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Immer Den Wolken Nach

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14.02.2004
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Immer Den Wolken Nach

Immer Den Wolken Nach

Leise und sanft weht der Wind, bringt die herbstfarbenen Blätter zum Rascheln. Ein einsamer Rabe sitzt auf einem Ast und beobachtet uns. Langsam und ungestört treiben die graublauen Wolken dahin. Hinter mir höre ich das helle Klingen des Windspiels auf der Veranda. Regungslos liegt der Weiher vor uns, scheint wie zu Eis erstarrt. Das dunkle Wasser spiegelt die Welt wider und ich erinnere mich, wie wir uns hier zum ersten Mal begegneten.
„Danny.“, sagt Melissa traurig, reisst mich zurück in die Gegenwart. Ich sehe sie an, blicke in ihre unendlich tiefen, grünen Augen. Wasser hat sich am unteren Rand gesammelt, schwappt über, als sie blinzeln muss und eine einzelne Träne rinnt ihre Wange hinunter. Vorsichtig lege ich meine Hand auf ihr hübsches Gesicht und wische sie mit dem Daumen weg. Eine Zweite folgt und ich erkenne, wie machtlos ich bin. Sie umarmt mich, lässt mich ihr langes, dunkles Haar streicheln. Es riecht vertraut und gut. Wahrscheinlich ist es das letzte Mal, dass ich es fühlen kann. „Ich werde dich nie vergessen.“, sagt sie dann und gibt mir einen zarten Kuss auf die Backe. Ein letzter Blick. Sie steht auf, durchquert alleine die weite Wiese und verschwindet dann irgendwo im goldenen Weizenfeld. Ich frage mich, ob ich sie je wiedersehen werde.
Mein Blick schweift zur Veranda. Da steht Mary, meine kleine Schwester, stützt sich an einem hölzernen Pfosten und sieht mich mit ihren kindlichen, unschuldigen Blick an. Ihr kurzes, braunes Haar flattert im Wind. Sie rennt auf mich zu und setzt sich zu mir auf die Bank. Brüderlich lege ich den Arm um ihren kleinen, zierlichen Körper. Sie lehnt ihren Kopf an mich und wir schauen uns zusammen die Landschaft an.
„Ihr habt euch getrennt, nicht wahr?“
„Ja.“
„Warum?“, fragt sie und sieht zu mir hoch. Melissa ist fremd gegangen. Vielleicht hätte ich ihr verziehen, doch sie sagte, dass es nie wieder so wäre, wie davor. Mary würde das nicht verstehen. „Was wirst du jetzt tun?“, unterbricht sie die Stille. Ich sehe zu dem Raben. Er erwidert meinen Blick, breitet stolz seine kräftigen Flügel aus und fliegt sorglos davon.
„Ich weiss es nicht.“ Aus der Ferne vernehme ich plötzlich ein immer stärker werdendes Brummen. Es ist Dads alter Pickup. Als er ausgestiegen ist, sieht er zu uns rüber, winkt noch kurz und verschwindet dann durch den Eingang zu unserem Haus. Mein Blick verharrt auf dem Wagen.
„Du wirst weggehen, oder? Du hast einmal gesagt, du würdest irgendwann weggehen.“, erinnert sie sich und ich glaube, eine gewisse Trauer in ihrer Stimme zu hören. Ich werde sie auch vermissen.
„Ja, ich werde fortgehen.“ Mary schmiegt sich an mich, hält mich fest und sieht über den Teich zum Saum des Waldes. Wir schweigen noch ein bisschen und gehen dann ebenfalls rein.

 

Clyan schrieb:
Noch ein Wort des Autors:

Liebe Leserinnen und Leser. Wie euch beim Lesen vielleicht auffallen wird, gibt es keinerlei Verbindungen zwischen dem Text und dessen Titel. Dafür gibt es eine durchaus plausible Erklärung. Dies ist nämlich nur ein Ausschnitt von „Immer Den Wolken Nach“ und zwar der erste Absatz des ersten Kapitels. Ich habe diese Geschichte schon vor langem zu schreiben begonnen, habe aber in den letzten paar Monaten keine Lust oder Ideen gefunden, um an ihr weiterzuarbeiten. Für jene, die es interessieren sollte, worin dieser Titel seine Begründung findet, möchte ich das noch kurz erläutern. Danny, der Protagonist dieser Geschichte, verlässt nach der Trennung mit seiner Freundin sein Zuhause, zieht mit dem gestohlenen Pickup seines Vaters und seinem guten Freund, Jeremy hinaus in die grosse, weite Welt, von der er noch viel zu wenig gesehen hat. Auf dem Weg, der in schlussendlich wieder nach Hause in die Arme seiner Ex-Freundin führt, erlebt er so Einiges, dass er wohl seines Lebens Zeit nicht wieder vergisst.

Ich kann mir nun gut vorstellen, dass es viele unter euch geben wird, die sagen werden, dass man nichts unfertiges veröffentlicht. Dazu kann ich nur sagen, dass ihr damit wohl vollkommen recht habt und dass ich das selbst sogar ein wenig dumm finde. Da ich aber die fertige Geschichte, wie ich denke, wohl niemals hier veröffentlichen werde, bitte ich euch, zu versuchen, diesen Plot, als Vollständig zu betrachten, auch wenn er einem vielleicht doch ein wenig abgerissen vorkommen mag. (Das ist wohl ein Widerspruch in sich!? Ignorieren!)

Grüsse, Clyan

1) Erläuterungen etc. bitte immer unter der Geschichte, darum editiert.
2) Ausschnitte/ Fragmente sind eigentlich pfui, aber ich denke, dein Text kann für sich alleine stehen.

Grüße,
...para

 

Hallo leute,

Ich muss zugeben, zuerst nicht recht gewusst zu haben, wohin ich diesen Ausschnitt hintun soll. "Alltag" fand ich doch zuuu unpassend, da es hier ja wohl etwas zu traurig zugeht, is eher eine Art Drama.
Ich fragte mich, ob man einen Ausschnitt auch als Experiment betrachten kann, habe ehrlichgesagt nicht gross darüber nachgedacht und es deshalb gleich hier reingepostet. Vielleicht wäre es bei sonstiges besser aufgehoben gewesen? keine Ahnung. Ich denke das wisst ihr wohl doch besser zu entscheiden und deshalb hätte ich auch nichts dagegen, wenn diese KG verschoben wird.

@Lukas:
Ja, ich finde auch, das es sich nach Herbst anhört, obwohl ich gar nicht beabsichtigt hatte, irgendeine Jahreszeit darzustellen. Deshalb wohl auch das goldene Weizenfeld, das ich mir einfach so vorgestellt habe und passend fand. Möglicherweisse ist das ansichtssache.
Was deine Kritik zu den Adjektiven betrifft... nun, da weiss ich nicht recht, was antworten. Das war einer meiner ersten Texte die ich zu verfassen begonnen habe und da ich jemand bin, der das Original resp. den Ursprung lieber mag, als Verändertes, wollte ich nach dieser langen Zeit wirklich nicht etwas an diesem Text anders beschreiben. Aber es könnte auch sein, das dies auf den Geschmack eines Jeden von uns ankommt, ob er diesen Schreibstil mag oder nicht.

Danke,
Clyan

 

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