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Ich werde dich nicht anlügen

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09.07.2019
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Ich werde dich nicht anlügen

„Ich werde dich nicht anlügen und sagen, dass wir Freunde bleiben können. Du weißt, ich spreche nicht mit meinen Ex-Freundinnen. Aber ich möchte dich noch um einen Gefallen bitten: Küsse mich ein letztes Mal.“ Seit Stunden will ich nach Hause gehen, ich wollte ihn nicht treffen, nicht mit ihm Schluss machen. Das Herz brechen. Ich denke, den Gefallen muss ich ihm tun, es sei nichts dabei. Ich schließe die Augen und küsse ihn, mir ist speiübel. Der Kuss dauert eine gefühlte Ewigkeit. Als er ihn endlich beendet, dreht er sich um und geht. Ich beginne mechanisch in die andere Richtung zu gehen. Es ist Sommer in Paris und es herrscht Hitzewelle. Mir ist kalt. Ich laufe ziellos umher. Plötzlich stehe ich vor dem Ufer der Seine. Nach Hause wollte ich seit Stunden, nun weiß ich nicht wohin. Ich denke nach, versuche nicht zu denken. Dann laufe ich los, zur nächsten U-Bahnstation. Als ich aussteige möchte ich nicht alleine zu Hause sein. Also setze ich mich in die Bar gegenüber von meiner Wohnung. Ich starre die Fenster meiner Wohnung an und denke darüber nach, was gerade passiert ist. Es macht einfach keinen Sinn. Ich verstehe es nicht, ich möchte nicht verstehen. Ein Obdachloser macht vor mir halt, schnorrt mich um Geld an. Ich schüttle den Kopf. Er grinst und erwidert, es gebe keinen Grund für ein so hübsches Mädchen wie mich unglücklich zu sein. Ich halte meine Tränen zurück, mein Magen rebelliert.

Vor vier Monaten hatte ich Georg über eine Dating-App kennen gelernt. Er schien ein guter Mensch zu sein. Höflich, lustig. Nett. Verschiedene gesundheitliche Beschwerden hatten sich damals zu meiner chronischen Krankheit dazugesellt. Für Georg war es in Ordnung, dass es mir nicht sehr gut ging. Er akzeptierte es dass wir die ersten Wochen als wir uns kennen lernten nicht miteinander schlafen konnten da ich kurz davor eine Operation an der Gebärmutter hatte. Georg fand mich hübsch, auch als ich weiterhin an Gewicht verloren hatte. Mehr und immer mehr. Georg machte mir extrem viele Komplimente, er fand mich sehr kess und kokett. Georg war nicht verärgert als ich immer wieder unsere Treffen im letzten Moment gecancelt hatte. Denn meistens war ich krank im Bett. Georg war wie ein guter Freund der mir sagte dass ich gut küsste. Ich mochte nicht so gern seine Küsse, aber ich dachte das Problem zu sein. Ich überzeugte mich davon, dass ich sobald es mir gesundheitlich besser gehen wird, auch Georg und seine Küsse mögen würde. Ich war froh, nach jahrelangem Singleleben einen Partner gefunden zu haben, der so verständnisvoll war und mich vergötterte. Ich brauchte eine Stütze, und Georg kreuzte gerade zum richtigen Zeitpunkt meinen Weg.

Jetzt ist Georg in der Schnellbahn, vielleicht ist er bereits bei seinen Freunden angekommen, in einem Vorort von Paris. Wir hatten uns seit Wochen nicht gesehen da er auf Urlaub in Indien war. Am Vortag hat er mich sobald er in Paris aus dem Flugzeug gestiegen ist angerufen. Als ich seinen Namen auf meinem Handy aufscheinen sah konnte ich nicht abheben. Ich war wie versteinert, hatte Panik. Ich wusste, dass der Moment gekommen war. Ich konnte dieses Problem nicht länger ignorieren. Seit Georgs Abreise hatte ich immer seltener auf seine Nachrichten geantwortet. Georg hatte mir, sobald er ein Internetcafé irgendwo in der indischen Pampa gefunden hat, geschrieben. Währenddessen hatte ich Urlaubstage und Krankenstände abgewechselt. An jedem Tag der vorüberging erschien mir Georg mehr irreal. Nach zwei Wochen existierte er nicht mehr für mich. In meiner letzten Nachricht an ihm schrieb ich nur: „Es ist sehr heiß“.

Am Tag zuvor konnte ich nicht abheben aber ich wollte ihn nicht ignorieren. Ein Freund der viel Erfahrung im Schlussmachen hat gab mir Tipps. Ich habe sie befolgt und eine Nachricht an Georg geschickt. Ich schlug ihm vor am nächsten Tag frühabends etwas Trinken zu gehen. Um zu reden. Ich dachte Georg würde schon eine Vorahnung haben.

Aber Georg hatte Hoffnung und kam heute zu unserem Termin mit seinem Trekkingrucksack, gepackt für eine weitere Urlaubswoche in Südfrankreich. Er dachte dass wir eine der wenigen Nächte die er in Paris während seiner Ferien verbringt, gemeinsam bei mir sein werden. Diese Hoffnung brachte ihn vermutlich auch dazu, mir einen Kuss zur Begrüßung auf die Lippen zu drücken. Ich fühlte mich dabei nicht wohl, aber Georg kannte mich nur so. Georg musste gesehen haben, dass ich innerhalb der letzten Wochen weiterhin abgenommen habe. Ich sah aus wie ein Geist, eine makabre Erscheinung. Aber als wir einen Platz in einem Café suchten, sagte er: „Du bist so hübsch“. Da wusste ich dass dieses Gespräch nicht einfach werden würde. Ich bin es gewohnt verlassen zu werden, nicht Schluss zu machen.

Als wir uns setzten konnte Georg sich nicht mehr zurückhalten. Er fasste mir auf den Oberschenkel und flüsterte: „Du hast mir so sehr gefehlt“. Mein Hals verschloss sich. Ich schaffte es nicht mit dem schwierigen Gespräch zu beginnen, darum fragte ich ihn wie sein Urlaub in Indien war. Georg erzählte mir von der Reise, er konnte dabei nicht seine Finger von mir lassen. Ich hörte nicht zu, jede Minute wurde unerträglicher. Als Georg auf die Toilette ging sagte ich mir dass ich mit dem Gespräch beginnen müsste. Oder sollte ich einfach weglaufen? Aber ich dachte, das hätte Georg nicht verdient, ich müsste mutig sein. Als Georg von der Toilette zurückkam, sagte er immer wieder wie sehr ich ihm gefehlt hatte. Ich sagte nichts. Dann fragte er mich: „Habe ich dir nicht gefehlt?“. Ich antwortete: „Nein“. Georg hackte nach: „Überhaupt nicht?“.

Ich krümmte mich auf dem Sessel und spuckte schließlich die Worte aus, die ich seit einer Stunde immer wieder in meinem Kopf wiederholte: „Ich möchte, dass wir es dabei belassen. Es tut mir leid, aber es passt nicht mehr für mich“. Da hatte Georg plötzlich Tränen in den Augen. Er fragte mich, ob ich je Gefühle für ihn hatte. Ich verneinte. „Überhaupt nicht?“, hackte Georg nach. Da wurde er wütend und stammelte: „Fühltest du dich jemals von mir angezogen?“. Ich blieb stumm, fühlte mich leer und wollte nur dass dieser Termin zu Ende ging. Georg verzweifelte und flehte mich an: „Kann ich wenigstens wissen warum du mit mir Schluss machst?“.

Ich zögerte, ich wollte das Gespräch nicht verkomplizieren. Doch dann brach es aus mir heraus: „Ich mochte gewisse Situationen nicht“. Georg antwortete: „Ich habe es gewusst“. Er erwähnte unser letztes Treffen bevor er nach Indien geflogen ist. Wir hatten einen Unfall, das Kondom war gerissen. Obwohl ich die Pille nahm war ich beunruhigt da ich oft krank war und befürchtete dass sie nicht richtig wirkte. Panisch rannte ich ins Bad und wusch mich obwohl ich wusste dass dies unnötig war. Georg war damals sehr überrascht, er wusste nicht dass ein Kondom platzen könnte. Als ich aus dem Badezimmer kam fragte er mich, mit wie vielen Männern ich in meinem Leben geschlafen hatte. Wochen zuvor hatte er mir bereits diese Frage gestellt und ich sagte ihm, dass ich nicht darüber sprechen wollte. Als wir den Unfall hatten scherzte Georg und fragte mich ob es so viele seien dass ich die Anzahl nicht wüsste. Ich sagte Angst zu haben schwanger zu werden, Georg erwiderte mit drei Frauen geschlafen zu haben, mich inklusive. Er nahm meine Hand und begann zu zählen: „drei, vier, fünf, sechs?“. Als er bei acht ankam wurde er panisch und ich immer genervter.

„Ich habe nicht richtig reagiert, und das tut mir Leid“, sagte er heute als wir von dem Vorfall sprachen. Ich erwiderte es sei nicht wichtig. Damals ging ich am nächsten Morgen nachdem ich die ganze Nacht nicht die Augen geschlossen hatte in eine Apotheken um nach Rat zu fragen. Ich beschloss letztendlich die Pille danach einzunehmen, um sicher zu sein kein weiteres Problem auf meine Liste hinzufügen zu müssen. Als ich Georg eine Nachricht schickte um ihm davon zu informieren antwortete er dass es toll wäre und wir so ein ruhiges Gewissen haben könnten.

Georg rückte unwohl auf seinem Stuhl herum, entschuldigte sich immer wieder für sein Verhalten. Ich setzte fort: „ Es war auch sehr eigenartig was in der Nacht bevor ich in Urlaub geflogen bin, passiert ist. Ich verstehe es einfach nicht“. Mit schwacher Stimme antwortete Georg: „Ich weiß“.

An besagtem Abend vor zwei Monaten fragte ich Georg ob er mich sehen möchte. Natürlich sagte er ja und kam mit einer Flasche Wein und einem sauberen Hemd für den nächsten Tag zu mir. Ich war extrem gestresst und beunruhigt da ich zwei Wochen Urlaub alleine auf einem anderen Kontinent geplant hatte. Mir ging es gesundheitlich nicht gut und ich habe extreme Flugangst. Zu diesem Zeitpunkt musste ich viele Medikamente einnehmen. Zahlreiche Medikamente für verschiedene Krankheiten, und nochmals so viele Medikamente für die Nebenwirkungen. Wie bei unseren meisten Treffen hatten wir uns zu Essen bestellt, Wein getrunken und diskutiert. Bevor wir früh zu Bett gingen hatte ich wie täglich meine Medikamente eingenommen. Ich erinnere mich auf dem Bett zu sitzen, mich umzuziehen. Danach habe ich keine Erinnerung mehr. Erst als ich um sechs Uhr morgens Schweiß gebadet aufgewacht bin. Nackt, ohne Unterhose. Ich schlafe niemals nackt da ich mich dabei unwohl fühle. Georg wachte wegen meiner hektischen Bewegung auf. Ich fragte ihn, was letzte Nacht passiert war. Er antwortete dass wir Liebe gemacht hätten und fragte ob ich mich nicht daran erinnern könnte. Verwirrt verneinte ich und entschuldigte mich. Georg schien damals überrascht und ein wenig gekränkt. Ich schämte mich, so sehr dass ich Georg eine Nachricht schickte als ich am Flughafen war um mich erneut zu entschuldigen. Ich schrieb ihm dass ich vermutlich ein Blackout hatte. Dass mir so etwas noch nie passiert sei und es an der Angst vor der Reise gelegen haben musste. Georg hatte wie immer Verständnis und wünschte mir einen schönen Urlaub.

„Ich fühlte mich danach sehr eigenartig“, murmelte Georg heute. „So eigenartig dass ich es sogar meinem Psychiater erzählt habe“. Ein wenig verärgert fügte er hinzu: „Ja, ich gehe auch zu einem Psychiater, du bist nicht die einzige Person mit Problemen“. Mein Herz klopfte immer schneller und ich zwang mich zu fragen: „Was ist passiert?“

„Du lagst bewegungslos auf dem Rücken. Ich habe dich geküsst und gestreichelt. Ich habe dir deine Unterhose ausgezogen und begonnen mit dir zu schlafen. Du hast mit deiner Hand in die Nähe von meinem Penis gegriffen. Ich dachte zuerst, dass du dich streicheln möchtest aber dann habe ich kapiert dass du mir zu verstehen geben wolltest dass ich aufhören soll. Ich weiß es war egoistisch von mir, aber ich habe weiter gemacht bis ich einen Orgasmus hatte. Natürlich habe ich ein Kondom verwendet. Sag mir bitte, dass es nicht schlimm ist.“ Ich wollte mich in Luft auflösen, erwiderte aber: „Es ist nicht schlimm“. Georg wollte mich beruhigen und versicherte mir dass er drei Freundinnen und seinen Psychiater um Meinung fragte. Alle versicherten ihm es sei nicht schlimm. Ich wiederholte dass es nicht schlimm sei und bat den Kellner um die Rechnung.

Als wir das Café verließen fragte ich ihn immer und immer wieder ob er in Ordnung sei. „Nicht sehr“, murmelte Georg, „aber irgendwann wird es mir besser gehen“. Er wollte nicht zu sich nach Hause und alleine sein, darum fuhr er zu Freunden in einen Pariser Vorort.

Ich starre die Fenster meiner Wohnung an und denke nach. Ich kann nicht verstehen, ich will nicht verstehen. Es ist spät, ich muss die Straße überqueren und nach Hause gehen. Als ich im Dunkeln im Bett liege weine ich. Ich fühle mich dumm, lächerlich, verloren. Obwohl es spät ist rufe ich Freunde an, suche Rat. Ich erzähle was passiert ist und erhalte die verschiedensten Antworten. Manche meinen, es sei schlimm, andere meinen, es sei nicht schlimm. Manche meinen, Georg sei ein Arschloch, andere meinen ich soll die ganze Geschichte einfach vergessen.

 

Hallo @Kunal

zuallerersteinmal herzlich Willkommen hier!

Ich fange mal gleich an:

„Ich werde dich nicht anlügen und sagen, dass wir Freunde bleiben können. Du weißt, ich spreche nicht mit meinen Ex-Freundinnen. Aber ich möchte dich noch um einen Gefallen bitten: Küsse mich ein letztes Mal.“
Dass Du mit dem Ende der Beziehung beginnst finde ich gut - und dieser Spruch von Georg passt für mich als Einstieg.
Seit Stunden will ich nach Hause gehen, ich wollte ihn nicht treffen, nicht mit ihm Schluss machen. Das Herz brechen.
Im Zusammenhang mit dem letzten Kuss finde ich das auch gut - es zeigt gleich einen Konflikt.
Ich denke, den Gefallen muss ich ihm tun, es sei nichts dabei.
Hier stutzte ich das erste mal - warum "muss" sie?
Und im Nachinein finde ich den Satz noch schlimmer - nachdem sie über solche Themen und Vorfälle gesprochen hatten, wäre aus meiner Sicht der Kuss nicht mehr drin - eigentlich von beiden Seiten.
Ich schließe die Augen und küsse ihn, mir ist speiübel.
Das macht es für mich noch unverständlicher.
Der Kuss dauert eine gefühlte Ewigkeit.
In irgendeinem Text habe ich die gefühlte Ewigkeit bestimmt auch verwendet - hat wahrscheinliche JEDER! von daher - lass es weg oder suche ein anderes Bild für die gefühlte Ewigkeit.Das ist sooooowas von abgedroschen.
Ich halte meine Tränen zurück, mein Magen rebelliert.
Ich finde es ein wenig schade, dass ab hier die Geschichte zuende ist, und der Rest nur noch aus Rückblenden besteht. Gut, der allerletzte Absatz ist keien Rückblende, aber der ist so runtergerattert, dass Du Dir den auch sparen könntest.
Höflich, lustig. Nett.
Warum ist höflich und lustig in einem und nett in einem anderen Satz? Ich denke, entweder alle in einem Satz, oder jedes Wort mit Punkt separat.
Er akzeptierte es[Komma] dass wir die ersten Wochen[Komma] als wir uns kennen lernten[Komma] nicht miteinander schlafen konnten[Komma] da ich kurz davor eine Operation an der Gebärmutter hatte.
Ich weiß nicht genau, ob meine Kommas so richtig sind, aber ohne Kommas ist es auf jedenfall falsch ;)
Jetzt ist Georg in der Schnellbahn, vielleicht ist er bereits bei seinen Freunden angekommen, in einem Vorort von Paris.
Woher weiß sie das? Sie vermutet das nur - wazu? Ich denke das kann ganz raus.
Ich schlug ihm vor[Komma] am nächsten Tag frühabends etwas Trinken zu gehen. U[Komma] um zu reden.
ungefähr ab hier fehlen in einigen Sätzen Kommas.

Ich höre hier mal im Detail auf und fasse zusammen:
Ich finde die Rückblenden etwas zu umständlich und lang. Sie hat ja schon Schluss gemacht - das nimmt dem Ganzen die Spannung. Und mit dieser Vorgeschichte finde ich den letzten Kuss, mit dem die Geschichte beginnt unpassend.
An sich gefällt mir aber die Idee, dass sie aus einem Gefühl heraus Schlussmacht, und dann feststellt, dass das die richtige Entscheidung war.

Ich hoffe, Du kannst mit meinem Kommentar etwas anfangen

Gruß
pantoholli

 

Hallo @Kunal

Die Figuren in dieser Geschichte erscheinen mir absolut unglaubwürdig. Ihre Handlungen sind für mich in keinem Moment nachvollziehbar. Mein negativer Eindruck wird durch den Einsatz von Plattitüden verstärkt. Die sprachliche Gestaltung ist eine Katastrophe und ich erkenne keine Struktur in der Geschichte. Das Ende wirkt, als hätte der Autor keinen Bock mehr gehabt. So wie der ganze Text hingeschludert und unambitioniert erscheint.
Als Tipp mag ich Dir hier lassen, dass Du nur schreiben solltest, wenn Du eine Geschichte hast. Eine Geschichte, von der wenigstens Du selbst überzeugt sein solltest, dass sie erzählt werden muss.

Grüße
Kellerkind

 

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