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Im Tauchgang

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16.10.2004
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Im Tauchgang

Im Tauchgang

Die Nacht draußen presst sich mit aller Macht gegen die Fenster des kleinen Cafés im warmen Licht kerzenähnlicher Lampen. Sie sitzen dort, an einem Tisch für zwei Personen, er starrt vor sich hin, ins Leere, es scheint als wäre er nicht da. Dabei denkt er nur eins, während sie wild gestikulierend auf ihn einredet, als müsse sie Milliarden Menschen überzeugen von ihren Ideen:
- Wenn ich doch nur ihre Hand nehmen könnte“, denkt er. „Ich würde sie nehmen, vielleicht würde sie einen Moment aufhören zu reden. Vielleicht, hoffentlich wird alles gut mit uns, alles. Ich will sie wärmen, ihre Hand, sie hat doch so kalte Hände, aber so weich und glatt, wie von einer Künstlerin, einer Klavierspielerin. Wie gerne würde ich, aber vielleicht wird dann alles nur noch schlimmer. Wenn ich doch anders wäre, vielleicht wäre es dann gut. Wäre ich doch noch stärker, falls ich überhaupt stark bin, wäre ich doch etwas schöner, sie mag stylishe Männer, wäre ich doch das Selbstbewusstsein in Person, vielleicht würde sie mich dann niemals wieder so ansehen, vielleicht müsste ich mich dann niemals wieder so fühlen wie jetzt, ich hasse es, mich so zu fühlen. Und ich hasse mich, dass ich mich so fühle, völlig wertlos. Warum denke ich so etwas, wie soll ich denn je so wahnsinnig selbstbewusst werden, so unwiderstehlich für sie, wie soll ich denn jemals ihre Hand nehmen können, wenn ich so was denke, ich will so was nicht denken, ich will mich nicht hassen, ich will überhaupt anders sein, ganz anders. Vielleicht könnte ich dann ihre Hand wärmen, vielleicht würde ich mich dann mögen, vielleicht lieben? Ich will mich lieben, ich will, dass sie mich liebt, ich liebe sie, aber ich glaube nicht, dass sie auch so fühlt. Hört doch, was sie sagt, es ist so viel, was nicht richtig ist mit uns, mit mir. Vielleicht habe ich Schuld daran, vielleicht wäre es besser, mir die Schuld zu geben, es gäbe jemanden, der alles auf sich nimmt, den man verantwortlich machen kann, den man bestrafen kann, das wäre doch besser, das würde doch vieles einfacher machen. Aber ich will nicht Schuld sein, ich will mich nicht bestrafen, mich hassen, ich will nicht, dass sie mich hasst, aber was soll sie denn sonst tun, wenn ich mich schon selbst hasse, was sollen dann andere tun? Ich will das doch nicht, ich will anders sein, aber ich will mich nicht hassen, ich will, dass es gut ist, mit mir, mit uns. Ich will, dass sie glücklich ist. Aber schau ihr zu, wie sie mich ansieht, wie sie redet, was sie sagt, sie ist nicht glücklich, ich mache sie nicht glücklich. Wer weiß, vielleicht ist sie auch ihren teil schuldig daran, vielleicht liegt es auch nicht nur an mir, aber vorstellen kann ich es mir nicht. Ich wüsste nichts, was ich an ihr auszusetzen hätte. Und wie Recht sie hat, mit allem, was sie sagt. Aber ich kann es ändern, ich kann mich ändern, oder? Dann wäre es gut, dann wäre alles gut mit uns, dann würde sie meine Hand nehmen… -
„Hey! Ich habe das Gefühl, du hörst mir gar nicht zu!“
„Doch, ich habe dir zugehört.“
„Und, verstehst du, was ich dir damit sagen will.“
„Ja, das verstehe ich.“
„Wirklich?“
„Ja. Wirklich“
„Und was sagst du dazu?“
„Ich weiß nicht.“
„Was. Was weißt du nicht?“
„Ob ich das kann.“
„Ob du was kannst. Sag doch mal einen verständlichen Satz.“
„…“
„Jetzt führ nicht schon wieder diese Monologe, sprich doch endlich mit mir. Ich kann es nicht leiden, wenn du nur da sitzt und in dich hinein schweigst, das bringt überhaupt nichts. Mit dir zu reden bringt überhaupt nichts, du sitzt eh nur da und schweigst!“
- Das habe ich auch schon gedacht. Aber sie weiß es nicht, ich kann es ihr nicht sagen, sie würde es nicht verstehen, sie versteht mich nicht, aber ich verstehe mich ja selbst nicht… Scheiße, sag doch was, du machst es nur noch schlimmer, siehst du das denn nicht, du musst, schau sie an, sie wartet nur darauf, und du denkst doch, du denkst doch die ganze Zeit. Sätze, die du ihr entgegen wirfst, du redest mit ihr nur in deinem Kopf, siehst du denn nicht, wie bescheuert das ist, merkst du denn überhaupt nichts? Aber sie kann nicht in deinen Kopf sehen, das müsstest du doch wissen, nun sag doch schon, was du denkst! … Ich habe Angst, sie zu verletzen. … Aber du verletzt sie doch schon die ganze Zeit, wenn du nicht endlich sagst, was in dir vorgeht! … Ich weiß, ich will das doch selbst nicht, aber ich kann nicht, es ist, als wäre meine Lunge voller Beton, als würde die Kehle austrocknen, ich bekomme kein Wort heraus, alles drängt nach draußen und es kann nicht raus, da ist eine Mauer, die ich mit aller Macht durchschlagen will, da ist eine Wand, gegen die ich anschreie, aber es gelingt mir nicht, ich schaffe es nicht, es ist jedes Mal zum verzweifeln, und ich hasse das, ich hasse das, verdammt noch mal… -
„Ich vermisse dich…“
„Jetzt wein doch nicht schon wieder, das kotzt mich tierisch an. Diese selbstmitleidige Masche ist echt zum kotzen!“
„Ich weiß, ich kann das selbst nicht leiden, aber ich kann nicht anders…“
„Merkst du denn nicht, dass es immer das Selbe ist? Wir streiten, du schweigst und ich rede mich um Kopf und Kragen, und irgendwann fängst du dann an zu heulen, damit ich dir nicht mehr böse bin. Ich hasse das.“
- Sie hasst mich –
„Jedes Mal das Selbe, können wir uns denn nicht e i n m a l normal streiten?“
- Sie hasst mich –
„Am Ende streiten wir uns nur noch darum, wie wir streiten, das musst du unbedingt lernen, sonst weiß ich nicht, ob ich das noch lange aushalte, mit uns, denn so will ich nicht weitermachen.“
- … Ich hasse mich …–
- Ich will mich nicht hassen, ich kann das nicht ausstehen, verdammt! Ich muss anders werden, ich muss, ich muss streiten lernen, ich habe Angst, sie zu verlieren, ich habe Angst, ich will sie nicht verlieren, ich liebe sie doch, ich muss anders werden, ich muss ! –
- …ich hätte jetzt Lust, einen Spiegel zu zerschlagen… -
„Meinst du, du kannst das schaffen? Meinst du, du kannst es lernen, lernen, zu streiten, mit mir zu streiten?“
„Ich will es versuchen.“
„Meinst du, du kannst das schaffen?“
„Ich weiß nicht. Ja.“
- Bitte, hilf mir dabei –
„Hilfst du mir dabei?
- Geht doch… -
„Ja, ich helfe dir.“
„Ich habe Angst, dich zu verlieren…Ich will dich nicht verlieren.“
„Versprich mir, dass wir unabhängig sind.“
„Das sind wir. Ich will nur jetzt mit dir zusammen sein. So lange, wie es geht.“
„Versprich mir aber…“
„Jetzt, verstehst du? Jetzt. Nicht in einem Versprechen, jetzt, Und in jedem weiteren Jetzt, das es für uns gibt.“
„Ich will es versuchen.“
„Zweifelst du? Du zweifelst immer, vor allem an mir. Versprich mir, nicht mehr zu zweifeln…“
„Ich will es versuchen…“
„Wir versuchen es beide.“
„Ja, wir beide.“
„Versprochen?“
„Versprochen…“
Er nimmt ihre Hand, seine Mundwinke heben sich und seine Augen versuchen zu lächeln, trotz leichter Röte. Sie schiebt die Augenbrauen gegeneinander, ihre Augen lächeln nicht, aber ihr Mund versucht es. Er mag diese Geste.
„Es wird alles gut.“
Er seufzt.
Es wird alles gut.
Fast hätte er keine Luft mehr bekommen, unten, tief unten auf dem Meeresboden. Nur auf seiner Zunge klebt noch ein salziger Geschmack, der verschwindet, Schluck für Schluck, und schließlich:
ist er weg.

 

Hi Shinichi,

ein sehr anstrengender Text, der gut noch ein paar Absätze vertragen könnte. Einige Fehler sind auch noch drin.
Vielleicht könntest Du versuchen ein paar Synonyme zu verwenden. Das würde den Text etwas auflockern. Eine interessante Idee, die meiner Meinung nach noch etwas Arbeit erfordert. ;)

Liebe Grüße, Susie

 

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