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Hoffentlich ist es woanders besser

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17.10.2004
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Hoffentlich ist es woanders besser

Der Schnee fiel vom Himmel wie Federn von einem gerupften Huhn, als das Mädchen in die Nacht hinaus lief. Er schlug ihr ins Gesicht. Jede Flocke brannte sich in ihre Haut, wie glühende Metallspäne, bis sie schmolzen. Doch sie lief weiter … weiter …

Die Straße führte sie an Schaufenstern vorbei, die den Bürgersteig vor ihnen beleuchteten. Im Vorbeilaufen erhaschte sie kurze Standbilder von den Dingen, die sich in ihnen befanden. Speisen, Kleider, Schuhe und andere Dinge, die sie vor ein paar Tagen vielleicht noch interessiert hätten. Doch jetzt war alles anders und würde nie wieder so sein wie früher. Nicht nach dieser Nacht und nach keiner anderen mehr.

Als sie an diesem Morgen aufstand, fühlte sie bereits, dass sie kein guter Tag erwartete. Die Wolken umschlungen die Sonne, wie ihre Bettdecke ihren Körper, sie klammerte sich an ihm fest und ließ sich nur schwer entwirren. Sie war verschwitzt und nicht erholt durch diese Nacht. Langsam stand sie auf und schaute sich um. Der Raum hatte sich nicht verändert seit dem letzten Abend, leider. Er warf sie zurück zu den Erinnerungen des Vortages und zu dem was sie heute erwarten würde. Langsam und schwerfällig schritt sie zu ihrem Kleiderschrank, der voller zerknüllter und krauser Kleidung war. Ohne lange nachzudenken, nahm sie einen Pullover und eine Hose aus dem Schrank und zog sie über ihre Unterwäsche vom Vortag, in der sie geschlafen hatte. Sie wusste, dass sie nach Schweiß roch, doch dieser Fakt war ihr vollkommen egal, denn ob sie gut roch, würde nichts an ihrer Situation ändern.

Noch etwas langsamer ging sie in die Küche, dort war, wie jeden Morgen, niemand. Als sie sich eine Scheibe Brot mit Marmelade bestrich und einen Bissen davon nahm, konnte sie aus irgendeinem Grund nicht diesen durchgekauten Marmeladenbrotklumpen herunter bekommen. Sie spuckte ihn in die Spüle, wo der Klumpen, wenn sie ihn nicht wegmachte, liegen bleiben würde, bis sie von der Schule wieder kam. Sie beneidete den Klumpen Brot plötzlich, wie er dort in der Versenkung des Spülbeckens lag. Langsam rann ihr Speichel von dem Klumpen in den Ausguss. Schließlich drehte sie den Wasserhahn auf und ließ das durchgekaute Brot in den Ausguss verschwinden, den Rest ihres angebissenen Brotes ließ sie angewidert in den Mülleimer fallen.

Als sie der Straße ihr Gesicht zeigte, wurde ihr ohne jeden Grund klar, dass dies das letzte Mal war. Das letzte Mal sollte sie der Straße, die sie so spöttisch anstarrte, in die asphaltierten Augen sehen. Wie in Trance setzte sie sich in den Bus, der sie wie jeden Morgen in die Schule bringen würde. Ebenfalls hier wurde ihr klar, dass es das letzte Mal sein würde, dass sie mit diesem Bus in ihre Schule fahren würde.

Dort angekommen schien das Schulgebäude, wie eine Raubkatze, in die Lauerstellung gegangen zu sein, jederzeit bereit unbemerkt los zuschlagen. Sie näherte sich ihm vorsichtig, der Gefahr bewusst auf die sie sich einließ. Noch bevor die Schulklingel ihr lautes Schrillen von sich gab, ging sie hinein um sich mit dem Rektor zu unterhalten. Dieser 57-jährige Mann, mit einer kleinen Brille auf der Nase, schaute sie über einen Haufen Zeugnisse an, als sie eintrat. Mit einer Stimme, die gestellt freundlich klang, sagte er: “Guten Morgen.” Sie schaute ihn an und wusste, dass sie niemals irgendetwas sagen könnte, dass ihn von ihrer Unschuld überzeugen würde. “Also? Was führt dich zu mir, Kind?” Sie schaute ihn weiter an und fragte sich, ob er nur so tat oder ob er wirklich wissen wollte, warum sie hier war, denn eigentlich war es ziemlich offensichtlich. “Was meinst du? Sollten wir über den gestrigen Tag sprechen?” Weiterhin war er der Einzige, der sich an der Konversation beteiligte. Er nahm die Brille von der Nase um die Szene absichtlich noch weiter zu dramatisieren. “Was du getan hast ist unverzeihlich,” sie sah, wie sehr ihm diese Worte gefielen, “ein solches Benehmen können wir an unserer Schule nicht dulden. Wir haben eine lange Tradition. Und die lassen wir uns nicht von einer mittelmäßigen Schülerin zerstören, nur weil sie nicht damit zufrieden ist. Deshalb,” sagte er weiter, ”werden wir dir empfehlen eine andere Schule zu besuchen. Eine die sich mit Fällen wie dir auskennt.” Immer noch sprach nur er, sie hatte nicht mal genickt oder eine Miene verzogen. Irgendwie schien sie zu wissen was er sagen würde. Alles war nur ein großes Schauspiel, jeder hatte seine Rollen und sie spielte ihre nur extrem schlecht. Sie stellte sich vor, wie ihr Leben als Musical auf dem Broadway gespielt wurde, sie würde über ihre Einsamkeit singen mit einer hohen, wunderschönen Stimme, während der Rektor als tiefer Bass sie bedrohen würde. Seine Stimme brachte sie zurück: “Bist du damit einverstanden?” Ohne auf eine Antwort zu warten, sagte er weiter, “nun gut, dann hätten wir das erledigte, hier nimm diese Papiere, deine Eltern müssen sie bestätigen und mir wieder bringen. Ich habe bereits mit ihnen darüber am Telefon gesprochen.” Sie nahm die Papiere und sah ihn ein letztes Mal in die Augen. Sie sah seinen Triumph und seine Freude darüber, was er erreicht hatte. Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Zimmer. Die Papiere, die sie von ihrem, jetzt ehemaligen Schuldirektor bekommen hatte, sahen aus als wären sie wichtig. Ein Schullogo war darauf gedruckt, war es das ihrer, jetzt ehemaligen Schule? Selbst diese Frage schien ihr zu schwer. Sie ging wieder hinaus aus dem Gebäude, das jetzt nicht mehr aussah wie eine Raubkatze, sondern eher wie ein großer Haufen Steine, nur zusammen gehalten durch den Zement, der dort schon immer gewesen war und resignierend stellte sie fest, dass sich das auch nie ändern würde.

Als sie auf die Straße ging, bemerkte sie, dass es angefangen hatte, zu schneien. Wie über sie spottend flogen die einzelnen Flocken über ihren Kopf und ließen sich schließlich in ihren Haaren nieder. Andere wiederum wehten ihr ins Gesicht und mehrten nur ihre eigenen Tränen und erst jetzt bemerkte sie, dass sie, seit sie die Schule verlassen hatte, weinte und ihre Tränen ihre Wangen befeuchteten. Sie sah plötzlich mit einer Klarheit, die so hell wie die Sonne war, dass sie nie eine der unzähligen Schneeflocken in ihren Haaren sein würde oder ein Marmeladenbrotklumpen in einer Spüle. Sie würde immer das Gleiche bleiben, das sie heute war, bis sie vielleicht irgendwann von dieser Welt entfliehen dürfte.

Zu Hause war niemand. Ihre Füße hatten sie durch die Straßen der kalten Stadt geführt. Ihre Tränen waren versiegt und sie saß ruhig in dem Wohnzimmer ihrer Eltern. Diese würden frühestens in ein paar Stunden nach Hause zurückkehren. Doch dann würde sie nicht mehr hier sein, sondern an einem anderen Ort, irgendwo wo sie nicht länger darüber nachdenken müsste, was eine Scheitelpunktfunktion sei. An diesem Ort würde sie auch nicht länger eine Meinung über die Politik ihres Landes haben müssen. Dort würde sie einfach nur sein, einfach nur sein ...
Es war schon Abend als sie sich auf den Weg machte den Ort zu finden, nach dem sie sich so sehr sehnte. Selbst war sie sich nicht im Klaren darüber, wohin sie gerade unterwegs war. Doch in ihre Beine führten sie in eine bestimmte Richtung.

Mittlerweile war es dunkel geworden und die Autos hatten ihre Scheinwerfer eingeschaltet. Immer wieder fuhren die Strahlen über ihren Körper und blendeten ihre Augen, doch das ihr unbekannte Ziel schien sie nie aus dem Blick zu verlieren. Immer weiter stieß sie in die schwarze Nacht hinein, der Schnee flog ihr weiterhin ins Gesicht. Er malträtierte ihren Körper und ließ ihre Kleidung schwer und nass zurück.
Dann nach einer Zeit, die sie nicht länger schätzen konnte, sah sie ihr Ziel vor sich. Die für einen Fußgänger riesige Brücke ragte vor ihr in den pechschwarzen Himmel, der nicht aufhörte, weiße Flocken zu generieren, die sie wie Nadeln stachen, wenn sie das Mädchen trafen. Langsam spürte sie ihre Zehen und Finger nicht mehr und bemerkte, als sie zu ihren Füßen hinuntersah, dass der Schnee ihr bereits bis zu den Knöcheln ging und ihre Halbschuhe schon völlig aufgeweicht hatte.

Sie ging weiter, merkte die Nadelstiche nicht länger, weiter die Brücke entlang. Über ihr schien nicht einmal der Himmel Mitleid mit ihr zu haben, er spuckte ungestört weiter seine weißen Soldaten aus, die nur ein Ziel hatten: sie! Und ohne es zu wissen, war sie auf das Geländer der Brücke gestiegen. Sie schaute hinunter in die Fluten des unter ihr befindlichen Flusses. Das Wasser schien keine Grenzen zu haben, es bewegte sich ständig und ohne Unterlass. Dieses Wasser besaß kein Gedächtnis, wenn man etwas hineinwerfen würde, würde das Wasser einfach weiter laufen. Dieses Wasser wurde nicht von etwas zusammen gehalten, es konnte einfach fließen, ohne Grenzen oder Einschränkungen. Jeder Tropfen war Teil eines Ganzen. Eines Ganzen, das sich ohne Grenzen vor ihr auszudehnen schien.

Dann sprang sie. Unter ihr das dunkle Wasser, das immer weiter floss und über ihr der Himmel, der weiterhin nicht aufhörte seine Flocken fallen zu lassen ...

 

Mir fällt kein Titel ordentlicher Titel ein für die Geschichte vielleicht habt ihr ja n paar Vorschläge.

 

Hallo Tatam!

Daß Deine Geschichte bisher noch nicht kommentiert wurde, könnte eventuell daran liegen, daß sie noch keinen Titel hat. Einige sind der Ansicht, daß einem Autor, dem kein Titel einfällt, nicht viel an seiner Geschichte liegen kann. Ich will das nicht auf Deine Geschichte bezogen beurteilen, aber irgendwas ist schon dran an dem Gedanken, oder?
Stell Dir vor, eine Mutter rennt mit ihrem Neugeborenen herum und fragt die Leute: »Schauen Sie, das ist mein Kind, aber ich weiß noch keinen Namen. Fällt Ihnen vielleicht ein Name ein, wenn Sie dieses Kind anschauen?«
Dabei ist es bei einem Kind noch schwieriger, da kann man den Namen später nicht einfach wieder ändern, indem man einen Mod drum bittet. – Also laß Dir erst einmal irgendeinen Titel einfallen, dann wirst Du auch Kritiken bekommen, und vielleicht bessere Titelvorschläge. ;)

Der zweite Punkt ist, daß es sich um eine Selbstmordgeschichte handelt, und die sind allgemein nicht so gern gesehen. Mir persönlich sind auch Geschichten lieber, die einen Lösungsweg aufzeigen statt den Protagonisten aufgeben zu lassen. Es gibt nämlich immer einen Lösungsweg, und wie viel wertvoller ist eine Geschichte, die vielleicht einem Menschen in einer Situation wieder einfällt, in der er vielleicht knapp dran ist, aufzugeben, und dann kann er sich erinnern, wie das in dieser Geschichte war, wo die Protagonistin am Schluß wieder gelacht hat… Was zeigt ihm Deine Geschichte?
Klar sind nicht alle Leser selbstmordgefährdet, aber Lösungen sehen zu lernen ist auch ohne Neigung zum Suizid von Vorteil. Jeder kommt einmal in eine Situation, wo er verzweifelt ist, sich nicht ernst genommen fühlt, etc. Du beschreibst den schlechtesten Weg, den man gehen kann – wofür soll das gut sein?

Ich finde es gut, daß Du die Verzweiflung zeigst, das Aufgeben, als sie sich zum Beispiel nicht gegen die Anschuldigungen wehrt. Aber das kannst Du auch in einer Geschichte zeigen, die nicht diesen Schluß hat.

Der Schnee fiel vom Himmel wie Federn von einem gerupften Huhn, als das Mädchen in die Nacht hinaus lief. Er schlug ihr ins Gesicht.
Federn schlagen eigentlich nicht, sondern fallen langsam, schweben mehr. ;) Eventuell könntest Du »wie vom Himmel geworfene Styroporkügelchen« schreiben, wobei mir selbst das Styropor noch zu leicht erscheint – kräftiger Wind könnte sie noch antreiben.

Ein paar andere kleine Fehler sind auch noch in Deiner Geschichte, aber für die ist es mir heute zu spät. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Tatam,

Mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen. Du hast Dir wunderschön lange Zeit gelassen die Person und ihre Stimmung zu beschreiben ehe Du die Ursachen dafür genannt hast. Das war gut und macht die Geschichte spannend.

Im Übrigen finde ich es sehr gut, wenn über Themen wie Selbstmord geschrieben wird, weil das (leider) zu unserer Welt und unserem Alltag dazu gehört. Solche Geschichten nicht lesen zu wollen würde bedeuten, die Augen vor dem zu verschließen was rund um uns herum täglich passiert oder passieren könnte. Zu viele Menschen verschließen ihre Augen vor den Dingen, die ihnen unangenehm sind. Es ist unsere Chance als kreativ Schreibende, ihnen genau dafür die Augen zu öffnen.

Was ich noch gut an deiner Geschichte finde ist, dass Du nicht zu viel verrätst. Da ist der Rauswurf von der Schule und man weiß, dass am Vortag etwas geschehen ist, wodurch sie genau diesem provoziert hat. Mir kam hier gleich die Frage wodurch sie selbst wohl zu einem solchen provozierenden Verhalten provoziert wurde. Ich weiß es nicht, aber mir kommt es so vor als wäre sie zu tiefst in ihrer Ehre gekränkt worden und als würde der Rektor die entsprechende Schuldige Person mit seinem Verharren auf die Schultradition auch noch decken. Deine Protagonistin scheint mir nicht die Person zu sein, die wegen irgendwelche Kleinigkeiten aufgibt. Da muss viel mehr dahinter stecken. Du hast es nicht geschrieben und ganu das ist gut, weil es einen dazu anregt sich selbst Gedanken darüber zu machen was passieren müsste, dass eine Person so weit ist, dass sie aufgibt.

Und was den Titel angeht! Nur mit der Ruhe! Geh noch eine Weile 'schwanger' damit. Irgendwann, beim Nachdenken darüber, fällt Dir sicher noch was ein.

Gruß puregold

 

Hallo tatam,

auch ich rate dir dringend zu einem Titel, ohne ist eine Geschichte einfach nicht komplett. Das ist so als ob du den Schluss weglässt und dann schreibst: "Tut mir leid, mehr ist mir nicht eingefallen, Vorschläge?" Eine Überschrift gehört nun leider dazu. Damit tu ich mich auch immer sehr schwer.

Zur Geschichte: Hmmm... Teenager fliegt von der Schule und begeht Selbstmord. Mir fehlt der Hintergrund. Du baust hier eine Spannung auf, die es irgendwie zu lösen gilt, so fühle ich mich als Leser unbefriedigt. Die Geschichte ist stilistisch gut und hat Potential. Aber das grundsätzliche Problem mit Selbstmordgeschichten ist, dass es einfach wahnsinnig viele davon gibt (das meinte Häferl). Und um sich von der Masse abzuheben und nicht in ihr unterzugehen sollte deine Geschichte etwas neues bieten, etwas mehr als pure Verzweiflung, kurz: einfach eine innovative Handlung, und nicht nur die Qualen mir abschließendem Tod. Das hat man leider schon so oft gelesen, dass es nicht mehr berührt. Puregold als relativem Neuling scheint es doch noch nicht so zu gehen. Ein weiterer Nachteil am Selbstmordende ist wohl die tatsache, dass es ein zu "geschlossenes" Ende darstellt, und ein Text oft auch davon lebt, dass er zum Weiterdenken anregt.
Das heißt jetzt nicht, dass du die ganze Geschichte ändern solltest, aber eine gründliche Überarbeitung würde ich dir schon ans Herz legen. Und einen Titel!

lg Anea

 

zur frage der titel möchte ich nur mal anmerken, dass zB franz kafka etliche kurzgeschichten und erzählungen ohne titel gelassen hat. viele wurden erst im nachhinein vom verleger oder von max brod hinzugefügt. insofern sollte titel oder nicht hier keine frage sein, man befindet sich ja schließlich nicht in derart oberflächlichen gefilden, oder?

 

hallo ich nochmal


wollte nur sagen, dass diese geschichte das beste ist, was ich bisher auf dieser seite gelesen habe, das thema ist toll herausgearbeitet, die stimmung und die personen großartig beschrieben, man wird ser schön aufgesogen von dieser geschichte, das hat bisher kaum eine in diesem forum geschafft, muss ich ehrlich sagen...
gut, bin jetzt auch kein veteran auf dieser seite, aber als leser weiß man ja, was man lesen will und was einem gefällt, nicht?
und ob mit oder ohne titel macht eigentlich keinen unterschied, den auch geschichten mit titel werden nicht zwangsläufig weitläufig oder überhaupt kommentiert. man spricht aus erfahrung ;)

 

puregold schrieb:
Es ist unsere Chance als kreativ Schreibende, ihnen genau dafür die Augen zu öffnen.
Deine Protagonistin scheint mir nicht die Person zu sein, die wegen irgendwelche Kleinigkeiten aufgibt. Da muss viel mehr dahinter stecken. Du hast es nicht geschrieben und ganu das ist gut, weil es einen dazu anregt sich selbst Gedanken darüber zu machen was passieren müsste, dass eine Person so weit ist, dass sie aufgibt.

Wie kann man jemandem die Augen öffnen, wenn man entweder über die wahren Gründe nicht schreibt, oder Gründe anführt, die unglaubwürdig klingen? :rolleyes:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tatam,

mir hat deine Geschichte im Großen und Ganzen auch ganz gut gefallen. Vor allem haben mir die Bilder gefallen, die du zu Vergleichen herangezogen hast. Sie passten allesamt ganz gut, aber zwei Stellen fand ich besonders gelungen. Sie folgen weiter unten.

Einigen Punkten meiner Vorkritiker möchte ich mich aber anschließen: Du baust wirklich schön Spannung auf, ohne sie jedoch am Schluss zu lösen. Ich hätte auch gerne gewusst, was deine Prot angestellt hat, damit ein Verweis von der Schule gerechtfertigt ist. Und warum bringt ein Verweis von der Schule jemanden so aus der Fassung? Ich stimme Häferl nicht zu, dass Selbstmord in Geschichten nicht vorkommen sollte (so lese ich ihren Kommentar). Er ist tatsächlich auch Alltag in Deutschland und überall auf der Welt – leider. Und hat somit auch eine Berechtigung in Geschichten. Und ich wehre mich dagegen, dass eine solche Geschichte Leser in den Selbstmord treiben könnte. Das ist jedoch ein anderes Thema. Worin ich aber zustimme: Mir ist hier der Grund ein bisschen zu dünn. Da muss doch noch mehr sein, oder? Angst vor der Strafe der Eltern, denen der Rektor alles erzählt hat? Vernachlässigung durch die Eltern (die ja anscheinend so gut wie nie zu Hause sind)? Auf jeden Fall muss das Mädel eine ganze Reihe Probleme mehr haben, um einen solchen Schritt zu machen. Und die wüsste ich als Leser gerne. So ist die Geschichte tatsächlich ein bisschen unbefriedigend.

Insgesamt also aus meiner Sicht: Inhaltlich ein bisschen zu dünn, sprachlich gelungen.


Im Folgenden noch ein paar Anmerkungen – Kritik und Lob. Bei den Fehlern habe ich einfach ein paar gelistet, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.


Die Straße führte sie an Schaufenstern vorbei, die den Bürgersteig vor ihnen beleuchteten.
Hier ist ein kleiner Logikfehler: Schaufenster können nicht leuchten, höchstens die Lampen in den Schaufenstern. Dann wird allerdings der Satz ziemlich unschön. Ich würde daher zwei Sätze draus machen:
Die Straße führte sie an Schaufenstern vorbei, die den Bürgersteig vor ihnen beleuchteten.


Sie beneidete den Klumpen Brot plötzlich, wie er dort in der Versenkung des Spülbeckens lag.
Sehr schön, hat mir gut gefallen. :thumbsup:


Ebenfalls hier wurde ihr klar, dass es das letzte Mal sein würde, dass sie mit diesem Bus in ihre Schule fahren würde.
Ja, ja, alles das letzte Mal. Das hat der Leser schon vorher gemerkt. Wirkt hier als nervige Wiederholung.
Und der Beginn des Satzes („Ebenfalls hier wurde ihr klar“) liest sich für mich sehr holprig.


jederzeit bereit unbemerkt los zuschlagen. Sie näherte sich ihm vorsichtig, der Gefahr bewusst auf die sie sich einließ.
bereit, unbemerkt (Komma)
loszuschlagen (zusammen)
bewusst, auf die (Komma)

Es folgen noch ein paar weitere Kommafehler, vielleicht siehst Du noch mal drüber?


nun gut, dann hätten wir das erledigte,
erledigt (-e)


Sie nahm die Papiere und sah ihn ein letztes Mal in die Augen.
ihn = ihm


Sie würde immer das Gleiche bleiben, das sie heute war,
falscher Bezug; besser: immer die Gleiche bleiben, die sie... (schließlich ist sie ja ein Mensch und kein Gegenstand)


Über ihr schien nicht einmal der Himmel Mitleid mit ihr zu haben, er spuckte ungestört weiter seine weißen Soldaten aus,
Und wieder ein Bild, das mir sehr gut gefällt, vor allem, weil es so schön eingeführt wurde (mit den Nadelstichen, dem Brennen, das sie verursachen). :thumbsup:


Und abschließend noch im letzten Satz:

der weiterhin nicht aufhörte seine Flocken fallen zu lassen ...
Das Leerzeichen vor den drei Punkten muss raus.

 

Ach so, noch zum Titel: Bitte doch einen der Alltag-Moderatoren (per PN) darum, ihn zu ändern, damit er auch in der Übersicht erscheint. Ich würde allerdings auch einen anderen Titel wählen. Vielleicht: "Wasser hat kein Gedächtnis" oder so?

 

Ich stimme Häferl nicht zu, dass Selbstmord in Geschichten nicht vorkommen sollte (so lese ich ihren Kommentar). Er ist tatsächlich auch Alltag in Deutschland und überall auf der Welt – leider. Und hat somit auch eine Berechtigung in Geschichten. Und ich wehre mich dagegen, dass eine solche Geschichte Leser in den Selbstmord treiben könnte.

a) habe ich nicht gesagt, daß Selbstmord in Geschichten nicht vorkommen soll - es war ein Erklärungsversuch, was die Gründe sein könnten, warum bisher niemand die Geschichte kommentiert hat.
b) hab ich auch nicht geschrieben, daß die Geschichte jemanden in den Selbstmord treiben könnte (so ein Blödsinn!), sondern habe kritisiert, daß sie nur diesen Weg zeigt statt andere Lösungsmöglichkeiten.
Ja, es gibt viele Selbstmorde. Genau deshalb, weil die Menschen keine anderen Wege sehen, und es wäre in meinen Augen eine Aufgabe der Literatur, sie aufzuzeigen, statt zu den echten auch noch künstliche Fälle zu schaffen.

 

@ Häferl

Du beschreibst den schlechtesten Weg, den man gehen kann – wofür soll das gut sein?

Daraus (und aus dem Teil davor, aber ausschlaggebend war dieser Satz) habe ich interpretiert, dass du dafür plädierst, immer andere Lösungswege zu zeigen und eben nicht den Selbstmord. Um anderen Menschen in einer schwierigen Lage einen Ausweg daraus aufzuzeigen, der nichts mit Selbstmord zu tun hat.

Es gibt nämlich immer einen Lösungsweg, und wie viel wertvoller ist eine Geschichte, die vielleicht einem Menschen in einer Situation wieder einfällt, in der er vielleicht knapp dran ist, aufzugeben, und dann kann er sich erinnern, wie das in dieser Geschichte war, wo die Protagonistin am Schluß wieder gelacht hat… Was zeigt ihm Deine Geschichte?
Und hier wäre ja der Umkehrschluss (wenn die Geschichte mit anderem Ende Leute vom Selbstmord abhalten kann), dass sie auch den Selbstmord als Weg aufzeigt und sich Leute genauso daran erinnern, wenn sie nicht weiter wissen. Und dann auch den Weg wählen. Denn wenn das so nicht gilt, würde auch die Alternative mit dem anderen Lösungsweg nicht gelten.

Du siehst also: Man kann es tatsächlich so lesen. Na ja, vielleicht habe ich deine Aussagen auch ein bisschen übereifrig interpretiert. :)

 

dass sie auch den Selbstmord als Weg aufzeigt und sich Leute genauso daran erinnern, wenn sie nicht weiter wissen. Und dann auch den Weg wählen.

Aber das heißt doch nicht, daß sie dann durch die Geschichte in den Selbstmord getrieben würden, sondern daß sie nicht gelernt haben, andere Wege zu sehen. Kein Mensch wird von einer Geschichte in den Selbstmord getrieben, jeder hat dafür seine persönlichen Gründe. Aber wenn er das Glück hatte, eine Geschichte gelesen zu haben, die ihm dann helfen kann, dann ist die Geschichte doch mehr wert, als eine, die ihm nichts anderes zeigt, oder?

Klar kann eine Selbstmordgeschichte auch wertvoll sein, in meinen Augen ist sie das aber nur, wenn sie sich wirklich tiefgehend mit den Gründen beschäftigt, sodaß es wirklich nachvollziehbar ist. Dann wäre es nämlich eine Geschichte, aus der Menschen Verständnis lernen können. Aber hier ist nur der letzte Punkt der Verzweiflung dargestellt - wie es dazu kommt, daß das einen Grund darstellen kann, steht in den Sternen. Somit gibt die Geschichte für mich auf keiner Seite genug her, um gut zu sein.

 
Zuletzt bearbeitet:

Na, dann sind wir ja doch einer Meinung. Ich denke nämlich auch, dass keine Geschichte jemanden in den Selbstmord treiben kann (noch nicht mal als "letztes I-Tüpfelchen" bei einer Menge anderer Probleme), allerdings glaube ich genauso wenig, dass sie jemanden davon abhalten kann.

Und die Begründung in der Geschichte kommt mir ja auch zu kurz.
Also, Tatam, du siehst: Hier bist du noch gefordert. ;)

 

Hi @ all!

Erstmal möchte ich mich für das große feedback bedanken: "Danke!"
Dann, muss ich mich wie immer für die Fehler entschuldigen. Die werden noch berichtigt im laufe des Tages, hoffe ich (wegen Schule und so, bin ich frühestens um halb 5 soweit irgendwas zu machen).

Nun und dann zum Problem der Geschichte: Der Selbstmord. Ich wollte weder jemanden ermutigen noch jemanden entmutigen auf diesem Gebiet(bei letzterem Zweifle ich an meinem schreiberischen Können).

Also warum habe ich keinen Grund für den Selbstmord genannt?
Weil ich das garnicht mit meiner Geschichte erklären wollte. Das einzige was ich wollte war zu zeigen, dass es diese Gründe gibt. Also, dass Menschen sich umbringen, weil sie keinen Ausweg mehr sehen. Es war einfach nur eine Momentaufnahme aus dem Alltag (Und, ja, wie ihr schon sagtet: Selbstmord ist Alltag).

Auch danke für die Info wegen dem Titel, mal sehen was mir einfällt:hmm:.

Also danke nochmal für die positiven und die negativen kritiken.

 

Im Bezug auf Titel:

Auf dieser Seite wählt man die Geschichten nun mal nach Titel aus, verpflichtende Kurzbeschriebungen wären ja auch Blödsinn :) . Aber wenn hier alle nur noch Geschichten ohne Titel posten würde, wär die Seite bald tot.

Im Bezug auf Kafka:

Ich würde das bei ihm genauso anmerken, wenn er hier posten würde. Bei gedichten lass ich es mir ja noch gefallen (für 10 Wörter, die das Gedicht manchmal darstellen, macht es auch manchmal keinen Sinn), aber für Geschichten sollte man zumindest etwas Fantasie aufbringen können. Und auch Kafka hätte das gekonnt, war aber vielleicht auch einfach zu faul dazu :D Und er wird ja gelesen, und Kritiker hat er auch genug.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ja wegem dem Titel:
Ich hab die Geschichte geschrieben und mir ist einfach nichts eingefallen was passte, da dachte ich, dass ihr (liebe Kritiker) vielleicht mal ein paar Ideen hättet, aber mir ist schon klar, dass Geschichten ohne Titel nicht so gerne gesehen sind.

Soll nicht mehr vorkommen :D .

 

jaja, wie gesagt, ich fände es relativ oberflächlich undreaktionär, geschichten nach dem titel zu wählen, ob man sie jetzt liest oder nicht. und eigentlich dachte ich, ist das hier eher nicht der fall. falls dem doch so ist würde ich meine position zu dieser seite doch grundlegend ändern. ich denke, man braucht keine effektheischerischen titel (beispiel kinderficker, danke für diesen tollen beitrag) um auf seine geschichten aufmerksam zu machen oder etwas zu vermitteln. dann lese ich vielleicht doch lieber die bild zeitung oder dergleichen, printmedien, die genau so funktionieren, aber aus dem (zeit)alter sind wir doch raus, oder?

 

Da muss ich dir zustimmen shinichi.

Natürlich ist der Titel richtungsweisend für seine Geschichte, allerdings ist meiner Meinung nach die Titelfindung (gibs das Wort? :confused: ) beinahe das Schwerste am Schreiben, da der Titel den ersten Eindruck der Geschichte gibt und somit den Leser entscheiden lässt ob er die Geschichte liest oder nicht.

Grüsse
Tatam

 

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