mal sein T-Shirt an? hat nicht mal was an obenrum?
mglw ists ja nur mein Blick und auf jeden Fall ne Kleinigkeit, aber so geschrieben lenkts mich erst mal auf die falsche Spur. so im Stil von: welches T-Shirt? warum und wann hat ers ausgezogen?
Seit dem Schwimmen halt. Ich hab ja immer recht assoziative, wenig erklärende Erzähler.

Ötzen? hm, das macht neugierig, was gibt es in diesem Wort zu finden?
Da steckt der Eismann Ötzi drin, als Metapher für uncooles Natur- und Vorzeitburschentum

Quark mit Himbeeren sieht dick aus, hä? was ist denn das für ein Blick?
Nee, der macht höchstens dick. tertium comparationis ist hier aber die Farbe: Die Heidelbeeren hinterlassen blassblaue Schlieren im weißen Quark, die aussehen wie Adern unter blasser Haut. War zu einigen Zeiten wohl sogar ein Schönheitsideal. Lucan beschreibt Cleopatras Dekoltee einmal als Veilchenbeet.

finde ich sehr gut diese zwei Sätze der Mama! wer so bedingungslos liebt und immer für einen einspringt und aushelfen will, egal was es gibt, auf den kann man sich absolut verlassen und die Treue schätzen, aber als Ratgeber taugt die nicht, weil die müssen ja auch mal unangenehme Wahrheiten rausgeben.
Ja, in dem Alter ist das halt doch so ziemlich das Wichtigste im Leben und Freundlichkeit, Intelligenz oder Witz zählen da nicht unbedingt so viel. Andererseits muss es auch so ne Mutterposition geben und irgendwie hat die auf lange Sicht dann doch auch Recht. Wenn die jetzt sagen würde, "ok, ab morgen bist du auf Diät. So will dich echt keiner", wär das auch nicht so ideal. Das ist so ein bisschen wie beim Faulfrettchen: Wie mans macht als Eltern, macht man es verkehrt. Wenn man versucht den Kindern beizubringen, dass es nicht auf Marken, Geld und Schönheit und so ankommt, ist es total nobel und gut, aber irgendwie halt doch auch idealistisch am Leben vorbei. Andererseits würd ich es wohl trotzdem auch so machen, denn da steckt auch ne Wahrheit drin.

also ich suche nicht bewusst nach dem Haar in der Suppe, aber so diese Beschreibung von Körperlichkeit hier schon zweimal, das kannste bestimmt noch anders.
Versteh ich nicht, warum ich das anders machen soll. Es kommt doch genau auf diese Wiederholung an, dass sie sich selbst bei ihrem Vater nicht entspannen kann, weil der genau so kritisch auf ihren Körper guckt.

Das volle romantische Kitschprogramm eben.
ih, weg mit dem Satz!
Wieso das denn? Das ist doch ne ganz andere Kiste als der "Kitsch" in Gift zumindest, wo es echt wegmusste. "Kitsch" ist der Vorläufer von "Hippekacke". Das ist voll wichtig, dass sie das so denkt!

Frauen sind so unromantisch, hauptsache Ficken
Ich glaube auch. Aber so ist das halt, meine Männer sind Mädchen und meine Mädchen sind Kerle, weil ich das aus dem echten Leben so gewohnt bin.

versteh ich nicht, erklär mal. was sind das für Herzen, die sie wo abrupft?
Also Kubus. Wie sehen denn bitte die Waffeln aus bei Euch im Norden? Habt ihr etwa so doofe, belgische Eckwaffeln? Hier im Bergischen, wo man ja eine sehr ernsthafte Waffelkultur pflegt (mit Milchreis/Sahne und heißen Kirschen), haben Waffeln Herzen. Und ich fand es auch einen netten, romantischen Kontrast zum Cool-sein-Wollen.

„Na ja, ist halt n bisschen, wie ne Salami durch’n Hausflur werfen.“
also geschichtenmäßig passt das schon und dröhnt schön, aber ehrlich, habe noch nie einen Typen so reden hören, ne Typin auch nicht.
Dann bist Du wohl unter nobleren Leuten aufgewachsen als ich. Und Achtung, jetzt kommt das Totschlagargument: Originalzitat! In der Vorläufergeschichte wurde auch gesagt, dass selbst Schnatterlie beim Blasen mal die Klappe halten müsse. Auch Originalzitat. So redet man halt, wenn nebendran Eisenpimmel läuft.

ist nicht schon Mira so drauf?
Nee, bei Kati ist das ein liebevoller Arschtritt, kein fieser Seitenhieb.

Suppenhaar IV: in einer utopisch perfekt-unperfekten Punkgeschichte fehlte mir noch so ein Adrian als Punker
Aber der Adrian würde ja nicht Punk werden. Der ist tatsächlich ein ziemlich rückgratloses Jensanhängsel, kein ungesehener Tiefschürf wie die Heldin. Und Jens hat keinen Grund Punk zu werden. Der ist Gewinnertyp.

kein Swastika?
ja gut, wenn man es so sieht, ist natürlich jedes Hakenkreuz Atavismus ;)

Das alles kann ich dir bieten!
Aber der Chucky ist doch ein ganz stiller und bescheidener Prinz.

ich fühle mich nur ein bisschen verschaukelt, dass ich nicht mehr über das Geheimnis der Menstruation erfahren durfte. da habe ich sehr drauf spekuliert, da wird so viel aufgebaut zu Beginn und dann kommt ein zweiter Teil und alles ist anders? ich meine okay, das sind auch zwei völlig verschiedene Abschnitte ihres Lebens, aber warum nicht mal so ein kleiner Ausblick, wie sie Ina irgendwie trifft mit ihrem neuen Selbstbewusstsein und wie vllt der Lack dann ab ist von der goldenen Haut, weil die Ina jetzt mit so einem gelackten Stecher unterwegs ist, und Ich-Erzählerin erlebt so das eigene andere Verhältnis zu sich und der Welt im geänderten Verhältnis zu Ina gespiegelt?
Also im abgeschnittenen Teil drei kam noch mal ein bisschen was zur Menstruation, die da gar nicht mehr zauberhaft-mystisch, sondern nur unpraktisch siffig war. Und Ina kam auch noch mal vor, aber gar nicht so gehässig, denn Ina ist nicht doof oder oberflächlich, nur schön. Deshalb bleiben sie im Privaten auch befreundet. Also ein bisschen Ina werd ich glaub ich nochmal einbauen, so als kleines Schlusswort vielleicht, damit alles ordnungsgemäß rund wird.

Danke für Deinen Kommentar und beide Empfehlungstexte!

Hallo Möchtegern,

1) Handwerklich ist diese dritte Version die "rundeste". Auf alle Fälle ist Version 3 weniger sperrig als Version 2. Immer noch episodisch und immer noch pfeifend auf Figurenökonomie, aber im Vergleich weniger episodisch und ökonomischer Was als Kritik zu Version 2 kam, dass Personal und Schauplätze zu oft wechseln - das hat Version 3 bis jetzt am besten gelöst. In der Geschichte jetzt gibt es nur noch zwei Teile, erstens das Leben der Erzählerin in der Clique um Ina, zweitens das Leben der Erzählerin in ihrer Phase als Punk. Dass sich zwischen diesen beiden Lebensabschnitten das Figurenpersonal komplett austauscht und die Schauplätze sich ändern: jo, lehn dich zurück und sag, das ist gewollt und notwendig, denn es sind ja zwei Lebensabschnitte, die scharf voneinander abgegrenzt sind. In der alten Clique und ihrer alten Umgebung passt die Erzählerin nicht mehr rein, weil die beste Freundin Ina und überhaupt alle "Freunde" sich durch die Pubertät in eine andere Richtung entwickeln als sie. Also sucht sie sich was ganz Neues, wo sie sich (vorübergehend) zugehörig fühlen kann.
Ja, im tiefsten Innern versteh ich glaub ich noch immer nicht, was an episodisch und unökonomisch falsch ist. Aber Du hast bestimmt recht, dass die 3. Version am rundesten ist. Wart mal auf Version 4 mit neuem Ina-Ende, das wird die perfekte Kugel! Also die Version jetzt, die find ich schon ziemlich durchkomponiert muss ich sagen. Ich seh den Bruch in der Mitte so als Spiegelachse. Und was Du zum Zurücklehnen sagst, leuchtet mir ein :D

2) Die Ess-Störung der Prota hab ich am Anfang erst auf den dritten Blick oder so gesehen. Dass sie vorhat, den Döner zu erbrechen, hatte ich damals immer so verstanden, dass Binge-Drinking geplant war und sie sich deswegen sicher war, ihr Essen nicht behalten zu werden. Inzwischen versteh ich nicht mehr, wie ich das jemals übersehen konnte. Da sind paar neue Sätze drin, ne? Dass sie nur einen Döner die Woche darf und ansonsten muss es der Salat in der Schulkantine sein und sowas ...?
Also, das kommt inzwischen viel besser raus. Mich hat allerdings gewundert, warum du es überhaupt dabeihaben wolltest, denn so viel Bedeutung für die Geschichte hat die angedeutete Essstörung nun auch nicht. Eigentlich gar keine Bedeutung.
Neue Sätze reingeschmuggelt? Ich doch nicht! :Pfeif: Also auf die Essstörung bin ich durch Quinn gekommen, weil der meinte, dass das zum Beispiel ein Thema ist, das für die Betroffenen ganz unironisch ist. Und ich kenn mich mit dem Thema aus meinem Umfeld ganz gut aus und ärgere mich immer, wie das so in Medien und Gesellschaft behandelt wird. Als wären das so arme Irre, die auch nichts sonst sind, außer essgestört. Und klar, Essstörung nimmt im Leben ziemlich viel Raum ein, aber drumherum ist noch alles mögliche andere: Schule, Freundschaft, Liebe, Sex. Und meistens sind Essgestörte ziemlich clever und sensibel. Ganz oft Perfektionisten. Ich fand, das passt zu der Heldin und ihrem Kampf zwischen Kopf und Körper.
Und ich hab das Motiv auch genommen, weil das so ein bisschen an die Diskussion zu Version 1 anknüpft, wo es darum ging, dass diese Kids zu wenig Probleme haben, einfach nur verwöhnte Blagen sind. Und Essstörung wird ja auch oft so als Wohlstandsproblem verniedlicht (wie Depression ja auch manchmal), sowas für oberflächliche Tussis, die keine echten Probleme haben, im Überfluss leben und sich quasi als Hobby so ne Störung ausdenken. Dabei halte ich das für ein ganz ernstzunehmendes Leid. Nur weil man mit sich selbst kämpft, heißt das ja nicht, dass es weniger brutal ist, als wenn man gegen was Äußeres kämpft. Darum ging es auch bei der Konfrontation mit dem Krombacher und diesen beiden Hunger-Begriffen. Eigentlich ist es ja in beiden Fällen in gewisser Weise selbstgewähltes Leid, wenn man es jetzt mal am Hunger in Entwicklungsländern misst, aber das macht es ja nicht weniger leidvoll und es bringt auch nicht soviel, das gegeneinander aufzuwiegen.

Version 1 und 2 waren "ich und meine Freunde" - Geschichten, in Version 3 lese ich jetzt eine Geschichte über "das erste Mal". Ist keine Kritik, nur eine Feststellung. Die Sex-Szene ist in der aktuellen Version ganz anders gewichtet. Aber das steht ihr auch gut, finde ich
Ja, zumindest wäre Version 2 natürlicherweise "ich und meine Freunde gewesen", wenn Chucky sich nicht gegen meinen Willen so da reingezwängt hätte. Aber so gefällt es mir jetzt auch besser. Schon weil das mit diesem Prügelding mir ein bisschen zu wild war irgendwie, auch wenn es natürlich nochmal diesen Kontrast Spiel - Ernsthaftigkeit aufgreift. Aber mit Krombacher reicht es mir hier eigentlich.

So blödsinnig das auch ist, ein Un-Wort durch ein anderes verbessern zu wollen, aber ich bin mir sicher, das muss prokeln heißen
Waaaaas? Nein! Das kann man doch kaum aussprechen!

Lesen hat großen Spaß gemacht, hab fast dauergrinsen müssen!
Cool! Und herzlichen Dank fürs Mehrfachlesen!

Hallo Ane,

Ich hab die anderen Kommentare nicht gelesen (nur den von Möchtegern überflogen) weiß also nicht, was Du alles geändert hast und was wer schon angemerkt oder gelobt hat.
Das find ich immer super, wenn ich solche unvorbelasteten Kommentare kriege, gerade bei so schwierigen Entwichlungsgeschichten wie bei dieser Geschichte.

Die Worte "fair" und "gerecht" und "praktisch" wirken auf mich kindlicher als die Protagonistin sonst, bis hierher. Seltsamer Effekt.
Echt? Na ja, stimmt schon, gerade Kinder sind oft ganz groß in "Gerechtigkeit!". Es ist schon eine seltsame Mischung aus totaler Abgebrühtheit und totaler Naivität irgendwie. Aber das mag ich daran.

Im Nachhinein braucht es die ganze Ina-Einleitung für mich nicht, obwohl ich vieles darin unheimlich gut fand (Heidelbeeren mit Quark z.B.). Liegt an mir, ich mag Kurzgeschichten möglichst in einem Rutsch und ohne Zeitsprünge. Aber das ist eher 'ne Formsache/Geschmacksfrage.
Ja, der Zusammengang ist kontrovers und dass Du das so unvorbelastet anmerkst, zeigt mir nochmal, dass es immer noch nicht ideal gelöst ist. Aber ich weiß nicht, ob das jemals ein wirklich runder Text wird oder ob ich diese Sperrigkeit nicht auch mag. Auf jeden Fall denke ich darüber nach, den Ina-Faden noch einmal aufzunehmen. Aber wenn es ja trotzdem nett zu lesen war, ist es ja nicht ganz so dramatisch.

Dass Chucky als Skinhead bezeichnet wird, verlangt mMn Hintergrundwissen, dass vllt nicht jeder hat.
Meinst Du, warum der als Skinhead mit Punks rumhängt? In Version 2 wurde das zum Ende mal kurz angeschnitten, weil die Erzählerin da meinte, sie müsse ihrer Mutter erklären, dass Chucky zwar Skin aber kein Nazi sei. Aber das war auch ganz am Schluss und Leute, die denken, dass alle Skins Faschos sind, hätten sich bis dahin schon ne ganze Weile gewundert. Ich hab ja immer das Problem, dass meine Erzähler mehr so vor sich hindenken als zu den Lesern sprechen und denen was erklären. Das macht es vnatürlich schwierig, da Skinhead-Grundkenntnisse einzubauen, die für die Erzählerin selbstverständlich sind. Weil die darüber ja nicht nachdenken würde.
Im Nachhinein weiß ich auch gar nicht, wie ich darauf gekommen bin, dass Chucky Skinhead sein soll. Wahrscheinlich weil ich ihn ein bisschen vom räudigern Jan und Sascha-Punk-Typus differenzieren wollte. Er hat ja was sehr Gerades und Adrettes und gerade das gefällt ihr wohl, weil sie halt innerlich nicht in jeder Hinsicht völlig punkrock ist und mit richtig siffigen Typen ins Bett steigen wollte.

Richtig gut. Nur zwei Knochen und zack! - man sieht sie.
Danke! Die mochte ich auch :)

Wieso genetisch? Das versteh ich nicht. Wenn sie den Beckenboden anspannt, passiert das doch auf körperlicher Ebene.
Also sie denkt sich halt, dass so ein Hausflur-Syndrom in einigen Fällen nicht nur als Folge einer Geburt ensteht, sondern bereits angeboren sein könnte - also in dem Sinne genetisch angelegt und nicht durch Umwelteinflüsse entstanden wäre.

Merkt man nicht sooo sehr.
Na ja. Man muss auch bedenken, dass er nicht ganz fit ist, ne. Er kann sich ja kaum aufrechthalten. Und dann ist sie ja auch sehr zielstrebig und hält sich nicht so viel mit Smalltalk auf. ;) Dass er nett ist, zeigt er im Rahmen seiner Möglichkeiten aber schon, finde ich, mit dem Nest, mit dem Bier, mit der Telefonnummer.

Diese ganze Erstes-Mal-Sex-Szene fand ich gut. Ich les das aber (vielleicht interpretiere ich das auch falsch) nicht erste-Liebe-mäßig, sondern als ein sich ausprobieren. Es geht darum "es" zu tun, bzw getan zu haben. Gleichzeitig hat sie Probleme mit sich und ihrem Körper, einen bestimmte Distanz ist in allem spürbar und danach will sie ihn irgendwie loswerden.
Ja, das würd ich auch so sehen. Es könnte schon etwas mehr in die Richtung gehen, wenn sie ein bisschen Zartheit zuließe, ein bisschen Kribbeln ist ja da, aber das erlaubt sie sich ja eben nicht, weil das eben Hippiekacke ist und sie noch zu viel mit sich selbst zu kämpfen hat.

Danke auch für Deinen Kommentar. Hat mich sehr gefreut, dass Du es trotz struktureller Schwachpunkte insgesamt gerne gelesen hast.

Liebe Grüße an alle, auch an Novak. Danke für die zweite Empfehlung, auch wenn ich mich frage, wo Du die Mathematik gefunden hast. Vielleicht am Boden des letzten Bierglases? ;) Bio ist ja auch gerade deshalb so ein tolles Fach, weil man damit Mathe im Abi vermeiden kann.

fiz

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Feirefiz,

das ist eine schöne Geschichte mit vielen Details, die das Ganze glaubhaft und authentisch machen. Ich hatte viel Spaß beim Lesen und musste ein paar mal lachen. Das klingt schon alles sehr nach Comedy und zwar im guten Sinne, finde ich.

Was mir gut gefallen hat:

Die Probleme eines heranwachsenden Mädchens mit dem eigenen Körper hast Du sehr lebendig dargestellt. Ich habe gestaunt, über welche Dinge sich ein Teenage Girl so Gedanken macht. Auch die Verwirrungen, die sich in dem ersten Hin und Her zwischen Mädchen und Jungen abspielen, fand ich witzig und treffend beschrieben.

Interessant, lustig und authentisch ist Dir auch die Beschreibung der Entwicklung der Erzählerin in die "Punk-Gang" gelungen. Die Kids sind ja aus den unterschiedlichsten Gründen in der Punkszene gelandet. Du beschreibst eine Variante – den Wunsch sich mit etwas zu identifizieren, das aus der Stupidität des Gewöhnlichen hinausweist – die sicher nicht selten war. Viele Punk-Kids haben sich für das Image des Punk begeistert und fanden in der Szene so etwas wie Solidarität. Wer das nicht selbst erlebt hat, dem fällt es schwer, das zu verstehen.

Toll fand ich auch die Detailtreue in Deinen Beobachtungen. Es ist wunderbar, wenn kleine Dinge, die man unbewusst mal zur Kenntnis genommen hat, großformatig auf die Leinwand kommen. Das hilft dabei, sich selbst wieder genauer zu erinnern und macht die eigene Vergangenheit dann auch irgendwie realer.

Lustig fand ich auch, wie in der gelebten Punkrealität die philosophischen Ansätze (Anarchie, Antifaschismus etc.) dann doch meist einem Kult der Verwahrlosung und Enthemmung Platz machen. Das ist sehr treffend beschrieben, wenn es auch Zeiten gegeben hat, in der gerade aus der Punkszene viele gedankliche Impulse kamen (War gerade ein bisschen das Thema in meiner Geschichte "Berlin Blues").

Ein Höhepunkt des Textes ist die Schilderung der ersten Sexerfahrung der Erzählerin, obwohl die Geschichte ziemlich ernüchternd verläuft. Es ist ja nahezu ein Klischee, dass der erste Sex meist ein zweifelhaftes Vergnügen ist. Aber angesichts der Tatsache, wie diese Nummer bei der Punkfete zustande kam, kann das kaum überraschen.

In meiner persönlichen Rückschau finde ich eines der größten Defizite unserer damaligen Erzieher, seien es nun Eltern, Lehrer, Trainer oder wer auch immer, dass sie uns so arg im Stich gelassen haben, was die Vorbereitung auf sexuelle Beziehungen betrifft. Was hätten wir uns für kleine und große Katastrophen ersparen können, wenn die damals den Mut gehabt hätten, Tacheles zu reden…

Was ich problematisch finde:

Ich stehe hier zum ersten Mal vor dem Problem, dass ich etwas bemängeln muss, das ich zuvor gelobt habe. Du spielst lustig mit der Sprache. Der ganze Tonfall ist ironisch, punkig, pubertär aber dennoch klug. Er hat mir gut gefallen, denn er ist lustig und treffend zugleich.

Aber: Es ist letztlich eine Stilistik, die auf Effekten beruht, und ich glaube, davor muss man sich als Autor hüten.

Das Problem mit Effekten ist, dass sie im Grunde als nicht ganz ehrlich gelten können. Es sind Tricks, die den Leser verblüffen, aber eine extrem kurze Halbwertzeit haben. Ich weiß nicht, ob das einer der Kommentatoren angesprochen hat, denn ich habe die anderen Wortmeldungen noch nicht gelesen.

Du kannst das Problem daran erkennen, dass es unmöglich ist, diese Effekte mehrfach zu verwenden. (Adrian machte: „hm“, „weiß nicht“, „hm“, „weiß nicht“, „nix“, „weiß nicht“, „nee“, „Kartoffeln“.) Das ist zwar lustig im Augenblick, wäre aber schwach, wenn es noch mal käme.

Und deshalb verurteilt sich jeder Stil der seine Schlagkraft aus Effekten ableitet dazu, immer wieder nach neuen Effekten zu suchen. Das wird auf Dauer sehr mühsam und muss schließlich scheitern. Ich werde mir mal andere Texte von Dir anschauen und gucken, ob Du es da genauso machst.

Natürlich ist das nur meine Privatmeinung. Andere sehen es sicher anders.

Ich habe Deine Geschichte gern gelesen. Vielen Dank dafür.

Beste Grüße
Achillus

 

Hallo Achillus,

entschuldige, dass ich Dir erst jetzt antworte. Ich hab mich ein bisschen gedrückt, weil mir nicht gleich einfiel, was ich auf Deinen Kritikpunkt antworten sollte.
Aber gut, fangen wir erstmal mit dem angenehmen Teil an :D

Interessant, lustig und authentisch ist Dir auch die Beschreibung der Entwicklung der Erzählerin in die "Punk-Gang" gelungen. Die Kids sind ja aus den unterschiedlichsten Gründen in der Punkszene gelandet. Du beschreibst eine Variante – den Wunsch sich mit etwas zu identifizieren, das aus der Stupidität des Gewöhnlichen hinausweist – die sicher nicht selten war. Viele Punk-Kids haben sich für das Image des Punk begeistert und fanden in der Szene so etwas wie Solidarität. Wer das nicht selbst erlebt hat, dem fällt es schwer, das zu verstehen.

Toll fand ich auch die Detailtreue in Deinen Beobachtungen. Es ist wunderbar, wenn kleine Dinge, die man unbewusst mal zur Kenntnis genommen hat, großformatig auf die Leinwand kommen. Das hilft dabei, sich selbst wieder genauer zu erinnern und macht die eigene Vergangenheit dann auch irgendwie realer.

Lustig fand ich auch, wie in der gelebten Punkrealität die philosophischen Ansätze (Anarchie, Antifaschismus etc.) dann doch meist einem Kult der Verwahrlosung und Enthemmung Platz machen. Das ist sehr treffend beschrieben, wenn es auch Zeiten gegeben hat, in der gerade aus der Punkszene viele gedankliche Impulse kamen (War gerade ein bisschen das Thema in meiner Geschichte "Berlin Blues").

Das freut mich, dass Dir das aus offenbar intormierter Leserperspektive authentisch rüberkam. Ich glaube aber, mit dem Wunsch, sich aus irgendwas zu lösen, wo man nicht richtig hineinpasst und sich dann ein Umfeld zu suchen, wo man sich eher zugehörig fühlt, kennen auch Leute, die nie Punks waren. Also ich fänd das ein bisschen schade, nur die erreichen zu können, die ziemlich ähnliches erlebt haben. Idealerweise sollte es ja darum gehen, am Einzelfall allgemeinere Themen zu behandeln. Und wenn es mir darüber hinaus gelingen könnte, etwa gestandenen Männern das Unwohlsein eines komplexbeladenen Mädchens, oder Leuten, die immer brav aussahen, den Reiz der Punkkultur näherzubringen, freue ich mich ganz besonders. Ich will nämlich auf jeden Fall weg von so Insiderstories, die man nur gut finden kann, wenn das an ganz spezielle Erinnerungen beim Leser andocken kann.
Was Punk betrifft, klar steht da das Politisch-Philosophische nicht jederzeit im Vordergrund. Aber ich glaube nach wie vor, dass es den Charakter bildet, mal nicht angepasst zu sein, Sachen zu hinterfragen, sich auch mal was zu trauen. Und "Kult der Verwahrlosung und Enthemmung", das scheint mir eigentlich zu hart. Also klar, dass man da härter tut, als man eigentlich ist, das führt ja auch mit dazu, dass die Protagonistin sich ihr erstes Mal etwas versaut. Aber das liegt halt auch an ihr und den Unsicherheiten, die sie schon vorher hatte. Und abgesehen von den Konkurrenzkämpfchen, die so auch in jeder anderen Clique vorkommen könnten (das ist ja mit das tragische, dass sie meint, da etwas entfliegen zu können und es eben nicht klappt), ist da ja auch Platz für echte Freundschaft und Kreativität. Also ich würd nicht sagen, dass so ne Punk-Clique besser als ne Clique anderer Jugendlicher ist, aber sie ist eben auch nicht schlechter, weil es letztendlich wie überall von den Individuen abhängt, was man sich daraus bastelt.
Deinen "Berlin Blues" werde ich mir auf jeden Fall mal angucken.

In meiner persönlichen Rückschau finde ich eines der größten Defizite unserer damaligen Erzieher, seien es nun Eltern, Lehrer, Trainer oder wer auch immer, dass sie uns so arg im Stich gelassen haben, was die Vorbereitung auf sexuelle Beziehungen betrifft. Was hätten wir uns für kleine und große Katastrophen ersparen können, wenn die damals den Mut gehabt hätten, Tacheles zu reden…
Ich weiß gar nicht, welche Generation Du bist. Aber ich hatte eigentlich nie das Gefühl, schlecht aufgeklärt worden zu sein, also sowohl rein handwerklich (so benutzt man ein Condom) wie emotional (Tu nichts, was sich nicht richtig anfühlt. Setzt dich nicht unter Druck). Und so habe ich mir dann auch die Prot gedacht. Also wenn man sich die Mutter da so anguckt, traut man der ja schon zu, da ne gute Anlaufstelle für das Thema zu sein. Aber all die Aufklärung kann glaub ich trotzdem nicht verhindern, dass es im Einzelfall vermasselt wird, wenn die richtigen, bzw. falschen Faktoren aufeinandertreffen. Einfach weil es ne diffizile Angelegenheit ist und Teenager sensibel und kompliziert sind. So ganz kann man Kinder halt nie vor sich selbst und der Welt beschützen.

Ich stehe hier zum ersten Mal vor dem Problem, dass ich etwas bemängeln muss, das ich zuvor gelobt habe. Du spielst lustig mit der Sprache. Der ganze Tonfall ist ironisch, punkig, pubertär aber dennoch klug. Er hat mir gut gefallen, denn er ist lustig und treffend zugleich.

Aber: Es ist letztlich eine Stilistik, die auf Effekten beruht, und ich glaube, davor muss man sich als Autor hüten.

Das Problem mit Effekten ist, dass sie im Grunde als nicht ganz ehrlich gelten können. Es sind Tricks, die den Leser verblüffen, aber eine extrem kurze Halbwertzeit haben. Ich weiß nicht, ob das einer der Kommentatoren angesprochen hat, denn ich habe die anderen Wortmeldungen noch nicht gelesen.

Du kannst das Problem daran erkennen, dass es unmöglich ist, diese Effekte mehrfach zu verwenden. (Adrian machte: „hm“, „weiß nicht“, „hm“, „weiß nicht“, „nix“, „weiß nicht“, „nee“, „Kartoffeln“.) Das ist zwar lustig im Augenblick, wäre aber schwach, wenn es noch mal käme.

Und deshalb verurteilt sich jeder Stil der seine Schlagkraft aus Effekten ableitet dazu, immer wieder nach neuen Effekten zu suchen. Das wird auf Dauer sehr mühsam und muss schließlich scheitern. Ich werde mir mal andere Texte von Dir anschauen und gucken, ob Du es da genauso machst.

Also das war hier der Punkt, auf den ich nicht recht zu antworten wusste. Denn wenn man das Wort "Effekt" mal neutraler mit "Wirkung" übersetzt, gehe ich davon aus, dass jeder literarische Text beim Leser eine Wirkung erzeugen will. In meinem Fall ist das einfach so, dass ich hoffe, dass der Leser die Sprache schön findet und die Witzigkeiten ihn unterhalten. Einfach auch, damit er überhaupt einen Grund hat, den Text bis zum Ende zu lesen. Und darüberhinaus wollte ich auch Inhaltliches vermitteln, Themen und Probleme darstellen, die mir wichtig sind. In dem Fall wäre die Textoberfläche also das Vehikel für das Inhaltliche, wobei ich hoffe, dass es nicht bloß eine Oberfläche ist, die ganz unverbunden auf dem Inhalt schwimmt. Die feinen und leicht spöttisch-distanzierten Beobachtungen charakterisieren die Ich-Erzählerin ja auch. Und dieses Nebeneinander von Lustigem und Bitterem ist vielleicht einfach meine Weltsicht, Probleme einerseits ernst zu nehmen, aber auch nicht aus dem Blick zu verlieren, dass man sie auch ganz anders bewerten kann. Bei "Zuckerbrot und Peitsche" war das ja auch programmatisch, einfach weil das für mich Familie ist, herzzerreißend süß und herzzerreißend bitter zugleich. Und Jugend irgendwie auch.
Also ich könnte Deine Kritik verstehen, wenn Du damit sagen wolltest, dass die Sprache zu sehr vom Inhalt ablenkt. Ich denke, das wäre ein nachvollziehbarer Einwand, der ja so ähnlich auch schon vorgebracht wurde. Aber ich bin mir nicht sicher, ob Du das meintest.
Was das Problem mit dem Abnutzen angeht: Das ist ja erstmal mein Problem, ob es mir da gelingt, immer was Frisches zu bringen. Und ich könnte mir nicht vorstellen, in der Angst zu schreiben, da aus einem Reservoir zu schöpfen, das ich dadurch leere. Also ja, die Angst hab ich ständig, aber deshalb versuche ich trotzdem, das maximale an Kreativität in jeden Text zu investieren, was ich in dem Moment zur Verfügung habe. Auf die Gefahr hin, dass mir für den nächsten Text nichts mehr bleibt. Will sagen, man muss diese Angst beim Schreiben glaub ich vergessen.
Und klar hab ich ein paar "Rezepte" für Effekte. Zum Beispiel die sinnlichen Details oder leicht surrealen Momente. Aber das wird halt in jedem Text varriiert. Natürlich kann das sein, dass sich das für den Leser, der mehrere Geschichten hintereinander liest, irgendwann abnutzt. Davor ist ja kein Autor mit charakteristischem Stil gefeit. Aber ich bemühe mich auch darum, nie zu routiniert zu werden, das Alte weiterzuentwickeln oder was Neues auszuprobieren. Ich will zum Beispiel mal von der Ich-Form weg. Da bin ich schon ziemlich drauf eingeschossen. Oder mal nen ganz schlichten Stil kultivieren. Aber ich werde glaub ich immer auf "Effekt" hin schreiben. Das finde ich nur schlimm, wenn es plump-manipulativ oder bemüht wirkt, oder den Inhalt überwuchert. Das ist schon ne Gratwanderung.

Danke für Deinen Kommentar, hab schon ne Weile darüber nachgedacht.

lg,
fir

 

Hallo Feirefitz,

deine Geschichte hat mir ganz ausgezeichnet gefallen.

Ich fand schon den Einstieg perfekt. Ich fand ihn sehr eindringlich, witzig und auch so nachvollziehbar. Ich hatte auch eine Klassenkameradin, die immer so "golden" geglänzt hat. Die sah immer so toll, selbst auf Klassenfahrt direkt nach dem Aufstehen.

Die Entwicklung deiner Protagonistin hast du toll dargestellt. Das finde ich umso beeindruckender, weil eine Kurzgeschichte nicht so viel Raum bietet. Trotzdem: Ihre Entwicklung ist total authentisch. Ich glaube, dass da auch diese vielen kleinen Beobachtungen beitragen.

Mir gefallen deine detaillierten und treffenden Beschreibungen überhaupt sehr gut. Ich glaube, da nehme ich dich für künftige Geschichten zum Vorbild bzw. ich werde beim Schreiben auch mal bewusst darauf achten, das einzubauen.

Du hast auch viele Szenen in deiner Geschichte, die deine Personen so treffend beschreiben, z. B.

Neben Jens sitz Adrian und fummelt an der Gummiabdichtung der Fensterscheibe herum, bohrt seine Fingernägel hinein, riecht an ihnen und porkelt weiter.

Da sieht man gleich so richtig vor sich.

Interessanterweise habe ich das Ende beim ersten lesen als ein trauriges aufgefasst. Beim zweiten Mal klang es dann doch ... naja nicht gerade nach Happy End ... aber schon positiv. Eigentlich auch schade, dass es dann nicht weitergeht. Mich hätte schon noch interessiert, wie es jetzt mit ihr weitergeht.

Hier noch ein paar Anmerkungen direkt am Text.

Ich habe meine Füße auf meinen Rucksack gestellt, damit meine Oberschenkel nicht auf der Sitzfläche aufliegen und dick aussehen, wie Quark mit Heidelbeeren.

Herrlich.

Mein Vater ist da anders, der weiß Bescheid. Als er mich letztens zum Wochenende abgeholt hat, hat er so auf meine Oberschenkel geguckt, die ich leichtsinnigerweise nicht hochgestellt hatte, und gefragt: „Fühlst du dich so eigentlich wohl?“
„Ja“, hab ich gelogen und mir ist ganz heiß geworden dabei.
„Aber den Jungs gefällt das glaube ich nicht so, oder?“

Ich habe die anderen Kommentare überflogen. Einige fanden diese Szene ja witzig. Ich finde, sie kommt schon witzig rüber, aber ich fand sie eher sehr traurig. Klar, der Vater meint´s nur gut, aber er haut das dann schon ziemlich unsensibel raus.

Sie hat keine Haut wie Ina und mit ihren Pferdezähnen muss sie nehmen, was sie kriegen kann. Bei Ina wird es ganz anders sein. Jens/Tobias wird ihr Rosenblätter aufs Bett streuen und Teelichte in Herzform drumherum stellen, deren Flammen sich in ihrer Goldhaut spiegeln werden.

Das finde ich auch total treffend. Einerseits inhaltlich, andererseits weil es auch viel über das Verhältnis deiner Protagonistin zu Ina aussagt.

Englisches Brot ist perfekt.

Diese ganze Englandszene kann ich nicht so wirklich einordnen. Im ersten Moment dachte ich, die hätten sich jetzt nach England abgesetzt, aber das ist ja dann nicht so. Witzig fand ich die Sache mit den Fotos (englische Punks). Aber ich kann diese Szene nicht so recht in den Kontext dieser Geschichte einordnen.

Ich habe auch neue Lieblingsknochen. Das sind die Schlüsselbeine.

Das finde ich auch ganz stark. Wenig Worte, die sehr viel sagen.

Der letzte und kleinste in diesem Gänsemarsch zischt leise: „Zecken!“
„Wirtstiere!“, ruft Sascha zurück.

Geil. :)

Wenn ich erstmal festgelegt habe, wer von ihnen grundsätzlich in Frage kommt, ist das Schöntrinken der nächste Programmpunkt.

Das ist ein überraschender Moment in deiner Geschichte. Beim Schöntrinken dachte ich im ersten Moment, dass sie sich die Männer schön trinkt, aber in Wirklichkeit will sie sich ja selber schön trinken.

„Das ist doch nicht im Weg“, sage ich, was auch für meinen Rock gilt, den man schließlich hochschieben kann.

Zeigt an dieser Szene auch sehr schön ihre Unsicherheit. Obwohl ich an der Stelle auch überrascht war, dass es ihr erstes Mal ist. So von der Anfangsszene in der Disco hatte ich mir vorgestellt, dass sie schon erfahrener ist.

„Eigentlich heiße ich Philipp.“
„Chucky gefällt mir besser.“

Das ist im Grunde schon ne derbe Zurückweisung.

„Meine Zunge tut übrigens sauweh“, flüstert er.

Das finde ich total süß und rührend.

Mira macht keinen Spruch und auch sonst sagt keiner was. Nur Chucky sieht mich an und hebt eine Augenbraue. Er sieht aus, als würde er gleich Händchen halten wollen.


Alles in allem:
Sehr großes Lob für diesen wunderbaren Text. Gerne gelesen.

Viele Grüße
Bella

 

Hallo feirefiz,
es ist schön, dass Bella die Geschichte wieder herausgekramen hat, also habe ich sie jetzt auch gelesen. Irgendwie habe ich von Anfang an auf die Jugend-Challenge mit einer Art innerlichem Boykott reagiert, weiß nicht, hatte mich zuvor auch nie für Jugendliteratur interessiert, in der Schule schon hat mich dieses "altersgerechte/relevante" genervt mit "Rolltreppe abwärts" und sonstwas, aber wie dem auch sei, deine Geschichte habe ich mit Vergnügen gelesen (nur den Titel mag ich halt wirklich nicht, hat mich schon damals abgeschreckt) und gebe dir jetzt einen ganz frischen Eindruck.
Auch hier ging es mir ähnlich, wie bei ein paar anderen Texten von dir. Du zeigst eine Welt, die ich überhaupt nicht von innen kenne, obwohl sie parallel zu meiner eigenen Sozialisation existiert hat, und ich sie als Beobachter natürlich wahrgenommen habe. Und ganz häufig wenn ich so Punks gesehen habe, dachte ich mir, ja, da sind die reichen Kids, die Rebellion und Widerstand spielen, und das tun sie nur, weil sie sich das leisten können, am Ende werden sie eh genauso wie ihre Eltern.
Das ist jetzt schon was her natürlich, und ich verstehe dieses Bedürfnis heute auch viel besser, also werte ich gar nicht mehr, vielmehr ist mir das mittlerweile eher sympathisch, wobei ich mich natürlich jedes Mal frage, wo diese Kids denn tatsächlich herkommen. Sind es nun Jugendliche aus zerrütteten Verhältnissen, die eben aus Not handeln, und in dieser Subkultur nur Halt suchen, oder sind es Mittelschichtskinder, die gerade nur eine Attitüde anprobieren. Ja, aber eigentlich ist es ja auch ganz normal in der Jugend zu experimentieren, und nach sich selbst zu suchen, und deine Prota gehört auf jeden Fall zu der zweiten Sorte (bei den Jungs aus der Gruppe ist mir das nicht klar geworden).
Also bei ihr sieht man schon irgendwie die Gründe für diese Wahl, ich finde der Anfang zeigt es auch sehr authentisch, mit der Haut und der Menstruation, und da sieht man schon, das ist ein kleveres, reflektierendes Mädchen, aber sie ist eben nicht zu abgebrüht, macht diesen Wandel unhinterfragt mit, ohne Sarkasmus halt, stürzt sich ganz natürlich rein.
Überhaupt, der Anfang ist mein Lieblingsteil, da zeichnest du ganz entscheidende Konturen, die für das Charakterbild und die Entwicklung maßgebend sind. Sehr plastisch wird es, das ist echt gut gemacht. Das ist ja immer der Verdienst guter Literatur, dass man als Leser das Gefühl bekommt, die Figur ist lebendig, man kennt sie am Ende des Textes, und man kann mit ihr mitfühlen.
Na ja, hier gibt es eigentlich eine Menge zu sagen zu der Geschichte. Man stellt sich die Frage, wie kommt sie jetzt zu dem Punksein. Du bietest hier ein paar Antworten, wie die Unzufriedenheit mit seinem Aussehen, ist wohl für Mädchen in diesem Alter eines der größten Themen überhaupt, dann sind die Eltern auch noch getrennt, hier wird halt wenig zu gesagt, sondern nur so die Information gegeben, ja, der Vater holt sie am fürs Wochenende ab, und das reicht eigentlich, da hängen für jeden ja Gedankenketten dran, da muss man nicht mehr ausführen.
Ja, es ist halt auch schwierig für einen Autor eine Entwicklung zu zeichnen, gerade dann, wenn bei der Figur ein radikaler Wandel stattfindet. Da sucht man unwillkürlich nach einer Zäsur, mir ging es halt so, aber die bietest du hier nicht.
Dann kommt nach dem Ina-Part dann das

Am nächsten Tag gehe ich zum Saturn und kaufe mir einen gelben Punkrock-Sampler, mit dem ich eine Weile üben muss, bevor ich ihn mögen kann. Ich kaufe auch rote Schnürsenkel für meine Docs, denn gegen Nazis bin ich ganz fest.
und der Wandel wird eingeleitet. Ich frage mich halt, wie macht man sowas am besten macht. Du hast am Anfang eine Erzählerin, du legst, wie gesagt, ein Fundament, aus dem heraus die Entwicklung nachvollziehbar wird, auch das mit den linken Thesen und den Ötzen, dann hast du mit dem CD-Kauf letztlich den Manifestationsakt, und es funktioniert natürlich, man liest weiter, aber ich muss ehrlich sagen, es ging mir persönlich zu abrupt. Vielleicht hätte ich gerne ein Schlüsselerlebnis gesehen, ich weiß nicht. Und die Mutter spielt da auch munter mit, mit dem Haarefärben, ich weiß nicht, da vertust du doch einen interessanten Konflikt.
Ich finde auch grundsätzlich, dass, wenn überhaupt, die Schwäche bei der Geschichte in der Komposition liegt. Das ist jetzt überhaupt nicht auf den gesamten Text bezogen, aber zum Beispiel die Londonszene fällt für mich ein wenig raus. Jetzt bitte nicht falsch verstehen, das ist für die Charakterisierung überhaupt nicht verkehrt, bringt die Figur auch ein Stück weiter, aber ich finde, es schweift zu sehr ab. Wäre die Geschichte wesentlich länger, ja, dann würde es richtig gut funktionieren. In einem Roman wäre es auf jeden Fall ein ganzes Kapitel, ist ja sehr bedeutsam mit der neuen besten Freundin das Verhältnis usw. aber so, hier, auf die Distanz, ich weiß nicht, das ist mir ein Strang zu viel.
Ist sowieso irgendwie die Schwierigkeit bei der Geschichte. Sie spricht so viele Themen an, aber der Raum ist zu klein dafür. Da ist diese ganze Subkulturgeschichte mit dem Politischen und dem Sozialen, und dem alten Punk gegen den jungen Punk und bla, da ist die Pubertät, der Wechsel von Einstellungen, Freundschaft, da ist das Sexuelle (nimmt hier auf jeden Fall eine wesentliche Rolle ein), da war da auch irgendwas mit der Essstörung, so habe ich das jedenfalls verstanden, dann noch die Reise, und noch ein paar Sachen sind da durchgeklungen. Das sind jetzt alles Dinge, die wichtig sind für gute Literatur, weil sie Vielschichtigkeit erzeugen, aber ich finde, sie alle hätten mehr Raum verdient, und man sieht auch, dass du in der Lage wärest, mehr Raum ansprechend zu füllen.
Ja, das Sexding zum Schluss, das ist alles sehr gut und lebendig gemacht, und wie sie sich danach benimmt und fühlt, das ist komplett authentisch, das hat mich halt nur als Leser nicht interessiert, das sind so Konflikte, die bei mir nichts rühren, aber das hat natürlich nichts mit deiner Geschichte zu tun, sondern ist bloß persönlicher Geschmack.
Ich persönlich hätte es viel interessanter gefunden zu sehen, wie sich der Wandel bei einem bürgerlichen Mädchen zu einem Punk vollzieht. Das wäre so für mich als Schwerpunkt am spannendsten, auch so die Verhältnisse der anderen Punks, wo sie her kommen, was so ihre Gedanken über den Rest der Gesellschaft sind, auch das Verhältnis zu den Eltern, da hätte ich gerne gesehen, wie du das in angemessener Tiefe angegangen hättest.
Man hat ja bei der Geschichte sofort das Gefühl, das ist eine persönliche Sache, der Autor schreibt aus Erfahrung, keine Ahnung, vielleicht hast du dazu schon was gesagt, ich habe die anderen Komms nicht gelesen, jedenfalls wärest du mit deinen schriftstellerischen Fähigkeiten genau die richtige, dieses Thema zu behandeln. So wie das hier ist, bietest du zum Schluss leider nur noch eine neue Variation von "mein erstes Mal." Das ist etwas, das werde ich als Leser schnell wieder vergessen.
Sprachlich ist die Geschichte toll. Sehr sehr viele liebevolle Zeichnungen, intelligente und gefühlvolle Wendungen, dein Humor ist auch sehr angenehm, das hatte ich dir schonmal geschrieben. Die Sätze sind ja eigentlich jedes Mal unaufgeregt, aber doch so schön fließend gestaltet, mit atmosphärisch großartigen Wendungen und klugen Implikationen.
Und du hast auch einen sehr besonderen, und ehrlichen Blick, führst niemanden vor, kuschelst aber auch nicht mit deinen Charakteren, holst aus den Interaktionen sehr viel Echtes raus. Ja, genau diese Elemente haben mir sehr gut gefallen, dieser Stil ist halt einfach sehr charakteristisch für deine Geschichten, und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass man ihn nicht mögen kann.
lg, randundband

 

Hallo Bella und randundband,

ich hoffe, ihr habt gesehen, dass ich mein Profil auf Urlaub gestellt hatte, und nicht geglaubt, dass ich Eure Kommentare mutwillig so lange ignoriert habe.

Hallo Bella,

das freut mich sehr, dass die Geschichte mit ihren Details so gut gewirkt hat und dass Du da offenbar auch was Persönliches dran anknüpfen konntest.

Ich hatte auch eine Klassenkameradin, die immer so "golden" geglänzt hat. Die sah immer so toll, selbst auf Klassenfahrt direkt nach dem Aufstehen.
Ja, die gibt es überall. Ich hab aber auch eine Theorie, dass nämlich jeder Mensch so seinen persönlichen Glanzhöhepunkt hat. Manche erreichen den halt sehr früh, in der Pubertät, aber dann ist der Lack meist ziemlich schnell ab, hehe :baddevil: Ich wundere mich, dass es hier nicht schon längst viel mehr Klassentreffengeschichten gibt.

Die Entwicklung deiner Protagonistin hast du toll dargestellt. Das finde ich umso beeindruckender, weil eine Kurzgeschichte nicht so viel Raum bietet. Trotzdem: Ihre Entwicklung ist total authentisch. Ich glaube, dass da auch diese vielen kleinen Beobachtungen beitragen.
Das freut mich ganz besonders, weil diese große Zeitspanne ja auch so das riesige Erzählproblem für dieses Kurzgeschichtenformat war und vielen die Entwicklung dann zu abrupt kam. Andererseits ist ja auch für Dich die Geschichte dann nicht ganz rund, weil Du dann wissen möchtest, wie es weitergeht.

Interessanterweise habe ich das Ende beim ersten lesen als ein trauriges aufgefasst. Beim zweiten Mal klang es dann doch ... naja nicht gerade nach Happy End ... aber schon positiv. Eigentlich auch schade, dass es dann nicht weitergeht. Mich hätte schon noch interessiert, wie es jetzt mit ihr weitergeht.
Ja, da steckt was Versöhnliches und was Trauriges drin. Und in der ursprünglich geposteten Version ging es danach auch noch ein gutes Stück weiter, bis sie selbst auch einen Schritt auf Chucky und auf sich selbst zumachen kann. Aber das war einigen Kommentatoren dann auch zu ausufernd - mit dem zusätzlichen Problem, dass dieser Teil Material aus einer noch anderen Ursprungsgeschichte enthielt. Jaja, Du siehst, eine lange Leidensgeschichte mit diesem Text. Ich glaub, das krieg ich in dieser Geschichte nicht mehr gelöst, dass die so richtlig glatt und rund als Kurzgeschichte läuft. Aber wenn es in den Szenen und Figuren schonmal stimmt, kann ich auch ganz gut damit leben, dass die Geschichte insgesamt noch so unperfekt ist. Ist halt echt ein sehr langer Lernprozess mit dem Schreiben - ich hab gesehen, dass Du Dich damit auch grad sehr abquälst. Das geht hier aber glaub ich allen so, die sich ernsthaft verbessern wollen, dass man oft frustriert ist und meint, man kommt nicht recht vom Fleck. Also mir zumindest.

Ich habe die anderen Kommentare überflogen. Einige fanden diese Szene ja witzig. Ich finde, sie kommt schon witzig rüber, aber ich fand sie eher sehr traurig. Klar, der Vater meint´s nur gut, aber er haut das dann schon ziemlich unsensibel raus.
Ja, je öfter ich über so Elterndinge schreibe und dann die Kommentare dazu lese, desto bewusster wird mir, wie verdammt kompliziert es sein muss, Dinge "richtig" zu machen. Wahrscheinlich muss man einfach davon ausgehen, dass man sein Kind auf die ein oder andere Art traumatisieren wird :D

Diese ganze Englandszene kann ich nicht so wirklich einordnen. Im ersten Moment dachte ich, die hätten sich jetzt nach England abgesetzt, aber das ist ja dann nicht so. Witzig fand ich die Sache mit den Fotos (englische Punks). Aber ich kann diese Szene nicht so recht in den Kontext dieser Geschichte einordnen.
Jo, die fällt etwas raus, so ein bisschen anekdotenhaft. Ich könnte jetzt auch umständlich begründen, warum sie jetzt für mich auf welche Weise wichtig ist. Aber ich könnte auch einfach die Schnauze halten und zur Kenntnis nehmen, dass eine ganze Reihe von Kommentatoren sie eher überflüssig fand. Vielleicht muss ich die Geschichte noch ne Weile liegen lassen, bevor ich die Szene kaltblütig rausstreichen kann.

Das ist ein überraschender Moment in deiner Geschichte. Beim Schöntrinken dachte ich im ersten Moment, dass sie sich die Männer schön trinkt, aber in Wirklichkeit will sie sich ja selber schön trinken.
Ja, so war das gedacht. Ich wollte halt das klassische Motiv umdrehen, um da noch mal ihre Unsicherheit zu unterstreichen.

Zeigt an dieser Szene auch sehr schön ihre Unsicherheit. Obwohl ich an der Stelle auch überrascht war, dass es ihr erstes Mal ist. So von der Anfangsszene in der Disco hatte ich mir vorgestellt, dass sie schon erfahrener ist.
Ja, sie tut ja auch total abgebrüht. Ich weiß aber nicht, ob ich diesen Überraschungseffekt beim Leser gut finde (das wurde schon mal angesprochen), oder ob ich da was einbaue, was ihre Unerfahrenheit etwas vorwegnimmt.

Das ist im Grunde schon ne derbe Zurückweisung.
Ja, das ist es. Er enbtblöst sich da quasi vor ihr und such Nähe (Quinn hat da ja auch das Maskenthema reingebracht) und sie hat zu viel Angst davor, diese Offenheit zu erwidern. Also ich merke an Deinen rausgepickten Stellen, dass Du viele Schlüsselszenen im Text wirklich so gelesen hast, wie ich sie gemeint hatte und so spannend ich das auch immer finde, wenn Kommentatoren Gedanken aus der Geschichte zutage fördern, die ich da gar nicht bewusst reingelegt hatte, so schön ist das auch, wenn man das Gefühl kriegt, dass ein Leser mit einem auf derselben Welle schwimmt.

Also vielen Dank für Deinen Kommentar!

Hallo randundband,

Irgendwie habe ich von Anfang an auf die Jugend-Challenge mit einer Art innerlichem Boykott reagiert, weiß nicht, hatte mich zuvor auch nie für Jugendliteratur interessiert, in der Schule schon hat mich dieses "altersgerechte/relevante" genervt mit "Rolltreppe abwärts" und sonstwas, aber wie dem auch sei, deine Geschichte habe ich mit Vergnügen gelesen (nur den Titel mag ich halt wirklich nicht, hat mich schon damals abgeschreckt) und gebe dir jetzt einen ganz frischen Eindruck.
Hehe, ja, diese Vorurteile hab ich am Rande mitbekommen, Auch, dass Du irgendwo mal geschrieben hattest, dass Du weibliche Protagonisten nicht so gern hast. Umso mehr freut es mich, dass Du dann doch noch zum und in den Text gefunden hast.

Das ist jetzt schon was her natürlich, und ich verstehe dieses Bedürfnis heute auch viel besser, also werte ich gar nicht mehr, vielmehr ist mir das mittlerweile eher sympathisch, wobei ich mich natürlich jedes Mal frage, wo diese Kids denn tatsächlich herkommen. Sind es nun Jugendliche aus zerrütteten Verhältnissen, die eben aus Not handeln, und in dieser Subkultur nur Halt suchen, oder sind es Mittelschichtskinder, die gerade nur eine Attitüde anprobieren. Ja, aber eigentlich ist es ja auch ganz normal in der Jugend zu experimentieren, und nach sich selbst zu suchen, und deine Prota gehört auf jeden Fall zu der zweiten Sorte (bei den Jungs aus der Gruppe ist mir das nicht klar geworden).
Ja, also mir geht das ähnlich, dass ich so ein jugendliches Rumgepose einfach nicht mehr so streng bewerte, wie früher, weil es für mich auch zum Teenagertum dazugehört, jemand anders sein zu wollen, cooler und härter und wasweißich. Zu meiner Jugendzeit waren ja auch plötzlich alle Ghettogangster, auch wenn sie in ner Reihgenhaussiedlung wohnten. Ich kann jetzt auch nicht statistisch sagen, welcher Prozentsatz an Punks in den 90igern aus echt prekären Verhältnissen stammte und wieviele da Bürgerskinder waren - je nachdem, was man darunter versteht. Aber diese Einteilung in "echt" und "falsch" oder "pseudo", die ja in der Szene ganz wichtig ist, find ich halt auch son bisschen problematisch. Und wer will schon entscheiden, was legintime "Not" ist (dazu ja dieser Hunger-Dialog)? Ist das nur materielle Not, oder Perspektivlosigkeit, wenn man allein aufgrund der Ausbildung der Eltern in die Hauptschule gesteckt wird, oder auch, wenn man so unglücklich mit sich selbst ist, dass man sich am liebsten die Haut abziehen würde? Letztendlich kann es ja auch hinter bürgerlichen Fassaden, Vater Richter, Mutter Hausfrau, schlimme Zerrüttung und Not geben, die ich keinem aberkennen möchte. Und wenn es irgendeinem solchen Richterkind hilft, Mercedessterne abzubrechen und seine Markenjeans mit Chlorix zu bleichen, würd ich es dafür auch nicht verurteilen, zumal es sich für seine bürgerliche Herkunft bestimmt schon selbst zu Tode schämt.

Na ja, hier gibt es eigentlich eine Menge zu sagen zu der Geschichte. Man stellt sich die Frage, wie kommt sie jetzt zu dem Punksein. Du bietest hier ein paar Antworten, wie die Unzufriedenheit mit seinem Aussehen, ist wohl für Mädchen in diesem Alter eines der größten Themen überhaupt, dann sind die Eltern auch noch getrennt, hier wird halt wenig zu gesagt, sondern nur so die Information gegeben, ja, der Vater holt sie am fürs Wochenende ab, und das reicht eigentlich, da hängen für jeden ja Gedankenketten dran, da muss man nicht mehr ausführen.
Ja, es ist halt auch schwierig für einen Autor eine Entwicklung zu zeichnen, gerade dann, wenn bei der Figur ein radikaler Wandel stattfindet. Da sucht man unwillkürlich nach einer Zäsur, mir ging es halt so, aber die bietest du hier nicht. Ich frage mich halt, wie macht man sowas am besten macht. Du hast am Anfang eine Erzählerin, du legst, wie gesagt, ein Fundament, aus dem heraus die Entwicklung nachvollziehbar wird, auch das mit den linken Thesen und den Ötzen, dann hast du mit dem CD-Kauf letztlich den Manifestationsakt, und es funktioniert natürlich, man liest weiter, aber ich muss ehrlich sagen, es ging mir persönlich zu abrupt. Vielleicht hätte ich gerne ein Schlüsselerlebnis gesehen, ich weiß nicht.
Für mich war diese Zäsur tatsächlich diese Ina-Stelle. Als sie begreift, dass sie im Ina-System einfach nicht konkurrieren kann und sich einfach ein neues System sucht. Und der Bruch sollte schon radikal und unorganisch sein. Sie entscheidet das und zieht es dann durch, weil sie eben so ein Hauruck-Mensch ist. Das ist natürlich kein politisches Erweckungserlebnis, sondern eher ein privates.

Und die Mutter spielt da auch munter mit, mit dem Haarefärben, ich weiß nicht, da vertust du doch einen interessanten Konflikt.
Ja, nee. Also das wäre halt der Klischeekonflikt gewesen, finde ich und so ein bisschen Punk-Folklore halt auch. Als Kind der 80iger hat man eine ganz gute Chance, dass die eigenen Eltern auf Anti-Atomktraft-Demos waren, viel gekifft und auch mal ein Haus besetzt haben. Da ist der Konflikt eher, wie man es hinkriegt, gegen solche Eltern noch zu rebellieren. So eine Herkunft, egal ob die jetzt außerdem noch bürgerlich oder einfach nur liberal ist, kriegt man mit der Punk-Romantik einfach nicht so gut unter einen Hut.

Ich finde auch grundsätzlich, dass, wenn überhaupt, die Schwäche bei der Geschichte in der Komposition liegt. Das ist jetzt überhaupt nicht auf den gesamten Text bezogen, aber zum Beispiel die Londonszene fällt für mich ein wenig raus. Jetzt bitte nicht falsch verstehen, das ist für die Charakterisierung überhaupt nicht verkehrt, bringt die Figur auch ein Stück weiter, aber ich finde, es schweift zu sehr ab. Wäre die Geschichte wesentlich länger, ja, dann würde es richtig gut funktionieren. In einem Roman wäre es auf jeden Fall ein ganzes Kapitel, ist ja sehr bedeutsam mit der neuen besten Freundin das Verhältnis usw. aber so, hier, auf die Distanz, ich weiß nicht, das ist mir ein Strang zu viel.
Ist sowieso irgendwie die Schwierigkeit bei der Geschichte. Sie spricht so viele Themen an, aber der Raum ist zu klein dafür. Da ist diese ganze Subkulturgeschichte mit dem Politischen und dem Sozialen, und dem alten Punk gegen den jungen Punk und bla, da ist die Pubertät, der Wechsel von Einstellungen, Freundschaft, da ist das Sexuelle (nimmt hier auf jeden Fall eine wesentliche Rolle ein), da war da auch irgendwas mit der Essstörung, so habe ich das jedenfalls verstanden, dann noch die Reise, und noch ein paar Sachen sind da durchgeklungen. Das sind jetzt alles Dinge, die wichtig sind für gute Literatur, weil sie Vielschichtigkeit erzeugen, aber ich finde, sie alle hätten mehr Raum verdient, und man sieht auch, dass du in der Lage wärest, mehr Raum ansprechend zu füllen.
Ja, ich seh das alles ein. Aber ich kann das im Moment nicht ändern. Der einzige Fokus den die Geschichte hat, ist die Figur und die ist halt ziemlich vielschichtig und verdient sicherlich mehr Raum.

Ja, das Sexding zum Schluss, das ist alles sehr gut und lebendig gemacht, und wie sie sich danach benimmt und fühlt, das ist komplett authentisch, das hat mich halt nur als Leser nicht interessiert, das sind so Konflikte, die bei mir nichts rühren, aber das hat natürlich nichts mit deiner Geschichte zu tun, sondern ist bloß persönlicher Geschmack.
Ich persönlich hätte es viel interessanter gefunden zu sehen, wie sich der Wandel bei einem bürgerlichen Mädchen zu einem Punk vollzieht. Das wäre so für mich als Schwerpunkt am spannendsten, auch so die Verhältnisse der anderen Punks, wo sie her kommen, was so ihre Gedanken über den Rest der Gesellschaft sind, auch das Verhältnis zu den Eltern, da hätte ich gerne gesehen, wie du das in angemessener Tiefe angegangen hättest. [...] So wie das hier ist, bietest du zum Schluss leider nur noch eine neue Variation von "mein erstes Mal." Das ist etwas, das werde ich als Leser schnell wieder vergessen.
Echt? Mann, sonst kommt Sex eigentlich immer gut an - ich werd jetzt immer neugieriger wie man als Jugendlicher so aufwächst, wenn einen solche Themen nicht interessieren.
Die politisch-gesellschaftliche Frage, die Du spannender findest, hab ich natürlich auch mit drin, aber die steht bei mir tatsächlich eher im Hintergrund, als die persönlichen Erklärungen, warum sie Punk wird. Also klar, sie ist politisch eher links-liberal, aber das hat sie offenbar schon von ihrer Mutter - also kein großes, rebellisches Verdienst. Aber was sie dann in die Szene zieht, sind auch andere Sachen: dass sie ihre Unsicherheit hinter so ner harten Attitüde verstecken kann, dass sie sich mit dem Styling dem mainstream-Schönheitsdiktat entziehen kann, dass sie Teil einer neuen Gruppe werden kann. Und ich glaub, das ist bei den meisten ein ganz individuelles Gemisch aus persönlichen und politischen Gründen, das sich aus der jeweiligen Biographie und Herkunft speist. Manche mögen die Musik, andere das Saufen und den Dreck, das Provokante, das Gruppengefühl. Andere sind Punk, weil der coolere, beste Freund Punk ist und wäre der Nazi, wären sie auch Nazi (ich hab leider viele erlebt, für die das offenbar kein großer Sprung war). Also ja, man könnte und sollte darüber hunderttausend Geschichten schreiben. Bei meiner war das eben nur ein Aspekt von vielen.

Also ich find das alles total nachvollziehbar, was Du sagst. Ich glaub Dein Leseinteresse war da auch einfach etwas anders gelagert als mein Schreibinteresse. Da freut es mich natürlich um so mehr, dass Du Dich trotzdem so ausführlich mit der Geschichte beschäftigt hast und Dir der Stil gefallen hat.

Also auch Dir vielen Dank für Deinen Kommentar!

lg,
fiz

 

Hallo feirefiz,


obwohl du schon xtausenddreihunderfünfzig Kommentare zu dieser Geschichte bekommen hast, wage ich es trotzdem, dir auch noch mein Feedback dazu zu geben.

Ich hatte schon unter einer Geschichte von zigga geschrieben, dass ich ansich dieses Genre nicht so als Lesestoff bevorzuge, von daher hast du bei mir keinen Vorschussbonus deswegen erhalten, weil ich grad das Thema so gut finde.
Und gerade deswegen kannst du dir aber etwas darauf einbilden, denn ich fand deine Geschichte richtig gut.
Sie hat mich an keiner Stelle gelangweilt, was ja in Anbetracht meiner soeben genannten Meinung zu solch einem Genre durchaus recht schnell der Fall hätte sein können.
Im Gegenteil, ich fand sie sogar an manchen Stellen richtig spannend. Z.B. hat mich die Szene sehr gepackt, in welcher deine Protagonistin sich ihren "Traummann" angelt und dann mit ihm auf der Matratze landet.

Vielleicht ist für dich es jetzt auch ein Vorteil, dass ich die Vorversion deiner Geschichte nicht kenne, also quasi wie ein Frischling daran gehe und, dass ich auch all die anderen Kommentare nicht mal annähernd angeschaut habe.

Das vorweg.
Ich fand die Geschichte gut. Sie zeigt ein vermutlich hochintelligentes Mädchen (dazu habe ich gleich noch eine Frage), dass seinen Weg hinein in eine Clique sucht. Sie löst sich zunächst aus dieser Umklammerung immer in Inas Fahrwasser zu schwimmen, sondern sucht sich ihren eigenen Kreis, in dem sie sich ebenbürtig fühlt. Man spürt schon im ersten Drittel deiner Geschichte, dass sie sich von Inas Diktat lösen möchte. Sie macht deutlich wie wenig ihr die Rolle als nicht zur erwachsenen Frau gehörenden Gruppe misshagt und für mich löst sich dieses Abhängigsein von den Vorgaben anderer erst auf, als sie am Ende der Geschichte Chucky den Laufpass gibt. Diese Entwicklung hat mir gefallen,vielleicht auch ein bisschen, weil es quasi ein HappyEnd gibt?

Da ist auch noch so eine Entwicklung, die sich zum Ende hin gut ausmacht. Sie wirkt am Ende nicht mehr so arg davon überzeugt, dass sie schlecht aussieht. Anfänglich tauchen ihre Gedanken dazu doch recht deutlich und öfter auf.

Eine Verständnisfrage ergab sich für mich:

„Das ist doch nicht das Wichtigste im Leben“, als wüsste sie nicht, dass ich viel zu gut in der Schule bin, um mir auch noch Fettheit erlauben zu können.
Ist das jetzt Ironie? Meint sie, sie sei so schlecht in der Schule, dass sie wenigstens dünn sein muss, um nicht ganz bei allen unterdurch zu sein? Mir passt dieser Satz nicht ins Konzept. Ich vermute, ich übersehe etwas. Aber wo?

Ein kleines Fehlerchen:

Neben Jens sitz Adrian

Und hier würde ich den "Jens" einfach weglassen.
„Lass ihn doch mal, Jens“,

Deine Dialoge bzw. die wörtliche Rede überhaupt ist richtig pfiffig und hat mir sehr gut gefallen. Deine Figuren haben dadurch sehr viel an Lebendigkeit erhalten und es hat Spaß gebracht, zu lesen, was sie so alles von sich geben.

das zart nach zu oft benutztem Handtuch riecht.
Perfekt, ich hatte den Geruch in der Nase.

Was mir angenehm auffiel, waren deine teils humorigen Passagen, wozu ich auch deine teils ungewöhnliche Wortwahl zähle.
Diese Worte fand ich bei dir und ich finde sie alle zu Recht im Einsatz. Gut, dass du sie mal wieder aus dem deutschen Sprachgebrauch herausgezerrt hast, um sie zu zeigen. Manche erinnern an Norddeutschland mit seinem Platt.

schnibbeln, porkelt, auseinanderklamüsert, Gefrickel, Hosenträger auf die Schultern schnacken.

Insgesamt eine feine Geschichte, die ich gern gelesen habe.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo lakita,

Vielleicht ist für dich es jetzt auch ein Vorteil, dass ich die Vorversion deiner Geschichte nicht kenne, also quasi wie ein Frischling daran gehe und, dass ich auch all die anderen Kommentare nicht mal annähernd angeschaut habe.
Das ist für mich das perfekte Leseszenario, zumal dieser Text echt schon extrem viele Metamorphosen durchgemacht hat. Gerade letzte Woche hab ich noch die umstrittene London-Szene rausgekickt. Manchmal braucht es eben ziemlich großen zeitlichen Abstand, bis man solche Amputationen trockenen Auges durchführen kann. Insofern freue ich mich, wenn der Text auch in seiner jüngsten, hoffentlich optimierten Form gelesen wird, ohne dass noch x Altversionen im Kopf des Lesers rumschwirren.
Und besonders schön ist das natürlich, dass Du den Text mochtest, obwohl Du keine Affinität zu Jugendgeschichten hast. Da bin ich direkt doppelt so stolz.

Sie löst sich zunächst aus dieser Umklammerung immer in Inas Fahrwasser zu schwimmen, sondern sucht sich ihren eigenen Kreis, in dem sie sich ebenbürtig fühlt. Man spürt schon im ersten Drittel deiner Geschichte, dass sie sich von Inas Diktat lösen möchte. Sie macht deutlich wie wenig ihr die Rolle als nicht zur erwachsenen Frau gehörenden Gruppe misshagt und für mich löst sich dieses Abhängigsein von den Vorgaben anderer erst auf, als sie am Ende der Geschichte Chucky den Laufpass gibt. Diese Entwicklung hat mir gefallen,vielleicht auch ein bisschen, weil es quasi ein HappyEnd gibt?
Ja, sie will sich auf jeden Fall von Ina emanzipieren, neben der sie sich ungesehen fühlt. Nur hatte ich das nicht so als Diktat gedacht. Ina ist ja gar nicht herrisch oder so, und auch Chucky setzt sie nicht unter Druck. Ich glaube, das Mädchen hier leidet vor allem unter ihrem eigenen Diktat. Also klar sind das so Ansprüche, schön sein, kein Streber sein, die auch in ihrem Umfeld rumschwirren, aber sie internalisiert das ja extrem und ist wahrscheinlich strenger zu sich, als das irgendein Außenstehender wäre. Und klar, man kann das Ende auch positiv sehen, weil sie sich da mal einen Moment entspannt, und keine Rolle spielt, um anderen zu gefallen. Es ist wohl auch ein Stück weit Abwehrreaktion. Aber vielleicht auch ein Schritt in die richtige Richtung. Da kann man ziemlich viel drin sehen, auch ganz unterschiedliches, in diesem Ende, aber ich empfinde es auch eher als versöhnlich.

Da ist auch noch so eine Entwicklung, die sich zum Ende hin gut ausmacht. Sie wirkt am Ende nicht mehr so arg davon überzeugt, dass sie schlecht aussieht. Anfänglich tauchen ihre Gedanken dazu doch recht deutlich und öfter auf.
Na ja, dadurch das sie abgenommen hat, ist sie ihrem eigenen Ideal sicher noch näher gekommen, aber das ist im Grunde oberflächlich. Von nem gesunden Körpergefühl ist die schon noch ein ganzes Stück entfernt, wenn sie sich selbst schön trinken muss, sich nicht traut, sich auszuziehen und vor allem hofft, dass ihr Körper funktioniert. Sie motzt nur nicht mehr so wild wie am Anfang.

„Das ist doch nicht das Wichtigste im Leben“, als wüsste sie nicht, dass ich viel zu gut in der Schule bin, um mir auch noch Fettheit erlauben zu können.
Ist das jetzt Ironie? Meint sie, sie sei so schlecht in der Schule, dass sie wenigstens dünn sein muss, um nicht ganz bei allen unterdurch zu sein? Mir passt dieser Satz nicht ins Konzept. Ich vermute, ich übersehe etwas. Aber wo?
Nee, das ist ernst gemeint. Sie empfindet sowohl ihre Intelligenz als auch ihre Pummeligkeit als Makel, der sie für Jungs unattraktiv macht. So richtig beliebt machen gute Noten ja meist nicht in dem Alter.

das zart nach zu oft benutztem Handtuch riecht.
Perfekt, ich hatte den Geruch in der Nase.
Hehe, das ist jetzt aber auch ein Geständnis ;)

Also vielen Dank, dass Du mir noch den zwölfhundertdrölfsten Kommentar geschrieben hast. Ich freu mich über jeden. Und danke auch für das Lob der Worte, Witze und Dialoge, die ich ja erst langsam anfange zu üben.

Der hoffentlich letzte Fehler wird jetzt gekillt!

lg,
fiz

 

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