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Ich habe Angst vor der Rose

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02.08.2019
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Ich habe Angst vor der Rose

Eines der schrecklichsten Bilder meiner Kindheit, an das ich mich erinnere ist die Szene, in der ein Kampfflugzeug eine Bombe in unseren Garten warf.
Zwei Monate zuvor, als die Angst die Seele unserer Stadt beherrschte, verliebten Jalda und ich uns mutig in die Rosenblüte. Ja, mutig.
In einer Zeit, in der das Zwitschern der Vögel durch den Laut von Sirenen ersetzt wird und die Bäche getränkt sind mit Blut, bedarf es großen Muts sich sogar in eine Blume zu verlieben.
In solch einer Zeit, in der eine Kugel oder eine Bombe tausende Hoffnungen zerstören kann, hofften wir, die Blüte der Rosen zu erleben.
Man hatte uns erzählt, dass sich die Knospen in der Morgendämmerung öffnen.
Mit der Hilfe von Jaldas Vaters pflanzten wir zwei Rosen in unserem Hof und gossen sie mit Liebe und Hoffnung jeden Tag.
Jaldas Vater war ein enger Freund meines Vaters. Die rauen Hände des Krieges hatten das Leben in ihrem Dorf erwürgt. Daher nahmen wir sie in unser Haus auf. Auch wenn die Kampfflugzeuge und Panzer über dem Himmel und der Erde unserer Stadt brüllten, atmete die Hoffnung des Lebens immer noch dort weiter.
Unser Haus mit 18 Zimmern entsprach in etwa der Hälfte eines Fußballplatzes. Deswegen konnten wir später noch zwei weitere Familien unterbringen.
Jalda war zwei oder drei Jahre jünger als ich, acht oder vielleicht neun.
Wir beide gewöhnten uns aneinander. Eine Welt ohne Krieg und ohne Jalda konnte ich mir nicht mehr vorstellen.
Hätte ich ihr Bild nicht, könnte ich mich dann an ihr Gesicht erinnern? Ich bin mir nicht sicher.
Manchmal starre ich stundenlang auf dieses Bild, so lang, dass ich tief in das Bild hineintauche, in diese Tage, in denen der Winter seine letzten Atemzüge tat.
Die ersten Schultage waren in der dritten Frühlingswoche. Jaldas Beharren brachte ihren Vater dazu, ihr den Besuch der Schule zu erlauben.
Es war ein weißer Morgen. Der Schnee knirschte unter unseren Schuhen. Der Jackensaum von Jaldas Vater zerknitterte in ihrer Hand. Die Angst hielt ihr Lächeln gefangen. Ihr Leben lang war sie kaum vier oder fünf Mal draußen gewesen.
Die Männer mit gebietenden Stimmen und schrecklichen Ausrüstungen dominierten die Straße. Als wir an diesen Männern vorbeigingen, hielt Jalda die Jacke ihres Vaters fester und schmiegte sich enger an ihn.
Wir kamen zu einem Straßenfotografen. Obwohl Farbkameras nicht so schwer erhältlich waren, akzeptierten die Behörden nur die Schwarzweißbilder.
Eine uralte Kamera, ein hoher hölzerner Dreifuß und natürlich ein Stativ waren alles, was sie besaßen. Zwischen dem Objektiv und dem Film gab es einen Balg, ähnlich einer Ziehharmonika. Ich bin mir sicher, niemand würde sich wundern, wenn man heutzutage mit solchen Kameras ein Lied auf der Straße spielt, jedenfalls nicht so sehr, als wenn man damit Fotos macht.
Der Kunde setzte sich auf den Dreifuß. Der Fotograf stand hinter der Kamera und bewegte sie wie ein Jäger, genau und achtsam. Dieser Vorgang dauerte nicht lang. Der Jäger wurde ein Kommandant und man konnte seine gebietende Stimme hören: „Kopf nach oben, bisschen nach unten, links, rechts...“ Wenn die Befehle wirkungslos waren, wurde der Kommandant ein Friseur, nahm den Kopf des Kunden in die Hände und bewegte ihn langsam und sorgfältig Richtung Kamera.
Der Fotograf war wieder hinter der Kamera. Drei, zwei, eins ... und jener Moment wurde eine Erinnerung, eine Schwarzweiß-Erinnerung, die meistens in behördlichen Akten vergessen wurden.
Jalda schmiegte sich noch enger an ihren Vater. Er setzte sie auf den Dreifuß. Wie die Seele unserer Stadt beherrschte die Angst auch ihre Augen. Sie kannte die Kamera nicht. Sie vermutete, dass sie eine von den Ausrüstungen sei, die die bösen Männer auf der Straße trugen.
Wir hörten die gebietende Stimme des Fotografen: „In die Kamera schauen!“ Diese Stimme bestätigte Jaldas Vermutung.
Vor einigen Jahren, als sie noch jünger gewesen war, waren vier Männer mit verschiedenen Ausrüstungen in ihr Haus eingebrochen. Sie hatten ihren Vater geschlagen und nach ihrem Onkel gefragt. Der Vater hatte nichts gesagt. Einer der Männer hatte seine Ausrüstung auf Jalda gerichtet.
„Sprich, sonst...!“ seine gebietende Stimme hatte Jaldas Herzchen zittern gemacht.
Der Vater und die Mutter waren dem Mann bettelnd zu Füßen gefallen und hatten geschworen, sie hätten seit Wochen keinen Kontakt zu ihm.
Sie hatten Glück gehabt. Die Männer hatten das Haus verlassen.
Jalda hatte nicht gewusst, wozu die Männer die Ausrüstungen getragen hatten. Sie hatte aber doch etwas gelernt. Sie hatte gelernt, die Männer mit gebietenden Stimmen und diesen Ausrüstungen waren böse Männer.
Ein paar Wochen danach waren die bösen Männer wieder aufgetaucht. Dieses Mal hatten sie Jaldas Onkel gefunden. Sie hatten ihn bis in den Garten geschlagen. Er hatte vor Schmerzen geschrien. „Du verstehst nur die Sprache der Waffen“ hatte einer der Männer gebrüllt.
Der Onkel hatte weiter vor Schmerzen geschrien. Die bösen Männer hatten dann ihre Ausrüstungen auf ihn gerichtet. Unter dem Feuer hörte sein Schreien auf. Jalda hatte nicht nur den Namen der Ausrüstung sondern auch deren Verwendung gelernt.
Das war nicht alles.
Zuletzt hatte sie es erlebt, als sie auf dem Weg zu uns war. Mehrere böse Männer hatten die Reisenden, auch Jalda, ihre Mutter und ihren Vater, aus dem Bus herausgeholt.
Ihre furchterregenden Waffen, blutrünstigen Augen und gebietenden Stimmen hatten die Reisenden in Todesschreck versetzt. Die Befragungen waren unter Fluchen, Schlägen und Tritten gelaufen.
Plötzlich hatte es einen Aufruhr gegeben. Einer der Männer mit furchterregender Waffe war in die Mitte der Straße gerannt und hatte die Waffe über seine Schulter gelegt. Das weiße Auto war flammend in die Luft geflogen. Als es wie ein Papier gebrannt hatte, war der Mann mit einem überlegenen Lachen zurückgekommen.
Ein anderer böser Mann hatte sich zum Busfahrer gedreht und eine gebietende Stimme angenommen: „Nun weißt du was passiert, wenn du weiterfährst!“
Ob der Busfahrer es gewusst hatte, kann ich nicht sagen. Jalda schon. Sie hatte nun die zerstörende Macht und Grausamkeit der Waffen erfahren.
Und jetzt richtete ein Mann seine Ausrüstung auf sie und noch schlimmer mit gebietender Stimme.
Sollte sie sich nicht fürchten?
Sollte sie nicht diese Ausrüstung als Waffe erkennen?
Sollte sie nicht in dem Fotografen einen der bösen Männer sehen?
Ich sage: Doch!
Da der Fotograf seine Befehle wirkungslos fand, ging er zu Jalda, um ihren Kopf Richtung Kamera zu drehen.
Er war kaum zwei Schritte gegangen, dann sprang Jalda wie ein Hase vom Dreifuß und versteckte sich hinter ihrem Vater.
Der Vater, der Fotograf und ich lachten uns tot. Nach einer Weile neigte sie ihren Kopf langsam zur Seite. Sie zitterte wie Espenlaub. Die Angst ließ die Farbe aus ihrem Gesicht entweichen, und Tränen rannen über ihre Wangen.
Ich bereute sofort. Ich bereute, dass ich sie ausgelacht hatte. Ich bereue es immer noch.
Es dauerte eine Ewigkeit, sie zu überzeugen, wieder in die Kamera zu schauen.
Drei, zwei, eins... jener Moment wurde eine Erinnerung, eine Schwarzweiß-Erinnerung, die nie den Weg in die Akten der Behörden fand. Denn der Krieg wütete in unserem Land. In den meisten Orten durften die Mädchen die Schule nicht mehr besuchen. Damit blieb Jaldas Hoffnung für immer eine Hoffnung.
Ich starre stundenlang auf ihr Bild. Weder ihre tränenverhangenen Augen, noch die Farblosigkeit des Bildes, noch die Angst können ihre Schönheit verbergen.
Sie hatte runde strahlende Augen. An die Farbe ihrer Augen erinnere ich mich nicht mehr, aber später sagte ihre Mutter, dass sie braun waren, Grünbraun. Ihr Gesicht war eines von den Gesichtern, die durch ein Lächeln unbeschreiblich schön werden.
Ihr dichtes dunkles Haar vergesse ich nie. Sie liebte ihre Haare. Manchmal bat sie meine Mutter ihr Haar zu flechten, was meiner Mutter Freude bereitete.
Während meine Mutter Jaldas Haar flocht, schaute sie mich lächelnd an, sogar ihre Augen lachten. Und als der Zopf fertig war, nahm sie ihre geflochtenen Haare in die Hand, drehte ihr Gesicht leicht nach links, wie eine Königin vor einem Maler, und fragte mich: „Wie sehe ich aus?“
„Schön“, sagte ich, manchmal: „sehr schön“. Ehrlicherweise kannte ich nicht viele Worte, die die Schönheit ausmalen konnten. Ich wünsche mir, dass es damals keinen Krieg gegeben hätte, und ich anstatt der Worte Krieg, Waffen, Bombe, Panzer, Kampfflugzeug, Ruine, Verletzung, Tod ... die Wörter Niedlich, Reizend, Engelhaft, Charmant, Bezaubernd, Liebenswürdig... gekannt hätte. Und jedes Mal wenn sie mich fragte, wie sie aussähe, hätte ich eines dieser Wörter benutzen können.
Anderthalb Monate vergingen. Wir wachten früher auf als die anderen, um das Blühen der Rosen zu sehen. Für mich war es äußerst schwer, morgens aufzustehen, und als ich wach war, sprach ich laut und ohne Ende.
Wir versuchten trotzdem die anderen nicht aufzuwecken. Sie würden es uns sonst verbieten.
Jalda wusste, wie sie damit umzugehen hatte. Sie schlich in unser Schlafzimmer, hielt meinen Mund zu.
„Die Rose, die Rose ...“, flüsterte sie mir ins Ohr. So wurde ich sanft und still geweckt.
Jedoch war es nicht immer ganz lautlos, denn sie hielt meinen Mund nie richtig zu.
Ich verstand nie warum.
Entweder waren ihre Hände nicht kräftig genug, oder sie hatte Angst, mir weh zu tun.
So wie die Leidenschaft, sie blühen zu sehen, wurzelte die Liebe zur Rose in unseren Herzen. Diese Liebe ersetzte die Angst vor dem Krieg in unserem Leben.
Vielleicht mögen alle Menschen Blumen, aber wenn man eine mit seinen eigenen Händen pflanzt, sie täglich mit Leidenschaft und Hoffnung gießt und jeden Tag ihr Ergrünen und Erblühen erlebt, dann wird man sie mehr als mögen, dann wird sie ein Teil von einem selbst.
Ich erinnere mich an den letzten Morgen. Bis zum Sonnenaufgang saßen wir vor den Rosen. Leider blühten sie nicht.
Aus ihren Augen sprach Verzweiflung.
Unser ersehnter Moment, der Moment der Blüte, morgen oder übermorgen wird er kommen, versprach ich ihr.
Eine Weile schaute sie mir in die Augen, dann erschien ein Lächeln voller Hoffnung und Vertrauen auf ihren Lippen und ihren Augen.
Vielleicht fragten ihre Augen: „Wirklich?“
Vielleicht antworteten meine Augen: „Ja!“
Wenn Menschen Augen lesen könnten, wären Schwüre nie erschaffen worden, und Worte wie Zweifel gäbe es in keinem Wörterbuch der Welt. Lügen sind für Augen unbekannt. Meine Augen logen auch nicht. Aber der Krieg...
Bis Mittag hatte ich mit Kindern unserer Nachbarn gespielt. Endlich kam mein Onkel, zog mich am Ohr und beförderte mich umgehend nach Hause.
Alle waren bereits zum Essen versammelt. Ich setzte mich still dazu. Meine Mutter schob mir das Essen zu. An das, was es war, erinnere ich mich nicht.
Jalda saß vor mir, mit dem Rücken zum Fenster.
Die Hände des Frühlings berührten unsere Gesichter und Haare durchs Fenster. Andere hörten langsam auf zu essen, auch Jalda. Sie schritt zur Tür. „Ich gehe die Blumen gießen“ sagte sie.
Mein Vater schimpfte mich, da ich zu spät gekommen war. Als ich aß, schaute ich Jalda durchs Fenster zu.
Mit der Gießkanne ging sie zu den Rosen.
Ich konnte nicht warten, zu ihr hinzugehen. Nicht die Worte meines Vaters hörte ich, nicht den Geschmack des Essens nahm ich wahr. All meine Aufmerksamkeit war auf Jalda gerichtet.
Trotz der Entfernung konnte ich sie sehr gut sehen. Sie trug ein grünes Kleid, grün wie der Frühling und mit beiden Hände hielt sie die Gießkanne.
Das Wasser rann langsam auf die Rosen.
Von so weit weg sah Jalda aus wie ein bewegliches Gemälde. Ein Gemälde mit den allerschönsten Farben der Welt, den Farben der Liebe, der Freiheit, Ehrlichkeit und Hoffnung. Mein Vater hatte mit den Vorwürfen aufgehört. In jener Stille schaute ich nur zu Jalda hinüber. Obwohl man die Schüsse von fern hörte, nenne ich es Stille. Das war die Stille unseres Landes, welche nicht lange anhielt. Plötzlich fielen die Kampfflugzeuge über unsere Stadt. Arme Jalda, sie sah aus wie ein Lamm, das sich zwischen Wölfen befindet.
Sie schaute nach oben, und als sie sich bewegen wollte, änderte sich alles. Alles. Das bunte Gemälde wurde ein Bild aus Feuer und Rauch.
Der Krieg verwandelt die allerschönsten Erinnerungen in einem Augenblick in Albträume. Er ist beschämend grausam, und ich erlebte es mit. Ich sah, wie Jalda zusammen mit noch nicht blühenden Knospen in Stücke zerriss.
Ich stelle mir immer wieder vor, Jalda steht vor allen Rosen der Welt und sobald ich sie wahrnehme, wird sie ein Bild aus Feuer und Rauch.
Auch noch Jahre danach, erwürgt mich jemand mit rauen Fingern in all meinen Albträumen und brüllt mir ins Ohr: „Die Rose, die Rose ...“ als ob der Krieg die Fähigkeit bekommen hätte zu sprechen und diese schreckliche Stimme ist seine.
Auch jetzt noch, Jahre später bin ich nicht mutig genug, mich der Rose zu nähern.
Ja !
Ja, ich habe Angst vor der Rose

 

@Rahil Rayomand
Hallo Rahil, wir kennen uns noch nicht, weil ich leider nicht so oft Zeit habe, vorbei zu schauen.
Deine Geschichte ist so dicht, traurig und wunderschön zugleich mit tollen Bildern. Sprachlich kann sicher noch Einiges verbessert werden, aber mich hat das nicht gestört und ich will deine Geschichte jetzt nicht auseinander nehmen Sondern lasse sie lieber noch etwas nachwirken, in dem Vertrauen, dass es viele Wortkrieger*innen gibt, die dir dazu sicher noch hilfreiche Tipps geben werden.
Grüße von Snowmaid

 

Hallo @Rahil Rayomand
Voerst möchte ich nur ein kurzes Feedback geben. Mir gefällt das Konzept, die Geschichte über die Rose, mit einer Liebesgeschichte unter schrecklichen Umständen zu verknüpfen. Trotz der präsenten Melancholie, schimmert Lebenswillen durch. Nach meiner Meinung müsste der Text aber noch gründlich überarbeitet werden. Da gibt es etliche Stolpersteine, die typisch für unlektorierte Texte sind. Ich vermute eine gewisse Betriebsblindheit. Davon abgesehen, finde ich Deinen Einstand ziemlich gut.

Grüße!
Kellerkind

 

Hallo @Rahil Rayomand ,

herzlich willkommen erst einmal im Forum. :) Auch mich hat deine Geschichte sehr berührt. Wie sich der Krieg in die Herzen der Menschen frisst, wie die Angst alles durchdringt, wie eine Rose durch den Krieg zu so einer furchtbaren Erinnerung wird, das hast du eindringlich gezeigt. Besonders hat mich die Szene beim Fotografen beeindruckt. Schon diese Situation mit ihren Rückblenden hätte für eine Kurzgeschichte gereicht. Ich glaube, du hast sehr viel zu sagen. Du hast eine poetische Sprache mit wunderschönen Ideen, die an manchen Stellen etwas umständlich wirkt. Ich habe ein paar Sachen aufgeschrieben, die mir aufgefallen sind. Das sind natürlich nur Anregungen. Nimm davon, was dir einleuchtet.


In (solch) einer Zeit, in der das Zwitschern der Vögel (kein Gesang sondern) durch den Laut von Sirenen ersetzt wird und die Bäche getränkt sind mit Blut, bedarf es großen Muts sich (sogar) in eine Blume zu verlieben.
Das in Klammern evtl. weg? Die zweite Klammer verstehe ich so auch nicht.


Mit der Hilfe Jaldas Vaters pflanzten wir zwei Rosen in unserem Hof und gossen sie mit Liebe und Hoffnung jeden Tag.
Mit der Hilfe von Jaldas Vater

Hätte ich ihr Bild nicht, könnte ich mich dann an ihr Gesicht erinnern? Ich bin mir nicht sicher.
Das finde ich sehr schön.

Manchmal starre ich stundenlang auf dieses Bild, so lang, dass ich tief in das Bild hineintauche, in diesen Tagen, in denen der Winter seine letzten Atemzüge tat.
Das auch. ( ... in diesen Tagen, in denen der Winter seine letzten Atemzüge tut.)

Der Jackensaum von Jaldas Vater zerknitterte in ihrer Hand. Die Angst hielt ihr Lächeln gefangen. Ihr Leben lang war sie nur vier oder fünf Mal draußen.
Starkes Bild mit dem Jackensaum. Evtl.: Seit ihrer Geburt war sie erst vier oder fünf Mal draußen gewesen.

Wir kamen zu einem Straßenfotografen. Obwohl die Farbkameras nicht so schwer erhältlich waren, akzeptierten die Behörden nur die Schwarzweißbilder, die diese Fotografen machten.
Ich finde es gut, dass du solche Informationen mit einfließen lässt.

Eine ein halbes Jahrhundert alte Kamera, ein hoher hölzerner Dreifuß und (natürlich) ein Stativ waren alles, was sie besaßen. Zwischen dem Objektiv und dem Film gab es einen Balg, ähnlich einer Ziehharmonika. Ich bin mir sicher, niemand würde sich wundern, wenn man heutzutage mit solchen Kameras ein Lied auf der Straße spielt, jedenfalls nicht so sehr, als wenn man damit Fotos macht.
vielleicht reicht "eine uralte Kamera", es klingt sonst recht umständlich, vom Sprachfluss her. (Eine ein ...)


Der Kunde setzte sich auf den Dreifuß. Der Fotograf stand hinter der Kamera und bewegte sie wie ein Jäger, genau und achtsam. Dieser Vorgang dauerte nicht lang. Der Jäger wurde ein Kommandant und man konnte seine gebietende Stimme hören: ,,Kopf nach oben, bisschen nach unten, links, rechts...’’ Wenn die Befehle wirkungslos waren, wurde der Kommandant ein Friseur, nahm den Kopf des Kunden in die Hände und bewegte ihn langsam und sorgfältig Richtung Kamera.
Schön!

Ich bereute sofort. Ich bereute, dass ich sie ausgelcht hatte. Ich bereue es immer noch.
(ein "a" fehlt.) Diese ganze Szene ist wirklich ergreifend. Ich fühle mit dem Mädchen, aber auch mit dem Jungen, der erst übermütig lacht und dann versteht und noch als Mann bereut. Das Foto, das hier entstanden ist, bekommt durch den weiteren Verlauf so etwas besonders Tragisches. Zwei Kinder, die keine Kinder sein durften.

Drei, zwei, eins... jener Moment wurde eine Erinnerung, eine Schwarzweiß-Erinnerung, die nie den Weg in die Akten der Behörden fand. Denn der Krieg wütete in unserem Land. In den meisten Orten durften die Mädchen die Schule nicht mehr besuchen. Damit blieb Jaldas Hoffnung für immer eine Hoffnung.
So bitter.

Während meine Mutter Jaldas Haar flocht, schaute sie mich Lächelnd an, sogar ihre Augen lachten.
lächelnd (klein)

Ich wünsche mir, dass es damals keinen Krieg gegeben hätte, und ich anstatt der Worte Krieg, Waffen, Bombe, Panzer, Kampfflugzeug, Ruine, Verletzung, Tod ... die Wörter Niedlich, Reizend, Engelhaft, Charmant, Bezaubernd, Liebenswürdig... kannte, und jedesmal wenn sie mich fragte (Komma) wie sie aussähe, hätte ich eines dieser Wörter benutzen können.
Wie der Krieg die Sprache prägt. Toll gezeigt.
"gekannt hätte" Vielleicht danach einen neuen Satz? (Jedes Mal ...)

Für mich war es äußerst schwer morgens aufzustehen, und als ich aufgewacht war (Komma) sprach ich laut und ohne Ende.
Das ist ein schönes Detail, wie sie aufstehen und wie er sich nicht bremsen kann. Das macht es sehr echt und erzählt etwas über die beiden Kinder. Vielleicht wäre es noch interessant, einfließen zu lassen, wie alt die beiden sind. Ich tippe auf unter zehn?

An das, was es war, erinnere ich mich nicht .
Manchmal entfalten auch so einfache Sätze eine ziemliche Wucht.

Auch noch Jahre danach, erwürgt mich jemand mit rauen Fingern in all meinen Albträumen und brüllte mir ins Ohr: ,,Die Rose, die Rose ...” als ob der Krieg die Fähigkeit bekommen hätte zu sprechen und diese schreckliche Stimme ist seine.
Stark.

Lieber Rahil, das wären so ein paar Punkte, die mir aufgefallen sind. Mich würde interessieren, ob das die Art Kritik ist, die du hier suchst und ob du damit etwas anfangen kannst. Sehr hilfreich für die eigene Entwicklung ist es auch, die Texte anderer zu kommentieren.

Herzliche Grüße von Chutney

 
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Danke für dein Feedback
Ja, mein Deutsch ist nicht so gut. Seit (ca) 3 Jahren wohne ich in Deutschland. Ich habe lang nach einen Lektor gesucht aber muss ich zahlen. Leider meine Finanzlage ist nicht so gut.
Vg
Rahil

Vielen vielen Dank für deine Kommentare.
Sie waren sehr hilfreich. Ich hoffe, dass ich immer solche Feedbacks hätte :)
Dieser Text ist nicht die letzte Version. Ich habe erst jetzt gemerkt. Zum Beispiel ihre Augenfarbe hat sich geändert. Und ja sie sind 8 und 10Jahre alt .
Die poetische Sprache ist wegen meine Muttersprache.
Normalerweise schreibe ich Gedichte (auf Persisch) und ich denke Persisch.
Klar. Ich werde die Texte anderer kommentieren :) .
Nochmal bedanke ich mich für deine Feedbacks

 

Danke für dein Feedback
Ja, mein Deutsch ist nicht so gut. Seit (ca) 3 Jahren wohne ich in Deutschland. Ich habe lang nach einen Lektor gesucht aber muss ich zahlen. Leider meine Finanzlage ist nicht so gut.
Vg
Rahil
Meine Güte!
Seit drei Jahren in Deutschland, und dann schreibst Du einen so guten Text?
Wow! Vergiss meine Kritik!
Die kleinen Unsauberkeiten hat jeder Autor in seinen Texten und für das Forum brauchst Du ja kein Lektorat – das übernehmen schon die Foristen. :)

Herzlich Willkommen!
Kellerkind

 

Vielen vielen Dank für deine Kommentare.
Sie waren sehr hilfreich. Ich hoffe, dass ich immer solche Feedbacks hätte :)
Dieser Text ist nicht die letzte Version. Ich habe erst jetzt gemerkt. Zum Beispiel ihre Augenfarbe hat sich geändert. Und ja sie sind 8 und 10Jahre alt .
Ich glaube “tat“ ist besser, weil ich die Geschichte in Präteritum erzähle:
Manchmal starre ich stundenlang auf dieses Bild, so lang, dass ich tief in das Bild hineintauche, in diesen Tagen, in denen der Winter seine letzten Atemzüge tat.
Er ist in das Bild eingetaucht und hier springe ich in die Vergangenheit

Klar. Ich werde die Texte anderer kommentieren :) ( aber erst wenn mein Deutsch gut genug ist, oder ?? :/ )
Nochmal bedanke ich mich für deine sehr hilfreiche Bemerkungen

 

@Rahil Rayomand

zu Deinem letzten Kommentar:

Manchmal starre ich stundenlang auf dieses Bild, so lang, dass ich tief in das Bild hineintauche, in diesen Tagen, in denen der Winter seine letzten Atemzüge tat.
Er ist in das Bild eingetaucht und hier springe ich in die Vergangenheit
Ein kleiner Fehler des Kasus: Wenn Du in diese Tage eintauchst, also in die Vergangenheit eintauchst, dann verlangt das den Akkusativ.
In diesen Tagen, würde eine momentane Situation beschreiben.

Gruß
Kellerkind

 
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Gut, dass du das gemerkt hast. Und wie geht es dann weiter ?
In diese Tage, die der Winter...oder in diese Tage, in denen der Winter...
Das wäre auch sehr nett von dir wenn du die indirekte Rede in diese Geschichte anschaust.
Ich bin damit mir nicht sicher. Duden sagt, dass ich in indirekte Rede nur Konjuktiv 1 verwenden muss ( schriftlich), aber Leute schreiben in indikativ auch. Ich bin verwirrt. Deswegen in diese Geschichte ich habe manchmal indikativ und manchmal Konjuktiv 1 verwendet. Indikativ klingt trotzdem gut, daher verwende ich mehr Indikativ, ist das nicht falsch?
Zum Beispiel:
an die Farbe ihrer Augen erinnere ich mich nicht mehr, aber später sagte ihre Mutter dass sie braun waren( oder gewesen seien)?
Oder
Unser ersehnter Moment, der Moment der Blüte, morgen oder übermorgen wird ( oder werde) er kommen, versprach ich ihr.

 
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Snowmaid
Danke, dass du meine Geschichte gelesen hast und ich bedanke mich für dein Kommentar.
Ich werde ja meine Deutsch verbessern, damit die Sprache meine Geschichte wird auch schöner und stärker.
Ja. Leute sind hier sehr lieb und hilfreich.
Chutney hat ganze Geschichte gelesen und viele Tipps gegeben :)

 

Hallo Rahil,

für deinen Text würde ich tatsächlich immer die grammatikalisch korrekte Form empfehlen, d.h. Konjunktiv bei indirekter Rede. Indikativ wird umgangssprachlich auch genutzt, ist aber falsch und passt nicht zu der Sprache, die du sonst anstrebst, denke ich.

Meine Empfehlung wäre:

"An die Farbe ihrer Augen erinnere ich mich nicht mehr, aber später sagte ihre Mutter, dass sie braun gewesen seien."

"Unser ersehnter Moment, der Moment der Blüte, morgen oder übermorgen werde er kommen, versprach ich ihr."

Noch ein Gedanke zu diesem Satz:

"Manchmal starre ich stundenlang auf dieses Bild, so lang, dass ich tief in das Bild hineintauche, in diese Tage, in denen der Winter seine letzten Atemzüge tat."

Das wäre grammatikalisch richtig, aber du verbindest das "Hineintauchen" jetzt einmal mit dem Bild und dann nochmals mit den Tagen. Außerdem hast du zweimal das Wort "Bild" in einem Satz, solche Doppelungen gilt es ja eher zu vermeiden. Eine Möglichkeit wäre:

"Manchmal starre ich stundenlang auf dieses Bild, so lang, dass ich tief hineintauche, in diese Tage, in denen der Winter seine letzten Atemzüge tat."

Liebe Grüße von Chutney

 
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Hey @Rahil Rayomand,

willkommen im Forum. Du schreibst, du suchst ein Lektorat für deinen Text. Nun, das kann ich dir nicht bieten, aber ein paar Vorschläge habe ich für dich. Nimm, was du gebrauchen kannst.

Eines der schrecklichsten Bilder meiner Kindheit , an das ich mich erinnere ist die Szene, in der ein Kampfflugzeug eine Bombe in unseren Garten warf.
Starker erster Satz! Das Leerzeichen hinter Kindheit weg.

Zwei Monate davor
zuvor.

Zwei Monate davor, als die Angst die Seele unserer Stadt beherrschte, verliebten Jalda und ich uns mutig in die Rosenblüte, ja, mutig.
Das ist mir zu erklärend, denn das ergibt sich aus dem Zusammenhang.

In solch einer Zeit, in der das Zwitschern der Vögel kein Gesang, sondern durch den Laut von Sirenen ersetzt wird und die Bäche getränkt sind mit Blut, bedarf es großen Mutes, sich sogar in eine Blume zu verlieben.
Schau mal bitte, der Satz funktioniert ohne das Durchgestrichene besser.

In solch einer Zeit, in der eine Kugel oder eine Bombe tausende Hoffnungen zerstören konnte, hofften wir die Blüten der Rosen zu erleben. Die Knospen hatten wir schon gesehen, aber ihre Blüte noch nicht.
In einer Zeit, in der eine Kugel oder eine Bombe tausende Hoffnungen zerstören kann, hofften wir die Blüten der Rosen zu erleben. Die Knospen hatten wir schon gesehen, aber ihre Blüte noch nicht.

Uns wurde erzählt, dass in der Morgendämmerung, die Blüten zu blühen beginnen.
Uns wurde erzählt, dass sich die Blüten in der Morgendämmerung öffnen.

Mit der Hilfe Jaldas Vaters pflanzten wir zwei Rosen in unserem Hof und gossen sie mit Liebe und Hoffnung jeden Tag.
Jaldas Vater half uns, zwei Rosen in den Hof zu pflanzen und wir gossen sie jeden Tag mit Liebe und Hoffnung.

Auch wenn die Kampfflugzeuge und Panzer über dem Himmel und der Erde unserer Stadt brüllten, atmete die Hoffnung des Lebens immer noch dort weiter.
Besser auflösen:
Auch wenn Kampfflugzeuge über den Himmel brüllten und Panzer durch die Erde unserer Stadt pflügten, atmete die Hoffnung des Lebens dort immer noch weiter.

Daher zogen sie in unser Haus um
Daher nahmen wir sie in unser Haus auf.

Deswegen konnten wir später noch zwei weitere Familien unterbringen.
Im Laufe des Krieges nahmen wir noch zwei weitere Familien auf.

Wir beide, Jalda und ich, gewöhnten uns aneinander. Eine Welt ohne Krieg und ohne Jalda konnte ich mir nicht mehr vorstellen.
Meine Jalda und ich, wir gewöhnten uns aneinander. Eine Welt ohne Krieg und ohne Jalda konnte ich mir bald nicht mehr vorstellen.

Hätte ich ihr Bild nicht, könnte ich mich dann an ihr Gesicht erinnern? Ich bin mir nicht sicher.
Ein Bild kann auch ein Gemälde sein. Hätte ich die Fotographie nicht mehr, könnte ich mich dann an ihr Gesicht erinnern? Ich bin mir nicht sicher.

Manchmal starre ich stundenlang auf dieses Bild, so lang, dass ich tief in das Bild hineintauche, in diesen Tagen, in denen der Winter seine letzten Atemzüge tat.
in diese Tage

Jaldas Beharren brachte ihren Vater dazu, ihr den Besuch der Schule zu erlauben.
Beharrlichkeit

Es war ein weißer Morgen. Der Schnee knirschte unter unseren Schuhen. Der Jackensaum von Jaldas Vater zerknitterte in ihrer Hand. Die Angst hielt ihr Lächeln gefangen. Ihr Leben lang war sie nur vier oder fünf Mal draußen.
starke Stelle! … draußen gewesen.

Als wir an diesen Männern vorbeigingen, hielt Jalda die Jacke ihres Vaters fester und schmiegte sich enger an ihn.
ich würde drückte oder klammerte schreiben, da schmiegte oft sexuell belegt ist.

Obwohl die Farbkameras nicht so schwer erhältlich waren, akzeptierten die Behörden nur die Schwarzweißbilder, die diese Fotografen machten.
könntest du weglassen.

Eine ein halbes Jahrhundert alte Kamera, ein hoher hölzerner Dreifuß und natürlich ein Stativ waren alles, was sie besaßen.
Eine antiquierte Kamera, ein hölzerner Dreifuß und ein Stativ waren alles, was sie besaßen.

Der Kunde setzte sich auf den Dreifuß. Der Fotograf stand hinter der Kamera und bewegte sie wie ein Jäger, genau und achtsam. Dieser Vorgang dauerte nicht lang. Der Jäger wurde ein Kommandant und man konnte seine gebietende Stimme hören: ,,Kopf nach oben, bisschen nach unten, links, rechts...’’ Wenn die Befehle wirkungslos waren, wurde der Kommandant ein Friseur, nahm den Kopf des Kunden in die Hände und bewegte ihn langsam und sorgfältig Richtung Kamera.
Der Fotograf stand hinter der Kamera und versuchte, den Kunden, der auf dem Dreifuß saß, einzufangen wie ein Jäger, genau und achtsam. Dabei war seine gebietende Stimme vernehmbar: ,,Kopf nach oben, bisschen nach unten, links, rechts ...’’ Wenn die Befehle wirkungslos waren, wurde der Kommandant zum Dekorateur, nahm den Kopf des Kunden in die Hände und bewegte ihn langsam und sorgfältig Richtung Kamera.

Drei, zwei, eins...
Leerzeichen vor dem Dreipunkt.

Wir hörten die gebietende Stimme des Fotografen: ,,In die Kamera schauen!’’ Diese Stimme bestätigte Jaldas Vermutung.
Vor einigen Jahren, als sie noch jünger gewesen war, waren vier Männer mit verschiedenen Ausrüstungen in ihr Haus eingebrochen. Sie hatten ihren Vater geschlagen und nach ihrem Onkel gefragt. Der Vater hatte nichts gesagt. Einer der Männer hatte seine Ausrüstung auf Jalda gerichtet.
,,Sprich, sonst...”, seine gebietende Stimme hatte Jaldas Herzchen zittern gemacht.
Das Adjektiv gebietende hast du dreimal kurz hintereinander im Text. Beim Fotografen kannst du es weglassen, bei dem Mann kannst du was anderes nehmen: Die kalte Stimme ließ Jaldas Herz zittern.
Ausrüstung könntest du variieren: … waren vier Männer mit unbekannten Werkzeugen in ihr Haus gestürmt.
Einer der Männer hatte ein schwarzes Rohr auf Jalda gerichtet.

,,Sprich, sonst...”
,,Sprich, sonst ...”

Der Vater und die Mutter waren dem Mann bettelnd zu Füßen gefallen und hatten geschworen, sie hätten seit Wochen keinen Kontakt zu ihm.
Sie hatten Glück gehabt. Die Männer hatten das Haus verlassen.
Jalda hatte nicht gewusst, wozu die Männer die Ausrüstungen getragen hatten.
Das Plusquamperfekt könntest du durch einfaches Perfekt ersetzen (auch vorher und später im Text):
Der Vater und die Mutter fielen dem Mann bettelnd zu Füßen und schworen, sie hätten seit Wochen keinen Kontakt zu ihm.
Sie hatten Glück. Die Männer verließen das Haus.
Jalda wusste nicht, wozu die Männer die Ausrüstungen trugen.

Mehrerer böse Männer
Mehrere

Todesschreck
Todesangst

Die Befragungen waren unter Fluchen, Schlägen und Tritten gelaufen.
Die Befragungen verliefen unter Fluchen, Schlägen und Tritten.

Ihre furchterregenden Waffen, blutrünstigen Augen und gebietenden Stimmen hatten die Reisenden in Todesschreck versetzt. Die Befragungen waren unter Fluchen, Schlägen und Tritten gelaufen.
Du berichtest aus Jaldas Perpektive, die Männer haben sie aus dem Bus geholt. Meine Frage dazu: Jalda weiß nicht, was eine Waffe ist, muss das erst lernen, aber sie kann einen blutrünstigen Blick erkennen?

Ein anderer böser Mann
Einer der anderen Männer

Und jetzt richtete ein Mann seine Ausrüstung auf sie und noch schlimmer mit gebietender Stimme.
Sollte sie sich nicht fürchten?
Sollte sie nicht diese Ausrüstung als Waffe erkennen?
Sollte sie nicht in dem Fotografen einen der bösen Männer sehen?
Ich sage: Doch!

( … und gab ihr mit kalter Stimme Anweisungen.)
Das verstehe ich als Leser schon, die Erklärungen sind nicht nötig.

Er war kaum zwei Schritte gegangen, dann sprang Jalda wie ein Hase vom Dreifuß und versteckte sich hinter ihrem Vater.

Die Angst ließ die Farbe aus ihrem Gesicht entweichen, und Tränen rannen über ihre Wangen.
Die Angst hatte die Farbe aus ihrem Gesicht weichen lassen und Tränen rannen über ihre Wangen.

Ich bereute, dass ich sie ausgelcht hatte.
ausgelacht

Manchmal bat sie meine Mutter, ihr Haar zu flechten, was meiner Mutter Freude bereitete.

Während meine Mutter Jaldas Haar flocht, schaute sie mich Lächelnd an, sogar ihre Augen lachten.
Während meine Mutter Jaldas Haar flocht, schaute sie mich lächelnd an. Sogar ihre Augen lachten.

Und als der Zopf fertig war, nahm sie ihre geflochtenen Haare in die Hand, drehte ihr Gesicht leicht nach links – wie eine Königin vor einem Maler – und fragte mich: ,,Wie sehe ich aus?”

Ehrlicherweise kannte ich nicht viele Worte, die die Schönheit ausmalen konnten
Ehrlicherweise kannte ich nicht viele Worte, die Schönheit beschreiben konnten.

Ich wünsche mir, dass es damals keinen Krieg gegeben hätte, und ich anstatt der Worte Krieg, Waffen, Bombe, Panzer, Kampfflugzeug, Ruine, Verletzung, Tod ... die Wörter Niedlich, Reizend, Engelhaft, Charmant, Bezaubernd, Liebenswürdig... kannte, und jedesmal wenn sie mich fragte wie sie aussähe, hätte ich eines dieser Wörter benutzen können.
Ganz zauberhafte, eindringliche Stelle. Dennoch eine Korrektur:

Ich wünsche mir, es hätte damals keinen Krieg gegeben, und ich hätte statt der Worte Krieg, Waffen, Bombe, Panzer, Kampfflugzeug, Ruine, Verletzung und Tod die Worte niedlich, reizend, engelhaft, charmant, bezaubernd und liebenswürdig gekannt. Und jedes Mal, wenn sie mich fragte, wie sie aussähe, hätte ich eines dieser Wörter benutzen können.

Für mich war es äußerst schwer morgens aufzustehen, und als ich aufgewacht war sprach ich laut und ohne Ende.
Für mich war es äußerst schwer, morgens aufzustehen, und als ich wach war, sprach ich laut und ohne Ende.

Wir versuchten trotzdem, die anderen nicht aufzuwecken

Wenn Menschen Augen lesen könnten, wären Schwüre nie erschaffen worden, und Worte wie Zweifel gäbe es in keinem Wörterbuch der Welt. Lügen sind für Augen unbekannt. Meine Augen logen auch nicht.
Schöne Stelle, pathetisch, aber sehr dicht.

An das, was es war, erinnere ich mich nicht .
Ich erinnere mich nicht daran, was es zu essen gab.

,,Ich gehe die Blumen gießen.” , sagte sie. (Den Punkt hinter gießen weg)
Mein Vater schimpfte mich, da ich zu spät gekommen war.

Ein Gemälde mit den allerschönsten Farben der Welt, den Farben der Liebe, der Freiheit, Ehrlichkeit und Hoffnung.

In jener Stille schaute ich nur Jalda an.
Um jemand anzuschauen muss er/sie vor einem stehen.
In jener Stille schaute ich nur zu Jalda herüber.

Plötzlich fielen die Kampfflugzeuge über unsere Stadt.
Mit lautem Kreischen fielen Kampfflugzeuge über unsere Stadt her.

Arme Jalda, sie sah aus wie ein Lamm, das sich zwischen Wölfen befindet.
Jalda wirkte wie ein Lamm, das sich unter Wölfe verirrt hat.

Sie schaute nach oben, und als sie sich bewegen wollte, änderte sich alles. Alles. Das bunte Gemälde wurde ein Bild aus Feuer und Rauch.
zu betont.

Ich sah, wie Jalda zusammen mit noch nicht blühenden Knospen in Stücke zerriss.

… und brüllte mir ins Ohr: ,,Die Rose, die Rose ...”, als ob der Krieg die Fähigkeit bekommen hätte zu sprechen

Auch noch Jahre danach bin ich nicht mutig genug, mich der Rose zu nähern.
Ja !
Ja, ich habe Angst vor der Rose
Auch jetzt noch, Jahre später, bin ich nicht mutig genug, mich einer Rose zu nähern und auf sie zuzugehen. Ich schlage einen großen Bogen um alle Rosen dieser Welt.

Sehr eindringlicher Text, der mich trotz des vorhandenen Pathos gepackt hat und an die Bücher von Hosseini denken ließ, wie auch an den kleinen Prinz und seine tägliche Rosenpflege und -liebe.

Peace, linktofink

Edit: Es muss natürlich heißen: In jener Stille schaute ich nur zu Jalda hinüber.
Danke an Ernst ;)

 

Hey @linktofink,
danke für die tolle Vorschläge.
Ich nehme einige von ihnen.
Das, mit Kampfflugzeuge gefällt mir sehr.

blutrünstigen Augen: Jalda hat davor es zwei Mal erlebt. Sie hatte die Waffen gekannt. Das dritte Mal (dieses Mal) geht es um „die zerstörenden Macht und Grausamkeit der Waffen“

Mit der Zeitform der Vorgeschichte war ich mir nicht sicher. Ich erzählte sie in Präteritum aber dann hat mir aufgefallen, dass (grammatikalisch) Plusquamperfekt richtig ist. ( ich denke persisch und auf Persisch kann man sie in Präteritum erzählen) .
Soll ich sie so lassen und nur ein paar Sätze ändern, die du „in Präteritum“ statt „ Plusquamperfekt“ empfohlen hast oder soll ich ganze Vorgeschichte in Präteritum ( welche ich grammatikalisch falsch finde :/ ) erzählen?

Vielen Dank
Rahil

Hallo Chutney,
ja, du hast Recht. Konjuktiv wäre richtig.
Und was empfiehlst du:
Uns wurde erzählt, dass in der Morgendämmerung die Blüten zu blühen beginnen ( oder begönnen/begännen)?

Ja du hast wieder Recht, jetzt finde ich es auch besser (so lang, dass ich tief hineintauche, in diese Tage, in denen der Winter seine letzten Atemzüge tat.)

Herzlichen Dank
Rahil

 

Mit der Zeitform der Vorgeschichte war ich mir nicht sicher. Ich erzählte sie in Präteritum aber dann hat mir aufgefallen, dass (grammatikalisch) Plusquamperfekt richtig ist. ( ich denke persisch und auf Persisch kann man sie in Präteritum erzählen)
Auf deutsch kann man sie auch im Präteritum erzählen, aber da sollen ev. mal andere was dazu sagen. Ich persönlich bin kein Freund des Plusquamperfekts und vermeide es, wo immer es geht, weil es mich als Leser aus der Geschichte raus und in die Vorvergangenheit zieht. Ich empfinde das oft als verlangsamend.

 

Hallo Rahil,

Und was empfiehlst du:
Uns wurde erzählt, dass in der Morgendämmerung die Blüten zu blühen beginnen ( oder begönnen/begännen)?

Nicht so einfach. Ich kann es nicht begründen, aber ich glaube, diesen Satz könntest du auch so lassen, also mit Infinitiv. Ist aber nur mein Gefühl. Aber ich nehme mal den ganzen Abschnitt. Da hast du dreimal das Wort Blüten, das finde ich nicht so günstig.

In solch einer Zeit, in der eine Kugel oder eine Bombe tausende Hoffnungen zerstören konnte, hofften wir die Blüten der Rosen zu erleben. Die Knospen hatten wir schon gesehen, aber ihre Blüte noch nicht.
Uns wurde erzählt, dass in der Morgendämmerung, die Blüten zu blühen beginnen.

Ist der zweite Satz wirklich notwendig? Mein Vorschlag wäre:

In solch einer Zeit, in der eine Kugel oder eine Bombe tausende Hoffnungen zerstören kann, hofften wir, die Blüte der Rosen zu erleben.
Man hatte uns erzählt, dass sich die Knospen in der Morgendämmerung öffnen (würden).

Auch wieder mein Gefühl: Ohne "würden", wenn es um eine allgemeine Information geht. Mit "würden", wenn es um speziell diese Rose geht, die sich eben zukünftig öffnen wird.

Überhaupt hast du einen ziemlich komplizierten Start, was die Zeiten betrifft. Es geht immer weiter zurück, Schritt für Schritt. Ich denke schon, dass spätestens ab diesem Satz Pluquamperfekt passen würde:

Mit der Hilfe Jaldas Vaters pflanzten wir zwei Rosen in unserem Hof und gossen sie mit Liebe und Hoffnung jeden Tag.

Also: Mit Hilfe von Jaldas Vater hatten wir ...
Plusquamperfekt wirkt aber oft umständlich, wie @linktofink schon sagte. Zeitlich springst du danach noch einen Schritt zurück. Du erzählst immer weiter rückwärts.

Ich würde das vereinfachen:

In solch einer Zeit, in der eine Kugel oder eine Bombe tausende Hoffnungen zerstören konnte, hofften wir die Blüten der Rosen zu erleben.
Vielleicht wäre es auch möglich, nach diesem Satz, der ja so etwas wie eine Einleitung beendet, einen Schnitt zu machen und dann in der richtigen Reihenfolge zu erzählen, d.h. bei dem Einzug von Jaldas Familie ins Haus anzusetzen. Dann wäre es leichter möglich, Präteritum zu nutzen.

Wichtig wäre jetzt übrigens, die Stellen zu verbessern, besonders die Rechtschreibsachen, die dir jetzt schon einleuchten. Vielleicht kommen noch mehr Kommentatoren und die sollten nicht alle wieder auf dieselben Fehler stoßen. Du kannst dafür auf "Bearbeiten" unter deinem Text gehen, oder ihn komplett mit einer verbesserten Version ersetzen.

Herzliche Grüße von Chutney:)

 
Zuletzt bearbeitet:

[Rahil Rayomand fragt:
Und was empfiehlst du:
Uns wurde erzählt, dass in der Morgendämmerung die Blüten zu blühen beginnen ( oder begönnen/begännen)?
worauf Chutney vorsichtig antwortet:
Nicht so einfach. Ich kann es nicht begründen, aber ich glaube, diesen Satz könntest du auch so lassen, also mit Infinitiv. Ist aber nur mein Gefühl. Aber ich nehme mal den ganzen Abschnitt. Da hast du dreimal das Wort Blüten, das finde ich nicht so günstig.

Hallo, ihr zwo,

interessante Probleme, die ich mal von hinten aufzäume, wenn ich darf, mit dem Wort „Blüte“ im Neuhochdeutschen (im folgenden „nhd.“ abgekürzt, wie gleich „ahd.“ für Althochdeutsch (9. bis 11. Jh.) und mhd. „Mittelhochdeutsch“ (11. Jh. bis 15. Jh.), denn es kann kein Zufall sein, dass die „Blüte“

a) das Fortpflanzungsorgan höherer Pflanzen bezeichnet, die sich aus der Knospe entfaltet (wie bei der Rose)
b) das „Blühen“ selber meint, wenn die Pflanzenwelt in „Blüte“ steht – diese Bedeutung der Blüte kennt keinen Plural wie a),

woraus sich im übertragenen Sinn ergibt, dass

c) die „Besten“ eines Landes zugleich die „Blüte“ des Landes bildet (die dann auch schon mal auf den Schlachtfeldern bleibt)
und -für die kleine Erzählung hier an sich unbedeutend
d) das wiederum pluralfähige „Falschgeld“

und wenn wir die ursprünglichen Schreibweisen der heutigen „Blüte“ sehen, sollte man erchrecken, ahd. pluot, mhd. bluot – identisch mit „Blut“, dass ich schlicht zu den Brüdern Grimm und deren Deutschem Wörterbuch greife, die unbegreifliche Nähe von Blut und Blüte zu erklären:

„Nah liegt uns .. die Wurzel blühen, deren H in Blume gerade so schwindet wie in Blut, die bei blühen erkannte Berührung mit blasen stimmt aber zum Einfluss des Blutes auf die atmende Lunge, so wie der bei Blühen und Blume unverkennbare Bezug auf rote Färbung sich treffend für das Blut eignet. Ab steht, schon nach der Lautverschiebung, skr. plu, dem unser Fließen und Flut entsprechen, ..., Flut jedoch, mhd. vluot, ahd. fluot, got(isch) flôdus mahnt an die Bildung von Blut und flôdus scheint auch zu ergeben, dass got. blôd richtiger als blôþ wäre.“ vgl.
http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GB08924#XGB08924(ins neuere nhd. übersetzt durch mich)

Synonyme zur (pflanzlichen) Blüte,

lieber Rahil Rayomand -

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!,

gibt es gar nicht so viele – außer dass man die Blüte gelegentlich mit der "Zeit" zur „Blütezeit“ verknüpft, und - natürlich - das schon erwähnte „Blühen“.

Fazit und Vorschlag hiernach, den Satz

Uns wurde erzählt, dass in der Morgendämmerung, die Blüten zu blühen beginnen.
zu reduzieren auf
„Uns wurde erzählt, dass in der Morgendämmerung die Blüte beginnt“
(wenn keine Zweifel an der Erzählung/dem Erzählenden bestehen, das „dass“ lässt dergleichen zu) oder (ohne dass)
„Uns wurde erzählt, die Blüte beginne in der Morgendämmerung“
(Konjunktiv I, indirekte Rede) oder mit Zweifeln an der Wahrhaftigkeit der Aussage im Konjunktiv II („…, die Blüte begänne in der Morgendämmerung“)

Konjunktiv II kann sowohl nach der Standardregel, der Umlautung des Prät. + Endungs-e („begänne“) als auch „begönne“ gebildet werden. Ich vermute, dass in der Variante das Partizip II (begonnen) durchschlägt.

Muss Schluss machen, schau aber auf jeden Fall noch mal vorbei. Versprochen! Das reale Leben hat diese Woche Vorrang!

Tschüss und bis bald

Friedel

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hey Chutney,
ich habe ihn bearbeitet.
Ja, " Die Knospen öffnen sich in der Morgendämmerung" ist auch nicht schlecht ( Obwohl ich es nicht so poetisch wie mit Infinitiv finde aber irgendwie passt mit meinem Text ).

2. Da ich nicht Anfänger bin ( im Kreativ-schreiben), möchte ich auch meine Fähigkeiten in meiner Werke zeigen, nicht nur einfach erzählen. Und nach meiner Meinung bildet " Springen in die Zeit"/ Rückblenden die Fähigkeit eines Schriftstellers ab ( wenn er das richtig schaft). Ja, viele sind nicht damit einverstanden....
Entweder ist Deutsch nicht die richtige Sprache dazu, oder beherrsche ich nicht die Sprache genug.

3. " passen würde" oder "muss" ab diesem Satz im Plusquamperfekt geschrieben werden?

4. Ich glaube, dass Plusquamperfekt nach dem ersten Satz passen würde, weil da ich in die Vergangenheit gesprungen habe und in dem zweiten Satz " Zwei Monaten zuvor" springe ich in die Vorvergangenheit. Wenn ich den ersten Satz irgendwie nicht in Präteritum schreibe, brauche ich kein Plusquamperfekt danach.
Meine erste Sätze sind (zeitlich) wie die erste Sätze des "Hundert Jahre Einsamkeit":

"Viele Jahre später sollte der Oberst Aureliano Buendía sich
vor dem Erschießungskommando an jenen fernen Nachmittag
erinnern, an dem sein Vater ihn mitnahm, um das Eis
kennenzulernen. Macondo war damals..!

Springen in die Vergangenheit und wieder in die Vorvergangenheit. Danach ist die Geschichte nicht im Plusquamperfekt geschrieben/übersetz. Das könnte aber im Plusquamperfekt erzählt werden oder?


"Mit Hilfe von Jaldas Vater hatten wir.." Nein! springe ich nicht wieder in die Vergangenheit, Weil " .. hofften wir, die Blüte der Rosen zu erleben " und danach " Mit der Hilfe von Jaldas Vater".

5. Und ich weiß nicht wieso empfiehlt ihr " kann'' anstatt ''konnte'' in folgendem Satz:
''In solch einer Zeit, in der eine Kugel oder eine Bombe tausende Hoffnungen zerstören konnte, hofften wir, die Blüte der Rosen zu erleben''
Hier geht es um diese bestimmte Zeit, die wir die Blüte der Rosen erleben hofften ( damals konnte eine Bombe ....) . Ich glaube, dass "konnte" besser passt. Kappt "kann" die zeitliche Verbindung mit dem nächsten Satz nicht?

Herzlichen Dank
Rahil

 

Hallo, ihr zwo,

interessante Probleme, die ich mal von hinten aufzäume, wenn ich darf, mit dem Wort „Blüte“ im Neuhochdeutschen (im folgenden „nhd.“ abgekürzt, wie gleich „ahd.“ für Althochdeutsch (9. bis 11. Jh.) und mhd. „Mittelhochdeutsch“ (11. Jh. bis 15. Jh.), denn es kann kein Zufall sein, dass die „Blüte“

a) das Fortpflanzungsorgan höherer Pflanzen bezeichnet, die sich aus der Knospe entfaltet (wie bei der Rose)
b) das „Blühen“ selber meint, wenn die Pflanzenwelt in „Blüte“ steht – diese Bedeutung der Blüte kennt keinen Plural wie a),

woraus sich im übertragenen Sinn ergibt, dass

c) die „Besten“ eines Landes zugleich die „Blüte“ des Landes bildet (die dann auch schon mal auf den Schlachtfeldern bleibt)
und -für die kleine Erzählung hier an sich unbedeutend
d) das wiederum pluralfähige „Falschgeld“

und wenn wir die ursprünglichen Schreibweisen der heutigen „Blüte“ sehen, sollte man erchrecken, ahd. pluot, mhd. bluot – identisch mit „Blut“, dass ich schlicht zu den Brüdern Grimm und deren Deutschem Wörterbuch greife, die unbegreifliche Nähe von Blut und Blüte zu erklären:

„Nah liegt uns .. die Wurzel blühen, deren H in Blume gerade so schwindet wie in Blut, die bei blühen erkannte Berührung mit blasen stimmt aber zum Einfluss des Blutes auf die atmende Lunge, so wie der bei Blühen und Blume unverkennbare Bezug auf rote Färbung sich treffend für das Blut eignet. Ab steht, schon nach der Lautverschiebung, skr. plu, dem unser Fließen und Flut entsprechen, ..., Flut jedoch, mhd. vluot, ahd. fluot, got(isch) flôdus mahnt an die Bildung von Blut und flôdus scheint auch zu ergeben, dass got. blôd richtiger als blôþ wäre.“ vgl.
http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GB08924#XGB08924(ins neuere nhd. übersetzt durch mich)

Synonyme zur (pflanzlichen) Blüte,

lieber Rahil Rayomand -

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!,

gibt es gar nicht so viele – außer dass man die Blüte gelegentlich mit der "Zeit" zur „Blütezeit“ verknüpft, und - natürlich - das schon erwähnte „Blühen“.

Fazit und Vorschlag hiernach, den Satz zu reduzieren auf
„Uns wurde erzählt, dass in der Morgendämmerung die Blüte beginnt“
(wenn keine Zweifel an der Erzählung/dem Erzählenden bestehen, das „dass“ lässt dergleichen zu) oder (ohne dass)
„Uns wurde erzählt, die Blüte beginne in der Morgendämmerung“
(Konjunktiv I, indirekte Rede) oder mit Zweifeln an der Wahrhaftigkeit der Aussage im Konjunktiv II („…, die Blüte begänne in der Morgendämmerung“)

Konjunktiv II kann sowohl nach der Standardregel, der Umlautung des Prät. + Endungs-e („begänne“) als auch „begönne“ gebildet werden. Ich vermute, dass in der Variante das Partizip II (begonnen) durchschlägt.

Muss Schluss machen, schau aber auf jeden Fall noch mal vorbei. Versprochen! Das reale Leben hat diese Woche Vorrang!

Tschüss und bis bald

Friedel

Hi @Friedrichard,


der Jung ist erst seit drei Jahren in Deutschland.
Jetzt ist er bestimmt total verwirrt :-)
Viel Erfolg im realen Leben!

@Rahil Rayomand

deine Gedichte würden mich sehr interessieren :-)

Liebe Grüße
Johanna

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Rahil Rayomand,

ich melde mich mal nur kurz mit einem Zwischenruf. Zuerst zur Zeitenfrage: Es ist, würde ich sagen, gar ein Problem, dass Plusquamperfekt so zu benutzen, wie du es tust, um Vozeitigkeit zu markieren. Es gibt Leute, denen das nich so gefällt, und die sich deswegen um andere Lösungen bemühen. Und es gibt Leute, die an der korrekten Form Gefallen haben und deswegen den formalen Vorgaben folgen - die ja nicht nur Vorgaben sind, sondern wirklich auch Möglichkeiten, um zeitliche Verhältnisse eindeutig(er) auszudrücken; und wenn eine Sprache diese Möglichkeiten hat, wäre es ja auch irgendwo schade, nicht davon gebrauch zu machen. Es gibt jedenfalls, wenn du das mal als einen groben Maßstab ansehen möchtest, erfolgreiche deutsche Schriftsteller, die unbekümmert im Plusquamperfekt schreiben.
Das Plusquamperfekt gekonnt zu umgehen, ist wahrscheinlich schwieriger, als es richtig zu verwenden, während nicht eindeutig der eine Weg künstlerisch besser ist als der andere. Wenn du dich also wohler fühlst mit dem Plusquamperfekt: benutze es einfach.

Dann noch ein Kleinigkeit, die mir gerade wieder in die Augen gesprungen ist:
-- "Unser Haus mit 18 Zimmern entsprach in etwa der Hälfte eines Fußballplatzes. Deswegen konnten wir später noch zwei weitere Familien unterbringen."
- "entsprach der Hälfte eines Fußballplatzes" ist an sich unnötig. Dass man in einem Haus mit achtzehn Zimmern entsprechend viele Leute unterbringen kann, ergibt sich schon aus den achtzehn Zimmern.

Dann hat, glaube ich, jemand vorgeschlagen, hier zu kürzen:
-- "Zwei Monate zuvor, als die Angst die Seele unserer Stadt beherrschte, verliebten Jalda und ich uns mutig in die Rosenblüte. Ja, mutig."
- Ich würde jedenfalls auch dieses zweite "mutig", also: "ja, mutig" entweder streichen, der zumindest anders hinstellen. "verliebten uns mutig" klingt schon für sich ungewöhnlich, da ist Betonung genug drin. Eine zweite Betonung durch Wiederholung finde ich da zu viel.
Auf der anderen Seite erklärst du im Anschluss, warum es mutig sei, da kann die Wiederholung als Bestätigung vielleicht schon sinnvoll sein. Es kann also sein, dass es schon reichen würde, "ja mutig" in den folgenden Absatz zu verschieben, also so:

Zwei Monate zuvor, als die Angst die Seele unserer Stadt beherrschte, verliebten Jalda und ich uns mutig in die Rosenblüte.
Ja, mutig, (denn) in einer Zeit, in der das Zwitschern der Vögel durch den Laut von Sirenen ersetzt wird ...

Statt "sogar" fände ich dann übrigens "auch nur" passender, denn es steht ja als etwas Kleineres und Ungefährlicheres da, sich "nur" in eine Blume zu verlieben. Sonst würdest du den Mut ja nicht so ausführlich erklären müssen. ("Sogar" stünde demnach auf der Seite des Muts: Es war sogar (schon) mutig, sich (nur) in eine Blume zu verlieben.)

Beim Weiterlesen fällt mir gerade noch ein einzelner Vorschlag von jemand anderem ein, die ich gerne unterstützen möchte: Bei den Geräuschen Panzer der Erde und Flugzeuge dem Himmel zuordnen - dürfte eleganter wirken.

Eine andere Kleinigkeit erscheint mir nicht so richtig stimmig: Würde Jalda nicht, wenn sie den Fotoapparat für gefährlich hielte, erst recht den Befehlen folgen? Ich kann mir vorstellen, dass sie sich nicht traut, hinzuschauen. Aber das finde ich dann zu kurz ausgeführt. Du schreibst in etwa, dass die Befehle keine Wirkung zeigen, weil Jalda das Gerät mit einer Waffe verwechselt. Das hakt für mich, da denke ich halt einfach: Ja eben, umso mehr wird sie sich beeilen, zu gehorchen.

Ach, und noch was: zu deinem Punkt 5 aus #17: Ich für meinen Teil finde "konnte" dort in Ordnung und sogar besser. (Die Bombe kann das zwar immer, aber es gibt eben Zeiten - so wäre meine Lesart - in denen sie es nur theoretisch kann und solche, in denen sie es realistisch kann, Zeiten, in denen das auch passiert. Wenn du aber "kann" schreibst, macht eigentlich "in einer Zeit" keinen Sinn mehr. Es geht also - würde ich sagen - in jedem Fall nicht beides zusammen).

Ansonsten mache ich es mir leicht und sage kurz, dass ich all das Gute, was oben über deine Geschichte geschrieben worden ist, unterschreiben würde. Wobei ich zugleich auch immer noch einen Teil der Kritik mit unterschrieben würde, der dahin geht, dass manches etwas übtertrieben (leicht schwülstig) klingt. Das mag daran liegen, dass eine wörtliche Übersetzung ins Persische in Ordnung klingen würde, bedeutet aber nicht generell, dass du auf Deutsch nicht poetisch schreiben darfst. Es ist halt eine Frage der Feinabstimmung, die sich immer stellt, wenn man (gedanklich) hin und her übersetzt.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

@JoanaMaria
Danke, dass du meinen Text liehst und Kommentare schreibst :)

Friedrichard ist nett. Er hat Zeit und Lust aufgebracht, damit hat er so tief und gut es erklärt. Als ein Dichter muss ich die Wurzeln der Wörter kennen ( Okay, ich schreibe nicht ernste Gedichte auf Deutsch aber schadet nicht zu wissen). Ich wollte mich bei ihm bedanken aber leider hat er seinen Kommentar gelöscht :(
Danke sehr @Friedrichard und genieße deine Woche.

Also, es gefällt mir, dass die Leute hier so ehrlich ihre Meinungen schreiben.
Ich habe 24000 Followers in meine Facebook die immer “ schön, großartig, du bist die beste, so eine schöne Gedicht habe ich nie gelesen...“ schreiben aber solche Kommentare sind nicht so hilfreich wie diese kleine Gruppe im Wortkrieger. Ich möchte auf Deutsch schreiben und ich brauche genau jene Kritiker in diese Gruppe.
Ich habe eine große Projekt, die ich entweder auf Deutsch oder Englisch schreiben möchte.
Der obige Text is ein Versuch. Ich schaue mal ob ich es auf Deutsch schaffe oder nicht, wenn ja, dann schreibe ich weiter auf Deutsch, wenn ich es sehr schwer und nicht schaftbar finde dann Englisch wäre meine Auswahl ( obwohl ich aus tiefstem Herzen auf Deutsch weiterschreiben möchte). Deswegen brauche ich die ehrliche Kommentare ;)

Vg
Rahil

 

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