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In die Ewigkeit

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21.10.2003
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In die Ewigkeit

In die Ewigkeit
von Lestat

Als er am Ende des langen Steges stand und ihm der metallisch dröhnende Wind um die Ohren pfiff, sah er ein letztes Mal vor sich, hinweg über den mit einer dunklen Metallschicht überzogenen Boden zu der weit entfernten, kalten, eisernen Stadt, deren eintönig graue Sillouhette sich vor der tiefschwarzen Unendlichkeit des Alls abzeichnete. Die künstlichen Lichter der Stadt waren so hell, dass er das Strahlen der Sterne nur wie ein weit entferntes Gesicht im Nebel war nahm. Er senkte seinen Blick wieder hinab in die breite, klaffende Metallröhre. Der Metallsteg, auf dem er stand, führte nicht einmal über ein Viertel des Durchmessers des Rohres über jenes hinweg.
Das Rohr hatte einen Durchmesser von exakt zehn Metern. An den Rand waren ringförmig Agregate angebracht, die die Stadt mit Strom versorgten. Für einen kurzen Moment schloss er seine Augen.
Während er seine Arme leicht von Körper abspreizte, ließ er sich nach vorne fallen. Er fiel nach unten, tauchte in das Rohr ein und sauste an den ersten Agregaten vorbei. Je tiefer er viel, desto schneller sausten die dicken Ringe an den Ausenwänden des Rohrs an ihm vorbei, er spürte einen prickelnden Druck in seinem Hals, der sich in einem gutturalen Schrei entlud, der nur schwerlich gegen das wabernde Poltern des Windes ankam. Er schrie weiter, bis seine Lungen zusammensackten, und der Wind, der ihm ins Gesicht schoss, verhinderte ein erneutes Luftholen, so dass er den Kopf etwas nach oben heben musste.
An den Wänden des Rohres waren außerdem runde Lichtquellen angebracht. Er hatte sich nie gefragt, wozu sie dienten. Und während er weiter durch den scheinbar endlosen Tunnel fiel, der kein Ende nehmen wollte, als ob er in einem dunklen, flimmernden Nichts endete, erblickte er die Gesichter der aus den Agregaten herauslugendenden Blauen.
Vor Ewigkeiten hatten die Menschen die Blauen von dem Planeten vertrieben. Es gab noch nie viele von ihnen, aber die mächtigsten ihrer Rasse waren eine zu große Bedrohung für die Menschen. Sie wussten zuviel. Also wurde ein Krieg des Vergessens, des Verdrängens gegen sie geführt. Ein Krieg des Übertönens. Bis die Blauen irgendwann verschwunden waren. Ausgestorben, sagte man. In Wahrheit lebten sie also in einer Art Slums in den als Agregate getarnten Wohnwaben in dem Rohr. Waren sie freiwillig dorthin gegangen? Hatte man sie dorthin verdammt? Sowohl als auch, wie er vermutete. Während er fiel, sahen sie ihm hinterher, traten bis an den Rand der Waben. Als er hochsah, traf sein Blick ein strahlend blaues Augenpaar, das aus einem friedlichen, gelblichen Gesicht leuchtete. Innerhalb einiger Sekunden waren diese Augen außer Reichweite.
Ohne seine Gedanken irgend etwas anderem zu widmen, fiel er weiter hinab. Das dunkle, flimmernde Nichts hatte sich in seinem Kopf ausgebreitet, während sein Körper sich teils noch gegen den Fall wehrte, ihn teils aber auch schon genoss. So ging es dahin, lange Zeit, bis er schließlich am Ende angekommen war.
Er schien innerlich erst an diesem Punkt wieder etwas zu empfinden. Er trat aus dem Planeten aus, aus einem gigantischen Loch, das gewiss größer war als der Durchmesser des Rohres, durch dass er so lange Zeit gefallen war. Es kümmerte ihn nicht, wie das möglich war. Als er in die endlosen Weiten des Alls eintrat, als sein Körper ohne an jegliche Naturgesetze gebunden zu sein nur auf eine scheinbar unendlich weit entfernte Galaxie zu schwebte, überwältigte es seinen Verstand wie eine große Welle einen kleinen Jungen am Strand. Er blickte nach oben, und der braune und graue Planet entfernte sich schnell. Unendliche weiße, blaue und pinke Lichterketten leuchteten und glitzerten und blinkten um ihn. Er unterschied bald nicht mehr zwischen oben, unten, links und rechts. Nach einer genußvollen Ewigkeit trieb ein formloses Licht auf ihn zu, das von blauen Sternen umspielt wurde. Gäbe es im Weltall Schwerkraft, wäre der Ausdruck "auf etwas zufallen" am treffendsten. Als er sich mit dem Licht vereinte, mit den Seelen all jener, die das Selbe Äonen zuvor getan hatten, schien sich alles ins endgültig Endlose auszudehnen. Sein Verstand existierte nur noch als solcher, sein Körper hatte sich als überflüssiges Beiwerk aufgelöst. Die Erinnerung eines jeden Menschen. Das Glück, das Leid, die Liebe und den Hass eines jeden. All das ist das Licht. Und noch mehr. Noch viel mehr. So unendlich viel mehr.

 

Hallo!

Die Geschichte wurde vom 12. bis zum 16. September 2004 geschrieben. Inspirationsquellen: Kubriks "2001 - A Space Odysse" und Muse´ "Bliss".

Hochachtungsvoll,

Lestat

 

Hallo Lestat,

erstmal Fazit: Finde ich poetisch und schön, die passende Geschichte für meine derzeitige Stimmung, gut. :) Zu "Bliss" gibt es doch auch so ein Video, wo der Sänger in die Sonne fällt oder? ;)

Hier die mittelschweren Anmerkungen:

1) Einstieg, da musst du noch mal ran. Die ersten Sätze lesen sich schwer bis unverständlich ...

2) Bruch in der Mitte : Gar nicht schön, irgendwie hat man das Gefühl, aus dem Fallen herauszukommen.

3) Die Blauen: Hm, mit Erklärung bin ich eigentlich genauso schlau wie ohne, daher würde ich empfehlen, diese ganz rauszunehmen - siehe Punkt 2

4) Keine Ahnung, ob es überhaupt möglich ist, aus einem Planeten heraus zu fallen wegen der Atmosphäre und so ... Großes Fragezeichen! NIE IST UWE DA, WENN MAN IHN AM DRINGENSTEN BRAUCHT!!! :D

Ja, das wärs eigentlich.

Grüße

Dante_1

 

Hallo Lestat

Also ich bin weniger begeistert. "Bliss" zählt rein zufällig zu meinen Lieblingsmusikvideos :dozey:

Und so schön ich es auch finde, hier im Forum mal "Muse" zu lesen zu bekommen, so unzureichend finde ich deine Umsetzung.

Im Prinzip erzählst du haargenau das Video nach (mit dem kleinen aber unverständlichen Zusatz der Geschichte der "Blauen", was man im Video nicht erfährt)

Aber ich bin nicht davon überzeugt, dass dieser Musikclip in reiner Form als Basis für eine Geschichte herhalten kann.

Er ist doch viel eher als Metapher für die im Lied versteckte Thematik gedacht. Auf diesen Metapherinhalt gehst du jedoch nicht ein.

Eine direkt Umsetzung scheitert schon an der physikalischen Unmöglichkeit solch eines Hindurchfallens durch die Erde:
a) würde der Prot nicht endlos beschleunigen, sondern ab dem Erdmittelpunkt langsamer werden, so dass er im reibungslosen Idealfall genau auf Bodenhöhe auf der anderen Seite zum Halten kommen würde
b) wäre der Erdmittelpunkt mit Null-Gravition auch komplette Luftleer(oder hätte zumindest starken Unterdruck) und lebensfeindlich

Gut, vielleicht war dir die Physik egal, aber an anderer Stelle gehst du ja auch auf sie ein:

Gäbe es im Weltall Schwerkraft, wäre der Ausdruck "auf etwas zufallen" am treffendsten.

Insgesamt finde ich den Text über weite Passagen recht schwer zu lesen. Da verstecken sich Sätze wie:
Und während er weiter durch den scheinbar endlosen Tunnel fiel, der kein Ende nehmen wollte, als ob er in einem dunklen, flimmernden Nichts endete, erblickte er die Gesichter der aus den Agregaten herauslugendenden Blauen.
mit: endlos, Ende, endete
Derartige Wortwiederholungen und umständliche Ausdrucksweisen finden sich zu hauf.

Du hast dich zwar an einer poetisch vergleichbaren Literaturumsetzung versucht, aber mMn sollte man Videos einfach Videos sein lassen, und lieber selbstständige Geschichten schreiben :shy:


mfg
Hagen

 

Ohne euren Kritiken, die allesamt berechtigt sind, den Wind aus den Segeln nehmen zu wollen: Die Geschichte, so wie das Video auch, sind lediglich metaphysisch gemeint. Man stelle sich den Prot. als Stellvertreter der gesamten Menschheit vor...

Greetz,

Lestat

 

So, metaphorisch gemeint ist das. Na, dann springt halt die ganze Menschheit in einen Abgrund. Das ist ein bisschen wenig, und die bildhaft beabsichtige Sprache lässt in meinem Kopf leider keine Bilder entstehen (ich kenne auch besagtes Video nicht). Somit bietet die Story für mich weder direkt noch meta irgendeine Spannung oder irgendetwas von Interesse. Da bleibt einfach zu vieles Stückwerk (wie die "Blauen"), das alles oder auch nichts bedeuten kann. Sprachlich wurde ja bereits einiges angemerkt. Ich schließe mich dem an. Hauptsächlich aber sind es inhaltliche Ungereimtheiten (d.h. der Autor hat geschrieben ohne selbst zu hinterfragen), die mir aufstoßen:
- "exakt 10 Meter Durchmesser". So, hat "er" nachgemessen?
- "Innerhalb einiger Sekunden waren diese Augen außer Reichweite." Hast Du nachgerechnet? So schnell, wie man fällt, kann man die Augen vermutlich gar nicht erkennen. Hast Du mal versucht, aus einem fahrenden Zug heraus einen Gegenstand zu fixieren, der 5 m entfernt ist und klein wie ein Gesicht?
- ab einer gewissen Fallgeschwindigkeit bekommt man aufgrund des Unterdrucks keine Luft mehr und erstickt.
- "Gäbe es im Weltall Schwerkraft" - Es gibt *selbstverständlich* Schwerkraft im Weltall. Überall, wenn auch vielleicht recht gering.
Aber an dieser Stelle hat die Story sowieso endgültig jeden Realismus verloren. Das ändert aber nichts daran, dass mir physikalische Fehler auf dem Weg dorthin negativ auffallen.
Sprachlich möchte ich nur den ersten Satz exemplarisch hervorheben: Man muss ihn mehrmals lesen, um ihn zu kapieren, und dann stellt man fest, dass er eigentlich gar nicht viel aussagt. Verschachtelte Nebensätze sind nie ein guter Einstieg.

Fazit: sprachlich nicht gelungen, inhaltlich irrelevant.

Uwe
:cool:

 

Hallo

Worum geht es in dieser Geschichte eigentlich :confused: ?? Um einen Mann, der durch einen Planeten hindurchfällt, um sich am Ende seines Falls mit einer wie auch immer gearteten Weltseele zu verbinden? Wo besteht denn da die Verbindung zu "2001"? Vielleicht fehlt mir ja der Hang zum Kitschigen, aber diese Geschichte sagt mir überhaupt nichts. Sorry Lestat :( .

André

 

Hey, Lestat!
Eine schoene Geschichte. Unser aller Leben ist ein endloser Fall. Ein boderloser Abgrund. Irgendwie traurig... aber wahr...

 

Hallo!

Sehr schön geschrieben, mal eine interessante SF Variante des Übergangs in den Tod, mit
den klassischen Bildern vom scheinbar endlosen Tunnel, an dessen Ende das Licht der Ewigkeit wartet.
Meiner Meinung nach auch nicht kitschig, höchstens der letzte Satz ist vielleicht etwas
gefühslüberladen.
Allerdings hätte auch ich an deiner Stelle auf die physikalischen Ausführungen eher verzichtet, insbesondere an den Stellen, an denen du den Körper deiner Hauptfigur erwähnst.
Es ist halt doch verwirrend, warum es ihn nicht spätestens beim Austritt aus dem Planeten in tausend Stücke zerfetzt.
Hättest du ihn von Angang an körperlos gestaltet, würdest du dem Leser diese Verwirrung ersparen, an der Story würds ja nicht viel ändern.
Die restlichen Fehler bezüglich der Physik finde ich verzeihbar, der Schwerpunkt der Story liegt ja auch eindeutig nicht auf Science, sondern Fiction.

Achso: Die Blauen. Haben mich spontan an Alfred Kubins "Die andere Seite" erinnert, hier gibt es auch ein Volk von mysteriösen "Blauen". Diese bleiben bei Kubin ähnlich undurchsichtig wie bei dir, trotzdem würde ich in deinem Fall ebenfalls empfehlen, sie entweder zu entfernen oder etwas näher zu erläutern: welche Rolle nehmen sie im Verlauf des Übergangs ein, warum beobachten sie usw.
Ein kurzer Satz könnte hier dem Leser erneut viel unnötiges Rätselraten sparen. Oder bin ich zu blind für die Metapher?

Sonst, wie gesagt, schlicht und einfach schön. Meinetwegen weiter so.

So, noch kurz eine Anmerkung meinerseits bezüglich der Schwerkraft im Weltall, vielleicht interessierts ja irgendwen:

Es gibt *selbstverständlich* Schwerkraft im Weltall. Überall, wenn auch vielleicht recht gering.

Das ist so natürlich nicht falsch, allerdings verlieren Schwerkraftfelder mit der Entfernung zum Schwerkraftverursacher (Planet) exponentiell (quadratisch) an Stärke.
Daher kommt man zwar theoretisch wirklich nie komplett aus dem Schwerkraftfeld eines Planeten heraus, dennoch erreicht man relativ schnell Punkte, an denen die vorhandene Schwerkraft so gering ist, dass man sie vernachlässigen kann.
Hier spricht dann auch der Physiker vom gravitationsfreien Raum.

Wenn jemand also frei durch den Weltraum treibt, ist dass also nicht grundsätzlich falsch, und kann sogar auf zwei Arten stattfinden:

1. Wie oben: Man ist so weit von jeder Schwerkraftquelle entfernt, dass die Kräfte so gering werden, dass sie irrelevant sind.

2. Man befindet sich auf einer stabilen Umlaufbahn. Hier ist man zwar eindeutig noch im Schwerkraftfeld eines Planeten o.ä., allerdings ist die auf den Körper wirkende Zentrifugalkraft identisch mit der Anziehungskraft, so dass man von beiden nix merkt.
Das ist z.B. der Fall bei den Astronauten im SpaceShuttle, und auch der Grund, warum uns der Mond nicht auf den Kopf fällt.

So, genug Klugscheisserei.

Zum Schluss noch zwei Rechtschreibfehler, will ich dir sicher nicht vorhalten, bloß das du siehst, dass ich gründlich gelesen habe:

Agregate
Aggregate
Je tiefer er viel,
Man viel fallen, ob man tief vielen kann, weiß ich nicht. :-) Eine Zeile drüber ists noch richtig...

Schönen Gruß, Charousek

 

Hallo Lestat,

vielleicht kann man die Geschichte ja auch ganz kurz mit folgender Analogie erklären:
So wie Muse auf "Origin of Symmetry" die Gesetze der Musik ausser Kraft setzen wollen, will diese Geschichte die Gesetze der Physik zertrümmern. Ich muss zugeben, wenn man das Video kennt (aber auch nur dann!) hat die
Geschichte was.

LG, Prozac

 

Ich muss zugeben, wenn man das Video kennt (aber auch nur dann!) hat die Geschichte was.
Hallo Prozac.
Ich besitze bereits seit geraumer Zeit keinen Fernseher mehr, bin daher auch nie in den Genuss gekommen, das angesprochene Musikvideo zu sehen.
Wie du aber meinem vorigen Beitrag entnehmen kannst, konnte ich mit Lestats Geschichte trotzdem was anfangen. Vielleicht hat meine Unkenntnis der Grundlagen mich zu einer Fehlinterpretation der Geschichte geführt. Trotzdem war es für mich anregend, sie zu lesen.
Vielleicht hat aber auch gerade die Tatsache, dass ich das Video nicht kenne mir ermöglicht, die Geschichte unvoreingenommener zu lesen, und mir im Anschluss selbst meine Gedanken dazu zu machen.
Wie gesagt, vielleicht hat mich das zu einem anderen Ergebnis als dem des Videos gebracht. Vielleicht ist es aber auch gerade das, was Lestat erreichen wollte.
Die Gesetzte der Physik zertrümmern wollte er sicher nicht, und ich finde in so einer Geschichte steht ihm die Freiheit, von der Schulphysik abzuweichen durchaus zu.
Schoenen Gruß, Charousek

 

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