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Imaginary Friends

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18.01.2004
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Imaginary Friends

Imaginary Friends

Ein alter Indianer geht auf leisen Sohlen durch den Wald. Sein Haar ist lang und grau, seine Augen dunkel und matt. Er sieht traurig aus und sehr, sehr müde.
An einer Fußgängerampel steht ein junger Mann. Mit der linken Hand schiebt er einen Kinderwagen, in der rechten hält er eine vollbepackte Alditüte. Sehnsüchtig sieht er einem Ford Focus nach der in eine Seitenstraße biegt und denkt dabei an seine Frau und sein Kind.
Die Zigarette in ihrer Hand ist längst bis zum Filter herunter gebrannt, der Cappuccino vor ihr auf dem Tisch längst kalt. Sie sitzt in einem Café und blättert in einer Illustrierten. „Was tu ich hier eigentlich?“ fragt sie sich zum hundertsten Mal: „Hat das alles überhaupt einen Sinn?“

Der Alte Indianer denkt zurück an damals: Zwölf Jahre ist es nun her, dass er sein Pferd parallel zur Straße durch das dichte Unterholz führte. Er war immer da gewesen wo sie war, immer an ihrer Seite gewesen auch wenn sie ihn nie gesehen hatte. Verborgen hatte er sich gehalten, unsichtbar aber jederzeit bereit mit einem Sprung bei ihr zu sein um sie vor jeglicher Gefahr zu schützen. Das war sein Job gewesen und er hatte ihn gerne getan bis zu dem Tag an dem sie ihm gekündigt hatte: „Ich brauch keinen Indianer mehr. Ich bin jetzt selber groß!“

„Ich war ihre beste Freundin!“ Sie lächelt als sie sich daran erinnerte wie sie gemeinsam im Sandkasten gespielt hatten. „Immer war ich da, wenn sie jemanden zum spielen brauchte! Lang, lang ist’s her.... Wann ist unsere Freundschaft eigentlich zu Ende gegangen? Und warum?“

Die Ampel schaltet auf Grün und ein Strom von Fußgängern überquert die Straße. Der Junge Mann sieht sich suchend ihre Gesichter an: „Das könnte sie sein! Oder das? Nein, viel zu jung!“ Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben sie irgendwann, irgendwo, wieder zu sehen.
„Was wohl aus ihr geworden ist?“ Er stellt sie sich oft, diese Frage, und erinnert sich daran wie er Nächte lang an ihrem Bett gesessen und sie über ihren Schmerz hinweg getröstet hatte. Fast zehn Jahre ist es nun her aber in einem ist er sich sicher, er wird sie wiedererkennen wenn sie ihm irgendwo begegnet.
Der alte Indianer ist der erste der spricht: „Ich habe es satt! Mein Leben ist so sinnlos geworden seit damals. Ich habe meinen Job geliebt. Aber jetzt, wozu bin ich überhaupt noch hier?“
„Ich habe eine Familie, eine wunderschöne Frau und ein kleines Kind, eigentlich müsste ich glücklich sein.“ Sagt der junge Mann. „Ich wüsste nur zu gerne, was aus ihr geworden ist!“
„Sie war meine einzige Freundin!“ Die junge Frau blätterte eine Seite der Illustrierten um. „Seit ich sie nicht mehr habe ist mein Leben so trostlos geworden. Ich bin so einsam ohne sie!“

Sie steht in der Küche und betrachtet die Bilder aus ihrer Jugend: Ein alter Indianer auf einem weißen Pferd, ein kleines Mädchen mit Rattenschwänzen, ein dunkelhaariger Schönling mit Dreitagebart. „Was wohl aus ihnen geworden ist?“
Sie hört seine Schritte hinter sich und spürt seine Hand auf ihrer Schulter. Sanft dreht er sie zu sich um und gibt ihr einen Kuss. Er riecht gut. Seine Lippen sind feucht und warm. „He, Schatz!“ seine Stimme klingt angenehm weich: „Ich liebe Dich!“ „Ich Dich auch!“ Sie legt den Kopf an seine Brust und denkt bei sich: „Es ist so schön, dass Du echt bist!“


Oktober 2004

 

Hi Puregold

Ich muss gleich sagen, dass deine Geschichte mich nicht besonders angesprochen hat weil sie mir ein wenig zu viele Ungereimtheiten enthält.

z.B.

Die ehemaligen Freunde der Protagonistin haben all ihren Lebenswillen verloren, doch trotzdem schaut der junge Mann dem Ford hinterher:

Sehnsüchtig sieht er einen Ford Fokus nach

Demnach hat er noch Wünsche und Ziele im Leben. Und ich kann mir die selbe Frage stellen wie er:

„Ich habe eine Familie, eine wunderschöne Frau und ein kleines Kind, eigentlich müsste ich glücklich sein.“

Die junge Frau überzeugt ebenfalls nicht.
Sie hing zwar mit ihrem Leben an dieser Person, weiß aber nicht wann und wie ihre Freundschaft auseinander ging?

Wann ist unsere Freundschaft eigentlich zu Ende gegangen? Und warum?“

Sie scheint mir auch nicht sehr betroffen zu sein:

„Sie war meine einzige Freundin!“ Die junge Frau blätterte eine Seite der Illustrierten um. „Seit ich sie nicht mehr habe ist mein Leben so trostlos geworden. Ich bin so einsam ohne sie!“
Das Ganze kommt dem Leser eher gelangweilt als hilflos vor.

Die Postition des Indianers beschreibst du zwar besser allerdings kann ích seine "Gejammer" nicht verstehen.
Was für einen Job hatte er denn, als er mit der Protagonistin zusammen war? Reitlehrer? Selbst wenn, ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Protagonistin eine so einnehmende Persönlichkeit ist, dass ihr Reitlehrer sie noch nach 12 Jahren vermisst.

LG Tatam

Sehnsüchtig sieht er einen Ford Fokus nach...

Er sieht einem Ford Focus nach

Zwölf Jahre ist es nun her dass er, sein Pferd...

Zwölf Jahre ist es nun her, dass er(hier kein Komma) sein Pferd...

Fast zehn Jahre ist es nun her aber eines ist sich sicher, er wird sie wiedererkennen wenn sie ihm irgendwo begegnet.

Der Satz ist ein wenig missglückt. Du solltest lieber sagen: Fast Zehn Jahre ist es nun her, aber in einem ist er sich sicher, er wird sie...

 

Hallo Tatam!

Erstmals vielen Dank für die Fehler-Hinweise. Habe sie gleich korrigiert.

Zweitens: Warum ließt Du und antwortest Du auf Beiträge, die Dich nicht ansprechen? Es muss ja nicht jeder Beitrag jeden ansprechen.

Drittens: Was die Ungereimtheiten angeht, die Du angesprochen hast, empfehle ich Dir mal den Titel der Geschichte anzusehen. Dort ist nämlich, von mir wohl bedacht, des Rätsels Lösung versteckt. Wenn Du diesen Titel verstanden hast wird Dir vielleicht auch klar, was für Freunde das waren und welche Rolle sie im Leben der jungen Frau am Ende der Geschichte (bzw. in meinem Leben) gespielt haben.

Ich denke mal, jetzt ist vorerst genug gesagt!
Nochmals Danke für Deinen Kommentar!

puregold

 

hallo puregold

ich fand deine geschichte sehr schön und vor allem originell, auch wenn das nicht unbedingt immer ein gutes kriterium ist. in diesem falle ist es so, deine geschichte weckt ein gefühl von sehnsucht nach mehr, und die semantische ebene ist, denke ich, ziemlich eindeutig, auch, wenn du sie am ende nicht so beschreibst, was mir übrigens sehr gefällt. Geschichten sind, ebensowenig wie menschen, mathematische gleichungen, wo alles auf eine lösung hinaus läuft, musste ich auch schon bei meinen eigenen geschichten anmerken ;) naja, ich muss sagen, dass deine geschichte wirklich pures gold ist für diese seite, freu mich auf deine nächste.


gruß


shinichi

 

Ich schätze da bin ich dir wohl eine kleine Entschuldigung schuldig ;)

Ich habe den Titel gelesen, ihn aber ein wenig anders verstanden als du ihn gemeint hast :D .
Für mich sah es danach aus, dass deine Portagonistin, diese Menschen so behandelt hat als wären sie "Imaginary Friends" und sie demnach einfach links liegen lässt, wenn sie diese Menschen nicht mehr braucht.

Also nochmals: Da hab ich mich wohl in was reingesteigert :shy:.
Mach dir nichts draus.

 

Schon ok! Kann ja mal passieren! Kommt es Dir jetzt immernoch so ungereimt vor oder ergeben die Ungereimtheiten jetzt eher einen Sinn?

puregold

 

Das Ganze ergibt jetzt mehr Sinn für mich.

Wenn man sich erstmal eine Meinung über eine Geschichte gemacht hat ist es manchmal schwer sie wieder zu ändern, aber das hier war wohl eher mein eigener Fehler.

 

hi puregold!

Zweitens: Warum ließt Du und antwortest Du auf Beiträge, die Dich nicht ansprechen? Es muss ja nicht jeder Beitrag jeden ansprechen
ob das, was man liest, eine n anspricht oder nicht, merkt man erst, wenn man es liest. :schiel:
und ich denke, es ist auch legitim hier zu schreiben, wenn einem etwas nicht zusagt.
Oder willst Du aussschließlich positive Rückmeldungen, Lob?

Zur Geschichte: Du hast es geschickt gemacht, die imaginären Freunde (warum eigentlich der englische Titel?) im Titel zu verstecken, und so den Leser zum Überlgegen und MItdenken zu bringen. Allerdings führst Du den Leser auch etwas auf die falsche Fährte mit dem

Sie steht in der Küche und betrachtet die Bilder aus ihrer Jugend:
hier denkt man sofort an Fotos.

Insgesamt fällt mir auf, dass ich manchmal eine zehntelsekunde überlegen musste: wer ist sie, wer er, von wem genau redest Du grad? Man kann es erschließen, sicher, aber ...

Zwölf Jahre ist es nun her, dass er sein Pferd parallel zur Straße durch das dichte Unterholz führte. Er war immer da gewesen wo sie war,
SIE bezieht sich hier erstmal auf die Straße, nur so als Beispiel.

Ansonsten hat mir die Idee gut gefallen, die Umsetzung kann durchaus noch überarbeitet werden.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Maus!

nein, ich will nicht nur positive Rückmeldungen, aber es ist Geschmacksache, ob jemandem eine Geschichte zusagt und daher keine objektive Kritik. Ich will wissen, wie ich mich objektiv verbesser kann, nicht, was ich tun muss, damit meine Geschichten Dir subjektiv besser gefallen.
Daher Danke für den zweiten Teil Deiner Kritik. Manchmal merkt man nicht selbst, wo etwas missverständlich ist. Da hilft es echt von anderen objektiv auf solche Verwirrungen hingewiesen zu werden.

Du wolltest wissen, warum ich den englischen Titel gewählt habe: Es klang besser, harmonischer und geheimnisvoller. Ich hätte wirklich genauso gut den Deutschen nehmen können war mir aber auch etwas zu eindeutig.

Viele Grüße
puregold

 

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